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Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

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No risk, no fun!

Cole

„Das kann ich gut verstehen.“ Cole lächelte sein Gegenüber kurz an. Schlaf war etwas, was er sich selbst auch bald gönnen sollte. „Schlaf dich aus. Ich ruf dich an.“ Sein Blick glitt von Antonins Augen ab, abgelenkt durch die Personen, die soeben durch die Tür gekommen waren. Vorneweg schritt ein Mann, der durch seine elegante Erscheinung allein schon, würdevoll aussah. Er war um einiges älter als Cole. Seine eisblauen Augen glitten durch den Raum, ein falsches Lächeln zierte seine Lippen. Drei Bodyguards folgten ihm. Coles Gesichtsausdruck verhärtete sich. Ohne ein weiteres Wort zu Antonin zu sagen, ging er in die Richtung des Büros, wohin sich auch jene Männer begaben.

Das Gespräch mit seinem Boss verlief wie immer distanziert und höflich. Seit langem schafften sie es, ihre Geschäfte mit wenigen Worten effektiv über die Bühne zu bringen. Dennoch spürte er jedesmal nur zu deutlich die Anspannung, die ihre Beziehung zueinander ausmachte. Und wie sonst immer war Cole froh, dass dieser Mann wieder verschwunden war. Sicher, er ging nie ohne ihm am Schluss nahe an ihn heranzutreten, ihm die Hand auf die Schulter legte, ihn zu loben für seine Arbeit und ihn daran zu erinnern, was er ihm schuldig war.

Anschließend ging Cole noch ein bisschen zu den anderen, bald aber verabschiedete er sich und fuhr nach Hause. Er hatte noch ein Examen zu bestehen.

Corleone begrüßte ihn vorwurfsvoll maunzend und so spendete er diesem eine halbe Stunde auf dem Sofa. Eine halbe Stunde, in der er den Tag Revue passieren ließ, in der ihm bewusst wurde, dass der Tag nicht nur geschäftlich gut gelaufen war. Antonins Besuch, ihr Gespräch war auch ein Faktor, der diesen Tag hatte positiv werden lassen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er gehofft, dass jener noch einmal auf ihn zukam, auch wenn sein eigenes schlechtes Gewissen drückend gewesen war. Aber sein Sturkopf war zu groß. Ob er wirklich das arrogante Arschloch war, von dem der andere gesprochen hatte?

Aber zumindest hatten sie jetzt alles geklärt und in Zukunft würde er diesen zwar neben sich akzeptieren, aber alles vermeiden, was diesen zu nah kommen ließ, damit er nicht wieder in diese Irritation gestürzt wurde, dass er nicht noch einmal das Gefühl hatte, die Kontrolle zu verlieren. Auf privater Ebene würde er Antonin einfach nicht wieder nahe heranlassen. Das war die einzige Möglichkeit, die er sah, dass sie miteinander auskommen könnten. Er schätzte Antonin, er schätzte seine Meinung und in gewisser Weise auch seine lockere Zunge, seinen Hitzkopf, der wenn es darauf ankam dennoch vollkommen konzentriert war. Das war ihm erst heute wieder aufgefallen.

Und Cole dachte, dass dies der Fakt war, weshalb er sich in dessen Gegenwart entspannen konnte.

Und solange sie sich nicht wieder bewusst oder unbewusst auf die Füße traten, würde es schon klappten, dass es zukünftig nicht mehr zu solchen verletzenden Wortgefechten kam, in denen Wahrheiten ausgesprochen wurden, die er nicht hören und nicht sagen wollte.

Cole zog sich das Hemd über den Kopf und entfernte die Metallplatte, die sich darunter befand. Er lächelte kurz, als er sie weglegte. Antonin war einer der wenigen Menschen, die sich um seine Sicherheit scherten. Ragnar zählte vielleicht noch dazu, aber auf einer anderen Ebene, denn Ragnar würde deswegen niemals einen Streit mit ihm anfangen, würde ihm niemals deswegen Vorschriften machen. Andererseits war es Antonins Beruf, ihn zu schützen – irgendwie.
 

Am nächsten Morgen schlief er lange aus. Erst gegen Mittag wälzte er sich aus seinem Bett, wobei er am vergangenen Abend auch noch ziemlich lange da gesessen hatte. Aber das war es wert gewesen, denn er hatte das erste Mal überhaupt das Gefühl gehabt, dass er diesen Prüfungsaufgaben gewappnet war. Er konnte wesentlich konzentrierter arbeiten, als die Tage zuvor. Ein Glück, dass dieser Deal über die Bühne gegangen war.

Nun saß er da und studierte die Ausdrucke, die Antonin ihn zu seinem Mörder gegeben hatte. Wenn der wüsste... Er seufzte tief, als sein Handy klingelte. Ragnar teilte ihm mit, dass er verfolgt wurde.

Cole war sofort klar, wer es sein könnte. Dass Klinger über normalem Wege an ihn herantreten würde, war in seinen Augen ausgeschlossen. Offenbar hatte jener durchschaut, wer bei ihnen zuständig für die Drogen war. Er musste schnell handeln. Er gab Ragnar ein paar Anweisungen, besonders die, unterzutauchen und sich auf nichts einzulassen…

Dann rief er Antonin an. Als dieser an sein Handy ging, begann er gleich zu sprechen. „Können wir uns in einer halben Stunde am Hafen treffen? Es wäre dringend, aber wenn du zu tun hast, verstehe ich das auch.“
 


 

Antonin

Antonin hatte den seltsam edel gekleideten Mann nur kurz gesehen und machte sich keine weiteren Gedanken über ihn. Aus den Augen, aus dem Sinn. Doch jetzt saß er auf seiner Couch und tat etwas, das er schon sehr lange nicht mehr getan hatte: Er sah sich eine DVD an. Die erstbeste, die ihm in die Hände gefallen war und es stellte sich als Pich Black raus. Zum einen gut, da er die Story des Filmes mochte und zum anderen schlecht, da er wirklich langsam zum Schwulen zu mutieren schien. Vin Diesel war mal absolut hot. Punktum und da gab es nichts schönzureden.
 

