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Beloved Assassin

Geliebter Mörder
von

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Er täuscht andere und sich selbst

Sakura nahm kaum noch etwas wahr, und ihr gesamter Körper fühlte sich dumpf und ermattet an. Naruto hatte ihre Hand fest in seiner – er ließ sie keine Sekunde los, wie er mit ihr durch die dunklen Gassen rannte, und immer wieder drehte er sich zu ihr um.

„Kannst du noch?“, hörte sie ihn öfter fragen, doch eine Wahl hatte sie dennoch nicht. Naruto lief mit ihr immer weiter, und sie wusste nur zu gut, dass Anhalten ihren Tod bedeuten würde.

Als sie seine Wohnung erreichten, musste Sakura von ihm die Treppen hinauf getragen werden. Sie hatte zwar aufgehört zu weinen, doch noch immer spielten ihre Gedanken und Gefühle verrückt.

Naruto hatte jemanden erschossen …

Sie wusste nicht wen oder warum – aber er hatte durch ihr Fenster geschossen, und wie es in tausend Splitter zerfiel, hatte er sie gepackt und war losgerannt. Einfach so, ohne ihr irgendetwas zu erklären. Aber Sakura, die sich schämte auch nur eine Sekunde an ihm gezweifelt zu haben – ja sogar geglaubt hatte, er würde sie erschießen wollen – vertraute ihm nach wie vor.

Das wusste sie mit absoluter Sicherheit.

Sie wusste nur nicht mehr, wer Naruto Uzumaki war. Aber an ihrer Freundschaft hatte sich nichts geändert,

„Komm“, sagte Naruto und holte sie aus ihren Gedanken. „Drinnen kannst du dich ausruhen, okay?“ Naruto fasste Sakura um die Taille und führte sie bis zu seinem Sofa. Er angelte rasch nach einer Decke, legte sie ihr um und verschwand ins Nebenzimmer.

„Wir bleiben nicht lange hier“, rief er, und im nächsten Moment kam er mit einem Rucksack beladen zurück.

Sakura hatte diesen Rucksack noch nie gesehen. Er benutzte ihn nicht für die Universität, wo seine Tasche so klein war, dass kaum ein Buch hinein passen konnte.

In diesen Rucksack aber musste vieles passen, und Sakura traute sich nicht, nach dem Inhalt zu fragen.

„Naruto?“, flüsterte sie stattdessen, und er musste sich neben sie setzen, um sie verstehen können. „Wer war … der Anruf war für dich, oder?“

„So in etwa“, sagte Naruto und lächelte sanft. „Eine Warnung. Du hast dir viel … ärger eingehandelt, Saku. Aber du kannst nichts dafür, hm? Wir sprechen darüber, wenn wir hier verschwunden sind.“

„Hast du jemanden … hast du jemanden erschossen?“ Sie konnte es nicht glauben, es nicht begreifen. Und trotzdem wusste sie die Antwort …

„Er hat auf dich gezielt, Sakura. Er wollte dich erschießen …“ Naruto klang traurig. Es war ihm nicht leicht gefallen, dass zu tun. Er hatte sich überwinden müssen, doch die Situation hatte ihm keine Wahl gelassen. Früher lebte er ein anderes Leben, früher waren diese Dinge seine Gegenwart. Heute, wo sie vergangen waren, war Sakura sein Leben geworden.

Und für sein Leben musste er die Vergangenheit zurückholen. Er hatte keine Wahl.

„Wen?“, hauchte Sakura, als hätte sie längst keine Luft mehr zum Atmen.

„Ein Kopfgeldjäger. Mach dir um ihn keine Gedanken. Es wird ihn niemand vermissen.“

„Aber … Gott“, stöhnte Sakura und griff sich verzweifelt in die Haare. „Warum passiert das? Warum hast du … ich versteh das nicht!“

„Ich versteh es auch noch nicht“, sagte Naruto und strich Sakura tröstend über den Rücken. „Aber wir kriegen es raus. Wir werden uns nur solange … verstecken müssen. Du wirst ein paar Vorlesungen verpassen …“

Sakura blickte Naruto in die leuchtenden Augen, die ihren Glanz nicht verloren hatten. Sie brachte ein kleines Schmunzeln zustande und nickte. „Aber doch … nicht viele, oder?“

