Zum Inhalt der Seite

Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chicago

Gawain

Zeitungsarchive erstaunten Gawain immer wieder. Ein Hort ewigen Wissens und für jeden, der sich nicht zu schade war, seine Zeit an einem solchen Ort zu verbringen, ein unerschöpflicher Quell an Informationen. Vor einigen Stunden hatte er seine Akten durch den Schredder geschickt und seinen Laptop in einem Schließfach seiner neuen Bank hinterlegt. Denn, schneller als gedacht, war er auf eine Person gestoßen, die ihm womöglich unkomplizierten Zugang zu einer der Organisationen verschaffen könnte, die sich fast ganz oben auf seiner Wunschliste befand.

Und zu verdanken war das einem mehr als willkommenen Zufall. Wie die ganzen letzten Tage hatte er gerade mit einem der kleineren Dealer verhandelt, als ein älterer Russe dazu gestoßen war und scheinbar einige Dinge abgefragt hatte. Neugierig geworden hatte Gawain sich eingemischt und erklärt, dass er hier gerade dran war, woraufhin ihm eine kleine blaue Kapsel zugeworfen worden war, mit den Worten, dass er dieses Ding dem gepanschten Zeug vorziehen würde und dass er mal die Fresse halten sollte. Dummerweise hatte er früh gelernt, dass man sich von solchen Worten alleine nicht beeindruckt zeigen sollte und so hatte er die Kapsel zurückgeworfen und erklärt, dass er nicht auf Aspirin wäre. Das fand der Russe offenbar sehr lustig, denn ihm wurde erklärt, dass die Flüssigkeit keineswegs Aspirin sei sondern eine neue Droge, die momentan nur schwer zu bekommen war. Und von dort war es nicht mehr weit bis zu ein paar ausgegebenen Getränken gewesen und von seiner Seite aus die Offenlegung der Tatsache, dass er versuchte, einen Job zu bekommen. Dass er nur erstmal schaute wo, weil er keine Kugel wegen gepanschtem Zeug abbekommen wollte. Etwas, das dem Russen, Stavros wie er erfuhr, zu gefallen schien und nach einigen Stunden des deutlichen Aushorchens war er weggeschickt worden mit dem wagen Versprechen auf Arbeit.
 

Die neue Droge, wie er inzwischen wusste besaß den Namen Blue Wonder und galt als neuer Geniestreich der Szene um den Hafen. Wenn ihn nicht alles täuschte, müssten das hauptsächlich die Iren an der Spitze sein. Jene Droge schien begehrt, aber noch recht rar zu sein. Was für ein recht gutes Preisverhältnis zu sorgen schien. Und selbst mit viel Nachbohren, auch bei anderen bekifften oder anderweitig high-gesetzten Dealern, bekam er nicht mehr heraus. Gawain konnte es sich momentan nicht mehr leisten, auf polizeiliche Daten zurück zu greifen, und darum war er nun hier im Zeitungsarchiv. Aber auch diese Nachforschungen erwiesen sich momentan als eher dürftig, denn bisher gab es keine Todesfälle, die einer neuen Droge zugeordnet gewesen wären und auch keine bekannten Razzien, die etwas derartiges zutage gefördert hätten. Aber damit war sein Interesse geweckt und er hoffte auf diesen Stavros. Und immerhin über jenen wusste er inzwischen mehr. Eine Art Vermittler zwischen den Welten, hauptsächlich in der Informationsbeschaffung tätig, der für jeweils denjenigen arbeitete, der ihm am meisten bot oder den er sympathisch fand.

Seufzend fuhr Gawain sich mit der Hand über das Gesicht. Jetzt hieß es untätig zu sein und zu warten. Etwas mit dem er überhaupt nicht klarkam, aber das jetzt wohl sein musste. Wenn man ihm tatsächlich 'Zutritt' gewähren würde, ließe sich hoffentlich bald feststellen ob sich dort einer der großen Fische befand auf den seine Abteilung hoffte.
 

