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Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

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Entführung

Antonin

Seine Brille abnehmend und damit herumspielend wartete Antonin, bis der Doc endlich fertig mit dem lesen war. Lizenz? Wen wollte der Kerl verarschen? Als ob er sich darüber Gedanken machen müsste, für so etwas eine verdammte Lizenz zu besitzen, wenn er Leuten wie Cole Kugeln in regelmäßigen Abständen aus dem Leib zauberte. Aber dessen erste Worte bestätigten seinen Verdacht, den er seit dem Besuch auf dem Friedhof hatte. Das Ganze war einfach zu seltsam in der Ausführung, um bei Unbeteiligten wie er es war nicht sofort Blut zu wittern. Und sei die Spur noch so alt. Doch das mit dem Krebs war seltsam. Aber nur bis ihm einfiel, welche Art der Firma auf Costellos Frau angemeldet war, schließlich wusste er besser als jeder andere, dass es hundert und ein Mittelchen da draußen gab, die Krebs erregen konnten. Unter anderem war das ein Grund für die Sicherheitsstufe seines eigenen Labors gewesen. Schon Dämpfe konnten unter Umständen sehr gefährlich für den menschlichen Körper und dessen Organe sein. "Sie wären überrascht, was es noch alles in Amerika gibt Doc", murmelte Antonin ein wenig abwesend, da er sich in Gedanken schon überlegte, ob er wirklich alles für ein Eindringen in diese Firma dabei hatte. Was zuerst nur ein Gedankengang gewesen war, wurde spätestens jetzt zur Pflichtkür. Doch dann hob er skeptisch erst die eine und dann die anderen Augenbraue. "Ich habe natürlich keine Ahnung, wie gut Sie Cole kennen, daher übergehe ich diese Frage der Höflichkeit halber. Vorallem da Sie mir gerade einen großen Gefallen getan haben. Aber wenn Sie das wirklich von ihm denken, sollten Sie sich überlegen, ob Sie ihn noch weiter verarzten wollen." Er erhob sich und schnappte sich die Unterlagen. "Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag und möchte noch einmal meinen Dank aussprechen. Für heute und für das letzte Mal." Er nickte dem Arzt zu und verließ die Praxis, um zu seinem Mietwagen zurück zu laufen. Dort beschloss er, dass er im Grunde alles für einen möglichen Einbruch dabei hatte, und fuhr los. Zwar hörte er das Piepsen seines Handys, kam jedoch erst zum Lesen als er in der Nähe des Firmengeländes hielt.

Antonin war weniger überrascht vom Inhalt als Cole möglicherweise glauben mochte. In dieser Hinsicht war er keineswegs mit einer rosa Brille durch die Welt gelaufen, schließlich war es immer eine Möglichkeit gewesen. Ein wirklich guter Schnüffler brachte so gut wie alles ans Tageslicht, da durfte man keinen Illusionen verfallen. Aber seine Mimik verfinsterte sich, als er die letzten beiden Sätzen der SMS las. Auch das hätte ihm im Endeffekt klar sein können, doch Antonin wollte nicht wahrhaben, dass Cole immernoch sofort sprang, wenn Costello pfiff. Übel nehmen konnte er es seinem Freund aber auch nicht, wusste er doch am eigenen Leib wie sowas war und ablief. Einen tiefen Seufzer aus seiner Kehle entlassend überlegte er ein paar Minuten, bevor er antwortete.

Drache, sag mir nicht, dass dich das wirklich überrascht. Ich rechne schon geraume Weile damit und halte mir den Rücken frei so gut ich es eben kann. Ich heiße es nicht gut, dass du zu ihm fährst bevor ich mit dir sprechen konnte, aber das lässt sich jetzt wohl nicht mehr ändern. Dummerweise traue ich mich nicht das ganze per SMS oder Email an dich zu senden, denn ich möchte dir gegenüberstehen, um gegebenenfalls unschöne Dinge verhindern zu können. ABER: Wenn ich sage, dass du ihm nicht trauen sollst, dann geht das viel weiter und tiefer als du denkst. Ich weiß, dass du ihm nicht über den Weg traust, aber du sollst und musst weitergehen, um auf dich aufzupassen, wenn ich es selbst schon nicht tun kann. Ich wiederhole mich: Traue ihm nicht einmal bis zu seiner eigenen Nasenspitze! Wenn du dort aus irgendwelchen Gründen nicht mehr rauskommst, schau, dass du mir irgendwas zusenden kannst. Selbst wenn es nur ein aufgelegter Anruf oder ein Buchstabe ist. Ich finde dich und bin inzwischen bereit, höchst unmoralische Wege zu gehen, wenn es nötig sein sollte und das solltest du auch sein. In Liebe, Antonin.
 

