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Perlentaucher Weihnachtsmärchen 2009

~ Jeden Tag ein OneShot über Twilight zum Fest der Sinne ~
von

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Jede Gabe hat auch ihren Nachteil

Habt ihr schon alle Geschenke? Nein? Ihr seit sicher nicht allein – und wie ihr gleich lesen werdet, haben andere noch viel größere Schwierigkeiten, ein passendes Geschenk zu finden ;)
 

Autor: -lovetwilight-
 

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Jasper tippte ungeduldig mit seinen Fingern auf der Tischplatte. So war das alles eigentlich nicht geplant gewesen.
 

Es war kalt in Forks, noch kälter als sonst. Schnee bedeckte die Straßen und ließ das kleine Städtchen in einem anderen Licht erscheinen. Viele der Bewohner hatten ihre Häuser geschmückt und saßen abends gemütlich beisammen. Von dem Weihnachtsstress, den man in jeder Großstadt aus kilometerweiter Entfernung einsehen konnte, war hier nichts zu spüren. Überall hing der Geruch von frischgebackenen Plätzchen hing in der Luft – so viele verschiedene, dass selbst ein Vampir sich anstrengen musste, um sie auseinander zu halten.
 

Auch Alice hatte es sich nicht nehmen lassen, Weihnachtsleckereien zu backen, worunter seit einigen Tagen Bella regelmäßig leiden durfte. Es würde Jasper nicht wundern, falls seine Schwägerin in spe nach den Feiertagen ihr Körpergewicht verdoppeln würde. Ob das, was sie vorgesetzt bekam, immer genießbar war, mochte er zu bezweifeln, denn Alice war auch nur ein Vampir, der so gut wie gar nichts mit menschlichen Speisen anfangen konnte.
 

Im Hintergrund spielte Edward leise Klavier und Jasper konnte dessen Amüsement deutlich spüren. Und tatsächlich – besagter Pianist konnte sich das Lächeln über die Misere seines Bruders nicht verkneifen. Es war doch sowieso klar gewesen, dass es nicht klappen würde.
 

Ja, Edward, wirklich witzig.
 

Dieser kicherte nur noch mehr und verspielte sich beinahe bei seinem recht lebhaften Klavierstück. Jasper saß in der Küche und wusste selbst nicht wirklich, was er dort verloren hatte. Hier war absolut nichts, was ihm weiterhelfen würde. Fast schon verzweifelt stützte er den Kopf in die Hände und seufzte. Eine Welle von Mitgefühl schwappte von Edward zu ihm herüber, doch sie war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war.
 

Im nächsten Moment trat Alice durch die Tür und tänzelte schnurstracks auf ihren Ehemann zu. „Jasper, Schatz“, hörte er sie zuckersüß sagen. Dieser reagierte nicht, sondern versank noch mehr in seiner Pfütze aus Selbstmitleid. „Warum guckst du so... oh!“, erschrak sie. Ihre Augen wurden verklärt und der Blick war auf alles und nichts gerichtet.
 

Jasper blieb einfach nur still sitzen und wartete etwas angespannt auf ihre Reaktion. Sein Bruder am Klavier verkniff sich ein Lächeln und blätterte die Noten um, die er auch nur brauchte, weil er dieses Stück zum ersten Mal spielte. Danach würde er sie nie wieder brauchen.

„Oh, Liebling! Das wäre wirklich so ein schönes Geschenk gewesen!“ Sie lehnte sich zu ihm hinunter und küsste ihn kurz auf die Wange. Das wusste er auch selbst. Das Geschenk wäre perfekt gewesen! „Aber warum willst es mir seit ein einer halben Stunde nicht mehr schenken?“, fragte Alice sichtlich verwirrt und zog die Stirn kraus, bevor sie den Mund leicht verzog.
 

Dem armen Vampir wurde bei dem Anblick seiner schmollenden Frau ganz weich um die Knie, trotz dass er saß. „Denk mal scharf nach“, entgegnete er leicht geknickt. Doch anstatt auf seine miese Laune einzugehen, grinste sie nur breit, sodass ihr Ohren links und rechts Besuch bekamen.
 

„Oh, Jasper...“, seufzte sie und setzte sich neben ihn an den teuren Holztisch. „Sieh das Ganze doch mal so: Weil ich weiß, was du mir schenken wirst, kann ich dir schon vorher sagen, ob es mir gefallen wird.“ Alice klang viel zu optimistisch für seinen Geschmack, weshalb er sie nur etwas misstrauisch beäugte.
 

„Aber das ist ja das Problem.“ Für einen Moment lauschte er Edwards Geklimper, bevor er seinen Blick wieder auf seine Frau richtete. „Es sollte eine Überraschung sein.“
 

Der kleine Vampir erhob sich wieder elegant von seinem Stuhl und setzte sich kurzerhand auf Jaspers Schoß. Sie lehnte seufzend ihren Kopf an seine Schulter, während er seine kalten Arme um sie schlang. „Ist es nicht das Wichtigste, dass es mir gefällt?“
 

„Ja, schon, aber...“ Er wurde sofort unterbrochen.
 

