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Melancholie

von

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Das Landei

„Mum liegt im Krankenhaus“, wisperte Damian leise aus. Sein Blick war versteinert und die ganze Zeit über auf die Wand gerichtet. „Ich muss zu ihr“, fügte er hinzu. Dabei war doch alles so schön gewesen. Er hatte seine Freundin Abbi, war zum ersten Mal im Leben glücklich und auch sonst lief mit seinem Job wieder alles rund.

„Ich komm mit“, meinte Abbi ruhig. Behutsam strich sie mit ihren Fingerspitzen über seinen Arm, weiter nach oben zu seinen Haaren, wo sie ihn sachte am Nacken kraulte.

„Danke...wir müssen uns beeilen. Der Arzt sprach nur von einer Rauchvergiftung“, meinte er anschließend. Besorgt stand er vom Bett auf, in welchem er bis vor wenigen Sekunden gelegen und mit seiner Freundin geschmusst hatte.

„Ich frag Dad, ob er uns fährt“, schlug Abbi sofort vor. Auch wenn sie die Mutter von Damian nur selten zu Gesicht bekam, sie war eine liebevolle, fröhliche Frau. Genau so schnell wie Damian, stand auch Abbi auf. Sie machte sich fertig und während Damian noch ein wenig brauchte, war sie schon nach unten gelaufen und besprach die Dinge mit ihrem Vater.

Drake war sofort damit einverstanden gewesen. Es erinnerte ihn an früher, an die Zeit, die er damals mit seiner Allison verbringen konnte. Auch in der Vergangenheit wurde die junge Liebe durch einen schweren Brand auf eine harte Probe gestellt.
 

Die ganze Zeit über während der Fahrt wippte Damian mit seinem Bein auf und ab. Abbi konnte ihn schon fast nicht beruhigen, auch wenn sie es immer wieder versuchte. „Sie wird wieder gesund“, wisperte das junge Mädchen leise und verhackte ihre Finger mit seinen. „Sie ist stark...sie kann das schaffen“, fügte sie hinzu.

Damian nickte nur. „Ich wünschte...Dad wäre hier...ich wünschte, ich wüsste überhaupt wer mein Vater ist“, sprach er bitterlich. Aber würde es was an dem Zustand seiner Mutter ändern? Wohl eher weniger.

Mit schnellen Schritten begaben sich die drei Personen zum Zimmer, wo Allison liegen sollte. Damian ging extra schnell, bis er sich auf der Intensivstation befand. Schluckend sah er sich um. Das konnte nicht wahr sein.

„Mum“, murmelte er leise. Sein Blick ging kurz darauf zu einem Arzt, der aus einem Zimmer kam. Hastig eilte Damian dorthin. „Ist meine Mutter da? Sagen Sie schon“, er ließ den Mann kaum zu Wort kommen, wollte die ganze Zeit wissen, was los war.

„Bitte beruhigen Sie sich“, fing der behandelnde Doktor an. „Ihrer Mutter geht es den Umständen entsprechend. Sie hat eine Rauchvergiftung. Laut Angaben muss sie schon eine Weile im Zimmer gelegen haben, ehe ein Nachbar sie fand“, fügte er hinzu.

„Aber...wie...Mum hatte nie geraucht, wie kann ein Feuer...“

„Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber heute ist der vierte Advent, wenn dann kann es am Adventskranz liegen“, meinte er.

„Nein..“, stieß Damian aus. „Das kann nicht...“, er schluckte seine Tränen runter. „Wird sie wieder gesund werden?“

„Das wissen wir noch nicht. Wir müssen zuerst abwarten. Wenn Sie wollen, können Sie zu ihr.“
 

Ohne nun noch mehr Worte zu verlieren ging Damian in das Zimmer rein. Abbi und ihr Vater warteten draußen. Durch die Glasscheibe konnten aber auch sie einen kurzen Blick in das Zimmer werfen.

„Ich hoffe, sie wird wieder gesund“, fing Abbi leise an.