Mehr konnte er Cole wirklich nicht sagen, es war zu dumm! Grummelnd schickte er die SMS ab und stellte sein Handy auf lautlos. Er war sich sicher, nicht verfolgt worden zu sein. An der nächsten Straßenecke lehnte er sich an die Wand und begann ganz gemütlich eine zu rauchen und in einer mitgebrachten Zeitung herum zu blättern. Unfassbar wie Menschen ihr ganzes Leben lang mit einer Brille durchs die Welt hechten konnten, ihn störte das dumme Gestell jetzt schon auf der Nase. Doch von hier hatte er einen guten Blick auf den Haupteingang an dem, wie nicht anders zu erwarten ein recht gelangweilter Pförtner in seinem Häuschen saß. Der Zaun war für jemanden wie ihn mehr zur Zierde, als zum Schutz. So wäre es zumindest bei Nacht, doch wenn er etwas rausfinden wollte, müsste er tagsüber rein. Gerade wenn er gegebenenfalls eine fähige Geisel bräuchte. Hm... wie es Cole wohl bei Costello erging? Wenn dieser Bastard auch nur einen falschen Handgriff tätigte, war dessen Zeit abgelaufen. Obwohl, sie war sowieso abgelaufen. Der Kerl lebte nur noch auf gestohlener Zeit. Ein fast schon bösartiges Grinsen huschte über sein Gesicht. Ja, solche Gedanken hoben seine Laune momentan wirklich beträchtlich und Antonin sah es inzwischen auch nicht mehr ein, mit fairen Waffen zu spielen. Nicht nachdem sein Verdacht sich so gut wie bestätigt hatte und er nur noch die passenden Beweise dazu bräuchte. Er wusste sehr gut, wie man mit gezinkten, dreckigen Karten spielte, und Costello forderte ihn geradezu heraus das auch zu tun. Obwohl er mit diesem Teil seiner Seele eigentlich abgeschlossen hatte, war Antonin jetzt fast dankbar diese kaltblütige Seite ebenfalls zu besitzen. Es würde die kommenden Geschehnisse erleichtern, selbst wenn es Cole gegen den Strich gehen könnte. Zu dumm dass er sozusagen immernoch dem Befehl folgen musste, sich nicht an Familienmitgliedern zu vergreifen, sonst hätte er sich mal die lieben Kinderleins vorgenommen, um ein 'kleines' Druckmittel zu besitzen. Aber es macht wenig Sinn über die Möglichkeiten nachzudenken, die ihm nicht gestattet waren.

Weshalb er gemütlich zum Haupttor schlenderte und die Telefonauskunft anrief, um sich die Nummer der Zentrale dieser Firma geben zu lassen. Dort ließ er sich von einer freundlichen Dame mit dem Pförtner verbinden, nuschelte einen Namen mit einem Doktor davor und bat ihn kurz auf dem Parkplatz nach einem Fahrzeug zu sehen. Ein Kollege behauptete jemanden gesehen zu haben, der dagegen gefahren war und er wollte, dass der Mann nachsah. Tatsächlich machte sich der Kerl gemütlich auf den Weg und Antonin nutzte die kurze Zeitspanne, um an der Schranke vorbei zu schleichen und dem zurückkehrenden Pförter ein Stück weiter sogar freundlich zuzunicken. Dieser sah zwar kurz ein wenig verwirrt drein, erwiderte den stummen Gruß dann jedoch und ließ ihn ziehen. Diese Menschen waren so berechenbar und so furchtbar gelangweilt von ihrem Beruf. Kurz den Kopf schüttelnd, zündete er sich an einer Nebentür die nächste Zigarette an und hoffte auf einen Glückstreffer. Es brauchte drei Zigaretten doch dann ging die Tür auf und Antonin schnippte die Kippe weg, bedankte sich bei dem 'Kollegen', da es ihm nun erspart bliebe seine Karte schon wieder heraus zu holen. Dieser lächelte nur und bevor die Tür zuschwang konnte Antonin noch sehen wie jener sich selbst eine anzündete. Jaja, die Sucht.
 

Im Gebäude galt es erstmal sich zu orientieren, doch er fragte sich schnell durch, sich als Neuling des Technikbereiches ausgebend, wurde ihm auch stets sehr freundlich weiter geholfen. Die waren wohl alle noch nie auf Costello getroffen und lebten noch in ihrer friedlichen Scheinwelt. Beneidenswert, wirklich. Als ihm ein Mann im weißen Kittel über den Weg lief, dem alle höflich Platz machten, folgte er diesem möglichst unauffällig bis der Kerl sich eine Sicherheitstür mit seiner Karte und einem Code aufmachte. Sich die Zahlenkombination merkend, hielt Antonin die Tür fest, bevor sie einrasten konnte und lächelte den überraschten Mann freundlich an, bevor er ihn mit zwei gezielten Schlägen gegen Hals und Kopf ausschaltete. "Tut mir leid", er warf einen kurzen Blick auf die Karte. "Mister Gundoli, aber es geht nicht anders. Nehmen Sie ein Aspirin gegen die Kopfschmerzen", murmelte er und zog dem Kerl den Mantel aus, bevor er ihn hinter einen Tisch zog, um ihn vor Blicken zu verstecken. "Ich hoffe Ihre Sicherheitsstufe ist hoch genug", merkte Antonin noch an, ganz als ob der bewusstlose Mann ihn verstehen könnte und sah sich dann erstmal im Raum um, während er sich den Doktorkittel zurecht zupfte. Schien so eine Art Testlabor zu sein, also für sein Vorhaben gänzlich uninteressant. Naja, wieviel Glück konnte ein einzelner schon haben? Ein aufmerksamer Blick zur Decke und in die Ecken gab keine Sicherheitskameras preis aber das war nicht weiter verwunderlich. Bei Chem-Dyne war es ähnlich, denn die guten in den oberen Etagen hatten Angst, dass jemand mit etwas mehr Verständnis die Bänder hacken und neue Formeln klauen könnte. Da sahen die mal, was sie von ihrer Paranoia hatten. Im Grunde war das hier bisher mehr eine Art Spaziergang mit nur leicht erhöhtem Adrenalin. Das würde sich wohl spätestens morgen ändern, denn wenn Costello wirklich so ein gewiefter Fuchs war, dann wüsste dieser, wohin es Antonin früher oder später ziehen würde. "Der früher Vogel fängt den Wurm", nuschelte er, bevor er die neu erbeutete Karte durch den Schlitz zog und die Zahlenkombi eingab. Ganz brav leuchtete die grüne Lampe auf und gab ihm den Weg frei. Sehr schön.