„Nein“, sagte Naruto und grinste, als rede er über eine Kleinigkeit. „Nicht viele, versprochen. Wir regeln das, so schnell es geht. Aber Sakura …“ Sein Gesicht wurde ernst. „Wir müssen ehrlich zueinander sein, okay?“

„Okay“, sagte Sakura schwach. „Und wer … am Telefon, wer hat gewusst, dass du bei mir bist?“

„Tja.“ Naruto sah zum Fenster hinaus. „Der gleiche, der dir scheinbar schon die ganze Zeit nachläuft.“ Er stand jäh auf und wirkte auf einmal wütend. „Dieser dreckige Penner! Ich hätte es lieber gehabt, dass wir ihn raushalten. Aber bei ihm wird es auch … am Sichersten sein, irgendwie …“ Naruto schnaubte verächtlich. „Aber mach dir keine Gedanken, Saku. Sollte er dir zu nahe kommen, dann werde ich ihm …“ Er hielt inne, als er Sakuras entsetztes Gesicht sah. „Entschuldige, die Worte waren etwas unbedacht“, lachte er verlegen. „Ich kann ihn nur nicht ab, weißt du? Aber wie ich es gesagt habe … bei ihm wirst du am Sichersten sein.“

„Bei ihm? Von wem … von wem redest du?“

Naruto blickte Sakura betrübt an. „Tut mir leid, ich hätte ihn dir gerne erspart. Ich … hätte ihn jedem gerne erspart. Du kennst ihn schon…“

„Was? Du meinst doch nicht …“

„Sasuke Uchiha, ja. Er ist der Beste, den ich aufbieten kann, und davon abgesehen ist er der Beste überhaupt, Sakura. So sehr ich ihm … seinen verfluchten Hals umdrehen möchte …“ Naruto lächelte entschuldigend. „Aber dein Leben ist es mir Wert, mit ihm für eine Weile Frieden zu schließen … Ja, eine Weile muss es … wohl gehen.“
 

Sakura wollt nicht aussteigen, als das Taxi vor einem großen Anwesen hielt. Sie wollte überall hin – sogar zurück in ihre Wohnung – aber mit Sicherheit wollte sie nicht zu ihm!

„Miss, die Uhr läuft noch“, bemerkte der Fahrer. „Es wird immer teurer, wenn sie nicht aussteigen.“

Sakura blinzelte verwirrt, doch dann warf sie dem Mann einen finsteren Blick zu. Sie hatte bei Naruto noch einen starken Tee getrunken, und jetzt, wo er an ihrer Seite wachte wie ein gefährliches Tier, dass stets auf der Hut war, ging es ihr um einiges besser.

„Na komm, Sakura“, sagte Naruto und reichte ihr die Hand. Er bezahlte den Fahrer und schulterte seinen Rucksack, eher er sein Grinsen aufsetze, dass jedoch gestellt wirkte.

„Sasuke Uchiha …“, begann Sakura, als sie Naruto den gepflasterten Weg durch ein großes altes Tor folgten. „Weißt alle Anzeichen eines psychisch kranken Menschen auf, Naruto. Dass wir zu ihm gehen …“

„Ist unsere einzige Chance, lebend raus zukommen.“

„Ist vergleichbar mit dem Verstecken in der Höhle von einem Rudel Löwen.“ Sakura sah sich aufmerksam um, damit sie sich einen Fluchtweg zurecht legen konnte. „Er könnte eine schwere Depression haben, oder eine Psychose, Naruto. Er könnte nicht … er hat mit Sicherheit eine Psychose! Er hat vermutlich eine gesteigerte Wahrnehmung und kann seine zwischenmenschliche Beziehung nicht mehr einschätzen. Ihm fehlt dadurch das Gefühl, Dinge bewerten zu können, und ich bin mir sicher …“

„Dass er nach wie vor unsere einzige Chance ist.“

„Dass er den Bezug zur Wirklichkeit verloren hat. Zu ihm zu gehen ist noch gefährlicher wie unter Löwen, Naruto. Die Selbstmordrate liegt übrigens bei 5 bis 10 Prozent, und zu dieser Rate scheint er ja nicht zu gehören. Man hat im Übrigen von etwa 8000 Patienten zwischen 1973 und 2006 13,2 Prozent im Strafregister wieder gefunden. Das fand eine schwedische Studie heraus. Ich meine, wenn eine Psychose behandelt wird, dann sind die Betroffenen nicht … gefährlich, wie es in den Medien immer aufgespielt wird, aber Sasuke Uchiha … Er ist bestimmt nicht in Behandlung, vermutlich lebt sein Psychiater ja nicht einmal mehr …“

„Er hat keine Psychose, Sakura“, sagte Naruto sanft und lief immer weiter.