„Wenn seine Mutter so ist wie er, dann habe ich daran keinen Zweifel“, nickte ihr Vater. Er legte den Arm kurz um sein Kind und sah dann zu Damian, der gerade an das Bett getreten war. „Du solltest auch rein...er braucht dich nun.“

„Kommst du auch?“, fragte Abbi.

„Gleich...einen Moment noch“, ein ungutes Gefühl breitete sich in Drake aus. Er wusste nicht warum, doch er musste diesem nachgehen.

„Bis gleich“, murmelte sie. Leise trat nun auch Abbi in das Krankenzimmer ein. Sie ging zu Damian, legte ihre Hand an seine Schulter und betrachtete die schlafende Mutter.

Überall war sie mit Geräten verbunden, als könnte sie in jeder Sekunde ihren Lebensatem aushauchen.

„Sie wird wieder gesund“, sprach Abbi leise.

„Ich hab doch nur sie“, schluchzte Damian. Mittlerweile nahm er die Hand von seinen Schultern und drückte Abbi auf dieser einen Kuss auf. „Abbi...was soll ich nur machen, wenn sie...wenn sie...“, stockte er.

„Sch....du musst hoffen, dass sie wieder gesund wird...Dad sagt das auch.“

„Ich kann das nicht“, stieß Damian nun aus. Kein Sohn wollte seine Mutter im Krankenhaus so liegen sehen, vor allem nicht, da sie noch selber jung war. Allison war gerade 35 Jahre alt, sie war in den besten Jahren ihres Lebens und sollte nun schon der Gefahr ausgesetzt sein, zu sterben. Das war einfach nur unfair.

Mit einem Ruck bewegte sich der Junge zur Tür, wo er auf Abbis Vater stieß. Er sagte kein Wort, sondern ging weiter.

„Damian“, rief Abbi ihm nach. Natürlich folgte sie ihm und ließ ihren Vater alleine im Zimmer stehen.
 

Drake wusste nicht, wie es um ihn geschah. Plötzlich stand er alleine in einem Raum mit einer fremden Frau. Nicht gerade ein guter Augenblick um die Mutter des Freundes seiner Tochter kennen zu lernen.

Nur langsam trat er näher an das Bett heran. Worte fand er keine, und es stellte sich auch heraus, dass er gar keine brauchte. Schockiert blickte er nun auf die Frau, die da im Bett lag. Sie hatte die gleichen Gesichtskonturen, das gleiche Auftreten...aber das konnte doch nicht sein.

„Alli“, wisperte Drake leise. „Allison“, wieder kam ihr Name über seine Lippen. Langsam legte Drake seine Fingerspitzen an ihr Gesicht, welches er sanft streichelte, bis ein Piepen den Raum erhellte.

„Alliiiiiiiiiii“, schrie er so laut es nur möglich war.
 

Außerhalb des Raumes standen Damian und Abbi, die den Schrei ebenso hörten. Sofort eilte Damian in den Raum. Als er das Piepen vernahm schrie er nach einem Arzt. Schnell lief ein ganzes Ärzteteam hinein. Alle Personen die noch drinnen waren, wurden nach draußen gebracht und sollten dort warten...
 

Mit geknickten Mienen kam der behandelnde Arzt aus dem Zimmer heraus. Sofort waren sämtliche Blicke auf ihn gerichtet. „Und?“, wollte Damian wissen.

„Ihre Mutter ist soweit wieder stabil, es ist aber noch nicht geschafft“, mahnte er.

„Können wir zu ihr?“

„Natürlich. Aber bleiben Sie nicht so lange, sie braucht Ruhe“, sprach der Doktor.

„Das wissen wir“, nickte Damian und ging zur Tür. Er drehte sich um und sah Abbis Vater an. „Was sollte das vorhin da drin eigentlich werden?“

„Was meinst du?“, kam die Gegenfrage.

„Als sich die Ärzte um meine Mum kümmerten, wollten Sie sie gar nicht los lassen“, warf er ein.

„Mhmm“, murmelte Drake nur noch.

„Dad? Ich will das auch wissen“, meinte Abbi. Sie ging zu Damian und nahm seine Hand.