So, wo ging es hier in den Keller? Es dauerte fast 45 Minuten doch schließlich stand er im kühlen Archivbereich und betete, dass seine Karte hierfür ausreichte. Und abermals schien ihm die Glücksgötting wohlgesonnen zu sein, denn auch diese Tür sprang anstandslos auf. Langsam wurde Antonin das schon fast unheimlich. Zuviel Glück versprach immer jede Menge Pech in kommenden Zeiten. "So ihr blöden Kästen, verratet mir mal euer Ablagesystem und sagt mir wo ich Robert Tinsley finde, ja?", fragte er in den weitläufigen Raum mit den vom Boden bis zur Decke gestapelten Kisten hinein. Natürlich bekam er keine Antwort und so verging abermals eine gute Stunde bis er endlich fündig wurde. Den Pappkasten herausziehend und sich mit ihm auf den Boden setzend überflog er die Daten zu Coles Vater und runzelte die Stirn. Hier gab es sogar eine verfluchte Einverständniserklärung! Was war das denn?! Vor sich hin grummelnd überflog er die Berichte und wollte die ganze Aktion schon als total sinnlose Zeitverschwendung werten, als ihm ein Wort ins Auge sprang. Nitrofuran. Das war ein Begriff, der ihm geläufig war und ihm ansatzweise recht geben würde. Doch Tinsley würde sich das Zeug doch nicht auch freiwillig gespritzt haben lassen. Oder doch? Die dämlichen Akten spuckten dazu nichts mehr aus und im Grunde schien das Mittel auch nur ein Vermerk für eine andere Akte zu sein. Nur, wo könnte diese dämliche Akte sein? Wenn es sie überhaupt noch gab…

Es war an der Zeit, es heraus zu finden. Den Pappkarton zurückstellend, schob er sich die Akte in den Gürtel und unter den Pullover. Mitnehmen würde er das Zeug trotzdem. Egal ob dieser Mann sein Einverständnis gegeben hatte oder nicht, Antonin war sich sicher, dass Cole auch davon keine Ahnung hatte und es würde ihm auch so helfen, seine Argumentationskette zu untermauern. Trotzdem war an eine Aufgabe noch nicht zu denken. Kurz blitzte es in den sturmgrauen Augen auf: Zeit für eine Geiselnahme.
 


 

Cole

Cole lauschte den Motorengeräuschen, die gleichmäßig verkündeten, dass sie wohl einen Highway entlangfuhren. Er war noch immer benommen, hatte unerträgliche Schmerzen in der Schulter und kam nur langsam wieder gänzlich zu sich. Was, verdammte Scheiße, war geschehen?
 

Cole erinnerte sich an seine Ankunft bei Costello, der ihn unheimlich freundlich empfing, seine Sorge wegen des Armes verkündete und auch sonst so tat, als sei Cole sein ein und alles. Nicht, dass er sich davon noch einlullen ließ, dafür kannte er Costello mittlerweile gut genug. Cole wusste, dass er etwas tun musste, wenn Costello so 'nett' war. Und was das war, wusste er auch schon. Er würde die Verhandlungen leiten, würde eine neue Ordnung in Manhattan, Brooklyn und weiten Teilen Queens herstellen.

Als sein Handy piepste waren gerade die Clanoberhäupter eingetroffen. Cole überflog Antonins Nachricht. Jener schien wirklich besorgt zu sein. Cole spürte Unruhe in ihm aufkommen. Was hatte sein Freund über Costello herausgefunden? Später würden sie darüber reden und Klarheit haben. Und dann würde sich zeigen, was weiter zu tun war. Doch zu diesem später sollte es gar nicht erst kommen.

