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All the Wrong Reasons

... are they the Right Decisions?
von

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Lüge und Wahrheit

Zunächst einmal vielen Dank an meine Betaleserin abgemeldet! Und dann sicherlich an alle netten Review-Tipper. Naja eigentlich generell an jeden einen Gruß, der die Story verfolgt :)
 

Verstohlen blickte sie immer wieder zu Alan als sie die Straße entlang gingen. Er hatte seine Freizeitkleidung an, das bedeutete nur, dass er im Café ihretwegen gewartet hatte. Der Vertrag war unterschrieben und band sie zunächst für drei Monate als Bedienung ein. Das Geld was sie verdiente war nicht sehr viel, aber mehr zählte ihr die Beschäftigung und wenn sie es sich recht eingestehen musste, auch wegen Alan. Leicht lächelte sie in sich hinein. Alan war längst nicht mehr nur ein Freund für sie. Shaelyn war es aufgefallen. Jedes Mal lauschte sie gespannt und mit Herzklopfen seiner Stimme. Der blonde hochgewachsene junge Mann löste Dinge in ihr aus, die sie kannte. Zweifellos. Shaelyn hatte sich verliebt. Ständig dachte sie an ihn. Erwischte sich jedes Mal erneut dabei, wenn die Gedanken und Tagträume sich nur um ihn drehten. Seine lockere, freundliche Art verzauberte sie immer wieder. Nichts schien hübscher als sein Gesicht, welches sie oft in der Nacht erträumte. Oft fragte sie sich, ob er auch so fühlte. Nur sie traute sich nicht nachzufragen. Sie schien wie ausgewechselt, denn normal redete sie direkt drauf los, war sonst offen, aber in seiner Anwesenheit blieben ihr die Worte im Halse stecken. Wie ein schüchternes Mädchen, was sie im Grunde gar nicht war. Das ärgerte sie. Ihr war nicht zu helfen. Sie war hoffnungslos verliebt.

„Du bist so still, Shae. Freust du dich nicht?“, durchbrach Alan die Stille, wandte seinen Kopf zu ihr. Und da war es wieder, sein sachtes Lächeln. Shaelyn sah zur Seite, räusperte sich leicht und strich sich unsicher ein paar Haarsträhnen hinter ihr Ohr. „Ach nichts, habe nur zurzeit ein bisschen Schulstress. Sicher freue ich mich, nur ich muss die ganze Zeit an andere Dinge denken.“ Trotz des Räuspern klang ihre Stimme piepsig. Innerlich ermahnte sie sich selbst. Wie dumm das doch klingen musste, aber die Worte stimmten, auch wenn er einen anderen Grund dahinter sah. „Ach was, das wird schon alles. Ich bin mir sicher du machst dir zu viele Sorgen.“ Ihr Herz tat einen Sprung. Wenn er nur den wahren Grund kennen würde, wobei er sie ermunterte. Direkt sah sie in sein, noch immer lächelndes, Gesicht. Ihre Wangen begannen sofort zu glühen. Ein Moment, in der die Zeit für einen Moment stillstand.

„Hey! Hey, Alan!“, rief plötzlich eine Stimme hinter ihnen und sie stoppten, wandten sich umgehend zur Stimme um. Ein ebenfalls junger Mann, mit dunkelbraunen Haaren, braunen Augen und einem eher etwas rundlichem Gesicht, kam schnaufend vor ihnen zum Halt. Ein Seitenblick auf Alan verwirrte sie kurzzeitig. Hatte sie es sich nur eingebildet, oder war sein Gesichtsausdruck für einen Wimpernschlag tot ernst gewesen? Es musste Einbildung gewesen sein, da er doch nun freundlich erschien.

