Zum Inhalt der Seite

Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dazwischen

Eine beißende Kälte nagte an Ashley. Als sie ihre Augen öffnete wurde sie von einem hellen Licht so geblendet, dass sie nichts sah. Doch dann wich das Licht langsam den immer schärfer werdenden Konturen eines wohlbekannten Raumes. Nur langsam allerdings dämmerte ihr, was für ein Raum das war.

Sie befand sich in ihrer Wohnung. Es war bereits dunkel. Sie selbst schien auf der Couch zu sitzen. Ashley erinnerte sich nicht, wie sie hier her gekommen war. Alles war sehr verschwommen. Sie stand auf und ging ein paar Schritte durch den Raum. Erst jetzt fiel ihr ein Stuhl auf, der in der Mitte des Zimmers stand.

Und nun kamen auch die Erinnerungen zurück. Langsam, aber dafür umso heftiger brach alles auf sie ein. Ängstlich prüfte ihre Hand ihre Schläfe, doch da war nichts. Kein Schmerz, noch nicht einmal ein Kratzer. Sie sah an sich runter. Und erst jetzt bemerkte sie, dass sie nicht wie in ihrer Erinnerung Jeans und T-Shirt trug, sondern ein langes weißes Kleid.

Misstrauisch blickte sie sich um. Irgendetwas hier war ganz und gar nicht in Ordnung. Hinzu kam das Gefühl, dass sie hier nicht alleine war. Also suchte sie vorsichtig den Wohnraum ab. Als sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnen wollte, stellte sie fest, dass diese verschlossen war. Ashley rüttelte heftig daran, sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie abgeschlossen hatte. Das hatte sie noch nie getan.

Stirnrunzelnd stand sie schließlich vor der Tür, die sich nicht öffnen lassen wollte und versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Plötzlich riss eine Stimme hinter ihr sie aus ihren Gedanken. „Auf diese Art und Weise kannst du diesen Ort nicht verlassen.“ Ashley fuhr wie vom Donner gerührt herum. Auf dem Stuhl in der Mitte des Raumes saß nun ein hoch gewachsener Mann mit kurzen dunklen Haaren. Er war in eine dunkelrote Robe gehüllt und hatte eine Kapuze auf.

Unter dieser leuchteten eisblaue Augen hervor. Ashley wich instinktiv vor ihm zurück. Der Mann stand auf und meinte beschwichtigend „Keine Sorge, ich werde dir nichts tun. Ich könnte dir ja schließlich nicht mehr antun, als du bereits dir selbst angetan hast.“ Ashley hob die Brauen und starrte ihn ungläubig an. Sie sagte aber nichts.

Er ging um das Sofa herum und setzte sich. „Du kannst dich gerne setzten.“ Meinte er gelassen. Ashley sah sich noch einmal im Zimmer um, dann fragte sie ihn: „Wo bin ich hier? Das hier ist nicht meine Wohnung, oder?“ Er schenkte ihr ein bescheidenes Lächeln „Nein, du hast Recht, es ist nicht deine Wohnung.“

Da er weiter nichts mehr sagte, setzte Ashley nach: „Wo bin ich dann?“ fragte sie. Der Mann atmete tief ein „Das ist kompliziert.“ Ashley rollte zur Antwort mit den Augen „Dann entkomplizieren sie es bitte!“ fauchte sie genervt. Das Lächeln auf seinen Lippen schwand ein bisschen. „Du bist im Dazwischen.“ Meinte er schlicht.

Ashleys Miene zeigte deutlich, dass sie das nicht verstand. Aber er sagte nichts. Schließlich lies sie sich breitschlagen, nachzufragen „Im Dazwischen wovon?“. Er sah sie nun direkt an und mit einer wesentlich ernsthafteren Miene als noch zuvor. „Zwischen Leben und Tod.“ Sagte er nüchtern. Nach einigen Augenblicken des Schweigens fügte er hinzu: „Das hier ist dein letzter Traum. Und es ist alles, was dich noch am Leben hält.“ Diese Aussage schockierte Ashley mehr, als sie erwartet hatte.

Schwach flüsterte sie „Wer sind sie?“ Das Lächeln kehrte wieder auf sein Gesicht zurück und einen Moment lang fühlte sich Ashley wieder etwas sicherer „Ich bin niemand, der dir etwas antun will. Ich bin hier um dir zu helfen.“ Auch auf Ashleys Lippen kam nun ein Lächeln zustande, aber es war eher dazu da, ihre Angst und Unsicherheit zu verbergen und wirkte arg gekünstelt.