Die Verhandlungen waren langwierig und nervraubend. Besonders da ein Clan gar nicht erschienen war. Sie waren nun zu viert, Costello eingeschlossen, doch eigentlich hätte noch ein weiterer Clan bei den Verhandlungen anwesend sein müssen. Cole beunruhigte das umso mehr. Gerade dieser Clan war einer derjenigen, die man nur ins Boot holte, weil sie unglaublich viel Waffengewalt besaßen. Sich mit ihnen anzulegen wäre absoluter Schwachsinn, daher versuchte man stets mit ihnen zu kooperieren. Aber heute waren sie nicht da. Cole wertete das als schlechtes Zeichen, konnte aber nicht einschätzen, ob es im Zusammenhang mit Costello stand oder nicht. Jener gab vor, nichts zu wissen. Aber sein Misstrauen war bereits geweckt.

Tatsächlich stellte sich dieser Fakt als Dreh und Angelpunkt des ganzen Tages heraus. Denn es war jener Clan, in dessen Händen er sich nun befand.
 

Es war bereits Abend, als die Verhandlungen ein Ende fanden und Cole beschloss, sich zu verabschieden. Er war bereits mit Ragnar auf dem Heimweg, als auf seinen Wagen geschossen wurde, er blockiert wurde und ihre Fahrt jäh an einem anderen Auto endete. Augenblicklich zog ihn jemand aus dem Wagen, noch bevor er irgendwie reagieren konnte. Man schlug ihn nieder und verfrachtete ihn in einen Transporter.

und nun saß er da, lauschend, ob er hören konnte, wie viele andere Personen da waren, wo er sich befand, ob er irgendwelche Infos bekam. Die Bilder das 'Unfalls' gingen durch seinen Kopf. Er sah Ragnar über dem Lenkrad auf dem Airbag liegen, offenbar bewusstlos. Ob er mit dabei war, hier im Wagen? Ob ihm etwas geschehen war? Cole wurde übel bei dem Gedanken, dass ihm etwas passiert war. Ausgerechnet jetzt, wo jener die Möglichkeit gehabt hätte, auszusteigen.

Als der Wagen hielt, hörte er das erste Mal Stimmen. "Schläft er noch? Hat er sich immer noch nicht gerührt?", fragte jemand, den Cole als Douglas erkannte. "Ich glaube er hat sich schon gerührt, schien etwas heftig gewesen zu sein, der Schlag." Die Türen öffneten sich und Cole wurde hochgehoben. Er schrie auf, als man ihm an der Schulter packen wollte. "Dann lauf selber, du Arschloch…", wurde er angeknurrt, als man von ihm abließ. Cole knurrte. Der Schmerz hatte ihm Tränen in die Augen getrieben, was man zum Glück aber nicht sah, weil er irgendetwas um die Augen gebunden bekommen hatte. Vorsichtig tastete er sich vor, ließ sich aus dem Wagen gleiten und richtete sich auf, leicht schwankend, noch immer benommen. Jemand trat an ihn heran. "Mach nichts unüberlegtes Cole. Sonst bist du wirklich tot. Du kannst von Glück sagen, dass dich der Boss lebend will, ich hätte den Auftrag, dich zu töten, gerne befolgt." Cole reagierte auf Douglas Worte nicht.

Schließlich wurde er in ein Gebäude geführt, wohl eine Lagerraum, da es hallte, und er durfte sich auf einen Stuhl setzen, noch immer blind.
 


 

Ragnar

Ragnar spürte eine Hand, die ihn am Arm packte, und wie er kurz darauf aus dem Auto gezogen wurde. "Hallo", fragte eine Stimme. "Sind Sie wach? Wie geht es Ihnen? Hallo?!" Er wurde an den Wangen getätschelt und jemand schien über ihn gebeugt zu sein. Langsam öffnete er flackernd die Augen. Eine junge Frau und ein junger Mann knieten neben ihm. Ragnar spürte, dass ihm Blut über die Stirn floss. "Wir haben einen Krankenwagen gerufen. Er wird gleich da sein", redete die Frau auf ihn ein. Ragnar schloss wieder die Augen. Was war geschehen? Er spürte, dass er massive Kopfschmerzen hatte. Langsam, sehr langsam kamen seine Erinnerungen wieder. Cole. Ragnar versuchte sich aufzurichten. "Wo ist Cole?", fragte er und wurde panisch. Der Mann versuchte ihn festzuhalten. "Da war niemand sonst", erklärte die Frau. "Niemand.." Ragnar entwand sich den Händen des Mannes, blickte ihn bösartig an. "Lassen Sie mich los... Und seien sie vorsichtig. Ich bin HIV positiv!" Dann richtete er sich auf so gut es ging. Er blickte sich um, nun in Ruhe gelassen, weil sowohl Mann als auch Frau zurückgewichen waren, als hätte er die Pest. Das Auto war Schrott, sonst war nichts zu sehen. "Mein Handy." Kraftlos begann Ragnar zu suchen und die Frau half ihm. Die Sirenen kündigten den nahenden Krankenwagen an. Zitternd öffnete er das Telefonbuch und wählte Antonins Nummer. Als jener ranging stammelte Ragnar drauf los. Er musste sich mitteilen, solange er noch konnte, das Gefühl von Schmerz und Schwindel nahm jede Sekunde zu. Die Sanitäter waren bereits ausgestiegen. "Antonin, Cole ist entführt worden. Wir hatten einen Unfall. Sie haben ihn mitgenommen - wahrscheinlich. Ich werde gleich ins Krankenhaus gebracht. Ich denke es war Costello, der jemanden das hat durchführen lassen... Ich... Entschuldige, ich erinner mich noch nicht genau... " Ihm wurde das Handy abgenommen. "Er wird Sie wieder anrufen...", sagte der Sanitäter ins Handy und legte auf. Ragnar konnte sich nicht mehr wehren, schließlich sackte er zusammen und war wieder bewusstlos.
 