„Was gibt es, Dan?“, hakte auch gleich Alan nach und sein Gegenüber stellte sich nun auf. Er war etwas kleiner als Alan, jedoch noch immer größer als sie. „Gut, dass ich dich hier erwische. Die im Café sagten du seist erst vor wenigen Minuten gegangen.“, begann dieser Dan etwas aufgeregt, was aber auch an seinem Verschnaufen liegen konnte. „Mach es kurz. Was ist los?“ Der etwas schroffe Ton verwunderte Shaelyn, weshalb sie ein paar Mal blinzelte. Bisher hatte sie Alan so noch nicht Reden gehört. Vielleicht hatte sie es sich doch nicht Eingebildet. Sie schaute zwischen den Beiden hin und her. Ihre Blicke waren gerade so, als tauschten sie sich auf einer anderen Ebene das Gewünschte mit. „Naja du weißt doch, wegen der Feier. Da gibt es noch ein paar wichtige Dinge zu klären und das muss jetzt gleich sein, sonst gibt es nen' riesen Problem.“ Feier? Davon hatte Alan gar nichts erzählt. Das enttäuschte sie, weshalb sie zu Boden sah. Warum hatte er sie nicht auch eingeladen, wenn er zu dieser Feier ging? „Ah Okay, ich verstehe.“, kam es ruhig von dem Blonden, der sich auch gleich zu Shaelyn drehte. „Tut mir leid, ich weiß wir hatten was vor, aber das kann leider nicht warten. Ich ruf dich nachher an, versprochen.“ Unsicher nickte Shae, während sie Alan wieder ins Gesicht blickte. Was sollte sie auch anderes tun? Sie wollte nicht unbedingt nachfragen und sich erst recht nicht aufspielen. Sie verband Freundschaft und er hatte das Recht zu tun was er wollte. „Also dann.“ Dann lehnte er sich vor und berührte zart ihre Wange mit seinen Lippen. Überrascht sog sie die Luft ein, hielt sich kurz die Wange und blinzelte überrascht. Alan schien das Ganze nicht weiter zu beachten, sondern ging dann direkt mit Dan mit.

Wild pochte ihr Herz. Sie hatte das Gefühl von Leichtigkeit, als ob sie nach dem Himmel greifen konnte. Er hatte ihr, auch wenn es noch so ein Hauch gewesen war, ein Küsschen auf die Wange gegeben. Das hatte er bisher nicht getan und nun verflog ihr anfänglicher Ärger. Die Feier war vergessen. Die Berührung fühlte sie noch immer, es prickelte angenehm auf ihrer Haut. Ein kleines Kichern entfuhr ihr, weshalb gleich ein paar Leute auf der belebten Straße ihr kurz einen kritischen Blick zuwarfen. Das allerdings nahm sie alles nicht wahr, es zählte nur das Küsschen. Ganz gleich ob sie sich wie ein kleines Mädchen benahm. Shaelyns Freude war schier an diesem Tag nicht zu bremsen.
 

Später am Tag, als die Sonne die letzten Sonnenstrahlen über die Stadt warf, betrat sie mit einem glücklichen Lächeln das Wohngebäude mit einer Tüte in der Hand. Allerdings klingelte sie an die Tür von ihrem Großvater, oder eher auch der Wohnungstür von Ryuzaki. Es dauerte etwas, bis die Tür langsam aufgezogen wurde. Ein schwarzer wirrer Haarschopf lugte hervor und seine großen runden Augen sahen sie prüfend an. „Ja?“ „Huch? Ist Watari noch nicht zurück?“ „Nein.“ Wie immer hielt er seine Aussagen recht knapp, weshalb sie leicht seufzte. „Macht auch nichts. Habe auch was für dich dabei, es sei denn du lässt mich rein. Sonst ess' ich es auf. Obwohl... ich glaub nicht das es meiner Figur gut tun würde.“, kicherte sie zuletzt recht belustigt. Ihr breites, offenes Lächeln betrachtete Ryuzaki kritisch, auch ihr ganzes Verhalten war seltsam. Jedoch wirkten seine Augen im nächsten Moment runder als zuvor und er musterte kurzzeitig die Tasche. „Dann komm doch rein.“ Seine Stimme war ruhig und er hatte langsamer gesprochen. Man hätte meinen können, er heckte etwas aus. Kurz blinzelte sie verwirrt. Manchmal, eigentlich immer, wusste sie nicht was sie von ihm halten sollte. Hatte sie etwas Falsches getan? Sie könnte sich nicht daran erinnern.