Was auch dazu führte, dass er es tatsächlich fertig brachte einmal wirklich zwei Stunden zu entspannen. So richtig abzuschalten und sich von den Geschehnissen des Films einfangen und mitreißen zu lassen. Wie lange es wohl her war, dass er wirklich einmal an nichts gedacht hatte, das ihm irgendwie im Magen lag oder wichtig war?

Normalerweise waren da immer die Gedanken an CI-4, seine normale Arbeit, sein Training, seine Ausbildung, seine Narben und neuerdings mit sehr viel Abstand in Führung gegangen auch Cole. Jener Mann, dessen Augen ihn so faszinierten, der sich vermutlich selbst auf einer Tanzfläche von einem halben Meter Durchmesser noch das Hemd vom Leib reißen würde und erwartete, dass man auf ihn ansprang. Jener Mann, der ihm schon insgesamt zweimal mit Waffen bedroht hatte und dessen Leben ihm inzwischen so wichtig war. Jener Mann, der ihm weder im wachen noch im schlafenden Zustand aus dem Kopf ging und den er ganz alleine für seine Umpolung zur Verantwortung zog!
 

Plötzlich sprang er auf und begann in seinem Wohnzimmer auf und ab zu tigern. Hatte er sich gerade wirklich nicht nur eingestanden möglicherweise komplett schwul zu sein - oder zumindest momentan nicht mehr auf weibliche Reize anzuspringen - sondern auch, dass Cole der Auslöser dafür war? Und nicht nur Auslöser sondern damit auch weiterhin die unangefochtene Nummer Eins auf seiner Fantasie-Sexliste?

Aufstöhnend griff er sich an die Stirn. Lag diese Dummheit an der russischen Seite seiner Herkunft? Seine Mutter hatte ihn doch wirklich gut erzogen, oder etwa nicht? Er konnte der höfliche, freundliche junge Mann von nebenan sein und Antonin hatte auch keine Probleme damit, den Professor raushängen zu lassen. Himmel! Sogar einen Auftragsmord ließ sich mal eben abwickeln, aber mit diesen neuen Erkenntnissen kam er nicht klar.
 

Vor allem da die meterhohe Wand, für dessen Hochziehen innerhalb weniger Minuten er selbst die Verantwortung trug, doch gerade erst wieder anfing sich zu senken. Aber einen einzigen verfluchten Lichtblick gab es: Normalerweise legen sich so sexuelle Anziehungen ja doch meist recht schnell. Also müsste er einfach nur ausharren und der Dinge Zeit geben, richtig?
 

Mit diesen doch wieder positiveren Gedanken war er ins Bett gegangen und befand sich gerade mitten in einem seiner Testläufe für ein verbessertes CI-4 als sein Telefon ging. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet, dass es knapp werden würde, aber durchaus möglich wäre, was Cole da verlangte. Nein, vielmehr erbat. Wirklich, langsam sollte der Typ es begreifen können. "Ich werde da sein", gab er kurzbündig zurück und legte auf. Mehr würde er dort erfahren.

So schnell wie möglich begab er sich durch die Sicherheitsschleusen und die Kontrollen auf Rückstände von Chemischen Mitteln, bevor er zu seinem Jeep lief, sich die Tasche vom Rücksitz schnappte und sich in einer Toilette des Konzerns umzog. Durch den leider recht dichten Verkehr wurde es recht knapp, doch er fuhr fast mit einer Punktlandung vor. Stoppte sein Fahrzeug und überprüfte seine Waffen kurz, bevor er seinen Pullover anhob und sich selbst mehr schlecht als recht ein ähnliches Metallstück ans Herz klebte. Coles Stimme hatte ein wenig gepresst geklungen und er war nicht bereit unnötige Risiken einzugehen.
 


 

Cole

Spiegelglatt schien das Meer dazuliegen, hin und wieder durchbrach eine Möwe die Stille. Weiter entfernt konnte man das monotone Geräusch von Verkehr hören, immer wieder kurz unterbrochen vom Lärm, der von einem der angrenzenden Kais herkam. In der Luft lag der Geruch von faulem Fisch, salzigem Wasser und öligen Maschinen. Schier erbarmungslos schien die Nachmittagssonne. Der Sommer in New York war hereingebrochen, erbarmungslos.

Cole saß auf einem Poller am Kai und blickte aufs Meer. Er mochte das Meer, aber er konnte nicht wirklich gut schwimmen, hatte es nie gelernt und eigentlich auch immer Angst vor dem Wasser gehabt. Sein weißes Hemd war vorne komplett geöffnet, der Hitze wegen, und weil er gerne braun wurde. Eine Sonnenbrille schützte seine Augen vor dem hellen Licht. Als er den Wagen des anderen hinter sich hörte, drehte er sich, sah den Jeep, in dem er damals von seinem Elternhaus weggebracht worden war. Jenes Ereignis schien schon so lange vergangen zu sein, dabei war es noch gar nicht lange her. Cole stand auf und ging Antonin entgegen.

"Gut, dass du Zeit hattest", begrüßte er den anderen und ging mit diesem zu einem der Hafenbüros, wo er die Tür öffnete. Er hatte mittlerweile die Sonnenbrille abgenommen, denn er mochte es nicht, jemandem nicht direkt in die Augen sehen zu können. Es war niemand im Büro, das Kai war ohnehin schon lange nicht mehr genutzt worden und so bot es einen idealen Platz, wenn man ungestört reden wollte.

"Es geht um den Killer, wie du dir denken kannst", erklärte er, nachdem er sich gesetzt hatte, Antonin ebenfalls einen Stuhl gegeben hatte. "Ich habe dir ja schon angekündigt, dass es etwas verzwickt ist."

Und so erzählte Cole alles was er wusste. Angefangen von der Tatsache, dass es sich um einen Agenten der DEA handelte, über dessen Methode Dealer mit seiner Macht zu erpressen, um sich zu bereichern, und schließlich die Tatsache, dass Ragnar verfolgt wurde und anzunehmen war, dass es eben jener Klinger war. Er zeigte Antonin die Fotos von Klinger und seiner Crew, die er selbst geschossen hatte, als er diesen verfolgt hatte.

