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Shit Happens

Vampire haben's auch nicht leicht
von

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Der mitternächtliche Besucher

Anmerkung: Setsuna
 

„NEIN!!!“

Schweißgebadet erwachte ich und bemerkte, dass ich mich senkrecht in meinem Bett aufgerichtet hatte. Ich warf einen raschen Blick auf die Uhr – es war kurz nach Eins, also mitten in der Nacht. Ich atmete einmal tief durch und wischte mir mit dem Handrücken den kalten Schweiß aus meiner Stirn. Ich hatte geträumt – von der kleinen Lady. Die Ereignisse des Tages, genauer gesagt, die Tatsache, dass Chiyo unseren Mondpriestern die ganze tragische Geschichte der kleinen Lady schilderte, ließen in mir auch die alten, verdrängten Emotionen aufwallen. Ich wusste nicht, was schlimmer war; die Tatsache, dass ein unschuldiges Kind sterben musste oder aber dass ich mich nicht von ihr verabschieden konnte. Ich konnte diese Frage nicht beantworten, egal wie sehr ich mir auch das Hirn zermarterte. Nariaki… Warum hatte er das nur getan? Nun, sei es wie es sei… Auch darauf würde ich wohl auch so schnell keine Antwort erhalten. Ich konnte ihn ja schlecht fragen, oder?
 

Ich entschied mich dafür, in die Küche zu gehen und ein Glas frisch gepressten Orangensaft zu trinken. Ich grübelte auch kurz darüber nach, ob ich mir schnell eine Gurke einpfeifen sollte, entschied mich im letzten Moment aber dagegen. Die Köstlichkeit befand sich schon in meinen Händen, doch dann kam mir der Gedanke, dass Essen um diese Uhrzeit schnell auf die Hüften ging, also entschied ich mich zum Wohle meiner sommerlichen Bikinifigur dagegen. Glück gehabt, Gurke! Du hattest dir bis zum Morgengrauen noch eine Galgenfrist verdient. Als ich das grüne Gemüse wieder in seine Schale gelegt hatte, setzte ich mich auf den nächstbesten Stuhl. Ich schloss halbwegs die Augen und versuchte abzuschalten, doch das gelang mir eher schlecht als recht. Und plötzlich riss mich ein schabendes Geräusch aus meinem Halbschlaf.

„Was zum-!“

Schneller als ich blinzeln konnte, stand ich aufrecht in der düsteren Küche, hatte ich mir doch nicht die Mühe gemacht, das Licht einzuschalten. Nun bedauerte ich meinen Impuls des plötzlichen Aufstehens, denn mir kam der Gedanke, dass ich unseren Eindringling somit auf mich aufmerksam gemacht haben konnte. Und tatsächlich; ich hörte keine Geräusche mehr. Ich blieb noch einige Minuten stehen und versuchte so leise wie möglich zu atmen. Dann entschied ich, dass ich überreagiert hatte und setzte mich wieder hin. Es war sicherlich eine von den Katzen, die ich da gehört hatte. In der kurzen Zeit die ich bereits hier war, hatte ich schnell begriffen, dass die kleine Killer gern so manch nächtliche Wanderung unternahm. Anfangs hatten wir Hotaru sprichwörtlich von der Decke abkratzen können, da sie als Erste das Vergnügen hatte, nachts Besuch von der Vampirkatze zu bekommen. Doch mittlerweile hatte sich das stark gebessert. Ja, sicherlich war es Killer. Wer sollte es auch sonst sein? Eleane, unsere neue Verbündete, hatte Chiyos Haus schließlich abgeschirmt; hier kam keiner so schnell rein, ohne dass sie davon Wind bekam. Hastig trank ich auch die letzten Schlucke meines Saftes und wollte mich gerade auf den Weg zurück in mein Zimmer machen, als ich wieder ein polterndes Geräusch hörte, ganz leise. Okay, ich glaube, jetzt war doch ein bisschen Panik angesagt. Zumal ich Killer direkt vor mir sah – sie lag in einen der Ledersessel und döste genüsslich vor sich hin! Himmel… Warum passierte sowas immer mir? Erst wollte ich die anderen wecken, entschied mich dann aber doch dagegen. Mir fielen erneut die Banne ein und daher konnte es wohl nichts Schlimmes sein. Auf Socken schlich ich den Flur entlang und hörte hinter mir die Türe Richtung Garten zufallen – ganz leise, aber dennoch, da war ein Geräusch. Also war unser Besucher schon wieder auf der Flucht, na dem würde ich Beine machen!
 