-,-,-,-,-,-,-,-,-,-,-,-,-
 


 

Cole

Der nächste Tag hielt wenig positive Neuigkeiten für ihn bereit. Im Lady-Dream wartete einige Arbeit auf ihn, besonders die Tatsache, dass es am Vorabend eine Schlägerei gegeben hatte, bei der die Bullen angerückt waren und dies gleich einmal als Gelegenheit wahrgenommen hatten, sich ein wenig umzusehen. Doch sie hatten weiter nichts unternommen. Sie waren in solchen Fällen gut vorbereitet. Cole hatte eine Art 'Notfallplan' für solche Situationen und allgemeine Verhaltensregeln, die jeder Mitarbeiter befolgen musste, so dass die Polizei weder Drogen noch Waffen finden konnte. Und da seine Mitarbeiter genauso wenig Lust auf dergleichen Trouble hatten, hielten sich alle daran.

Die nächste Neuigkeit hatte sein Chef, der schon am frühen Nachmittag hereinkam und ihm ein Flugticket nach Chicago auf den Tisch legte, ihm mitteilte, der Flieger ginge in 4 Stunden und er solle dort einen Deal verhandeln. Der Rückflug sei in vier Tagen geplant.

Wissend, dass er mindestens 1 Stunde zum Flughafen brauchte und er zwei Stunden vorher eingecheckt sein musste, fuhr er eilig nach Hause, packte seine Tasche, organisierte, dass die Nachbarin sich 4 Tage um Corleone kümmern sollte. Erst am Flughafen fiel ihm wieder die Tasche ein, die im Lady-Dream stand. Und so zog er beim Einchecken noch einmal das Handy aus der Tasche, tippte erneut eine SMS, dass er nach Chicago unterwegs sei, Antonin solle seine Tasche im Lady-Dream abholen. Dann fragte er noch, ob er einen schönen Abend gehabt habe und teilte ihm mit, dass er sich wieder melden würde, wenn er zurück sei.

Während des Fluges ging er die Informationen durch, die er von dem Geschäftspartner hatte. Es war nicht das erst Mal, dass er in Chicago war. Aber so oft war es nun auch wieder nicht gewesen. Und in New York kannte er sich einfach besser aus. Und so war er immer recht angespannt.
 


 

Antonin

Die Sonne verbreitete gerade ihre ersten zögerlichen Strahlen als er endlich seine Wohnungstür aufschloss und sich dann seufzend gegen die nächste Wand lehnte. Antonin hatte ja schon immer gewusst, dass es einen bestimmten Teil in ihm gab, der lebensmüde war, aber das heute Abend konnte man ruhigen Gewissens als selbstmörderisch veranlagt bezeichnen. Aber verdammt, wie er es hasste zu verlieren, und in solchen Momentan zählte nicht die eigene Sicherheit sondern der Sieg. Etwas, mit dem Tayra und er dieses Mal nicht belohnt worden waren. Dafür war ihr Fahrzeug jetzt auch erst mal Schrottreif und Nicholas hatte sich aufgeführt wie ein wildgewordener Berserker. Sie beide hatten einfach nur dagestanden wie zwei kleine Kinder und die Strafpredigt über sich ergehen lassen. Darauf hoffend, dass jenes Gewitter so schnell vorbeizog wie es aufgetaucht war. Fehlanzeige. Uh... Nicholas war sogar noch angefressen gewesen als er ihn an seiner Wohnung abgesetzt hatte. Gerade mal ein mürrisches 'Nacht' hatte er abbekommen.

Aber dadurch, so philosophierte er, als er sich für sein Bett fertig machte, musste er nicht mehr über die plötzliche Überkühle von Cole denken. Von einem Moment auf den anderen war ihm ein Mann gegenüber gestanden, den er nicht einschätzen konnte. Jemand, der sich kaum schnell genug von seiner Gegenwart befreien konnte. Zack und weg war er gewesen und alles was er von dem bis dorthin schönen Tag abbekommen hatte war ein Schulterdrücken. Was zur Hölle?!

