Zum Inhalt der Seite

Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aller Neuanfang ist schwer

Antonin

Über diese und ähnliche Gedanken war er schließlich doch eingeschlafen. Trotzdem wachte er ziemlich früh wieder auf, auch wenn er eine Weile einfach liegen blieb. Antonin konnte nicht genau bestimmen was es war, aber für einen kurzen Moment fühlte er sich einfach nur glücklich. Vielleicht weil Costello als drohender, schwarzer Schatten am Horizont verschwunden war. Vielleicht aber auch, weil er es so sehr genoss, Cole so nahe bei sich zu wissen, dessen Wärme an sich zu spüren und ihm beim Schlafen zuzusehen. Vorsichtig hauchte er ein paar Küsse auf die freiliegende Haut und schob sich dann aus dem Bett. Einen kurzen Blick in Richtung Bad werfend, beschloss er das auf später zu verschieben. Vielleicht mit Cole zusammen, da jener mit seinem Arm bestimmt Hilfe in Anspruch nehmen müsste. Und es gab da noch was, was er ganz gerne erst einmal alleine näher unter die Lupe nehmen wollte. So tapste er, nur in Shorts bekleidet, zur Garderobe und holte den Kissenüberzug samt Inhalt vom Haken, an welchem er das Ding gestern Nacht getan hatte. Damit hielt er erst einmal auf die Terrasse zu und öffnete sein Bündel dann, kaum dass er sich in den Liegestuhl gesetzt hatte. Das Fellknäul war ihm gefolgt und Antonin wusste, dass jener jetzt gerne etwas zu futtern haben wollte. Schwer seufzend erhob er sich also wieder und erledigte das, bevor er den Beutel entknotete und hineingriff.

Schlussendlich war er damit auch noch zum Dieb geworden, aber Costello würde das Zeug kaum noch brauchen - wie er ein wenig gehässig bemerkte. Am Schluss belief sich seine 'Beute' auf Diamanten, Smaragde und anderen noch nicht geschliffene Edelsteine. Ein Vermögen auf den richtigen Märkten, denn teilweise waren da doch ein paar größere Steinchen dabei. Zwar hatte Antonin keine Ahnung, wie viel Geld Cole besaß, aber er hatte nicht vor, auf ein Labor zu verzichten. Selbst wenn sie beschließen würden, auf eine Berghütte zu ziehen. Was ein reizvoller Gedankengang war, wie er bemerkte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und vorsichtig ließ er die Steine zurück in ihre kleinen schwarzen Beutelchen gleiten, bevor er alles wieder in das Kopfkissen packte. Er würde Cole davon erzählen, aber jetzt würde er diesem erst einmal ein Kaffee machen, ihm die richtigen Tabletten raussuchen und dann würden sie weitersehen.

So stand er auch in der Küche, als Cole sich endlich einmal rührte. Antonin hörte es mehr aus Zufall, als dass er wirklich darauf geachtet hatte. Die Kaffeekanne beiseite stellend, ging er zu seinem Freund ins Schlafzimmer und krabbelte neben diesen aufs Bett, bevor der aufstehen konnte, um ihn zu küssen. "Guten Morgen, Drache", murmelte er gegen dessen Lippen. "Was macht dein Arm? Hast du schlimme Schmerzen? Sollen wir noch einmal zu Raphael fahren?" Er wusste, dass es nicht unbedingt angenehm war, so direkt nach dem Aufwachen mit Fragen überfallen zu werden, aber er wollte nicht, dass es Cole schlecht ging. Suchend blickte er in die Augen seines Freundes und küsste ihn abermals. Irgendwann müsste er sich wohl doch mal ein T-Shirt bedrucken lassen, auf dem Oberglucke stehen würde. Aber es ging immerhin um seinen Freund und dieser müsste bzw. musste lernen, damit zu leben. Wenn er das nicht schon längst getan hatte…
 


 

