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Weihnachtsessen bei Edelsteins

Indirektes HRExChibitalia
von

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Fremde Bekannte

2. Fremde Bekannte
 

Roderich setzte sich gerade hin und räusperte sich. „Wie ihr wisst, ist dies das erste Weihnachtsfest dieser Art, das ich... wir... veranstalten.“

Elizaveta lächelte und legte eine Hand auf sein Knie, was Roderich nicht gerade dabei half, beim Thema zu bleiben. „Also... trotz aller Streitereien und Zwistigkeiten, die wir hatten... teilweise auch noch haben...“ Hier warf er einen Blick zu Francis, der lächelte. „...freue ich mich, dass ihr alle hier seid.“

„Hört, hört!“, sagte Antonio fröhlich und klopfte auf den Tisch.

„Ich hoffe sehr“, fuhr Roderich fort, nachdem Antonio fertig geklopft hatte, „dass wir wenigstens an einem Tag im Jahr, zur Geburt unseres Herrn, unsere Uneinigkeiten begraben können. In diesem Sinne...“

Er faltete die Hände und wartete, bis die anderen es ihm gleichgetan hatten, bevor er zum Tischgebet anhob – doch er kam nie dazu, auch nur einen Satz zu beginnen.

Durch die Stille, die im Rest des Anwesens herrschte, erklang ein helles Läuten.

„Da ist jemand an der Tür“, sagte Feliciano in die erstaunte Stille hinein, die folgte. „Soll ich aufmachen?“

Er rutschte bereits von seinem Stuhl, doch Roderich kam ihm zuvor und stand auf. „Nein, keine Ursache. Das mache ich selbst.“

Mit großen Schritten verschwand er, und der Rest der Tischgesellschaft tauschte verblüffte Blicke.

„Wie unhöflich vom Gastgeber, uns einfach so allein zu lassen“, bemerkte Francis süffisant.

„Wer kann das sein, so spät noch?“, fragte Antonio neugierig, an Elizaveta gewandt. „Etwa der mysteriöse letzte Gast?“

Elizaveta nickte, sie war ein wenig blass. „Wahrscheinlich. Hoffentlich nimmt Roderich es mir nicht allzu übel, dass ich ihn eingeladen habe...“

„Er wusste nicht, wer es ist?“

„Nein, er hat die Planung ganz mir überlassen. Aber ich glaube“, fügte sie sarkastisch hinzu, „er spürt Gilbert auf zwei Meilen Entfernung.“

Verwirrt von den neuen Entwicklungen legte Feliciano den Kopf auf die Seite und lauschte.

„...spät. Wir haben schon ohne euch angefangen“, hörte er die Stimme Roderichs.

„Das macht doch nichts“, erwiderte eine zweite Stimme, hoch und spöttisch. „Du konntest deine anderen Gäste doch nicht nur unsertwegen warten lassen.“

„Ich hatte schon befürchtet, dass Elizaveta dich eingeladen hat...“

„Deine Wertschätzung ehrt mich ungemein.“

„...aber ich hätte nicht gedacht“, fuhr Roderich humorlos fort, „dass du ihn mitbringst.“

Es entstand eine angespannte Stille.

„Ich habe ihn aber mitgebracht“, erklärte der Mann, der Gilbert hieß, selbstgefällig. „Willst du den Jungen allein zurück nach Hause schicken? In tiefster Nacht?“

Wieder trat eine kurze Stille ein, dann waren Schritte zu hören. Die Blicke aller Anwesenden waren auf die Tür gerichtet, in der Roderich erschien, einen nicht ganz zu deutenden Ausdruck auf dem Gesicht. Zufrieden war er auf keinen Fall.

„Wir haben uns vermehrt“, sagte er knapp und ging zu seinem Platz zurück.

„Guten Abend allerseits“, erklang die Stimme des Neuankömmlings, der hinter ihm eintrat. Er war nicht größer als Roderich, mit eisgrauem Haar und Augen, die Feliciano Angst machten. Unter seinem dicken Mantel schien er eine Uniform zu tragen, die vielen Orden auf seiner Brust glänzten im Licht.