„Also gut...ich erzähl es euch. Mir wäre es zwar lieber, wenn Alli wach wäre...aber es ist besser, wenn ihr nun die ganze Wahrheit kennt“, fing Drake an.
 

Drake schritt wieder auf die schlafende Allison zu. Er setzte sich an ihr Bett und nahm ihre Hand.

„Alli ist...war...meine geliebte Freundin“, fing er an. „Wir waren vor 17 Jahren zusammen gewesen.“

„Bitte was?“, ächzte Damian. Seine Mutter und der Vater seiner Freundin waren früher mal zusammen gewesen. Na das konnte ja noch was werden.

„Es ist ziemlich lange her...mein Vater hatte mir und Allison verboten zusammen zu sein, weil wir Cousine und Cousin sind“, er seufzte. „Ich habe eine lange Zeit bei Allison und ihren Eltern verbracht, da ich mich nicht gerade gut benommen hatte“, Drake kicherte ein wenig traurig. „Mein Vater schickte mich aufs Land...wo ich eine gewisse Zeit bei Allison und ihren Eltern verbrachte, das sollte meinen Charakter formen, hatte er gesagt. Und er hatte Recht. Anfangs verstanden wir uns wirklich schlecht, aber nach und nach wurde es besser.“ Drake lächelte und sah wieder auf seine Alli. Er drückte sachte ihre Hand und sah zu den beiden Kindern.

„Es ist vieles passiert. Irgendwann merkten Alli und ich, dass wir uns liebten. Mein Vater war vollkommen dagegen, während ihre Eltern scheinbar nichts dagegen hatten. Kaum waren wir zusammen, wurden wir wieder getrennt. Vater nahm mich mit nach Hause und kurz darauf wurde Allison schwer krank. Sie hätte sogar sterben können“, erzählte er. Seufzend erinnerte er sich an die Zeit damals. „Allisons Vater rief uns an und so fuhren Vater und ich wieder zurück. Es sollte nur ein kurzer Besuch sein, um zu sehen, dass es ihr wirklich schlecht ging. Als ich mit bekam, dass wir wieder nach Hause sollten, entführte ich Alli kurzerhand. Ich stahl den Wagen meines Vaters und fuhr mit ihr Weg, es war eine Kurschlussreaktion. Von der Polizei wurden wir auch gesucht. Und dann hatte ich nicht aufgepasst. Wir fuhren in einen Wagen rein. Die Frau starb kurz darauf...doch sie war schwanger, was ich erst im Krankenhaus erfuhr. Wisst ihr...Alli und ich beschlossen, dass wir das Baby bei uns aufnehmen wollten, da es den Unfall heil überlebte. Wir hatten schon alles geplant und mein Vater war auch damit einverstanden. Er wusste, würde er uns trennen, würde einer von uns auf Dauer sterben...doch soweit kam es nicht. Gerade hatten wir die ganzen Formulare für die Adoption bekommen, da wurde Allison schwanger...was für eine Fügung des Schicksal“, erzählte Drake. „Das Problem bei der Sache war aber, dass wir mit einem Kind das Baby nicht adoptieren konnten, wir waren erst 17 Jahre alt und jung. Zwar hatten wir Eltern, die uns unterstützen wollten, aber das brachte eigentlich gar nichts. Ich wollte nicht, dass sich Alli zwischen unserem Kind und dem anderen Kind entscheiden muss...in der Nacht hatte ich meine Sachen gepackt und bin gegangen...“

„Und was soll das nun heißen?“, wollte Damian wissen, wobei er direkt an die Worte dachte, an das, was Drake ihm am Ende erzählte. Sofort riss er seine Augen auf. Sein ganzes Leben lang wollte er einen Vater haben und nun stand er vor ihm. „Du bist...?“, er schluckte und sah, wie Drake nickte.

„Ja...du bist mein Sohn“, sagte Drake. „Ich weiß...das alles ist schwer für dich zu begreifen, aber ich bin mir sicher, wir können....“, dann stockte er mitten im Satz, als er kurz zu Abbi sah.

„Und was...was ist mit...dem anderen Kind passiert?“, wollte sie wissen.