Cole

"Hm", knurrte Cole und versuchte sich zu drehen, um dem Wortschwall des anderen zu entkommen. "Ngh", keuchte er sogleich auf, als er feststellte, dass es keine gute Idee war, sich auf die linke Seite drehen zu wollen. Die Schulter schmerzte wieder. Cole biss die Zähne aufeinander und drehte sich Antonin wieder zu. "Wie wäre es erstmal mit noch einem Kuss, bevor mein Hirn wieder bereit ist, mehr als an Schlaf zu denken?", wisperte er schlaftrunken und spürte kurz darauf die Lippen des anderen auf den seinigen. Sein Körper fühlte sich an, als sei er noch weit im Jenseits im Land der Träume. "Hm", schnurrte er. "Schon besser. Er schloss die Augen und entspannte sich wieder, sich ins Kissen zurücklehnend. Er spürte, dass ihm ein wenig schwindelig war. Und sein Kreislauf schien beschlossen zu haben, sich in die linke kleine Zehe zu verabschieden. "Seit wann bist du wach, kleiner Wirbelwind?", murmelte er und seufzte. "Dem Arm geht es soweit ganz ok. Ich habe gut geschlafen, dank deiner Hämmer, die du mir da verabreicht hast. Tief und traumlos. Zu Raphael zu fahren ist wahrscheinlich nicht verkehrt, aber ich muss erstmal wach werden und dann duschen. Und ich brauche was zu essen..." Hm, wahrscheinlich war ihm deswegen schlecht und schwindelig. Er konnte sich gar nicht erinnern, wann er das letzte Mal gegessen hatte. Hatte er gestern überhaupt etwas zu sich genommen? Gestern.. Ja, das war ein ereignisreicher Tag gewesen. Und so ganz hatte er noch nicht realisiert, was geschehen war. Aber dafür würde er die nächsten Tage Zeit haben.
 

Als sie sich geduscht hatten, beschloss Cole, dass sie gemeinsam frühstücken gehen sollten. Er hatte ziemlichen Hunger auf alles und nichts und in einem Cafe würde er alles erhalten, was er wollte. Und tatsächlich aß er so viel wie schon lange nicht mehr. Sie saßen an einem kleinen Tisch und ließen es sich schmecken.

"Ich möchte nachher auch zu Ragnar", erklärte er schließlich, als er spürte, dass er die Ruhe haben würde, nun über wichtige Dinge sprechen zu können. "Aber erst gehen wir zu Raphael, versprochen. Wir haben jetzt bis morgen einiges zu tun, und dann müssen wir uns überlegen, was wir in Zukunft tun wollen. Irgendwie fühlt sich dieses neue Gefühl von Freiheit so an, als ob ich ein wenig über dem Nichts schweben würde. Und ich weiß noch nicht so recht, ob ich das Gefühl mag oder nicht. Ich meine, wir haben zwar beide auch einen "unbeschriebenen" Namen, aber eigentlich habe ich noch keine Sekunde darüber nachgedacht, was wirklich sein wird, wenn ich keine dieser 'Verpflichtungen' mehr habe. Ich dachte nicht, dass es jemals so weit kommen würde. Ich habe es nicht für möglich gehalten..." Seine Augen ruhten in denen seines Freundes. Cole griff zu seinem Milchkaffee und trank einen Schluck, wobei fast nur noch Milchschaum übrig war. Er griff zum Löffel und löffelte den restlichen Milchschaum aus der Tasse. Er liebte das. "Ich glaube, wir haben ein paar Dinge zu beachten. Und vor allem müssen wir einiges organisieren." Coles Aufmerksamkeit wurde auf die Kellnerin gezogen, als diese bei Ihnen nachfragte, ob sie noch etwas wollten. "Danke, aber wir zahlen dann", antwortete Cole und legte den Löffel wieder auf die Untertasse, damit die junge Frau abräumen konnte.
 


 

Antonin

"Schon lange du Faulpelz", antwortete er und grinste kurz. Da war es wieder gewesen. Das Gefühl, glücklich zu sein. War das jetzt ein Vorgeschmack, ein Vorbote oder einfach nur Wunschdenken? Antonin hoffte auf eine der ersten beiden Vorschläge und brummte dann. "Wachwerden, duschen und etwas zu essen. Ja, das sind Dinge, die ich dir erlauben kann." Tatsächlich half er Cole so gut er es eben vermochte, und als sie im Cafe ankamen, gönnte Antonin sich Spiegeleier und Speck. Da hatte ihn der Geruch vom Nachbartisch ganz scharf drauf werden lassen und das, obwohl er solche Dinge nicht unbedingt zum Frühstück vorzog.

