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Blur

[Aoi & Kai] [MC] [Singlework] [Contestwork]
von

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Hunt

Part III – Hunt
 

„Und verstehst du unsere Welt nun besser?“

Kai gab zu, dass ihn Reitas unvermittelte Stimme derart erschreckte, dass er nicht nur wie ein Mädchen schrie, sondern auch mindestens einen halben Meter in die Höhe fuhr, was schon sehr peinlich war, denn dadurch verrutschte das Kissen, unter dem er sich begraben hatte und ohne dieses war er – für alle, die sich daran noch einmal erinnern wollten – nackt.

Er funkelte zu Reita hinauf... Der andere Mann schwebte über ihm, die Hände in den Taschen seiner Hose, grinste ihn dabei recht frech an und Kai zog das Kissen wieder in die rechte Position – wirklich, wo hatte Aoi nur seine Kleidung hin getan – dann nickte er.

„Ein wenig... Mir fielen keine Fragen mehr ein, die ich hätte stellen können.“

Das Lächeln des Bassisten wurde noch weiter.

„Aoi ist recht effektiv darin, einem das Denken schwer zu machen, nicht wahr?“

Kai fühlte, dass er allein aufgrund der Erinnerung an Aois Lippen feuerrot wurde, weswegen er Reita anfunkelte.

„Hör auf so dumm zu grinsen!“

„K, Baby, du wirst ja ganz rot.“

Reita schwebte ein Stück höher, als Kai ihm für diesen Kommentar einen Klaps geben wollte, neckte den Drummer nun von weiter oben, bis dieser frustriert aufgab, sich aufsetzte, umsah und dabei reichlich brummig zu dem Geisterwesen hinaufblitzte.

„Hilf mir wenigstens meine Kleidung zu finden. Aoi muss sie doch hier irgendwo gelassen haben.“

„Das ist sinnlos.“

Wieder ein Funkeln, nun noch hitziger.

„Was soll das heißen?“

Reita verschwand und tauchte dann neben ihm auf den Kissen sitzend auf, das Kinn in eine Hand gestützt.

„Nur Personen aus Fleisch und Blut können die Schleier passieren, oder aber Tiere, alles was lebendig ist. Dinge, die du nicht an deinem Leib trägst, lösen sich in unserer Welt auf.“

Kai blinzelte.

„Und wohin?“

„In die ewigen Sphären des Unendlichen?“, Reita zuckte mit den Schultern. „Niemand weiß das so genau.“

„Großartig... und was nun?“

Kai murmelte nur vor sich hin, rieb sich dabei eine Schläfe, derweil Reita neben ihm seelenruhig eine Zigarette ansteckte – das Geisterwesen hatte ja auch nicht das Problem splitternackt dazusitzen, weswegen er leise schnaubte und dem Blonden die Kippe wieder wegnahm.

„Tu irgendwas! Das hier ist deine Welt, nicht meine.“

„Ist ja schon gut... warte hier.“

Kai starrte Reita nur an – als ob er wohl irgendwo hingehen könnte – bis dieser sich abermals auflöste und dann wenig später mit Kleidung über dem Arm wieder auftauchte.

„Ich hoffe, du hast sie nun nicht von irgendeiner Wäscheleine gestohlen.“

Der Drummer traute Reita solch eine Aktion durchaus zu und währenddessen er diesen mit hochgezogener Braue beobachtete, rollte das Geisterwesen nur mit den Augen.

„Ich hab es nicht nötig, Klamotten zu klauen. Ich gehöre zu den großen Drei, man gibt sie mir auch freiwillig.“

„Große Drei?“

Kais Stimme war gedämpft, weil er gerade den Stoff über seinen Kopf zog, dann die Armlöcher inmitten dieses Berges an Seide zu finden suchte und Reita summte leise, half ihm dann mit einem schiefen Grinsen und einer Zigarette, die an seiner Unterlippe herunter hing, aber noch nicht entzündet war.