"Im Großen und Ganzen glaube ich, dass die einzige Möglichkeit, den Kerl zu stoppen, ist, dass ich ihn beseitige. Und zwar so, dass die Bullen danach wissen, weshalb er gestorben ist. Und jetzt kommst du ins Spiel. Ich weiß wo er wohnt, ich weiß, dass mindestens zwei seiner Leute immer um ihn sind. Mehr weiß ich nicht. Ich vermute, dass es dir einen guten Eindruck vermittelt, wie beschissen diese Situation ist."

Seine Augen hatten ruhig auf Antonin gelegen und verweilten weiterhin auf seinem Gesicht. "Ich fürchte wir haben maximal einen Tag Zeit, um uns einen Plan zu machen, damit ich zuschlagen kann. Ich weiß wo er wohnt, habe aber keine Zeit mehr, seine Gewohnheiten auszukundschaften. Ich muss wohl ein gewisses Risiko eingehen, aber ich hoffe, dass du mir ein wenig hilfst."

Diesmal war er auf die Hilfe des anderen tatsächlich angewiesen. Sicher hatte er schon mehr Leute um die Ecke gebracht, als er mit beiden Händen zählen konnte, aber die wenigsten waren so geplant gewesen. Gut, der Bürgermeister hatte ihn einiges an Planung gekostet, doch da hatte er relativ viel Zeit dafür gehabt. Jetzt fehlte ihm de Zeit und er brauchte jemand, der versierter war. Und er hätte gerne jemanden, der ihm den Rücken ein wenig frei hielt.
 


 

Antonin

Er nickte zur Begrüßung und folgte dem anderen in das scheinbar ungenutzte Büro. Am liebsten hätte er die Augen über Coles Aufmachung verdreht. Der gute war wirklich ein wenig exhibitionistisch veranlagt, oder? Aber andererseits gab es ihm das Gefühl, wieder durchatmen zu können, denn es sah nicht so aus als würden sofort irgendwelche Typen ums Eck gesprungen kommen, die ihnen ans Leben wollten. Somit erleichtert aufschnaufend, ließ er sich in den angebotenen Sessel fallen und spürte ein wenig Anspannung von ihm abfallen. "Wenn es nur darum geht zu quatschen, hättest du mir auch ein wenig mehr Zeit geben können", brummte er bevor er seinen Pullover wieder auszog, wie üblich für Situationen die in Richtung Action tendierten ein langärmliges, dünnes Shirt darunter tragend. Als ob er nicht auch in dieser Hitze vergehen würde! Fast wünschte er sich in sein klimatisiertes Labor zurück, aber das war natürlich Blödsinn. Wenn Cole schon auf ihn zurückgriff, dann sollte man das auch ausnutzen.
 

Weshalb er dem anderen auch aufmerksam zuhörte, bevor er um Unterbrechung bat und aufsprang, um etwas aus seinem Fahrzeug zu holen. Nämlich sein Din-A4 großes Notizbuch und einen schwarzen Filzstift. Das ganze drehte er auf den Kopf und öffnete es von hinten, denn in der richtigen Reihenfolge und Drehung stünden da jede Menge angefangene Formeln, während so herum Dinge für seine Arbeit eingezeichnet und geschrieben waren.

Er bat Cole weiter zu erzählen und notierte sich hin und wieder ein paar Dinge, ohne zu unterbrechen, obwohl er das schon so manches Mal gern getan hätte. Schließlich seufzte er und lehnte sich in dem unbequemen Stuhl zurück, den Blick weiterhin auf seine Notizen gerichtet und die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt.

Das klang nicht nur schlecht, das sah auch auf dem Papier schlecht aus. Er warf den Bildern einen flüchtigen Blick zu und wollte sie schon weglegen, bevor sich seine Augen verdunkelten und er eines der Fotos bis ganz nahe an seine Nasenspitze hielt. Der Bulle war besser bewaffnet, als es auf dem ersten Blick den Anschein hatte. Wenn ihn nicht alles täuschte, trug jener ein ähnliches Messerset am Schienbein wie er selbst das auch tat. Dazu noch die normale Waffe und er tippte rein aus dem Bauch heraus noch auf eine weitere. Dazu wohl ein zusätzliches Magazin mit am Körper, davon musste man immer ausgehen. Doch schließlich legte er auch das Foto wieder weg und notierte sich wieder etwas. Ihm fiel gar nicht auf, dass er zu der ganzen Sache noch nicht einen Ton gesagt hatte.
 

Beim nächsten Foto musterte er das Fahrzeug, aus dem der Kerl wohl gerade stieg, und vermerkte abermals etwas auf den sich schnell füllenden Seiten, bevor er ein wenig unwillig auf seiner Unterlippe herumbiss.

"Ein Tag ist Scheiße. Ein einziger Tag ist so richtig, richtig beschissen", grummelte er und strich mit zielgenauen Strichen etwas das er gerade geschrieben hatte durch und legte das Foto ebenfalls beiseite. "Vor allem wenn man in Betracht zieht, wie du es haben willst. Ich widerspreche dir nicht, es ist deine Idee und steht mir gar nicht zu, aber es bleibt ein Bullenmord und egal wie man es dreht und wendet, du wirst immer Leute in deinem Nacken haben, die solche Dinge nicht glauben wollen. Das sind die, die dir dann auch nachts das Hirn aus sinnlosen Rachegelüsten heraus an die nächste Wand pusten", murmelte er vor sich hin, legte den Kopf ein wenig schief und stieß mit dem Ende des Stiftes immer mal wieder durch seine Lippen gegen die Zähne.
 

