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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Ein Restaurant an der Landstraße

Nur ein paar Stunden später fuhr Lilys Auto vor dem verlassenen und verfallenen Restaurant an der Landstraße vor. Das Gebäude wirkte ziemlich einsturzgefährdet und es war kein Wunder, dass selbst die Schattengänger hier nicht her kamen und deshalb keine Ahnung hatte, was genau sich innerhalb der Mauern abspielte.

Obwohl Lily da schon eine wesentlich klarere Vorstellung davon hatte, war sie auch nicht wirklich erpicht darauf, Einzelheiten zu erfahren. Schon von weitem hatte sie bemerkt, dass hier einige Dämonen auf der Lauer lagen, die ihre Anwesenheit mit Magie verschleierten. Aber Lily war einfach zu bewandert, in der Kunst dämonischer Magie, als dass sie es nicht bemerkt hätte.

Unbeeindruckt marschierte sie schnurstracks auf den Eingang zu. Und bis nur wenige Meter vor der Tür blieb sie auch unbehelligt. Dann tauchte aus dem Nichts vor ihr ein großgewachsener Wächterdämon auf, den Lily unter dem Namen Neil kannte. Er baute sich bedrohlich vor ihr auf. Aber Lily beachtete ihn gar nicht und machte Anstalten einfach an ihm vorbei zugehen.

Das ließ er aber nicht zu. Er versperrte ihr rigoros den Weg und knurrte: „Halt, du hast hier keinen Zutritt.“ Lily sah ihn ziemlich herablassend an. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wer ich bin, du dämlicher Lackaffe?“ Er nickte und meinte. „Ich weiß sehr genau, wer ihr seid, Fürstin. Aber ich habe von Fürst Lucas den Befehl erhalten niemanden und ganz besonders euch nicht hier eintreten zu lassen.“

Lilys rechte Augenbraue schnellte für eine Sekunde nach oben. „Das ist aber nicht sehr nett. Nun wenn er mich nicht reinläßt, dann werde ich wohl verlangen müssen, dass er sich nach draußen begibt.“ Neil starrte sie an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Das ist ein ungewöhnlicher Wunsch. Fürst Lucas ist mitten in dem Ritual zur Zerstörung der Kraft eines Schattengängers.“

Lily grinste. „Oh ich weiß sehr genau, was er da drin grade macht, kein Grund mich darüber zu belehren. Dennoch muss ich darauf bestehen, dass mir entweder Einlass gewährt wird, oder sich der Fürst zu mir nach draußen bequemt.“ Neil konnte offenbar immer noch nicht glauben, was Lily da von ihm verlangte.

Doch, da er deutlich in einer niedrigeren Position war als sie, schien er hier eine Konfrontation unbedingt vermeiden zu wollen. „Ich werde eure Bitte dem Fürsten weiterleiten.“ Lily nickte, fügte jedoch hinzu. „Sag ihm, wenn er meiner Bitte nicht nachkommt, werde ich andere Methoden finden, um da hinein zu kommen.“

Da Neil sich nicht umdrehte, konnte Lily sich nicht ganz sicher sein, ob er verstanden hatte. Gehört hatte er sie auf jeden Fall, dass war ihr klar. Geduldig setzte sie sich auf den oberste Stufe vor dem Eingang, durch den Neil gerade verschwunden war. Sie wusste, dass noch ein paar mehr von seiner Sorte hier im Verborgenen lauerten. Doch sie ließ sich nichts anmerken.

Mit der Hand fächerte sie sich Luft zu, denn es herrschte eine unangenehme drückend schwüle Hitze. Die Sonne würde in Kürze untergehen und der Tag wieder einmal der Nacht weichen. Minute um Minute verging und Lily sah den spärlichen Wolken am Himmel beim Vorbeiziehen zu. Drinnen regte sich nichts und auch hier draußen passierte nicht das Geringste.