Ächzend ließ er sich in sein Bett fallen, griff sich sein zweites Kissen und drückte es nahe an sich. Vielleicht hätte er einfach nicht ans Telefon gehen sollen. Vielleicht wäre Cole dann hier, oder er bei ihm. Tief seufzend und sich auf einmal wieder furchtbar einsam fühlend schloss er die Augen und versuchte den eigentlich dringend benötigten Schlaf nachzuholen. Etwas das ihm nur schwer gelang und als er sich am späten Nachmittag, fast schon frühen Abend aus den Federn quälte und auf sein Handy blickte sah er zwei Nachrichten. Von Cole. Etwas das ihn zuerst freute, da er nun endlich mal dessen Nummer hatte, doch jene Freude kühlte schnell ab, als er fertig mit dem Lesen war. Toll. Jetzt war Cole auch noch ganz weg. Gerade wo er nichts lieber täte, als zu ihm zu fahren und ihn zu küssen bis er besinnungslos wäre.

Und wo zum Henker kamen diese Kuschelanfälle jetzt auf einmal her?
 

Grollend stieg er in die Dusche, abermals auf seine Wunde aufpassend und sich darüber ärgernd, dass er jetzt gerade niemanden da hatte, der sie ihm wechseln würde. Doch das hielt nicht lange an. Man sollte dankbar für die Dinge sein, die man hatte und in diesem Fall war das eine höchst geheime Telefonnummer. Und Zutritt zu Coles Wohnung. Und zu dessen Bett. Was, wenn man Coles Worten Glauben schenken wollte, eine Premiere dargestellt hatte. Diese Gedanken zauberten ein kurzes Lächeln auf sein Gesicht, bevor er schließlich Ragnars Nummer wählte und sich für in einer Stunde ankündigte und um etwas Zeit bat. Dann schrieb er eine SMS an Cole, dass sein Abend nicht übel gewesen sei, aber es besser hätte laufen können und dass er sich seine Tasche dann dort abholen würde. Zudem bedankte er sich für dessen Umsicht und wünschte ihm viel Erfolg. Bei was auch immer.
 

Als er tatsächlich eine Stunde später vor dem Lady-Dream hielt musterte er die Anlage ein wenig skeptisch. Normalerweise bekam er immer ein gewisses Kribbeln im Bauch, wenn er hier vorfuhr. Sei es aus Nervosität oder Vorfreude, doch diesmal blieb das aus. Lag wohl am Wissen, dass Cole nicht hier wäre. Cole... Cole... Cole! Genervt ließ Antonin seinen Kopf kurz gegen den Lenker knallen. Er führte sich auf wie ein Teenager auf Drogen. Das sollte lieber schnell wieder ein Ende finden, sonst würde Cole ganz sicher einen Weg finden: Den nach draußen.

So schlenderte er aber schließlich in den Club, begrüßte die Türsteher mit einem Nicken und sah sich nach Ragnar um. Jener hatte ihm versprochen ihn vor dem Zimmer abzufangen. Warum auch immer, aber es sollte Antonin nicht stören. Und als er ihn schließlich an der Bar ausmachte, hielt er auf ihn zu und setzte sich dann neben ihn.

"Heya Ragnar, schön, dass du Zeit für mich gefunden hast", begrüßte er ihn und bestellte sich erst mal ein RedBull.
 


