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Misery Loves Company ♥

Nobody is perfect
von

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*~Sins~*

Soo~ Hallo erstmal ^^

Ich war mal wieder fleißig und durchaus auch sehr schnell!

Ich mag das Kapitel irgendwie recht gern xD aber lest selbst =D
 

Rating: PG-16
 

Beta: Natürlich von der unverbesserlichen izaruu ♥ vielen Dank, dass du dir jedes mal die Gedult nimmst!
 

POV: Hal (wer sonst? XD)

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*~Kapitel 3~* Sins
 

Es war November und draußen wurde es immer kälter, meine T-Shirts ließ ich schon aus Prinzip im Schrank hängen und griff lieber nach langärmligen Pullovern. Mir fiel auf, dass ich lange nichts mehr mit Kiyoharu unternommen hatte, aber seit dem Vorfall an meiner Haustür war er…abweisend gewesen, ich kam nicht mehr an ihn heran, so wie davor. Er zeigte in meiner Gegenwart eigentlich überhaupt keine Gefühle mehr und so war es gekommen, dass ich mich von ihm distanziert hatte. Mit den anderen war es einfach lustiger gewesen. Aber ich machte mir Sorgen um ihn und ich fragte mich, was ihn so sehr bedrückte. Ich hatte mir vorgenommen der Sache endlich mal auf den Grund zu gehen, ich ertrug es nicht mehr und er fehlte mir sehr. Ich dachte gerne an seine Küsse zurück, sie hatten mir gefallen, nein, ich hatte sie geliebt und in letzter Zeit fehlte mir das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Ja, ich vermisste ihn und ich vermisste auch seine Küsse, alles in mir schrie nach ihm. Ich hatte mit Tomo darüber geredet und er meinte, ich solle mal mit ihm sprechen, unter vier Augen, genau das hatte er auch gesagt, als ich ihm erzählt hatte, dass ich dachte, dass ich schwul wäre. Ich glaube er hatte es geahnt, er hatte geahnt, dass ich Kiyoharu verfallen würde. Von lieben konnte man nicht sprechen, aber ich wollte ihn. Ich fühlte mich schlecht deswegen, aber es brachte nichts, sich dagegen zu wehren, denn je mehr ich mich wehrte, desto schlimmer wurde es.
 

Ich lag auf dem flauschigen, weißen, weichen Teppich und starrte an die Decke während ich so vor mich hingrübelte. Ich bekam gar nicht mit, dass sich jemand zu mir gesellt hatte, erst als dieser jemand anfing an meinen Haaren herumzuspielen registrierte ich seine Anwesenheit und drehte meinen Kopf zur Seite um nachzusehen, wer gekommen war. Ich erschrak als ich Kiyoharus Gesicht dicht vor mir sah. Er atmete etwas unregelmäßig. Seine Augen leuchten, das Leuchten machte mir Angst, denn ich konnte es nicht genau deuten. Ich sah ihn einen Moment an, mein Herz schlug schnell und in mir kribbelte es, mein Körper schrie nach ihm. Ohne es richtig zu merken schloss ich meine Augen und legte meine Lippen auf seine, seine waren immer noch so himmlisch weich. Kiyoharu schien etwas überrascht, aber er fing sich schnell und schob mir gierig seine Zunge in den Hals. Ich seufzte genießerisch und zog ihn auf mich, vergrub dann meine Hände in seinen Haaren, während seine hemmungslos unter meinen Pullover wanderten und dort jeden erreichbaren Millimeter meiner Haut erkundeten, seine warmen, geschickten Hände hinterließen ein elektrisierendes Kribbeln, was einen sofort nach mehr verlangen ließ. Unsere Zungen kämpften gierig miteinander, ich strich mit einem Finger seine Wirbelsäule entlang, dann fanden meine Hände das Bund seines Pullovers, stahlen sich schnell darunter und erforschten nun seine nackte Haut. Eine von Kiyoharus Händen machte sich auf den Weg nach unten, schnell schob sie sich IN meine Hose und ich stöhnte leise in den Kuss, augenblicklich gruben sich meine Fingernägel in seine weiche Haut und ich war mir sicher, dass sie dort rote Spuren hinterlassen würden. Ich löste den Kuss.
 

»Kiyo«, keuchte ich und schnappte nach Luft, »Nicht hier«, mehr brachte ich nicht zustande, denn er küsste mich erneut, noch lustvoller, noch gieriger, noch leidenschaftlicher, ich hatte das Gefühl ich würde den Verstand verlieren, als seine Hand dann auch noch in meinen Schritt drückte musste ich erneut stöhnen. »Nicht hier«, wiederholte ich atemlos und er zog mich auf die Beine. Wild küssend und fummelnd stolperten wir in Richtung Herrentoiletten. Dort angekommen drückte er mich, kaum hatte er die Tür geschlossen, gegen die Wand. Hastig zog er mir mein Pullover aus und ich ließ seinen folgen. Ich betrachtete seinen schlanken, tätowierten Körper, küsste mich entlang seines Schmetterlings, hinüber bis zu seinem Stern. Ich liebte diesen Stern. Ich küsste diese Stelle, saugte an ihr und biss zärtlich hinein, während meine Hände nun über seinen Oberkörper wanderten. Morgen würde er mit Sicherheit einen fetten Knutschfleck an seinem Hals haben. Ich ließ kurz von ihm ab und sah ihm in die Augen und JETZT konnte ich dieses Leuchten benennen. Lust. Pure Lust leuchtete in seinen Augen und wenn meine Augen so aussahen, wie ich mich fühlte, dann sahen sie genau so aus. Sein Blick wanderte an mir hinunter, dann sah ich ihn dreckig grinsen, ich folgte seinem Blick und lief prompt rot an. In meiner Hose war eine deutliche Beule sichtbar. Kiyoharu knabberte über meinen Hals, hinunter zu meiner Brust, seine Lippen beschäftigten sich kurz mit einer meiner Brustwarzen, er biss sanft hinein und leckte dann darüber, ich stöhnte auf und krallte meine Hände in seine Haare. Den Vorgang wiederholte er an der anderen Seite, dann küsste er über meinen flachen Bauch, knabberte gierig an meinen Beckenknochen, dann – endlich – öffnete er meine Hose und zog sie samt Shorts mit einem kräftigen Ruck runter. Dann wanderten seine Lippen quälend langsam über meine Erregung, er ließ mich seine Zunge spüren und ich stöhnte lustvoll. »Na na na, nicht so eilig«, hauchte er, als ich ihn mit meiner Hand näher an mich heran zog. Und wie als wolle er mich bestrafen, küsste er sich meiner Männlichkeit entlang, ein nachhaltiges Stöhnen meinerseits und die Tatsache, dass sich mein Becken ihm entgegendrängte, ließen ihn Gnade walten und er nahm meine Erektion der Länge nah in dem Mund. Umspielte sie gierig mit seiner Zunge und saugte daran. »Aaah Kiyo«, stöhnte ich, vergrub meine Hände noch tiefer in seinen Haaren. Den Kopf hatte ich in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen. Als er erneut lustvoll an mir saugte, bog ich meinen Rücken durch, ich hörte mich selbst immer wieder immer lauter stöhnen. Ich wollte aber noch nicht, dass es endete, es fühlte sich gut an. Ich wollte mehr von seinen Zungenfertigkeiten spüren. Und als hätte er meine Gedanken gelesen, gab er mir mehr. Irgendwann konnte ich der Lust dann doch nicht standhalten und ich ergoss mir mit einem lauten Stöhnen in seinen Mund. Mein Atem ging stoßweise und ich genoss dass wunderbare Gefühl, dass durch meinen Körper rauschte.
 

Ich kam kurz zu Luft, dann zog ich mich wieder an und küsste Kiyoharu, ließ meine Hand nun in seine Hose wandern, denn natürlich war auch er nicht unverschont geblieben. Er keuchte in den Kuss hinein und es fühlte sich gut an, ihn so in der Hand zu haben, damit meinte ich jetzt nicht sein Glied, was ich natürlich AUCH in der Hand hatte, sondern ihn, jetzt lag es an mir. »Hal bitte«, keuchte er und ich ließ mich langsam vor ihm auf die Knie sinken. Ich hätte nie gedacht, dass ich je vor einem Mann in die Knie gehen würde um DAS zu machen, aber na gut, im Leben kam nun mal nicht alles, wie man es plante, weil wenn dem so wäre, wäre ich jetzt nicht Model und ich hätte mich auch nicht von Kiyoharu überhaupt anfassen lassen. Ich öffnete seine Hose und zog sie mit den Shorts runter, nur war ich nicht ganz so stürmisch wie er bei mir. Ich knabberte an seiner Haut und hörte ihn sichtlich schwer atmen. Ich leckte ihm über seine Erregung und er stöhnte. Er hörte sich gut an. Ich wollte mehr von ihm hören, mehr von diesen lustvollen Geräuschen wahrnehmen. Ich küsste die Spitze seiner Erektion und saugte daran und diesmal stöhnte er lauter. Es machte mir Spaß, ihn zu quälen, ihn warten zu lassen, ich wusste, dass es unfair war, er hatte mich auch nicht warten lassen, zu mindest nicht so lange, aber das war nicht mein Problem. Ich sah zu ihm auf, er hatte die Augen geschlossen, den Mund geöffnet, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und unregelmäßig, seine Hände hatte er in meinen Haaren vergruben, ich nahm seine Erregung nun der Länge nach in den Mund und saugte daran, umspielte sie immer wieder mit meiner Zunge, den Blick immer noch auf ihn gerichtet. Er bog den Rücken durch, was mir freie Sicht auf seinen flachen Bauch schenkte, und stöhnte laut, es hatte schon fast etwas Verzweifeltes an sich und ich erbarmte mich. Ich saugte stärker an ihm, mit einem letzten lauten und erleichterten Stöhnen kam er. Ich verzog augenblicklich das Gesicht, also geschmacklich war es nicht zu empfehlen, schluckte aber alles brav runter und ließ dann von ihm ab. Ich zog mich hoch und küsste ihn sanft, er erwiderte den Kuss sofort und es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder von einander lösten. Sein Atem beruhigte sich langsam wieder und seine Augen leuchteten zufrieden. »Danke«, hauchte er und drückte seine Lippen zärtlich auf meine.
 

»Ich habe zu danken.«
 

»Hal, war das wirklich das erste Mal, dass du das gemacht hast?«
 

»Ja.«
 

»Du warst aber verdammt gut, die meisten trauen sich bei ersten Mal gar nicht, überhaupt irgendetwas zu machen.«
 

Ich wurde rot. Ich hatte einfach ohne nachzudenken gehandelt, hatte mir keine Gedanken gemacht, etwas falsch zu machen, was mir bei Kiyoharu leichter gefallen war als bei meiner ersten Freundin, oh Gott war ich damals nervös gewesen. Aber eben war von Nervosität nichts zu spüren gewesen, nur Lust.

Auf einmal wanderte mein Blick zu den Spiegeln über den schwarzen Keramikwaschbecken, wo ich uns sah, dann zu den Toilettenkabinen, die wohl Gott sei Dank leer waren. Was wäre wenn jemand da gewesen wäre, prompt wurde meine Gesichtsfarbe noch dunkler und ich sah wieder zu Kiyoharu, der breit grinste.
 

»Keine Sorge, wir wären nicht die ersten gewesen.«
 

Toll, das war SEHR beruhigend. Manchmal hatte der Brünette ein ausgeprägtes Taktgefühl! Okay, genug des Sarkasmus’, ich wandte mich ihm zu, er hatte sich wieder vollständig angezogen, ich schnappte mir meinen Pulli, der etwas abseits von Kiyoharu lag und er nickte in Richtung Tür, ich stimmte ihm zu und wir gingen. Kaum hatten wir die Tür geöffnet, kam uns eine Gestallt mir weißblonden Haaren und dunklen Klamotten entgegen. »Wurde auch mal Zeit«, murrte er und grinste uns dann dreckig an. Ich erkannte ihn sofort. Mako. Aber als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er noch schwarze Haare gehabt.
 

»Dir hat keiner gesagt, dass du unbedingt auf die Toilette müssen musst.«
 

»Haha, sehr witzig Kiyo!«
 

»Und du hättest auch einfach einen Stock höher oder tiefer fahren können, es gibt hier genügend Toiletten.«
 

»Ich wollte aber wissen, wer dich SO zum stöhnen bringen kann«, sein Blick wanderte zu mir und jetzt sah ich wohl aus wie ein Feuermelder. Ich fühlte mich ertappt und sah zu Boden.
 

