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Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

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Italienisches Essen und Schießübungen

Nathan

Der einzige Lichtblick an diesem Tag, schienen Ragnars SMS zu sein. Es war einer jener ganz seltenen Tage, an denen alles schief ging. Seine wohl wirklich unfähige 'Telefontussi', um einmal Blair zu zitieren, hatte zwei Termine zusammengelegt und er war erstmal dagestanden und hatte sich entschuldigen müssen. Elisas Wagen schien in der Mittagspause beschlossen zu haben, seinen Geist aufzugeben, und wer musste ihren Termin übernehmen? Richtig, schon wieder er. Als ob er auch nur den Hauch einer Ahnung von einer romantischen Freilichtbühne für Gedicht-Lesungen hätte! Sein Kaffee war vor lauter umdisponieren kalt geworden und als Stevens ihn aus dem Savoy anrief, um ihm mitzuteilen, dass die letzte Lieferung nicht alle Getränke beinhaltet hatte, konnte ihn schon nichts mehr erschüttern. Was war los mit all den Menschen um ihn herum? War es denn wirklich zu viel verlangt, die Arbeit die man weiterdelegierte auch korrekt auszuführen? Offensichtlich schon. Nathan war irgendwann gegen 15 Uhr soweit, seinen Kopf solange gegen die nächstbeste Wand zu schlagen, bis alles wieder gut war und sie ihm einen langen, erholsamen Urlaub in einer Gummizelle spendieren würden. Unfähiges Pack!

Umso erfreuter war er von Ragnars SMS und ohne dessen Wissen, rettete sie einer Person den Job. Er schrieb zurück, dass er nichts gegen einen Kinobesuch einzuwenden hätte und schlug ein eher älteres vor. Ragnar hatte ihm mal erzählt, dass er den Flair der älteren Kinos mochte und warum auch nicht? Und rein aus stillem Protest heraus verließ er sein Büro um Punkt 18 Uhr. Sollte die Welt heute doch hinter ihm untergehen, als ob er gerade noch einen feuchten Kehricht darum geben würde. Ein wenig müde gähnend fuhr er nach Hause und sinnierte darüber, wann er eigentlich das letzte Mal eine Woche Urlaub hatte? Letztes Jahr irgendwann? Vielleicht war es wirklich an der Zeit seinen Geduldsvorrat wieder ein wenig aufzufüllen, auch wenn die Befürchtung zurückblieb, dass er keine Firma mehr besitzen würde, zu der er zurückkehren könnte, wenn er von jetzt auf gleich wirklich ein paar freie Tage einforderte. Sich duschend und umziehend, setzte er sich danach noch für zwei Stücke an sein Klavier und spielte sich den Frust von der Seele. Genau aus diesem Grund stand das gute Stück nämlich überhaupt noch hier. Um ihn aus seinen eher schlechten Launen wieder heraus zu holen. Was besonders für ein weiteres Treffen mit Ragnar wichtig war.

So stand er zur verabredeten Zeit vorm Kino, durch die letzte SMS wissend, dass jener pünktlich käme und studierte das Programm. Also im Grunde lief hier nichts für das er wirklich unbedingt ins Kino müsste. Ob sie nicht doch lieber etwas essen gehen sollten? Hungrig genug wäre er inzwischen auf alle Fälle. Er lehnte sich gegen einen der runden Säulen, die kommende Filme anpriesen, und lächelte, als er Ragnar schließlich auf sich zukommen sah. Schnell stieß er sich ab und zog jenen an sich, um ihn zu umarmen, bevor er auch nur einen Ton sagte. "Oh Gott, bitte sag mir, dass dein Tag heute besser war als meiner", murmelte er und hauchte einen Kuss gegen die Schläfe des anderen. "Mein Magen rebelliert und nicht nur der... kann ich dich statt Kino auch von einem Restaurant überzeugen?", fragte er und war sehr erleichtert als Ragnar zustimmte. Er setzte sogar den Italiener durch, denn irgendwie war ihm heute wirklich nach Pasta mit möglichst dicker Käsesoße. Nathan überließ es Ragnar, ob jener ein Restaurant kannte in das er wollte, oder ob jener es ihm überlassen wollte. "Dann kannst du auch sofort meine Neugierde nach deinen Besichtigungen stillen. Am besten bei einer leckeren Vorspeise und du solltest schnell sprechen, wenn es viel zu erzählen ist, denn du musst als Nachtisch herhalten", grinste er frech und wartete dann auf die Restaurantwahl ab.
 


