Zum Inhalt der Seite

Darkend Bird

Lullaby from a cage
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Weißer Vogel

gefangen hinter Stäben aus schwarzem Glas

gezeichnet mit gestutzten Flügeln

ein sehnsüchtiger Blick in den Himmel

singt sein ungehörtes Lied
 

Schwarzer Vogel

spreizt die Flügel

zersprengt Fessel und Gitter

dürstet nach Blut

singt sein tödliches Lied
 

Blutroter Vogel

seht sich den Himmel herbei

seine Flügel tragen nicht mehr

die Heimat bleibt verwehrt

singt sein trauriges Lied
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Elegie 1 White Bird

Die letzten Töne verhallten und Koel öffnete die saphirblauen Augen. Hinter langen, durchscheinenden Wimpern blickte sie auf die höhnisch weißen Wände. Nur die Tür war von einem unheilverkündenden Grau als wäre sie aus schwerem Fels gehauen. Sie war unverschlossen, doch von einem Ring gläsener Stäbe umgeben. Doch das Glas war nicht klar, sondern schien wie mit schwarzesm Rauch gefüllt zu sein. Ein leises Seufzen entfuhr ihren roten Lippen. Koel war wie alle von Gottes Engeln von außergewöhnlicher Schönheit, mit blaßer Haut, hohen Wangenknochen, fein geschwungenen Lippen und strahlenden Augen. Sie war hochgewachsen mit geraden Gliedmaßen und zwei rein weißen, weichen Schwingen, die in Höhe ihrer Schulterblätter aus dem Rücken ragten.

Koel strich sich mit einer langfingrigen Hand eine silberne Strähne hinters Ohr. Dabei fiel ihr Blick auf das Siegel, das in Ranken ihren gesamten Körper umschlang. Wie schwarze Schlangen lag es fremd und giftig unter ihrer Haut und verursachte ihr bei jeder Betrachtung Übelkeit. Sie legte den Kopf in den Nacken undversuchte sich zu erinnern ann sie zuletzt etwas anders als dieses Zimmer gesehen hatte. Wann hatte sie zuletzt die blaue Weite des Himmels gesehen? Die Freiheit von Wind gespürt? Wann hatte sie zuletzt einen anderen Engel gesehen? Hatte in Seinem heiligen Licht gebadet? Wie lange saß sie schon in diesem Raum, diesem Käfig mit weißen Wänden?Jeden Tag sang sie ihr Lied und wartete dann stumm und hoffnungsvoll auf eine Antwort.
 

Manchmal öffnete sich die graue Tür und sie zuckte zusammen wie am ersten Tag. Dann trat ER hindurch. Ihr Peiniger, ihr Wärter. Meist alleine, manchmal in Begleitung. Er liebte es sie zu betrachten, sich an ihrer Qual zu weiden. Er hasste sie für ihre Reinheit, für das Licht, das sie ausstrahlte, doch er bekam nicht genug davon. Koel verabscheute seine breitschultrige Gestalt mit den grausamen Gesichtszügen. Seine Augen machten ihr Angst; das Weiß darin war schwarz wie Pech und kleine Pupillen wurden von einer gelben Iris umschlossen. Nie zuvor hatte Koel solch kalte Augen gesehen, nur bei dem Dämon, der sich mit ihrem Besitz rühmte.

"Mein kleiner Singvogel", säuselte er und die feinen Härchen auf Koels Armen und Nacken stellten sich auf. Doch nicht wie soviele Male zuvor, sonders aus Hass und der damit kommenden Wut. Der Engel erhob sich in einer einzigen fließenden Bewegung. Ihr faltenreiches, schimmerndes Gewand wischte wie Schmetterlingsflügel hinter ihr her. Amrel bestand auf die zarten, weißen Stoffe, die - wie er sagte - ihren Status als Engel unterstrichen und bei seinen 'Freunden' mehr Eindruck hinterließen. Sie trat so dicht vor die Gitterstäbe, wie das Siegel es erlaubt und ihr schönes Gesicht verzog sich ärgerlich. Trotz der Wut blieb ihre Stimme wunderschön als sie zischte: "Ich werde dich in der Luft zerreißen und deine Eingeweide an die Hunde verfüttern."

Sie erntete nur ein verächtliches Lachen. Ihr Widerstand amüsierte ihn fast mehr als ihr bisherige Angst. Ein süffisantes Lächeln blieb auf seinen Lippen zurück, während er sie aus hungrigen Augen betrachtete. Sie sah, dass seine Finger zuckten. Er musste sich beherrschen sie nicht zu berühren. Sie war gefährlich für ihn, trotz Siegel. Denn es hielt sie nur hinter den Gittern und verhinderte, dass sie sie zerstören konnte. Selbst ein schwacher Engel konnte einem Dämon bei direktem Kontakt schweren Schaden zufügen. Sie wartete, doch es wurde bald klar, dass er sich auch heute unter Kontrolle hatte und so wandte sie sich ab. Sie biss die Zähne zusammen als sie spürte wie die Wut in ihr hochstieg, brennend heiß und schier überwältigend. Ihre Fingernägel bohrten sich in das weiche Fleisch ihrer Handflächen bis warmes, rotes Blut floss und lautlos auf den Boden tropfte.
 