„Ja, okay … weißt du, ich würde auch eher vermuten, dass er eine dissoziale Persönlichkeitsstörung hat. Er wirkt doch leicht antisozial, oder psychopathisch. Und soziopathisch ist wohl auch ein gutes Wort, und wenn man genauer darüber nachdenkt …“

„Wenn sie nicht bald aufhört“, sagte plötzlich eine düstere Stimme, und keine Sekunde später trat Sasuke aus dem Schatten. „Naruto, ich schwöre dir, dass ich sie erschieße. Oder ihr die Zunge herausschneide, damit sie ihren Mund hält, verstanden?“

„Er meint es nicht so“, lachte Naruto hektisch, als Sakura jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. „Stimmt’s, alter Kumpel?“

„Nein“, sagte Sasuke und lächelte gezwungen. „Das, was ich meine … würde sie bewusstlos werden lassen, und dann würde sie die Schmerzen nicht spüren können.“

„Siehst du?“, flüsterte Sakura giftig, aber fast unhörbar. Sie griff sich Narutos Arm und versteckte sich hinter ihm. „Ich hab doch gesagt, dass er alle Kriterien erfüllt!“
 

Sakura konnte nicht behaupten, dass das Zimmer, in dem sie seit einer halben Stunde wartete, ungemütlich war. Es mochte nicht besonders groß sein, aber es gab einen Balkon, der fast um das ganze Haus herumführte und alle äußeren Zimmer der ersten Etage miteinander verband, und es gab ein Regal …

Ein Regal voller Bücher.

Sakura hatte sich in den ersten Minuten vehement dagegen gewehrt, auch nur einen Blick dort hin zu werfen, doch schließlich hatte ihre Neugierde gesiegt. Naruto hatte sie alleine gelassen, und was sollte sie sonst tun, außer sich umsehen?

Außerdem interessierte es Sakura, welche Bücher einen Soziopathen zusagten.

Die Enttäuschung war jedoch groß, als sie hautsächlich Belletristik fand. Es standen 105 Bücher in dem Wandregal – Sakura hatte sie zu Anfang gezählt – und lediglich 10 Werke behandelten wissenschaftliche Themen. Das Spannendste mochte eine Studie über die Bergregionen in Spanien sein; Sakura aber hatte noch nie viel für diese Art von Reiseberichte übrig gehabt.

Als Sakura einmal mehr aus dem Fenster blickte, begann der Sonnenuntergang. Erst überlegte sie, etwas zu schlafen, doch verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie traute es Sasuke Uchiha sehr wohl zu, dass er sie im Schlaf ersticken würde, zudem würde sie nicht einschlafen können – ihr Magen knurrte, als wäre darin ein Bär gefangen.

Sakura wartete weitere Minuten, doch schließlich stand sie auf und schlich zur Tür. Sie lauschte und verdammte sich selbst dafür, nicht auf Naruto zu hören, doch war ihr Hunger gewaltig, und ihre Ungeduld immens. Mittlerweile musste sie schon mehr als hundert Fragen im Kopf haben, und langsam wollte sie die Antworten dazu. Naruto hatte eine Seite an sich gezeigt, die ihr überhaupt nicht gefiel, und der Soziopath schien mehr zu wissen als jeder andere überhaupt. Er hatte vermutlich die Lösung für ihre dringendste Frage …

Was hatte sie getan?

Sakura hatte dazu keine vernünftige Erklärung. Es gab mehrere Dinge, die durch abstruse Verstrickung zu solch einer Situation hätten führen können, doch waren sie dermaßen verworren und phantastisch, dass eigentlich keine davon in Frage käme.

Am Anfang glaubte Sakura, es wäre ihr Vater gewesen, der auf sie ein Kopfgeld ausgesetzt hatte. Doch warum jetzt, fragte sie sich dann. Er hatte sie nicht töten lassen, als sie vor fünf Jahren von zu Hause weglief – wieso sollte er sich jetzt wieder mit ihrem Leben beschäftigen wollen? Es gab keinen rationalen Grund, denn als sie damals ging, ließ sie auch ihre Vergangenheit zurück.