»Das war ein Lob Kleiner, und jetzt macht, dass ich aus dem Weg geht, ich muss mal. Aber Hal, wenn du willst, kannst du dich bei mir auch noch mal an die Arbeit machen.«
 

»Das macht er aber nicht, komm«, Kiyo zerrte mich zurück in die Lobby, ich war unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Verdammte Scheiße, ich hatte doch nicht wirklich Kiyo…ach du-! Das konnte einfach nicht wahr sein. War es aber. Nicht das ich es bereute, aber es war so plötzlich gekommen, ohne Vorwarnung. Hätte er es mir gesagt, was passieren würde, wäre ich wohl gar nicht erst hier erschienen, aber dann hätte ich Kiyo nicht meinetwegen stöhnen hören und das war es Wert gewesen, da es sich ja wirklich verdammt gut angefühlt hatte. Aber die Tatsache wollte noch nicht so ganz in meinen Kopf rein.

Ich ließ mich wieder auf den Teppich sinken und schloss die Augen, erstens konnte ich so besser nachdenken und zweitens musste ich dann Kiyoharu nicht ansehen. Er hatte mich zum Stöhnen gebracht, er hatte mich anfassen dürfen, überall wo er wollte und so schön es gewesen war, es war mir peinlich. Mir war es peinlich, dass ich mir eine Blöße vor ihm gegeben hatte, dass ich mich ihm hingegeben hatte.
 

»Ich muss gehen«, sagte Kiyoharu, er klang wie immer. Ich sah ihn nicht an, nickte nur, dann verschwand er. Ich seufzte und fuhr mit meinen Händen durch meine Haare. Ich hatte erst in einer Stunde ein Shooting, in einer halben Stunde würde ich dann runter gehen, der Chauffeur würde dann bereits warten, ich kannte ihm mittlerweile gut genug. Ich hatte mich ausgiebig informiert, was das für ein Shooting sein würde, Rose, Ruiza und Hide-zou sollten auch dabei sein, klang sehr interessant. Ruiza würde nächste Woche nach Paris fliegen, das hatte er mir erzählt, er war momentan das erfolgreichste Model, abgesehen von Hakuei und Kiyoharu, die ihren Erfolg schon seit langer Zeit hielten. Hakuei war oft außer Haus, aber seit meinem Durchbruch hatte ich ihn häufiger gesehen und es kam auch vor, dass wir mal mit einander redeten, auch mit Rose wechselte ich ab und an ein paar Worte, wobei es bei ihm etwas schwierig war, denn er erzählte kaum von sich und ich hatte Angst, ihn persönliche Fragen zu stellen. Ja schüchtern war ich immer noch, daran hatte sich nichts geändert und auch wenn ich jetzt mehr Geld verdiente, so wohnte ich immer noch in meiner kleinen Wohnung und verzichtete auf unnötigen Luxus. Ich lebte mein Leben weiterhin normal weiter.
 

»Ist alles in Ordnung?«, hörte ich eine Stimme, die mir bekannt vorkam. Aber ich konnte sie nicht zuordnen. Also sah ich auf und entdeckte Rose.
 

»Ja, warum nicht?«
 

»Ich stehe seit zehn Minuten hier und du seufzt die ganze Zeit. Meiner Meinung nach ein Zeichen, dass einen etwas beschäftigt.«
 

»Ich war mit meinen Gedanken nur wo anders.«
 

»Sicher?«
 

»Ja.«
 

»Kommst du, die haben den Ort des Shootings gewechselt. Tetsu-san wartet bereits.«
 

Tetsuya war der Chauffeur, wir nannten ihn immer Tetsu, er war nett und lustig und er ließ einiges durchgehen. Zum Beispiel wenn wir uns nicht anschnallten oder Satsuki hatte mir erzählt, sie hatte sich mal auf der Rückbank besoffen und er hat das nur mir ein paar Kommentaren und Witzen abgetan und Beweisfotos gemacht.

Ich stand auf und folgte Rose hinunter, Ruiza und Hide-zou waren bereits da, ich hatte auch nichts anderes erwartet. Ich fragte mich, wie sie es schafften, dass sie immer zur gleichen Zeit frei oder dieselben Shootings hatten oder genau dann Freizeit hatten, wenn der andere ein Shooting hatte, so dass er dann mitkommen und zusehen konnte. Ich glaube, Kyo hatte da seine Finger im Spiel, anders war es nicht zu erklären.

Die Fahrt verlief recht lustig und sie brachten mich auf andere Gedanken, weit weg von Kiyoharu. Das Shooting war anstrengend und amüsant zu gleich und es dauerte geschlagene vier Stunden und es war bereits dunkel, als wir fertig waren. Ich fühlte mich müde, aber mit Ausruhen war noch nichts. Tetsu hielt auf dem Wunsch von Ruiza an einer Tankstelle und er eilte mit Hide-zou raus, ich konnte gar nicht gucken, so schnell waren sie auch schon wieder zurück, voll gepackt mit Bierflaschen. Ich begutachtete die Flaschen und sofort fiel mir auf, dass ich die Aufschrift nicht lesen konnte, nicht weil ich Analphabet war, sondern weil das definitiv NICHT japanisch war. Skeptisch sah ich zu Ruiza, der seine Flasche bereits geöffnet hatte und gerade an seine Lippen setzte. »Deutsches Bier«, erklärte er und fügte dann hinzu: »Probier das mal, zwischen dem und unserem liegen Welten! Übrigens ist diese Tankstelle die einzige Möglichkeit in Tokyo an deutsches Bier heranzukommen.«

Ich öffnete die Flasche und setzte sie an meine Lippen, dann trank ich einen Schluck. Es schmeckte gut, sehr gut, aber mir fiel sofort auf, dass da deutlich mehr Alkohol drin war als in dem Bier was ich sonst kannte. Tetsu fuhr uns durch die Stadt, ohne ein gewisses Ziel vor Augen zu haben und drei Flaschen später war die Stimmung bereits sehr gelöst. Rose redete ohne Punkt und Komma, so viel hatte ich ihn noch nie reden hören. Einige Zeit später drehte Tetsu dann die Musik auf und nachdem Ruiza seine sechste Flasche gekillt hatte, legte er einen schönen Striptee hin. Und natürlich hatte Tetsu seine Kamera dabei, was uns aber nicht wirklich störte, wahrscheinlich sah die Sache morgen anders aus. Als Ruiza und Hide-zou anfingen heftig rumzuknutschen wandte ich mich Rose zu. Er lachte. »Wenn Kyo das erfährt«, sagte er und lallte dabei ein wenig, aber nicht so schlimm wie die beiden Turteltauben neben mir, die bekamen ja überhaupt KEINEN vernünftigen Satz zustande.
 

»Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß«, entgegnete ich und kicherte.
 

»Dasch macht eh nur Aaaaatsushiiiiii«, der Name des Designers ging in einem Lachen unter. Rose legte seine Arme um mich und ich rückte näher an ihm, strich mit einem Finger über seine Brust und er schnurrte leise, wobei er sich anhörte wie eine Katze. Meine Lippen fanden den Weg zu seinem Hals. Berührten ihn sanft. Ich hörte Tetsu lachen, dann schaltete er auf ein ruhiges, romantisches Lied und schoss ein schönes Erinnerungsfoto von Ruiza und Hide-zou und wahrscheinlich auch von mir und Rose, da ich mich immer noch an seinem Hals zu schaffen machte.
 

Am nächsten Morgen brummte mein Kopf als würde ein Bulldozer darin herumfahren und es kostete mir einige Überwindungskräfte um mich aus dem Bett zu quälen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich spät dran war, das Shooting würde in einer halben Stunde anfangen, so schnell es ging eilte ich unter die Dusche, föhnte dann meine Haare, zog mich an und eilte nach unten. Gerade als ich zur Bahnstation rennen wollte, hörte ich ein Hupen, was mich aufsehen ließ. Ich entdeckte Yasu, der auf mich zu warten schien. Ich rannte zu ihm und stieg ein.
 

»Du bist spät dran.«
 

»Ich hab verschlafen, oh man mein Schädel explodiert gleich!«
 

Yasu lachte. Es war nicht das erste mal, dass er sich überlegte, mich abzuholen, deshalb wunderte es mich auch nicht besonders.
 

»Wer feiern kann, der kann auch arbeiten gehen!«
 

»Ich trinke NIE wieder, wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss.«
 

»Mit wem warst du denn aus?«
 

Ich überlegte und schlussfolgerte dann: »Mit Rose, Ruiza und Hide-zou.«
 

»Ja. Ruiza und Hide-zou können feiern! Die trinken einen echt unter den Tisch.«
 

»Hm«, machte ich nur, da mir jegliche Erinnerungen abhanden gekommen waren. Irgendwie hatte ich oft einen Filmriss. Erst bei Yasu und jetzt! Ich sollte wirklich nicht mehr so viel trinken. Ich hatte wirklich keinen Plan mehr, was nach dem Shooting gelaufen war, ich wusste noch, dass Tetsu durch die Stadt gekurvt war und wir hatten angefangen zu trinken.
 

»Oje, sag nicht, du kannst dich an NICHTS erinnern.«
 

»Doch, daran, dass Tetsuya durch Tokyo gefahren ist während wir gesoffen haben wir vier schwarze Löcher.«
 

Yasu lachte erneut, dann konzentrierte er sich wieder auf den Verkehr. »Dann gibt es bestimmt wieder schöne Fotos, ich muss ihn mal darauf ansprechen.«
 

Als wir ankamen, schickte Yasu mich sofort zu meinem Shooting, was ich mehr schlecht als recht überlebte, aber es gelang mir, die Kopfschmerzen zu ignorieren und mich perfekt vor der Kamera zu geben. Mittlerweile liebte ich das Gefühl fotografiert zu werden. Als würde ich dann erst richtig zum Leben erwachen. Hyde brauchte mich eigentlich nie großartig herum zu kommandieren, da ich wusste, wie ich zu stehen oder zu gucken hatte. Obwohl mir die Abläufe vertraut und bekannt waren, nahezu einstudiert, so waren sie doch jedes Mal spontan und immer anders. Vielleicht war es das, was ein gutes Model von einem durchschnittlichen Hampelmann vor der Kamera unterschied.

Die Hearts of Misery Loves erschien immer noch jeden Monat und sie verkaufte sich gut. Inzwischen war sie zwar etwas teurer geworden, aber dafür nahezu so dick wie ein Buch, die letzte Ausgabe hatte siebenhundert Seiten umfasst. Es gab unheimlich viele Fotos, Interviews, Klatsch und Tratsch, Mode- und Stylingtipps und und und. Alles was das Herz begehrte, sowohl für Frauen als auch für Männer. Aber natürlich waren die meisten Leser weiblich. Seit es die Hearts of Misery Loves gab, waren Mako, Karyu und Daisuke viel berühmter geworden, da sie ein fester Teil des Kataloges waren und den düsteren, bösen Teil von Demonic Obssession verkörperten. Rose und Satsuki waren so etwas wie die Mauerblümchen, genau das Gegenteil der ‚Bösen’ wie die anderen drei gerne genannt wurden.
 

*~♥~*
 

Tomo war vor etwa einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen wurden und es ging ihm bestens. Er machte nicht den Anschein, als habe er einen schweren Autounfall überlebt, er sprühte nur so vor Lebensenergie, so als wäre nie etwas passiert. Nur ein paar Schrammen waren noch Beweis für den Zusammenprall. Gemeinsam liefen wir durch die Innenstadt. Es war kalt geworden und ich zog meine Winterjacke bis zu meinem Kinn zu. Tomo hingegen schien nicht zu frieren, aber das war schon immer so gewesen, er hatte IMMER Hitze. Manchmal beneidete ich ihn darum. Ich erzählte ihm gerade von der Sache, die zwischen mir und Kiyo auf der Herrentoilette vorgefallen war.
 

»Du hast WAS? Hal, das ist jetzt nicht dein Ernst oder?«
 

»Du wolltest es doch hören, also beschwer dich nicht.«
 

»Ja ja, schon gut…Mein Gott das nächste Mal warnst du mich aber vor, dass es DARUM geht.«
 

»Was hattest du denn gedacht?«
 

»Alles, aber nicht das. Die Frauen hast du auch erst lange nach Beginn einer Beziehung ran gelassen und mit Kiyoharu bist du noch nicht mal ZUSAMMEN.«
 

»Was hätte ich denn tun sollen? Ich war verdammt scharf auf ihn, ich geb’s ja zu.«
 

»Wer weiß davon?«
 

»Außer dir, Mako und Kiyoharu nur ich.«
 

»Haha. Wäre auch komisch wenn du es nicht wissen würdest. Also hast du es Yasu nicht erzählt?«
 

»Nein und ich habe auch nicht vor, das zu machen. Ich habe das Gefühl, dass wäre nicht so schlau und bei Shinya weiß ich nicht, wer es dann noch wissen würde.«
 

»Vertraust du ihm nicht?«
 

»Doch, aber ihm rutschen auch schon mal Sachen raus, die er besser für sich behalten sollte.«
 

»Yasu mag dich, ich hoffe das weißt du.«
 

»Natürlich weiß ich das! Ich mag ihn ja auch.«
 

»So war das nicht gemeint.«
 

Ich verstand nicht, was er meinte, also fragte ich: »Und wie läuft’s mit Natsumi?«
 

»Ganz gut. Wir waren gestern aus, sie hatte sich richtig gefreut. Sie meinte, ich hätte ihr einen riesigen Schock eingejagt als sie von dem Unfall gehört hatte. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass sie mich besucht hatte. Ich mache ihr keinen Vorwurf, sie schiebt ja fast jeden Tag Überstunden, wenn sie nicht sogar in ihrem Büro übernachtet.«
 

»Liebst du sie?«
 

»Uhm, ich glaub schon.«
 

»Dann würde ich mich an deiner Stelle ranhalten, ehe ein anderer kommt und sie dir vor der Nase wegschnappt.«
 

Wir gingen weiter, als Tomo plötzlich beinahe über etwas gestolpert wäre. Er bückte sich und hob den Übeltäter auf. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er hob es hoch, natürlich erkannte ich sie sofort, die zweite Ausgabe der Hearts of Misery Loves, jemand musste sie in dem Chaos verloren haben. Sie war noch recht trocken, obwohl die Straßen nass waren, also konnte sie noch nicht lange da gelegen haben. Ich fragte mich, wer jetzt noch eine Ausgabe davon mit sich herumschleppte, schließlich war die schon einen Monate alt und die neue war längst erschienen. Neugierig blätterte Tomo sie durch und fand dann genau die Seiten, von denen ich ihm nicht erzählt hatte. Ich hatte es glattweg vergessen. Ich hatte es ihm ja erzählen wollen, aber durch den Stress der letzten Wochen hatte ich es einfach vergessen.