 

Ragnar

Voll überschwänglicher Freude musste er sich zusammenreißen, nicht die letzten Meter auf Nathan zu schneller zu werden. Aber er riss sich am Riemen und wurde nur schneller, als der andere auf ihn zusteuerte und ihn in eine Umarmung zog, die er zu gerne erwiderte. Sanft küsste er ihn am Hals, dort wo er hinkam und blickte den anderen dann lächelnd an. "Klingt, als hättest du einen wahren Scheißtag gehabt. Ich hoffe es ist nichts Schlimmes passiert?" Er blickte Nathan fragend an. "Mein Tag war so lala. Es bahnt sich ein wenig Ärger an. Aber das wäre jetzt zu kompliziert, das zu erklären. Könnte nur sein, dass die nächste Zeit ein wenig heißer wird." Ein wenig Sorge um Nathan schlich sich in seinen Blick ein. Jener schien wirklich ziemlich angespannt zu sein. "Nein, das ist kein Problem. Wir kommen sicher auch irgendwann ins Kino. Und ich habe heute auch noch nichts gegessen, was ich in mir behalten hätte, daher habe ich auch Hunger." Kurz blickte er sich um, ging in Gedanken die möglichen Italiener durch, die er kannte. "Also ich kenne eine Osteria, zu der wir allerdings wohl ein wenig fahren müssten. Aber dort gibt es letztlich das beste Essen." Nathan war einverstanden und bald darauf saßen sie im Auto, wobei Ragnar Nathan lotste. Der Italiener war in einem Eckhaus, vor dem ein kleiner Platz war. Es war warm genug, dass man noch draußen sitzen konnte, doch es war voll, so dass Ragnar reinging und zielstrebig auf den Inhaber des Hauses zuging. "Ciao Flavio! C'è un posto libero per noi due?", fragte er ihn, der ihn freudig begrüßte. "Ciao Ragnar, ma sicuro. Per i due uomini, così bella, abbiamo sempre qualcosa di gratuito. Tollerata appena un po '." Gleich darauf wurde ihnen ein kleines Glas Prosecco von Flavio eingeschenkt, den Ragnar schon seit geraumer Zeit kannte, und sie standen gemeinsam vor dem Restaurant und wartete, dass der versprochene Tisch frei werden würde. "Ich hoffe es stört dich nicht, dass wir kurz warten müssen. Aber glaube mir, es lohnt sich. Sie haben tolle Pizza und verschiedene Wochengerichte an Spaghetti, die sie komplett selbst herstellen. Es wird dir schmecken." Er lächelte den anderen Mann an und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis sie sich hinsetzen konnten. Ihr Tisch war direkt vor dem Fenster des Restaurants und man konnte sich auf das mit Kissen ausgelegte Fensterbrett setzen. Der Tisch war breit genug, dass sie sich nebeneinander setzen konnten und Ragnar zog Nathan zielstrebig zu sich auf die Bank, um sich gleich darauf an ihn zu kuscheln. Nähe, er war ein Berührungsjunkie...

Sie bestellten gleich eine Flasche Wasser und einen Vino rosso dela casa, den man hier als Flasche auf den Tisch gestellt bekam. Ein Strich markierte, bis wohin zuletzt getrunken wurde und wenn man fertig war, wurde wieder ein Strich gezogen, und die getrunkene Menge berechnet. Dadurch dass die Bedienung italienischer Herkunft war und das Ambiente im italienischen Stil gehalten wurde, fühlte er sich hier so wohl, wie er sich damals in Italien auch wohl gefühlt hatte. Und das bisschen Italienisch aufzufrischen, das er beherrschte, tat auch immer wieder gut.

Ragnar angelte nach der Karte, die aus einem Blatt bestand. Vorder und Rückseite waren bedruckt. "Wenn du dir mit mir eine Pizza teilst, wäre das toll, ansonsten muss ich die Hälfte einpacken, denn die Pizza ist viel zu groß für eine Person." Ragnar deutete auf den Zusatz unter der Karte, wo geschrieben stand: 'Falls die Pizza aus unerklärlichen Gründen jemandem zu groß sein sollte, kann man sie gerne mit jemandem teilen.'

"Aber das würde mich nicht stören, dann habe ich mein Mittagessen für morgen..."

Nachdem sie sich entschieden und bestellt hatten, blickte Ragnar seinen Freund an und erzählte ihm von den beiden Wohnungen, die er gesehen hatte. Er versuchte so neutral wie möglich zu klingen, schließlich hatte er ja die Wohnungen von Ragnars Vater nicht gesehen und hatte versprochen sie mit in die engere Wahl zu nehmen. Aber er würde sie nur nehmen, wenn er keine andere Wohnung finden würde. "Da fällt mir ein, dass ich jetzt vor lauter Aufregung vergessen habe, mir etwas zum Anziehen mitzunehmen. Vielleicht fahren wir später doch nochmal kurz zu mir..." Eigentlich wäre es ihm nicht so recht, wenn Nathan seine Wohnung sehen würde, aber warum eigentlich auch nicht. So schlimm war sie nun auch wieder nicht. Sie war halt eng und wirkte dadurch immer unaufgeräumt.
 


 

Nathan

Oha, Ragnar sprach Italienisch? Zwar verstand Nathan bis auf die Begrüßung kein Wort, aber es hörte sich irgendwie angenehm und fließend an. Das Glas dankend nehmend schüttelte er den Kopf. "Nein, das stört mich keineswegs. Du bist mir eine angenehme Gesellschaft." Er lächelte und prostete seinem Gegenüber zu, bevor er einen prüfenden Schluck nahm. Er machte eigentlich einen großen Bogen um sämtlichen Alkohol mit Sprudel, aber ein Glas würde ihn schon nicht umbringen. "Und ich hoffe die Speisen halten was du versprichst, bis auf das Frühstück bin ich heute noch nicht mal zu einem Kaffee gekommen." Er erwiderte das Lächeln und ließ sich dann auch anstandslos neben Ragnar auf die Fensterbank ziehen. Die Nähe störte ihn keineswegs, sondern breitete wieder einmal ihre beruhigende Wirkung über ihm aus, so dass er sich bald ein wenig entspannt strecken und bequemer hinsetzen konnte.
 