„Nachdem ich von Alli weg ging, kümmerten sich mein Vater und ich uns um die Adoption...nun bin ich der Vater des süßen Mädchens“, erzählte er und blickte Abbi weiter an. „Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen, dass ich dich so lange belogen habe und die Wahrheit erst nun heraus kam“, sagte Drake.

„Du...du...Mum...“, Abbi wich nach hinten. „Nein...“, sie schüttelte den Kopf und lief dann nach draußen. Das war zu viel für sie, glauben konnte sie es nicht.

„Abbi“, rief Drake, ehe er dann zu Damian sah. „Geh ihr bitte...sie wird mit mir nicht reden wollen...aber dir hört sie sicher zu“, sagte er.

„Was wird aus Mum?“, Damian schluckte.

„Ich bin bei ihr...ich lass nicht zu, dass es ihr wieder schlechter geht“, sagte er.

„Wehe, es passiert ihr was“, drohte Damian und versuchte dann Abbi zu finden.
 

Lange musste er nicht suchen. Sie saß auf einem der Stühle im Gang und weinte sich die Augen aus.

„Abbi“, er ging langsam zu ihr, setzte sich daneben und blickte sie an.

Sofort schlangen sich Abbis dünnen Arme um ihn. „Ich...bin...allein“, schluchzte sie. „Ich hab...keine...Familie...mehr...“, kam es direkt danach.

„Schh...das ist nicht wahr, und das weißt du auch“, meinte Damian.

„Aber er....“, fing sie leise an.

„Ja, er hat gelogen, aber das heißt nicht, dass er dich nicht liebt. Ich bin mir sicher, dass er dir das auch sagen wird“, sprach er.

„Ich fühl mich so leer“, murmelte das junge Mädchen. Sie stand auf und blickte Damian auf, der ein wenig überrascht war.

„Was hast du vor?“, fragte er.

„Komm mit“, zaghaft nahm sie seine Hand. Sie zog ihn hoch und dann mit sich mit.

„Wohin willst du?“, fragte Damian nach.

„Das wirst du sehen“, gab Abbi als Antwort. Ein wenig überrascht über ihr eigenes Handeln, brachte sie ihn in irgendein Krankenzimmer. Und mit Glück fand sie ein leeres vor. Sie schloss die Tür, stellte einen Stuhl vor diese und ging an das Bett.

„Abbi?“

„Schh...“, sie legte ihre Fingerspitzen auf seinen Mund, ehe sie diesen mit Küssen versiegelte. Im Anschluss darauf, bewegte sich Abbi langsam auf das Bett zu, wobei sie Damian mit sich zog. Er lag über ihr, stützte sich mit den Ellbogen ab und merkte auch langsam, was das hier werden wollte. Leicht löste er den Kuss.

„Abbi...“, fing er wieder an.

„Schh...nicht jetzt“, meinte sie leise. Wieder wollte sie versuchen ihn zu küssen.

„Nein Abbi, du tust das doch nicht, weil du das willst“, sagte er. Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Es war ein Schock für dich, dass zu hören...und nun sehnst du dich nach Liebe, aber ich finde, es ist falsch, wenn wir nun miteinander schlafen“, entgegnete Damian.

„Ich dachte du wolltest es“, meinte sie.

„Natürlich will ich mit dir schlafen...Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich warten kann. Wir müssen nichts überstürzen, wir haben Zeit, also lass dir diese Zeit“, er lächelte ein wenig.

Von Abbi war nur ein Schluchzen zu hören. Langsam setzte sich Damian auf, er zog sie in seine Arme und hielt sie einfach nur fest. „Ich werd immer für dich da sein, egal was unsere Eltern machen“, sprach Damian ruhig.

„Danke...was wird nun aus...Dad...und....Mum...?“, wollte Abbi wissen.

„Ich weiß es nicht...aber sie finden sicher auch zusammen...und wir sind doch irgendwie auch ihre Kinder, egal ob adoptiert oder nicht“, fügte der junge Mann an und legte seine Stirn auf die von seiner Freundin.

„Egal was passiert“, nickte sie.



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