Im nächsten Moment fiel Felicianos Blick auf den Jungen, den er vor sich her schob. Er glaubte fast, sein Herz würde stehen bleiben.

„Gilbert“, sagte Francis mit einem Lächeln. „Was für eine Freude, dich zu sehen.“

„Ganz meinerseits, Francis.“ Gilbert grinste breit und salutierte lässig in Richtung der Anwesenden, bevor er beide Hände auf die Schultern des Jungen vor ihm legte. Eine Geste, die Besitzergreifung signalisierte.

„Ich möchte euch meinen kleinen Bruder vorstellen. Ludwig.“

Die Stille, die eintrat, schien fast greifbar zu sein. Alle starrten die beiden Neuankömmlinge an. Feliciano musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen. Er saß wie auf glühenden Kohlen.

Elizaveta war es, die die Stille durchbrach und die Situation vorerst entschärfte. „Wie schön, Ludwig. Fühl' dich wie zu Hause.“

Sie warf Roderich einen drängenden Blick zu, der sich daraufhin räusperte. „Wir brauchen noch einen Stuhl, Mädel.“

Feliciano konnte sich nicht rühren. Er starrte diesen Jungen an, diesen Ludwig. Wie konnte es sein, dass er genau so aussah wie er?

„Chibitalia!“, wiederholte Roderich streng. „Einen Stuhl!“

Erschrocken zuckte Feliciano zusammen und huschte aus dem Raum. Er hatte nichts getan, dachte er mit wild klopfendem Herzen. Ludwig hatte ihn weder erkannt noch auf seinen Namen reagiert. Es konnte nicht er sein.

Aber wieso sahen sie sich dann so ähnlich?
 

Als er mit einem Stuhl und einem weiteren Gedeck zurückkam, begrüßte Gilbert gerade Elizaveta mit einem Handkuss, wie Francis es getan hatte. Nur waren seine Bewegungen gröber und weniger galant.

„Und wer bist du, Mädel?“, fragte er spielerisch und hielt Feliciano an der Schulter fest.

Feliciano zuckte zusammen, als er Gilberts Gesicht so nah vor sich sah. „Chi... chibitalia“, antwortete er schüchtern. Gilbert roch leicht nach Eisen und Schießpulver und darunter nach dem dumpfen Gestank von Blut.

„Ah, verstehe.“

Er ließ ihn los. Feliciano schob den Stuhl an den Tisch und taumelte weiter, um den Teller abzustellen. Er stolperte und wäre beinahe gestürzt, hätten ihn nicht zwei Hände davon abgehalten.

„Pass auf“, sagte Ludwig und sah ihn ernst an.

Feliciano errötete heftig und begann zu stottern. „T-tut mir Leid... ich w-wollte sicher nicht...“

„Kein Problem. Danke für den Teller.“

Damit drehte Ludwig sich um und würdigte Feliciano keines Blickes mehr.

Vollauf verwirrt ging Feliciano zurück zu seinem Platz. Warum saß Ludwig eigentlich bei den Erwachsenen am Tisch, ging es ihm durch den Kopf, wo er doch kaum größer war als Romano und er...

„Feli?“

Elizaveta winkte ihn mit dem leeren Weinglas zu sich heran. Als er mit der Flasche näher kam, beugte sie sich hinunter und flüsterte in sein Ohr.

„Starr Ludwig nicht so an. Das ist ihm sicher unangenehm.“

„Aber...“, brachte Feliciano heraus und musste sich beherrschen, um nicht laut los zu heulen. Er war verwirrt. Fiel denn niemandem außer ihm auf, dass hier etwas faul sein musste?