Er nickte auf Coles geäußerten Wunsch hin. Das war ihm sowieso klar gewesen. "Ich habe gestern noch einmal angerufen, um Bescheid zu geben, dass es dir gut geht. Nathan ist ran gegangen und wollte es ihm ausrichten", erzählte und lächelte zufrieden, als der andere erklärte, dass sie erst zu Raphael fahren würden. Das war wichtig, besonders nach der gestrigen Aktion. Antonin wusste nicht, wem genau er es nicht verzeihen würde, wenn der Arm so bleiben würde, daher mussten allerspätestens ab jetzt alle Anweisungen des Arztes befolgt werden. Doch dann sah er von seinem Teller auf, direkt in Coles Gesicht. "Im Nichts schweben, hm?", nuschelte er und spülte diesen Gedanken erst einmal mit einem großen Schluck von seinem Wasser hinunter. "Ich denke man muss das endgültig angestrebte Ziel vor Augen haben und sich dann langsam hinarbeiten", dachte er dann laut und ließ seinen Blick ein wenig schweifen. "Namen sind Schall und Rauch. Neue aus dem Boden zu stampfen ist mit den richtigen Kontakten nicht schwer. Im Grunde ist überhaupt nichts schwer, daran zu kommen, wenn man nicht von irgendwelchen Irren verfolgt wird." Er stockte und suchte abermals den Blick seines Freundes. "Vielleicht sollten wir oberflächliche Fragen beantworten und uns tiefer vorwühlen. Und dann aus diesen Antworten das ziehen, was möglich ist und womit man gut leben könnte. Fragen wie: Will man in Amerika bleiben? Und dann tiefer rein in die Materie: Will man in New York bleiben? Und noch tiefer: Will man die Wohnungen behalten?" Er lächelte, doch kurz huschte ein nervöses Flackern durch seine Augen. Cole würde doch weiterhin mit ihm zusammenleben wollen, oder? Und wollte er so etwas wirklich in einem Cafe besprechen?

Antonin zahlte, als die Frau mit der Rechnung kam und sie beschlossen, zu Raphael zu fahren, der sich Cole noch einmal ansehen sollte. Oder besser gesagt dessen Arm. Ein wenig nachdenklich hatte Antonin den Blick auf die Straße gerichtet und trommelte auf dem Lenkrad seines Autos herum. Sein Freund schien noch gar nicht wirklich umrissen zu haben, dass sein Auto durch den Unfall nun ziemlicher Schrott war. "Ich habe Costello bestohlen", durchbrach er ihr Schweigen dann doch ziemlich abrupt. "Auf dem Boot war noch ein zweiter Koffer. Das Bargeld liegt jetzt bei den Fischen, aber Edelsteine in einem Wert von weiß der Geier wieviel liegen jetzt bei dir in der Wohnung." Er warf einen kurzen Seitenblick zu Cole hinüber. "Sie sind ungeschliffen, noch im Rohzustand und damit eigentlich nicht mehr zurück zu verfolgen wenn man sie einmal verarbeitet hat. Ich empfinde das nur als fair. Zudem ich nicht einsehe, in eine Baracke zu ziehen." Er kam ins Stocken. "Wobei es mich nicht einmal so sehr stören würde, wenn du auch da wärst, aber im Grunde bin ich ein mittelloser Mensch und wenn wir hier tatsächlich weggehen, dann bin ich ein mittel- und arbeitsloser Chemiker, den kaum jemand einstellen wird. Weil sie alle befürchten, dass ich auch sie mit Patentstreiten belegen würde. Soweit habe ich natürlich nicht gedacht, als ich sie genommen habe, aber so im Nachhinein..." Er bremste als eine Ampel rot zeigte und ließ den Blick auf die Ampel gerichtet. "Ich habe emotional nicht soviel verloren wie du Cole und ich bin dankbar darum, aber die letzten Monate haben mich meines Gedächtnisses, meines Arbeitsplatzes, meines Bruders und meiner besten Freundin beraubt. Mein Geld steckt in einem Labor, das ich wohl nie in Betrieb nehmen werde, und meine ganze Hoffnung, die ich noch in dieses Leben stecke, sitzt momentan neben mir. Ich kann das Gefühl mit dem im Nichts schweben sehr gut nachvollziehen und ich halte es wirklich nur für fair, wenn Costello uns durch diese 'Gabe' einen runden Neuanfang ermöglicht. Wo oder wie auch immer."
 