„Na, siehst du“, freute sie sich und sprang behände auf ihre Füße. In dem Moment brach die Hintergrundmusik ab und Bella trat wenig später durch die Tür. Ihr Haar war etwas zerzaust und ihre sonst blassen Wangen leicht gerötet von der Kälte, die draußen herrschte. Edward lief auf sie zu und gab ihr einen süßen Kuss auf die Lippen, nachdem er sie leise begrüßt hatte. „Warum hab ich sie nicht kommen sehen?“, fragte sich Alice etwas verwirrt, ging aber sofort auf die zwei Turteltäubchen zu. Jasper versuchte indessen, so wenig wie möglich zu atmen, da der Geruch von Bellas Blut ihm immer noch zu schaffen machte. Doch da haftete noch etwas anderes an ihr außer dem üblichen blumigen Aroma. Etwas, das ihn seine Nase etwas angewidert rümpfen lies.
 

Wenig später zerrte Alice Bella in die Küche, um wieder ein neues Backrezept an ihr auszuprobieren. Diese folgte, als würde sie vor das Jüngste Gericht gestellt werden, ihrer Freundin in die Kocharena. Edward hatte sie nur schweren Herzens gehen lassen, wie dem armen Jasper emotional fast entgegen geschrien wurde. Er setzte sich wieder ans Klavier und fing an, eine schnelle Melodie zu spielen, diesmal ohne jegliche Noten. Gegen Alice hatte er in diesem Moment keine Chance. Sie nannte es liebevoll Zeit für Mädchen und warf ihn regelmäßig aus der Runde.
 

Jasper folgte Alice mit seinem Blick, welche nun auch den eigenartigen Geruch zu bemerken schien. „Bella!“, beschwerte sie sich. „Warst du schon wieder bei diesem Hund und hast dich danach nicht geduscht?“
 

Doch entgegen seiner Erwartungen wurde sie nicht rot, sodass ihr Blut in ihren Wangen zirkulierte, sondern ein Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht. „Besser.“
 

Edward blickte nur finster, während er nun fast auf die weißen Tasten einhämmerte. Er wusste genau, was sie meinte.
 

Bella ging zu Jasper und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch auf, während sie ihrem Verlobten lauschte. Um das rechte Handgelenk trug sie ein schwarzes Perlenarmband. (Ein seltenes Stück, welches Edward ihr einst schenkte. Er ließ sie in dem Glauben, er hätte es kostengünstig erstanden – das Gegenteil war der Fall.) Der Blonde stellte erleichtert fest, dass der eigenartige Gestank Bellas übertünchte und es ihm so leichter machte, dem Verlangen zu widerstehen. Was auch immer da so widerwärtig roch – es machte ihm kurzzeitig das Leben leichter!
 

„Ich hab dir was mitgebracht“, zwitscherte Bella plötzlich vergnügt und zwinkerte ihm zu. Ihre Aussage sorgte für kollektive Verwirrung; alle hielten inne – auch Edward – und starrten auf das zierliche Mädchen. Jasper wusste am Allerwenigsten, was er damit anfangen sollte und hob nur die Augenbrauen.
 

„Ähm... Okay.“
 

„Es ist draußen. Soll ich es dir zeigen?“ Sie wirkte ein wenig aufgeregt und absolut zufrieden mit sich. Anscheinend war sie stolz auf ihr Mitbringsel.
 

Der Angesprochene wurde nun immer misstrauischer. „Klar“, entgegnete er dennoch und stand langsam auf. Als einzige Antwort bekam er ein breites Grinsen von Bella, welche sich schon auf den Weg nach draußen machte. Nicht, ohne sich am Tisch zu rammeln.
 

Er öffnete ihr die Tür – alle Cullens waren Gentlemen – und trat hinter ihr nach draußen. Was er sah, ließ ihm ganz von allein die Kinnlade runterfallen. Er würde sie nachher auf dem Boden suchen müssen.
 

„Bella?“
 

„Jacob?“, äffte diese ihn nach.
 

„Ich hab doch gesagt, du sollst hier erst auf mich wa...“ Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, während er sich kurz wegdrehte. „Es... riecht hier etwas unangenehm.“ Von Jacob gingen oft nur gutartige Gefühle aus. Zwar war es offensichtlich, dass er eine Abneigung gegen Vampire empfand, doch es schien, als würde er für Bella mehr auf sich nehmen, als sie alle zunächst gedacht hatten.
 

Alice, welche ihnen hinterhergekommen war, stöhnte nur genervt, während die Angesprochene weiterhin strahlte wie ein kleines Kind. „Ja, und ich weiß auch, warum“, übernahm trotzdem die Schwarzhaarige etwas grimmig die Antwort. „Der kommt aber nicht ins Haus!“
 

„Alice...“, versuchte Bella, sie zu beruhigen.
 

Jake grinste nur. „Keine Sorge, ich bin stubenrein.“
 

„Wohl kaum.“ Die Schwarzhaarige verschwand wieder ins Haus, doch nicht ohne dem Riesen einen bösen Blick zukommen zu lassen.
 