„Aber... er sieht genauso aus wie... wie...“

„Ich weiß“, flüsterte Elizaveta beschwörend. „Ich weiß es, Feli, und Roderich weiß es auch. Alle hier wissen es. Aber bitte... wir wissen nicht, was es damit auf sich hat, also bleib bitte ruhig und tu nichts Dummes, verstanden?“

Wenn jemand Feliciano bat, nichts Dummes zu tun, tat er meistens genau das. Dennoch kniff er die Lippen zusammen und nickte.

„Tapferes, kleines Ding“, murmelte Elizaveta, doch dann musste sie wieder mit Antonio plaudern und Feliciano war auf sich gestellt.

Er trottete zu seinem Platz zurück, wo Romano auf seinem Stuhl hockte und mit vorgeschobener Unterlippe die Neuankömmlinge betrachtete.

„Was ist so besonders an diesen bastardi?“

Feliciano antwortete nicht und setzte sich auf seinen Platz. Sein Essen war noch warm, doch er konnte keinen Bissen anrühren.
 

Am Tisch wurde gegessen und gedämpfte Konversation gepflegt, bis Francis die Stimme hob.

„Ich habe zur Feier des Tages und zu Ehren unserer Gastgeber“, er lächelte besagten Gastgebern zu, „ein oder zwei Flaschen Wein mitgebracht. Und wenn ihr nichts dagegen habt...“

„Ich habe auch welchen dabei!“, sagte Antonio freudig und strahlte Roderich an. „Als kleine Aufmerksamkeit, wenn du uns schon durchfütterst!“

Roderich blinzelte ein wenig, als würde das seine Abendplanung durcheinander bringen. „Das ist wirklich nett von euch, aber das wäre doch nicht...“

„Du magst ein Kenner sein, was das Essen angeht, Roderich“, erwiderte Francis mit einem Augenzwinkern. „Aber beim Wein verlass dich ruhig auf die Profis.“

Missmutig starrte Roderich den Wein an, der auf dem Tisch stand, zusammen mit Bier, an dem sich Gilbert bereits bedient hatte.

„Hier!“, sagte Antonio zufrieden und stand auf, um Roderich seine Flasche persönlich zu überreichen. „Wir haben sie verpackt, Romano und ich, als Weihnachtsgeschenk... Romanito hat die Karte ge-“ Er warf einen kurzen Blick in das kleine Kärtchen, das an den Flaschenhals geknotet war, und wurde blass. „Aber Romano! Ich wusste nicht, dass du solche Wörter überhaupt kennst!“

„Danke“, erwiderte Roderich steif, nahm ihm die Flasche ab und hob die Stimme. „Mädel, komm her. Wir sollten Antonios Geschenk würdigen.“

Gehorsam eilte Feliciano nach vorn und nahm ihm die Flasche ab. Wein einzugießen war nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung: Es war kompliziert, wenn man so klein war, dass man die Flasche kaum festhalten konnte, geschweige denn auf den Tisch sehen.

„Du machst das gut“, ermunterte Elizaveta ihn, als er ihr einschenkte. „Hups, nicht so viel. Danke, Chibitalia.“

Francis zwinkerte ihm zu. Antonio strahlte über das ganze Gesicht, wie es so seine Art war, und strich ihm liebevoll über den Kopf. Gilbert grinste nur.

Dann stand er vor Ludwig.

Zögernd starrte er den Jungen vor sich an, der seinen Blick ernst erwiderte. Seine blonden Haare waren zurück gekämmt. Sein Gesicht musste, als er klein war, rundlich und niedlich gewesen sein und wenn er erwachsen war, würde er wohl einen hübschen Mann abgeben. Aber nun befand er sich auf einer seltsamen Stufe dazwischen, auf der seine Augen zu groß und seine Wangen zu knochig waren.

„Soll ich mir selbst eingießen?“, fragte er und runzelte die Stirn, nachdem Feliciano ihn einige Sekunden lang stumm betrachtet hatte.