 

Ragnar

Die Stimmung im Club war getrübt. Wenn Cole nicht da war, sondern nur der Boss, schien alles angespannter und nervöser zu sein. Dass ausgerechnet Cole diesem Laden die nötige Ruhe gab, war in manchen Augen ein Kuriosum. Schließlich war Cole nicht nur ein unterkühlter Mensch, der in seinen Augen wesentlich furchteinflößender aussah, als der Boss mit seinem Lächeln, sondern Cole war auch noch vom anderen Ufer. Aber vielleicht war genau das, was Damen hier die Sicherheit gab. Sie wussten, dass Cole sie in Ruhe ihre Arbeit machen ließ und ihnen nicht hinterher stieg. Und die Distanz war ihnen nur recht. Beim Boss und besonders dessen Leuten war das nicht wirklich die Regel, führten sich diese doch meist auf wie ausgehungerte Gorillas. Und Cole war zwar ein unterkühlter Mensch, aber er war auch direkt, gab klare Anweisungen und letztlich wusste man so immer, woran man war. Die Männer des Clubs zügelte er durch seine Aura.

Ragnar kannte Cole schon so lange, dass er sich von seiner Ausstrahlung nicht mehr beeindrucken ließ. Er hatte schon zu viel Scheiße mit ihm erlebt. Nun ja, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Denn auch wenn sie sich lange kannten und Ragnar einiges von Cole wusste, so war ihr Verhältnis nach seiner Rückkehr aus Europa nicht mehr so vertraut wie früher, als sie sich hatten alles erzählen können. Aber so sehr er auch darunter ein wenig litt, so sehr war er einfach froh, dass er ihm dennoch nahe sein konnte, zumindest sah er ihn jeden Tag, sprachen jeden Tag miteinander und konnten sich aufeinander verlassen. Mehr wünschte er sich momentan nicht. Die anderen Träume hatte er aufgegeben. Es war ihm zwar auch nie wieder jemand über den Weg gelaufen, der ihn so sehr fasziniert, so sehr für sich eingenommen hatte, wie Cole, aber er hatte seinen Seelenfrieden hinsichtlich seiner Gefühle für diesen gefunden. Mittlerweile wusste er, dass das, was er mit Cole teilte, wesentlich wertvoller war. Hätten sie jemals eine noch … sagen wir ‚intimere‘ Beziehung gehabt, dann wäre er wohl nicht mehr hier.

Was Ragnar heute wunderte, warum der Chef noch da war, obwohl Cole schon seit einiger Zeit unterwegs war. In letzter Zeit nutzte er das Büro nicht mehr als sein Agitationszentrum, wohl weil er mehr und mehr Verantwortung an Cole abgegeben hatte, aber auch weil er sich generell mehr und mehr zurückzog.

Als Ragnar von Antonin angesprochen wurde, schreckte er aus einem Stapel Post hoch. "Hey Antonin", lächelte er, dann trat er näher an ihn heran. "Wir sollten uns heute nicht über deine Schmerzmittel unterhalten. Gestern war das Reinigungspersonal da." Noch hatten sie nicht alles abgesucht nach Wanzen, die die Polizei gerne versteckte, wenn sie einmal die Möglichkeit hatten sich ganz offiziell hier umzusehen. Er deutete ihm mit dem Kopf an, ihm zu folgen und führte Antonin an. Als sie zur Hintertür kamen, verließ Mister Costello gerade das Büro, dicht gefolgt von seinen Hünen. Er nickte Ragnar zu. "Ich werde die nächsten Tage, solange Cole nicht da ist, noch mal vorbeischauen. Wenn es wegen irgendwas Probleme geben sollte, ruf an." Der Blick Costellos glitt auf Antonin, musternd, dann ging er weiter. "Dann können wir jetzt auch ins Büro gehen. Dort ist es ungezieferfrei", kommentierte Ragnar und führte Antonin dorthin. Er griff zu Antonins Tasche, die Cole neben der Tür abgestellt hatte und reichte sie Antonin. Cole hatte ihn davon unterrichtet, dass jener wohl deswegen kommen würde. "Hier deine Sachen", erklärte er. "Ich hoffe ansonsten ist alles in Ordnung?", fragte er. "Du wolltest noch etwas mit mir bereden? Geht es um CI-4? Cole hat ein wenig von deinen Schmerztabletten mit nach Chicago geschickt. Vielleicht werden wir bald mehr brauchen können. Ich hoffe du sagst mir jetzt nicht, dass du momentan nicht produzieren kannst."
 