Er schielte mit in Ragnars Karte und schüttelte bedauernd den Kopf. "Tut mir leid, ich fürchte du hast dein Mittagessen, mir steht der Sinn mehr nach der Pasta. Wobei es sein könnte, dass ich deine restliche Pizza trotzdem noch verdrücke", murmelte er und entschied sich für Tortellini Quattro Formaggi mit einem Bruscetta als Vorspeise. Als Ragnar nach ihrer Bestellung von seinen Besichtigungen erzählte, drehte er sich ihm zu und schob zwischendurch seine Hand in dessen Nacken, um ihn zu sich zu ziehen und sanft zu küssen. "Sorry, das musste jetzt sein. Erzähl bitte weiter", entschuldigte er sich lächelnd und musste den Kopf über jene biedere Frau schütteln. Was es nicht für seltsame Gestalten gab. "Und ich dachte immer, solche Hausdrachen gäbe es nur in Filmen", gestand er und trank einen Schluck von dem wirklichen guten Wein. "Die nimmst du besser nicht, das klingt ja nach einem wahren Alptraum. Wobei sich die zweite nicht schlecht anhört. Hat die auch eine Klimaanlage? Du wirst in den Sommermonaten sonst im Dachgeschoss zerfließen, soviel kann ich dir zwitschern. Sascha und ich sind in unserer Pseudostudentenzeit in so ner Bude gewesen. Wobei die natürlich bestimmt nicht so schön war wie die, die du dir angesehen hast. Aber wir haben zu dieser Zeit eine gewissen Abneigung gegen Kleidung und Decken entwickelt." Er musste bei dieser Erinnerung leise lachen und machte sich dann über seine Vorspeise her, die gerade gebracht wurde. "Willst du eines?", bot er Ragnar an und merkte wie sich sein Magen mehr als empört zurückmeldete. Vermutlich wäre ihm schlecht, wenn er sich das alles jetzt in Rekordgeschwindigkeit reinschichtete, aber es half nichts. Sein Magen meinte, das müsste so sein, und wer wäre er, um zu widersprechen?

Ebenso gierig musterte er dann seine Nudeln als sie kamen und konnte sich gerade noch zusammenreißen, nicht wie ein hungriger Wolf darüber her zu fallen, sondern noch ordnungsgemäß einen guten Appetit zu wünschen und in einer gemäßigten Zeit zuzulangen. "Oh... die sind wirklich gut!", murmelte er erstaunt und lächelte bis über beide Ohren. Man sah es ihm bestimmt nicht an, aber Essen war eine seiner Leidenschaften. Eine, die ihn zum Hassobjekt von Sascha und Blair machte, da er offenbar ein schwarzes Loch als Magen besaß, das kein Fett im Körper ansetzen ließ.

"Du könntest auch was von mir anziehen, wenn du willst. Hast du denn deine Tabletten dabei?", fragte er und sah den anderen aufmerksam an, bevor er die Hand ausstreckte und kurz über die weichen Haare strich. "Kann ich dich nicht zu mir ins Büro stellen? Das wäre sogar besser bezahlt als die Wärmflasche und würde verhindern, dass ich zu schlechte Laune bekomme." Er grinste, wurde dann jedoch ernst und legte die Gabel kurz weg. "Ich weiß, dass du gesagt hast, dass es kompliziert ist, aber ich möchte, dass du auf dich aufpasst. Gerade wenn es gefährlicher wird. In Ordnung? Ich hätte anders keine ruhige Sekunde mehr. Hab ich jetzt wohl auch schon nicht mehr...", setzte er fast ein wenig zu sich selbst nuschelnd noch dran und seufzte dann. "Versprich mir einfach, dass du auf dich aufpasst, ja?"
 


 

Ragnar

Es war angenehm zu wissen, dass es in der 'normalen Welt' genauso stressig war, wie in seiner. Nicht, dass er es jemals bezweifelt hätte, aber dennoch beruhigte es ihn immer wieder, das zu wissen. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Welten war wohl die Gefahr: bei der einen lief man Gefahr, am Burnout-Syndrom zu leiden, in der anderen, einer Kugel zu begegnen. Aber Nathan wird wohl ein wenig Stress in seiner Arbeit bis zu einem gewissen Grad mögen. Schließlich schien ihn der Beruf zu erfüllen. Sicher kam es immer darauf an, welche Art von Stress es war, positiver oder negativer.

Ragnar hatte sich eine Pizza con salame piccante bestellt und wohl wissend nichts weiter dazu bestellt. Vielleicht nachher noch ein Tiramisu, mal sehen.

Als Nathan ihn in seiner Erzählung einfach so küsste spürte Ragnar, wie er verlegen wurde. Meine Güte, wie schaffte es Nathan mit so süßen Kleinigkeiten - nein es waren keine Kleinigkeiten - mit so süßen Gesten sein Herz nur so zum Flattern zu bringen. Er lächelte und wusste gar nicht so recht, was er sagen sollte, geschweige denn, wo er aufgehört hatte zu erzählen und so ruderte er ein wenig, als er weitersprach.