Es gab überhaupt keinen Grund, warum das alles hier passierte!

Kurzerhand zog Sakura die Tür auf und trat entschlossen in den Gang. Sie hatte keine Lust, noch länger im Unklaren zu bleiben, und einschüchtern ließ sie sich auch nicht. Wer glaubte dieser Verrückte zu sein, ihr ständig zu drohen? Er mochte vielleicht ein erschreckendes Mundwerk haben, doch würde er sie wirklich einfach erschießen? Bisher hatte er das nicht getan, und wahrscheinlich tat Sasuke Uchiha auch nur, als wäre er ein kaltblütiger Mörder!

Allerdings sprachen seine Taten wohl gegen ihre These, dass nicht viel hinter seinen Drohungen steckte. Er hatte zwei Menschen während ihrer Anwesenheit umgebracht, und ein Gewissen konnte sie ihm kaum zusprechen…

Sakuras Entschlossenheit verebbte, als sie die Treppe hinunter schlich. Sie versuchte möglichst keine Geräusche zu machen und hoffte, Naruto zu finden, ehe Sasuke Uchiha sie fand. Sie musste ihn überzeugen, irgendwo anders unter zu tauchen; nur nicht hier, wo die Gefahr gleichfalls hinter jeder Ecke lauern konnte!

Sakura ging am Ende der Treppe den Flur entlang bis zur Küche. Sie war offen mit dem Wohnzimmer verbunden, aus dem man den Fernseher hören konnte. Vorsichtig lugte sie hinüber und blickte auf Sasukes schwarzen Haarschopf. Er saß auf der Couch, und entweder war er in das Programm vertieft, oder aber eingenickt.

Sakura hoffte letzteres, doch konnte sie es sich kaum vorstellen. Jemand wie er würde sich doch nicht der Gefahr hingeben, im Schlaf von einem Einbrecher getötet zu werden! Naruto hatte zwar gemeint, in dieses Haus könne niemand so leicht eindringen, aber ein professioneller Mörder, der mit Sasuke noch eine Rechnung offen hatte? Würde den eine Alarmanlage daran hindern?

Zumindest glaubte Sakura, dass Naruto eine Alarmanlage gemeint hatte. Aber überhaupt – wo steckte er? So riesig dieses Anwesen auch sein mochte, müsste er nicht trotzdem bei Sasuke sein? Er hatte ihr doch gesagt, dass er sich kurz mit ihm unterhalten wollte. Hatte Naruto gelogen?

Sakura zog ihren Kopf zurück und trat nervös auf der Stelle. Sie versucht, so leise wie möglich zu bleiben, damit Sasuke nur ja nicht auf sie aufmerksam wurde. Der Kühlschrank war nur ein paar Meter von ihr entfernt, und seit Ewigkeiten hatte sie nichts mehr gegessen. Sie fühlte sich wie ausgehungert, nachdem es ihren Nerven halbwegs besser ging. Langsam legten sich die aufgewühlten Gefühle, und auch die grausame Furcht der letzten Stunden verblasste. Narutos Anwesenheit hatte sie beruhigen können, und seine trostreichen Worte hallten noch immer in ihrem Gedächtnis. Es würde alles gut werden, hatte er ihr versprochen. Er würde sie nicht alleine lassen, und gemeinsam würden sie einen Ausweg finden. Das hatte er gemeint, als sie mit dem Taxi hier her gefahren waren.

Doch warum war er jetzt schon wieder weg?

„Bist du taub?“

Sakura blinzelte irritiert, als Sasuke wie aus dem Nichts vor ihr stand. Sie riss abrupt die Augen auf und wich einen Schritt zurück. Unsanft knallte sie gegen die Küchentheke und schmiss fast ein Glas um, doch fing Sasuke es in einer schnellen Bewegung ab.

„Gott!“, entfuhr es Sakura. „Warum erschreckst du mich so?“ Sie wollte zusehen, dass sie aus seiner Reichweite kam, aber kaum, dass sie seine kalten Augen wütend funkeln sah, erstarrten ihre Glieder einfach. „Wo ist Naruto?“, fragte sie und hoffte, nicht so erbärmlich zu klingen, wie sie sich schon wieder fühlte.