Jasper stand wie bestellt und nicht abgeholt neben Bella, wartend auf eine Erklärung.
 

Nach einer kurzen Stille holte Bella kurz Luft und sagte „Taddaaaa!“, während sie mit ihren Armen eine ausschweifende Bewegung in Richtung Jacob machte. Der Blonde schaute missbilligend in dessen Richtung, danach wieder zu seiner Schwägerin, als würde er an ihrer Zurechnungsfähigkeit zweifeln. Doch diese hatte immer noch ihr freudiges Lächeln auf den Lippen, als wäre es ganz offensichtlich, was Jasper mit diesem Hund anfangen sollte.
 

„Aha“, machte er deswegen nur. „Und...?“
 

Bella antwortete nicht und wiederholte nur grinsend ihre Armbewegungen. Doch der Blonde wusste absolut gar nichts damit anzufangen. Von drinnen konnte er Edwards Lachen hören – es musste also wirklich witzig sein, was sich hier abzog, wenn sogar Edward – ! – darüber scherzen konnte, obwohl sein ärgster Rivale auf dem Grundstück war.
 

„Verdammt, Jasper!“, lachte Bella nun. „Hier steht die Lösung deines Problems!“
 

„Woher weißt du von meinem Problem?“, fragte dieser empört, da er sofort wusste, wovon sie sprach.
 

„Edward“, winkte sie nur ab und kam sofort wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Durch Jake kann Alice ihre Gabe nicht einsetzen. Wenn ein Werwolf in der Nähe ist, funktioniert sie nicht.“ Dieser stand nur gelangweilt da und betrachtete seine nackten Füße.
 

Jasper war klar, dass seine Gattin sehr wohl ihr Gespräch mithören konnte, doch das würde nichts ändern. Zwar zweifelte er sehr an dieser Lösung, doch letztendlich musste er feststellen, dass diese Idee tatsächlich nicht schlecht war. Dieser Jacob stank zwar ganz fürchterlich, aber dem Himmel – oder der Hölle – sei Dank mussten Vampire nicht atmen.
 

„Und Jacob würde das wirklich machen?“, fragte er ungläubig, weil es ihm ein bisschen seltsam erschien, dass ein Werwolf freiwillig bei einem Vampirclan blieb, nur damit einer der Mitglieder seiner Frau etwas schenken konnte, ohne dass diese es mitbekam.
 

„Irgendwann brauchen wir vielleicht mal eure Hilfe“, meinte der indirekt Angesprochene nur, während er mit den Händen in den Hosentaschen leicht vor und zurück wippte.
 

„Und du bist dir da auch ganz sicher, Jacob?“ Es war das erste Mal, dass Jasper ihn mit seinem Namen ansprach, was sowohl bei ihm selbst, als auch bei den anderen für Überraschung sorgte.
 

„Klar, warum nicht? Wenn deine Braut mich dann mal für einen Tag nicht anfaucht!“, lachte er und warf den Kopf etwas zurück.
 

Jasper wollte gerade etwas Gemeines zurückschießen, von wegen, seine Braut dürfe anfauchen, wen sie wolle, doch er biss sich im letzten Moment auf die Zunge. Er konnte froh sein, dass dieser Hund ihm überhaupt helfen wollte. Nach einem tiefen Atemzug – den er lieber nicht gemacht hätte - hatte er sich wieder gesammelt.
 

„Danke, Jacob“, meinte er ehrlich und hoffte, dass es auch so ankam.
 

„Jaja, jetzt werd nicht sentimental. Das hält ja kein Mensch aus.“ Jake rollte mit den Augen und tat, als wäre er genervt. Aber Jasper spürte, dass er alles andere als genervt war – aufgeregt war der Hund. Und froh, Bella einen Gefallen tun zu können.
 

Du bist aber kein Mensch, wollte er antworten, doch wieder biss er sich auf die Zunge. Er warf einen Blick auf Bella, welche ziemlich glücklich schien – zum einen, weil sie Jasper helfen konnte und zum anderen, weil sie ihren besten Freund ihrer zukünftigen Familie ein bisschen näher gebracht hatte.
 

„Ich geh dann mal meine Geschmackszellen vergewaltigen lassen, ja?“, schaltete sich Bella plötzlich wieder ein und zeigte mit dem Daumen auf das Haus hinter sich.
 

„Und wir gehen einkaufen.“
 

Bella lachte nur auf Jakes Kommentar hin, während Jasper die Kinnlade runter klappte. „Was?“
 

„Brauchst du nun ein Geschenk für deine Püppi oder nicht?“
 

Jasper atmete sehr tief ein. „Heißt das, wir verbringen jetzt vierundzwanzig Stunden täglich miteinander? Bis Weihnachten?“ Ihm wurde gleich ganz anders zumute.
 

Der Hund zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du willst, dass dein Kätzchen nichts von deinem Geschenk erfährt, dann ja.“
 

Das konnte eine fröhliche Vorweihnachtszeit werden! Der arme Jasper wusste nicht wirklich, worauf er sich da einließ – aber war es nicht manchmal nötig, zu grotesken Mitteln zu greifen, wenn man verzweifelt war?



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