 

Cole

Cole antwortete erst einmal nichts auf die Dinge, die Antonin aussprach. Ja, Antonin sah schon viel klarer als er selbst. Und die Gedanken, die jener äußerte waren wichtige Anhaltspunkte. Das angestrebte Ziel? Nun das würde ein ruhiges Zusammenleben mit Antonin bedeuten. In Amerika bleiben? Sicher, an etwas anderes hatte er nie gedacht. In New York? Nicht unbedingt. Aber so nah, dass er Ragnar besuchen konnte, wann immer er Zeit dafür hatte. Die Wohnung behalten? Sie war zwar ein Rückzugsort von Costello gewesen, aber dennoch mit ihm verwoben. Also würde er kein Problem damit haben, sie herzugeben... Ein seltsamer Gedanke. Er hätte öfters träumen sollen. Dann würde er jetzt nicht so orientierungslos sein. Wenn er vorher schon davon geträumt hätte, wie ein Leben ohne Costello sein könnte, dann wüsste er jetzt genau, was er zu tun hatte. Coles Augen blickten in weite Ferne aus dem Seitenfensters des Wagens von Antonin. Dass sein Wagen Schrott war, versuchte er momentan erfolgreich zu verdrängen.

Als Antonin die Stille durchbrach, blickte Cole ihn irritiert an. "Bestohlen?", fragte er und lauschte den Erklärungen. Seine Augenbrauen hoben sich langsam. Er schluckte. Als Antonin halten musste blickte er seinen Freund ruhig an. "Rohdiamanten? Mit einem enormen Wert? Na das nenn ich mal ein gewaltiges Erbe." Er hob seine Hand und strich Antonin über die Wange. "Ich glaube wir haben beide verdammt viel Scheiße durchgemacht", sagte er schließlich. "Und ich habe absolut keine Skrupel mir von dem Arschloch mein neues Leben finanzieren zu lassen. Mach dir da mal keine Gedanken, mein süßer mittel- und arbeitsloser Chemiker." Cole lächelte und beugte sich hinüber zu Antonin. "Also lass uns die anderen Dinge hinter uns bringen und heute Abend gemeinsam von unserer Zukunft träumen, ok?" Er küsste den anderen sanft. "Und denk nicht eine Sekunde darüber nach, dass ich nicht bei dir wohnen wollte, kleiner Hitzkopf." Erneut küsste er den anderen, diesmal intensiver. Hinter ihnen hupte jemand. Cole grinste leicht in den Kuss, bevor er Antonin aus diesem wieder entließ.
 

Raphael umsorgte die Verletzung. Die Narbe war zum Glück nicht noch einmal aufgegangen. Dafür war der Arm gut genug geschient gewesen.

Als sie später im Krankenhaus auftauchten, stellten sie fest, dass Ragnar schon wieder entlassen worden war. Cole konnte sich in etwa vorstellen, was für einen Radau jener veranstaltet haben musste. Er rief ihn kurzerhand an und war froh zu hören, dass er erst einmal bei Nathan untergekommen war. Er berichtete ihm kurz, dass das Lady Dream am folgenden Tag an den Kortuna-Clan übergehen würde. Ragnar schien zufrieden. Vielleicht, weil er jetzt wirklich gezwungen war, sich etwas anderes zu suchen.

Sie verabredeten sich für die nächsten Tage locker.

Als Cole mit Antonin ins Lady-Dream kam, waren ein paar Mitarbeiter da. Mittlerweile war die Presse voll mit den Nachrichten darüber, dass einer der größten Mafiabosse getötet worden war. Cole hatte bereits genaue Vorstellungen davon, wie er seine Leute behandeln würde. Er verabredete sich für später mit allen, und die nächsten zwei Stunden war er damit beschäftigt, das Konto des Lady-Dream leerzuräumen und seinen Mitarbeitern eine Abfindung zu zahlen. Dann traf er sie alle, um ihnen zu erklären, was geschehen war. Nun, zum Teil. Wichtiger war das, wie es weitergehen würde. Und da ließ er es allen offen, wie sie es handhaben wollten. Dass das Dream geschlossen werden würde, war abzusehen. Dies geregelt wissend, ließ er das Dream von seinen Leuten noch 'waffen- und drogenrein' machen und schließlich fuhren sie gemeinsam nach Hause. Der Notar würde ihm morgen die Schenkungsurkunde zukommen lassen. Das Kapitel würde geschlossen werden. Jetzt galt es, sich die Zukunft auszumalen.
 