Seit sie hier war, war noch kein einziges Fahrzeug die Straße entlang gekommen, was die Einsamkeit und Abgelegenheit dieses Ortes noch zusätzlich untermauerte. Fast 15 Minuten saß sie dort, bis endlich die Türe aufging und Neil heraustrat. Er sagte nichts, sondern hielt die Tür auf und wies sie wortlos an, einzutreten.

Lily erhob sich und schenkte Neil noch ein dankbares Nicken, bevor sie in den kühlen Innenraum des ehemaligen Schnellrestaurants eintrat. Drinnen war es durch die geschlossenen Vorhänge ziemlich dunkel. Erst nach einigen Augenblicken erkannte Lily, dass rechts von ihr, am Ende der Fensterfront eine Gestalt an einem Tisch saß und sie beobachtete. Ihr Gefühl täuschte sie nicht, denn im Näherkommen erkannte sie Lucas.

Sie ließ sich seelenruhig ihm gegenüber nieder und starrte ihn an. Es dauert auch nicht lange, bis er das Wort ergriff. „Ich werde dich nicht fragen, warum du hier bist. Ich weiß es schon. Aber ich sage dir, dass ich das Mädchen nicht freigeben werde.“ Lily legte den Kopf schief. Sie ahnte, wie das weitergehen würde, also beschloß sie seinen Machtspielchen früh genug einen Riegel vorzuschieben.

„Und ob du das wirst, Lucas. Wenn nicht freiwillig, dann werde ich mit Gewalt dafür sorgen. Und glaube ja nicht, ich hätte aufgrund deiner Stellung und deinen vielen Bodyguards hier Skrupel das zu tun.“ Lucas sah sie düster an. Er schien irgendwie schon damit gerechnet zu haben, dass sie sich nicht so einfach abwimmeln ließ. „Ich kann sie dir nicht überlassen.“ Meinte er knapp.

Lily jedoch zeigte sich unbeeindruckt. „Es ist mir egal. Du wirst sie gehen lassen und in meine Obhut übergeben. Du hast hier keine Wahl, Lucas.“ Lucas lehnte sich vor und ein kleiner, schwacher Lichtstrahl der untergehenden Sonne umspielte sein markantes Gesicht. „Warum willst du das Mädchen überhaupt? Ich kann verstehen, warum du deine Bettgefährtin beschützt und behalten willst, aber die Kleine? Ich wusste nicht, dass du auf Jüngere stehst.“

Lily funkelte ihn an, sie wusste, dass er sie nur provozieren wollte, doch dazu ließ sie sich nicht hinreißen. „Warum ich sie will, spielt keine Rolle und hat dich nicht zu interessieren.“ Doch Lucas konterte „Und ob es das hat. Ich muss nämlich vor dem Rat rechtfertigen, warum ich sie dir gegeben habe. Und warum du sie nicht töten wirst, denn ich schätze mal nicht, dass du das Ritual zu Ende bringen wirst, oder?“

Mit starrem Blick in Lucas Augen erwiderte Lily: „Ich glaube nicht, dass es den Rat irgendwie interessiert, was ich mit ihr mache oder nicht. Diese Belange waren denen noch nie wichtig.“ Verächtlich schnaubte Lucas: „Wie lange willst du dich noch der Illusion hingeben, dass die dir alles durchgehen lassen. In den letzten 15 Jahren hast du dir Dinge herausgenommen für die andere Dämonen schon exekutiert worden wären.“

Lily lächelte böse. „Ich bin nicht wie andere Dämonen.“ Lucas beugte sich weit vor und flüsterte nun „Ja und das ist dein einziges Glück.“ Er machte einige Sekunden Pause dann fuhr er fort. „Als du sie gerettet hast, habe ich dir schon angedroht, dass so etwas nicht mehr vorkommen darf. Und jetzt bist du hier und verlangst so etwas. Was in aller Welt veranlaßt dich zu so einer idiotischen Tat?“