 

Antonin

Antonin trocknete sich die Haare mit einem Handtuch, als er zurück ins Wohnzimmer ging, dabei einen Blick auf die Akten werfend, die er dort abgelegt hatte. Inzwischen hatte er sie mehrmals gelesen, doch es wurde nicht klarer. Warum war Coles Vater für diese Mittelchen missbraucht worden? Denn dass es so war, das stand inzwischen völlig außer Frage. Bevor ihn ein Gefühl des Ekels vor sich selbst gepackt und unter die Dusche gezwungen hatte, war er mit seinen Gedanken bei Cole gewesen. Ein kurzer Blick auf sein Handy verriet, dass er immernoch keine Reaktion von seinem Freund erhalten hatte. War das noch normal? Aber was war heutzutage noch normal? Er hatte heute eine völlig unbeteiligte, unschuldige Frau mit einer Waffe bedroht, bis sie ihn mit zu einem Raum nahm und ihm die Kombination für den dort befindlichen Safe nannte. Ganz davon zu schweigen, dass er das zierliche Ding dann ebenfalls ausknocken musste, da er sonst wohl kaum unbehelligt vom Geländer gekommen wäre. Im Nachhinein war es trotzdem fast zu leicht gewesen, oder lag es daran, dass er bisher noch nie gegen Zivilisten agieren musste? Doch die panischen, ängstlich geweiteten Augen der Frau würden ihn wohl noch eine Weile heimsuchen. Antonin hasste solche Augen, denn sie ließen ihn noch mehr als Monster fühlen als das im Normalzustand schon der Fall war. Andererseits ging es um Cole, für den er ja, wie er selbst immer wieder betonte, wirklich alles tun würde. Insofern war das Ganze in seinen Augen ja fast schon wieder gerechtfertigt. Und warum zum Henker meldete sich dieser Penner nicht?!

Als hätte irgendwas oder irgendjemand seine Sorgen erhört, begann sein Handy zu klingeln. Mit irritierter Mimik ging er ran, nachdem er Ragnars Nummer erkannte. Eine Mimik, die schon bei den ersten Worten zu Stein erstarrte. Was..? Wie..? Wer..? Gut, die letzte Frage musste er sich nicht wirklich stellen, oder? Das wäre ein zu großer Zufall. Er stand bestimmt gute zehn Minuten vollkommen reglos im Raum, das Handy noch ans Ohr haltend, einfach ins Nichts starrend. Bis ihm ein furchtbar kläglicher Laut über die Lippen rutschte, der ein wenig Ähnlichkeit mit Coles Namen haben mochte. Und als hätte sein Gehirn nur auf irgendeine Reaktion seines Körpers gewartet, begann es seine Arbeit wieder aufzunehmen. Logisch. Er müsste jetzt logisch denken. Aber wie zum Henker sollte er das tun, wenn es sich so anfühlte, als würde ihm jemand die Bauchhöhle aufschneiden und seine Gedärme mit einer brennenden Zange herauspulen? Antonin wurde schlecht und seine Sicht verschwamm, während ihm das Handy kraftlos aus der Hand fiel und auf dem Boden aufprallte.

Bis der schiere Unglaube und Schmerz mit einem Lidschlag aus seinen Augen verschwand. Dort hatte nichts anderes als kalte Wut und brennender Zorn mehr Platz. "Du saublödes Arschloch hast ja keine Ahnung was du da heraufbeschwörst", grollte er und beugte sich ganze mechanisch zum Boden, um sein Telefon aufzuheben. Eines nach dem anderen. Ein Schritt auf dem nächsten. Die kopflosen Idioten waren die ersten, die starben, und solange er nicht sicher wusste, ob Cole Tod war, würde er das Spiel nicht als verloren bekannt geben. Trotzdem stand eines fest: Wenn Costello ihm Cole wirklich für immer genommen haben sollte, würde jener sich nicht mehr lange daran erfreuen können. So wahr er hier stand, so wahr würde dessen Tod sein, und wenn es Antonins mit einschloss. Mit ein wenig abgehackt wirkenden Schritten setzte er sich an Coles Laptop und googelte nach Krankenhäusern in einem bestimmten Bezirk, die er dann nach und nach anrief, bis ihm eines bestätigte, dass ein Mann mit seiner Beschreibung gerade eingeliefert worden war. Antonin setzte die Frau über den Virus den Ragnar in sich trug in Kenntnis und hoffte, dass sie dessen normalen Hausarzt herausbekommen würden. Die Medikamente würden wohl weiterhin verabreicht werden müssen.