"Nein diese Drachen sind real existent und ich werde die Wohnung bestimmt nicht nehmen, zumal sie hundert pro ohnehin nicht zusagen würde. Und ja, die andere Wohnung hat eine Klimaanlage. Sie ist wirklich toll renoviert und sie hat ein eigens Durchlüftungssystem. Wahrscheinlich hat der Inhaber wirklich dort selbst einmal gewohnt, sonst hätte er sich nicht die Mühe gemacht." Ragnars Augen begannen zu leuchten, ohne dass er das wollte. Ja, die Wohnung hatte ihn wirklich überzeugt. Das Schlafzimmer würde ohnehin Nordseite sein, so dass es dort wahrscheinlich länger kühler blieb. "Aber erst einmal abwarten, was geschieht. Vielleicht sagen beide ab. Sie wissen ja, wo ich arbeite." Er seufzte. Irgendwie machte ihm das das erste Mal wirklich bewusst Sorge.

"Du hast mit Sascha in einer WG gewohnt?", neugierig blickte er den anderen an, als seine Pizza hingestellt wurde, die weit über den Tellerrand hinaushing. Kurz ein wenig überfordert, begann er sich dann doch irgendwie durchzuarbeiten. "Lass es dir schmecken", wünschte er dem anderen noch und schenkte sich noch einen Schluck Wein ein.

Er lächelte, als Nathan ihm versicherte, dass es ihm schmeckte. Es war gut gewesen, dass sie hierher gekommen waren und nicht ins Kino gegangen sind. Letztlich hatten sie sich noch viel zu viel mitzuteilen, als dass sie wirklich Zeit für Kino hatten, oder?

Als Fabio vorbeikam und fragte, ob es ihnen schmeckte, bestätigte Ragnar mit einem "Grazie Il cibo è fantastico!"

Mit dem Angebot, etwas von Nathan anzuziehen, das er gerne annehmen würde, erinnerte ihn Nathan aber auch an etwas viel Wichtigeres. "Scheiße", murmelte er und blickte auf die Uhr. "Ich habe sie heute Abend noch nicht genommen." Es war erst zwei Stunden überfällig und so zog er das Tütchen, das er immer in der Arbeit dabei hatte aus der Tasche, um die Tabletten zu nehmen. "Die für morgen Früh habe ich nicht dabei", gestand er. "Aber wenn du möchtest, kann ich auch alleine nachher heimgehen und ich komm dann zu dir nach." Seine Augen schlossen sich einen Moment, als er die streichelnde Hand an seinem Haar spürte. Und wieder schaffte es Nathan, ihn aus dem Konzept zu bringen. "Du machst mich ganz verlegen, wenn du so etwas sagst...", murmelte er und blickte den anderen dennoch lächelnd an. Doch der Blick des anderen wurde mit einem Mal ernst, weshalb auch Ragnars Lächeln verblasste. Kurz schwieg er, als er Nathans Bitte hörte.

"Ich verspreche dir, auf mich auf zu passen", sagte er dann und blickte Nathan ernst an. "Ich bin eigentlich so gut wie nie bei wirklich gefährlichen Aktionen dabei. Die Stimmung ist nur angespannt im Moment. Es gibt wieder Revier-Streitigkeiten, wegen derer sich einige gerade ziemlich die Köpfe einschlagen. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Cole passt eigentlich immer sehr gut darauf auf, dass uns nichts geschieht. Er hat mich noch nie in wirklich große Gefahr gebracht."
 


 

Nathan

Genüsslich eine Gabel voll Nudeln kauend betrachtete er einen ein wenig verlegen wirkenden Ragnar und fand den Anblick anbetungswürdig. Ob er die Drohung mit dem Büro wahr machen sollte? Jener würde sich da bestimmt sehr gut machen. Und als er wieder jenes so schöne Leuchten in den Augen sah, lächelte er ein wenig nachsichtig, den Bissen herunterschluckend, bevor er neu ansetzte. "Nimm sie, wenn du sie bekommst. Ich habe es dir gestern schon gesagt, du musst dich wohlfühlen und wenn deine Traumwohnung eine Dachgeschosswohnung ist, dann ist dem so. "Und nicht jeder Mensch in dieser Stadt hat Vorurteile gegen die Arbeit in einem Club. Das hier ist und bleibt New York und kein ödes Vorkaff. Ein bisschen optimistischer, wenn ich bitten darf." Er zwinkerte Ragnar zu. "Zudem sie ziemlich dumm wären, dich nicht als Mieter zu wollen. Ich an ihrer Stelle würde noch so viel mehr wollen..." Er lachte und schnappte sich einen weiteren Bissen, schon überlegend, ob da noch ein Stück Pizza danach auch noch Platz hätte, denn Ragnars Blick zu jener war fast ein bisschen verzweifelt gewesen.

