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Journey to Sacrifice

A Friendships Tale
von

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Entscheidung

Der Wald wirkte wie eine undurchdringliche Wand aus Leben.

Nur hier und da fielen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach und färbten das spröde Unterholz gelblich. Ein Duft nach frischem Tau und Gräsern erfüllte die Luft, gerade so als sei jegliche Zivilisation weit entfernt. Die Stämme der massigen Bäume waren in frischen Nebel getaucht und verschwammen zu undeutlichen Konturen, je weiter man versuchte durch das enger werdende Dickicht hindurch zu schauen.

Noi war nervös.

Der Wald war ruhig, friedlich, abgesehen von zahlreichen Jugendlichen, welche auf diese Stille einstürzten wie Wassermassen auf trockenen Sandboden. Ihre Schritte hallten in ihrem Kopf wieder und breiteten sich schallwellenartig aus, brachten sie dazu ruhig stehen zu bleiben und sich zu konzentrieren. Mit Mühe schaffte sie es allen Lärm auszublenden und nur noch den Wald zu hören, nur den Wald und dessen trügerische Stille.

Diese Stille war ihr nie aufgefallen, nicht in 16 Jahren in denen sie nun schon nahe am Wald lebte. Seine Grenze lag nur wenige hundert Meter von ihrem Zuhause entfernt und es war kein Tag vergangen, an dem sie nicht den süßen Geruch der Bäume eingeatmet hatte und glücklich darüber gewesen war.

Sie war spontan auf die Idee gekommen, an der Reise teilzunehmen und war überstürzt aufgebrochen. Ihre Eltern hatten sofort zugestimmt und ließen sie ohne Bedenken gehen, genau genommen, hatten sie über das Für und wieder erst gar nicht nachgedacht.

Noi seufzte.

Sie spürte einen Stich in ihrer Brust und erinnerte sich schmerzlich daran wie oft sie, von ihren Eltern ignoriert, in Gedanken über den Wald versunken war. Über den Wald, den sie schon immer hatte betreten wollen und es nicht durfte, da er als allgemein gefährlicher Ort galt.

Nun war die Chance gekommen und sie hatte irgendwie Angst vor ihm.

Vor Minuten noch war sie mit vielen Jugendlichen zum Stechwald aufgebrochen. Er war vor ihnen immer Größer geworden, solange bis man nichts weiter sah außer Bäumen, rankenbedeckten Sträuchern und Flechtwerk. Je näher sie gekommen waren, desto langsamer war Noi geworden und war letztendlich stehen geblieben. Man hatte sie gemustert und konnte ihre Gefühle anscheinend nicht verstehen, wusste nicht warum man den Start in ein neues Abenteuer unnötig verzögern sollte.

Doch Noi hatte ihre Gründe.

Die feuchte Luft der Pflanzen kam ihr schleimig und unecht vor, gerade so als sei die verführerische Note, welche an die Stadt herangeweht war, nur Tarnung für etwas anderes gewesen. Für einen trügerischen Schein, der reine, ungefährliche Natur versprach. Sobald man jedoch näher kam, offenbare sich der Wald als etwas ganz anderes, als etwas, dass Noi nicht erwartet hatte.

Sie dachte an ihre Kindheit und an die vielen Stunden die sie, von ihren Eltern mit Desinteresse gestraft, am Gatter ihres Gartens gespielt, und dem Wald sehnsüchtige Blicke zugeworfen hatte.

Sie hatte ihn gern beobachtet, sich jederzeit gefragt, wie groß er sein könnte. Welche Geheimnisse er bereithielt und wie es wohl in seinem Herzen aussehen mochte. Sie hatte ihre Eltern dabei nie nach einem Ausflug oder Ähnlichem gefragt, das hätte einfach nichts gebracht.

Nun hatte sie eine ihrer Antworten, denn der Wald stand ihr offen und nichts hielt sie auf. Warum nur, fühlte sie sich dann, nach all der Zeit voller Neugier, unterschwellig von ihm bedroht?

