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Weihnachtsessen bei Edelsteins

Indirektes HRExChibitalia
von

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Krieg im Frieden

(Vorsicht, ein Volkslied bzw. Weihnachtslied. Vergebt mir, aber der Grundgedanke der Geschichte war dieses dumme Lied, und das will ich jetzt nicht rausstreichen.)
 

„Also, Ludwig“, seufzte Roderich und versuchte, nicht allzu resigniert zu wirken. Der Name klang bei ihm so viel weicher, als wenn Gilbert ihn aussprach. „Kennst du ein Lied? Ein Weihnachtslied vielleicht?“

Ludwig nickte nur.

„Glaub bloß nicht, ich hätte ihm gar nichts an Kultur beigebracht“, feixte Gilbert, den Elizavetas Standpauke offenbar nicht (zumindest nicht lange) beeindruckt hatte, und ließ sich auf das Sofa im hinteren Teil des Salons fallen. Francis nahm neben ihm Platz, während Antonio noch schnell Romano einschärfte, während des Singens keine unanständigen Geräusche zu erzeugen.

„Hervorragend“, sagte Roderich und ließ sich vor seinem Flügel nieder, während Elizaveta die Klappe öffnete. „Ich begleite dich.“

Erneut nickte Ludwig knapp und warf einen letzten Blick zu Gilbert hinüber, der die Schultern hochzog und grinste.

Roderich holte tief Luft und spreizte die langen Finger über den Tasten. „Was willst du singen?“

„Willst du nicht mit aufs Sofa, Chibitalia?“

Bevor Feliciano antworten konnte, zog Francis ihn auf seinen Schoß. Romano neben ihm auf Antonios Schoß versuchte, seinem Bruder gegen das Schienbein zu treten, ohne dass es auffiel. Vergeblich – er traf zwar, doch Antonio sah es und wies ihn empört zurecht, was Romano allerdings nicht beeinflusste.

Schniefend rutschte Feliciano wieder nach unten auf den Boden und wollte sich gerade ein hübsches Plätzchen in seiner Lieblingsecke suchen (er hockte oft hier, wenn Roderich spielte) – doch in eben diesem Moment drang Musik an seine Ohren und er fror in der Bewegung ein, um mit leicht geöffnetem Mund zu lauschen.

Ludwig sang mit sehr ernstem Gesicht. Seine Stimme war nicht ganz so kräftig, wie wenn er sprach, er schien sich ein wenig zu genieren. Erst zum Ende hin klang er überzeugter von sich selbst.
 

„Morgen kommt der Weihnachtsmann,

kommt mit seinen Gaben.

Trommel, Pfeifen und Gewehr,

Fahn' und Säbel und noch mehr,

ja, ein ganzes Kriegesheer

möcht' ich gerne haben.“
 

Das Lied war nicht so schwermütig wie die, die Elizaveta zu Weihnachten sang, und das gefiel Feliciano, ohne dass er sich bemühte, den Text zu verstehen.

Bei Ludwigs letztem Wort vergriff sich Roderich. Seine Finger verrutschten dorthin, wo er sie sicher nicht hatte haben wollen, und führten zu einem krummen Akkord, bei dem Feliciano das Gesicht verzog, als habe er Zahnschmerzen. Roderich verspielte sich nie.

Unter den Blicken aller Anwesenden (außer denen Romanos, der gerade versuchte, unbemerkt den Ziersäbel an Antonios Gürtel zu entwenden) stand Roderich auf, so hastig, dass er seinen Hocker nach hinten umstieß. Er hielt das Gesicht abgewandt, als er sich umdrehte und mit großen Schritten den Raum verließ.

Niemand rührte sich, bis auf Elizaveta, die ein entrüstetes Schnaufen von sich gab und Roderich folgte.

„Was war los?“, erkundigte sich Antonio und drückte Romano liebevoll an sich.

„Was weiß ich?“, erwiderte Gilbert und zuckte die Achseln. „Kauziger Aristokrat. Komm her, West.“

Ludwig warf einen ratlosen Blick auf die Tür, durch die Elizaveta und Roderich verschwunden waren, und ging dann hinüber zu Gilbert, der nach seiner Hand griff und ihn neben sich auf die Armlehne zog.

„Langsam, West“, sagte er amüsiert, als Ludwig einen Schritt von ihm entfernt taumelte und beinahe umknickte. „Was ist denn los mit dir?“

Verwirrt und unwillig schüttelte Ludwig den Kopf und reagierte nicht, als Gilbert ihm lachend durch die Haare fuhr.