Sie besorgten sich unterwegs etwas zu essen und saßen bald darauf auf dem Sofa. "Ich könnte mir ein kleines Haus vorstellen, am Stadtrand einer kleineren Stadt, die aber nicht zu weit von New York weg sein sollte. Schließlich will ich Ragnar ab und zu besuchen. Ich könnte mir vorstellen, mein Referendariat nachzuholen. Vielleicht darf ich wirklich irgendwann einmal als Anwalt arbeiten, wobei ich nicht so recht daran glaube. Mal sehen. Im Garten wäre ein jedem Fall Platz für einen Hund. Und ein Labor wird auch irgendwo drin sein." Er nahm einen Bissen seiner gebratenen Nudeln mit Hühnchen. "Hast du schon eine Idee, wie wir die Steine loswerden? Zunächst wird mein Geld schon eine Weile reichen. Ich war fleißig, was das Zurücklegen betrifft."
 


 

Antonin

"Wir werden nicht mehr träumen, Cole", raunte er gegen die Lippen des anderen, dessen Atem auf seinem Gesicht spürend. "Es ist Zukunftsplanung, die wir da betreiben. Unsere Zukunft." Er erwiderte den Kuss ohne zu zögern, war doch gerade ein riesiger Stein von seiner zweifelsgeplagten Seele gerutscht, als Cole ihm versicherte, dass sich auch weiterhin zusammen leben würden. Es mochte vielleicht aus einer Not heraus entstanden sein, aber inzwischen wollte Antonin das nicht mehr aufgeben. Nicht für alles Geld der Welt. Auch wenn eine Baracke doch nicht so wirklich viel Anreiz bot. Das mit dem süß überging er, genauso wie er es im Savoy übergangen hatte. Er würde schon nochmal ein Wort finden, das in seinen Augen auf Cole passte. Auch wenn ihm der Drache hin und wieder rausrutschte, so war das noch nicht genau das, nachdem er hin und wieder suchte. Und es war im Grunde auch nicht so wichtig. Als er das Hupen hörte, grollte er unzufrieden und blitze Cole an: "Ich hoffe dein Doc gibt dir gute Rückmeldungen, da ich auf Sex bestehe, sobald es ohne Probleme wieder möglich ist." Er legte den Gang ein und fuhr los. "Sehr viel, intensiven Sex..."

Er ließ sich von Raphael genau sagen, wann sein Freund die Schmerzmittel nehmen sollte, und versprach dafür zu sorgen. Genau wie er dafür sorgen würde, dass der Arm genau die Behandlung bekam, die er brauchte. Als das Gespräch beendet war, schien Cole gerade mit Ragnar telefoniert zu haben. Jener hatte nur die Augen verdreht, als Antonin darauf bestand, ganz genau zu wissen wie sich der Krankheitsverlauf im normalen Fall zeigen sollte. Im Lady Dream ließ Antonin seinen Freund schalten und walten, sich selbst noch einmal umsehend. Irgendwie mochte er die alte Lady, wie er den Laden im Stillen für sich selbst nannte. Hier war er Cole zum zweiten Mal begegnet und hatte seine Nase in seine Szene gesteckt, für die er nicht bereit gewesen war. Er war es immernoch nicht und damit nicht unbedingt traurig, das hinter sich zu lassen. Die Aufräumaktion hatte schon fast witzige Elemente, aber trotzdem lag so etwas wie Unruhe in der Luft. Natürlich, diese Menschen hier hätten Cole ihr Leben anvertraut und jetzt war von heute auf morgen alles anders. Vielleicht traf es diese Menschen, die ja selbst scheinbar nicht einfach nur raus wollten aus diesem Milieu, härter als ihn selbst. Aber wirklich darauf wetten wollte Antonin auch nicht. Er konnte nur hoffen, dass der Kortunaclan diejenigen gut aufnahm, die gerne bei dieser Tätigkeit bleiben wollten.
 