"Und Risiko ist auch beschissen", grollte er und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, bevor er ganz tief aus dem Herzen heraus seufzte. Es klang fast ein wenig kläglich. "Na schön, was wir brauchen ist eine Uhrzeit, zu der wir die Telefonleitungen seiner Wohnung - oder hat er ein Haus? - kappen werden. Damit beginnt die ganze Aktion und ich nehme an, er ist nicht verheiratet, denn keine Frau würde zewi weitere Vollidioten die ganze Zeit in ihrer Wohnung dulden. Damit haben wir im besten Fall mit drei, im schlechtesten mit noch mehr Polizisten zu rechnen, die nichts Besseres zu tun haben, als durch die Pampa zu rennen und Leute abzuknallen." Diesmal kritzelte er ganz vehement auf seinem Notizblock herum und warf nochmal einen Blick auf das erste Foto. "Schalldämpfer werden das A und O dieser Aktion sein und", diesmal sah er doch auf, direkt in Coles grüne Augen, "und ich möchte, dass du dir darüber im Klaren bist, dass nicht die Idee dahinter Priorität hat, sondern die Leute zu erledigen und spurlos wieder zu verschwinden. Im besten Falle lebend." Damit sah er wieder nach unten und murmelte ein wenig undefinierbares Zeug über Ausrüstungsgegenstände vor sich hin und klappte das Ganze dann zu.
 

"Wir brauchen den Grundriss seiner Wohnung, oder Haus. Ein Haus wäre für uns ein riesiger Vorteil und ich hoffe du sagst mir jetzt gleich, dass dieser ziemlich kurzfristigen und noch viel waghalsigen Aktion wenigstens ein bisschen Glück beschieden ist?", er steckte sich den Filzstift hinter das Ohr und strich sich einige der Schweißtropfen von der Stirn. Was für eine brütende Hitze. Demnächst würde er Cole wirklich mit ins Labor nehmen, hier könnte man ja ein Spiegelei ohne Ofenplatte braten.
 


 

Cole

Cole erkannte den kleinen aber feinen Unterschied zwischen jemandem, der eine Ausbildung darin hatte, wie man mit so etwas umging, und ihm, der nicht selten einfach losmarschiert war und geschaut hat, was dabei rauskam. Sicher, er hatte dazugelernt, hatte gelernt, dass gewisse Dinge gut durchgeplant gehören, aber dennoch musste er zugeben, dass er von der Art, wie Antonin an diese Sache heranging beeindruckt war. Und so betrachtete er den Mann, der vor ihm saß, mit ruhigem, aber ein wenig lächelndem Blick. Er ließ ihm Zeit, seine Dinge zu notieren, sich die Bilder anzusehen und wartete auch seine Kommentare ab, bevor er wieder zu sprechen begann.

"Er wohnt in einer Dachgeschosswohnung. Es gibt kein höheres Haus so nah, dass dieses helfen könnte. Die Wohnung ist recht groß." Cole zog einen Plan heraus, rollte diesen aus. Es war der Grundriss, den er über Beziehungen bekommen hatte. "Und sie ist ziemlich verwinkelt. Das hat Vor- und Nachteile." Er gab Antonin Zeit, sich zu orientieren.

"Der Eingang des Hauses ist mit einem Wachmann versehen, der kontrolliert, wer ein und aus geht. Es wird also notwendig sein, den irgendwie auszuschalten. Ich bin dafür, ihn mit Abführmittel aufs Klo zu schicken. Der Mann, der tagsüber dort im Einsatz ist, hat immer einen Becher Kaffee dastehen. Man müsste ihn nur ablenken… Nun ja, das können wir uns ja nochmal überlegen. Im Treppenhaus sind teilweise Kameras. Zumindest gehe ich davon aus. Ich habe eine im Eingangsbereich gesehen und hier und hier - er deutete auf den Plan - sind sie auch eingezeichnet. Er lässt also den Eingangsbereich und die letzten beiden Stockwerke bewachen. Wir dürfen in keinem Fall riskieren von einer der Kameras eingefangen zu werden. Ich denke wir müssen entweder ein Störsignal einschleusen, oder mit einer Spraydose arbeiten. Wenn wir Letzteres tun, werden wir schneller bemerkt, das bedeutet wir können davon ausgehen, dass uns einer der Handlanger entgegenkommt. Die Telefonkabel verlaufen im Übrigen hier." Er fuhr eine Linie entlang, die in einem etwas abseits gelegenen Raum neben dem Eingang der Wohnung endete.

"So wie ich den Plan interpretiere gibt es in der Wohnung neben dem Eingang einen Raum, der als Überwachungsraum dient. Der Kerl weiß in welcher Gefahr er lebt und lässt sich seinen ruhigen Schlaf gut bezahlen. Frau hat er übrigens nicht. Dafür hat er sich neulich eine Hure kommen lassen. Wie viele Leute in der Wohnung sein werden, das weiß ich nicht. Gut wäre es, wenn einer von uns durch die Wohnungstür kommt, der andere weiter nach oben aufs Dach geht und dann über den Balkon kommt." Er zeigte den Weg auf der Karte. "Dann kann er dort nicht hin flüchten... Wobei ich ihn so einschätze, dass er sich ziemlich wehren wird." Er richtete sich leicht auf und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. "Das Risiko ist mir klar, aber wie heißt es so schön: No risk, no fun." Er grinste den anderen an, wusste er doch, dass dieser Spruch wahrscheinlich diesem ziemlich gegen den Strich gehen würde. Aber wenn er ehrlich war, so war das früher immer sein Leitspruch gewesen. "Und ob uns Glück beschienen ist, kann ich dir nicht sagen, aber wir habe uns. Das reicht." Er wuschelte sich durch die Haare. "Und ich werde in jedem Fall etwas hinterlassen, das den Beweggrund dafür verdeutlicht. Die Bullen sollen ihre Arbeit korrekt machen. Ich mach meine Arbeit ja auch korrekt und laufe nicht einfach mal über..." Er wusste, dass diese Argumentation hinkte, aber er hatte sie ohnehin so ausgedrückt, dass man sie nicht ernst nehmen konnte. Wieder erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. Irgendwie schaffte es Antonin doch immer ihn munter zu stimmen. Sein Lächeln verschwand bei dem Gedanken und wich seiner normalen Kühle. "Keine Sorge", meinte er dann ruhig, den anderen eindringlich ansehend. "Die ganze Aktion ist Risiko genug. Ich werde kein zusätzliches eingehen. Der Typ ist gemeingefährlich. Er ist ein drogensüchtiges Arschloch, das vollkommen kalt und emotionslos ist. Ich habe mit angehört, wie er den unbewaffneten Mark fertig gemacht hat und sich anschließend darüber beschwert hat, dass dieser nach in etwa 15 Einschüssen, so viel Blut vergossen hatte. Er ist vollkommen irre." Und wenn er das sagte, dann wollte das etwas heißen.
 