Naruto schaffte es, sie in nur wenigen Minuten mit seiner Energie anzustecken – Sasuke dagegen brauchte keinen Augenaufschlag, um ihr jeglichen Mut zu nehmen. Seine Art, sein ganzes Verhalten schmerzte, selbst wenn er nicht die Hand gegen sie richtete.

„Weg“, erwiderte Sasuke schlicht, doch wich er kein Stück zurück, wie er sie erzittern sah. Es gefiel ihm, diese Reaktion hervorzurufen. Es gab ihm die Selbstsicherheit, die er Sakura dadurch nahm, und er hielt diese Macht für seine Stärke.

„Weg?“ Sakuras Stimme war höher, als sie es beabsichtigt hatte. Am liebsten hätte sie sich dafür selbst geohrfeigt, denn so schwach sie sich auch in Sasukes Nähe fühlte – niemals wollte sie sich so klein vor ihm geben! „Und wann kommt er wieder?“, setzte sie brummig hinterher. Sie packte bald zuviel Festigkeit in ihren Ton, denn Sasuke hob noch im gleichen Moment die Augenbraue und versteifte sich leicht.

„Wer sagt, dass er hier noch mal auftaucht?“ Er grinste zufrieden, wie er die erwartete Reaktion bekam. Sakura blickte ihn an, als wäre sie kurz vor einem neuen Weinkrampf.

„Er hat es … gesagt“, meinte Sakura und schluckte schwer, wie Sasuke ihr noch näher kam und sich an dem Thekenbrett neben sie abstützte. „Und du lügst, wenn du mir weismachen willst, dass … dass er nicht wieder zurückkommen würde!“

„Ich lüge also?“, fragte Sasuke und lachte unmerklich. „Was, wenn er würde, aber nicht kann? Was, wenn er könnte, aber nicht will?“

„Wie meinst du das?“ Sakura blieb für eine Sekunde die Luft weg, doch dann schallte sie sich selbst einen Dummkopf. Es war offensichtlich, was dieser Verrückte mit ihr machen wollte! Naruto war vielleicht nur auf der Toilette; niemals konnte Sasuke ihr einreden, Naruto wäre gegangen, oder ihm wäre in der kurzen Zeit etwas zugestoßen. Er spielte mit ihren angeschlagenen Nerven, wie sie es von ihm zu erwarten hatte. Aber dieses Spiel würde er alleine spielen können! Sie ließ sich von niemanden um den Verstand bringen. „Hör auf mich täuschen zu wollen“, sagte sie forsch. „Ich glaube dir kein Wort.“

„Welch tapfere Worte für ein armseliges Mädchen wie dich.“ Sasuke lachte, doch klang es eher wie das Knurren eines Hundes. Er schüttelte amüsiert den Kopf und plötzlich, ohne dass Sakura es hatte kommen sehen, griff er nach ihrer Kehle. „Und viel zu vorlaut!“, fauchte er zornig und schien verkrampft mit sich zu ringen, sie jetzt nicht schlicht und einfach zu erwürgen. Er genoss es zu sehen, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich, und fast glaubte er, ihr ängstliches Herz rasen zu hören. Es klang wie eine angenehme Melodie in seinen Ohren, und doch drückte er nicht fester zu. Er hätte ihr Herz vielleicht noch schneller schlagen lassen können, andererseits musste er sich vorsehen, dass es nicht plötzlich stehen blieb. Irgendetwas in ihm wollte nicht, dass diese Musik verstummte. Irgendetwas in ihm wollte nicht, dass dieses armselige Mädchen starb.

„Du bist ein dummes Gör“, sagte er und grinste leicht. „Gibst dich so mutig und dabei …“ Er löste seine Finger von ihrer Kehle und strich unerwartet sanft über ihren Hals. „Dabei könnte ich wetten, dass du jeden Moment einpisst.“

„Sicher … nicht“, erwiderte Sakura zittrig, und doch fest genug, um Sasuke ein weiteres Mal zum Lächeln zu bewegen. „Und sag mir … sag mir endlich, wo Naruto hingegangen ist!“

„Du bist nicht in der Position, um Forderungen zu stellen. Und glaubst du wirklich, der blonde Vogel kann dir helfen? Er wird davon fliegen, Sakura Haruno. Du weißt nichts über ihn – überleg nur, was er dir verschwiegen hat. Was ist, wenn er dir nie die Wahrheit sagen wird? Möchtest du sie von mir hören? Ich kann dir sagen, was Naruto ausmacht, was sein einziges Ziel ist. Rache, hörst du? Naruto kennt nur die Rache, die ihn antreibt. Alles andere ist Fassade. Er täuscht andere, und er täuscht sich selbst.“

„Was … für Rache?“, flüsterte Sakura und schluckte ein weiteres Mal, als Sasuke seine Finger über ihre Wangen streifen ließ. Warum tat er das? Warum gefiel es ihm, ihr solche Angst zu machen? Was hatte er davon?