"Aber nicht zu klein", murmelte er mit geschlossenen Augen, den Kopf an die Rücklehne des Sofas gelehnt. "Wir sind zwei zusammenlebende Männer und würden im Kleinstadtdschungel einfach nur austicken und einen Massenmord begehen. Zudem ich mir kein kleines Haus vorstelle, sondern ein normal großes, mit einem Garten, in dem genug Platz für einen Hundezwinger für zwei Hunde ist. Der Zwinger ist wichtig, weil sie nicht ins Haus dürfen. Corleone zuliebe. Und natürlich wirst du Anwalt. Dann kannst du auch immer so einen schicken Aktenkoffer mit dir herumtragen und heimkommen und mir die ganzen spannenden und geheimen Sachen erzählen. Und mein Labor ist vielleicht in oder unter einer Scheune oder einem Geräteschuppen, der daneben steht." Er hatte ziemlich geschlungen und fühlte sich momentan ein wenig übersatt, doch es wurde besser, je mehr er sprach. Ein Augenlid öffnend sah er zu Cole hinüber. "Vielleicht solltest du ja Banker werden, mein kleines Sparschweinchen." Er grinste und begann zu lachen, als er den Gesichtsausdruck seines Freundes sah. Er musste lachen, bis er fast keine Luft mehr bekam und sich nach vorne beugen musste, um wieder zu Atem zu kommen. "Keine Sorge, das Zeug werden wir prima bei der gerissensten Frau in ganz New York los. Stavros Puppenspielerin, Clarissa. Ich schulde ihr sowieso noch etwas. Soll sie sich einen größeren Anteil von den Dingern nehmen. Ich wage zu behaupten, dass wir mit den Steinchen auch in einer Villa am Strand leben könnten."
 

Er rief sie noch am gleichen Abend an, um sich zu vergewissern und eine Übergabe zu planen. Antonin wusste, dass er ihr vertrauen konnte, auch wenn es Cole nicht ganz schmeckte, dass er das Gespräch auf Russisch führen musste. Aber diese Schlange sprach nicht in Englisch über solche Dinge und normalerweise sollte man ihr wirklich nicht 5 Meter über den Weg trauen. Außer man hieß Antonin Marakow und hatte irgendwie Muttergefühle in ihr geweckt. Sie hatte ihm, durch Stavros, soviel geholfen, als er nach New York gekommen war und sie tat es auch diesmal wieder. Einschließlich der Eröffnung eines Nummernkontos mit Geheimzahl und Schlüssel. Es gab keinen Namen, der zu ihm oder dem Geld führen würde, und Antonin war sich sicher, dass niemand nach den Steinen suchen würde. An solche Mengen an Rohsteinchen kam man nicht über sehr legale Wege heran, ohne auf sich Aufmerksam zu machen.

Nach dem Gespräch sorgte er dafür, dass Cole seine Mittel einnahm und meinte dann, dass er sich schonmal hinlegen würde. Er vermutete, dass Cole noch in jener Akte lesen wollte, und gab ihm damit eine Gelegenheit und Zeit dazu. Doch als sein Freund dann zu ihm ins Bett kam, lächelte er. Jener durfte den Arm nicht bewegen und war deshalb sehr eingeschränkt, was jedoch nicht hieß, dass Antonin ihn nicht verwöhnen konnte. Etwas, das er am heutigen Tag nur zu gerne tat und wohl auch in Zukunft nicht darauf verzichten müsste.
 


 

Cole

"Leisten könnten wir uns viel, aber ich möchte nicht auffallen. Und eine zu kleine Stadt kommt bestimmt nicht in Frage. Ich möchte ja hin und wieder in die Clubs und ich möchte auch nicht ständig dumm angemacht werden, weil ich schwul bin. Garten ist gut und das mit den Hunden überlasse ich komplett dir." Cole lächelte Antonin an. "Wieso muss dein Labor unter der Scheune sein? Da kann man doch sicher etwas Eigenes bauen. Und wenn du deine Schmerztabletten entwickelt hast, dann sind wir ohnehin finanziell aus dem Schneider."