 

Antonin

Für jedes Wort aus Coles Mund verschlechterte sich seine Laune um eine Nuance. Das war kein Risiko, das war glatter Selbstmord das innerhalb eines Tages auf und dann auch noch durchzuziehen. Aber würde es etwas bringen, das zu sagen? Nein, vermutlich nicht. Besonders wenn man diesen dämlichen 'No risk, no fun'- Spruch bedachte. Und rein um nicht über den Tisch zu springen und den anderen zu schütteln bis er seine Gehirnzellen wieder am richtigen Ort und Platz hatte, griff er nach seiner Zigarettenschachtel und genehmigte sich erstmal eine Zigarette.
 

"Keine Sorge, huh? Haben wir heute einen Clown gefrühstückt?", hinterfragte er sarkastisch und schnaubte. "Meine Mutter hatte recht", bemerkte er mit einem weiteren Blick auf die Pläne. "Ich hätte zur Polizei gehen sollen. So eine Wohnung mit Überwachung könnte ich mir nicht einmal leisten, wenn ich mir CI-4 auszahlen lassen würde. So ein Penner." Und noch während er sprach fiel ihm noch etwas ganz anderes ein. Er hob ein wenig gespielt drohend den Finger: "Und wenn ich schon dabei bin, wem ist eigentlich 'Blue Wonder' eingefallen? Ich war beim letzten Telefonat mit Ragnar zu abgelenkt, aber das ist ein selten dämlicher Name für mein Schätzchen. Das klingt irgendwie mehr nach einem Sportdrink. Ich hatte mehr auf sowas wie 'Blue Devil' gehofft", moserte er leise vor sich hin bevor seine Aufmerksamkeit wieder umschwenkte.
 

Antonin war froh wie Cole gerade mit ihm umging, aber irgendetwas nagte. Er übersah doch an der ganzen Geschichte irgendetwas, oder? Er sah dabei zu wie das Lächeln wieder von Coles Lippen verschwand und ihm nochmal erzählte, zu was für einem Psycho sie da eigentlich zu gehen vorhatten. Und plötzlich wusste er was ihn störte. Er hatte die Zeitangabe des anderen einfach so hin genommen. So hob er eine Augenbraue und nagelte Cole mit einem prüfenden Blick fest. Der sollte es jetzt ja nicht wagen ihm irgendwelchen Bullshit zu erzählen: "Soweit so gut, wir haben genügend Informationen mit denen man arbeiten kann. Gute Arbeit bis hierher, hätte ich nicht erwartet. Und nein, damit will ich nicht sagen, dass ich deine Fähigkeiten in Frage stelle, ok?", beschwichtigte er auch gleich darauf und inhalierte den Rauch seines nächsten Zuges tief bevor er ihn langsam wieder ausstieß. "Aber warum muss das morgen sein? Dieses Arschloch rennt jetzt schon ein wenig länger durch die Gegend und auf einen Tag hin oder her sehe ich keinen großen Unterschied. Das Ganze ist momentan mehr eine Kamikazeaktion als alles andere, selbst wenn wir die ganze Nacht wachblieben und versuchten, einen sinnvollen Plan zu erstellen."
 

Er ließ den anderen nicht aus den Augen und blinzelte einmal perplex als sein Blick von Coles Gesicht ein wenig nach unten wanderte. Och toll.. musste das jetzt sein? Er hatte ja schon mal bemerkt, dass er nicht gut darauf reagierte Wassertropfen über dessen Gesicht gleiten zu sehen. Jetzt konnte er mit Sicherheit sagen, dass dies auch für Schweißperlen auf dem Oberkörper galt. So zwang er sich den Blick von dieser Aussicht abzuwenden und wieder auf den Plan zu sehen. "Wenn wir das machen, übernehme ich das Dach. Glaube nicht, dass ich nicht merke, dass du noch Probleme mit dem Arm hast."
 


 

Cole

Von wegen Clown zum Frühstück.. Er hatte Antonin vor sich.

Cole musste leise lachen. "Ich finde 'Blue wonder' ganz lustig." Er hob herausfordernd die Augenbrauen und merkte wieder, wie ungezwungen er mit Antonin umging. "Der Name ist übrigens nicht von uns. Er hat sich in der Szene breit gemacht. Ich glaube es kommt von dem Cocktail, oder es hat jemand zu viel 'Club der toten Dichter' gesehen. Da nennt sich doch jemand 'blue wonder'. Lustig wäre auch 'Blue velvet' gewesen. Ich mag Oldies - manchmal." Er grinste leicht. "Aber 'blue devil' wäre sicher auch nicht ganz schlecht gewesen. Nur ein wenig zu plakativ vielleicht."

Wie schaffte es Antonin nur, ihn so entspannt werden zu lassen? Vor seiner eigenen gute Laune konnte man ja fast Angst bekommen. Hatte er sich nicht vorgenommen, genau das nicht mehr haben zu wollen? So nun war aber wieder Zeit ernster zu werden. Und Antonin unterstützte sein Vorhaben, indem er ihn auf den Zeitraum ansprach. "Das ist ganz einfach. Er hat sich an Ragnar geheftet. Und auch wenn dieser erstmal untergetaucht ist, schätze ich Klinger als jemanden ein, der nicht lange fackelt. Und wenn er an Ragnar nicht rankommt, dann ist sein nächster Weg zu mir. Nun, und da ich niemanden bei mir zu Hause empfange, werde ich ihm wohl vorher einen Besuch bei ihm abstatten müssen. So einfach ist das." Vor seinem geistigen Auge sah er jenen Gesichtsausdruck, den er durch den Sucher in der Wohnungstür auf Klinger erkennen konnte. Dieser Mann war eine wandelnde Zeitbombe und er würde weder riskieren, dass jener ihn tatsächlich versuchen würde aufzuspüren, noch dass jener an Ragnar rankam. Solche Probleme hielt er nach Möglichkeit von seinen Leuten fern.

