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Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

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Darum geht es doch gar nicht...

Cole

Cole fuhr nach Hause. Sein Kopf war voll mit Gedanken, die er nicht ordnen konnte. Er begriff nicht, was mit Antonin plötzlich los gewesen war. Das Lächeln das andere hatte vor Falschheit geschrien. Er war kurz angebunden, wollte nicht über gewisse Dinge reden, was Cole natürlich akzeptierte, aber was ihn dennoch verwunderte. Denn eigentlich war es doch Antonin nie schwer gefallen, über Dinge zu reden, ganz anders als ihm. Ganz zu schweigen von diesem Kuss, der eher ein tuntiges Bussi gewesen war.

Und als Cole zu sich in die Wohnung kam, wusste er, was er falsch gemacht hatte, und er schalt sich einen Idioten. Wenn es ihn offensichtlich so beschäftigte, was mit Antonin los war, warum dann - verfluchte Scheiße - war es ihm nicht in den Sinn gekommen, ihn zu fragen? Weil er nie fragte? Weil er nicht wollte, dass man ihn selbst etwas fragte? Aber war Antonin genauso? War Antonin auch jemand, der lieber erzählte, wenn es sein musste, als dass er angesprochen werden wollte? Cole wusste es nicht genau. Aber er schätzte den anderen eher als jenen ein, der beides konnte, sich anvertrauen und gefragt werden. Cole zählte sich selbst zu keinem der beiden Gruppen. Er vertraute sich nicht an, und er wurde auch nicht gerne gefragt. Allerdings hatte er es mit Antonin anders ausgemacht. und vielleicht hatte dieser erwartet, dass er gefragt wurde? Cole zog sich mürrisch um, genervt von sich und dennoch nicht genau wissend, wieso. Er würde Antonin einfach nachher darauf ansprechen. Später würde er nachholen, was er offensichtlich versäumt hatte. Mal sehen. Vielleicht war Antonin ja auch wirklich nur ein Morgenmuffel, und sonst war gar nichts geschehen.

Cole zog sich um, zog sich seinen schwarzen Anzug an, wie er es gerne tat, wenn er einen größeren Deal hatte. Und diesmal war sein Geschäftspartner das erste Mal mit dabei. Es würde also wichtig sein, wie er auftrat.

Er fuhr ins Lady-Dream, es wurde vier, er trommelte seine Leute zusammen, doch als alle da waren, sie aufbrechen mussten, fehlte einer: Antonin. Cole griff irritiert zu seinem Handy. Er rief den anderen an, doch es ging niemand dran. Genervt, und vor allem besorgt fuhr er zum Deal. Er hatte jetzt einfach keinen Kopf für Antonin. Wenn dieser so unzuverlässig war...

Cole brachte den Deal gut über die Bühne, Costello würde zufrieden sein. Doch unterschwellig spürte er die wachsende Sorge. Antonin war noch nie unzuverlässig gewesen. Ganz im Gegenteil. Er hatte ihm mehr als einmal versichert, wie ernst er seinen Job nahm.

Cole war froh, als er Costello das Geld übergeben hatte. Nun würde er wieder Zeit haben, an Antonin zu denken, was er auch tat, indem er erneut die Nummer des anderen wählte. Doch wieder nichts.

Mittlerweile nagte die Sorge so sehr an ihm, dass er sogar ein Gefühl der Angst verspürte. Er erklärte Ragnar, der ihn fragend ansah, dass es ihm heute nicht gut ginge. Das Lächeln, das dessen Lippen zierte, konnte er zwar nicht zuordnen, aber er nahm ihm wenigstens die Verantwortung ab, das Lady-Dream für diesen Abend selbst abzuschließen. Wenigstens eine Sorge weniger...

