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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Zusammenkunft

Vor einer Stunde hatte es zu schneien angefangen. Angespannt und mit Falten die so tief waren, als hätte jemand sie eingeritzt, stand Duncan am Fenster der großen Bibliothek. Durch das dichte Schneetreiben versuchte er zum steinernen Klosterportal zu spähen, dass etwa 200 Meter entfernt war.

Doch alles was er sah, waren tausende und abertausende Flocken, die wie eine dicke, weiße Wand seinen Blick trübten.

Es war 15 Minuten nach drei und er wartete immer noch. Ashley war nicht aufgetaucht und ihn lies das Gefühl nicht los, dass er dieses Mal seiner Drohung auch Taten folgen lassen musste und sie wohl mit Gewalt hier her bringen musste.

Erst jetzt nahm er das unruhige Gemurmel im Hintergrund wahr. Der große Tisch in der Mitte der Bibliothek war bis auf wenige Plätze gefüllt. Ein seltener Anblick, der sich nur zu solchen Zusammenkünften bot.

Über 50 Shadowwalker, deren Laune immer schlechter wurde, saßen auf alten, unbequemen Holzstühlen und warteten. Sie alle warteten darauf, dass Duncan ihr Treffen endlich eröffnete und ihnen mitteilte, warum sie eigentlich hier waren.

Doch er wollte nicht beginnen, solange Ashley nicht hier war. Es war wichtig, dass auch sie hörte, was er zu sagen hatte.

Am hinteren Tischende stand eine große, schlanke Frau auf. Sie warf ihr langes, schwarz gefärbtes Haar in den Rücken und marschierte nach vorne zu Duncan. Er drehte sich zu ihr um und blickte sie streng an.

Nur einen kurzen Augenblick hielt sie inne, doch dann schüttelte sie ihre Furcht vor seiner Reaktion wieder ab.

„Duncan… sie kommt nicht. Das weißt du ganz genau. Wenn du darauf bestehst, dass sie hier ist, dann werden Mike und ich sie hier her schleifen. Aber lass die anderen nicht warten.“

Duncan funkelte sie an „Delia, ich weiß, dass du sie nicht leiden kannst, aber ich habe großes Vertrauen in sie.“

Nun war Delia etwas vor den Kopf gestoßen „Dein Vertrauen in sie ist schon immer fehl am Platz gewesen. Sie war nie wirklich eine von uns und sie wird es nie sein. Sie spioniert uns doch nur aus für …“

„Genug jetzt!“ unterbrach Duncan sie „Ich kenne deine Meinung zu diesem Thema. Und sie kennt sie auch. Ich finde es wird Zeit, dass du aufhörst sie für etwas zu verurteilen, dass sie aus jugendlicher Dummheit getan hat. Sie ist fähig und willig. Und…“

„…obwohl du sie gebeten hast, hier auf zu tauchen, ist sie nicht da.“ Delia verschränkte die Arme vor der Brust, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen.

Duncan schenkte ihr ein vernichtendes Lächeln „Schön das dir das nicht entgangen ist.“

Delia wollte ihm gerade antworten, als die Tür zur Bibliothek aufging und eine über und über mit Schnee bedeckte Person herein huschte. Mit einem Mal verstummte der ganze Saal.

Ashley nahm ihre Kapuze ab, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte und entledigte sich einer Wollmütze auf ihrem Kopf. Sie strich sich kurz durch das widerspenstige Haar und schritt voran durch den Saal auf Duncan zu.

Dabei ignorierte sie die bohrenden Blicke der meisten Anderen. Delias Blick verfinsterte sich, je näher Ashley ihr kam. Duncan verschränkte die Arme vor der Brust.

„Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ Ashley verzog kein Gesicht bei dem vorwurfsvollen Blick, den Delia ihr mit diesen Worten zuwarf.

„Und weißt du eigentlich, dass man von der Stadt hier her zu Fuß bei diesem Wetter fast zwei Stunden braucht?“ Einige der anderen Shadowwalker fingen wieder an zu murmeln. Duncan zog die Augenbrauen zusammen.