Er pfiff laut durch die Zähne und zeigte mir dann die altbekannten Fotos. Und wieder einmal merkte ich, wie gut sie geworden waren, sie wirkten so lebendig, als habe man den Moment mit all seiner Sinnlichkeit festgehalten und als würden wir gleich zum Leben erwachen und weiter machen. Ich wurde rot und dachte nicht weiter darüber nach.
 

»Warum hast du mir nichts DAVON erzählt?«
 

»Hab’s vergessen«, räumte ich ein.
 

»Ja, das sehe ich. Wie konntest du DAS DA vergessen??«
 

»Weiß nicht.«
 

»Die sind der Hammer! Ich glaub ich werd schwul.«
 

»Das hat Hyde auch gesagt.«
 

»Kann ich verstehen. Ihr passt PERFEKT zusammen! Sexy! Was red ich, absolut heiß!«
 

»Könntest du bitte damit aufhören?«
 

»Womit?«
 

»Wenn du wüsstest was beim Shooting los gewesen war.«
 

Tomo blätterte weiter, dann fand er ein Bild, wo sich Yasus Hand an meinem Schritt befand.
 

»Sag nicht das ist das, wonach es aussieht.«
 

»Er hat mich wirklich angefasst«, ich dachte unwillkürlich daran zurück, ich hatte es genossen. Er war zärtlich gewesen, ob es am Shooting lag oder daran, dass es einfach seine Art war?
 

»Ehrlich, das sieht sehr echt aus.«
 

»Es war echt! Nicht dieses ‚tun wir mal so, als würden wir uns anfassen’, er hat mich hemmungslos berührt.«
 

»Eure Körperhaltung spricht Bände. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal über zwei Männer sagen muss, dass sie richtig scharf zusammen aussehen.«
 

»Der eine Mann ist dein bester Freund.«
 

»Danke, das hätte ich fast vergessen.«
 

Ich lachte und er ließ die Ausgabe in seine Tasche gleiten, dann gingen wir weiter. Es war schön mal wieder Zeit mit Tomo zu verbringen, er gab mir das Gefühl immer noch Ich zu sein. Von vielen hörte man ja, dass sie sich total veränderten und dass der Erfolg sie zu etwas Besserem machte, aber ich glaube, ich konnte das ganz gut wegstecken. Aber man merkte Veränderungen an sich selbst entweder gar nicht oder wenn es bereites zu spät war.
 

»Tomo?«
 

»Hm?«
 

»Hab ich mich eigentlich verändert?«
 

»Außer dass du plötzlich eine Schwäche für Männer hast und nicht mehr bei jeder Kleinigkeit rot wirst? Nein, eigentlich nicht.«
 

»Dann bin ich beruhigt. Ich hab dich lieb.«
 

»Ich dich doch auch Kleiner«, er wuschelte mir lachend durch die Haare und umarmte mich dann.
 

*~♥~*
 

Die Wochen strichen dahin ohne dass ich es richtig bemerkte. Es war bereits spät abends und ich war hundemüde. Ich eilte zu meinem Büro um meine Tasche zu holen, da war mein Schlüssel drin und ohne den wäre ich echt aufgeschmissen, zudem brauchte ich ja auch meine Fahrkarte für die Bahn, Schwarzfahren wollte ich nicht, ich war ein Mal erwischt worden und dass hatte mich einiges gekostet, seitdem führte ich immer einen Fahrschein mit mir.

Ich gähnte, schnappte meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Aufzug. Ich hörte eilige Schritte hinter mir und drehte mich neugierig um. Hakuei rannte den Flur entlang und kam dann kurz vor mir zum Stehen. »Endlich hab ich dich gefunden«, presste er zwischen zwei Atemstößen hervor und er holte tief Luft. Die Aufzugtür öffnete sich nach einem ‚Bing’ und er zeigte mit der Hand in den Aufzug, ich trat hinein und er folgte mir.
 

»Warum hast du mich gesucht?«
 

»Ich wollte dich zu meiner Geburtstagsparty nächste Woche einladen.«
 

»Mich?«
 

»Wenn es hier nicht noch jemanden gibt, der Hal heißt, dann ja«, er lächelte und drückte mir dann einen Umschlag in die Hand. »Absagen zählt nicht. Anwesenheitspflicht«, jetzt lachte er und ich war mir nicht ganz sicher, ob er es ernst meinte oder nicht. Neugierig öffnete ich den Umschlag und betrachtete die Karte darin.
 

»Herzlichen Glückwunsch! Du hast die Ehre, auf meiner Geburtstagsparty eingeladen zu sein. Die Party findet am Samstag den XX.12.XXXX an einem bis dato unbekannten Ort statt, ich erwarte Dich um 18:30 Uhr am Tokyo Tower, von dort aus geht’s dann weiter. Also bis dann! Und nicht zu dick anziehen, du könntest es sonst noch bereuen! ☺ dein Hakuei«, hieß es auf der Karte und ich starrte ihn ungläubig an. Nicht zu dick anziehen, was sollte das denn jetzt heißen?
 

»Alles was du wissen musst, steht darin und nimm dir den Rat zu Herzen«, grinste Hakuei, als auch der Fahrstuhl auch schon zum Stehen kam und sich die Türen öffneten, er grinste und hob die Hand, dann war er auch schon wieder verschwunden. Das konnte ja was werden. Ich sollte Yasu mal fragen, ob er auch eingeladen war. Langsam machte ich mich auf den Weg zur U-Bahnstation, wo ich auf Mako traf. Er grinste mich an, auch wenn er grinste, so sahen seine Augen doch sehr müde aus. »Lange nicht gesehen«, grüßte ich ihn und ich umarmte ihn kurz freundschaftlich.
 

»Na ja, wenn du es lang nennst. Wie geht’s dir?«
 

»Außer das ich auf der Stelle einschlafen könnte geht’s mir gut und selbst?«
 

»Genau dasselbe. Ich hatte heute einige Shootings und ein Interview und die ganzen Leute machen mich müde.«
 

Ich lachte kurz und wir stiegen in die Bahn, sie war recht leer und wir setzten uns neben einander.
 

»Wohnst du weit von ihr?«
 

»Es geht und du?«
 

»Eine halbe Stunde ungefähr mit der Bahn.«
 

»Du kommst aber nicht immer mit der Bahn oder?«
 

»Manchmal holt Yasu mich ab. Und du?«
 

»Die meiste Zeit verbring ich bei Karyu, daher kommen wir auch oft zusammen.«
 

»Seid ihr zusammen?«
 

Mako lachte, dann verneinte er und erklärte: »Dafür ist es uns beiden nicht ernst genug.«

»Wie läuft’s eigentlich mit dir und Kiyoharu?«
 

»Nichts läuft da.«
 

»Warum das denn? Erst treibt ihr’s auf der Toilette und jetzt läuft da NICHTS? Sorry Süßer, aber das glaub ich dir nicht.«
 

»Musst du aber und wir haben’s ja auch nicht richtig miteinander getrieben.«
 

»Ja ja, ist ja gut, ich mein ja nur. Willst du nichts von ihm?«
 

»Ich liebe ihn nicht.«
 

»Dann hast du ihn nur begehrt?«
 

»Ja«, ich wurde rot und sah auf meine Knie und als Mako antwortete hörte ich das Grinsen in seiner Stimme: »So sieht’s mit Karyu und mir aus.«
 

Wir redeten noch eine Zeit über belanglose Sachen, dann musste er aussteigen, ich begleitete ihn noch zur Tür, da wir gerade so schön in einem Gespräch vertieft waren. »So Süßer, wir sehen uns morgen«, sagte Mako und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, dann stieg er aus. Warum mussten mich eigentlich alle küssen? Ich drehte mich um, eine ältere Frau und ein junger Mann starrten mich angewidert an, ich ignorierte sie und setzte mich wieder auf meinen Platz. Ich nahm wahr, dass mir gegenüber ein Pärchen saß, auch sie sahen mich angewidert an, was hatte ich ihnen denn getan? »Gibt’s was zu glotzen?«, fragte ich sie schließlich unfreundlich.
 

»Das ist ekelhaft«, entgegnete der Mann und klang dabei, als würde er über eine Kakerlake reden.
 

»Was?«, ich verstand ehrlich nicht, was für Probleme die auf einmal mit mir hatten.
 

»Sie und dieser andere Mann«, half er meinem Gedächtnis auf die Sprünge und hörte sich an, als wolle er sich übergeben. Ich verdrehte genervt die Augen, wie konnte man nur so intolerant sein? Ich hatte ja noch nicht mal was mit Mako, nur weil er mir einen kurzen Küss auf die Lippen gedrückt hatte? Was war denn daran so schlimm? Ich schloss meine Augen, ich war so erschöpft, dass es mir total egal war, dass die Bahn über die Schienen fuhr und immer wieder ruckelte. Ich wehrte mich gegen die Müdigkeit. Aber irgendwann musste ich dann doch eingeschlafen sein, mein Handy klingelte schrill und ich hob ab ohne vorher auf das Display zu gucken.
 

»Ja?«
 

»Hab ich dich geweckt?«
 

»Ach Yasu, du bist es. Schon okay, sonst hätte ich meine Station verpennt.«
 

»Du bist noch nicht zu Hause?«
 

»Nein, ich hab mal wieder Überstunden gemacht«, ich lachte kurz, »Abgesehen davon, dass wir keine festen Arbeitszeiten außer unsere Termine haben.«
 

»Hyde hat dich aufgehalten oder?«
 

»Ja, ich hab das Gefühl, das macht er gerne. Aber ich war nicht der einzige, der unter ihm zu leiden hatte.«
 

»Wer denn noch?«
 

»Kazi.«
 

»Hattet ihr ein Shooting zusammen?«
 

»Ja, aber keine Sorge, er hat sich nicht mal getraut mich auch nur annähernd so anzufassen wie du es getan hast.«
 

Ich hörte Yasu lachen: »Mir hat’s aber Spaß gemacht.«
 

»Mir auch.«
 

»Hast du morgen frei?«
 

»Nein, ich muss morgen um fünf Uhr bei Hyde sein. Aber wenn du mich einlädst, dann hab ich natürlich Zeit.«
 

»Einladen, damit ich mein Auto wieder bei irgendeinem Club stehen lassen muss weil ich zu betrunken bin um zu fahren, nein danke«, ich wusste, worauf er anspielte.
 

»Dann wäre ich aber am nächsten Morgen nicht bei dir aufgewacht, mit nem fetten Knutschfleck am Hals.«
 

Yasu lachte erneut, ich liebte sein Lachen, es klang so hell und fröhlich. »Stimmt, wann soll ich dich abholen?«
 

»In zehn Minuten, kannst du mich an der XXX-Station abholen?«
 

»Klar, dann bis gleich!«
 

Ich lächelte und legte auf, ich freute mich, Yasu wieder zusehen. Mein Blick huschte zu dem Pärchen, das mir noch immer gegenüber saß. In ihren Blicken lag so viel Abscheu und Ekel dass ich es fast gar nicht ertrug sie anzusehen, ich meine an diesem Telefonat war doch gar nichts so schlimm gewesen oder? Im Kopf ging ich das Gespräch noch mal durch, ließ aber mal Yasus Teil weg: »Keine festen Arbeitszeiten außer unsere Termine…Ich hab das Gefühl, dass macht er gerne…nicht der einzige, der unter ihm zu leiden hatte…Kazi… nicht annähernd so angefasst wie du es getan hast…am nächsten Morgen bei dir aufgewacht… Knutschfleck am Hals…abholen…« Okay klang ein wenig doppeldeutig aber was konnte ich den dafür, ich machte nur meine Arbeit.
 