Erschrocken sah Feliciano an ihm vorbei Roderich an, der sich laut räusperte. „Ludwig, ich denke nicht, dass du in deinem Alter...“

„Ach was“, unterbrach Gilbert ihn gelassen und klopfte Feliciano auf die Schulter, was diesen zusammenzucken ließ. „West ist an mehr gewöhnt, als du denkst, Roderich. Vertrau mir.“

Roderich blieb hartnäckig. „Du weißt, dass Wein stärker ist als Bier? Und egal, woran du ihn gewöhnt hast, bei seiner Größe...“

„Ein Glas Wein wird ihn schon nicht umbringen!“, fauchte Gilbert ihn an. „Nun mach schon, Mädel, schenk ihm ein.“

Zögernd sah Feliciano erneut zu Roderich, der tief Luft holte und resigniert den Blick abwandte. Seine Hände zitterten ein wenig, als er Ludwigs Glas füllte. Er hatte das unbestimmte Gefühl, etwas zu tun, das für irgendjemanden böse enden würde.

„Das reicht schon.“

Umsichtig stellte Ludwig sein Glas auf dem Tisch ab und sah Feliciano noch einmal an. „Danke.“

Mit wild pochendem Herzen wollte Feliciano etwas erwidern, doch er brachte keinen Ton heraus. Hilflos drehte er sich um und floh wieder an seinen Platz.

Er hörte Gilberts amüsierte Stimme hinter sich. „Ganz schön schüchtern, die Kleine, hmm?“

Roderich ging nicht darauf ein, stand auf und hob sein Glas. „Ich möchte einen Toast ausbringen“, sagte er fest, und Gilbert sowie alle anderen Gespräche verstummten. „Einen Toast auf diesen Abend und unsere Tischgesellschaft. Auf dass wir, wie das Schicksal uns auch mitspielen mag, noch lange die Möglichkeit haben, uns in dieser Zahl zusammen zu finden. Prost.“

„Prost!“, erklang die Antwort, doch Feliciano glaubte, ein spöttisches „Amen“ heraus zu hören. Gläser klirrten aneinander.

„Sollen wir auch anstoßen, fratello?“, fragte Feliciano aufgeregt und griff nach seinem Glas, in dem Wasser hin und her schwappte.

„Nee, Bastard.“

Ungeachtet dessen hob Feliciano sein Glas und dachte kurz nach. „Auf dass wir alle glücklich und zufrieden bleiben und uns nicht erkälten. Und dass wir alle nett zueinander sind und uns nicht beschimpfen und nicht treten und...“ Schüchtern sah er zu Ludwig hinüber und wandte den Blick hastig wieder ab. „...und dass wir uns nicht vergessen. Amen. Äh, ich meinte Prost.“

„Prost!“, antwortete Antonio hilfsbereit und lächelte ihm zu.

Verlegen nippte Feliciano an seinem Wasser und vermied es, Ludwig anzusehen.
 

(Dass in meinen Texten so oft Alkohol vorkommt, macht mir Angst.)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Elestial
2010-03-22T16:58:40+00:00 22.03.2010 17:58
Oh Gott, oh Gott, oh Gott, mir zieht sich das Herz zusammen.
Armes Chibitalia TT TT Wie kannst du ihm sowas antun?? *Chibitalia auf den Arm nehm und streichel*
Ah was red ich eigentlich O.o Ich hab eben dein FF entdeckt und find es super^^
Wenn du wieder da bist und das hier lesen solltest, kannst du mir ja vllt sagen welche Theorie du über Shinsei Roma hast. Ich spekulier auch, dass Puroisen sein Finger da im Spiel hat. Egal ob du antwortest oder nciht, schreib bitte, bitte weiter, das FF ist toll TT TT
Von:  Mikeito
2010-02-27T21:58:13+00:00 27.02.2010 22:58
Hab deine FF gerade entdeckt und alle drei Kapitel gleich verschlungen xD
Ist richtig süss deine Geschichte und kann's kaum erwarten bis es
weitergeht^^

Von:  Kasper
2010-02-16T19:59:31+00:00 16.02.2010 20:59
D//X mach schnell weiter...
ich hätte schon fast angefangen zu weinen ;__;"""
is das süß ey


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