Nachttreffen
Aus der Sicht von Katy:
An diesem Abend konnte ich nicht einschlafen. Ich musste dauert darüber nachdenken was geschehen war. Vor einem Tag hatte ich Andy wie den Tod gehasst. Ich hätte ihn verschlagen können und hab ihm das Schlimmste der Welt an den Hals gewünscht. Jetzt aber wollte ich mich mit ihm Treffen. Wobei dieses Treffen nach 22 Uhr außerhalb des Gebäudes war. Warum tat ich das? Wenn ich erwischt wurde dann blühte mir eine deftige Strafe. Alles hatte damit angefangen das er mir aus der Patsche geholfen hatte. Und schließlich mussten wir jetzt zusammenarbeiten. Er war also kein Abstand mehr möglich.
Ich starrte ständig auf die Leuchtziffern meines Weckers. Unter mir schlief Mow ruhig. Irgendwie hatte ich akzeptiert hier zu sein. Mow war echt eine gute Freundin. Wir hatten gestern noch viel miteinander geredet. Sie hatte in fast allen Sachen ähnliche Ansichten wie ich. Der einzig große Unterschied zwischen uns war, dass sie Probleme gerne mit Gewalt löste.
Nach einer Ewigkeit war es kurz vor 3 Uhr. Ich zog meinen Jogginganzug, den ich mir schon für den Frühsport zurechtgelegt hatte, an. Lautlos verließ ich das Zimmer. Ich fragte mich ob Andy wohl schon draußen auf mich warten würde oder ob er so cool wie er ist zu spät kommt. Irgendwie kannte ich Andy überhaupt nicht. Umso komischer fand ich, dass ich alles das für ihn hier machte.
Ich hatte noch nie in meinem Leben dramatisch gegen Regeln verstoßen. Naja, vielleicht entwickelte ich ja gerade so etwas wie Charakter.
Unheimlich zufrieden mit mir ging ich in die Jungentoilette. Ich sah, dass das Fenster schon geöffnet war. Grinsend quetschte ich mich hindurch ins Freie. Ich ging auf die Wiese zu. Heute war kein roter Punkt zu sehen. Ich ging weiter konnte aber Niemanden erkennen. War er doch nicht da? Stand das Fenster die ganze Nacht offen?
Ich setzte mich aufs kalte Gras und wartete.
Plötzlich tippte mir jemand von hinten auf die Schulter. Ich erschrak. Als ich mich umdrehte sah ich in Andys grinsendes Gesicht „Warum so schreckhaft?“, fragte er mich lachend.
„Das ist überhaupt nicht witzig!“
Er setzte mich neben mich. So saßen wir eine ganze Weile da.
„Willst du heute nicht rauchen?“, fragte ich.
Für diese Frage hätte ich mich im selben Moment noch ohrfeigen können. Dämliche Frage!
„Nö, heute nicht, kann ich dich was fragen?“
„Ja“
„Warum gibst du dich eigentlich mit mir ab?“
„Weiß nicht, du?“
„Find dich zwar ein bisschen spießig aber ganz nett“
„Naja, bis auf ein paar Startprobleme sind wir doch ein Super-Team“
„Ja, danke nochmal, dass du mich nicht verpetzt hast“
„Kein Problem“ Ich seufzte „Wäre jetzt aber trotzdem gerne nicht hier, obwohl ich Mow echt total mag.“
„Ich wäre auch gerne woanders ohne aber.“
„Sag mal, hast du schon mal versucht hier auszubrechen?“, fragte ich neugierig.
„Alleine? Keine Chance!“
„Und zu zweit?“
„Wäre möglich“, meinte er „Komm mal mit ich zeig dir was“
Er stand auf und half mir auf die Beine. Er ging bis zum Stacheldrahtzaun.
Ich verstand nicht ganz was er damit sagen wollte. Ich wusste selber dass der Zaun unüberwindbar ist, dazu musste er mir ihn nicht extra zeigen.
„Und was soll ich hier sehen“
„Naja, von hier sind es zu beiden Seiten 50 Meter zum nächsten Wachturm. Und dort ist ein großer Baum der mit den Ästen über den Zaun reicht. Nur wie du sehen kannst, haben sie alle unteren Äste abgeschlagen, sodass man ihn nicht besteigen kann.“
„Naja das dürfte kein Problem sein da hoch zu kommen! Ich glaube eher dass der Ast der über den Zaun reicht nicht stark genug ist um einen Menschen zu tragen“, beurteilte ich.
„Ja du hast Recht! Aber es muss doch irgendwie möglich sein!“
Ich sah ihn skeptisch an. Hatte er etwa vor mit mir hier auszubrechen? Mir wurde das Gespräch langsam unangenehm.
„Komm lass uns zurück ins Haus gehen, mich friert es“, sagte ich und zerrte ihn vom Baum weg.