»Was haben Sie diesmal für ein Problem mit mir?«, fragte ich die beiden genervt.
 

»Sie sind ein Stricher!«
 

Mir fielen fast die Augen aus, okay, so konnte man unser Gespräch auch deuten, als ich den Schock überwunden hatte, lachte ich: »Das ist nicht Ihr ernst oder? Ich bin Model.«

Jetzt war es an den beiden dumm aus der Wäsche zu gucken, sie hatten wohl nicht damit gerechnet. »Oh, tut mir Leid«, wagte der Mann irgendwann zu sagen. »Schon okay, Sie haben ja nur einen Teil des Gespräches mitbekommen.«
 

»Und der andere Mann vorhin…?«
 

»Ist auch Model.«
 

»Ich habe ihn noch nie gesehen«, sagte die Frau, das erste Mal, dass sie sich zu Wort meldete.
 

»Hearts of Misery Loves, schon mal davon gehört?«
 

»Ja, einige Freundinnen von mir lesen die.«
 

»Werfen sie einen Blick hinein«, empfahl ich ihr und stand auf, da meine Station durchgesagt wurde, auch das Paar stand auf.
 

»Alles Gute weiterhin«, sagte sie dann lächelnd.
 

»Ihnen auch.«
 

Als ich ausstieg kam Yasu gerade auf mich zugelaufen. Stürmisch umarmte er mich und ich lachte, hielt ihn fest, hob ihn ein Stück hoch und drehte mich mit ihm einmal um die eigene Achse ehe ich ihn wieder losließ. Ich erzählte ihm von dem Pärchen in der Bahn und er bekam einen Lachanfall als ich erwähnte, was sie über unser Gespräch gedacht haben. »Du hast noch nicht mal mit einem Mann geschlafen«, er lachte, »und dann sollst du ein Stricher sein«, er lachte wieder, »der beste Witz den ich je gehört habe.«

Es dauere eine Weile, bis er sich wieder eingekriegt hatte, währenddessen hatte ich meinen Blick auf den Boden gerichtet, er wusste ja nichts von der Sache mit Kiyoharu.
 

»Was ist los? Du verschweigst mir doch schon länger etwas.«
 

»Was?«
 

»Denkst du ich merk es nicht. Also raus mit der Sprache.«
 

Ich wollte es ihm nicht sagen, also schüttelte ich nur den Kopf und wir gingen zu Yasus Auto, schweigend fuhren wir zu ihm. Er hatte einen Filmabend mit Filmen wie die „Ocean’s“-Reihe vorbereitet, ich kannte davon nur „Ocean’s 11“ und es war lustig sich die Filme mit ihm zusehen. Natürlich durfte der Alkohol auch nicht fehlen, aber ich betrank mich nicht.
 

»Yasu, bist du auch auf Hakueis Geburtstagsparty eingeladen?«
 

»Ja, aber eigentlich spricht man darüber nicht, es ist immer eine Überraschung, wer eingeladen ist. Also niemandem sagen!«
 

»Okay…er hat gesagt, dass ich mich nicht zu warm anziehen soll…was meint er damit?«
 

»Genau das, was er gesagt hat. Also hör auf ihn, ich mach’s auch.«
 

»Und dann stand da noch, ein bis dato unbekannter Ort…?«
 

»Heißt bei ihm immer ein Hotel, mal sehen, welches er dieses Jahr nimmt und was er sich diesmal hat einfallen lassen. Seine Geburtstagspartys sind immer sehr unterhaltsam…und sie können pervers werden, kommt immer auf die Gäste an.«
 

Jetzt war ich neugierig und so etwas wie Vorfreude erwachte in mir. Ich verbrachte die Nacht mal wieder bei Yasu, er schmiss mich aber sehr früh aus dem Bett, warum auch immer. Wir fuhren in die Stadt und klapperten ein paar Läden ab, dann brachte er mich zur Company. Dem ersten, den ich dort begegnete war Kiyoharu, zum Glück hatte ich es eilig. Ja, ich ging ihm aus dem Weg, aber nur weil ich mich schämte, für das was wir getan haben. Ich verschwand möglichst unauffällig hinter der nächsten Ecke und wartete, dass er vorbeiging. Plötzlich hörte ich sein Lachen und ich fuhr herum. Und da stand er, direkt vor mir!
 

»Sag nicht, du versteckst dich vor MIR?!«, er klang entrüstet, lachte dabei aber.
 

Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich wandte mich von ihm ab. Warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen? Ich mochte ihn ja nach wie vor noch, aber ich traute mich ihm einfach nicht mehr unter die Augen, sein Anblick erinnerte mich an das, was passiert war.
 

»Okay, du versteckst dich wirklich vor mir. Was ist los?«
 

»Nichts, ich hab jetzt ein wichtiges Shooting«, murmelte ich und ging an ihm vorbei, er hielt mich am Arm fest, zog mich zu sich heran, er schien tief Luft zu holen.
 

»Du riechst nach Yasu«, stellte er dann fest.
 

»Kein Wunder, ich war die ganze Nacht bei ihm.«
 

»Ach, sag nicht, er ist der Grund, warum ES dir peinlich ist.«
 

»Yasu hat damit gar nichts zu tun! Und jetzt lass mich los, bitte.«
 

Mein ‚bitte’ schien zu wirken, denn er ließ mich los und ich eilte davon. In meinem Kopf rasten die Gedanken und ich versuchte angestrengt ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bekommen, was leichter gesagt als getan war.

Zum Glück schaffte Hyde es, mich mit dem Shooting abzulenken und als ich fertig war, hatte ich meine Begegnung mit Kiyoharu auch schon wieder vergessen oder verdrängt, wie auch immer.
 

Zu Hause stellte ich überrascht fest, dass ich fünf Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter hatte. Neugierig hörte ich sie ab, eine war von Shinya, er fragte mich, ob er gegen Abend vorbei kommen könne, sofort rief ich ihn zurück und versichte ihm, dass er kommen konnte, er wusste mittlerweile, wo ich wohnte. Die anderen vier Nachrichten waren von Tomo und ich musste mir einen Lachanfall nach dem anderen verkneifen, er hatte vier mal das Band voll geredet, bis die Aufnahmezeit zu ende gelaufen war und immer hatte er dasselbe gesagt, na gut, fast dasselbe. Das war typisch Tomo, als wolle er sicher gehen, dass ich es auch wirklich abhörte. Die erste Nachricht war vom vergangen Nachmittag, dann eine vom Abend, eine von heute Morgen und eine von heute Nachmittag. Er hatte erzählt, wie sein Date mit Natsumi gelaufen war und dass sie jetzt so etwas wie ein richtiges Paar waren. Ich freute mich für ihn und vergaß dabei sogar meine eigene angeknackste Laune, eine Nebenwirkung von dem Gespräch mit Kiyo, es hatte mir doch mehr zu schaffen gemacht. Ich wollte mich unbedingt bei ihm entschuldigen. Manchmal wusste ich selbst nicht, was ich wollte. Aber bei einer Sache war ich mir hundertprozentig sicher! Ich wollte Kiyoharu nicht verlieren, egal was vorgefallen war, er war immer nach Kiyoharu und er war immer noch mein Freund.
 

Als erstes wählte ich Tomos Nummer, ich freute mich für ihn und das sagte ich ihm auch, wir unterhielten uns noch eine Zeit lang, wo ich ihn noch mal aufforderte, mir in Ruhe von seinem Date zu erzählen, es war schön mal wieder was von einer Liebe mit Zukunft zu hören, kam das doch in meinem Leben recht selten vor. Die einzigen, die für mich auch eine Zukunft hatten, waren wohl Ruiza und Hide-zou, jeder Blinde mit Krückstock sah, dass die beiden wie für einander geschaffen waren und dass sie sich aufrichtig liebten.

Nachdem wir wieder aufgelegt hatten, suchte ich Kiyoharus Nummer heraus und rief ihn an. Er war überrascht, meine Stimme zu hören, aber er freute sich auch.
 

»Was gibt’s?«, fragte er schließlich.
 

»Na ja, ich wollte mich entschuldigen…mein Verhalten vorhin…tut mir Leid, das war voll daneben.«
 

»Mach dir darüber mal nicht so viele Gedanken Kleiner, es hätte mich ernsthaft gewundert, wenn du dich danach anders verhalten hättest. Ich kenne dich. Vor allem nach Makos Kommentar war mir klar, dass es dir peinlich ist. Ich find das so~ süß!«
 

Ich lachte leise, irgendwie hatte ich mit keiner anderen Reaktion gerechnet und natürlich machte er sich einen Spaß daraus. »Es ist mir nicht richtig peinlich…na gut, ich find es nur schlimm, dass ich es genossen hatte…ich hatte vorher noch nie etwas mit einem Mann.«
 

»Irgendwann gibt es immer ein erstes Mal. Wenn du willst können wir es gerne wiederholen«, ich konnte sein breites Grinsen vor mir sehen und ich schüttelte den Kopf, erinnerte mich dann aber daran, dass er mich gar nicht sehen konnte und antwortete dann noch mal: »N-nein, lieber nicht…«
 

»Hätte mich auch gewundert…schade eigentlich, du warst echt gut…«, der Rest von Kiyos Satz ging in einem lauten Klingeln unter. Schnell verabschiedete ich mich und eilte zu Tür und riss sie auf.
 

Vor mir stand ein total fertig aussehender Shinya und ich zog ihn prompt in meine Arme. Seine Finger gruben sich in den Stoff meines Pullovers und ich strich ihm sanft über den Rücken. Sein Körper erbebte immer wieder durch stumme Schluchzer und ich fragte mich, was passiert war. Nach einiger Zeit hatte er sich wieder beruhigt und ich führte ihn ins Wohnzimmer. Er setzte sich auf die Couch und ich eilte in die Küche um Tee zu kochen. Als der fertig war, ging ich zu ihm zurück und setzte mich neben ihn.
 

»Was ist passiert?«, fragte ich ihn besorgt.
 

»Ich hab den größten Fehler meines Lebens begannen!«
 

»So schlimm kann’s doch nicht sein.«
 

»Oh doch!«, Tränen liefen über seine Wangen, er machte sich gar nicht erste die Mühe, sie zu verstecken. Mit zittriger Stimme fuhr er nach einer Weile fort: »Ich hab mit Toshiya geschlafen und…und ich ha-hab mich in ihn…verliebt.«
 

Ich hatte mir vielem gerechnet, aber nicht damit! Ich war überrascht, nicht geschockt oder so, nur überrascht. Ich ignorierte erst mal meine Überraschung und legte einen Arm um ihn, Trost suchend hielt er sich an mir fest und schluchzte gegen meine Schulter. Ich hatte ihn noch nie so fertig gesehen. Ich wusste zwar, dass er auch mal seine Stimmungsschwankungen hatte, aber das war was ganz anderes, er war RICHTIG fertig.
 

»Und er, will er nichts von dir?«, wagte ich es irgendwann zu fragen.
 

»Weiß nicht, ich hab ihn vorher rausgeschmissen und mich in meiner Wohnung versteckt, hab versucht mich zu beruhigen, dann habe ich dich angerufen.«
 

»Tut mir Leid, dass ich mich erst so spät gemeldet habe. Ich war bei Yasu«, erklärte ich ihm, bevor ich mich dann wieder dem eigentlich Thema zuwandte: »Besonders schlau war deine Reaktion aber nicht, ich hoffe, das weißt du.«
 

»Ich weiß, du kennst Toshiya ja nicht! Du weißt nicht, wie er ist!«
 

»Dann erklär es mir.«
 

»Er ist die Schlampe der Company, es gibt keinen mit dem er’s noch nicht hatte, jetzt mal von den lieben Heteros abgesehen. Er KANN nicht lieben.«
 

»Woher willst du das wissen? Vielleicht mag er wirklich recht offen damit umgehen und hat gerne Spaß mit den anderen, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht lieben kann! Du darfst nur nicht aufgeben bevor du überhaupt ANGEFANGEN hast zu hoffen! Jeder Mensch hat auch seine guten Seiten, sie zeigen sie nur nicht oft, das heißt aber noch nicht, dass sie kein Herz haben.«
 

»Denkst du, es gibt Hoffnung?«
 

»Es gibt IMMER Hoffnung, solange man selbst daran glaubt und manchmal hat selbst die auswegloseste Situation ein Happy End, Voraussetzung ist nur, dass du mit ihm REDEST.«
 

»Das sagt der Richtige«, ich konnte ein Lachen in seiner Stimme erkennen, ein Zeichen, dass es ihm besser ging.
 

»Da gibt es nichts zu reden, es war eine einmalige Sache«, rutschte es mir raus und ich wünschte mir auf der Stelle, es nicht gesagt zu haben.
 