„Aois Generäle, wenn du es so sehen willst. Wir führen sein Wort aus, jeder von uns hat dabei seinen speziellen Bereich.“
 

Der Drummer strich sich durch das eh heillos durcheinander geratene Haar, suchte es zu glätten, derweil er Reita neugierig ansah.

„Und was ist deiner?“

„Ich bin Aois Hand – sein persönlicher Schwertmeister. Fällt er ein Urteil, vollstrecke ich es.“

Kai bebte seicht bei diesen Worten, denn obwohl der Tonfall seines Freundes leicht gewesen war, sprachen die blauen Augen von einer grausamen Kälte, schneidend und ohne Gnade – der Braunhaarige hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Reita ein Urteil Aois ungesühnt ließ.

„Und die anderen?“

„Ruki ist sein Auge, sein persönlicher Magier und der Verantwortliche für alle Tore, Schleier und Risse dieser Welt. Wird ein Wall geschwächt, weiß Ruki als erstes davon. Er sieht nicht so aus, aber er ist alt und sehr, sehr mächtig. Einzig der Hoheelf aus Ulka hat mehr Macht als unser kleiner Hitzkopf.“

„Gibt es denn Unterschiede zwischen den Arten der Elfen?“

Kai blinzelte, er hatte gedacht, ein Elf war eben ein Elf – er hätte nicht damit gerechnet, dass es da noch verschiedene Klassifizierungen gab und der Schwertmeister schmunzelte, steckte sich dann seine Mild Seven an, zog genüsslich an ihr.

„Im generellen unterscheiden wir in unserer Welt vier Klassen. Dunkelelfen – Ruki ist einer – Hoheelfen, Blutelfen und Nachtelfen. [1] Jeder der Elfen hat ein gewisses Spektrum an Magie, das ihm von Geburt an in die Wiege gelegt wurde. In Rukis Fall ist das die Kontrolle und das Gespür für Schleier. Er konnte das schon als kleines Kind, deswegen wurde er von Aoi erwählt.“

Kai blinzelte nur, während Reita sprach und dann:

„Wie alt ist Aoi eigentlich?“

„Er ist der Älteste von uns allen.“; Reita grinste frech. „Rate doch einfach mal.“

„Das kann ich nicht...“, entgegen seiner Aussage suchte Kai ein Alter, das ihm in irgendeiner Form vorstellbar schien... Ruki hatte ihm angedeutet, dass er bereits ein paar Jahrhunderte lebte, „300 Jahre... vielleicht?“

„Du solltest diese Zahl vervierfachen.“

Die nüchterne, kühle Aussage floh von Rukis Lippen, der ebenso unvermittelt auftauchte, wie es Reita getan hatte und abermals – zu Kais Schande – erschrak der Drummer heftig, aber nun hatte er zumindest etwas an, also war es nicht ganz so peinlich wie zuvor.

„Ruki!“

Der Elf nickte, zog an seiner Zigarette, die Finger der anderen Hand um einen langen, schwarzen Stab geschlungen und die Stirn dabei in Falten gelegt, aber offenbar nicht wirklich wütend – nur eben dieser Zustand des Dauermürrisch, an den Kai sich hatte gewöhnen müssen, seit er dem Rothaarigen in dieser Welt begegnet war.

„Aoi schickt mich. Wir sollen zum See hinunter kommen.“

Reita nickte, grinste und erhob sich dann fließend, klopfte sich imaginären Staub von den Hosen.

„So sei es. Komm Kai, wir sollten deinen Geliebten nicht warten lassen. Er wird recht ungehalten, wenn etwas nicht sofort so gemacht wird, wie er es wünscht.“

Oh, das hatte der Langhaarige bereits gemerkt und deswegen beeilte er sich nun auf die Beine zu kommen, sah sich dann um.

„In welche Richtung müssen wir gehen?“

„In gar keine. Die Generäle reisen hier ein wenig anders.“

Arme schlangen sich um ihn – Reita – dann folgte ein kleiner Kuss auf sein Ohr und Kai hielt sich vorsorglich an den Armen des Bassisten fest, packte den Stoff des Hemdes zum Bersten fest in seinen Händen.