"Mhh", nickte er und ein schelmischer Glanz schlich sich in seine Augen. "Wir sind zusammen aufgewachsen und haben irgendwann beschlossen, dass Hollywood nicht unser Pflaster ist. Er war viel zu ernsthaft für diese Stadt und ich mochte die Schwulenszene nicht. Jaja…" Er hob die Hand um etwaige Einwürfe zu unterbinden. "Man könnte jetzt meinen, dass dieser Grund zu seinem immens am Boden verliert, aber ich habe es diesen Leuten zu verdanken, dass ich mich heute als normalen Menschen bezeichnen kann. Wer die Schwulen in Hollywood noch nicht gesehen hat, der hat noch gar nichts aus der Szene gesehen. Ich erinnere mich noch gut, wie wir zum ersten Mal in so nem Club waren und ich genauso schnell rückwärts wieder raus wie reinmarschiert bin. Damals dachte ich nur: 'Lieber Gott, lass mich nicht so werden'." Er schüttelte den Kopf bei der Erinnerung an diese aufgetakelten Männer. Wie alles in Hollywood musste auch diese Szene sich ständig gegenseitig übertrumpfen und höchst offiziell herumtucken. Nein, aber nein danke. "Aber wie dem auch sei, wir haben uns dann zwischen DC und New York für letzteres entschieden und während Sascha tatsächlich studiert hat, hab ich nur so ne Art Managementschule gemacht. 'Wie lerne ich Arbeiten effizient an andere zu verteilen?' und so unsinniges Zeug. Wir wollten natürlich furchtbar unabhängig sein und wohnten in einer ziemlichen Bruchbude. Wo wir auch auf Blair trafen und er meinte, dass man uns nicht alleine lassen konnte. Noch mehr Fragen?" Er grinste. "Ich erzähle gern über diese Zeit, sie war ziemlich chaotisch aber doch sehr lustig."

Als der Italiener wieder vorbeikam, bekam er eine weitere Kostprobe von Ragnars Fähigkeiten und lobte ihn dann. "Ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht, aber es klingt angenehm", gestand er und sah dann dabei zu wie Ragnar seine Tabletten nachträglich zu sich nahm. "Blödsinn. Ich fahre dich, aber erwarte nicht dass ich mit zu dir komme. Nichts gegen deine Wohngegend und ja, möglicherweise habe ich Vorurteile, aber ich möchte meinen Wagen da eher ungern alleine stehen lassen. Ich hänge an ihm", erklärte er und nahm die Erklärung des anderen mit einem Kopfnicken hin. Mehr wollte er über diese Dinge auch nicht wissen. Wo kein Kläger, da kein Richter und er wollte weder zum einen noch zum anderen mutieren. Nicht wenn er stattdessen noch viel mehr so angenehme Abende haben könnte.

Nachdem er sich tatsächlich noch ein Stück von der Pizza von Ragnar erschnorrt hatte, bezahlten sie und wurden nicht eher losgelassen, bis die beiden Männer irgendetwas ausgehandelt zu haben schienen. Was, wurde Nathan klar, als er das kleine Paket sah. Oder, er dachte zumindest dass es ihm klar war, denn was außer Nachtisch sollte es schon sein? Und wie versprochen fuhr er Ragnar zu sich und wartete im Auto auf ihn, schnell noch zwei Telefonate erledigend, die er sich für morgen aufgehoben hatte, sich jetzt aber doch wieder in der Lage fühlte, sie zu führen. Tatsächlich wurde er haargenau fertig und so verging nicht mehr besonders viel Zeit, bis sie bei ihm in der Wohnung standen. Wobei Nathan sich ein wenig aufstöhnend über den Magen rieb. "Ich wusste, ich hätte nicht so viel in mich reinstopfen sollen", beschwerte er sich und runzelte dann die Stirn. "Das letzte Mal haben wir den Film abgebrochen. Ich glaube ich habe hier noch irgendwo ein Video von vorher erwähnter Bruchbude und uns damaligen Chaoten... wenn es dich interessiert? Ansonsten schauen wir das Lama weiter. Ich befürchte nämlich, ich werde mich nicht mehr bewegen können, sobald ich einmal sitze", murmelte er und wehrte sich auch ganz vehement gegen einen Nachtisch der Sorte, die mit Nahrung in Verbindung stand. Er ließ Ragnar den Film aussuchen und zog jenen zu sich, um endlich ein wenig mehr Körperkontakt zu haben und ihn zu küssen. Tatsächlich entspannte ihn der restliche Abend mehr als er es selbst für möglich geglaubt hatte. Selbst wenn sie doch einmal wieder eine Weile schwiegen, unterhielten sie sich irgendwie mit ihren Gesten weiter und das faszinierte Nathan ungemein.
 


 

Ragnar

"Wirklich? Das hätte ich nicht gedacht." Ragnar lachte leicht, als er die Ausführungen des anderen hinsichtlich Hollywoods hörte. Er strahlte den anderen an, während er sich vorstellte, wie die beiden wohl gemeinsam gelebt hatten. Ob Nathan sich stark verändert hatte zu damals? Er konnte es sich nicht vorstellen. Sicher hatte er schon damals diesen unglaublichen Blick in den Augen. Er stahl sich einen Kuss, dann aß er weiter.

"Oh, ich habe ihm nur gesagt, dass das Essen sehr gut ist", Ragnar lächelte entschuldigend. "Ich war ein halbes Jahr in Florenz. Ich hatte nie große Probleme, Sprachen zu lernen und teilweise kommt es mir vor, als hätte ich mehr Sprachen gelernt, als wirklich etwas für mein Studium zu tun." Er grinste leicht.