„Und wie bitte soll das gehen?“ Raunte sie. Der Mann stand nun auf und kam ein paar Schritte auf sie zu. Ashley wich nicht zurück. Es hätte wohl eh keinen Sinn gemacht. „Du kannst das entscheiden.“ Ashleys Augen wurden finster und sie sah betreten zu Boden. „Ich denke, die Tatsache, dass ich mit einer Waffe auf mich geschossen habe, ist dann Beweis genug, dass ich mich entschieden habe, oder?“

Er schüttelte den Kopf. „Du hattest Zweifel in deinem Herzen, deswegen hast du die Waffe weggezogen. Und dieser Zweifel ist auch der Grund, warum ich jetzt mit dir reden kann und du diese Chance hast.“ Ashley sank zusammen und saß nun auf dem Boden.

„Was ist, wenn ich diese Chance nicht verdient habe?“ Der Mann kam auf sie zu und setzte sich nun neben sie. „Das glaube ich nicht. Es gibt genug Menschen, denen du am Herzen liegst. Die meinen bestimmt, du hättest es verdient.“ Ashley sah ihn an und blickte ihm direkt in die Augen „Warum glaubst du, ich hätte sie verdient?“

Angesichts seiner Reaktion wusste Ashley, dass dies eine Frage war, die er ihr eigentlich nicht beantworten wollte. Jedoch tat er es. „Ich weiß, dass du noch ein Ziel hast. Dein Weg ist noch nicht zu Ende.“ Ashley musterte ihn kurz „Und woher weißt du das?“ Nun sah er ihr wieder direkt in die Augen, doch keineswegs mit einer so todernsten Miene wie zuvor. „Ich kenne dein Herz, Ashley. Und ich weiß, dass es da etwas gibt, dass du noch erreichen musst, weil niemand außer dir das erreichen kann.“

Etwas abschätzig erwiderte Ashley „Und das siehst du an meinem Herzen?“ Er lächelte wieder. „Ganz genau.“ Für eine Weile herrschte Stille. Niemand sagte etwas, Ashley starrte vor sich hin. Ihre Gedanken jagten einander. Schließlich meinte sie zu ihm: „Und wie soll das jetzt funktionieren?“ Er stand auf und ging kommentarlos zum Fernseher. Dann drehte er sich erneut um.

„Sieh dir an, was solch eine große Wunde in deine Seele geschlagen hat. Erlebe den Schmerz, der dich so gelähmt hat noch einmal. Und dann triff erneut deine Entscheidung.“ Als er geendet hatte, schaltete er den Fernseher ein. Ashley stand auf und kam näher. Wie in einer Clipshow liefen dort Bilder über sie und ihre Erlebnisse ab.

Ohne, dass sie es wollte, überkam Ashley wieder eine Woge der Traurigkeit und des Schmerzes. Tränen rannten über ihre Wangen und hin und wieder entkam ihr ein Schluchzen. Eine schiere Ewigkeit flimmerten diese Bilder vor ihren Augen über den Bildschirm. Ashley ertrug es, auch wenn sie sich eigentlich instinktiv davon abwenden wollte.

Dann, als der Fernseher schwarz wurde vergrub sie das Gesicht in ihren Händen. Sie weinte hemmungslos und sank schließlich auf die Knie. Nach einigen Minuten blickte sie auf und sah sich im Zimmer um. Sie war wieder allein. Der Mann, wer auch immer er war, war verschwunden.

Doch sie bemerkte an seiner Stelle eine ziemlich beunruhigende Tatsache: Nur Zentimeter von ihr entfernt lag auf dem Boden jene Waffe, welche sie vor nicht allzu langer Zeit in Händen gehalten hatte, um auf sich zu schießen. Ashley starrte die Waffe an. Und irgendwie wanderte ihre rechte Hand ohne den Befehl von Ashley zu erhalten zu der Waffe und hob sie hoch.

Panik mischte sich mit Entsetzen. Ashley kniete in diesem Raum und starrte die Pistole an. Und dabei war ihr bewusst, dass sie nicht einen einzigen klaren Gedanken fassen konnte. Gleichzeitig wusste sie, dass das aber der einzige Weg war. Sie musste sich entscheiden, ein für alle mal.

Irgendwo von weither hörte Ashley ein seltsames Piepsen. Es klang wie ein unerträglicher Klingelton. Und das Piepsen wurde lauter und schneller. Es zeigte Ashley, dass ihr die Zeit davonlief. Sie schloss ihre Augen und dann traf sie ihre Entscheidung.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Angel-of-the-Night
2010-05-19T16:22:08+00:00 19.05.2010 18:22
Na aber hoffentlich diesmal fürs Leben und dann brauchen wir ncoh Lily und DANN wirds so richtig interessant <Hände reib>^^
ich freu mich
ach ja die Idee mit dieser Zwischenwelt find ich klasse^^


Zurück