Das letzte Mal hatte dieser grinsende Idiot ihn eine Klippe hinunter gestoßen, wer wusste schon, was er sich dieses Mal ausdachte?
 

Teleportation.

Das war es, was sie mit ihm taten und obwohl Kai irgendwo geahnt hatte, dass das in dieser Welt durchaus möglich war, so war es doch ein sehr befremdliches Gefühl selbst Teil dieser Art der Fortbewegung zu sein.

Es kribbelte an seinem ganzen Körper und seine Wahrnehmung schien irgendwie verzerrt, als Ruki den Stab über sie hob, die Wände verbogen sich, als die Farben miteinander verschwammen und dann war es, als würde Kai die Luft zum Atmen genommen – wie als würde man ihn langsam und Stück für Stück unter Wasser drücken.

Im ersten Moment empfand er pure Panik und suchte sich zu wehren, aber dann schob sich Rukis Hand unter sein Kinn und allein der ruhige Blick bewirkte, dass er sich wieder entspannte, sogar die Augen schloss.

Einen Herzschlag später verschwanden sie.

Kai keuchte leise, als sie sich an dem Ufer des Sees – eines anderen Gewässers, als das welches Kai so fasziniert hatte – materialisierten, Reita musste ihn festhalten, weil ihm doch recht schwindlig war.

Einige Male presste er die Lider fest aufeinander, dann wurden die Konturen um ihn herum wieder stabiler und er sah sich neugierig um.

„Wo sind wir hier?“

„In der Nähe von Java aber immer noch in Lagua, nur außerhalb der Höhlen von Lutar.“

Ruki ließ seinen Stab schwinden... was wirklich äußerst faszinierend aussah, denn die schlanke Waffe löste sich von beiden Seiten in eine dunkle, nebelartige Substanz auf, welche in die Hand des Elfen drang, diese sanft zum Glühen brachte, bevor auch dieses mit einem leisen Wispern schwand.

„Und wo ist Aoi?“

„Er wird sicherlich gleich erscheinen, er lässt immer nach uns rufen, bevor er selbst kommt, so kann er sicher stellen, dass wir alle anwesend sind, wenn er uns mit seiner Präsenz beehrt.“

„Lass ihn das hören, Reita und er wird dir dein Schwert bis zum Griff in den Hintern hinauf schieben.“

An Rukis Lippen zupfte ein kleines, höchst amüsiertes Lächeln, derweil er an den Rand des Sees trat, sich dort hinkniete und der Blonde mit einer Hand wedelte, dabei schnaubte.

„Wird er nicht, denn er braucht mich, auch wenn Mr. High and Mighty oftmals anderer Ansicht ist.“

„Schön, dass du noch immer davon überzeugt bist.“, der Kurzhaarige drehte sich nicht zu ihnen, als er antwortete, sondern tauchte behutsam eine Hand ins Wasser, bewegte sie dort leicht. „Du wirst ebenfalls von Aoi erwartet, Uruha.“

Kai sah bei dem Namen hoch, suchte den Gitarristen zu finden, indem er in die Richtung des Kleineren sah, doch nichts, nur die ruhige Oberfläche des Sees vor ihnen.

„Wo ist er? Ist er durchsichtig? Kann ich ihn deswegen nicht sehen?“

Reita schüttelte den Kopf, förderte eine Schachtel Zigaretten zu Tage und schüttelte sich eine von ihnen heraus, steckte diese an.

„Er ist noch nicht hier. Aber er hat Ruki ohne Zweifel gehört. Uru hat ein sehr gutes Gehör. Wahrscheinlich das Beste von uns allen.“

„Apropos... Du hast mir noch nicht gesagt, welche Position Uruha unter euch Generälen hat.“

Kai zog eine abwartende Braue in die Höhe, beobachtete, wie Ruki sich erhob und Reita seine Kippe wegnahm, um sie selbst seelenruhig zu rauchen, weswegen das Geisterwesen leise schnaubte, sich aber eine Neue nahm, dabei antwortete.

