Gefühle
“Argh, der bringt mich noch ins Irrenhaus, der bringt mich um!” gab Ace von sich und wuschelte sich selbst durch die Haare, ehe er zur Tür, hinter sich blickte und vorsichtig heraus linste, in der Hoffnung, der jüngere hätte inzwischen seine Kleidung wieder am Körper oder sich wenigstens eine Decke übergeworfen.
Fehlanzeige.
Ruffy lag, alle viere von sich gestreckt und immer noch nackig auf dem Bett.
“Oh man..” seufzte Ace, zog sich wieder zurück ins Badezimmer und setzte sich an die Tür angelehnt auf den Boden. Dann müsste er wohl heute hier bleiben, bis morgen früh wenn es sein musste. Hoffentlich hatte Ruffy sich dann endlich wieder angezogen.
Eine ganze weile verging, dann klopfte es an der Tür.
Ace zuckte zusammen, da er doch schon etwas in dieser Position eingedöst war. “Alles in Ordnung?” fragte eine Stimme hinter der Tür und Ace wusste dass es Ruffy war, der da sprach.
“Ja, alles in Ordnung..” meinte Ace leise und seufzte tief. “Kann ich reinkommen?” hakte Ruffy nach und Ace seufzte tief, blieb aber dennoch sitzen.
“Wenn du wieder Kleidung trägst, kannst du reinkommen..” erklärte der ältere ruhig und stand langsam auf.
Vorsichtig öffnete sich die Tür und Ruffy trat langsam ein. Er trug immer noch fast nichts, aber wenigstens hatte er seine Shorts an. Sofort lehnte sich Ruffy von innen an die Tür und blickte Ace ernst an. “Also, was sollte das gerade?” fragte er nun und schaute seinen Bruder an.
“Was sollte was?” fragte Ace verdutzt. Großartig, jetzt steckte er mit Ruffy hier drin fest und der würde ihn nicht raus lassen, bevor er die antwort bekommen hatte, die er hören wollte. Dafür kannte er ihn gut genug.
“Warum bist du geflüchtet?” hakte Ruffy nach und verschränkte die Arme. Ace blickte zur Seite und wuschelte sich durch die Haare, dann schaute er ihn wieder an.
“Ruffy, weißt du… Nargh, dass ist alles unheimlich kompliziert.. Sagen wir einfach, ich mags nicht mehr, okay?” hakte er nach und hoffte dass der Strohhutjunge darauf einging, doch falsch.
“Nein Ace, jetzt sag schon!” sprach Ruffy energisch und machte einen Schritt auf ihn zu. “Komm schon Ruffy, das können wir doch auch ein anderes mal klären!” brachte Ace heraus und drückte sich nach hinten an die Wand.
Es war ein Fehler gewesen, Ruffy hier hineinzulassen. Jetzt kam der Moment, vor dem Ace sich schon immer so lange gefürchtet hatte, doch einen wirklichen Ausweg würde es nicht geben. Nicht jetzt.
Nach wie vor besessen davon, das jetzt zu erfahren, ging Ruffy weiter auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. “Warum sagst du mir nicht die Warheit? Vertraust du mir nicht mehr?” fragte Ruffy plötzlich ungewöhnlich ernst.
Stille trat ein. Eine unangenehme Stille. Ja.
Was war mit ihm los? Warum hatte er solche Angst Ruffy diese Worte zu sagen? Vertraute er ihm etwa wirklich nicht?
War er in der letzten Zeit, so besessen von dem Gedanken gewesen dass Ruffy ihn hassen würde, dass er es gar nicht in betracht gezogen hatte, dass er ihn womöglich doch nicht hassen würde?
Vielleicht war jetzt der richtige Augenblick dazu gekommen, zumindest den ersten Schritt zu wagen. Sonst würde er nie erfahren, wie sein Bruder wirklich darauf reagieren würde.
Vorsichtig beugte die Feuerfaust sich vor. “`Bitte, erwürg mich nicht gleich dafür..” sprach Ace leise und küsste den jüngeren vorsichtig, dennoch nicht auf den Mund sondern nur auf die Wange.
Verdutzt blickte der Strohhutjunge ihn an und griff an die Stelle, ehe er breit smielte. “Wieso sollte ich dich hassen, ist doch okay, wir sind doch Brüder!” smielte er und innerlich seufzte Ace tief.
Jetzt hatte er sich so weit getraut und Ruffy interpretierte es völlig falsch. Er interpretierte es als Freundschaftlichen kuss und glaubte nun es war ihm einfach unangenehm, Ruffy so zu sehen, weil sie Brüder waren.
Aber wer weiß. Vielleicht sollte es einfach noch nicht so sein. “Dann ist ja gut, gehen wir etwas Essen? Ich versuch deine Klamotten schnell trocken zu kriegen..” erklärte Ace lächelnd.
Doch er lächelte nur äußerlich. Innerlich war ihm ganz anders zu mute, denn er war schwer davon getroffen, dass Ruffy es nicht verstand und die Angst vergrößerte sich noch mehr, da ihm bewusst wurde, dass Ruffy es vielleicht niemals verstehen würde.