Lily wog sorgfältig ab, was sie ihm nun antwortete. „Solange die Kleine bei ihren Eltern bleibt, ist sie keine Gefahr für uns. Für die Schattengänger ist sie beschädigte Ware. Es ist also nichts verloren.“ Lucas schlug mit der Faust auf den Tisch. „Jetzt vielleicht nicht, aber was ist in zehn oder 15 Jahren, wenn sie ihre Kräfte manifestiert hat und mit ihnen auch umgehen kann. Wer oder was hindert sie bitte daran, uns dann zu jagen, wie es der Rest ihresgleichen tut?“

Lily lächelte gequält. „Wenn wir sie nicht jagen, hat sie keinen Grund dazu. Vielleicht könnte sie uns noch mal nützlicher sein, als wir das erwarten.“ Lucas lehnte sich wieder ins Dunkel zurück. „Du glaubst doch nicht mal selbst deine kühnen Behauptungen. Du willst mich nur überreden, sie dir zu geben.“ Lily lehnte sich auch zurück. „Vielleicht. Fakt ist, dass ich alles tun werde, um sie hier weg zu holen. Es liegt also tatsächlich nur an dir, Lucas.“

Er musterte sie eindringlich. „Es ist dir ernst, du würdest mich sogar herausfordern?“ Lily nickte zur Antwort. Lucas fuhr fort „Wenn du das tust, dann wird dich nichts und niemand mehr vor den Konsequenzen bewahren. Du magst eine Erzdämonin sein, aber das ist dein letzter Nagel in deinem Sarg.“ In seiner Stimme lag etwas Flehendes.

„Es ist mir klar, was das nach sich zieht.“ Meinte sie kühl. Lucas fuhr sich mit einer Hand über die Glatze. „Ich kenne dich schon so viele Jahrhunderte, Lily. Dieses Schattengängermädchen kann doch das alles nicht Wert sein. Wegen ihr gibst du all das auf, was du dir dein ganzes Leben so hart erarbeitet hast. Ist sie es wirklich wert?“

Lily nickte. „Und ob sie das ist.“ Lucas schloß die Augen. „Ich sehe, es ist sinnlos mit dir vernünftig zu reden, du hast den Blick für das Wesentliche wohl schon viel zu lange verloren.“ Lily musterte ihn, als er nicht weitersprach und meinte dann: „Heißt das, dass ich mit dir um sie kämpfen muss.“ Lucas lachte sein kehliges Lachen „Nein, ich werde mit dir nicht kämpfen. Das könnte dir so passen. Im Gegenteil.“

Er stand auf und griff in seine Hosentasche. Er zog einen kleinen Schlüssel hervor. „Sie ist in einem Lagerraum hinter der Küche. Bitte, nimm sie mit. Wir werden dich nicht aufhalten.“ Lily blickte ihn ungläubig an. „Ach wirklich?“ Er lachte wieder „Du hast mein Wort. Wenn du dir dein Grab schaufeln willst, werde ich dich gewiß nicht davon abhalten.“

Er stand auf und ging an ihr vorbei ohne noch ein weiteres Wort zu sagen. Er verließ das Restaurant durch den Ausgang. Lily saß einige Augenblicke ungläubig über ihren jähen und etwas unerwartet leichten Sieg da und starrte ihm nach. Dann erhob sie sich schließlich und ging nach hinten zu dem Lagerraum. Rechts von der Küchenzeile, die mit zentimeterdickem Staub bedeckt war, entdeckte sie die Tür. Sie steckte den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn. Die Tür sprang auf und Lily ging hinein.