Shaelyn schloss hinter sich die Türe. Ryuzaki war ohne einen weiteren Ton einfach von der Wohnungstür getreten, ließ sie somit in die Wohnung. Ein Seufzer verließ ihre Kehle als sie das Chaos im Wohnzimmer entdeckte. Kaum war Watari mal ein paar Stunden weg, brachte Ryuzaki alles durcheinander. Wie er das schaffte, war für sie ein Rätsel. Da fiel ihr ein Buch auf, welches achtlos auf dem Esstisch lag, aufgeschlagen an einer Stelle. Selten hatte sie bisher gesehen, dass er etwas las. Und wenn sie ehrlich war, hatte es sie nie sonderlich interessiert. Sie stellte die Tüte vorsichtig auf den Tisch und nahm das Buch in die Hand. Shaelyn las auch gern ab und zu mal ein Buch, aber es musste sie wirklich reizen. Sie wendete das Schriftstück und überflog den Klappentext. „Wenn es dir gefällt, kannst du es mitnehmen.“ Shaelyn zuckte augenblicklich zusammen. Ryuzaki war hinter sie getreten, scheinbar lautlos. Und als sie zu ihm blickte musterte er abermals die Tüte aufmerksam, was sie erst einmal ignorierte. „Wie? Aber so wie es aussieht hast du doch noch nicht mal die Hälfte, ja vielleicht ein Viertel, davon gelesen. Gefällt es dir nicht?“ „Ich weiß bereits den Täter und wenn ich das Ende schon kenne ist es sinnlos weiter zu lesen.“ Shaelyn schien für einen Moment verstört. „... okay...“, mehr brachte sie nicht heraus. Was sollte sie auch schon großartig auf so was verrücktes Antworten. „Na ja, ich lese eher so Romantik Bücher, so Liebesgeschichten halt, mit Herzklopfen, so etwas eben. Ich kann dem Krimi und so nicht viel abgewinnen.“ „Romantik...“, wiederholte er nachdenklich, blickte zur Zimmerdecke auf und legte seinen Zeigefinger an den Mund. Schweigend beobachtete sie ihn. Dann senkte er wieder seinen Kopf und blickte ihr direkt in die Augen. Ein intensives Starren, welches sie aber nur schon zu gut kannte um davor noch Angst zu haben. Dennoch war ihr so, als dachte er weiter nach. „Ahja, du willst bestimmt wissen was ich nettes mitgebracht habe.“, begann sie freundlich, um das Ganze auf ein anderes Thema zu lenken und fasste in die Tüte. Ryuzaki besah die Schachtel, die sie heraus zog. „Ich dachte mir, da du ja mal so nett warst. Auch wenn du mich manchmal echt an meine Grenzen bringst, wollte ich was, hoffentlich, leckeres für dich kaufen. Als kleines Dankeschön von heute Mittag.“ Seine Neugierde war mehr als deutlich zu erkennen, auch trat er einen Schritt näher, sodass er neben sie am Tisch zum stehen kam. Sie hob die Schachtel hoch, drehte sich zu ihm und hielt ihm mit einem weiteren offenen Lächeln, das Päckchen hin. Der Schwarzhaarige streckte seine Hand aus, schob den Deckel hoch und was er sah, ließen sogar seine Mundwinkel leicht nach oben winkeln. Das hatte sie sich gedacht, dass er wohl so reagieren würde. Schließlich schien das ja seine Leidenschaft zu sein. Süßes.

„Vanille-Erdbeer-Törtchen. Die gibt es nur in dem Café, wo ich ja nun arbeiten werde. Hoffentlich schmecken sie dir. Naja ich hab ja schon gesehen, dass du viele Sachen mit Erdbeeren isst und … Vanille isst du ja auch bestimmt, oder?“ Sie begann sanft zu lächeln. Wenn er es eben nicht essen würde, dann sie. Doch war sie sich sicher, dass er es wohl annehmen würde. Immerhin war es was Süßes und mit Erdbeeren.