Draußen angekommen bereute ich, dass ich mir nichts übergezogen hatte. Hier stand ich nun; mit dünner Jogginghose, Top und in Socken. Nicht zu vergessen die wehenden Haare im Wind, es war doch recht windig in dieser Nacht. Vorsichtig machte ich mich auf die Suche. Wie auf Samtpfoten huschte ich durch das dichte Gebüsch. Also wirklich; Chiyo verbat mir Biogemüse anzubauen, aber selber hegte sie hier das reinste Unkraut. Pah! Na ja, wie auch immer… Ich hatte Wichtigeres zu tun, um das ich mich ärgern konnte. Wo war dieses ‚Etwas’ denn nur hin verschwunden?? Hinter Chiyos Garten in Richtung des angrenzenden Waldes wurde ich fündig. Und was ich da sah, gefiel mir so gar nicht. Vor diesem Wald saß eine Gestalt auf einem Stein. Ich konnte sie nicht genau erkennen, doch ich vernahm, dass sie einen schwarzen Mantel trug. Hm, bestimmt Leder. Ich war mir dessen so sicher, weil ich in letzter Zeit so viele Lederfans traf. Ja, mit Vampiren war es doch immer lustig… Aber was mich noch mehr beunruhigte als dieser potenzielle Lederfetischist war diese wankende Gestalt, die da aus Chiyos Garten stapfte. Und in ihren zittrigen Händen trug sie die immer noch bewusstlose Ami! Oh nein, was sollte ich nur tun?

„Das hast du gut gemacht“, sagte die sitzende Gestalt zu der anderen.

„Danke, Meister“, kam es monoton zurück.

„Du warst immer ein guter Schüler. Es ist fast schon schade, dass ich dich an meine Schwester abgetreten habe.“

Nun stand der Erste auf und beugte sich über Ami. Als er seine Hände anhob, was mir verdammt nochmal nach Zauber aussah, konnte ich nicht mehr an mich halten und stürzte aus meinem Versteck. Mit einem Krach, der so manchen Elefanten neidisch werden ließ, kam ich schlitternd vor diesen beiden Eindringlingen zum stehen.

„Hey! Ihr übergebt mir sofort Ami, sonst-!“

„Sonst was?“, fauchte mich der Typ mit funkelnden Augen an. Er hatte sich so hastig umgedreht, dass ich unweigerlich einige Schritte zurückwich.

„N-nariaki…?“

Er seufzte.

„Setsuna… Du solltest nicht hier sein.“

Und damit war das Gespräch für ihn anscheinend beendet, denn er drehte sich wieder zu Ami und führte sein Zauber-Dingens fort. Also, ich muss schon sagen… Der ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Immer noch leicht verdattert, was Chiyos Bruder hier zu suchen hatte, wandte ich mich der anderen Gestalt zu. Und wie sollte es anders sein? Natürlich kannte ich auch diese.

„Genba? Was machst du hier draußen? Du solltest jetzt im Bett sein!“

Er reagierte nicht sonderlich auf mich. Seine violetten, trüben Augen stierten einfach weiterhin stur geradeaus.

„Er wird dir nicht antworten, da er dich nicht hören kann.“

„Oh.“

Hartnäckig unterdrückte ich den Drang mit den Augen zu rollen – ich konnte nur mühsam widerstehen.

„Was hast du mit ihm gemacht? Und was machst DU eigentlich hier?!“

Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, wandte er sich nicht von Ami ab, als er mir antwortete.

„Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen.“

Also, das ist doch… Der war ja noch nie besonders gesprächig, aber das hier schlug dem Fass wirklich den Boden aus. Ich meine, nicht dass ich Nariaki besonders gut kannte, es war einfach nur… Er war mal anders. Es musste schrecklich für Chiyo sein, wie sich ihr Bruder zum Negativen verändert hatte. Als hätte er meine Gedanken gelesen, zuckte er kurz zusammen und unterbrach für einige Sekunden seine Arbeit an der armen Ami. Er warf mir einen knappen Blick zu, den ich nicht so recht einsortieren konnte. Seine Augen waren nicht im Kampfmodus, sie waren von diesem Goldschimmer durchdrungen, aber irgendwas in ihnen ließ sie dennoch kalt erscheinen, trotz der warmen Farbe. Nachdem er sich wieder an seine Arbeit machte, wurde mir bewusst, dass er tatsächlich meine Gedanken las – wie konnte ich das nur vergessen?

„Hm.“

„Ach, hör auf damit. Ich mag es nicht, wenn du das tust!“

Wie ein kleines Mädchen stampfte ich mit dem Fuß auf und rutschte beinahe aus, da ich ja nur Socken trug und es hier draußen doch ziemlich matschig war. Er warf mir doch tatsächlich einen kurzen belustigten Blick zu und seine Augen leuchteten auf.

„Du hast dich nicht verändert, kleine Setsuna.“

Motzig setzte ich mich auf den großen Stein, auf den er zuvor auf Genba gewartet hatte. Dieser starrte immer noch geradeaus. Hm, ob er wohl umfallen würde, wenn ich ihn anstieß? Da ich Nariaki nicht von Ami wegbugsieren konnte, weil ich nicht die geringste Chance gegen ihn hatte, entschloss ich mich, sein Werk so gut es ging zu beobachten. Seine Handflächen leuchteten in einem schillernden Blau auf und ich vernahm wie ein pulsierender Energiestrom von seinem Körper in den der Sailor Kriegerin strömte. Er versorgte sie mit Energie. Ich hielt es nicht mehr aus, zu viele Fragen durchfluteten meinen Kopf.