Dass Nathan nicht zu ihm in die Wohnung kommen wollte, war ihm recht. Und letztlich verstand er auch den Grund dafür. Die Bronx war wirklich kein Wohnviertel, in dem man seinen SLK stehen lassen sollte.

"Che deve realmente non lo sono. Tu ci hai portato abbastanza tanto un dono." Ragnar seufzte. Doch Flavio schüttelte den Kopf, legte Ragnar die Hand auf die Schulter und drückte ihm mit der anderen das Tiramisu in die Hand. "Per un buon amico fare tutto. E sono lieto di vedervi così felice di vedere. Un piccolo dolce, non male." Ragnar lächelte. Er hatte das Bezahlen übernommen, schließlich hatte er es Nathan angekündigt, das bald mal zu tun. Aber Flavio, der ihnen den Wein nicht berechnet hatte, schien ihn heute mit Großzügigkeiten überhäufen zu wollen. "Quindi vi ringrazio di cuore. Ci vediamo presto. Ciao!" Sie verabschiedeten sich und nachdem Ragnar sich eine Tasche gepackt hatte und die Tabletten geholt hatte fuhren sie zu Nathan nach Hause.

Dort entschied er sich für das Lama. "Den Film mit Sascha und Blair würde ich gerne einmal mit den beiden zusammen ansehen, wenn das möglich ist. Dann erfahre ich vielleicht noch ein paar interessante Dinge aus deinem Leben..", begründete er seine Entscheidung und kuschelte sich an Nathan, ein wenig von dem Tiramisu naschend, das er dann aber doch bald in den Kühlschrank stellte, weil er einfach auch nicht mehr konnte. Als der Film endete krabbelte er auf Nathans Schoß. "Ich weiß, dass du dich kaum rühren kannst", schnurrte er, die Hände dem anderen um die Schultern legend und ihn zärtlich küssend. "Aber du musst dich ja gar nicht viel bewegen..." Noch einmal küsste er den anderen, bevor er von seinem Schoß rutschte und ihm die Hose öffnete. Mit einem schelmischen Grinsen im Blick, sah er zu Nathan hoch.
 

Als sie im Bett lagen war es eigentlich noch gar nicht spät, zumindest nicht für Ragnars Verhältnisse. Dennoch war er müde und schlief bald zufrieden ein. Er bat den anderen, ihn Frühs mit aufzuwecken, denn er musste gegen 10 beim Arzt sein.
 


 

Cole

Als Cole an diesem Abend, nein eher in dieser Nacht, ins Lady-Dream kam, spürte er sich so ausgelaugt, wie schon seit Tagen nicht mehr. Er war angespannt, und die Aura, die um ihn lag, war schon lange nicht mehr so destruktiv. Alles in ihm schien sich verhärtet zu haben und in ihm schrie etwas massiv danach, Sex haben zu wollen, um wenigstens ein wenig runterkommen zu können. Doch das musste warten. Jetzt musste er erst einmal weiterarbeiten.

An seinem Schreibtisch angekommen, fuhr er seinen Rechner hoch und musste überrascht feststellen, dass Ragnar offenbar nach einer Wohnung suchte. Kurz zuckte ein Lächeln über seine Mundwinkel. Er musste wohl bald anfangen sich zu überlegen, wer von den Leuten hier Ragnars Posten übernahm. Ob JJ in Frage kam? Mal sehen.

Schnell öffnete er sein Postfach und wartete ab, bis die Mails heruntergeladen waren. In der Zwischenzeit ging er zur Minibar und schenkte sich einen Whiskey ein, den ersten schnell kippte, den zweiten mit zum Schreibtisch nehmend. Seine Augen glitten über seine Mails, öffneten die eine oder die andere, bis er schließlich eine eigene Mail verfasste und abschickte. Dann lehnte er sich zurück und trank in langsamen Zügen den Whiskey.

Der Tag war einfach nur Scheiße gewesen. Er hatte nicht auf Costellos Anspielung hinsichtlich eines 'Freundes' reagiert. Dennoch war er sich mittlerweile sicher, dass jener Bescheid wusste, oder ahnte, dass es da jemanden in seinem Leben gab. Und Cole nervte das. Für ihn bedeutete es letztlich, dass Costello ein weiteres Druckmittel gegen ihn hatte. Er musste also spuren. Und nun wurde von ihm verlangt, einen sicheren Bandenkrieg so zu lenken, dass sie als Sieger daraus hervorgehen würden. Das hieß: intrigieren, täuschen, lügen, töten.

Hätte Costello diese Andeutung nicht gemacht, hätte er sich vielleicht geweigert. Aber er kannte den anderen Mann gut genug, dass er wusste, dass er kein Problem haben würde, Antonin etwas anzutun, oder antun zu lassen. Und das durfte er in keinem Fall riskieren. Costello durfte Antonin niemals begegnen. Niemals.