»Was war eine einmalige Sache?«
 

»N-nichts.«
 

»Hal, lüg mich doch nicht an.«
 

»Mein Gott! Ich hab’s mir Kiyoharu getrieben!«, rief ich genervt.
 

»Ach du heilige-! Das ist nicht dein Ernst oder?!«
 

»Wie gesagt es war eine einmalige Sache.«
 

»Wie lange ist das schon her?«
 

»Ein paar Wochen.«
 

»Ein paar WOCHEN? Und ich erfahre das erst jetzt?«
 

»Du solltest es gar nicht erfahren. Und wehe Yasu erfährt das von dir, ich schwöre dir, dann bist du einen Kopf kürzer.«
 

»Ist ja gut, ich sag schon nichts. Ich find es enttäuschend, dass du es mir nicht gesagt hast«, entweder versuchte er jetzt von seinen eigenen Problemen abzulenken oder es ärgerte ihn wirklich.
 

Ich ließ ihn die Nacht bei mir verbringen, ich merkte, dass er nicht allein sein wollte und ich konnte es ihm nicht verübeln, außerdem hatte ich wenigstens lustige Gesellschaft, er hatte seinen Kummer schnell überwunden und wir hatten ein paar Games gezockt, es ging unentschieden aus, er war ein guter Spieler und ich hatte wochenlang nicht mehr zum Controller gegriffen.

Ich hatte weit in den nächsten Tag hinein geschlafen und als ich irgendwann aufgestanden war, war Shinya bereits verschwunden, er hatte eine Nachricht an den Kühlschrank geklebt.
 

»Guten Morgen Kleiner, ich muss noch mal in die Company. Danke fürs Zuhören und für den tollen Abend. Ich wollte dich nicht wecken, ich hab mich an deinem Kühlschrank bedient, ich hatte Hunger =D wir sehen uns! Shinya«
 

Ich lächelte und machte mir dann selbst etwas zu essen, ich hatte heute frei, mal sehen wie ich den Tag nutzen würde. Ich sollte Tomo anrufen, dann konnten wir was zusammen unternehmen!
 

*~♥~*
 

Ich stand nun schon seit zwei STUNDEN vor meinem Kleiderschrank und hatte keinen blassen Schimmer was ich anziehen sollte. Nur gut, dass ich mir dafür extra zeit genommen hatte, sonst würde ich zu spät kommen. Ich hatte schon am Vormittag geduscht, dann hatte ich was gegessen, ein bisschen Ferngesehen und seit zwei Stunden probierte ich meinen halben Kleiderschrank durch. Heute fand Hakueis Party statt und ich war mich sicher, dass es unangebracht war, nur in Pulli und Jeans dort zu erscheinen.

Mein Schlafzimmer glich einem Schlachtfeld, störte mich aber weniger, schließlich hieß es immer, das Genie beherrsche das Chaos. Schließlich angelte ich ein dünnes T-Shirt, dessen Stoff so weich war wie Seide, es war dunkelgrausilbern mit Leopardenmuster, ich liebte dieses T-Shirt, es hatte kurze Ärmel, einen recht weiten Ausschnitt und saß hauteng und knapp über der Hüfte. Ich entschied mich für eine schwarze Jeans mit etlichen Ketten, die locker auf meiner Hüfte saß und man ein wenig Haut zwischen Hose und T-Shirt sehen konnte. Ich schnappte mir noch einen breiten Gürtel, dessen Schnalle die Form von zwei überkreuzenden Pistolen hatte und legte ein paar Ketten und Armreife um. Ich Flur suchte ich noch ein paar passende schwarze Schuhe, ich war zufrieden mit mir, aber irgendwas fehlte noch, ich überlegte einen Moment, dann lief ich ins Bad, irgendwo musste noch eine Tasche mit Schminkutensilien einer Ex-Freundin stehen, die hatte sie mal bei mir vergessen und danach hatte ich Schluss gemacht, sie war nie gekommen um sie zu holen, also hatte ich sie noch irgendwo. Nach ein paar Minuten suchen hatte ich die Tasche gefunden, wühlte darin herum und fand schließlich was ich gesucht hatte. Ich wusste inzwischen wie man mit Eyeliner umging und wie man Wimperntusche auftrug, die Stylistinnen hatten es oft genug bei mir gemacht. Ich umrandete meine Augen schwarz, wodurch sie größer wirkten und noch mehr leuchteten, die Wimperntusche verlieh meinem Blick noch das gewisse etwas und ich war bereit für die Party.

Bevor ich meine Wohnung verließ, nahm ich mir noch eine Jacke, draußen war es kalt und ich wollte nicht als Eisblock beim Tokyo Tower erscheinen. Die Bahn war wie immer recht voll, trotz einigen Verzögerungen war ich zu früh da. Ich war nicht der einzige, ich entdeckte Kiyoharu, der sich mit Satsuki unterhielt, Rose kam auch gerade und Yasu war auch bereits da, ich erkannte ihn, obwohl er mit dem Rücken zu mir stand. Er rauchte, das sah ich. Ich trat zu ihm heran und schlang meine Arme um ihn. Er war warm, ganz anders als die Luft um ihn herum. »Du siehst klasse aus!«, sagte er begeistert als er sich umdrehte und mich von oben bis unten begutachtete, ich konnte das Kompliment nur zurückgeben, Yasu sah IMMER klasse aus.
 

»Oh oh, ich glaub Hakuei war stockbesoffen als er die Einladungen geschrieben hat«, meinte er plötzlich, sein Blick war auf irgendetwas hinter mir fixiert und ich fuhr herum. Mich traf fast der Schlag. Da stand doch tatsächlich Aoi. Ich hatte mit vielen gerechnet, aber nicht mit ihm, ich dachte eigentlich, er sei recht unbeliebt. »Hakuei ändert gerne mal seine Einstellungen zu seinen Mitmenschen. Aber ich weiß nicht, ob das diesmal so gut war«, murmelte Yasu. Ich ließ meinen Blick nun über die anderen anwesenden schweifen und ich war heilfroh, mich für diese Sachen entschieden zu haben. Alle waren aufgestylt und manche, zum Beispiel Satsuki, Shinya, Mako und Hide-zou hatten genauso wie ich ihre Augen geschminkt. Ich war froh, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört hatte. Auch Kiyoharu hatte zu schwarzem Lidschatten gegriffen, wie ich merkte als er plötzlich neben mir stand. Ich umarmte ihn kurz und er lächelte.
 

»Schön dich zu sehen«, sagte er und hörte sich an, als würde er es todernst meinen, ich konnte dem nur zustimmen. Für mein kindisches Verhalten vor ein paar Wochen hatte ich mich ja schon entschuldigt. Er griff nach meiner Hand und zog mich mit zu Rose und Satsuki. Yasu folgte uns kopfschüttelnd.
 

»Hal! Lange nicht gesehen«, grüße Rose mich, da hatte er recht, wir hatten uns seit dem einen Shooting nicht mehr gesehen und an das was nach dem Shooting gewesen war, daran konnte ich mich ja nicht mehr erinnern.
 

»Ich habe übrigens mit Tetsu gesprochen und mir die Fotos zeigen lassen«, sagte er.
 

»Fotos?«
 

»Ja, nach dem Shooting, wir haben uns in seinem Auto besoffen, Ruiza war der absolute Knaller!«
 

»Tut mir Leid, Rose die Erinnerungen sind…nicht mehr da.«
 

»Ui~ schade eigentlich. Also kurze Zusammenfassung?«
 

»Gerne.«
 

»Ruiza hat nach seiner sechsten Flasche oder so gestrippt, danach haben er und Hide-zou pausenlos geknutscht und du hast dich an meinem Hals zu schaffen gemacht, den Knutschfleck hat man tagelang gesehen, die Stylistinnen hatte echte Probleme den überzuschminken.«
 

»Oh, das tut mir Leid.«
 

»Muss es dir aber nicht, war lustig.«
 

Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis irgendwann eine schwarze, auf Hochglanz polierte Limousine vorfuhr und der Chauffeur forderte uns auf, einzusteigen. Falls euch aufgefallen ist, dass keiner von uns ein Geschenk dabei hatte, die haben wir ihm bereits am 16. beschenkt und zwar alle, sogar Kyo und Atsushi hatten Geschenke für ihn.

Wir stiegen ein und ich bekam einen guten Überblick, wer alles da war. Daisuke, Karyu, Mako, Aoi, Satsuki, Toshiya, Shinya, der übrigens sehr weiblich aussah, die Haare elegant hochgesteckt, Kiyoharu, Rose und Yasu, also hatte er fast alle Models eingeladen, außer Kazi, wie ich später erfuhr, war er krank und musste absagen und die nicht schwulen Models. Also war er der festen Überzeugung, dass ich schwul war, dabei hatte ich so etwas nie gesagt. Als alle Platz genommen hatten ging die Fahrt los, es herrschte eine ausgelassene Stimmung von der ich mich binnen Sekunden anstecken ließ und nicht wenige griffen bereits jetzt schon zu ihren ersten Drinks. Yasu nahm sich eine Wodkaflasche und trank einen Schluck, dann reichte er sie mir, ich tat es ihm gleich, nahm einen Schluck und reichte sie dann weiter, als sie die Runde einmal hinter sich hatte, war die Flasche bereits leer. Wenig später kamen wir auch schon an einem Hotel an. Da nicht alle in den Aufzug passten, mussten wir in zwei Gruppen nach oben fahren. Hakuei erwartete uns in einer geräumigen Suite, sie hatte ein riesiges Wohnzimmer, es war ungefähr so groß, wie Yasus und mein Wohnzimmer ZUSAMMEN und das musste etwas heißen, denn Yasus war schon sehr groß und meins war auch nicht so klein. Vier lange Couchen standen im Viereck um einen Tisch herum. Mein Blick schweifte weiter, an dem einen Ende führte eine Tür in eine große Küche mit Minibar, eine andere führte wohl ins Bad und wieder eine andere in ein Schlafzimmer, auch die Tür war geschlossen. Wir ließen und auf den Couchen nieder. Rechts von mir saß Yasu, links von mir Kiyoharu, Daisuke und Aoi.
 

»So, da jetzt alle da sind! Ich hoffe, ihr habt gute Laune mitgebracht, wenn nicht, ich kann nachhelfen. Getränke findet ihr in der Küche, Kühlschrank und Minibar sind voll mit Alkohol, ich hoffe, es ist für jeden etwas dabei«, begann Hakuei begeistert und ließ seinen Blick über uns schweifen. Dann klatschte er in die Hände und verschwand in irgendeiner Ecke, die ich von hier nicht sehen konnte, auf einmal ertönte Musik und mir wurde klar, dass er die Anlage angemachte hatte. Einige Models standen auf und fragten, wer was trinken möchte, dann machten sie sich auf den Weg in die Küche. Als sie zurückkamen überreichten sie jedem, was er sich bestellt hatte. Yasu blieb seinem Wodka treu, ich griff lieber zu Whisky. Alle redeten durcheinander und ich unterhielt mich mit allen möglichen Leuten, schnell waren die ersten Flaschen geleert und es wurde Nachschub geholt. Wir alberten herum und die Stimmung wurde immer ausgelassener und fröhlicher, schließlich trommelte Hakuei uns wieder zusammen und forderte uns auf, sich an genau den Platz zu setzten, wo wir auch vorher gesessen hatten. Ich konnte damit leben. »Halt die mal«, sagte Yasu an mich gewandt und drückte mir seine Wodkaflasche in die Hand, da sein Schuh aufgegangen war, nachdem er ihn wieder gebunden hatte, schenkte er nun seine Aufmerksamkeit dem Gastgeber, ich tat es ihm gleich.
 

»Ich dachte mir, eine Runde Karten ist bestimmt nicht verkehrt«, erklärte Hakuei und hielt dann besagte Karten hoch. Die Rückseite war mit einem lustigen Clownsgesicht in verschiedenen Farben bedruckt. Ich fragte mich, was das für ein Spiel sein sollte.
 

»Ich erkläre es euch jetzt kurz. Also derjenige, der an der Reihe ist, was ich als erstes wäre, sagt den Namen einer hier anwesenden Person, ich nehme mal Satsuki, dann wird eine Karte gezogen und vorgelesen. Hier steht: 1. Frage: Welche Person unter den anwesenden kannst du am wenigsten leiden? Die Fragen werden ehrlich beantwortet, wird einer beim Lügen erwischt, lass ich mir ne schöne Strafe einfallen, 2. Aufgabe: Zieh dich bis auf die Unterwäsche aus. Also wer die Frage nicht beantworten möchte, der muss die Aufgabe machen, ihr habt also freie Wahl. Ach und bevor ich es vergessen, kommt eine Aufgabe mit küssen und entscheidet ihr euch dafür, dann aber mit Zunge, das ist doch selbstverständlich. Noch fragen? Ihr könnt auch noch laufend des Spiels fragen stellen. Okay, nicht? Dann lasst uns anfangen.«
 

Hakuei mischte die Karten neu. »Daisuke. Uh~ Welche Person hier begehrst du am meisten? Oder sing den Titanic-Song ‚My Heart will go on’.«
 

Alle Augen richteten sich nun auf Daisuke, der schien fieberhaft zu überlegen, was er tun soll.
 