Aber was sollte er mit Antonin machen? Cole redete sich mehr oder weniger erfolgreich ein, dass dieser sicher einen wichtigen Grund dafür hatte, nicht gekommen zu sein. Und wenn er sich wieder melden würde, würde er es auch verstehen können. Antonin war doch schließlich auch nicht sein Babysitter. Er war ein freier Mensch, der tun und lassen konnte was er wollte. Schließlich tat er, Cole, auch nichts anderes. Ende der Durchsage.

Cole stieg ins Auto und wollte nach Hause fahren, als er beschloss, doch bei Antonin vorbei zu fahren. Er konnte doch wenigstens mal schauen, ob jener zu Hause war. Dann wüsste er zumindest, dass ihm nichts geschehen ist.

In der Wohnung brannte kein Licht. Als Cole klingelte, nachdem er doch ausgestiegen war, öffnete niemand die Tür. Cole dachte einen Moment nach. Und nun war da auch keine beruhigende Stimme mehr, die ihn versuchte zu beruhigen. Nun spürte Cole ganz deutlich, dass er sich wirkliche Sorgen um Antonin machte. Doch was sollte er tun? Er hatte keine Ahnung, wo der andere sein könnte, ob er ein Hobby hatte oder irgendwelche anderen Verpflichtungen, die ihn abgehalten haben könnten. Nichts, er wusste gar nichts über ihn.

Nun, das stimmte nicht ganz. Er wusste, dass er eine Mutter hatte. Und er wusste, dass Nicholas ein wichtiger Mensch für ihn war. Nun, wo er letzteren finden könnte, das wusste er ja auch.

Als er beim Schrottplatz aus dem Auto stieg, blickte er sich kurz um. Er kannte jenen 'Rückraum', aber nicht genau das Wohnhaus. Doch als er zu dem Gebäudetrakt lief erkannte er auch das Haus, in das Antonin damals verschwunden war, um zu telefonieren. Ohne zu zögern trat er an die Tür und klingelte. Er merkte, dass er noch immer diesen Anzug anhatte, doch Zeit, sich umzuziehen hatte er im Moment einfach nicht.

Cole wartete ungeduldig. Die Sorge in seinem Magen ließen ihn in gewisser Weise aggressiv werden. Als die Tür endlich aufging, blickte er mit durchdringenden, kalten Augen in das ihm bekannte Gesicht des Ausbilders von Antonin. "Wo ist Antonin?", fragte er, seine kühle, abweisende Aura war in ihrer Vollkommenheit präsent. Er hatte das Gefühl, keine Zeit verlieren zu können. Und er war ohnehin eigentlich kein Mann von großen Worten. Er wollte in diesem Moment einfach nur wissen, wo Antonin war.
 


 

Nicholas

Nicholas wollte erst gar nicht öffnen, als die Türklingel ertönte, doch schließlich raffte er sich doch von dem Sessel auf, in dem er versunken war, und trat in den Gang. Wo er erst einmal Licht machte und die Tür dann langsam aufzog und seinen Besucher erblickte. Ein Besucher, der ihn nicht überraschen sollte, doch dass dieser so schnell hier auf der Matte stand? Hatte Tayra die Codes doch entziffern können? Er war beeindruckt von der Gestalt, die da gerade vor ihm stand und ihn mit Blicken durchbohrte, aber er hatte heute wirklich keine Nerven mehr für blöde Spielchen, so öffnete er die Tür ein Stück weiter und machte eine einladende Handbewegung ins Innere. "Im Krankenhaus", gab er schließlich die Antwort und entfernte sich von der Tür, zurück durch den Gang, wo er die Türen links und rechts ignorierte, sondern bis zum Ende durchging und in der Küche stehenblieb und sich über die müden Augen rieb. Schließlich ging er zum Kühlschrank und holte zwei Bier hervor, wovon er eines auf den Tisch stellte, den ihm noch recht fremden Mann dabei beobachtend, wie er näher kam und sich misstrauisch umsah. Nicholas konnte es ihm nicht verdenken. Was er ihm aber verdenken konnte, war, dass dessen Gesicht nichts verriet. Da erzählte er ihm dass sein Guard im Krankenhaus war und das war die Reaktion? Unzufrieden nahm er ein paar tiefe Schlucke von dem Bier und lehnte sich schließlich mit verschränkten Armen an die Küchenzeile.