Ryuzaki zögerte, blickte auch nicht auf, da seine Augen noch immer auf die vier kleinen Törtchen vor sich gerichtet waren. „Du hast darauf geachtet, was ich bevorzugt esse?“, fragte er nach einer schier endlosen Pause, die sie schon daran zweifeln ließ, ob ihm die Törtchen gefielen. „Ähm, sicher. Ich meine, das übersieht man ja nicht.“, lachte sie etwas und stellte die Schachtel auf den Tisch, auf dem sie sich gleich mit einer Hand abstützte. Ihr Blick ruhte auf seinen Kopf, der noch immer gesenkt war, dann allerdings hob er sein Gesicht und sah ihr in die Augen. „Danke sehr, ich nehme gerne deine Aufmerksamkeit an.“ Shaelyn musste für einen winzigen Moment erstaunt Glucksen. Sie hatte einer der seltenen Erfahrungen, dass sie wirklich das Gefühl hatte, er meinte es so wie er es sagte. „Dann freut es mich. Wirklich.“, erwiderte sie freundlich, während sie ihm offenherzig entgegen lächelte. „Übrigens,...“, begann der Schwarzhaarige, ehe er sein Augenmerk wieder auf die Leckerei richtete. „Hm?“ „seit wann hast du Interesse an einen Nebenjob? War die Schule nicht schon zu viel für dich?“ Sie verzog ihren Mund. Aber auf diese Frage war sie gefasst gewesen. Natürlich würde er in diesem Punkt nachhaken. Hörbar stieß sie die Luft aus und sah dabei zu, wie er das erste Törtchen hochnahm und schon kurz darauf aß. „Also erst mal, ja die Schule ist manchmal wirklich zu viel, aber ich will eben Beschäftigung.“ „Und woher kennst du das Café?“, folgte es umgehend und er richtete seine dunklen Augen wieder auf sie, während er sich die Fingerkuppen ableckte. „... Ach ich bin doch letzter Zeit öfter draußen unterwegs gewesen, spazieren und so. Da hab ich eben das Café entdeckt und die haben eben eine Teilzeitbedienung gesucht, eben genauso etwas für Schüler. Ein paar Stunden mehr nicht.“ Bewusst verschwieg sie fürs Erste Alan, das würde sicher nur Ärger geben, wenn sie von ihm erzählte. Ryuzaki verengte etwas die Augen, sichtlich in misstrauen, und beobachtete sie genau. „Aha, dann hast du dort die Person kennengelernt, welche dich heute Mittag benachrichtigt hat?“ Direkt erstarrte sie, fing dann unbehaglich an zu lachen. „Ja, ja genau.“ „So und warum hast du Watari davon nichts gesagt? Er macht sich Sorgen. Das solltest du nicht ignorieren.“ „Wird das ein Verhör oder was?“ „Vielleicht.“ Seine dunkle Stimme war leise und drückte seine Skepsis aus, woraufhin Shaelyn stark schlucken musste. „Du bist total unsensibel! Da mach ich dir mal ein Geschenk und als Dank werd' ich ausgehorcht.“ Störrisch verschränkte sie die Arme vor der Brust, funkelte Ryuzaki böse an. „Das wäre nicht nötig gewesen, wenn du es Watari erklärt hättest.“, warf er ihr vor und sie zog die Augenbrauen zusammen, sodass eine tiefe Falte auf ihrer Stirn erschien. „Ey. Ich hab' auch ein Privatleben und da ist nichts Schlimmes dran, wenn ich mal nicht sage was ich alles tue.“ „Du musst nicht gleich empfindlich reagieren, Shaelyn. Ich verstehe wirklich nicht dein Problem. Wenn es nichts schlimmes sein sollte, weshalb hast du es nicht einfach gesagt? Auch kommt mir das mit der Person seltsam vor. Gibt es da etwas, was du uns noch vorenthältst?“ Jetzt stemmte sie eine Hand in die Hüfte und hielt Ryuzaki drohend einen Zeigefinger vor die Nase. „Also dir kann ich so viel vorenthalten wie ich will, klar? Ich bin nämlich nicht deine Freundin! Außerdem halt ihn aus der Sache raus!“ Eine Ruhe kehrte ein und am liebsten hätte sie sich nun die Zunge abgebissen. „Ihn?“, hakte er direkt nach. Stur reckte sie ihren Kopf hoch. „Genau, ihn! Er hat mir geholfen, er ist nämlich nett! Das ist er immer!“ Sie biss sich lieber auf die Unterlippe, erstickte so ihre nächsten Worte, welche Ryuzaki sicherlich nicht gut gestimmt hätten. Am liebsten hätten sie ein; nicht so wie du, hinzugefügt. Gerade als er seinen Mund öffnete, schnitt sie dazwischen. „Was is? Eifersüchtig?!“, giftete sie angriffslustig und Ryuzaki blickte sie in Unverständnis an. „Nein. Ich wüsste auch nicht warum ich das sein sollte.“, erwiderte er ruhig. Shaelyn stand der Mund offen. War darin jetzt eine verstecke Nachricht? Ganz nach dem Sinn; Mit dir will eh keiner was zu tun haben. „Jetzt, werd' ich gehen, bevor ich noch total ausraste! Die nächste Zeit kannst du mir echt gestohlen bleiben!“, zischte sie verärgert und rauschte schon davon. Die Wohnungstür knallte lautstark zu und er blieb wo er war.

Der junge Mann blickte zu Boden, legte seinen Daumen an seinen Mund, auf welchem er direkt zu kauen begann. Sicherlich hatte der Sender schon gute Einblicke geliefert. Oft ging sie in der Gegend spazieren, besuchte Geschäfte und darunter fand man auch ein Café. Dennoch war alles im normalen Bereich gewesen, nichts Auffälliges. Sie hatte keine andere Wohnung betreten, das wäre sofort ins Auge gefallen. Was für eine Art Beziehung führte sie also mit diesem Mann? Das musste überprüft werden und es sollte nicht schwer sein an die gewünschten Informationen zu gelangen. Zumindest nicht für ihn. Und es war ein Gutes sie zu reizen, da sie Dinge preis gab ohne Nachzudenken. Jedoch da jetzt weiter zu bohren würde keinen Sinn ergeben. Denn er hatte schon genug um den Rest selbst in Erfahrung zu bringen. Ryuzaki wusste, Watari würde wissen wollen mit wem sie sich traf. Insbesondere wenn es sich um einen Mann handelte, der offensichtlich Nähe zu ihr suchte. Das alles tat Ryuzaki für den alten Herren, denn persönliches Interesse besaß er daran nicht. Daher war ihre Anschuldigung, was die Eifersucht betraf, völlig aus der Luft gegriffen.