»Karyu«, er sprach zu seinen Knien als er antwortete.
 

»Lauter, ich kann dich nicht verstehen«, grinste Hakuei fies.
 

»Karyu«, wiederholte der Angesprochene so laut, dass alle ihn problemlos verstehen konnten. Karyu zwinkerte und warf ihm einen Luftkuss zu. Dann sagte Daisuke: »Hide-zou.«

Der Angesprochene wandte sich ihm zu und wartete bis er eine Karte gezogen hatte: »Mit wem bist du zur Zeit zusammen? Oder küss den ersten Hotelangestellten, den du triffst.«
 

»Ich bin mit niemandem zusammen.«
 

»Dann musst du wohl die Aufgabe erledigen«, mischte sich Hakuei ein und Hide-zou seufzte, griff nach dem Telefon und ließ den Zimmerservice kommen. Das Glück war auf seiner Seite, der Angestellte war ein junger, hübscher Mann. Hide-zou rief ihn zu sich und küsste ihn einfach. Von manchen ertönte ein »Uuuuh« oder »ooh«, der Mann war viel zu überrascht als dass er sich gegen ihn hätte wehren können und so kam es, dass Hide-zou ihm seine Zunge in den Hals schob. Irgendwann schien er dann zu verstehen, was hier vor sich ging und stieß das Model von sich. Hide-zou sah ihn beleidigt an und schickte ihn dann mit einem Lächeln wieder weg. Bei diesem Anblick musste ich lachen und da war ich auch nicht der einzige. Ich prostete Hide-zou zu und trank einen Schluck aus meiner Flasche, das Spiel ging weiter und es folgen einige peinliche oder lustige Aktionen, Daisuke legte einen Tabeldance hin, wobei er sich auszog. Yasu musste im Büro des Chefs anrufen und so tun, als würde er gerade einen Orgasmus haben. Je betrunkener alle wurden, desto versauter wurde das Spiel. Kiyoharu ließ es sich nicht nehmen Ruiza auszuziehen und ihm mehrere Knutschflecke zu verpassen. Merkwürdigerweise wählten die meisten die Aufgaben anstatt die Fragen zu beantworten, lag es daran, dass sie die Wahrheit nicht sagen wollten oder lag es eher daran, dass sie Spaß an der ganzen Sache hatten? Also ich hatte Spaß, es war wirklich lustig. Hide-zou und Ruiza spielten irgendwann nicht mehr mit, oder besser, keine wählte sie aus, da sie zu sehr mit sich beschäftigt waren und sich wild küssten und wir waren uns sicher, dass sie auch nichts dagegen hätten, wenn sie hier vögeln durften, aber Hakuei hatte es ihnen verboten.
 

»Kiyoharu«, lallte Karyu, »Mit wem hattest du zu letzt Sex? Oder renn nackt durch das Hotelrestaurant.«
 

»Mit Hal.«
 

Alle Blicke richteten sich auf mich, ich war Gott sei Dank viel zu betrunken, als das es mir hätte peinlich sein können. »Alscho escht«, lallte Daisuke, lehnte sich zurück, neigte sich dann zu mir und klopfte mir auf die Schulter.
 

»Das ist aber schon Wochen her…«, sagte ich und kicherte.
 

»Danach hatte ich halt keinen Sex mehr. Rooooooose«, lallte Kiyo und sah den Blonden an, dann zog er eine Karte, wobei er fast von der Couch gefallen wäre und wir lachten alle.
 

»Wie lang ist dein bestes Stück?«
 

»Oder?«
 

»Och man, ich will es wissen!«, meckerte Kiyo, las dann aber noch die Aufgabe vor: »Führ einen Striptee auf.«
 

Rose entschied sich für die Aufgabe und damit auch alle etwas davon hatten, stellte er sich auf den Tisch in der Mitte. Hakuei schaltete auf passende, erotische Musik, er hatte echt alles vorbereitet. Roses Körper bewegte sich im Rhythmus des Liedes, als erstes zog er sich sein ärmelloses Shirt aus, dann ließ er sich auf die Knie sinken, die Zehenspitzen fest auf dem Tisch, und bog sich langsam nach hinten, bis sein Kopf das Holz des Tisches berührte. Langsam strich er mit einer Hand von oben nach unten über seinen nackten Oberkörper bis zu seinem Hosenbund, er hatte die Augen geschlossen. Mit gekonnten Handgriffen hatte er die Knöpfe seiner Hose geöffnet, dann richte der sich wie in Zeitlupe wieder auf, räkelte sich erotisch vor den anderen herum, ließ seine Hose kaum merklich immer tiefer wandern, bis er sie sich dann ganz auszog. Er tanzte noch eine Weile weiter, wobei er sexy die Hüften kreisen ließ, den Kopf nach hinten in den Nackten gelegt und mir den Händen über seinen Körper stich und immer wieder andeutete seine Shorts ebenfalls fallen zu lassen, was er aber nicht tat. Einige Model klatschten begeistert, andere pfiffen durch ihre Zähne. Ich sah plötzlich Tränen in Roses Augen, hektisch griff er seine Sachen und sprang vom Tisch, zog sich hastig wieder an und setzte sich wieder hin. »Schade«, murmelten manche, ich gehörte nicht dazu, denn ich sah, wie der Blonde mit seiner Selbstbeherrschung kämpfte und ich fragte mich, was los war, aber mein Hirn wollte dank dem Alkohol nicht mehr so wie ich wollte und ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber.
 

»Hal«, sagte Rose und seine Stimme klang wie immer, na ja, er klang ziemlich betrunken. Ich sah ihn an und wartete.
 

»Was war das schlimmste Erlebnis deines Lebens? Oder küss die dritte Person links von dir mindestens eine Minute lang.«
 

Ich neigte mich nach vorne um zu sehen, wer die dritte Person war. Mein Herz drohte stehen zu bleiben. Nein, DEN würde ich bestimmt NICHT küssen. Andernfalls wollte ich auch nicht die Wahrheit sagen. Ich konnte nicht. Ich wollte mich nicht daran erinnern, sonst wäre der Abend für mich wohl gelaufen, an meine Vergangenheit dachte ich nie und jetzt wo ich total betrunken war, würde ich es auch nicht machen.
 

»Was ist, wenn man beides nicht will?«, fragte ich und sah Hakuei hoffnungsvoll an.
 

»Musst du dir eins aussuchen.«
 

»Hast du einen Leichenwagen vorbestellet?«
 

»Ein Kuss hat noch niemanden getötet!«
 

»Da weiß man nie…«, murmelte ich und Kiyoharu stieß mir unsanft in den Rücken, so dass ich aufsprang, er grinste mich nur an. Mein Blick wanderte wieder zu IHM, also musste ich jetzt wohl oder übel AOI küssen?! Ich seufzte innerlich, er sah mich an, als wäre ich eine eklige Kakerlake. Langsam ging ich auf ihn zu, die anderen rutschten zur Seite, so konnte ich problemlos breitbeinig auf seinem Schoß Platz nehmen. Ich rutschte noch kurz hin und her, dann saß ich bequem auf seinen Beinen, ich muss sagen, er war schön warm und zudem roch er gut. Ich sah ihm in die Augen. »Glaub mir, ich würde das nicht machen, wenn ich nicht müsste«, versicherte ich ihm, dann schloss ich meine Augen, vielleicht wurde es dann ja erträglicher und legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Sie waren viel weicher, als ich gedacht hatte. Ich übte einen leichten Druck auf seine Lippen aus, plötzlich hob er eine Hand und ich dachte schon, er würde mich von sich stoßen, aber das tat er nicht, stattdessen legte er sie an mein Gesicht und zog es näher zu sich heran, ehe er den Kuss erwiderte, indem er mit seiner Zunge über meine Lippen strich und sanft um Einlass bat, den ich ihm sogar gewährte. Ich begrüßte seine Zunge mit meiner, erst stupsten sie sich sanft an, dann umspielten sie sich, neugierig erforschte Aoi meine Mundhöhle, als er damit fertig war, drängte ich seine Zunge zurück in seinen Mund und erkundete nun seine Mundhöhle. Aoi schlang seine Arme um meinen Nacken und fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare bis sie sich irgendwann darin festkrallten. Meine Hände legte ich um Aois Taille, ich zog mich näher an ihn und ließ dann den Kuss intensiver werden. Ich hörte ihn in den Kuss seufzen, es fühlte sich gut an, sehr gut. Ganz anders als ich erwartet hatte, ich hatte nicht gedacht, dass er ein schlechter Küsser wäre und das war er auch nicht, aber ich hätte damit gerechnet, dass er sich mir nicht so hingibt, dass es unangenehm werden würde und dass er mich wohl von sich stoßen würde, aber meine Erwartungen waren nicht eingetroffen. Es war ein sanfter, intensiver und leidenschaftlicher Kuss, den ich in vollen Zügen genoss, ich dachte in diesem Moment nicht daran, dass ich ihn nicht leiden konnte. Wir küssten uns lange, wie lange wusste ich nicht, ein mal lösten wir uns kurz von einander um Luft zu holen, dann küssten wir uns erneut, aber irgendwann erinnerten mich meine Lungen schmerzlich daran, dass Menschen Sauerstoff zum überleben brauchten und ich löste mich widerstrebend von ihm, ich hatte das Gefühl, dass es ihm auch nicht gefiel, sich jetzt von mir zu lösen. Schwer atmend sah ich ihn an, in seinen Augen lag nicht mehr der Hass, etwas Freundliches blitzte kurz auf, war dann aber sofort wieder verschwunden und er sah mich neutral an. Auf der Stelle wünschte ich mir seinen Hass zurück, lieber wurde ich von ihm gehasst, als dass er GAR NICHTS empfand. Hass zeigte immer noch, dass man etwas für eine Person übrig hatte, dass man sie wahrnahm, aber Neutralität war NICHTS, da gab es keine Gefühle und Empfindungen und das fand ich bei weitem schlimmer als Hass.
 

»Wir dachten schon, ihr erstickt uns irgendwann. Das nächste Mal rufe ich ein Leichenwagen, Küssen kann also doch töten«, hörte ich Hakuei sagen und ich wurde augenblicklich in die Realität zurück katapultiert. Sofort erhob ich mich und setzte mich auf meinen Platz zurück.
 

»Die Rede war von einer Minute und nicht von einer STUNDE«, kam es vorwurfsvoll von Kiyoharu.
 

»So lange war’s nun auch wieder nicht.«
 

»Das stimmt, es waren zwei Minuten, mindestens. Küsst er so gut?«
 

»Besser als ich gedacht hatte«, räumte ich ein und ließ meinen Blick über die Anwesenden schweifen – Ruiza und Hide-zou immer noch ausgeschlossen, ich glaubte auch nicht, dass die heute noch mal die Finger von einander lassen würden – und wählte dann Hakuei, da dieser bis jetzt am wenigsten unter dem Spiel zu leiden hatte. Ich zog eine Karte und hörte mich selbst vorlesen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er sich für die Aufgabe entschieden hatte. Aber ich achtete nicht sonderlich auf ihn. Mein Blick war auf Rose gerichtet, der ziemlich fertig aussah, er erwiderte meinen Blick und ich nickte in Richtung Tür, er stimmte mir zu.
 

»Ich gehe kurz mit Rose raus, ihm scheint es nicht gut zu gehen«, sagte ich und stand auf. Ich ging auf den Blonden zu und zog ihn hoch, dann verließen wie zusammen die Suite, hinter uns ertönte das laute Lachen der Models. Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie hatten wir es nach unten geschafft und wir ließen uns auf einer Bank im Hotelgarten nieder. Zum Glück hatten wir unsere Jacken mitgenommen, es war arschkalt!
 

»Was ist los? Seit deinem Auftritt wirkst du so…niedergeschlagen.«
 

»Ich hatte gehofft, dass ich das nie wieder machen müsste.«
 

»Was?«, ich sah ihn besorgt an. Roses Blick war auf einen Punkt in der dunklen Nacht gerichtet. Na ja, zu mindest dunkel für Tokyo.
 