 

Antonin

Überrascht ruckte eine Augenbraue nach oben, doch dann nickte er. Hm, das Reinigungspersonal, ja? Was war in letzter Zeit nur los mit diesen Bullen? Gab es keine Mörder mehr zu suchen? Waren ihnen die Kinderschänder ausgegangen? Gut, das mit den Waffen war das eine, aber die meisten Drogenabhängigen waren es aus eigenem Antrieb geworden. Und daher besaß Antonin deswegen kein schlechtes Gewissen. Zudem er sein eigens Zeug ja auch ständig versuchte zu verbessern, nicht nur was den Kick, sondern auch was die Nebenwirkungen betraf. Das Problem war nur, der menschliche Körper war eben nicht für diese extremen Belastungen auf Dauer eingestellt. Im Grunde waren die Nebenwirkungen also nicht einmal die Schuld der Droge, sondern einer solche Überbenutzung. Aber wie dem auch war, er folgte Ragnar anstandslos und nickte auch nur einem Kerl zu, den er aus dem letzten Deal zu erkennen glaubte. Zumindest bis sie dem nächsten seltsamen Kerl begegneten.

Ruhig huschten Antonins Augen über die Gestalt des anderen und er musste nicht lange überlegen, um diesen Mann wieder zuordnen zu können. Das war derjenige der am Abend des Deals mit ein paar Gorillas zur Tür hereingekommen war, als er selbst sich gerade verabschiedet hatte. Hm, gehörte der dann wohl zur Organisation? Die passende Aura dafür hätte er und der Blick, den Antonin abbekam, sprach sein Übriges. Von den Worten die er notgedrungenermaßen zwischen den beiden Männern belauschte einmal ganz zu schweigen. Ein Stellvertreter? Oder doch noch was Höheres? Vom Alter her würde er auf letzteres tippen. Aber was ging es ihn an? Er gehörte hier nicht wirklich dazu. Zumindest redete er sich das nach wie vor noch recht erfolgreich ein und so folgte er Ragnar ins Büro und griff lächelnd nach der Tasche, die ihm gereicht wurde.

"Ah, sehr schön. Vielen Dank", murmelte er und stellte sie dann neben sich, bevor er sich ungefragt setzte. Durch den vielen, aber ungewöhnlichen Schlaf war er im Grunde genommen nur noch müder als vorher sowieso schon. "Hattet ihr eine Razzia?", fragte er noch bevor er mit den ganzen Fragen überhäuft wurde und so hob er ein wenig ausbremsend die Hände.

"Ich lauf nicht gleich wieder weg. Eines nach dem anderen, ja? Ich bin heute nicht auf der geistigen Höhe", gab er noch zu und begann dann damit zu antworten. "Also, man könnte sagen es ist alles in Ordnung und ja ich wollte etwas mit dir besprechen und nein es geht nicht um CI-4." Doch dann runzelte er die Stirn. "Naja, ich war nicht gerade fleißig die letzten Tage. Was aber Coles Schuld ist!", verteidigte er sich auch gleich darauf und dachte kurz nach. "Ich kann produzieren, das ich nicht das Problem. Momentan noch nicht. Aber wenn ihr weiterhin so fleißig durch die Gegend rennt und das Zeug verkauft, dann könnte es zu einem Problem werden. Zumindest bis ich das Labor habe", gab er zu und hob eine Hand um sich die Schläfe zu massieren.