"Nur falls es dich interessiert...", fing er an, musste jedoch stocken und trank abermals. Es fiel ihm nicht leicht auch nur daran zu denken. "Er hatte einen ganz simplen Autounfall. Wenn man es so nennen will. Ein Zeuge berichtete, dass Antonin den Jeep herumriss als ein Kind auf die Straße lief. Genau auf die Gegenfahrbahn, vor einen Truck." Abermals trank er und stellte die dadurch schnell geleerte Flasche unachtsam beiseite. Das war nicht sein erstes Bier heute Abend und es würde wohl auch nicht sein letztes sein. "Wundersamerweise hat er nicht nur überlebt, sondern kam relativ unbeschadet aus dem Wrack von einem Fahrzeug. Relativ deshalb, weil es momentan so aussieht, als ob er einen Großteil seines Gedächtnisses verloren hat. Als er aufwachte hielt er sich für siebzehn und sie mussten ihn unter Beruhigungsmittel stellen, als er unerlaubt aufstand und in einen Spiegel sah", zählte er so monoton wie möglich auf, auch wenn seine Stimme hin und wieder brach. Es war ihm nicht peinlich. Antonin war so etwas wie sein kleiner Bruder. Er gehörte zur Familie. "Als Tayra und ich angerufen wurden und ins Krankenhaus kamen, erkannte er uns zuerst nicht, doch dann wurde er zu einem Berserker und hat alle Dinge, die ihm in die Finger kamen nach mir geworfen." Er atmete tief durch und wandte seinen Blick von dem momentan so gar nicht in diese Küche passenden Mann und dessen Anzug zum Kühlschrank, wo er sich das nächste Bier heraus holte. "Danach schwankte er. Mal erkannte er Tayra, mal nicht. Mal bat er mich sein Fahrzeug zu reparieren, während er mich in den nächsten Minuten in die Hölle wünschte." Er öffnete das Bier, trank jedoch nicht sondern blickte nachdenklich auf den zwischen ihnen stehenden Küchentisch. "Seinen Doktor erkannte er und dieser beriet sich mit dem behandelnden Arzt und danach wurde er wegen zu großer psychischer Belastung wieder ruhig gestellt. Schlaf und Beruhigungsmittel."

Schließlich trank er doch wieder, genoss das kühle Getränk und setzte dann wieder ab. "Jetzt weißt du, wo er ist", verkündete er und zog ein Handy aus seiner Jeans bevor er es Cole zuwarf. "Da ist Tonis Simkarte drinnen. Wir wurden nicht schlau aus den Bezeichnungen im Adressbuch, daher konnten wir dich auch nicht informieren. Tja.. ich befürchte auf eure Droge werdet ihr eine Weile verzichten müssen."
 


 

Cole

Coles Miene versteinerte sich mit jedem Wort, das der sichtlich mitgenommene Mann ihm gegenüber von sich gab. Cole beachtete das Bier gar nicht, sondern seine dunkler und dunkler werdenden Augen waren nur auf diesen Mann gerichtet.

Cole hatte das Gefühl, dass er nichts begriff. Gar nichts. Er begriff nicht, was diese Worte bedeuteten. Er begriff nicht, was geschehen war, wie es geschehen konnte. Er begriff nicht, was er zu verstehen glaubte. Das war nicht das, was er hören wollte. Er wollte etwas hören, wie "Antonin ist in den Urlaub gefahren und kommt morgen wieder" oder etwas wie "Antonin? Der ist zum Superbowl gefahren." Aber er wollte nicht das hier hören.

Nur langsam drangen die Worte des anderen zu ihm durch. Nur langsam ließ er zu, dass er verstand, was jener sagte. Ob Nicholas log? Ob das alles gar nicht stimmte? Aber das Zittern in der Stimme des anderen, die Sorge, das Entsetzten, die die Stimme brechen ließen, waren echt, nicht gespielt. Dieser Mann sprach die Wahrheit. Eine Wahrheit, die er nicht begreifen wollte.