Danach musste er scharf nachdenken. Er hatte keine Ahnung wie Nathans Nachname war oder wo er wohnte, von dessen Telefonnummer ganz zu schweigen. Was er aber wusste, war das er der Besitzer des Savoys war. Diese Tatsache war irgendwann mal in ein Gespräch mit eingeflossen und wie so häufig hatte er sich auch diese Kleinigkeit gemerkt. Ein Anruf bei der Telefonauskunft, ließ ihn zu einem Mann durchstellen, der ihm eine Telefonnummer gab, unter der Nathan wohl zu erreichen wäre. Er bedankte sich und wählte die neue Nummer unter der tatsächlich ein gewisser Nathan Gardner ran ging. "Nathan, hier ist Antonin. Ragnar hatte einen Autounfall. Ich weiß nicht wie es ihm geht, aber er befindet sich im Marx Krankenhaus in der 57'ten. Das liegt im Süden der Stadt. Fahr zu ihm und nimm ein wenig Kleingeld mit, ich denke sie stellen weniger Fragen, wenn die Kosten direkt beglichen werden können. Viel Glück." Damit legte er auch auf, bevor der Mann etwas erwidern konnte. Antonin hatte nicht noch mehr Kraft, um sich auf anderes als auf Cole zu konzentrieren.

Ein wenig blind starrte er in den Bildschirm. Was sollte er jetzt tun? Was nur? Es befand sich kein Sender an Coles Leib und so gut wie jeder könnte ihn an jedem Fleck in dieser Stadt haben. Und weiß Gott was mit ihm anstellen... abermals verschwamm seine Sicht, doch auch diesmal wollten keine Tränen aus seinen Augenwinkeln laufen. Es kam ihm selbst so vor als würde er momentan ein Organ nach dem nächsten beanspruchen und ruinieren ohne überhaupt etwas zu tun. Erst sein Magen, jetzt die Augen.. was würde folgen? Sein Herz? Dieser Schmerz durfte nicht bis dorthin gelangen, denn dann würde er dumme Dinge tun. Dinge, die Cole gefährden könnten. Aber was wenn er an dieser Misere die Schuld trug? Hatte Ragnar ihm nicht mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass Antonin alles gefährden könnte? Einschließlich Coles Leben. "Du verdammter Bastard." Man konnte diese Laute kaum Sprechen nennen und Antonin war kurz davor seinen Emotionen nachzugeben und den Laptop wutentbrannt vom Tisch zu werfen, als ihm das Icon mit der Verbindung zu Coles Emailprogramm auffiel. Ob er da..? Noch bevor er zuende gedacht hatte, startete sich das Programm auf einen Klick hin auch schon, und nach einigem Wühlen durch die Absender der erhaltenen Mails, stieß er auf die letzte von Costello. Antonin hatte da gerade eher wenig Bedenken in den Privatdingen von Cole herumzuschnüffeln, da ging es gerade um soviel mehr als ein bisschen Privatsphäre. In der Email befanden sich zwei Bilder. Eines von Cole und ihm selbst und eines von Coles Familie. Abermals begann Antonin in wildem Russisch zu fluchen, bevor er entschlossen auf den Antwortbutton drückte:

Schaffen Sie Ihre Familie von den Straßen, Oberhaupt. Alles was Ihnen Leid zufügen wird ist ab jetzt in unmittelbarer Gefahr. Sehen Sie es als eine Erhöhung meines Spaßes, dass ich Ihnen diese Warnung überhaupt zukommen lasse. Lieben Sie ihre kleine Tochter, Costello? Lieben Sie sie, solange es noch möglich ist. Ich bin ein Mann der Rache und ich bin besser als Sie es sich vorstellen können. Es dachte schon einmal jemand, dass es mich stoppen würde - mich kontrollieren lassen könnte - wenn man mir das wegnimmt, was mir am wichtigsten ist. Dieser Versuch ist furchtbar schiefgelaufen. Bisher werden nur Sie sterben, doch sollte Cole sterben oder gar schon Tod sein, wird sich bald nichts mehr auf dieser Erde befinden, was auch nur ein einziges Gen von Ihnen in sich trägt. Und Sie werden lange genug leben, um den Schmerz des Verlustes kennenzulernen.

Bleiben Sie ruhig in Ihrer Villa. Heuern Sie sich Bodyguards an. Schalten sie Videokameras auf ihrem Grund und installieren sie Selbstschussanlagen: Es wird Sie nicht retten!

Und nicht vergessen... schaffen Sie ihre Kinder weg, Ihrer Frau war ich heute schon sehr, sehr nahe.

Sollten sie im Laufe der Zeit das Bedürfnis verspüren, zu verhandeln (in Wahrheit werden Sie natürlich denken, sie seien furchtbar gewieft und können mich in eine Falle locken), dann finden Sie meine Handynummer am Ende der Email.
 