"Ich bin ja eigentlich hergekommen, um zu fragen, ob ihr nicht Platz für nen Läufer oder sowas habt." Er wedelte mit der Hand. "Oder wie auch immer ihr die Leute nennt. Kennst du Stavros? Er ist eher in der russischen Szene bekannt und ich vertraue ihm ein Stück weit, da er mir damals auch einige Kontakte ermöglicht hat, als ich selbst noch gar nichts vorzuweisen hatte. Er hat einen Riecher für Leute, wenn man mich fragt. Und jetzt hat er wieder einen Kerl an der Hand, der sich Geld verdienen möchte und sich für Drogen nicht zu schade wäre. Von mir aus kann er auch Lieferjunge von CI-4 spielen. Ich bin nur hier, um dafür anzufragen und im Grunde ist es mir auch egal, da ich damit meine Schuldigkeit getan habe", gab er bekannt und zuckte ein wenig schief lächelnd die Schultern. Er mochte Ragnar, aber es war eben nicht Cole. Wobei es ihm irgendwie lieber war dieses Anliegen dem Mann vor sich vorzutragen als Cole. Man musste nicht sofort damit rechnen Eisbeulen wegen sowas davon tragen zu müssen.
 


 

Ragnar

"Wir hatten gestern eine Schlägerei hier und das haben die Bullen als Anlass genommen, um sich mal ein wenig umzusehen. Ich bin mittlerweile überzeugt, dass auch die Schlägerei nicht zufällig stattgefunden hat. Und damit wären wir auch bei dem, was dich von deiner Arbeit abgehalten hat." Ragnar lächelte. "Eure Aktion war ja richtig Kamikaze... Aber sehr effektiv. Die Zeitungen sind heute voll davon. 'Drogensüchtiger Polizist von organisiertem Verbrechen gerächt', um nur eine der vielen Schlagzeilen zu lesen. Cole muss wohl die Informationen rausgegeben haben, denn die Polizei war nicht sehr angetan von den Medien. Die nächste Zeit wird es dann zumindest für uns ein wenig ruhiger, bis die sich wieder organisiert haben. Hatte ich zumindest gehofft. Wie dem auch sei." Ragnar hatte sich mittlerweile auch gesetzt, legte die Post, die er noch in der Hand hatte auf den Schreibtisch. "Blue Wonder ist auf dem Markt mehr als begehrt. Die Preise, die man dafür bereit ist zu zahlen, steigen fast täglich. Ich denke es wird nicht lange dauern, bis du deine Labor-Wünsche in die Tat umsetzten kannst. Nächste Woche ist eine neue Zahlung fällig. Ich denke wir erledigen das wie gehabt. Das funktioniert ja immer recht gut mit dem Schließfach deiner Wahl."

Ragnar blickte auf und runzelte etwas die Stirn, als Antonin den wahren Grund für sein Kommen mitteilte. "Jemand, der Geld verdienen möchte?", fragte er nach. "Nun, dieses Pflaster ist ziemlich heiß. Und Stavros kenne ich natürlich, auch wenn wir bisher wenig miteinander zu tun hatten. Cole versammelt normalerweise nur Leute um sich, die er kennt. Die meisten, die für ihn arbeiten haben schon unter ihm in der Jugendorganisation gearbeitet. Es hat recht lange gedauert, bis er sie zusammen hatte, weil die Posten teilweise von seinem Vorgänger noch besetzt waren. Don war der letzte, der noch zum alten Personal gehörte." Ragnar lehnte sich zurück. "Allerdings fehlen uns momentan tatsächlich Leute. Seit der Aktion in Coles Elternhaus haben wir drei Männer weniger und das merkt man schon." Ragnar zuckte mit den Schultern. "Ich kann Cole ja mal fragen. Ich habe da nichts zu entscheiden. Aber soweit ich weiß kommt Cole erst in vier Tagen zurück. Solange muss sich der Läufer wohl noch gedulden." Ragnar blickte Antonin an. "Cole hat seine eigenen Methoden, wie er seine Leute auswählt." Er lächelte kurz in Gedanken. "Vielleicht ist er ja gewillt, auch diesen zu testen."
 