Antonin hatte einen Autounfall gehabt? Wie konnte es sein? War er am Ende... Cole wusste, wohin jener gerade unterwegs gewesen war. Er senkte einen Moment den Blick, als er das begriff, blickte auf seine Finger und sah dann wieder auf. Nun, zumindest war ihm physisch offensichtlich wie durch ein Wunder nichts geschehen. Aber was Nicholas ihm erzählte hinsichtlich seiner psychischen Verletzung... Cole spürte, wie ihm schlecht wurde, wie er sich am liebsten übergeben wollte. Er spürte, wie sich in ihm alles verkrampfte. Antonin litt also unter Amnesie, hatte einen psychischen Schock. Er war 17? Das musste das Alter gewesen sein, das er hatte, bevor er als Guard ausgebildet worden war, bevor er nach Russland kam... Wieso wunderte ihn das nicht? Wieso wunderte ihn nicht, dass die Psyche des anderen sich ausgerechnet dieses Alter ausgesucht hatte...

Überrascht fing Cole das Handy, betrachtete es kurz. Mit geübten Fingern war er im Telefonbuch, und da stand er auch recht schnell, nicht unter C sondern unter B für Bossmann. Kurz war Cole versucht zu lächeln, doch es sah eher aus wie eine Fratze. Dann blickte er erschrocken auf, als er Nicholas letzte Worte vernahm. Und das erste Mal glomm Emotion hoch. Bestialische Wut. Er trat auf Nicholas zu, und drückte ihm das Handy an die Brust. "Darum geht es doch gar nicht...", fauchte er und funkelte Nicholas an. "Welches Krankenhaus?"

Er ließ sich den Namen nennen. "Ich stehe übrigens unter Bossmann drinnen", fügte er hinzu, trat wieder einen Schritt zurück und blickte Nicholas noch einen Moment musternd an.

Dann verließ er die Wohnung, fuhr direkt zum Krankenhaus. Durch eine Scheibe blickte er zu jenem Mann, den er letzte Nacht in seinen Armen gespürt hatte. Er lag da, unter Medikation gestellt, beruhigt, wie ein Kind schlafend. Cole spürte, wie sich in ihm alles zusammenzog, er nicht mehr fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen.

Er blieb bis zum Morgengrauen, sich vehement gegen die Schwester wehrend, die ihn nach Hause schicken wollte. Erst als Antonin wieder aufwachte, fuhr er nach Hause, sich diesem nicht zeigend. Er hatte einen Entschluss gefasst.

Und dieser Entschluss sah vor, dass Antonin seinem Wunsch nachkommen sollte: Dem Wunsch, alles was mit Brutalität zu tun hatte, zu vergessen. Diesen Lebensabschnitt zu vergessen, der ihm nur Gewalt, Tod, Schrecken, Verzweiflung und Folter gebracht hatte. Und er, Cole, war ein Teil von dieser Welt. Also würde er den anderen auch nicht an ihn erinnern. Er hatte sich einmal geschworen, dass er Antonin vor sich und seiner Welt schützen wollte. Nun, jetzt hatte er die beste Gelegenheit dazu.

In den nächsten Tagen stürzte sich Cole in die Arbeit. Er reiste sogar einen Tag nach Chicago, einen Rückflug so buchend, dass er abends wieder in New York war. Denn jede Nacht verbrachte er im Krankenhaus, beobachtend, wie Antonin schlief. Er wollte zumindest sehen, dass es ihm besser ging. Ihm selbst zeigte er sich nie. Sein Entschluss stand fest. Dieser Augenblick war vielleicht ein Wink des Schicksals. Es war besser, wenn Antonin von seiner Welt verschont blieb. Antonin hatte momentan ohnehin genug andere Sorgen.



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