Der nächste Satz des anderen ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Seine Miene verdüsterte sich. "Du kannst gerne das Dach übernehmen. Aber die Probleme mit meinem Arm haben damit nichts zu tun." Seine Augen funkelten. "Außerdem sind es nicht wirklich Probleme", fügte er noch hinzu, als er merkte, dass er nicht geleugnet hatte, dass er Probleme hatte. Gut, er wäre froh, wenn er sich nicht irgendwo entlang hangeln müsste, aber ansonsten würde er keine Rücksicht auf seine Schulter nehmen müssen. Sie würde schon funktionieren, wenn es darauf ankam.

Unangenehm berührt von der Tatsache, dass Antonin ihn offensichtlich wirklich genau beobachtete und ihm wieder einmal so nahe gekommen war, rutschte er auf seinem Sessel kurz hin und her. "Welche Waffen sollten wir mitnehmen", lenkte er lieber von seinem Thema ab. "Ich weiß, dass Klinger mindestens einen Revolver und ein kurzes Gewehr hat. Das hatte er in der Wohnung von Mark benutzt. Aber er wird in seiner Wohnung wahrscheinlich noch mehr von dem Zeug haben."

Wieso musste jener ihn auch immer so direkt etwas ins Gesicht klatschen. Cole mochte es nicht, wenn man ihn auf seine Schwächen ansprach. Letztlich war er da immer der kleine trotzige Junge geblieben, zu dem er von seinem Onkel erzogen wurde, weil er nur Prügel von ihm eingesteckt hatte. Zuzugeben, dass etwas nicht optimal war, Schwächen sich einzugestehen, war etwas, was er nicht konnte. In seinem Leben hatte er niemals Schwächen zeigen dürfen. Warum gelang es dann Antonin immer, ihm seine Schwächen vor Augen zu führen?
 


 

Antonin

Er sah ein wenig missmutig drein, als er Cole lachen hörte und verdrehte nun doch die Augen. "Bei der nächsten Droge lege ich kleine Beipackzettelchen mit einem Namen dazu.", beschloss er, grinste dann jedoch schief. "Wenn das wirklich vom Club der toten Dichter kommen würde, hätte ich kein Problem damit. Das ist ein toller Film, aber mit 'Blue velvet' kann ich gerade keinen Song in Verbindung bringen", gestand er und hob dann kurz die Augenbrauen. "Ein wenig plakativ? Na und?", er zuckte mit den Schultern. "Verkaufen würde sie sich trotzdem", und hier schwang der pure Stolz eines Erschaffers mit. Auch wenn er selbst nie am eigenen Leib spüren würde, wie sich das ganze auswirkte, so waren die Berichte davon durchaus eindrücklich und wenn er das Ganze in größerem Stil aufziehen würde, könnte er sich wohl bald nicht nur so eine Wohnung, sondern noch sehr viel mehr leisten. Wollte er aber nicht. Er wollte weiterforschen und den Leuten ihren Kick verpassen. Er wollte sie süchtig nach seinen Kreationen machen. Das war die Art von Macht, die ihn faszinierte und der er gerne nachging.
 

Doch als er das mit Ragnar hörte, waren seine Gedanken recht schnell wieder glasklar und bei der Sache. Zum einen, weil er es abspeicherte, dass Cole so viel Risiko für Ragnar einging, und zum anderen, weil er es sich nicht leisten konnte jetzt in seiner Konzentration nachzulassen. Vor allem in Hinblick auf 'dann ist sein nächster Weg zu mir'. Oh nein, er würde Klinger eher mit der bloßen Hand das Herz aus dem Leib reißen, als das zuzulassen. Cole war tabu und wenn es nach ihm ginge, dürfte ihn niemand überhaupt nochmal schief ansehen, ohne die Konsequenzen davon tragen zu müssen. Auch wenn er wusste wie lächerlich dieser Gedanke war. Der andere konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen - wenn er nicht gerade die Auslöschung von Bullen plante, oder sich selbstmörderischen Aktionen mit offenen Augen in den Schlund warf. "Na schön, dann also wirklich morgen", stimmte er ein wenig unwohl zu. "Wegen dem Störsignal würde ich gern jemand anderen darauf ansetzen", hörte er sich selbst sagen und obwohl er wusste, dass ihnen das einiges erleichtern würde, vermutete er hier einen Kampf. "Der Mann ist absolut vertrauenswürdig und mit diesen Dingen sehr viel versierter als ich das bin. Möglicherweise kann er sich von außen einhacken", denn wie viel Nicholas wirklich drauf hatte, hatte er in all der Zeit nicht abschätzen können. Aber er traute es ihm zu, denn bisher hatte jener mit seinem Laptop immer kleinere und größere Wunder vollbringen können.
 

"Nein, natürlich sind das keine Probleme", stimmte er zu, sich bewusst neutral haltend auch wenn ihn diese grünen Augen schon wieder so böse anfunkelten. "Aber es bringt nichts, sich in so einer Kamikazeaktion nicht an die besten und geeignetsten Pläne für den einzelnen zu halten. Ich habe in letzter Zeit wieder sehr viel trainiert und wäre daher schon ohne diese kleine Einschränkung besser geeignet dafür und es wäre sinnlos dich das tun zu lassen, wenn es dir schon nicht leicht fällt, in einer fließenden Bewegung in eine Jacke zu schlüpfen." Er würde hier nicht mit sich handeln lassen und Cole hatte das zu akzeptieren. Und apropos Jacke schlüpfen: "Und ich wäre dir sehr verbunden wenn du dein Hemd zuknöpfen könntest", fügte er mit absolut unbeweglicher Stimme an. Obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug und er sich fragte, ob er ein Idiot sei? Schon wieder?