 

Antonin

"Kamikaze...", wiederholte Antonin gedehnt und nickte dann abrupt. "Sehr wohl, das war sie. Aber dieser Mensch ist ein Sturkopf der allerschlimmsten Sorte. Ich bin ja froh, dass wir immerhin fast 24 Stunden Vorlaufzeit hatten", brummelte er sarkastisch doch horchte dann auf. "Sowas steht in der Zeitung?", ächzend ließ er sich tiefer in den Stuhl zurücksinken und rutschte an dessen Rückenlehne ein Stück weit nach unten. "Ich werde später wohl selbst mal eine kaufen müssen. Vom organisierten Verbrechen gerächt, hm? Man, man, verrückte Welt. Und man sollte meinen, die haben Wichtigeres zu tun, als hier dann eine Schlägerei anzuzetteln." Es fiel ihm inzwischen gar nicht mehr so leicht, logisch zu denken. Vielleicht hätte er doch hiervor etwas essen sollen, aber das Gespräch würde er jetzt auch noch herumbekommen. Besonders als da wieder der Herstellerstolz in ihm durchschlug, so lächelte er offen und nickte. "Das ist gut, denn ich kann es mir nicht leisten noch größere Mengen davon herzustellen. Soviel Freiraum wie mir auch gewährt wird, so kann ich dort nicht nur herumhampeln, um Dorgen herzustellen. Demnach wird das alles weniger kompliziert wenn es einmal soweit ist."

Dann sah er dabei zu wie Ragnar die Stirn runzelte, als er das mit dem Kerl von Stavros ansprach und war nicht überrascht. Antonin wäre es sogar ganz recht gewesen, das Ganze komplett unter den Tisch fallen zu lassen, aber soviel schuldete er dem anderen Russen wohl doch.

Allerdings wurde er dafür sogar noch belohnt, mit Informationen über Cole. Es waren wenige, es waren nicht gerade unerwartete, aber es waren neue. Und je mehr er davon hätte, desto besser würde er Cole erkennen können. Desto klarer würde das Bild von ihm werden und er müsste nicht immer wieder aufs Neue überrascht sein, wenn plötzlich wieder ein anderer Mann als noch vor 5 Minuten vor einem stand. Eine Jugendorganisation also? Nun, das lag wirklich nahe, erklärte dann aber nicht, dass er es schon so weit gebracht hatte. Normalerweise galten da doch eher unbeugsame Regeln? Wenn er sich nicht täuschte und das hatte er in dem Bereich ja schon häufiger getan.

Doch dann gab Antonin einen halb unwilligen, halb belustigten Laut von sich. "Das unterschreibe ich sofort!", gab er in Bezug auf die eigenen Methoden zum Auswählen bekannt. "Aber immerhin hat er mir mein Hemd ersetzt, also bin ich nicht nachtragend." Kurz stockte er und grinste dann frech. "Zumindest nicht sehr." Doch dann erhob er sich und streckte Ragnar die Hand hin, einen kleinen Zettel zwischen zwei Fingern haltend. "Da wäre die Nummer von dem Kerl, wenn ihr es euch überlegt habt. Ich werde mich jetzt wieder verdrücken, weil ich da jemanden im Nacken habe, der mich jedes Mal fragt, ob ich produzieren kann und ständig ganz dezent auf die nächsten Lieferungen hindeutet." Er beugte sich ein Stück vor und flüsterte verschwörerisch. "Und ich bekomme langsam ein wenig Angst, was passiert, wenn ich dann doch nicht liefere.“ Gut gelaunt zwinkerte er Ragnar zu, auf den er ja eben mehr als nur angespielt hatte, griff sich seine Tasche und hielt auf die Tür zu. "Ich schicke dir die nächsten Tage eine SMS. Die erste Zahl ist das Schließfach, die zweite der Code. Pass auf dich auf Ragnar, sind seltsame Zeiten momentan." Damit wank er und war auch schon aus dem Büro verschwunden.
 

Bei seinem Auto angekommen horchte er kurz in sich und befand, dass er richtig gehandelt hatte. Natürlich hätte er versuchen können mehr Informationen aus Ragnar zu ziehen, aber es gab jemanden, von dem er das alles hören wollte. Und das war eben nicht Ragnar.
 