Aus ihrer Tasche zog sie eine kleine Taschenlampe, die spärliches Licht spendete. Der Lichtkegel fiel schließlich auf eine kleine zusammengekauerte Gestalt, welche sich hinter einem Regal versteckte. Lily ging langsam auf sie zu. Je näher sie kam, desto mehr wimmerte das kleine Mädchen. Beruhigend hob Lily die Hand, in welcher sie nicht die Taschenlampe hielt. „Keine Angst, Kacey ich werde dir nichts tun. Ich bring dich wieder nach Hause.“

Argwöhnisch hob das Mädchen den Kopf und gab den Blick auf ein ziemlich verwüstetes, kleines Gesicht frei. Es waren deutliche Spuren der letzten Stunden. „Nach Hause?“ fragte sie schwach. Lily lächelte „Ja genau, zu deinen Eltern. Die sind schon ganz krank vor Sorge um dich.“ Sie griff vorsichtig nach dem Arm des Mädchens, aber im letzten Moment entzog sich Kacey ihr.

„Woher weiß ich, dass sie mir nicht wehtun wollen, wie dieser böse Mann. Ich kenne sie doch nicht.“ Lily nickte zustimmend. „Du kennst mich nicht, das ist wahr. Aber ich kenn deine Tante Ashley sehr gut und die hat mich geschickt, damit ich dich wieder heimbringe.“ Kacey sah sie fragend an. Offenbar glaubte sie ihr immer noch nicht ganz.

„Beweisen sie es.“ Verlangte sie und Lily konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Beweisen soll ich das. Hm das ist schwierig. Wie war es, wenn du mir einfach eine Frage stellst.“ Kacey legte die Stirn kraus und verschränkte die Arme vor der Brust. „So läuft das aber nicht!“ Lily musste wieder lächeln. Angesichts der Situation in der sie sich befand, bewies dieses kleine Mädchen ziemlich Mut. Es erinnerte sie sehr an Ashley.

„Okay, dann laß mich überlegen.“ Setzte Lily an. Schließlich schien ihr endlich etwas einzufallen. „Als du noch etwas kleiner warst, war deine Tante eine Weile bei euch zu Besuch und sie hat dir abends vor dem Schlafen gehen immer ein Märchen vorgelesen. Du wolltest immer nur das eine hören.“ Kaceys Blick erhellte sich. Sie schien sich daran zu erinnern, war aber immer noch nicht ganz überzeugt. „Welches?“ fragte sie forsch.

Lily kratzte sich an der Stirn. „Ich denke, es war Rotkäppchen. Sie hat mir erzählt, dass sie dir versprochen hat, sie würde immer alles tun, um dich vor dem bösen Wolf zu beschützen.“ Ein paar Tränen glitzerten in den Augen des kleinen Mädchens, aber es waren eher Tränen der Freude als die der Trauer. „Das stimmt!“ rief sie aus und fiel Lily in die Arme.

Wieder lächelte Lily. „Dann bringen wir dich schleunigst heim, damit sich Ashley keine Sorgen mehr macht. Kacey nickte zustimmend. Während die Beiden das Restaurant verließen, kramte Lily nach ihrem Handy. Sie wählte eine ihr allzu bekannte Nummer. Etwas enttäuscht hörte sie, dass der Anrufbeantworter ran ging, dennoch sprach sie eine kurze Nachricht.

„Mach dir keine Sorgen mehr. Kacey ist in Sicherheit. Ich bringe sie jetzt heim und sorg dafür, dass ihr nichts mehr passiert, dann komm ich zu dir… wenn du das willst. Lass von dir hören, wenn du das abhörst.“

Kacey zupfte fragend an ihrem Jackenärmel. „War das Tante Ashley?“ fragte sie. Lily nickte. „Nur ihr Anrufbeantworter. Vielleicht hat sie das Telefon nicht gehört oder sie schläft schon.“ Kacey sprang fröhlich ins Auto hinein und meinte: „Das wird es sein!“ Und als sich auch Lily hinter dem Steuer niederließ, dachte sie: Ja, das muss es wohl sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Angel-of-the-Night
2010-05-09T17:52:27+00:00 09.05.2010 19:52
Also erstens JUHU!!!^^ Kacey ist in Sicherheit
zweitens au weia was sa wohl noch auf Lily zukommt....
uff ich hoffe das wird noch gut werden, naja erst mal ein Treffen mit Ashley^^ mal schaun wie die Gute reagiert ;P


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