Und so hatte er sich in die Arbeit gestürzt. Hatte begonnen zu intrigieren, zu täuschen, zu lügen und zu töten. Wobei er letzteres anderen überließ. Die Kunst eines Bandenkrieges war es, die anderen Parteien sich gegenseitig ausschalten zu lassen. Und im Moment tobte das Chaos. Cole hatte eben, bevor er ins Arbeitszimmer gegangen war, die Türsteher angewiesen scharf zu kontrollieren, keinen eines anderen Clans einzulassen und überhaupt die Augen wachsam offen zu halten. Es wurde gefährlich.

Ragnar hatte er vorhin informiert und ihm frei gegeben. Sollte er sich lieber aus dem Schussfeld begeben. Sollte er lieber den Abend mit Nathan verbringen.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er in einer Stunde am Hafen sein müsste. In der Zwischenzeit griff er zu seinem Handy und überlegte, ob er Antonin anrufen sollte, doch er entschied sich für eine SMS.

Hey Sunshine! Ich bin heute leider ziemlich mit Arbeit vollgedröhnt worden und muss gleich nochmal zum Hafen. Ich fürchte es wird heute sehr spät. Warte nicht auf mich, ich freu mich dann schon, wenn ich mich zu dir ins Bett kuscheln kann =) Ein Kuss auf die Nasenspitze, Cole

Er sollte ihm keine Sorgen machen, sonst käme jener wohl noch auf den Gedanken ihn schützen zu müssen. Es ärgerte ihn, dass er so dachte, aber letztlich wollte er ihn nur beschützen. Auch wenn Antonin gut auf sich aufpassen konnte, mit Costello sollte er sich lieber nicht anlegen.
 

Am Hafen klappte zumindest alles. Die Ware war zwischengelagert und würde innerhalb der nächsten Tage verkauft werden. Es war bereits 2:30 und Cole spürte mehr als deutlich, dass er sich noch abreagieren musste.
 

Als er um 4 Uhr in seine Wohnung zurückkehrte, ging er direkt unter die Dusche. Er stank nach Zigaretten, Alkohol, Schweiß und ein paar Joints, die er heute wirklich bitter nötig gehabt hatte. Außerdem fühlte er sich auf befremdliche Art und Weise schmutzig, so dass er nicht einfach so ins Bett gehen wollte. Etwas nüchterner und ohne den Gestank um sich herum legte er sich schließlich zu Antonin, kuschelte sich etwas an ihn und hasste dieses Gefühl, dass alles sich um ihn drehte, wenn er die Augen zumachte. Er hätte nicht mehr ins Savoy gehen sollen, aber er wollte auch nicht, geladen wie er war, zu Antonin heimkommen. Er hatte nicht gewollt, dass jener mitbekam, wie aufgewühlt er letztlich war.
 


 

Antonin

Antonin glaubte das Fellknäul verrückt gemacht zu haben, als jener es aufgab ihm beim Auf- und Ablaufen zuzusehen und sich stattdessen demonstrativ mit dem Rücken zu ihm setzte. "Pff... ich brauche deine Aufmerksamkeit nicht, weißt du", murmelte er in Richtung der Katze und begann abermals seinen kleinen Rundgang durch die Wohnung. Von wegen es würde nicht lange dauern! Von wegen er könnte Cole dann abholen! Er sah jetzt so ungefähr zum hundertsten Mal auf die Uhr und trotzdem passierte nichts! Absolut gar nichts! Keine SMS, kein Anruf und auch kein heimkommender Cole. Er würde ihn zwingen, die Platte fürs Herz wieder zu tragen und wenn es das letzte war das er täte. Die aufgewühlten Augen verengend sah er ein weiteres Mal auf die Uhr und begann die wüstesten Verwünschungen gegen Costello auszusprechen, die ihm einfallen wollten. Und das waren jede Menge, immerhin hatte er ein paar Jahre mit 'ach so harten' Kerlen in der russischen Pampa verbrachte. Da bekam man schon einen ausgeprägten Wortschatz an Beleidigungen zusammen.

Aaargh! Sollte Cole doch bleiben wo der Pfeffer wächst, er würde sich jetzt mal ein wenig die Beine vertreten. Mit dessen Wagen... oder nein, lieber doch nicht. Besser mit dem Falcon, soviel Verstand blieb ihm dann doch zurück. Sich bewaffnend, verließ er die Wohnung kurz darauf und fuhr er mit der U-Bahn zu seiner Wohnung, wo er ersteinmal zweifelnd die Häuserwand hinauf sah. Bräuchte er irgendwas von da oben? Seinen MP3 Player vielleicht? Ja, das war gut. Es dauerte nicht lange das Gerät zu finden, doch sich für eine Playlist von seinem Rechner zu entscheiden war schon schwieriger. Allerdings... war Michael Jackson nicht vor kurzem gestorben? Durch den ganzen Stress hatte er das gar nicht mitverfolgen können. Er würde sich die Trauerfeier wohl mal im Netz ansehen müssen, denn jenen Mann hatte er als Künstler wirklich bewundert, weshalb er sich rein aus nostalgischen Gründen für sämtliche Michael Jackson Lieder entschied. Das erledigt wissend, formte sich langsam aber sicher ein Plan in seinem Kopf. Zwar wusste er noch nicht ganz, ob er das schon wieder mental ausstehen könnte, aber wenn Cole an seiner Kindheit nicht zerbrochen war, dann würde er so einen Besuch auch noch überleben.

