Vergangenheit in der Zukunft
Vergangenheit in der Zukunft
„Doitsu... Doitsu? Doitsu, Doitsu, Doi-“
„Was?“, knurrte Ludwig und sah widerwillig von seinem Buch auf.
Feliciano erwiderte seinen scharfen Blick mit einem arglosen Lächeln. „Darf ich dich Doitsu nennen, Doitsu?“
„Du nennst mich doch schon seit Ewigkeiten so! Wieso fragst du gerade jetzt?“
Verwirrt legte Feliciano den Kopf schief. „Ich kann damit aufhören, falls es dich stört, Doitsu.“
„Es ist mir ziemlich egal, wie du mich nennst“, erwiderte Ludwig ungehalten. „Aber es wäre schön, wenn du mich einfach mal in Ruhe lassen würdest. Ich versuche, zu lesen.“
„Okay, Doitsu“, erwiderte Feliciano großzügig und baumelte mit den Beinen. Er saß neben Ludwig auf einer alten Holzbank und sah zu, wie die Sonne hinter den Bäumen langsam unterging.
Schweigend blätterte Ludwig eine Seite weiter, völlig in seine Lektüre vertieft. Nachdenklich beobachtete Feliciano, wie seine Augen über die Wörter huschten. Sie waren schmal und kalt geworden, als er aufwuchs, und allzu oft lag eine Härte darin, die Feliciano Angst machte und ihn glauben ließ, er habe seine erste Liebe für immer verloren.
„Doitsu?“
„Hmm?“
„Spielen wir Fußball?“
„Nicht jetzt“, erwiderte Ludwig schroff, ohne aufzublicken.
Er hatte keine Ahnung, wieso Feliciano ihn ständig störte. Jedes Mal, wenn er ihn ansprach und Ludwig zu ihm aufsah (oder zu ihm hinunter, je nachdem), hoffte er, Erkennen in seinem Blick zu sehen. Erstaunen. Doch so oft er es auch versuchte, nie sah Ludwig in ihm etwas anderes als seinen feigen, nutzlosen Verbündeten. Ein bisschen zu emotional. Ein bisschen verrückt.
Irgendwann musste Ludwig sich doch erinnern, dachte er. Irgendwann musste ihm wieder einfallen, wer der Mann vor ihm gewesen war, als er ein Kind war. Vor allem musste ihm wieder einfallen, wer er selbst gewesen war.
Doch es geschah nie.
„Doitsu?“
Ludwig grummelte etwas verärgertes, doch bevor er nachfragen konnte, was nun schon wieder los war, hatte Feliciano beide Arme um ihn geschlungen und drückte ihn an sich.
Er spürte, wie der kräftige Körper sich bei seiner Berührung verkrampfte. „W-was soll denn das?“
„Ich hab dich lieb, Doitsu“, erwiderte Feliciano wie selbstverständlich.
Unbeholfen schob Ludwig seine Arme beiseite. „Lass das bitte sein. Es ist mir unangenehm.“
Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. Zufrieden ließ Feliciano ihn los und klopfte sich im Geist auf die Schulter. Der Junge, den er geliebt hatte, mochte für immer verschwunden sein, mitsamt seinem Charakter, seiner Stimme und seinen Augen.
Doch das beschämte Erröten auf seinen Wangen, wann immer sie sich berührten, war noch da.
(Das wars. *zitter*
Danke für alle Reviews. Ich hätte nie gedacht, dass die Geschichte so gut ankommt (ja, für meine Verhältnisse war das hier sehr gut). Danke dafür. Es tut mir Leid, diese Fic jetzt zurück zu lassen. Ich werde sie vermissen ^^"
Vielleicht bis bald, liebe Leser.)