Der Schwarzhaarige blickte auf die noch drei vorhandenen Törtchen, musterte diese genau, gerade so als wüsste er damit nun nichts anzufangen. Er musste ja zugeben, dass doch ein wenig Neugierde dahinter steckte. Und diese Erkenntnis hatte ihn Seufzen lassen, denn es gefiel ihm nicht. Ebenso wenig wie er auf ihre körperliche Nähe reagiert hatte. Man hatte ihm den Schock deutlich angesehen, was nur all zu verständlich war. Bisher war Körperkontakt schlichtweg nicht vorhanden gewesen. Wenn sie ihn nun also so überfiel wusste er nicht was er tun sollte. Das war frustrierend. Doch sich über all das Gedanken machen brachte ohnehin nichts, daher verwarf er alles wieder, nahm sich ein weiteres Törtchen, ehe er sich vor seinen Laptop niederließ um an die nötigen Daten des Unbekannten zu kommen.
 

Die Tage vergingen und Shaelyn ließ sich nicht blicken. Offensichtlich war sie wirklich in Rage und sah nicht ein, einmal vorbei zu schauen. Nicht, dass Ryuzaki es sonderlich störte, da er vorher auch wunderbar ohne ihre nette Gesellschaft auskam, sondern Watari war dadurch etwas bestürzt. Die Auskünfte, die er in schnellster Zeit eingeholt hatte, zeigten das Profil eines jungen Mannes. Wenn man die anderen, die ebenfalls in diesem Café arbeiteten, nach Geschlecht, Alter und Charakterzüge unterteilte kam nur dieser Mann in Frage. Auch die Überprüfung der Anrufnummer stimmte mit seiner Vermutung der Person überein. Alan Scrivers, 18 Jahre alt, 1,81m groß, blond und hatte wohlhabende Eltern. Weiter ließ sich nichts Verdächtiges finden, doch seine Spürnase sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Alan war zu unauffällig, was ihn auffällig werden ließ. Alles hatte den Hauch von Reinheit und gerade solch ein junger Mann, der mehr als genug Mittel besaß, sich so verhielt, machte ihn suspekt. Ja, da war sicher etwas zu finden.

Doch zunächst berichtete er Watari alles, alles bis auf, dass dieser junge Mann bei ihm Skepsis hervorrief. Noch war es nicht bestätigt, obwohl ihn bisher sein Instinkt bei solchen Fällen nie getäuscht hat. Man konnte Watari daraufhin ansehen, dass er etwas enttäuscht schien. Zwar war dem alten Herren bewusst gewesen, dass sie sicherlich nicht alles erzählte, doch selbst nach dem direkten Fragen, hatte sie nichts davon berichtet. Dies war genau das, was ihn bestürzte. Watari war ein herzensguter Mann, was schon alleine davon zeugte, dass er weltweit viele Waisenhäuser unterstützte und nicht zuletzt selbst ins Leben rief. Und das er nun eine Enkelin hatte, erfreute ihn zutiefst. Der alte Herr sprach nicht oft über seine Vergangenheit, aber er hatte Ryuzaki deutlich gemacht, dass seine damalige Liebe ihm sehr viel bedeutet hatte. Die Enttäuschung nie seine Tochter kennengelernt zu haben war bitter für ihn und somit wollte er alles Erdenkliche für seine Enkeltochter tun. Ryuzaki hatte ruhig mitangehört was Watari von sich erzählt hatte, doch würde er in diesem Punkt nicht nachhaken. Wenn Watari bereit war es zu nennen, dann sollte es so sein. Der Schwarzhaarige hatte großen Respekt vor Watari, Quillsh Wammy. Und er war dankbar für seine Hilfe. Nein nicht nur das, der alte Mann war wie eine Vaterfigur für Ryuzaki. Dem einzigen Menschen, der ihm so nahe stand und sollte Watari einst sterben, so wusste er, würde er tiefe Trauer empfinden. Jedes Menschenleben war kostbar, doch Watari war jemand unschätzbares für ihn. Auch wenn man den Eindruck erhielt, Ryuzaki sei gefühllos. So war dem nicht, das wusste er nur zu gut. Doch es war ihm nicht gestattet sich Gefühle zu erlauben. Nicht jetzt und nicht in Zukunft. Ryuzaki hatte einen wichtigen Posten, dem er sich verpflichtet fühlte. Die Erwartungen von der Welt und von Watari wollte er erfüllen. Das war alles was zählte und er war froh, dass Watari ihm zur Seite stand, daher stand es außer Frage, ob er ihm half.