„Für seinen Vater natürlich“, sagte Sasuke grinsend. „Er wollte vor langer Zeit einmal, dass ich ihm helfe. Aber er fand gefallen daran, den Mörder seines ach-so-geliebten Vaters nun selbst zu suchen. Damals tat er mir einen kleinen Gefallen …“ Sasuke verzog das Gesicht, als wäre es eher eine persönliche Beleidigung gewesen. „Deswegen meint er, ich wäre ihm verpflichtet, dir zu helfen. Aber ein Scheißdreck bin ich ihm schuldig!“ Wieder wurde er lauter, und sein aufkommender Zorn versetzte Sakura einen weiteren Schrecken. „Und du solltest dir überlegen, ob zwischen euch wirklich Freundschaft besteht. Er mag vielleicht so tun, aber in Wahrheit empfindet er rein gar nichts für dich!“

„Du lügst“, sagte Sakura, doch hatte sie Mühe, nicht wieder mit Weinen anzufangen. Warum erzählte er ihr das? War es die Wahrheit, oder belog er sie nur? Suchte Naruto wirklich den Mörder seines Vaters? Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, er könne einem Menschen etwas zu Leide tun! Aber … hatte er nicht auch in ihrer Wohnung auf jemanden geschossen? Konnte sie sich so in ihm getäuscht haben?

Oder hatte sie sich nicht schon getäuscht?

„Du bist ein verdammter Lügner!“, rief Sakura und schlug Sasukes Hand weg, die jedoch in sekundenschneller nach ihrem Arm griff und ihn ihr auf den Rücken drehte. „Lass los!“, schrie sie und versuchte sich dabei zu befreien. „Hast du nicht gehört!“

Sasuke dachte nicht daran. „Der einzige Lügner hier bist du! Oder weiß Naruto, dass du aus Kyoto kommst?“

„Es ist nicht wichtig!“, rief Sakura unter Tränen. „Es ist überhaupt nicht wichtig!“

„Ach nein? Und was ist mit deinem Nachnamen? Weiß Naruto wenigstens deinen richtigen Nachnamen?“

„Hör auf!“, kreischte Sakura und zappelte wie wild, doch entkam sie Sasuke nicht, der sie ohne erkennbare Anstrengungen festhielt und nun gegen die Theke drückte. „Hör auf und lass mich los!“

„Dann weiß er es wohl nicht?“, sagte Sasuke seelenruhig. „Dann wird er bestimmt auch nicht wissen, wer dein Vater ist, oder?“

„Er ist nicht mehr mein Vater …“ Sakura hatte keine Kraft mehr zum Schreien. Sasuke ließ sie los, und als sie sich weinend zu ihm umdrehte, tat er nichts gegen ihre Ohrfeige, die er kaum spürte.

„Das war jämmerlich“, sagte er. „Mehr kannst du nicht? Hat dir dein Vater nichts beigebracht?“

„Du bist ein Mistkerl!“ Sakura biss sich auf die Lippen und erschauerte vor wütender Erregung. „So ein dummer Mistkerl … Du hast … du weißt überhaupt nicht, was du da sagst!“

„Nein?“ Sasuke beugte sich ein weiteres Mal zu Sakura. „Aber soll ich dir verraten, was ich ganz sicher weiß?“ Er lachte ihr ins Ohr, so dass Sakura zusammenzuckte. „Ich weiß, dass Narutos Vater in Kyoto ermordet wurde …“



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  fahnm
2010-01-03T19:23:16+00:00 03.01.2010 20:23
Langsam wird es Spannend!^^

Von: abgemeldet
2010-01-03T10:59:23+00:00 03.01.2010 11:59
hi,
das wird immer besser...,vorallem der verlauf mit naruto hätte ich nicht erwartet...
wirklich, wirklich gut^!!!
...ich hoffe du schreibst bald weiter,
ich bin gespannnt wie es weiter geht...^^
Von:  Angelstar91
2010-01-03T07:09:56+00:00 03.01.2010 08:09
War wieder ein super Kap ^^
Ich hatte Recht
Ein Glück
Naruto hat sie getäuscht um dann den Killer umzubringen
Aber er könnte auch nie die Waffe ernsthaft gegen Sakura richten, hoffe ich doch
Aber die Vermutungen mit Sasukes Psychose sind echt genial gewesen
Und dann noch die ganzen Zahlen, hast dich aber gut erkundigt *g*
Und im nächsten Moment taucht auch noch Sasuke auf und hat alles mitgehört xD
Aber ich stimme den anderen zu:
Sasuke ist im Augenblick echt ein totaler Mistkerl und ich frage mich, wie sakura sich in ihn verlieben soll ^^°

Ps:
Wünsche auch ein frohes neues Jahr ^^
Von:  Jacward
2010-01-02T23:07:59+00:00 03.01.2010 00:07
xD Wie sasuke, sakura und naruto beim lästern erwischt das war genial!!!
omg... ich frag mich wirklich wie du aus sasuke der nun wirklich wie ein mistkerl rüberkommt...einen liebenden mann machen wirst..bin gespannt wie es weiter geht mit den beiden!!

LG, Jacward
Von:  Zuckerschnecke
2010-01-02T22:56:32+00:00 02.01.2010 23:56
ich kann sasuke nicht leiden ...
tut mir echt leid das zu sagen, weil ich
eigentlich diesen typen liebe xD, aber es stimmt -.-
doofer sasuke
und ich könnte jtezt meinen po verwetten, das entweder sakuras vater
oder sogar sie selbst narutos vater gekillt hat u.u

wie immer total spannend, mach weiter so =)
Von:  TinaChan
2010-01-02T21:27:45+00:00 02.01.2010 22:27
Ja es ist on :D
oi oi oi
Das ist aber gemein von Sasu! Wo Saku sich doch gar nicht wehren kann O:
Und das mit Naruto...puh..hätt ich auch nich gedacht öö
Spannend spannend, was ist mit Sakus Vergangenheit warum weiß sie nichts mehr O:
Das ist verwirrend! Klär uns büdde bald auf x3
Ich freu mich aufs nächste Kapi *grins*
Liebe Grüße, Tina^^
Von:  Primaballerina
2010-01-02T21:23:48+00:00 02.01.2010 22:23
Da freut man sich, dass ein neues Kapitel, welches einem hoffentlich ein paar Fragen beantworten kann, hochgeladen wird, und was ist ?! - Noch mehr Fragen! -.- (;
Nebenbei, das ist ja geradezu unnormal, wie schnell das bei dir geht.
... nicht, das ich was dagegen hätte. (;
Ich hoffe, Sasuke rückt jetzt bald mal mit der Wahrheit über Sakura raus - ich brenne vor Neugier! >.<
Die Szene in der Küche finde ich sehr gelungen - weckt in mir eine Art 'spiel nicht mit dem Feuer, du könntest dich verbrennen' - Gefühl. (:
Und Naruto? Wohin in aller Welt hat der sich nun wieder verzogen? O:
Spannend, spannend.
Ich freue mich auf ein nächstes Kapitel! (:
In diesem Sinne,
Primaballerina

Von: abgemeldet
2010-01-02T21:18:24+00:00 02.01.2010 22:18
ach du scheiße
also hat scheinbar sakuras vater narutos umgebracht
und sasuke is eindeutig verrückt,was hat der eig. für probleme *kopfschüttel*

das kappi war klasse
und danke für deine ens^^
schreib schnell weiter
lg<3
nami
Von:  Kleines-Engelschen
2010-01-02T21:08:44+00:00 02.01.2010 22:08
woaah ein hammer kapitel.. ich hab es so hastig durchgelesen.. es war so spannend. sasu kann echt ein miststück sein eh.. saku muss er nun wirklich nicht so quälen!
schreib bitte schnell weiter, ich bin wahnsinnig gespannt wie es weitergeht!!!

greetz

ps: danke für die ens =D
Von:  Kanaria
2010-01-02T20:21:46+00:00 02.01.2010 21:21
WOW echt Geiles Kappi auch fer ganze FF ist voll geil freu mich schon auf das nächste kappi....

glg Mauschen


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