»Strippen. Bevor ich Model geworden bin, das ist zwei Jahre her, habe ich drei Jahre lang in einem Schwulenclub gestrippt, am Anfang war alles auch noch ganz harmlos und ich hatte Spaß daran und außerdem musste ich ja irgendwie über die Runden kommen. Aber ein Jahr nach dem ich dort angefangen hatte, wurden die Typen immer aufdringlicher und es ging übers Glotzen hinaus, als erstes wollten sie mich anfassen, wofür sie mir sogar Geld gaben, ich ließ mich aber nicht gerne berühren, nicht von fremden besoffenen Typen. Aber gut, so konnte ich mein Gehalt ein wenig aufbessern, ich ließ mich ja auch nicht von jedem einfach so betatschen nur weil er mir Geld bot. Aber es wurde immer schlimmer und irgendwann kam es so weit, dass ein Mann mehr wollte, mehr als gucken und anfassen. Ich wollte nicht, für kein Geld der Welt, sonst hätte ich ja auch Stricher werden können. Ich meldete das meinem Chef, der sagte nur, ich solle ihn abweisen oder ihm geben was er wolle. Er kam immer wieder und irgendwann brachte er einen Freund mit, sie fingen mich nach meiner Schicht ab. Sie fielen einfach über mich her, ich habe mich gewehrt, aber sie haben einfach nicht von mir abgelassen, bis dann plötzlich ein junger Mann erschien, der hat die beiden angebrüllt und niedergeschlagen. Dann hat er mich gepackt und zur Hauptstraße gezerrt, glaub mir, ich hatte Angst vor ihm, ich wusste nicht, was er im Schilde führte. Irgendwann hatte er mich wieder losgelassen, er entschuldigte sich für seine Unfreundlichkeit, er hatte nur nicht gewollt, dass die beiden uns folgten, dann stellte er sich vor: Atsushi Sakurai. Er drückte mir seine Visitenkarte in die Hand und meinte, wenn ich einen Job suchen würde, solle ich möglichst schnell vorbeikommen. Und das tat ich auch, seit dem bin ich Model. Ich bin Atsushi-san sehr dankbar dafür, er hat sich die erste Zeit um mich gekümmert und mir sehr geholfen, nicht nur um von den Drogen wegzukommen, die ich mit der Zeit genommen hatte, er hatte mir einen Neustart ermöglicht, noch heute kommt er vorbei, fragt mich, wie es mir geht und so, für mich ist er mehr ein Freund als ein Chef«, beendete Rose seine Geschichte und ich versuchte alle Informationen zu verkraften, kein Wunder dass es ihn so mitgenommen hatte, als die anderen gepfiffen und geklatscht hatten, es hatte ihn an die ganzen notgeilen Typen erinnert. Der Arme tat mir Leid, ich zog ihn zu mir und schloss ihn in meine Arme, jetzt verstand ich auch, warum er ungern über seine Vergangenheit erzählte.
 

»Warum ausgerechnet ich?«, ich konnte nicht verstehen, warum er mir alles erzählte.
 

»Du hast so etwas an dir, ich habe dir von Anfang an vertraut, also enttäusch mich nicht«, er lachte leise und ich schüttelte den Kopf. Geheimnisse waren bei mir gut aufgehoben. Ich mochte Rose sehr. Wir saßen noch einige Minuten schweigend da und hingen unseren Gedanken nach, dann wurde es uns jedoch zu kalt und wir machten uns auf den Rückweg. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits drei Uhr war, wie schnell die Zeit vergangen war! Als wir zurückkamen löste Hakuei gerade die Runde mit einem Glas Sake auf, ich schnappte mir auch ein und trank es wie die anderen mit einem Zug leer.
 

»Damit ich das am Morgen nicht vergessen, schön dass ihr gekommen seid! So, einer muss sich wohl oder übel ein Zimmer mit mir teilen, Rose wenn du nichts dagegen hast?«, er sah den Blonden an, Rose nickte und Hakuei schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln.
 

»Also, auf dem Gang befinden sich sechs Doppelzimmer, hier liegen die Schlüssel und bitte schlagt euch nicht die Köpfe ein.«
 

Hakuei legte besagte Schlüssel auf den Tisch. Ich wandte mich Yasu zu: »Nehmen wir eins?«
 

»Klar doch!«, er schnappte sich einen Schlüssel. Ich drehte mich zu Kiyoharu, der redete gerade mit Satsuki, dessen Blick nach schienen die beiden heftig mit einander zu flirten. Na gut, sollten sie. Die beiden waren irgendwie süß und Satsuki machte einen total verliebten Eindruck. Dann sah ich zu Shinya der sehr verloren wirkte, bis dann Toshiya auf ihn zukam und mit einem Schlüssel vor seiner Nase herumwedelte, Shinya wurde rot und nickte. Ich zeigte ihm einen Thumbs-up und formte mit meinen Lippen die Worte »Viel Glück«. Hide-zou und Ruiza waren längst verschwunden. Mako und Karyu taten sich ebenfalls zusammen und Aoi teilte sich ein Zimmer mit Daisuke. Hakuei und Rose teilten sich die Suite in der die Party statt gefunden hatte.
 

»Ich wünsche euch eine gute Nacht! Um elf gibt’s Frühstück unten, danach müssen wir die Zimmer räumen«, mit diesen Worten schickte Hakuei und auf unsere Zimmer. Vor mir und Yasu gingen Kiyoharu und Satsuki, insofern man diesen Zustand noch GEHEN nennen konnte. Kiyoharu drückte den anderen gegen die Zimmertür und küsste ihn stürmisch während er versuchte den Schlüssel ins Schloss zu bekommen und ich war mir sicher, dass da heute noch mehr laufen würde. Yasu und ich erreichten unser Zimmer, müde ließ ich mich auf das Bett fallen und sah an die Decke. Ich schloss meine Augen und ließ den ganzen Abend noch mal Revue passieren, es war schön gewesen und hatte unheimlich Spaß gemacht.
 

»War es das gewesen, was du mir nicht hattest sagen wollen?«, riss mich Yasu aus meinen Gedanken und ich sah ihn an. Er lag mittlerweile neben mir.
 

»Was meinst du?«
 

»Dass du Sex mit Kiyoharu gehabt hattest.«
 

»Ach das«, ich seufzte und erzählte ihm dann die ganze Gesichte. Jetzt war es eh zu spät, er wusste, dass es passiert war, also konnte ich ihm auch den Rest erzählen.
 

»Warum wolltest du es mir nicht erzählen?«
 

»Weil ich ein schlechtes Gewissen hatte und es mir peinlich war.«
 

Ich gähnte herzhaft, mit einem Mal war ich hundemüde. Ich setzte mich auf, zog mich bis auf die Boxershorts aus und legte mich dann unter die Decke, keine fünf Minuten später war ich eingeschlafen. Ich träumte wirres Zeug, ein paar Augenblicke der Party spielten sich noch mal vor meinem inneren Auge ab und immer wieder sah ich Yasu vor mir, wie er lächelte, er war so unendlich schön. Mein Herz schlug schnell und ich wünschte, ich könnte ihn berühren. Ein Mal richtig berühren. Ich hörte sein helles, warmes Lachen, erinnerte mich an das eine Shooting und hoffte inständig, dass es weiter ging, dann hörte ich mich von der Sache mit Kiyo erzählen, sah seinen traurigen Gesichtausdruck und so viel Kummer lag in seiner Stimme und ich seinem Blick, dass es mir das Herz brach, heiße Tränen rannen über meine Gesicht und ich fühlte mich schlecht. Mein Körper wurde geschüttelt und ich öffnete die Augen.
 

»Hal, wach auf!«, das war Yasus besorgte Stimme.
 

Ich sah ihn total übermüdet an und verstand gar nichts mehr, dann war das eben nicht echt gewesen? Nur ein Traum? Es hatte sich so echt angefühlt.
 

»Was ist?«, murrte ich verschlafen.
 

»Du hast du herumgewälzt und…du weinst ja!«
 

»Ich tue WAS?«, völlig perplex tastete ich mein Gesicht ab und stellte fest, dass Yasu Recht hatte, heiße Tränen brannten auf meiner Haut und ich wischte sie fort, erst jetzt merkte ich wie unregelmäßig mein Atem ging.
 

»Ist alles in Ordnung?«
 

»Ich glaub schon, hab nur schlecht geträumt.«
 

»Hatte es mit deiner Vergangenheit zu tun?«
 

»Nein, mit dir«, ich gähnte und begriff dann was ich gerade GESAGT hatte. Nein, das konnte nicht sein, ich befand mich noch in dem Traum! Es durfte nicht wahr sein!
 

»Mit…mit mir?«, ich konnte Yasus Stimme nicht recht deuten. Sie klang besorgt, verwundert, ängstlich, traurig und überrascht. Es war dunkel im Zimmer und sein Gesicht war durch die Schatten verborgen, auch wenn er sich über mich gebeugt hatte. Ich sah ihm in die Augen, die konnte ich halbwegs erkennen. Ich war zu müde um jetzt großartig mit ihm zu diskutieren und es war doch nur ein Traum gewesen, nichts weiter, ohne Bedeutung, nur ein Traum. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, was mir in seiner Gegenwart schwer fiel. Mein Herz hatte sich gegen mich verschworen und raste wie verrückt, ich nahm ein Kribbeln im Bauch wahr, konnte es aber nicht recht deuten, vielleicht hatte ich zu viel getrunken und zu wenig gegessen, ja, das musste es sein.
 

»Yasu, es ist mitten in der Nacht, ich bin müde«, murmelte ich und drehte mich auf die andere Seite, weg von ihm.
 

Ich hörte ihn seufzen, dann legte er sich auch wieder hin, aber ich war mich sicher, dass ihm nicht nach Schlafen zu mute war, mir auch nicht, dafür rasten meine Gedanken viel zu schnell durch meinen Kopf und hinterließen dort das reinste Chaos, irgendwann musste die Müdigkeit dann doch über mich gesiegt haben, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, schien die Sonne fröhlich in das Zimmer. Ich wollte aber nicht aufstehen, dafür genoss ich viel zu sehr die Wärme unter mir. Ich kuschelte mich instinktiv mehr an die Wärmequelle und fiel fast aus allen Wolken als diese sich plötzlich unter mir regte. Ich sah auf und mein Herz drohte stehen zu bleiben. UNTER mir lag Yasu, eine Hand von mir lag auf seiner NACKTEN Brust, seine Haut war so schön weich. Ich seufzte und schmiegte mich enger an ihn. Ich bemerkte seine Hände, die sich um meinen Körper geschlungen hatten. Er schien langsam aufzuwachen. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen und küsste ihn sanft am Hals, er kicherte leise, so leise, dass ich es kaum hörte und doch machte mein Herz einen Rückwertssalto und begann mein Blut zweimal so schnell wie normal durch meine Adern zu pumpen. Ich wollte ihn noch mal kichern hören, also knabberte ich vorsichtig an seiner weichen Haut, Yasus Hand wanderte von meinem Rücken in meine Haare und hielt sich dann dort fest. In meinem Bauch fing es an noch heftiger zu kribbeln, als es ohnehin schon tat. »Hal«, kicherte der Schwarzhaarige schließlich und ich ließ von ihm ab.
 

»Morgen«, antwortete ich nur.
 

»An so einen Weckdienst könnte ich mich gewöhnen«, Yasu lächelte mich müde aber glücklich an. Und – ich hatte schon darauf gewartet – schon schoss mir die Röte ins Gesicht. Der Schwarzhaarige lachte leise, wobei sich sein Körper leicht hob und senkte, was das Kribbeln in mir verstärkte. »Hab ich dir schon mal gesagt, dass du total süß aussiehst, wenn du rot wirst?«
 

»Ja, jetzt«, ich kam nicht drum herum und lächelte ihn an. Wir blieben noch eine Zeit lang liegen, bis ich es wagte einen Blick auf die Uhr zu werfen und fast einen Schock bekam. Es war zehn vor elf, in zehn Minuten gab es Frühstück. Ich setzte mich auf, streckte mich kurz, was Yasu einen ausgiebigen Blick auf meinen Körper schenkte und ich spürte seinen Blick auf mir. »Was ist?«, fragte ich ihn neugierig und sah ihm in die Augen. Sie hatten die Farbe von flüssiger Schokolade und genauso unwiderstehlich waren sie auch. Sein Blick fesselte mich.
 

»Du bist wunderschön«, hauchte er schließlich, kletterte zu mir und ließ seine Lippen sanft über meinen Körper wandern. Es kribbelte überall in meinem Körper und ich hatte das Gefühl, ich würde unter Strom stehen, aber auf eine schöne Art und Weise. Viel zu schnell für meinen Geschmack löste er sich von mir und murmelte eine Entschuldigung, stand auf und verschwand im Bad. Ich sah ihm eine Weile hinterher. Es war so sexy wie er sich bewegte und seine schlanken, makellosen Beine raubte mir den Atem, mein Blick war von unten nach oben über seinen Körper gewandert, verweilte einen Augenblick bei seinem Hintern, der echt lecker aussah, weiter zu seinem muskulösen Rücken. Die Erkenntnis wie gut Yasu aussah und wie heiß er war traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht, ich hatte vorher viel zu wenig auf seine Schönheit geachtet. Für mich war er immer Yasu gewesen, ein guter Freund, den man lieb haben musste, aber jetzt auf einmal war er für mich der vollkommenste Mensch auf Erden und mein Herz machte einen Satz.
 