„Und warum fährst du nicht mit dem Bus?“ Ashley lächelte mild und deutete aus dem Fenster, wo draußen immer noch dichtes Schneetreiben herrschte.

„Der hatte wohl keine Lust bei diesem Wetter auch nur einen Millimeter weit zu fahren.“

Bevor Delia noch weiter auf Ashley einreden wollte, gebot ihr Duncan mit einer Handbewegung zu schweigen. Mit der anderen Hand wies er Ashley auf ihren Platz. Nachdem Delia wieder an das Tischende zu ihrem Stuhl zurückgekehrt war, nahm Duncan am Kopfende Platz.

Im selben Moment verstummten alle und richteten ihren Blick zu ihm. Der lies einige Augenblicke schweigsam vergehen, ehe er die Stimme erhob und die Stille durchbrach.

„Ich weiß, dass ihr euch alle fragt, warum ich euch heute hier her gebeten habe. Und auch warum es mir so wichtig war, dass ihr alle dabei seid.“ Er gab einen kleinen Seitenblick auf Ashley, die nur mit den Augen rollte, allerdings darauf bedacht, dass er das nicht sehen konnte.

Duncan fuhr fort „Vor zwei Tagen hat mich eine Nachricht vom Konklave erreicht. Darin heißt es, dass ein Sucher eine Spur entdeckt hat, die auf einen Teil des Manuskriptes hindeutet.“

Als Duncan geendet hatte, war die Luft im Raum zum Schneiden dick. Mit Erwähnung des Manuskriptes stieg vielen die Blässe ins Gesicht. Kaum einer wagte es zu atmen. Duncan ignorierte diese Reaktion aber, er hatte schließlich auf die eine oder andere Weise damit gerechnet. Stattdessen erzählte er weiter.

„Diese Spur führt zu uns. Genauer gesagt in die Stadt. Der Hinweis deutet an, dass irgendwo hier in der Stadt ein Teil des Manuskriptes versteckt wurde. Und nun müssen wir uns bemühen, ihn schnell zu finden.“

Aus den Reihen der Shadowwalker erhob nun Connor seine Stimme „Wieso? Ist es nicht klüger, wenn wir besonnen an die Suche herangehen.“

Duncan lächelte gequält. „Gewiss ist es klüger, jedoch – und das ist ebenfalls Teil der Nachricht – hat wohl die andere Seite ebenfalls von diesem Hinweis erfahren. Und das ist der Grund warum ihr alle hier seid. Ich will, dass ihr ab sofort nur noch zu dritt eure Aufträge erledigt. Patroliert wird nun doppelt so oft. Wir müssen damit rechnen, dass die Dämonen und Zwischenweltler nun umso häufiger hier auf den Plan treten werden.“

Wieder erhob sich ein kurzes Murmeln, dieses Mal aber schien es weniger unruhiger als viel mehr zustimmender Natur zu sein.

Duncan wartete wieder einen Moment „Ich möchte euch zur Vorsicht ermahnen. Es ist wichtig, dass ihr unbedingt auf der Hut seid und euch zu keinen unüberlegten Taten hinreißen lasst. Jedes eurer Leben ist wertvoll. Werft es nicht achtlos davon! Dann seid ihr hiermit entlassen. Ich danke euch für eure Zeit und eure Geduld.“

Damit erhoben sich alle von ihren Stühlen. Ashley blieb sitzen. Bevor sich die allgemeine Masse auf die Tür hinzu bewegte, erhob Duncan noch einmal die Stimme.

„Delia, Mike und Ashley bleiben noch ein paar Minuten hier.“ Delia und Mike, ein großer kräftiger Teenager mit kurz rasierten Haaren blieben kurz wie angewurzelt stehen. Dann setzten sie sich gegen den Strom der anderen Shadowwalker in Bewegung auf Duncan zu.

Ashley reagierte nur mit einem erschrockenen Blick auf Duncan. Der nahm davon keine Notiz. Dann wanderten ihre Augen in Richtung der Beiden, die sich auf sie zu bewegten. Kurz blieben sie an Emma hängen, aus deren Gesicht Mitleid sprach. Doch auch sie setzte ihren Weg zum Ausgang der Bibliothek fort.