Feliciano betrachtete Gilberts blasse Finger in den kurzen, blonden Haaren und Ludwigs Augen, die ins Leere starrten. Das gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht.

Niemand achtete auf ihn, als er sich abwandte und den Raum verließ.
 

Hinter der Tür am anderen Ende des Ganges war Elizavetas aufgeregte Stimme zu hören. „Lieber Himmel, du kannst doch nicht einfach so verschwinden, Roderich! Es sind deine Gäste!“

„Ganz genau, das sind sie!“, fauchte Roderich zurück. Feliciano, der an der Tür lauschte, zuckte zusammen. Er hatte seinen Arbeitgeber nie so außer Fassung erlebt.

„Sie sind meine Gäste, und so sollen sie sich gefälligst auch benehmen! Was Gilbert tut, ist doch wirklich...“

„Was hat er denn gerade eben getan? Nichts! Ludwig hat ein Weihnachtslied gesungen!“

„Aber was für eins! Hast du auch nur ein Wort verstanden, Elizaveta? Es ging um die Lust am Krieg führen, die man schon den Kindern beibringt!“

„Es ist ein Weihnachtslied, Roderich. In der Kultur der beiden...“

„In Gilberts Kultur!“

„...spielen Kinder nun einmal mit solchem Spielzeug. Aber wenn du Ludwig fragst, kann er dir sicher noch andere Lieder singen, die nicht so martialisch sind.“

„Das bezweifle ich“, erwiderte Roderich zähneknirschend. „Erzähl mir nicht, dass du es nicht merkst, Elizaveta. Gilbert erzieht Ludwig zu einem Krieger, das ist doch offensichtlich!“

„Natürlich tut er das“, erwiderte Elizaveta und versuchte, besänftigend zu klingen. „Was sonst hattest du erwartet? Gilbert ist ein Soldat durch und durch, und Ludwig ist sein Bruder...“

„Nicht nur das“, murmelte Roderich. „Ludwig ist auch mein Bruder. Ich weiß es, wenn ich ihn ansehe, Elizaveta. Ich spüre es.“

„Das mag ja sein“, erwiderte Elizaveta und ihr Ton bekam etwas drängendes. „Aber ich habe doch eben noch gesagt, dass ich Gilbert eingeladen habe, damit ihr lernt, miteinander auszukommen.“

„Du hättest mich wenigstens warnen können...“

„Dann hättest du ihm wieder abgesagt. Roderich... Gilbert ist einer meiner ältesten Freunde. Ja, ich sage bewusst Freunde, nicht Bekannte! Irgendwo hat er einen guten Kern, Roderich, glaub mir. Versprich mir, dass du jetzt zurück gehst und dir ein wenig Mühe gibst, diesen Kern zu finden. Mir zuliebe, Roderich.“

Roderich seufzte tief. „Also gut.“

Feliciano war schon bereit, sich zurück zu ziehen, damit er nicht erwischt wurde, doch dann sprach Roderich weiter.

„Dass er Ludwig überhaupt mitbringen musste... das hat er doch nur getan, um mir vorzuführen, wie sehr er ihn kontrollieren kann.“

„Wenn er ihn zu Hause gelassen hätte, hättest du ihm vorgeworfen, er wolle ihn von der zivilisierten Welt isolieren.“

„Es ist nicht nur mein Stolz, um den ich mir Sorgen mache, er könnte verletzt werden. Noch mehr ist es Chibitalia.“

Feliciano zuckte bei der Nennung seines Namens zusammen.

„Sie ist ein tapferes kleines Ding...“

„Sie ist noch kaum über die Trennung vom Heiligen Römischen Reich hinweg. Was glaubst du, was jetzt in ihr vorgeht? Ludwig sieht ihm so ähnlich...“

„Roderich“, sagte Elizaveta so leise, dass Feliciano das Ohr an die Tür presste, um ja alles zu hören. „Lass mich dir eine Frage stellen. Ist er es?

Ein unangenehmes Schweigen folgte dieser Frage, bis Roderich leise seufzte. „Ich weiß es wirklich nicht.“

Er klang, als würde er lügen.

Bevor Feliciano daran dachte, dass er jetzt besser gehen sollte, ging die Tür auf und Roderich stand vor ihm. Seine dunklen Augen weiteten sich erschrocken, als er den Jungen vor seinen Füßen sah, doch dann senkte er nur den Kopf und ging wortlos an ihm vorbei.
 