Skeptisch hob Cole eine Augenbraue. "Banker?" Er schüttelte den Kopf. "Niemals." Als Antonin zu lachen begann musste er unwillkürlich mitlachen. Es war so unglaublich befreiend, endlich einmal unbeschwert lachen zu können, dass es schien, als würden sie nicht mehr aufhören können, einfach mal zu lachen. Ja, so langsam realisierte er, dass das hier die Wirklichkeit war, dass ihre Träume bald keine Träume mehr sein würden, dass es real sein würde.
 

Als Antonin seinen Anruf getätigt hatte, nahm Cole ihm zuliebe die Medikamente, obwohl er momentan eigentlich keine großen Schmerzen hatte. Dann ging dieser ins Bett. "Ich komm gleich nach", murmelte Cole und griff zu jenem Aktenkoffer, in dem er gestern nur oberflächlich herumgekramt hatte. Er hatte ein paar Fragen, eine furchtbare Ahnung. Und er wollte sich bestätigt wissen, dass diese Ahnung nicht stimmte. Einige Zeit ging er die Akten durch, suchte zusammen, was er seinem Bekannten bei der Presse aushändigen wird. Sicher wäre es gut, wenn die Öffentlichkeit ein bisschen mehr über das Arschloch Costello erfuhr. Auch darüber, dass er Menschenversuche gemacht hatte. Und vielleicht wüssten dann auch endlich seine Kinder, wer ihr Vater gewesen war. Dabei achtete er darauf, dass nichts im Zusammenhang zu ihm stehen würde.

Schließlich griff er nach dem Tagebuch und las darin. Es war seltsam, so etwas zu lesen. Aber eines las er zwischen den Zeilen deutlich heraus. Auch wenn seine Mutter sich mehr als häufig über ihren Vater und ihre Lebenssituation beklagte, sie liebte sie. Sie liebte nicht nur ihre Kinder, sondern sie hat auch seinen Vater geliebt. Es war einzig die Last, die sie zu tragen hatte, die sie hin und wieder ausflippen ließ. Mittlerweile wusste Cole, wie leicht es geschah, dass einem alles zu viel wurde, auch wenn er wohl noch mehr Stärke geerbt hatte, als sie gehabt hatte. Und eines las er noch heraus. Costello war in seiner Familie verhasst gewesen. Die Gründe lagen teilweise offen auf der Hand: Costello hatte seinen Vater versklavt, und wie er mittlerweile wusste, kaputt gemacht. Und offensichtlich hatte Costello seiner Mutter nachgestellt, was diese jedoch stets abgeblockt zu haben schien. Cole war erleichtert und beruhigt. Er klappte das Tagebuch zu und legte es zurück in den Koffer.
 

Als er ins Bett kroch, erwarteten ihn die Arme seines Lebensgefährten und ein Lächeln. Cole schmuste sich an Antonin, küsste ihn zärtlich, bis dieser leidenschaftlicher wurde. Cole verfluchte seinen Arm, zu gerne hätte er sich besser bewegen können, doch Antonin drückte ihn entschlossen zurück ins Kissen. Nun gut, dann würde er nur genießen. Hoffentlich dauerte es mit dem Arm nicht so lange, wie befürchtet...
 

Gegen Mittag des nächsten Tages trafen sie sich mit den Kortuna-Brüdern und regelten die letzten Dinge. Ein paar seiner Leute wollten für diese weiterarbeiten, andere waren nur gekommen, um Cole zu verabschieden. Cole hasste solche Szenen und daher versuchte er so bald wie möglich wieder zu gehen, aber seine Angestellten schienen andere Pläne zu haben und so feierten sie schließlich gemeinsam ein kleines Fest bei jenem Italiener, den Cole so mochte. Dadurch, dass man sich sparte, ständig den Abschied zu erwähnen, war es wie ein kleines Firmenfest und die Stimmung war ausgelassen. Und so unangenehm es ihm anfangs gewesen war, dass dieser Trubel veranstaltet wurde, desto mehr gefiel es ihm mit der Zeit, nochmal alle in einer vollkommen unbeschwerten Situation zu erleben. Er hatte ja auch einiges für seine Leute getan.