„Uruha ist Aois Mund. Er ist sein Botschafter, sein Übersetzer und kommunikativer Berater. Außerdem kennt er sich gut mit Pflanzenkunde aus und ist ein exzellenter Giftmischer. Er führt die meisten Gespräche mit den anderen Welten und auch Ulka – Hoheelfen sind ein schwieriges Völkchen und unser lieber Aoi ist schlicht ein wenig zu aufbrausend, als dass er es ein paar Stunden mit den Flatterhemden dort aushalten würde.“

„Aoi ist nicht 'aufbrausend.' Nur temperamentvoll und sehr gradlinig, was man von den hellen Wesen in Ulka nicht immer behaupten kann.“
 

Uruhas Stimme war ebenso vertraut und warm, wie Kai sie kannte, aber gleichzeitig war sie gänzlich anders, behaftet von etwas furchtbar Weichem und einer Melodik, die in Kai mehr Sehnsüchte lostrat, als er mit einem Mal zählen konnte.

Sie schien von überall her zu kommen und umschmeichelte ihn mit diesem wunderbar sanften Gefühl sich fallen zu lassen und dann teilte sich die Wasseroberfläche in einer Explosion aus funkelnden Diamanten und Gischt, die sich auf ihrer aller Gesichter niederlegte.

Uruha entstieg diesem Schauspiel nackt – sein makellos schlanker Körper schien mit einer Schicht bräunlichen, sanft glitzernden Puders bedeckt, wie Bronze, doch sehr viel weicher... Es machte ihn beeindruckend schön und Kai fühlte seinen Kiefer ein Stück weit nach unten sinken.

Der Gitarrist hatte anderes Haar in dieser Welt, ebenso freundlich, wie er es an ihm kannte, doch so viel länger... Es reichte sicher bis zu seinen Kniekehlen hinab, lag in kleinen Ringen, Kreiseln und Locken... Es wellte sich an jeder nur erdenklichen Stelle, umschmeichelte den schlanken Leib bei jeder Bewegung, die Uruha tat.

„Du bist der einzige, der das so sieht, Uru-chan.“

Uruha lächelte nur umwerfend auf diese Aussage, trat zu einigen niedrigen Sträuchern hinüber, lehnte sich über diese und förderte außer der Sichtweite Kais Kleidung zu Tage, Stoff ebenso lang und fließend wie der, den auch der Drummer trug.

„Würdest du über Aoi tatsächlich so denken wie du über ihn sprichst, dann wärst du längst nicht mehr an seiner Seite.“

Der Braunhaarige zog sein langes Haar über die Schulter, band es locker mit einem sandfarbenen Band zusammen, dann trat er auf Reita zu, küsste diesen innig, die Hände an dessen Gesicht gelegt.

„Hallo Reita.“

Es war gegen die Lippen gewispert, dann löste sich Uruha, ging zu Ruki und begrüßte diesen ebenso, selbst wenn die Berührung zwischen diesen beiden wesentlich leidenschaftlicher schien, der Gitarrist leicht vernebelte Augen hatte, als sie sich trennten und der größere Mann auf Kai selbst zuschritt.

Weiche, so weiche Fingerspitzen legten sich auf seine Wange und Kai starrte seinen Freund mit unverhohlener Faszination an.

„Was bist du? Eine Fee? Eine Sirene?“

Uruha lächelte sinnlich – Gott, es war schwer einen ordentlichen Gedanken zu bewahren, wenn diese Art von Lächeln auf einen gerichtet war – dann schüttelte der Langhaarige sanft das Haupt, wobei kleine Strähnen und Locken über die Schultern und den Hals des Gitarristen wanderten.

„Nein, nichts dergleichen.“

„Das wäre auch noch schöner! Uruha eine Sirene! Ehrenvolle Götter, steht uns bei! K, warum kommst du nur auf solche Gedanken!“

Reitas entsetzter Ausruf und derweil Ruki leise lachte, konnte Kai nur sehr verwirrt in die Gegend schauen, dann zog er die Brauen zusammen und fixierte Reita mit einem Blick.

„Was? Er ist immerhin aus dem Wasser gekommen, da lag der Gedanke an eine Sirene ja wohl nahe.“

Reita tat ihm nicht ihm nicht den Gefallen zu antworten und ihn darüber aufzuklären, was dem Geisterwesen nun so aufgestoßen war,stattdessen sprach Uruha weiter, strich sich dabei das Haar über die Schulter.

„Eine Sirene verführt die Männer, um sie hinterher aufzufressen. Sie braucht ihre Seelen und empfindet das Fleisch von jungen Burschen als überaus schmackhaft. Vor allem den Hoden.“ Uruha schob sich mit einem sanften Lächeln in seinem Gesicht – verdammt nahe dazu – studierte ihn anschließend. „Ich denke, es schmeckt ihnen noch besser, als das Glied selbst, obwohl auch dieses als kulinarische Delikatesse gewertet wird.“

Kai verzog angewidert das Gesicht... Wirklich, das waren nun genügend Details, er wollte nichts mehr darüber hören.

„Und was bist du dann? Du hast doch sicher ein Verbindung zum Wasser,sonst wärst du nicht in diesem See gewesen.“

Abermals ein umwerfendes Lächeln und warmer, süßer Atem, der seine Wange streifte, als Uruha sich näher lehnte.

„Ich kann dir wohl nicht weiß machen, dass ich nur schwimmen war, oder?“; eine kurze Pause aber offenbar erwartete der Größere keine Antwort. „Ich bin ein Meerwesen. Ich habe zwar auch einen Fischleib, aber ich sehe bei weitem besser aus als eine Sirene und außerdem mag ich menschliches Fleisch nicht sonderlich, außer vielleicht, wenn es um sinnliche Freuden geht.“

Bei den letzten Worten streiften Lippen die Seinen und Kai stöhnte gegen seinen Willen in den Kuss – Uruhas Mund war warm, schmeckte undefinierbar süß und er bewegte sich so göttlich gegen den seinen, es war schlicht perfekt und von allein hätte sich der Drummer sicher nicht lösen können.

„Kai gehört mir, Uruha!“

Aber Aoi rettete ihn – wie immer.
 

Das Meerwesen löste sich nicht allzu weit, schlang beide Arme um ihn – die Haut des Größeren war weich wie Seide, gänzlich anders als jedes Wesen, das Kai in seinem bisherigen Leben berührt hatte. Dann lächelte der Langhaarige Aoi ebenso atemberaubend an, wie jeden ihrer kleinen Gruppe, suchte ihn mit Blich und Wort milde stimmen.

„Das weiß ich doch, Aoi-sama. Aber er hat nun einmal zu verführerische Lippen, ich konnte mich nicht zügeln.“

Der Dämon schnaubte nur, kam näher und entwand Kai Uruha, zog ihn an seine Seite, hielt ihn da fest, derweil sich Reita ausgiebig streckte.

„Und warum hast du uns hergerufen? Sicher nicht, damit wir hier einen netten Plausch halten können.“

Die schwarzen Augen des Dämonen glitten zu dem Geisterwesen hinüber, ruhig und so wahnsinnig erhaben – Kai ertappte sich dabei ewig in sie blicken zu können, egal wie sehr er sich zuerst vor ihnen gefürchtet hatte.

„Wir werden jagen gehen. In den Grenzgebieten zu Ulka ist ein neues Nest an Lindwürmern entstanden. Wir werden sie ausrotten, bevor sie damit beginnen können, die Uralten auszureißen und das Holz für uns nutzlos zu machen.“

Reita grinste breit, strich sich mit beiden Händen durch das blonde Haar.

„Spitze! Wie viele sind es?“

„Sieben, die gesehen wurden, aber ich denke es wird ein halbes Dutzend mehr sein.“

„Endlich ein wenig Action! Tagein, tagaus Schreibtischarbeit, meine Knochen sind schon ganz eingerostet. Wann gehen wir, hm?“

Reita schien vor Freude und Aufregung regelrecht zu vibrieren, Ruki und Uruha nahmen es ruhiger, aber auch in ihren Augen erkannte der Drummer einen Funken dunkler Begeisterung – was immer es mit dieser Jagd auf sich hatte, den Generälen Aois schien es einen Heidenspaß zu bereiten.

„Sofort. Kai, Asra wird dich an einen sicheren Ort bringen. Bleib dort, bis wir wieder zurück sind.“

Der Blick der anziehenden Tiefen legte sich auf den Braunhaarigen, duldete keine weiteren Worte, doch Kai löste sich aus der Umarmung, schüttelte entschieden den Kopf.

„Ich will, dass ihr mich mitnehmt!“

Ein, zwei Sekunden Schweigen, begleitet von einem langen, harten Blick.

„Nein.“

„Doch! Ich will nicht in irgendeinem Palast sitzen und warten, bis einer von euch wieder bei mir auftaucht! Ich will nicht unnütz sein! Vielleicht kenne ich diese Welt nicht und vielleicht weiß ich auch nicht alles, aber ich weiß, dass ich stark bin. Ich kann euch eine Unterstützung sein!“

Aois Gesicht verdunkelte sich zunehmend und Reita schluckte, kam zögernd näher, legte eine Hand auf die Schulter des Drummers.

„Hey, K-man... du solltest auf Aoi hören.“

Kai schnaubte nur und schüttelte dann seinen Arm frei.

„Er mag euer Boss sein, meiner ist er nicht! Er ist mein Geliebter. Und er wird mich mitnehmen!“

Bei den letzten Worten sah er geradewegs in Aois unzufriedenes, mürrisches Gesicht, forderte diesen stumm – und mit einem nicht gerade wenig pochenden Herzen – heraus.

Uruhas sanfte Augen legten sich auf den Dämonen, Ruki entzündete sich eine Zigarette, zog daran und dann schnaubte der Schwarzhaarige, wand sich ab.

„Steh mir nicht im Weg. Und ich werde dich nicht beschützen.“
 

Entgegen seiner Worte riss Aoi ihn nun schon zum vierten Mal von den Füßen, bewahrte ihn so davor, von einem der mächtigen Schwänze getroffen zu werden, die wie Peitschen durch die Luft knallten und alles dem Erdboden gleich machten, das sie trafen.

Der Einzige, der so richtig Spaß hatte, war Reita – irgendwo war das Kai klar gewesen, der Blonde konnte immerhin nicht sterben – jener ritt die riesigen Ungetüme wie in einem Rodeo, hielt sich jodelnd und jauchzend an den dornenbewährten Köpfen, ließ sich umherschleudern.

Wirklich, alles das noch fehlte, um das Bild perfekt zu machen, war ein Cowboyhut.

„Reita! Hör auf mit ihnen zu spielen!“

Rukis Stimme war schnarrend, heiser und farbenfroh fluchend machte er einen Satz zurück, wich so einem Angriff aus, landete aber knietief in Schlamm, was für ihn schlimmer schien, als von drei Lindwürmern umgeben zu sein, die ihn zu ihrem Snack auserwählt hatten.

„Tu ich gar nicht!“

Reitas fröhliche Antwort betrog seine Taten, denn gerade schlug eine der Pranken nach dem Geisterwesen, doch er wich immer wieder aus, rief dem Monster dann zu, dass es schneller werden müsse, wenn es ihn schnappen wolle.

Uruha kniete auf einer Gruppe von Baumwurzeln, die Hände in dem flachen Wasser, welches unter seiner Magie bronzen schimmerte, jeden Schlag abblockte und in einen Gegenschlag verwandelte.

Eines der riesigen Ungetüme fiel genau vor Kai zu Boden, sodass dieser in das hässliche grüne Auge blicken konnte, das ihn durchdringend anstarrte und der Drummer war wie festgefroren, konnte nur zurückblicken.