Coles Guard
 

Sich zurücklehnend schickte er die Nachricht ab, das Handy schon wieder in der Hand haltend, um eine Nummer zu wählen: "Stavros? Gib mir mal Clarissa." Diesmal würde er sich nicht mit der Puppe herumschlagen, er bräuchte die Puppenspielerin, um an die Ausrüstung heranzukommen, die ihm vorschwebte. Danach würde er sie SIM Karten austauschen und wieder die einlegen, die absolut sicher war. Damit würde ihn kaum jemand aufspüren können. Während Stavros sich auf den Weg zu Clarissa machte, überlegte Antonin bereits, wen er als erstes ausschalten würde. Was würde Costello klar machen, dass er keinesfalls scherzte? Was würde diesem Arschloch klar machen, dass es besser, wäre Cole wieder herauszurücken? Dass es das war, was er wollte, hatte er in der Email nicht nochmal extra erwähnt. Es war mehr als eindeutig in seinen Augen. Und als er die leicht näselnde Stimme der wohl gerissensten Russin hörte, die er bisher kennenlernen durfte, schlich sich ein kaltes Lächeln in sein Gesicht. Oh ja, der einzige, der aus Erzählungen eine Ahnung besaß, zu was er eigentlich fähig war, war Cole. Costello sollte ihn lieber nicht unterschätzen… das würde den Spaß der Jagd verringern. Und Spaß müsste es machen. Spaß war das einzige, das er sich erlauben konnte, ohne eine Waffe zu nehmen, sie sich an den Kopf zu setzen und abzudrücken. Ohne Cole war sein Leben kein Leben mehr. Es war die Hölle.
 


 

Nathan

Nathan starrte fassungslos auf sein Telefon, bevor er den Hörer zurücklegte und seinen letzten Klienten des Tages wieder ansah. Er blinzelte noch ein, zweimal bevor er sich erhob. "Es tut mir leid, aber ich muss das hier jetzt unterbrechen. Es hat einen familiären Notfall gegeben. Wenden Sie sich bitte bei weiteren Fragen an meine Partnerin oder lassen Sie sich einen neuen Termin geben." Das brachte er gerade noch so heraus, bevor er sich sein Jackett schnappte und mit großen Schritten aus seinem Büro draußen war. Seiner Assistentin bellte er noch zu, dass sie bis auf weiteres alle Termine verschieben oder absagen sollte, bevor er aus seiner Kanzlei draußen war und den Aufzug rief. Zufälligerweise wusste er recht genau, wo sich dieses Krankenhaus befand, denn es war in einer der besseren Gegenden. In einem Stadtteil recht weit außerhalb, wo sich hauptsächlich Nobelvillen befanden. Seine Mutter hatte dort einmal einen Eingriff vornehmen lassen. Doch er verließ das Gebäude nicht sofort, fuhr nur in den vierten Stock, um die dort befindliche Bank zu betreten. Dort wurde er ohne weiteres Federlesens zu seinem Berater durchgelassen und verlangte eine größere Auszahlung, in Bar. Es blieb abzuwarten, ob das Krankenhaus sich darauf einlassen würde, aber er wollte Antonins Ratschlag folgen und das Geld zumindest mitnehmen. Wenn die lieber einen Check haben wollten, sollten sie den bekommen. Eingezahlt wäre das Geld ja schließlich genauso schnell wie abgehoben. Mit ein paar bissigen Kommentaren drängte er den Mann zur Eile und konnte schlussendlich die Bank und das Gebäude im Eiltempo verlassen.

Auf dem Weg zum Krankenhaus malte er sich alle möglichen Horrorszenarien aus und sein Herz wurde schwer. Verflucht nochmal, warum? Warum jetzt? Warum Ragnar? Und war das wirklich 'nur' ein Autounfall? Warum wurde ihm dann nicht mehr erzählt am Telefon? Vielleicht weil Antonin selbst nichts wusste? Fragen über Fragen und er würde frühestens am Krankenhaus Antworten darauf erhalten. Nathan trat das Gaspedal durch. Sollten sie ihm doch einen Strafzettel schicken, darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Weshalb er sein Fahrzeug auch im Halteverbot parkte, als er vor dem Gebäude vorfuhr und sofort raussprang, an die Rezeption hin.

"Guten Tag, mein... Bruder wurde hier eingeliefert. Er hatte einen Autounfall, es kann noch gar nicht solange her gewesen sein. Sein Name ist Ragnar." Im letzten Moment hatte er sich doch für eine Lüge entschieden. Amerika war noch nicht soweit, homosexuelle Beziehungen auch als gültig genug zu werten, um zum Patienten vorgelassen zu werden. Die ältere Dame nickte und begann in ihrem Computer herum zu tippen, etwas, das Nathan endlos vorkam. Unruhig auf dem Tresen mit den Fingern herumtrommelnd sah er auf als ihn die Frau wieder ansprach. "Ja, ein junger Mann ungefähr Mitte zwanzig wurde vor wenigen Minuten eingeliefert. Vorher rief deswegen schon einmal jemand an. Hat Ihr Bruder AIDS?", fragte sie und Nathan nickte heftig. "Das ist er! Wie geht es ihm? Kann ich zu ihm?" Die Frau lächelte ihn beruhigend an, nicht dass Nathan das in seiner Situation irgendetwas brachte, doch was sollte sie schon machen? "Er wird gerade in der Notaufnahme untersucht, da können Sie momentan nicht zu ihm. Haben Sie seine Versicherungskarte dabei? Wissen Sie wer sein Hausarzt ist?"