Als Delia und Mike vor ihm standen, deutete Duncan auf zwei Stühle neben ihm und bat sie sich hin zu setzen.

„Ich habe einen besonderen Auftrag für euch drei.“ Flüsterte Duncan.

Mike unterbrach ihn rüde „Wieso muss die da mit dabei sein.“ Fauchte er mit seiner heiseren Stimme und deutete abschätzig auf Ashley, die ihn keines Blickes würdigte, sondern nur starr die hölzerne Tischplatte anstarrte.

„Unterbrich mich bitte nicht!“ gebot ihm Duncan mit scharfem Ton, woraufhin Mike etwas eingeschnappt wirkte. „Ich habe meine Gründe.“ Diese Aussage erntete skeptische Blicke sowohl von Ashley als auch von Mike und Delia.

Duncan lies sich aber nicht beirren „Ich möchte, dass ihr drei als ein Team euch direkt auf die Suche nach dem Manuskript begebt.“ Das verächtliche Schnauben von Delia ignorierend fuhr er fort „Ashley kann die Sprache der Unterweltler lesen und kann somit den Hinweis, den wir gefunden haben, genau übersetzen. Das wird euch dabei helfen, zu finden, was ihr sucht.“

Allein an der Stimmlage erkannten die drei, dass diese Entscheidung endgültig war und jegliche Diskussion vollkommen sinnlos.

„Ich werde Ashley alles geben, was sie braucht. Wenn sie soweit ist, dann beginnt ihr die Suche. Ich werde euch informieren.“

Als Duncan geendet hatte, erhoben sich die beiden und verließen ohne ein weiteres Wort den Raum. Ashley saß immer noch auf ihrem Platz, wie ein schmollendes Kind hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt. Duncan lächelte sie milde an.

„Ich weiß du willst mir den Kopf abreißen, aber ich habe meine Gründe, warum ihr drei das gemeinsam erledigen sollt.“

„Warum tust du mir das an. Du hattest versprochen, dass ich eine Weile von all dem verschont bleibe. Und dann steckst du mich mit diesen Volltrotteln zusammen.“ Ashley wirkte verletzt, Duncan legte ihr den Arm über die Schulter.

„Ich habe dich für diesen Auftrag ausgewählt, weil du genau das kannst, was dafür nötig ist. Und um ehrlich zu sein, finde ich es nicht gut, wenn du alleine bist. So hab ich dich besser im Auge.“

Ashley richtete sich auf. „Ach, daher kommt dein Sinneswandel. Du willst nur nicht, dass sie mich…“ sie verstummte und sah zur Seite.

Duncan der den Arm von ihrer Schulter genommen hatte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Wann war sie das letzte Mal bei dir?“

Ashley konnte ihn nicht ansehen. Sie schwieg. Duncan sagte nichts, er sah sie nur an. Schließlich flüsterte sie „Gestern.“ Zu mehr fehlte ihr die Kraft.

Duncan atmete laut hörbar ein. Aber er sagte nichts dazu. Warum auch. Ashley kannte seine Meinung. Und er wusste das auch.

„Ich mache mir Sorgen um dich. Und ich will, dass all jene die glauben, dass du nicht loyal bist, das sehen, was ich sehe.“

Ashley verzog das Gesicht zur Grimasse. „Und was siehst du?“

Duncan lachte schallend „Einen guten Menschen, der alles dafür tun würde, um die ihm zugeteilte Aufgabe zu erfüllen! Und das gleicht alle anderen kleinen menschlichen Schwächen sofort wieder aus.“

Sich zu einem Lächeln zwingend meinte Ashley „Ja, aber eine dieser Schwächen ist nun mal, dass ich nicht nein sagen kann.“

„Weshalb ich dich ebenfalls als perfekt für diesen Job sehe.“ Duncan lachte wieder, als Ashley die Stirn beleidigt in Falten legte.



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