Sein geliebtes Auto auf dem Highway in deutlich überhöhter Geschwindigkeit dahinjagen lassend, fand er sich bald bei der Auffahrt zum Schrottplatz wieder. Und Nicholas Haus, dem er einen skeptischen Blick zuwarf als er ausstieg und die Autotür hinter sich zuwarf. Es sah alles so normal aus, aber was hätte Antonin auch anderes erwarten sollen? Vielleicht ein Schild auf dem stand, dass der Inhaber umgebracht worden war? Nein, wohl eher nicht. Sich die Stöpsel ins Ohr steckend und die Musik aufdrehend hielt er auf die Werkstatt zu, in die er sich recht flott zutritt verschaffte. Gleiches galt für den Raum, der gerade sowieso nicht mehr verschließbar zu sein schien.

Die Augenbraue hebend, wippte er mit dem Kopf im Takt und sah sich in dieser Ruine um. "Verfluchter Cole, da hast du wirklich ganze Arbeit geleistet", grollte er und hob probeweise mal ein übrig gebliebenes Stück vom Tisch auf um es dann achtlos weg zu werfen. Damit war wirklich seine gesamte Ausrüstung drauf gegangen, einschließlich jeglichen Sendern, Peilgeräten, Nachtsichtgeräten und ähnlichem Schnickschnack. Ob der gute Mann eine Ahnung hatte, was für Werte er da mal eben in die Luft gesprengt hatte? "The way you make me feel...", sang er leise mit und verzog ein wenig spöttisch die Lippen. Ja, das Lied passte wirklich mal wie die Faust aufs Auge. Aber noch war nicht aller Tage Abend, weshalb Antonin sich zur Verbindungstür zwischen Werkstatt und Familienhaus begab und auch jene in kürzester Zeit geknackt hatte. Kurz ein wenig schwer schluckend, konzentrierte er sich für ein paar Sekunden auf die Stimme, die ihn beschallte, und trat dann ein. Antonin wusste sehr genau wo Nicholas seine Verstecke im Haus hatte, aber es kam ihm schon fast wie Leichenfledderung vor. Oder wie eine Trophäe, die er sich als Mörder mitnehmen würde. Serienmörder Marakow. Nein, das war kein besonders angenehmer Klang.

Auch hier wirkte alles so als ob die Familie nur kurz außer Haus wäre und jede Minute zurückkommen würde. Fast glaubte er manchmal Nicholas Schritte von oben zu hören, oder dessen halbironische halb belustigte Stimme hinter sich zu vernehmen. Ob er langsam paranoid wurde? Obwohl es nicht nötig war schlich er sich durchs Haus und wühlte sich alsbald durch die Verstecke, um immerhin mit ein wenig Ausbeute wieder bei seinem Auto zu stoppen. Na, war doch besser gegangen als gedacht. Dass er nur von ein wenig herumschleichen völlig verschwitzt war und sein Herz schneller als normal schlug, ignorierte Antonin komplett. Und immerhin könnte er seine Magnum jetzt gegen eine weitere Eagle tauschen. Genau das gleiche Modell wie seine eigene, was schonmal sehr angenehm war, da diese nicht mehr hergestellt wurden. Dazu mehrere Packungen mit Patronen, die ihm auch langsam aber sicher ausgingen und als besonderes Schmankerl oben drauf gab‘s noch ein spezielles Fernglas. Das könnte er früher oder später sehr gut gebrauchen. Doch jetzt... sein Blick wandte sich von den Waffen ab zum Schrottplatz hin - jetzt würde er üben.

Und genau das tat er. Ziehen, entsichern, zielen. Ziehen, entsichern, zielen. Aus allen möglichen und unmöglichen Lagen und Situationen heraus. Hin und wieder waren seine Bewegungen sogar fast tanzend. Noch etwas, das er in Russland lernen 'durfte'. Knarren konnten ziemlich anregend sein, auf ihre eigene Art und Weise. Natürlich nur in Händen von Personen, die mit ihnen umgehen konnten und die wussten, sie so einzusetzen. Das war etwas gewesen, auf das Antonin sich hin und wieder eingelassen hatte in Ermanglung eines besseren Hobbys. In diesen Dingen hatte man nicht scheu sein dürfen. Als er sich davon überzeugt hatte, dass seine Grundpeilung und seine Reaktionszeit gut genug war, ging er dazu über, in kurzer Reihenfolge Schüsse abzugeben und wie immer war er mit sich zufrieden. Man hatte ihn nicht umsonst Falcon genannt. Seine Zielpeilung war 1A. Ursprünglich sollte es ein Adler werden, aber wenn man schon bei Raubvögeln war, hatte er auf den Namen seiner Mutter bestanden. Verbindung zur Heimat und so...

Angenehm erschöpft zum Auto zurückkehrend, fand er Coles SMS vor und prüfte die Uhrzeit. Oje... besser er beeilte sich, nicht dass Cole doch noch vor ihm heimkommen würde. So war es dann bereits 2 Uhr, als er nach einer Dusche ins Bett kroch und fast sofort einschlief. Irgendwo am Rande bekam er noch mit, dass sein Freund sich irgendwann zu ihm legte, doch er war zu müde, um wirklich noch darauf zu reagieren. Er könnte ihm auch morgen noch den Kopf waschen...



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