Gott, woher sollte er das wissen? Warum hatte er Ragnar nicht danach gefragt? Völlig fahrig strich Nathan sich durch seine Haare und schüttelte den Kopf. "Ich muss beides verneinen." Es klang gequält. "Aber ich übernehme alle Kosten, wenn es sein muss auch bar. Sagen Sie mir nur, wie es ihm geht, ja?"
 


 

Cole

Es dauerte einige Zeit bis Cole wieder angesprochen wurde. Währenddessen ruhte er sich aus. Er war auf einen Stuhl gesetzt worden und noch immer waren seine Augen verbunden. Es roch nach alter Farbe, Öl und vor allem nach Fisch. Sicher war er am Hafen in einer der Hallen, die dem Kortuna-Clan gehörten. Cole war über sich selbst erstaunt, dass er eigentlich ziemlich ruhig blieb. Er wusste, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing. Es wunderte ihn eigentlich, dass er überhaupt noch lebte. Welcher andere Clan machte sich eigentlich die Mühe, einen Gegenspieler am Leben zu lassen und ihn nur zu entführen? Irgendwie machte das Ganze noch keinen rechten Sinn. Während er dasaß und sich versuchte auszuruhen und seine Schulter so wenig wie möglich zu bewegen, konzentrierte er sich auf sein Umfeld. Es waren 5 Leute um ihn. Die meisten beschäftigten sich still mit irgendwas, einer – Douglas – schritt nervös auf und ab und schien ungeduldig darauf zu warten, den Befehl zu erhalten, ihn endlich abknallen zu dürfen. Hin und wieder ging ein Telefon und es wurde leise gesprochen. Cole war nicht so ganz klar, ob es eine weitere Person in einem separaten Raum war, die telefonierte, oder einer von den um ihn Anwesenden.

Als Douglas Handy läutete hielt dieser endlich in seiner Bewegung inne. Er wies zwei Mitarbeiter an, das Tor zu öffnen und bald darauf fuhr ein Wagen ein, eine Limo, wenn Cole sich nicht täuschte. Er hörte, wie Leute aussteigen, wobei er nun die Übersicht verlor, wie viele Menschen da waren. Leise wurde miteinander gesprochen, so dass Cole nichts verstehen konnte. Dann trat jemand zu ihm, dicht gefolgt von zwei weiteren Personen. Jemand nestelte an seiner Augenbinde herum und kurz darauf konnte er wieder sehen. Langsam gewöhnten sich seine Augen nur an das nun ungewohnte Licht und er musste ein paar Mal blinzeln, bevor er sein Augenmerk auf die drei Personen vor ihm richten konnte. „Cole“, begrüßte ihn Harki Kortuna, einer der Zwillingsbrüder, die den Clan leiteten. Cole blickte ihn schweigend an. „Ist schon seltsam, dass dein Shugardaddy möchte, dass du aus dem Weg geräumt wirst und uns freie Verfügungsgewalt über dich lässt. Warst du unartig? Hast du deinen Papa geärgert?“ Cole hob eine Augenbraue, legte den Kopf schief und blickte nun von Harki, dem Idioten, zu seinem Zwillingsbruder Sander. „Ich weiß nicht, was dein Bruder so alles nimmt, aber ich glaube nicht, dass wir so weiterkommen“, murrte Cole und schüttelte verwundert lachend den Kopf. „Da magst du Recht haben“, antwortete der Angesprochene. „Aber er hat in einem Punkt wohl nicht ganz unrecht. Es ist seltsam, dass Costello dich uns auf dem Präsentierteller überreicht. Und auch wenn wir dich eigentlich einfach nur töten wollten, angesichts der Dinge, die wir gehört haben, wollten wir dich zu den Anschuldigungen erst zu Wort kommen lassen.“ „Anschuldigungen?“, fragte Cole überrascht. „Gegen mich?“ Sander nickte. „Costello hat uns darüber in Kenntnis gesetzte, dass heute ein Rat einberufen wurde, du uns aber nicht mit eingeladen hast. Daher sollten wir davon ausgehen, dass du unser rechtmäßiges Gebiet unterschlagen wolltest.“ Cole lachte und schüttelte erneut den Kopf. Costello war ein Arschloch und im Moment spürte Cole, dass ihm alles Scheiß egal war, solange er nur diesen Aasgeier in die Finger bekommen würde. „Hör zu, Sander“, begann er. „Niemand unterschlägt euer Gebiet. Wir haben auf euch gewartet, aber offenbar war das vorher schon alles so geplant.“ Cole blickte Sander ruhig an. Sie blickten sich einige Zeit in die Augen. „Chef, sie werden doch nicht die Worte dieses Bastards für richtig nehmen“, zischte Douglas neben ihnen. „Doch genau das gedenke ich zu tun. Denn irgendwas stinkt hier gewaltig bis zum Himmel. Ich kenne Cole schon zu lange, als dass das, was uns gesagt wurde, stimmen könnte.“ Sander drehte sich Cole zu. „Und jetzt unterhalten wir uns mal…“

Cole nickte und wirkte entspannter denn je. Er hatte die leise Ahnung, dass hier gerade alles so lief, wie es Costello gerade nicht haben wollte.



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