Francis versuchte soeben, die Marseillaise auf dem Flügel zu spielen, als Roderich den Raum betrat.

„Du kommst gerade richtig, Roderich“, bemerkte Gilbert und lachte auf. „Unser lieber Francis ist nämlich lange nicht so virtuos wie du.“

„Mach es doch besser, mein Freund“, gab Francis leicht pikiert zurück.

„Roderich, Roderich!“, rief Antonio und bemerkte nicht einmal, dass er Romano falsch herum hielt. „Spielst du mir Feliz Navidad?“

Mit einer Handbewegung verscheuchte Roderich Francis von seinem geliebten Instrument und nahm selbst davor Platz. „Mit Vergnügen“, antwortete er in einem nicht gerade vergnügten Ton.

Seine Gäste quittierten dies mit einigen hochgezogenen Augenbrauen, bis auf Antonio, der sich als Einziger keinerlei Gedanken über Roderichs kurze Abwesenheit zu machen schien. „Was ist, Romanito? Singst du mit?“

Romano fluchte nur und ruderte mit den Armen.

Ludwig saß sehr still auf dem Sofa neben Gilbert. Noch immer sahen seine Augen ins Leere, doch ab und zu bewegten sie sich, als würden sie einer Bewegung folgen, die nicht da war. Feliciano beobachtete ihn schüchtern hinter Elizavetas Röcken hervor, deren Schutz er aus Vorsicht nicht verließ. Die Atmosphäre schien sich entspannt zu haben, doch noch immer wusste er nicht, was er von alledem halten sollte. Von Gilberts und Roderichs Verhalten, und ganz besonders von dem Ludwigs.

Wenn er es wäre, würde er ihn erkennen, nicht wahr? Aber wenn er es nicht war, warum sah er ihm dann so ähnlich?

Es war wie ein Albtraum. Er war zurückgekommen, aber eben auch nicht. Nicht so, wie Feliciano es sich gedacht hatte.

Er wurde abgelenkt von Antonios Lied, seinem Temperament und dieser rauen, gezischten Sprache. Danach sang Francis, im Gegensatz dazu durch die Nase und zu einer verspielten, gewissermaßen glitzernden Melodie. Erst als Antonio gerade Romano nötigte, mit ihm Los peces en el rio zu singen, fiel Feliciano auf, dass Ludwig fehlte.

Er war gerade noch da gewesen, doch jetzt war sein Platz neben Gilbert leer. Erstaunlicherweise schien niemand seine Abwesenheit zu bemerken: Alle Augen waren auf Antonio und sein Ringen mit Romano gerichtet. Selbst Gilbert grinste nur geistesabwesend in sich hinein. Roderich war mit seinem Klavier beschäftigt.

Leise stahl Feliciano sich davon.
 

("Los peces en el rio" ist ein spanisches Weihnachtslied, wobei ich keine Ahnung habe, was "die Fische im Fluss" mit Weihnachten zu tun haben o.O")



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  xXGokuX
2010-03-28T14:52:20+00:00 28.03.2010 16:52
ehrlich!
was gilbert dem kleinen ludwig für leider bei bringt!
*kopf schütteln*
aber wenn ich ehrlih bin hätte ich mich auch gewundert wenn er etwas anderes ihm bei gebracht hätte!
*lach*
du so wie es aussieht, ist chibiitaly der einsigste der merkt wie schlecht es ludwird wirklic geht!
*schnief*
ich hoffe das er in findet wird!
auf jeden fall bin ich schon richtig süchtig nach deiner ff und hoffe das schenll das näste kapietl on kommt!

lg.
Gokudera-chan
Von:  Elestial
2010-03-28T11:41:47+00:00 28.03.2010 13:41
Ludwig? Ludwig?! LUDWIG?!
Gilbert, was hast du getan??? Der arme Ludwig liegt jetzt bestimmt irgendwo in einer Ecke und stirbt qualvoll an seiner Alkoholvergiftung O.O Wuaahhh Wie kann man einem kleinen Kind so viel Alkohol geben bzw. überhaupt? Gilbert du Mistkerl *gegen Schinebein tret*

E-vieh schreib bitte schnell das nächste Chapter. Ludwig darf nicht sterben TT TT


Kann es sein, dass ich ein wneig viel rein interpretiere? xD


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