Ich hing kurz meinen Gedanken nach, dann entschloss ich mich, mich erst mal wieder anzuziehen, da ich mir keine anderen Sachen mitgenommen hatte, zog ich die Klamotten von gestern noch mal an. Ich wunderte mich, dass mein Kopf nicht ganz so dröhnte wie ich es erwartet hatte, aber vielleicht lag es daran, dass ich mir darüber auch nicht sonderlich viele Gedanken machte.
 

Als Yasu aus dem Bad zurückkam, warf ich ihm noch einen kurzen Blick zu und verschwand dann selbst in besagtem Zimmer. Das Bad war größer als ich gedacht hatte. Und die Dusche wirkte sehr verlockend, aber uns blieb nicht viel Zeit bis zum Frühstück, also wusch ich mir mein Gesicht, entfernte noch den restlichen Eyeliner, da ich in der Nacht keine Lust gehabt hatte, mich abzuschminken, dann bürstete ich das Durcheinander, was sich Haare nennt und war auch schon fertig. Als ich zurückkam, wartete Yasu bereits auf mich und zusammen machten wir uns auf den Weg zum Aufzug. Wir begegneten Mako und Karyu, die beide total fertig aussahen und dicke Ringe unter den Augen hatten, Mako machte den Eindruck als wolle er auf der Stelle einschlafen und ich war mir sicher, dass er in der Nacht nicht wirklich zur Ruhe gekommen war, Karyus müdes Grinsen sprach Bände.
 

»Morgen«, grüßte ich die beiden und lächelte.
 

»Morgen«, erwiderte Karyu freundlich und Mako murrte nur etwas Unverständliches vor sich hin was eher wie ein »Gute Nacht« klang. Ich verkniff mir zu fragen, ob er gut geschlafen habe, ich wollte ihn nicht unnötig ärgern, auch wenn es bestimmt lustig gewesen wäre. Wir stiegen in den Fahrstuhl und fuhren schweigend hinunter ins Restaurant, wo die anderen bereits saßen, wir waren also die letzten.
 

»Allen einen wunderschönen guten Morgen, ich hoffe ihr seid ausgeschlafen«, Hakueis Blick fiel auf Mako und Karyu, dann auf Kiyoharu und Satsuki, die nur minimal besser aussahen als die anderen beiden, dann auf Hide-zou und Ruiza, die beide eingeschlafen waren und auf Shinya und Toshiya, die aber doch noch recht fit wirkten.
 

»Okay, also drück ich es mal anders aus, ich hoffe ihr habt die Nacht gut überstanden und ausreichend genutzt«, jetzt grinste er dreckig und eröffnete mit ein paar weiteren, eher unspektakulären Worten das Frühstück. Übrigens hatten Yasu und ich uns neben Shinya gesetzt, genau gegenüber von den zwei schlafenden Turteltäubchen, bei denen sich keiner die Mühe machte, sie zu wecken. »Und wie lief’s?«, fragte ich Shinya flüsternd, so konnte ich mich noch recht gut an seine Gefühle für Toshiya erinnern und jetzt hatten sie eine ganze Nacht zusammen auf einem Zimmer verbringen müssen.
 

»Ich weiß nicht, was du meinst«, bekam ich eine Antwort, aber nicht von Shinya, sondern von Toshiya, der mich breit angrinste und ich verstand nur Bahnhof. Ich wollte wissen, ob Shin es ihm gesagt hatte!
 

»Shinya? Jetzt sag schon«, flüsterte ich dem Rothaarigen zu.
 

»Was willst du wissen? Davor oder danach?«
 

»Ich will wissen ob du ES ihm GESAGT hast!«
 

»Also davor. Ja habe ich«, er lächelte und nickte stolz.
 

»Und DANACH?«
 

»Das wüsstest du wohl gerne, hm?«
 

»Shin, ich fühl mich verarscht und kannst du dir auch vielleicht VORSTELLEN an wem das liegt?«
 

»Sehr gut sogar. Glaub mir Kleiner, so genau willst du es gar nicht wissen.«
 

»Ach ja?«
 

»Shin, jetzt sag es ihm schon, der Arme platzt ja fast vor Neugier«, mischte sich Toshiya ein und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann zwinkerte er mir zu.
 

»Wir sind zusammen.«
 

»Endlich man!«
 

Die beiden lachten und ich wandte mich meinem Frühstück zu, wovon allerdings die Hälfte fehlte, ich hatte aber noch NICHTS gegessen und mit einem gespielt beleidigten Blick sah ich meinen Nachbarn, aka Yasu, an, der grinste nur und erklärte: »Deins sah einfach so lecker aus, ich konnte nicht widerstehen. Immer noch besser als dass ich anfangen würde an DIR rumzuknabbern, nur weil ich halb am verhungern bin, nich?«

Ich lachte und schüttelte nur den Kopf, ich hatte eh nicht so einen großen Hunger, also war es egal.

Ich begann zu essen, als mich plötzlich etwas am Kopf traf und verwundert sah ich auf die zusammen geknüllte Serviette die vor mir lag, dann sah ich auf und entdeckte Kiyoharus Grinsen schräg gegenüber.
 

»Was gibt’s?«
 

»Shinya fragst du nach seiner Nacht, aber von meiner willst du nichts hören, DAS nenne ich ungerecht!«, rief er quer über den Tisch und die Aufmerksamkeit ALLER lag nun ganz bei ihm.
 

»Bei dir kann ich mir gut vorstellen, wie die Nacht verlaufen ist.«
 

»Ach ja? Wie denn?«
 

»Tut mir Leid, das kann ich nicht sagen, hier sind Kinder anwesend und wir wollen doch nicht, dass die einen Schaden davon tragen, oder?«, ich zeigte auf den Tisch neben uns wo eine Familie mit drei Kindern saß, alle im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren, die uns interessiert anstarrten.
 

»Aufklärung hat noch nie jemandem geschadet.«
 

»Aber nur, wenn der Lehrer NICHT Kiyoharu heißt«, entgegnete ich und die Models lachten. Dann richtete ich mich an Satsuki: »Ich hoffe nur, er hat dich nicht allzu hart rangenommen.«

Satsuki wurde augenblicklich rot und die anderen grinsten wissend, und damit war das Thema auch schon gegessen, denn jetzt wusste JEDER wie Kiyoharu seine vergangene Nacht verbracht hatte.

Mir gegenüber regten sich plötzlich zwei Personen von denen ich bis eben noch gedacht hatte, dass sie vielleicht scheintot waren.
 

»Was macht ihr hier für einen Krach, ich will schlafen«, maulte Ruiza und sein Anhängsel stimmte ihm mürrisch zu.
 

»DAS hättet ihr auch in der Nacht tun können, wenn ihr nicht so beschäftigt gewesen wäret, ihr habt ja schon die halbe Party verpasst«, mischte sich Hakuei ein und nickte besserwisserisch.
 

»Das beste haben wir aber mitbekommen«, entgegnete Hide-zou und gähnte.
 

»Und das wäre?«
 

»Aoi und Hal. Denkt nicht, wir hätten es nicht auf Band.«
 

»Bitte ihr habt WAS?«, platzte es wütend aus Aoi heraus, bis eben hatte ich ihn – ehrlich gesagt – total vergessen.
 

»Digitalkameras sind SEHR praktisch, mein Lieber.«
 

»Ihr löscht das, ihr Perversen!«
 

»Wir sind pervers? Aber nicht doch. Dir hat es ja sichtlich gefallen.«
 

»Es war eine Aufgabe und dazu noch nicht mal meine! Hal hätte ja auch über sein schlimmstes Erlebnis reden können, aber das ist ihm wohl zu peinlich!«, Aoi war richtig außer sich vor Wut, aber ich konnte mich nicht zurückhalten: »Nein konnte ich nicht! Ich rede nicht darüber und das hat auch seine Gründe, wie kannst du urteilen wenn du NICHTS weißt du verwöhnter Schnösel!«
 

»Ach ja, was kann denn bitte so schlimm sein?«
 

»Ich will dich mal erleben wenn das Arschloch, was sich deinen Vater nennt, deine Schwester UMBRINGT!«, ich war wirklich außer mir, er konnte mich nicht verstehen, er wusste rein gar nichts und wagte es dann, sich über mich lustig zu machen. Ich stand auf, wollte nicht ihre Gesichter sehen und rannte aus dem Restaurant.
 

»Ach du Scheiße«, hörte ich Aoi fluchen, aber es war mir egal.
 

Total fertig ließ ich mich auf eine Bank vor dem Hotel sinken und kämpfte gegen die Erinnerungen und die damit verbundenen Tränen, die in meinen Augen brannten.
 

»He he, ist schon gut«, und wieder war es Yasu der zu mir kam, er setzte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schulter, ich lehnte mich gegen ihn und konnte den Tränen nicht mehr standhalten. Alles kam wieder hoch und ich konnte nichts dagegen tun.
 

»Sie hat dich vor ihm beschützt oder?«, fragte Yasu, seine Stimme klang geschockt und besorgt, aber wie immer schwang ein warmer, liebevoller Unterton mit.
 

»Ja, das war vor sieben Jahren«, schluchzte ich und bat ihn, nicht weiter nachzufragen, ich wollte nicht darüber reden, ich konnte immer noch nicht. Der einzige, dem ich mich je ganz anvertraut hatte, war Tomo und das war kurz danach gewesen, irgendwann hatte ich angefangen alles zu verdrängen und es war mir auch jahrelang gelungen, Aoi würde das nicht kaputt machen.
 

Ich klammerte mich an Yasu und versuchte mich zu beruhigen, seine Hand, die immer wieder über meinen Rücken strich, half mir dabei. Irgendwie schaffte ich es auch, wieder ruhig zu werden und wir gingen zurück zu den anderen. Sie mieden es, mich anzusehen, vor allem Aoi sah in alle Richtungen nur nicht zu mir, worüber ich auch sehr froh war. Erst war die Stimmung angespannt, lockerte sich aber wieder. Und es wurde ausgiebig gelacht, auch ich ließ mich von der Laune, die immer besser wurde, anstecken und vergaß den kleinen Zwischenfall fast. Hakuei schien recht zufrieden mit der Tatsache zu sein, dass seine ‚kleine’ Party zwei Pärchen hervorgebracht hatte, denn Kiyoharu und Satsuki machten uns schnell klar, dass sie es ernst meinten und es miteinander probieren wollten. Shinya war mit Toshiya zusammen und wirkte überglücklich, er hatte es auch verdient und ich hoffte, dass Totchi, wie wir ihn gerne nannten, sich bewusst war, was für ein Glück er hatte und dass er gut mit Shin umging.

Hakuei warf einen doppeldeutigen Blick zu mir und Yasu, den ich nicht verstand, während sich ein leichter Rotschimmer auf Yasus Wangen legte. Nach dem Essen durften wir wenn nötig noch mal auf die Zimmer, dann wurden wir mit der Limousine, mit der wir auch gekommen waren, nach Hause gefahren, der erste der abgesetzt wurde, war Aoi, danach Daisuke, Mako und Karyu stiegen zusammen aus, da Karyu unbedingt darauf bestanden hatte, mit zu Mako zu gehen und ich fragte mich ernsthaft, warum die beiden keine Beziehung anfingen. Genau dasselbe war es bei Ruiza und Hide-zou, die nach wie vor unzertrennlich waren, sie liebten sich, dass sah doch jeder Blinde, warum bekamen sie es einfach nicht auf die Reihe? Als nächster war Yasu an der Reihe und ich fragte ihn, ob ich mit zu ihm durfte und er nickte lächelnd, also stiegen wir zusammen aus.
 

Am Nachmittag fuhren wir in die Stadt, die Geschäfte waren bereits weihnachtlich geschmückt und alles leuchtete noch mehr! Wir schlenderten gemütlich durch die Stadt, machten an einem Café Halt und unterhielten uns bei einer dampfenden Tasse Kaffee über die Party. Ich konnte mich sogar noch ausnahmslos an alles erinnern, dabei hatte ich einiges getrunken, entweder ich hatte es gut wegstecken können oder ich war mittlerweile abgehärtet. Als wir uns dann auf den Heimweg machten, schneite es und ich dachte an Weihnachten, Weihnachten war das Fest der Liebe und ein Fest, was man mit der Familie verbrachte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YuNa_Matsumoto
2010-02-05T17:20:02+00:00 05.02.2010 18:20
Hey, mal wieder ein verdammt geiles Kapitel und es fängt auch noch sooooo schön an. Feu mich schon drauf weiter zu lesen.

LG
YuNa
Von:  Gedankenchaotin
2010-02-03T18:54:47+00:00 03.02.2010 19:54
Ich muss ehrlich gestehen, deine Story hat mich von Anfang an so gefesselt, dass ich sie bis zu dem jetzigem Stand in einem Rutsch durchgelesen habe und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich dafür "liebe", das das Hauptaugenmerk auf Sincrea liegt. *-*
Ich werd' sie auf jeden Fall weiterverfolgen, denn sowas geniales hab ich schon lange nicht mehr gelesen und ich bin gespannt, wie es zwischen Hal und Yasu weitergeht.

LG Senseii.


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