Die nächsten Tage vergingen in einem unglaublich stressigen Wirbel. Seine normale Laborarbeit, die CI-4 Herstellung, die Auslieferung davon, seine Sitzungen und ganz zu schweigen von seinen und Tayras Versuchen, den guten alten Nicholas wieder gütig zu stimmen. Alles in allem fiel ihm nur immer erst im Bett auf, das ihm etwas fehlte. Und das war seltsam, denn wann immer er und Cole sich getroffen hatten, meistens waren vor dem nächsten Treffen mehrere Tage vergangen. Mindestens. Und diesmal?

Diesmal ging er fast die Wände hoch, tigerte in seinem Schlafzimmer auf und ab und haderte mit sich selbst. Natürlich wollte er Cole anrufen oder ihm zumindest eine SMS schreiben, aber dafür gab es keine Regeln. Es war nicht definiert ob so etwas gewünscht war oder nicht. Antonin wusste nicht ob es in Ordnung wäre, dieser Sehnsucht nachzugehen und darum ließ er es. Gerade weil Cole ihm gesagt hatte, er würde sich melden, wenn er zurück wäre. Das klang auch nicht so, als wäre es in Ordnung sich bei dem anderen Mann vor Ablauf dieser 'Frist' zu melden. Verdammte Nächte!
 


 

Cole

Wie gewohnt war er abgeholt von Padrick worden, einem derer, die hier den Laden schmissen. Sie kannten sich schon länger, und eine Zusammenarbeit gestaltete sich immer als recht angenehm und reibungslos. Diesmal gab es Einiges zu tun. Gleichzeitig nahm er den Termin als Anlass, ein wenig CI-4 zurückzulassen, um es auch hier in dieser Szene testen zu lassen. Dennoch kam er erst am Abend vor seinem Rückflug wieder dazu an jene Nacht und jenen Tag zu denken, die ihm nun wieder so unrealistisch vorkamen und so weit entfernt zu liegen schienen. Und wieder fragte er sich, ob es überhaupt einen Weg in seinem Leben geben konnte, den er zusammen mit Antonin bestreiten konnte. Nicht, weil er es nicht wollen würde, sondern einfach wegen dem, was sein Leben für ihn bereithielt: Die Verpflichtungen, die Arbeit, das Milieu, die Gefahr, die Unsicherheit.

Müde lag er in seinem Hotel in seinem Bett und dachte an den Mann, der ihm gerade fehlte. Die Erinnerung an ihn, ließ ihn sich in diesem Moment so einsam vorkommen.

Und so griff er zu seinem Handy. Es brauchte in etwa 15 Minuten, in denen er das Display, Antonins Nummer darauf anstarrte, nicht wissend, ob er anrufen sollte oder nicht. Doch schließlich schaffte er es doch auf jene grüne Taste zu drücken, betrachtete dann auf dem Display, wie das Handy wählte, und hielt schließlich das Handy an sein Ohr, sich auf die Stimme des anderen freuend. "Hey", begrüßte er Antonin und erst jetzt fiel ihm auf, dass er zwar so sehr damit beschäftigt gewesen war, zu überlegen, ob er anrufen sollte, nicht aber darüber nachgedacht hatte, was er überhaupt sagen wollte. "Ich…", murmelte er und dachte fieberhaft nach. "Ich wollte nur wissen, ob du deine Tasche wiederbekommen hast..." Er kam sich wie ein Idiot vor, wie ein dummer kleiner Junge, der das erste Mal seine Klassenkameradin anrief, um ein Date zu vereinbaren, aber erst einmal nach den Hausaufgaben fragte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Saru-Chan
2010-01-09T13:07:24+00:00 09.01.2010 14:07
Waaah <3
ich musste voll lachen bei der vorstellung wie antonin versucht nikolas aufzumuntern xDDD
einfach zu gut ^^


Zurück