Trotz dieses innerlichen Konflikts verengten sich seine Augen kurz drohend. "Und ich will kein 'warum?' hören, denn sonst muss ich das Schild mit der 'Grenze' hochhalten." Damit würde er weiteren Fragen und Konflikten dazu aus dem Weg gehen. Aber wirklich, wie sollte er sich hier auf so lebenswichtige Dinge konzentrieren, wenn der Typ sich hier so gehen ließ?! Am liebsten hätte er... nein, Antonin dachte gar nicht darüber nach, was er am liebsten tun würde. Besser gar nicht erst ins tiefe Wasser springen.
 

"Ich mag keine Gewehre und kann auch nicht sehr gut mit ihnen umgehen. Sie haben lange Nachladezeiten und sind nicht gut zu handhaben. Ich persönlich bevorzuge für solche Hauruck-Aktionen automatische Handfeuerwaffen. Messer sind immer ein Vorteil und bringen häufig ein wenig benötigte Überraschung.", reagierte er schließlich auf die Frage nach den Waffen. "Zudem Klinger ebenfalls eines davon am Schienbein trägt.", er deutete auf das entsprechende Foto.
 


 

Cole

"Ich kann es dir bei Gelegenheit vorspielen." Er blickte den anderen kritisch an. "Aber dazu musst du mir vergewissern, dass du auf Oldies und auf Schnulzen stehst..." Er lächelte verschmitzt. Besonders das Lied Blue Velvet mochte er mehr als gerne. Es war eines der Lieder, zu denen seine Mutter manchmal gesungen hatte. Und Singen war das einzige, was seine Mutter wirklich gut gekonnt hatte. Überhaupt das einzige, was ihm positiv in Erinnerung geblieben ist. Den Stolz des anderen nahm er mit einem Lächeln wahr, verkniff sich aber den bissigen Kommentar, der ihm auf die Lippen rutschte. Nein, er sollte sich nicht weit aus dem Fenster lehnen.

Cole blickte den anderen musternd an, als dieser ihm erklärte, dass er noch jemanden hinzuziehen wollte. Misstrauen flackerte in seinen Augen auf, kurz zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Er hörte sich dennoch die Erklärungen diesbezüglich an. Antonin schien überzeugt zu sein, dass man jenem vertrauen konnte. "Ich möchte ihn aber vorher sehen", entschied er. Er würde sich unwohl fühlen, wenn er mit jemandem zusammenarbeitete, den er noch nie gesehen hatte.

Dann verdüsterte sich sein Blick noch mehr. Doch die Argumentation des anderen ließ ihn nichts erwidern. diesmal würde er wohl schlucken müssen. Antonin schien ihn wirklich sehr genau beobachtet zu haben, wenn ihm sogar aufgefallen war, dass er schwer in die Jacke kam.

Und dann konnte Cole nicht anders, als den anderen komplett irritiert anzusehen. Verwirrt blickte er an sich hinab, sah auf seinen gebräunten Bauch. Was störte den anderen daran? Er blickte erneut auf, vernahm aber das Wort "Grenze" und seine Irritation wandelte sich wieder zu Kühle. Ein wenig missmutig knöpfte er das Hemd ohne Kommentar zu. Wie schaffte dieser Mann es nur, ihn so handeln zu lassen. Nicht nur, dass er die unterschiedlichsten Emotionen in ihm auslöste, er schaffte es sogar, sich seinem Willen zu unterziehen. Würde er nicht bei jedem anderen sagen, er solle wegschauen, wenn er ihn nicht sehen könnte, oder ihm sonst irgendwann gegen den Kopf werfen? War sein schlechtes Gewissen noch immer so groß, dass er solchen Aufforderungen bei Antonin nachkam? Provokant ließ er den obersten Knopf offen. "Ich will nicht ersticken...", knurrte er. Wenigstens ein bisschen sollte er doch seinen eigenen Willen behalten dürfen.

Die eigentliche Ursache der Bitte durchschaute er nicht. Und so lauschte er den Worten bezüglich der Waffen und nickte dann.

"Ich mag Gewehre auch nicht. Von der Ferne sind sie mir suspekt, aus der Nähe zu brutal. Und Messer sind immer ein Schmankerl, wenn man nahe an den Gegner rankommt. Ich hoffe nur, dass wir das nicht müssen. Aber wir sollten keine Eventualitäten außer Acht lassen. Was hältst du davon, wenn wir mal zu deinem Helfer fahren und unterwegs einen Blick auf die Lokalität werfen. Dann regeln wir das mit dem Telefon und vielleicht bekommt er das mit den Kameras ja auch hin. Und anschließend könnten wir zu mir..." Ihm fiel auf, dass er alle Waffen bei sich zu Hause hatte. "Dann könnten wir uns irgendwo verabreden und uns über jede dieser Eventualitäten Gedanken machen. Ich denke wir brauchen ein gutes Timing. Denn es nutzt nichts, wenn wir nicht gleichzeitig am Ziel ankommen."

Er stand auf und begann die Unterlagen einzusammeln. Eigentlich war er hierhergekommen, weil er hier auf neutralem Boden war. Zu ihm nach Hause würde er niemanden mitnehmen, der Club war tabu, weil sie dort gesehen werden könnten und Antonins Wohnung war ebenfalls Tabuzone geworden. Außer dessen Bett vielleicht, denn dort hatte er einmal wirklich gut geschlafen. Und mit einem Mal wusste er, warum Antonin ihn nachdrücklich gebeten hatte, sein Hemd zu schließen. Hatte er ihn abgelenkt? War es das gewesen? Wollte der andere von seinem Körper nicht in seiner Konzentration gestört werden? Ein interessanter Gedanke, den er aber nicht weiterspinnen sollte. Es ging ihn nichts an. Und er wäre vielleicht auch irritiert, wenn Antonin sich ausziehen würde. Nein, er wäre nicht nur ‚vielleicht‘ irritiert, er würde sich sicher gar nicht mehr konzentrieren können.
 


 

Antonin

Er wollte nicht ersticken? Was dachte Cole eigentlich was er hier gerade durchmachte in diesem Saunaverschnitt? Da konnte es doch wohl nicht zu viel verlangt sein... Er riss sich mit etwas Mühe aus seiner langsam aber sicher hochkochenden Irritation und gab den Blick des anderen nur mit gleicher Münze zurück. Inzwischen war er nämlich zu der Überzeugung gekommen, dass man bei manchen Dingen einfach direkt von Anfang an klar machen musste, dass man nicht verhandelte. Gerade hatte es auch zweimal geklappt, damit sah er seine These fast als bestätigt an.
 