„Ryuzaki, Sie sind heute so unkonzentriert. Wollen Sie vielleicht darüber reden?“, wandte sich Watari freundlich an den jungen Mann, welcher vor dem Fenster stand und hinaus blickte. „Nein, das ist nicht nötig. Haben sie vielen Dank, Watari. Ich... habe nur noch etwas vor.“ Watari zog vor verblüffen die Augenbrauen in die Höhe. Davon hatte Ryuzaki zuvor nichts gesagt.
 

Ryuzaki ging durch die Straßen, denn er hatte bewusst verzichtet von Watari zum gewünschten Ort gebracht zu werden. Schließlich durfte kein Aufsehen erregt werden und das Auto war denkbar ungünstig für das, was er nun vor hatte. Und er war sicher gegangen, dass Shaelyn nichts davon mitbekam, ebenso wie Watari. Es würde den alten Herren nur beunruhigen, wenn er ihm sein Vorhaben mitteilen würde. Ohnehin war es nichts gefährliches, wozu er eventuell Hilfe nötig gehabt hätte. Reine alte Detektivarbeit. Das Gewünschte durch bloßes Beobachten in Erfahrung bringen. Alleine dies sollte schon einen Aufschluss geben, zumindest für Ryuzaki.

Die Klingel der Türe bimmelte als der Schwarzhaarige das Café betrat. Sofort sahen sich ein paar der Leute zu ihm um, und man konnte erkennen, dass sie verwundert wirkten. Dies allerdings ignorierte der Schwarzhaarige komplett, so wie er es immer tat. Er setzte sich auf einen freien Platz nahe der Theke und wartete. Und niemand geringeres als sein Ziel, kam zu ihm, um die Bestellung aufzunehmen. Auf den ersten Blick konnte er nichts Verdächtiges ausmachen. Die Freundlichkeit Ryuzaki gegenüber war gespielt, sicherlich, jedoch war das kein Grund zur Besorgnis. Der Schwarzhaarige bestellte sich ein Eis und wartete ab was die Zeit zeigen würde. Immerhin hatte er die perfekte Sitzposition ausgewählt, sodass er den Tresen immer im Auge behalten konnte und man Ryuzaki nicht direkt sah.

Alan bewirtete die Kunden, wobei Ryuzaki nicht entging, dass der Blonde den Frauen gegenüber sehr charmant war und offensichtlich nicht abgeneigt war ein wenig zu flirten. Es war somit ein Leichtes zu erkennen, dass Alan gern etwas mehr Aufmerksamkeit genoss. Das könnte einer der Gründe sein, weshalb er in diesem Café arbeitete, obwohl er der Sohn einer ansehnlichen Familie war. Doch war es zu früh um jetzt schon seine Observierung abzuschließen. Der erste Blick war nichts weiter als trügerisch, das wusste er nur zu genau. Es würde sich zeigen, was sich so ergeben würde und sein Gespür lag immer richtig.

Nachdem Ryuzaki sein Eis genüsslich verspeist hatte, beschloss er, dass es im Café selbst nichts mehr zu entdecken gäbe. Er bezahlte den offen stehenden Betrag und gerade als er das Lokal verlassen wollte, wurde Alan von einer etwas älteren Dame angesprochen und ihre Stimme war streng: „Du kannst für heute Schluss machen, da wartet übrigens noch ein junger Mann auf dich hinter dem Café. Du solltest ihn nicht warten lassen, das macht einen schlechten Eindruck.“ Gutes Timing und eine gute Gelegenheit. Ryuzaki verließ das Café und sah sich um. Ein kleiner Seitenweg führte hinter das Gebäude, welchen er gleich nutzte. Als es eine Abzweigung gab, verblieb der Schwarzhaarige auf der Stelle und spähte um die Ecke. Wie zu erwarten stand dort ein anderer junger Mann, nicht weit entfernt, der ungeduldig auf die Hintertür des Lokals starrte. Da er nicht auffallen wollte, blieb Ryuzaki dort an der Ecke stehen, wartete geduldig darauf, dass sich die Türe öffnete. Es dauerte auch nicht lang, da war das Klacken der Türe zu vernehmen. Sofort lauschte Ryuzaki aufmerksam auf die Worte.

„Du Idiot, was machst du wieder hier?“ Das war eindeutig die Stimme von Alan.

„Sorry echt! Aber... der Chef will dich sehen. Da is' was schief gelaufen! Da war was an der Anzahl nicht in Ordnung!“, kam es angespannt von dem anderen jungen Mann und Ryuzaki verengte die Augen. Er hatte Recht behalten.