„Starr meinen Freund nicht so an, Arschloch!“

Ein Schuss ertönte – laut und mit einem Donner, der durch den gesamten Boden vibrierte. [2]

Kais schwindelnder Fokus wanderte zu Rukis Hand, in welcher er eine schwarze Baretta hielt, noch zwei Kugeln in den Schädel feuerte und dann mit voller Wucht zutrat.

Wenn die Schüsse den Lindwurm nicht getötet hatten, bewies das hässliche Knacken und Krachen der Knochen, dass der Job nun definitiv erledigt war.

Reita schwebte über Ruki, grinste diesen breit an.

„Brutalo.“

„Machs dir doch selbst.“

„Zu gerne, aber ich bin beschäftigt.“
 

Mit diesen Worten wirbelte Reita herum und schoss direkt auf den nächsten der Lindwürmer zu, dessen Maul sich in einem unglaublichen Winkel öffnete und mehrere Reihen spitzer, nicht sonderlich einladender Zähne aufwies, doch bevor sie nach dem Blonden schnappen konnten, stieß sich dieser mit den Füßen an der Schnauze des Ungetümes ab, setzte mit einem Salto über dieses und senkte sein Schwert tief in die weiche, ungeschützte Haut des Nackens.

„Gotcha!“

Das Monster krachte mit einem heulenden Laut zu Boden, aber sofort wurde die Leiche von den verbliebenen Wesen überrannt und an seiner Seite knurrte Aoi mürrisch, gab Kai einen Schubs, so dass er ein paar Schritte wegtaumelte und von Uruha gehalten wurde, der ihn unter eine Art Schutzbann zu ziehen schien, denn der Schlag des Lindwurms prallte auf die Luft über ihnen und kam nicht tiefer.

„Das reicht nun. Schluss mit den Spielchen.“

Aoi blieb ruhig stehen, die Hände nach oben gerichtet, die Augen dabei geschlossen, als er die Lippen bewegte, lautlos Wörter sprach, die ihre Wirkung zunächst nur dadurch zeigten, dass sich alle Lindwürmer formatierten und als ein gemeinsames Bündel auf den Dämonen zuschossen.

Dessen Hände überzogen sich mit schwarzen Zeichen, die sich wie lebendig über die Haut bewegten, dabei zischten und waberten – dann öffnete Aoi seine Augen und Kai erwartete eine riesige Explosion von Licht, einen bebenden Boden oder etwas ähnlich Spektakuläres.

Nichts dergleichen geschah.

Der Dämon blieb starr stehen, derweil die Ungetüme um ihn herum fielen, als würde er Gras mähen und als der letzte der Körper mit einem dumpfen Schlag aufkam, Staub und Dreck dabei aufwirbelte, wand sich Aoi ab, als wäre nichts weiter geschehen.

„Lasst uns gehen.“

„Jawohl, Boss-man!“

Reita salutierte, schwebte dann Ruki hinterher, welcher sich abermals eine Zigarette ansteckte, derweil er lief... Wohin die Baretta verschwunden war, wusste wohl auch nur der Elf selbst.

Uruha half dem sichtlich durchgeschüttelten und mitgenommenen Kai zurück auf die Füße, lächelte diesen dann sinnlich an.

„Und hast du dich nun dessen vergewissert, weswegen du unbedingt mitkommen wolltest?“

Der Drummer sah das Meerwesen schlicht an.

„Ich beantworte dir diese Frage, wenn mein Schädel zu brummen aufhört.“

„Ich könnte dich küssen, dann geht es schneller.“

Kai zog eine zweifelnde Braue in die Höhe.

„Warum sollte es dann schneller gehen?“

„Weil meine Lippen magisch sind vielleicht?“

Uruha strahlte ihn weiterhin umwerfend an und weiter vorne ließ sich Aoi von Ruki eine Zigarette anzünden.

„Uruha! Zum letzten Mal! Kai gehört mir!“
 

End Part III - Hunt
 

[1] angelehnt an die diversen Spiele von WarCraft

[2] angelehnt an Sanzo's Waffe aus Saiyuki



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