Die Zeit verstrich in ihrer eigenen, perversen Geschwindigkeit und nichts änderte sich. Jeden Tag sang sie ihr Lied, jeden Tag lauschte sie vergeblich. Bis eines Tages ihre Öde unterbrochen wurde. Eine pulsierende Kugel aus schmutzigem Blau erschien und schwebte vor ihrem Gesicht, das gelangweilt auf einigen Kissen geruht hatte. Mit einem erschrockenen Keuchen fuhr sie hoch und starrte gebannt die Erscheinung an. Das Blau lichtete sich , verfloss wie Wasser und gab ein katzengroßes, dunkelgraues Wesen frei, dass auf zwei kurzen, dicken Beinen stand, keine Arme, dafür 4 Augen hatte. Wie bei allen Dämonen, die sie bisher gesehen hatte war das Weiß der Augen schwarz, die Iris leuchtend gelb. Sie spürte kaum dämonische Kraft, was bedeutete, dass er entweder sehr schwach oder besonders stark war. Koel verspürte keine Angst. Sie stupste das kleine Wesen: "Wer bist du?" Der Dämon blickte sie zweifelnd an, doch er ging nicht auf ihre Provokation ein. Er wich ihrem Finger aus. "Ein Dämon, also hör auf damit." Keine weiteren Informationen. Koel knurrte leise: "Was willst du?"

"Du willst Amrel töten", stellte das Wesen mit einem Grinsen fest, das sein Haifisch-Gebiss entblößte, "doch du biat hier gefangen, Weißflügel. Aber ich kann dir helfen." Koel entging das Glitzern in dem doppelten Augenpaar nicht. "Was möchtest du dafür, Dämon?", sie spie die Worte förmlich aus, doch das Wesen blieb unbeeindruckt. "Schlaues Kind. Aber ich will nichts von dir haben. Allein Amrel eins auszuwischen ist mir Freude genug... außerdem würde ich das Ergebnis zu gerne sehen." Sein Grinsen wurde breiter, doch der Engel verweigerte ihm jegliche Reaktion, also fuhr er fort. "Als Engel entkommst du hier nicht, nur als Gefallene." Er schob ihr eine gläserne Phiole zu, in der eine gräulich rote, dicke Flüssigkeit schwappte. "Benutze dieses Dämonenblut wenn du dich bereit fühlst. Es wird dein Licht löschen." Damit verschwand er und Koel nahm das kleine Fläschchen an sich.
 

Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Zu 'fallen' hörte sich so einfach an, doch es bedeutete alles aufzugeben: ihren Status als Engel, den Weg in den Himmel, das Licht ihrer Seele nur um der Rache willen. Koel saß da und sang ihr Lied, lauschte und sang erneut bis ihr Hals rau war und ihre Stimme versagte. Tränen liefen über ihre Wangen als Schmerz und Verzweiflung sie überwältigten. Nicht Flammenmeere und eisige Ketten peinigten sie, doch an diesem Ort hatte sich ihre Seele soweit von Gott entfernt, dass sie ihn nicht mehr zu hören vermochte.
 

Die Zeit verstrich ohne das Amrel oder das Dämonenwesen sich blicken ließen und Koel - allein gelassen mit ihren Gedanken - fasste einen Entschluss. Das Blut gluckerte Übelkeit erregend als es aus der Phiole floß und eine hässliche, rote Pfütze auf dem weißen Fußboden bildete. Ein leichtes Lächeln lag auf den Lippen des Engels. Sie hatte nicht vor sich durch Blut an einen Dämon zu binden. Das Blut war nicht nötig. 'Fallen' war viel leichter. Sie musste sich nur von Gott abwenden...

Koel schrie. Sie schrie aus voller Kehle, als ihre weißen Flügel zu rauchen begannen, die ersten Federn schwarz wurden und zu Boden fielen, wo sie zu Staub zerfielen. Sie ging in die Knie und umklammerte ihren zuckenden Leib. Es mochte Stunden oder Minuten dauern; sie wusste es nicht. Die Zeit verglühte in Schmerz.

Als von ihren Flügeln nichts mehr übrig war stieß sie keuchend ihren Atem aus. Doch ihr war nur eine kurze Pause vergönnt. Erneut blühte der Schmerz. Strahlte von ihrem Rücken in den ganzen Körper und alles vorher gegangene verkam zur Bedeutungslosigkeit. Zwei neue Schwingen brachen aus ihrem Körper, zerfetzten die Haut und besprühten die Wände mit ihrem Blut.

Als der Schmerz sich lichtete und Koel wieder Herr ihrer Sinne war schwebten zwei mitternachtsschwarze Schwingen hinter ihr. Ein müdes und trauriges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss: Gott vergibt seinen Engeln nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  VerborgenImSchatten
2010-02-23T10:23:39+00:00 23.02.2010 11:23
ich hab die ff grad durch den Dojinshi entdeckt.

Sie gefällt mir wirklich gut! Mir gefällt es wie du ihre gefühle, ihre verweiflung, wut und zorn, beschreibst

lg onenighbutterfly

PS: Du hast einen Fan XD


Zurück