„Bist du bescheuert? Halt die Klappe. Wenn du noch lauter bist, kannst du uns gleich bei den Bullen verpfeifen.“

„Aber wieso denn, hier is' doch keiner.“

„Nur weil du keinen siehst, heißt es nicht da ist keiner. Kann auch ein Penner neben den Mülltonnen sein, also sei vorsichtiger.“, kam es verärgert von Alan und gleich darauf hörte man wie sich die Zwei in Bewegung setzten.

Ryuzaki sah sich um. Er befand sich zwar neben einem großen Müllcontainer, aber ein Penner war er nicht. Aber viel wichtiger war, dass ihn sein Gespür nicht im Stich gelassen hatte. Es war mehr im Spiel, viel mehr und es wurde gefährlich, da es sich offensichtlich um etwas Illegales handelte. Jetzt war nur die Frage um was genau es sich handelte. Drogen, Waffen … oder vielleicht Menschenhandel? Der Schwarzhaarige schluckte kurzzeitig. Wenn Shaelyn preisgegeben hatte nur einen Verwandten zu haben und auch sonst zu keinem Beziehungen pflegte, war sie ein perfektes Opfer solcher Machenschaften. Nein die Wahrscheinlichkeit war sogar beträchtlich hoch. Alan würde junge Frauen ansprechen, diese geschickt umwickeln und nach einer Zeit zu einem bestimmten Ort locken. Und ab diesem Zeitpunkt konnte man die Spur kaum verfolgen, sie wäre vielleicht für den Rest ihres Lebens eine Gefangene. Aber Ryuzaki konnte sich in diesem Fall nicht sicher sein ob es wirklich um Frauenhandel ging, jedoch die Wahrscheinlichkeit bestand und das konnte er nicht unberücksichtigt lassen. Jetzt hatte ihr Leben höchste Priorität und es war ihm schleierhaft, wie sie genau an solche Leute geraten war. Es war entschieden was nun geschehen würde.
 

„Ja! Ja! Ich mach ja schon auf!“, rief Shaelyn durch ihre Wohnung als sie gerade in der Küche stand und das hektische Klingeln sie beim Kochen störte. Sie stellte den Herd aus, stellte den Topf zur Seite und eilte zur Tür. Ihr war nicht klar, wer dort stand. Watari würde nicht so häufig die Türklingel benutzen und das Ryuzaki sich hinter der Tür befand, war lächerlich anzunehmen. Es würde ihr nicht ein triftiger Grund einfallen und der musste vorhanden sein, damit er sich blicken ließ. Außerdem hatte sie nicht wirklich Lust ihm gegenüberzutreten. Somit ahnungslos zog sie die Tür auf und ihr stockte augenblicklich der Atem. Ryuzaki. Der sie mit solch einem Blick bedachte, dass sie erstarrte. Großer Gott, hatte sie etwas Falsches getan? Seine Augen waren so bedrohlich, wie sie es zuvor nie gesehen hatte und er kam auf sie zu. Instinktiv wich sie zurück, dabei drängte er sie gegen die Wand und sie starrte nur in seinen großen, runden, schwarzen Augen, welche wenige Zentimeter entfernt waren. „Du wirst Alan nicht noch einmal sehen. Das bedeutet für dich, du wirst auch deine Teilzeitarbeit beenden. Falls du dich widersetzt, wirst du dazu gezwungen dich hier aufzuhalten. Watari wird dich jeden Tag zu deiner Schule bringen und dich abholen, während dieser Zeit wirst du dich bei einem Lehrer aufhalten, der bestätigen kann, dass du anwesend warst. Das alles geschieht zu deiner Sicherheit also ignoriere es nicht.“ Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Seine ruhigen aber emotionslosen Worte trafen sie hart. Ein reger Stich im Herzen verkrampfte sie und sogleich ballte sie ihre Fäuste. Unendliche Wut erfasste sie. „Hast du einen Knall?! Ich soll was?!“, schrie sie ihm entgegen. Als sie ihre rechte Hand hob um ihm eine zu Verpassen, packte Ryuzaki ihr Handgelenk grob. „Es wäre nur zum Vorteil, wenn du dieser Bitte nachkommst und am Besten keine Fragen stellst. Wenn du mir nicht vertraust, dann vertraue Watari. Er ist derselben Ansicht. Du befindest dich in einer gefährlichen Lage.“ „Lass mich los!“ Shaelyn wehrte sich entschieden und nachdem sie ihre andere Hand zum befreien nutzen wollte, fasste auch Ryuzaki diese. „Du bist die einzige Gefahr hier! Du spinnst doch und zwar total! Du hast mir gar nichts zu sagen! Wie kommst du auf diese beschissene Idee, dass ich mich von ihm fernhalten soll? Und woher weißt du überhaupt von Alan? Und... Und...“ Tränen lösten sich aus ihren Augen, beinahe verschluckte sie sich an ihren Worten. „Alan ist kriminell. Und wahrscheinlich benutzt er dich für seine Zwecke.“ „Was weißt du schon, von wegen! Und von wegen Bitte! Ihr sperrt mich ein! Beobachtet mich! Und was weiß ich. Wie pervers bist du eigentlich?! Lass mich los! Du bist so ein Arsch! Alan ist viel besser als du!“ Ryuzaki hielt ein Moment inne. Sie wusste ja gar nicht was sie von sich gab. „Beruhige dich, Shaelyn. Deine Meinung über ihn solltest du noch einmal überdenken. Sei vernünftig.“ „Einen Scheiß werd' ich! Ich hasse dich!“ Voller Verachtung blickte sie ihn an und spuckte ihm ins Gesicht. Geschockt weiteten sich die Augen Ryuzaki's. Direkt ließ er sie los und fuhr sich mit seinen Fingern über seine feuchte Nase und Wange. Shaelyn nutzte die Gelegenheit und stieß ihn an seinen Schultern von sich. „Ich glaube dir kein Wort! Hau ab! Sofort! Ich will dich nie wieder sehen!“, schrie sie aufgelöst und rannte in ihr Schlafzimmer, schlug die Tür zu und verschloss diese. Sie weinte. Es tat alles weh, vor allem ihr Herz schmerzte. Was sagte dieses miese Arschloch über Alan? Er sei ein Krimineller? Er würde sie nur benutzen? Das war unmöglich wahr! Ryuzaki war für sie endgültig gestorben und sie würde sich garantiert nicht daran halten. Shaelyn würde einen Weg finden Alan zu treffen... Nein, es war einfach nicht wahr. Es konnte nicht wahr sein.
 