„Warum tust du das? Hat deine Gefährtin sich nicht extra die Mühe gemacht, ihr die Energie abzunehmen? Oder heilst du sie nur deshalb, damit sie ihr noch mehr absaugen kann? Los, antworte gefälligst!“

Chiyogleich verzog er die Augenbrauen.

„Du würdest es eh nicht verstehen. Sagen wir einfach mal, ich kann es mir jetzt nicht LEISTEN, noch eine Sailor Kriegerin zu verlieren. Zumindest noch nicht.“

Hui. Wir waren ja mal wieder größenwahnsinnig. Natürlich hatte er auch diesen Gedankengang aufgenommen und ich bereute es fast auch schon ein bisschen, diesen überhaupt gesponnen zu haben.

„Was weißt du schon?“

Und wieder warf er mir einen seiner berühmt berüchtigten gequälten Blicke zu.

„Gar nichts. Deswegen verlange ich ja Antworten.“

„…“

„Na, komm schon. Ich dachte eigentlich, dass wir uns lang genug kennen, dass du mir vertrauen kannst.“

„Was heißt hier lange kennen? Ja, ich habe dich als kleines Mädchen gerettet, als du mit dem Weltentor rumgespielt hast, aber das war es auch schon. Wir haben uns ansonsten nur wenige Male gesehen. Und überhaupt; ich will dir gar nicht vertrauen und du solltest dies ebenfalls nicht. Vergiss nicht - ich bin der Feind, der Verräter.“

„Nariaki…“

„… Geh ins Bett. Wenn ich fertig bin, lasse ich Genba Sailor Merkur wieder in ihr Bett bringen und sie wird morgen wieder erwachen, als ob ihr niemals Energie abgezapft wurde. Du wirst vergessen, was du gesehen hast – die beiden hier kriegen eh nichts mit und ihr werdet alle wieder glücklich und zufrieden sein, verstanden?“

Ich runzelte lediglich die Stirn.

„Interessant, dass du dir das alles so einfach vorstellst.“

Wie von der Tarantel gestochen beugte er sich zu mir und drohte mir mit seinem Zeigefinger.

„Wie gesagt, ich kann es mir nicht leisten, dass irgendetwas schief geht. Wenn Genba nicht so viel Krach beim Verlassen des Hauses gemacht hätte, hättest du doch sowieso nichts von all dem hier mitbekommen, oder?“

„Da ist was dran…“

Nachdenklich strich ich mir über den imaginären Ziegenbart.

„…Also hast du Genbas Geist kontrolliert, um ihn Ami zu dir schaffen zu lassen, da du durch Eleanes Banne nicht selbst in das Haus eindringen kannst.“

Er gab irgendeinen Ton von sich, den ich wohl in der Kategorie ‚Ja’ einsortieren konnte.

„Ich muss schon sagen, das ist genial!“

„Setsuna… Was habe ich dir gerade gesagt…?“

„Nein, ich mein das ernst! So kriegt keiner mit, dass eigentlich du das Haus infiltrierst. Also, auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Da hast du Eleane ganz schön ausgetrickst.“

„Sie weiß, dass ich hier bin.“

„Und eine Hexe von ihrem Rang auszutrick- Moment mal, was hast du da gerade gesagt?“

„Das hast du schon richtig verstanden. Eleane lässt sich nicht so einfach umgehen.“

„A-aber…“

„Warum sie nichts gegen meine Anwesenheit unternimmt? Weil sie weiß, dass ich keinen Schaden anrichte, zumindest diesmal.“

„Aber dann hättest du doch auch durch die Banne gekonnt, oder?“

„Nein.“

Er schüttelte seinen Kopf und einige Strähnen fielen ihm in die Augen.

„Sie hätten trotzdem angeschlagen. Lass es mich so erklären… Mit dieser Methode konnte ich zumindest verhindern, dass Chiyo von meiner Anwesenheit Wind bekommt. Das heißt zumindest soweit, in wie weit DU den Mund hältst.“

Skeptisch blickte ich zu der auf der am Boden liegenden Ami. Nariaki hatte mit seinem Energietransfer geendet und sie hatte doch tatsächlich etwas mehr Farbe im Gesicht.

„Und ihr wird es wirklich wieder besser gehen?“

„Ja.“

„Dann schweige ich.“

„Danke.“

Ich lächelte aufmunternd.

„Ich habe zu danken.“

Er wollte sich gerade umdrehen und in den Weiten der Nach verschwinden, als ich ihn am Ärmel packte und die alles entscheidende Frage stellte.

„Warum… WARUM hast du der kleinen Lady das Leben genommen?“

Er drehte sich um und musterte mich. Dann verzog er seine schmalen Lippen zu einem fiesen Lächeln.

„Weil ich es wollte!“

Dann schnippte er mit den Fingern.

„Genba! Bring das Mädchen in ihr Zimmer!“

„Jawohl, Meister“, kam es leise zur Antwort.

Und dann verschwand er und ich blieb in meinem nun eingesauten Jogginganzug zurück. Verzweifelt kämpfte ich gegen die aufkommenden Tränen an und rannte zurück in mein Zimmer.



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