Früher hatte sie gern daran gedacht wie es sich wohl anfühlte, ein wildes Pokémon zu sein und in ihm zu leben. Auf seine Bäume zu klettern, beschützt von Blättern und den Dornen des harten Unterholzes, jagend und einfach frei.

Sie hatte sogar Wesen aus dem Wald gefunden, verletzte oder wandernde Pokémon, die sie in ihrer Einsamkeit gepflegt hatte. Sie erinnerte sich an die vielen Insekten und Käfer, bei dessen Anblick andere schreiend die Flucht ergriffen hätten. Sie erinnerte sich genau an ihre Patienten. An die Wesen mit Stacheln und Klauen, mit Gift und der seltsamen Art sich über Aas herzumachen. Sie erinnerte sich auch an ihre Vielzahl und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

Der Wald war voll von ihnen.

Hinter jedem Stein, jedem Strauch saßen sie versteckt, in dunklen Höhlen, nassen Unterschlupfen. Ihre Kokons waren in Rinden und unter der Erde verborgen, bei jedem Schritt konnte man eines dieser Ungeheuer aufwecken. Und sie waren gefährlich, behandelte man sie aus Versehen falsch, das hatte sie früh gelernt

Sie schluckte.

Keiner der anderen Jugendlichen konnte davon wissen, auch wenn der Stechwald seinen Namen nicht umsonst bekommen hatte.

Irgendwie mussten die Insektenpokémon auch der Grund für die ungewöhnliche Stille sein. Noi Woods wusste nicht genau warum, aber sie war sich sicher das etwas mit dem Wald nicht stimmte.

Bevor sie ihren Gedanken weiter folgen konnte, wurde sie angerempelt und schaute einer gehetzt wirkenden Person hinterher, die ohne Entschuldigung weiterlief und schnell im Wald verschwunden war. Sie stockte verärgert.

Warum nur hatten es alle immer so eilig?

Sie selbst war eher ruhigen Gemüts und zu vorsichtig, um es dazu kommen zu lassen irgendwo zu spät zu sein. Sie zog ihre Kleidung zurecht und schaute hinter sich. Sie blinzelte und fragte sich, wie lange sie wohl sinniert hatte, als ihr zusätzlich etwas anderes klar wurde.

Sie erkannte, dass sie die beinahe Einzige war, die den Wald noch nicht betreten hatte. Hinter ihr waren nur noch vereinzelt Reisende zu sehen und Noi war sichtlich erschrocken. Sie war schon immer ein Mensch mit gewisser Voraussicht gewesen und wusste, das sie Probleme bekommen würde, wenn sie sich zu viel Zeit ließ. Alle Betten billigerer Hotels in Jade Valley würden schnell belegt sein und ihr Taschengeld für diesen Monat nicht reichen, wenn sie nicht bald aufbrach.

Wieder bemerkte sie die unheimliche Stille des Waldes und war sichtbar unentschlossen. Sie zog nervös an ihrer violetten Bauchtasche und holte tief Luft.

Der Wald schien bei ihrem Zwiespalt lässig zu lächeln, gerade so als würde er Noi einladen, doch einfach ihr Bestes zu versuchen. Sie wusste genau das sie keine Zeit und damit auch keine andere Wahl hatte als dieser Einladung zu folgen und entschied sich zu gehen.

Sie richtete ihre Haarspange und betrat zum ersten mal den Wald ihrer Sehnsüchte, die erste Etappe ihres Abenteuers. Hunderte Augen folgten ihren ersten Schritten und der Tumult der Stadt machte unheilvoller Stille Platz.

Sie redete sich Mut ein, es waren immerhin nur ein paar Stunden bis sie das Valley erreichen würde. Nur ein paar Meilen geradeaus, außerdem schliefen die meisten Waldbewohner tagsüber und sie würde sicherlich kein einziges Pokémon treffen.

Jedenfalls, hoffte sie das.



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