„Wie ist es gelaufen?“, fragte gleich Watari als Ryuzaki den Raum betrat. Jedoch zog der alte Herr gleich seine Augenbrauen in die Höhe. Ryuzaki sah leicht frustriert aus. „Sie ist uneinsichtig.“, antwortete der junge Mann ruhig, welcher nun zum Sessel ging und sich darauf niederließ. Watari blieb still. Ihm war aufgefallen, dass Ryuzaki sich anders benahm. Es musste mehr vorgefallen sein als einfache Worte. Vielleicht hätte er sich doch selbst darum kümmern sollen. „Sie hasst mich und will mich nie wieder sehen. Ich denke, ich war Ihnen keine große Hilfe, Watari. Wahrscheinlich wird sie jetzt einen Weg suchen meinen Worten auf den Grund zu gehen. Seien Sie wachsam. Ich habe zwar die Haustüre verschlossen und die Schlüssel mitgenommen, aber ich vermute sie wird alles versuchen.“ Der alte Herr konnte den etwas verbitterten Ton in der Stimme des Jüngeren vernehmen. Offensichtlich trafen die Worte Ryuzaki mehr, als er sich eingestand. Doch jetzt hatte die Sicherheit seiner Enkelin Vorrang. „Ich verstehe. Haben Sie trotzdem vielen Dank. Ich werde wohl noch einmal mit meiner Enkeltochter sprechen.“ Umgehend zog Ryuzaki aus seiner Hosentasche den Schlüsselbund von Shaelyn, die er Watari tonlos reichte. Allerdings bevor der alte Mann aus dem Raum trat, wandte er sich noch einmal an Ryuzaki. „Nehmen Sie es nicht so schwer. Ich bin mir sicher, dass sie bald ihre Worte zurücknehmen wird. Sie ist nur verwirrt.“ Eine kleine Stille entstand, ehe der Schwarzhaarige seinen Kopf hob und zu Watari blickte. „Ja, vielleicht...“, verließ es nachdenklich seinen Mund, dabei strich er sich mit seinen Fingerkuppen über die Wange, wo sie ihm zuvor demonstriert hatte, wie sehr sie ihn verachtete. Ja es hatte ihn zutiefst gekränkt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Orientalo
2010-08-15T13:08:11+00:00 15.08.2010 15:08
Superspannend!!
Hast du mal wieder richtig gut hingekriegt.
Wie soll es auch anders sein :)
lg
Von:  Das_Bienchen
2010-08-13T12:31:13+00:00 13.08.2010 14:31
wua ist das spannend *.*
jetzt muss ich definitiv mehr über diesen kerl erfahren
*lacht*
freu mich schon aufs nächste kappi :D

liebe grüße
De-chan


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