Er nickte zustimmend. Natürlich könnte Cole sich Nicholas ansehen, aber ob er danach so viel überzeugter wäre, war die andere Frage. Da würden dann wirklich zwei seltsame Menschen aufeinander prallen. Er beschloss sich auf das Schlimmste vorzubereiten und auf das Beste zu hoffen.

"Na, das klingt doch alles nach einem Plan", stimmte er zu und erhob sich ebenfalls und als Cole ihm noch klarmachte, dass Antonin zu fahren hätte, grinste er nur kurz. "Och und ich hatte mich schon so an deine Chauffeurkünste gewöhnt", frotzelte er, griff sich dann seinen Pullover und das Notizbuch und begab sich zusammen mit dem anderen zu seinem Jeep. Wo ihnen dann auch erstmal der Armageddon Soundtrack fast um die Ohren flog. Schnell stellte er den angehängten MP3 Player leiser und ließ sich dann bis zu Klingers Wohngegend lotsen, wo er aufmerksam für die geparkten Fahrzeuge, mögliche Verfolger und ähnliches wurde. Besonderes Augenmerk bekamen der Eingang und die unmittelbare Umgebung ab. Doch nachdem er zweimal um den Block gefahren war, beschloss er dass sein Fahrzeug zu auffällig für mehr wäre und griff, einen anderen Weg einschlagend nach seinem Handy.

"Ich bins. Schaufel dir Zeit frei…" Ihm fiel auf, dass er sofort ins Russische gefallen war und warf Cole einen entschuldigenden Blick zu, bevor er in Englisch weitersprach. "Nein, ich bin noch dran. Ich brauche den Raum, deine Fähigkeiten und Platz für einen Besucher." Er lauschte der Antwort, verabschiedete sich und beendete das Gespräch, bevor er abermals kurz zu Cole blickte. "Besser man meldet sich an. Er kann‘s nicht leiden, wenn ich ihn unangemeldet von seinen Autos wegreiße", erklärte er kurz und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. Warum er das Bedürfnis verspürte, das überhaupt zu erklären, konnte er nicht ganz benennen, aber er fühlte sich so besser. Also warum nicht?
 


 

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Gawain

Skeptisch betrachtete er die kleinen Plastiktüten, die er soeben erstanden hatte. Bei näherer Betrachtung ein Fehlkauf. An diesem Zeug war es nicht schwer zu erkennen, dass sich da jemand am Strecken versucht hatte. Das waren die kleinen Fische, die nicht in sein Zielgebiet gehörten. Damit strich er ein weiteres Quadrat aus seiner Karte durch und seufzte. Bis er überhaupt einmal die Gebiete eingegrenzt hätte, wo man wirklich guten Stoff bekam, würde wohl eine ganze Weile vergehen. Zudem seine Arbeit danach überhaupt erst einmal anfing, denn auch wenn die Akten, die sie von den Organisationen hatten, durchaus einige Informationen enthielten, so war dort kein Ansatzpunkt zu erkennen. Es gab einfach niemanden, der dort einfach durch die Tür spazieren und erklären könnte, dass er jetzt für den Boss arbeiten würde. Also hieß es, sich von unten nach oben vorarbeiten zu müssen und das würde sich natürlich nur lohnen, wenn ihn da am Ende auch ein Endgegner erwartete und keine Niete.
 

Leise den Song 'Remember me' von Journey vor sich hin pfeifend, öffnete er die nächste Abfalltonne und entsorgte dort die eben gekauften Drogen. "Say goodbye, close your eyes. Remember me", damit ging er auch zurück zu seinem Wagen und griff sich wahllos eine der auf dem Beifahrersitz liegenden Akten heraus. Hm, sah so aus, als wären jene nicht auf dem neuesten Stand, denn Gawain wusste, dass der Kerl, der ihm auf einem Foto entgegensah, nicht mehr lebte. War wohl einem Konflikt zwischen den Organisationen unter die Räder gekommen. Damit wurde jene Akte auch geschlossen und achtlos nach hinten geworfen. Wie sollte man vernünftig arbeiten, wenn man falsche Informationen bekam? Wenn man denn überhaupt einmal damit versorgt wurde, denn sein Kontaktmann in New York hielt offensichtlich nicht sehr viel von dieser neuen Sondereinheit. Vermutlich war jener aber auch nur skeptisch, dass er hier ganz alleine in dieser Weltstadt auftauchte. Aber zum einen gab es gar nicht genügend für diese Art von Arbeit ausgebildete Leute und zum anderen ging es erst einmal um reine Zielfindung. Derjenige, der zum Termin die meisten Informationen zum größten Fisch vorzuweisen hatte, dessen Bereich würde dann auch für eine große Operation herhalten.
 

Gemächlich griff er nach seiner Sonnenbrille und setzte sie auf bevor er seinen Wagen wieder startete und in das nächste Quadrat seiner ersten Zone fuhr. Er selbst hatte seine gewünschten 'Fische' schon herausgefischt, aber es ließ sich so schlecht auf Intuition hin arbeiten und darum ging er das ganze so bürokratisch wie möglich an. Die in DC sollten gar nicht auf die Idee kommen ihre Undercoverleute wieder nach Hause zu holen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Amber-
2009-11-22T20:32:32+00:00 22.11.2009 21:32
Der Boss von Cole heißt anders ;)
Klinger und Gawain haben nichts miteinander zu tun ;)
Ansonsten: Lass dich überraschen XD
Von:  Saru-Chan
2009-11-22T19:10:44+00:00 22.11.2009 20:10
oh goooooott wer is der neue typ ich bin sooo gespannt !
Zuerst dachte ich es ist der boss von cole... könnte er ja auch sein aber... wenn er in dc arbeitet... obwohl... klinger is ja auch polizist...
okay bevor ich euch weiter mit meinen überlegungen nerve wollte ich nur sagen dass ich gespannt bin wie es weitergeht xD


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