"Na, Chef", fragte ihn Ragnar, der später dazu gestoßen war. Offenbar hatte er Nathan nur schwer davon überzeugen können, dass er gehen durfte. "Jetzt wird alles doch so, wie wir früher auf der Möweninsel es uns erträumt haben. Nur, dass du jemanden an deiner Seite hast und dich nicht als Überlebenskünstler durch Montanas Berge kämpfst..." Er grinste Cole an und umarmte ihn kurz. "Egal wo ihr hingeht, ihr müsst ein großes Gästebett bereitstellen, denn ich werde euch oft besuchen. Das gleiche gilt natürlich auch für mich." Cole lächelte. "Hm, was meinst du Antonin, ob wir das einrichten können? Eigentlich wäre doch im Hundezwinger auch Platz genug, oder?" Ragnar wollte Cole schon für diese Frechheit in die Seite knuffen, aber er hielt rechtzeitig inne. "Dein Glück, dass du ein Invalide bist", knurrte er gespielt eingeschnappt.
 


 

Nathan

Nathan war zuerst nicht begeistert davon, dass Ragnar unbedingt zu dieser Verabschiedung gehen wollte, aber schlussendlich verstand er ihn. Allerdings bestand er darauf, dass jener mit einem Taxi hin und auch wieder zurückfahren sollte. Mit Gehirnerschütterungen war einfach nicht zu spaßen. Daraufhin hatte Ragnar es irgendwie geschafft ihn davon zu überzeugen, dass er ja mitkommen könnte, um sich selbst zu vergewissern, dass er sich nicht überanstrengen würde. Im Grunde, wollte Nathan das nicht unbedingt, schließlich war ein paar mal zu häufig in seiner Gegenwart über die Ermordung von Menschen gesprochen worden. Aber andererseits, würde so etwas wohl kaum passieren, wenn Ragnar ihn mitnehmen wollte. Alleine dadurch sollte er schon wissen, dass es ungefährlich für ihn war.

Und das war es auch bisher. Eigentlich kam es Nathan sogar schrecklich normal vor, wie sie hier alle saßen und irgendwie auch feierten. Er warf einen Blick zu den drei Männern, die da gerade so einträchtig miteinander sprachen. Cole, der seinen Arm in einer Schlinge tragen musste aber dafür relativ gelöst aussah. Antonin, der ihn freundlich begrüßt und gar nichts durchscheinen hatte lassen, dass er in Nathans Gegenwart ziemlich heftige Sachen gesagt hatte. Und natürlich Ragnar, der wirklich alles dafür getan hatte, aus dem Krankenhaus heraus zu kommen. Seltsamerweise auch noch als er ihm sagte, dass es Cole gut ging.

Aber immerhin, ließ dieser zu, dass Nathan sich um ihn kümmerte, und verstand, dass er ihn momentan nicht alleine wissen wollte.

Sie hatten sich noch eine ganze Weile unterhalten, darüber, dass Ragnar das mit der Wohnung noch einmal in Angriff nehmen sollte. Darüber, was jener aus seinem Leben machen wollen würde, auch wenn da noch nicht wirklich viel dabei herumgekommen war. Aber es war ein Anfang und wie weithin bekannt war: Aller Anfang ist schwer. Dennoch machte Nathan sich darüber nicht die meisten Gedanken, schließlich würde er Ragnar unterstützen wie und worin auch immer dieser das bräuchte. An ihm nagte vielmehr, dass das schwarze Loch, in das sein Freund scheinbar hin und wieder fiel, tiefer und dunkler war als angenommen. Was Nathan im Krankenhaus gehört hatte, dass Ragnar eigentlich kaum noch einen Grund in seinem Leben gesehen hatte, das ließ ihn unruhig werden. Hoffentlich ließ sich das dauerhaft und nicht nur kurzfristig ändern.

Sich selbst aus dieser Art der Gedanken reißend, stand er schließlich auf und ging zu den dreien hinüber. "Ich dachte nicht, dass ich das einmal sagen würde, aber es ist schön dich zu sehen, Cole", begrüßte er den Mann lächelnd und warf Ragnar kurz einen prüfenden Blick zu. Noch sah es nicht so aus, als wäre jener sehr angestrengt oder wäre von Kopfschmerzen geplagt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück