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Mitten ins Herz...

...und noch viel tiefer. || Sasuke & Sakura
von

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...und noch viel tiefer.

M i t t e n i n s H e r z .
 

...und noch viel tiefer.
 

Unbarmherzig prasselte der dichte Regenschauer auf die steinernen, kalten Straßen Tokios, während graue Wolkenschleier über den Himmel hinweg zogen, und so den Blick auf die Sonne und den blauen Himmel versperrten. Aschgrau war die Welt, und die großen Bürokomplexe, die leblosen Wolkenkratzer aus Beton, verstärkten diesen Eindruck nur noch. Die Menschen tummelten sich trotz des anhaltenden Unwetters dicht auf der Straße, nicht ungewöhnlich für solch eine Millionenmetropole.
 

Wie jeden Tag, eilten die Herren in den teuren Anzügen durch die Straßen, zumeist ein Handy am Ohr, und einen Aktenkoffer in der Hand, immer mit Blick auf ihre meist ziemlich luxuriöse Armbanduhr. Hektik beherrschte Tokio so sehr wie jede andere Großstadt dieser Welt auch. Es kam nicht selten vor, dass einer dieser Geschäftsmänner einen Passanten umrempelte, ohne sich auch nur im Entferntesten dafür zu entschuldigen. Denn dafür blieb einfach keine Zeit.
 

Einer von diesen viel beschäftigten, und hart arbeitenden Geschäftsmännern war Sasuke Uchiha. Während er am Handy einen Kunden hatte, bahnte er sich seinen Weg durch die Menschenmaßen. Der eiskalte Regen tropfte ihm dabei in den Nacken, und verursachte eine Gänsehaut bei ihm. Nur mit Müh, Not und einem verdammt gutem Gehör gelang es ihm den Kunden überhaupt zu verstehen, den die vielen Menschen, die unzähligen Autos, und der starke Regen verursachten einen Heidenlärm.
 

In Gedanken ging Sasuke noch einmal den Plan für das ihm bevorstehende Meeting durch, was sich als schwierig erwies, da er sich gleichzeitig auch noch auf die Worte des Kunden konzentrieren musste. Der Schwarzhaarige warf einen nervösen Blick auf seine Uhr, und stellte erschrocken fest das er in 10 Minuten im Konferenzsaal der Uchiha Company erwartet wurde. Der junge Mann beschleunigte seine Schritte und begann beinahe mehr zu rennen als zu gehen.
 

Während Sasuke geschickt den Kunden abwimmelte, betrat er den wohlig warmen Gebäudekomplex seiner Familie, wo er offenbar bereits erwartet wurde, denn sofort erhob sich die Empfangsdame und winkte ihn hektisch zu sich. »Gut das sie endlich da sind, Mr. Uchiha, ihr Vater lies bereits mehrmals nach ihnen fragen.« Sasuke bedankte sich höflich bei der jungen Frau, denn er wusste sehr wohl wie wichtig die niederen Angestellten für eine so große Firma waren.
 

Als er jedoch in den Fahrstuhl einstieg, wurde ihm wieder einmal klar wie sehr er das alles verabscheute. Immer diese ganze Hetzerei....als ob das Leben nur aus Arbeit bestehen würde. Doch wenn er seinem Vater Glauben schenkte, dann war dem auch so. Sasuke selbst jedoch dachte in dieser Hinsicht ein klein wenig anders, und hatte sich bereits als Kind geschworen niemals ein solcher Workaholic wie sein Vater zu werden.
 

....
 

Während in Tokio die Welt unterzugehen drohte, schien in Paris, beinahe auf der anderen Seite der Welt, die Sonne warm und bezaubernd schön auf die Stadt der Liebe. Ein kleines, ruhiges Häuschen mit einem hübschen kleinen Garten, in dem unendlich viele verschiedene Blumen wuchsen, und an dem ein hübscher Springbrunnen fröhlich vor sich hin plätscherte, schien das Paradies auf Erden zu sein. Eine junge Frau saß in dem Garten, und bewunderte den sanften Gesang den das sprudelnde Wasser von sich gab, während ihre Hand sanft über den Kopf einer auf ihrem Schoß liegenden Katze strich.
 

Ein paar Bienen summten über ihrem Kopf, und setzten sich auf den zahlreichen Blüten ab. Eine leichte Windbrise wehte der Frau die langen Haare nach hinten, und sorgte dafür, dass das Gras einen zauberhaft leichten Tanz aufführte. Sakura Haruno nippte an ihrem Glas das mit herrlich schmeckender Limonade gefüllt war, und genoss das kühle Nass, welches nun ihre Kehle hinunter rann.
 

Die Vögel zwitscherten ein fröhliches Lied, das irgendetwas in Sakuras Innerem vor Freude hüpfen lies. Ob es einfach nur diese wundervolle Melodie war die ihr Herz anregte, oder etwas anderes, sie wusste es nicht, und eigentlich interessierte es sie auch nicht. Das wichtigste war das es ihr gefiel, und das der Gesang ihr so etwas wie innere Ruhe verschaffte.

Wie lange sie da saß wusste sie nicht, aber schließlich entschloss sie sich diesen Nachmittag in Bildern festzuhalten.
 

Wie immer schoss die junge Frau atemberaubende Bilder, und wie immer steckte sie ihr Herz in ihre Kunstwerke. Wenn Sakura Haruno Fotos schoss, dann waren diese immer etwas Besonderes. Sei es eine hübsche, rote Rose, oder einfach nur so etwas Banales wie ein Blatt Papier. Beim betrachten dieser Kunstwerke konnte man die Atmosphäre spüren. Die Bilder transportierten Gefühle und Eindrücke, und genau das war es was Sakura als Fotografin so erfolgreich machte.
 

Mehr als einmal hatte man ihr gesagt sie habe ein Auge für die kleineren Dinge des Lebens, für die Unscheinbareren, und dennoch keineswegs unwichtigen. Es bereitete ihr eine diebische Freude Dinge und Lebewesen in ein Bild zu bahnen, sie zur Erinnerung zu konservieren. Bereits mit drei Jahren hatte Sakura ihren allerersten Fotoaperrat bekommen. Und seitdem war ihr Traumberuf immer Fotografin gewesen.
 

Für Sakura war die Fotografie ein Weg sich selbst auszudrücken, aber auch ein Weg, um andere Menschen zu berühren. Es war ihre Form der Kunst. Und jeder der ihre Fotos zu Gesicht bekam, dem erlaubte sie unwissend in ihre eigene, ganz persönliche Gefühlswelt einzutauchen, denn jedes Bild war in gewisser Weise ein Teil von ihr. Ein Stück aus ihrem Leben, und gleichzeitig ein Einblick in ihre Welt.
 

....
 

Wie immer war Sasuke froh als das Meeting sich dem Ende zu neigte. Manchmal hätte er all diesen engstirnigen Menschen, deren Denkweise von dem einen Geldschein bis zum nächsten reichte, am liebsten ins Gesicht geschleudert was er von ihnen hielt, aber dies hielt Sasuke weder für besonders klug, noch für besonders weise. Von der Reaktion seines Vaters ganz zu schweigen.
 

Sein Kopf schmerzte ihn gehörig, und dieses fürchterliche Wetter griff überdies sein Immunsystem an, sodass er beschloss heute frühzeitig nach Hause zu fahren. Sein teures schwarzes Auto, war sein ganzer Stolz, und so ziemlich alles was er an dem Leben bei den besseren Zehntausend schätzte. Dementsprechend pflegte er es auch wo er nur konnte, und lies weder Schmutz noch sonstige Verunreinigungen zu.
 

Der andauernde Regen hatte jedoch dafür gesorgt, das sich große Pfützen auf der Straße bildeten, die dann durch den ohnehin vorhandenen Schmutz auf den Straßen schleimige Schlammpfützen bildeten. Jedes Mal wenn Sasuke bemerkte das er soeben eine solche durchquert hatte, seufzte er laut auf. Erst vor drei Tagen hatte er das Auto so waschen lassen, das es wie neu glänzte. Das hätte er sich nun, wo er darüber nachdachte durchaus sparen könne.
 

Sasuke Uchiha wohnte seinem Geldbeutel entsprechend in einem hübschen und geräumigen Appartement mit Blick auf eine riesige Parkanlage. Selbstverständlich besaß das Hochhaus mehrere Überwachungskameras, denn die Nachbarn waren allesamt nicht minder arm. Sasuke wohnte im 13. Stock, die Wände seines Appartements waren in weiß gehalten, während die Möbel beinahe alle schwarz waren.
 

Dies bildete einen merkwürdigen Kontrast, der allerdings extrem edel aussah, und somit Sasukes exquisiten Geschmack genau traf. An der einen Seite der Wohnung erstreckte sich eine Wand ganz aus Glas. Er mochte den Ausblick den er von dort aus hatte äußerst gerne, auch wenn dieser unter solch schlechten Wetterbedingungen flöten ging. Am schönsten war der Ausblick immer bei Nacht, wenn die ganzen Wolkenkratzer ihre Lichter entzündeten, und die Stadt hell erleuchteten.
 

Seufzend lies er sich in seinen schwarzen Ledersessel fallen, und schloss die Augen. In solchen Momenten kam ihm sein Appartement leer und kühl vor. Schick eingerichtet ja, aber völlig ohne Liebe und ohne dieses gewisse Etwas. Lieblos. Dann fühlte Sasuke Uchiha sich einsam und verlassen. Er hatte Familie, ja, er hatte einen super Job bei dem er gut verdiente, ja, aber eines fehlte ihm dennoch. Liebe.
 

Es stimmte, und manch eine Person würde behaupten er spinne sich da etwas zurecht, einige würden vielleicht noch einen Schritt weiter gehen, indem sie ihm unterstellten er suche ausschließlich nach Aufmerksamkeit, aber er selbst wusste es natürlich besser. Die Annahme das er eigentlich alles was das Herz begehrte besaß war richtig. Eigentlich zumindest. Denn materiell bestimmt war an dieser Aussage nichts als Wahrheit, aber zwischenmenschlich gesehen war sie nichts weiter als eine einzige große Lüge.
 

In seinem ganzen Leben hatte er nie richtig geliebt und war auch nie richtig geliebt worden. Alles hatte sich immer nur um Geld und Macht gedreht. Gefühle waren in dieser oberflächlichen Welt in der er aufgewachsen war verpönt, und wurden als fatale Schwäche angesehen. Jeder war nur auf sich selbst bedacht, und darauf wie man so schnell wie irgend möglich den eigenen und bereits vorhandenen Reichtum vermehren konnte.
 

Dies waren eiserne Grundsätze, die er bereits als Kind eingehämmert bekommen hatte, doch er, Sasuke Uchiha hatte die Fassade der Leute durchdrungen und festgestellt wie arm sie alle doch eigentlich waren. Niemals wollte er eine solche, prinzipiell bereits tote Hülle werden. Doch plötzlich überkam ihn ein schrecklicher und verwirrender Gedanke. War er vielleicht unwissentlich schon eine von diesen leblosen Marionetten geworden?
 

Um nicht noch tiefer in dieses verhasste Minderwertigkeitsloch zu fallen, holte er sich seinen Laptop und schaltete ihn an. Er klickte sich ins Internet hinein, suchte seine Lieblingsseite auf, und loggte sich dort unter dem Nickname Einsamer Rächer ein. Und dann waren seine Gedanken wie weggewischt, der selbstbewusste Geschäftsmann verschwand, und der verständnisvolle Sasuke Uchiha kam zum Vorschein.
 

Mit einem Lächeln schrieb er eine Nachricht an eine Person, die er unter dem Namen Mademoiselle kannte, richtig jedoch Sakura Haruno hieß. Er wusste das sie als Fotografin ihr Geld verdiente, und dass das Fotografieren gleichzeitig ihre größte Leidenschaft war. Ebenso wusste er das Sakura Haruno eine verträumte junge Frau im zarten Alter von 23 Jahren war und aus Frankreich kam.
 

Von: Einsamer Rächer

An: Mademoiselle
 

Hallo Sakura,

Sag ist bei dir in Paris auch so fürchterliches Wetter wie hier in Tokio?

Den ganzen lieben langen Tag regnet es jetzt schon in Strömen, und es scheint einfach kein Ende zu nehmen. Das Wetter macht mich verrückt! Fürchterliche Kopfschmerzen plagen mich, weißt du etwas dagegen? Wie geht es dir? Und wie ist dein Tag gelaufen?

Die besten Grüße aus Tokio.
 

....
 

Liebevoll, ja beinahe mütterlich betrachtete Sakura Haruno ihre Kunstwerke. Die Bilder waren gut geworden, sehr gut sogar. Die Sonne hatte einen guten Winkel gehabt, sodass das Licht schön und gleichmäßig gefallen war. Auch die Farben und das Zusammenspiel der abfotografierten Dinge gefiel ihr. Manchmal war der ein oder andere Kontrast zu stark oder aber auch zu schwach, aber im Großen und Ganzen waren es wundervolle Bilder geworden.
 

Zufrieden ging sie in ihre kleine Einbauküche, und kochte Wasser auf, das sie für ihren Tee zu verwenden wünschte. Ihr Häuschen war klein, dafür aber mit Liebe zum Detail ausgestattet. Die Wände waren alle in warmen Farben bemalt, sei es orange, braun oder rot. Ganz viel rot, denn sie vergötterte diese Farbe. Die Möbel waren bunt zusammengewürfelt, und überhaupt war das Haus nicht besonders ordentlich, aber es vermittelte einem dieses unersetzbare zu Hause Gefühl.
 

Weil Sakura einen leichten Hunger verspürte, bereitete sie sich einen Obstsalat zu, während sie sanft ein Lied aus dem Radio mit summte. Die Melodie war leichtfüßig, und ging leicht von der Stimme. Die Stimme der Sängerin war weich und melodisch, und passte sich hervorragend in die Melodie ein. Gemeinsam klang das einfach zauberhaft, weshalb dies auch Sakuras momentanes Lieblingslied war.
 

Als das Wasser fertig gekocht war, füllte sie es in eine Tasse um, und senkte den Teebeutel in das kochend heiße Wasser. Sie liebte es dabei zuzusehen wie sich die Aromastoffe im Wasser entfalteten, denn dieser Vorgang erinnerte sie immer an den Kunstunterricht in der Schule. Wann immer man mit Wasserfarben malt, und den Pinsel danach im Wasser auswaschen möchte, lösen sich die noch vorhandenen Farbstoffe und erzeugen den selben Effekt.
 

Schon als kleines Mädchen hatte sie diesen Effekt gemocht. Er war irgendwie schön. Es war wundervoll zu sehen wie frei sich die Aromastoffe im Wasser verteilten. Wie das funktionierte konnte sie allerdings nicht erklären, denn in Chemie hatte sie nie aufgepasst, vermutlich weil sie es weder verstanden noch interessiert hatte. Sakura süßte ihren Tee noch nach, denn sie mochte ihn lieber süß als bitter.
 

Danach setzte sie sich an ihren Computer, und während er hochfuhr, aß sie ihren Obstsalat. Sakura verwendete noch ein sehr altes Betriebssystem, was dazu führte das ihr PC ziemlich langsam war, und eine halbe Ewigkeit benötigte um hochzufahren. Die junge Frau war allerdings daran gewöhnt, und demnach störte es sie auch nicht weiter. Ihr Schreibtisch war ziemlich voll gestopft mit lauter unnützen Krimskrams. Doch obwohl es recht unordentlich war, fühlte sie sich genau so wohl.
 

Übertriebene Sauberkeit und Putzwahn war nichts für sie. Hygiene ja, natürlich, aber man musste es nicht übertreiben. Über ihrem Schreibtisch hing ein kleines Regal, auf dem Kerzen, Porzellanfiguren und andere kleine Dekorierungen standen. Dies war Sakura besonders wichtig, denn die kleinen Dinge machten eine Wohnung oder ein Haus doch erst interessant.
 

Endlich war der PC hochgefahren, und sofort loggte sie sich auf ihrer Lieblingsseite ein und stellte erstaunt und freudig zugleich fest das sie eine neue Nachricht von ihrem liebsten Schreibpartner erhalten hatte. Während sie sich die Nachricht durchlas, leuchteten ihre Augen auf. Sie mochte es von ihm Nachrichten zu erhalten, denn in diesen Nachrichten steckte immer eine gewisse Art von Liebe. Dann als sie die Nachricht durchgelesen hatte, schrieb sie sofort darauf los um Sasuke Uchiha aus Tokio zu antworten.
 

...
 

Von: Mademoiselle

An: Einsamer Rächer
 

Huhu Sasuke,

Nein, hier in Paris scheint die Sonne und es ist angenehm war. Ich weiß gar nicht was du hast, Regen ist doch schön! Ich liebe es jedenfalls abends im Regen spazieren zu gehen, da kann man wunderbar nachdenken...

Tatsächlich wüsste ich etwas gegen Kopfschmerzen und etwas um diesen grauen Schleier aus deinem Herzen zu vertreiben. Du musst lachen Sasuke, laut und fröhlich. Lachen macht glücklich und hält gesund! Also lache einfach wild drauf los!

Ich habe heute wunderschöne Bilder gemacht, in meinem Garten. Ich schicke dir eines als Anhang mit, und würde gerne deine ehrliche Meinung wissen.

Wundervolle Grüße aus Paris!
 

Noch ehe er die Nachricht zu Ende gelesen hatte fing Sasuke herzhaft an zu Lachen. Deswegen mochte er ihre Nachrichten so gerne. Immerzu hatten sie etwas Fröhliches. Sie schaffte es einfach immer wieder ihn zum Lachen zu bringen. Egal wie schlecht gelaunt er war, und sie schien Recht zu behalten, seine Kopfschmerzen verblassten langsam aber sicher. Und auch das sie den Regen liebte fand er irgendwie witzig.
 

Dann öffnete er jedoch den Anhang, und schlagartig verstummte sein Lachen. Die Atmosphäre die das Bild besaß haute ihn schier weg. Er konnte die sanfte Wärme der Sonne auf seiner Haut förmlich spüren, und den guten Duft der Blumen die auf dem Bild abgebildet waren. Sasuke fand ihre Arbeit wie immer fantastisch, und das sagte er ihr auch. Die Beiden schrieben noch bis tief in die Nacht miteinander, und fielen schließlich tot müde ins Bett.
 

....
 

Die Wochen zogen sich schnell dahin, und in Europa brach mittlerweile der Winter an. In Paris fiel der erste Schnee, und Sakura Harunos kleines Häuschen wurde unter einer dicken Schneedecke begraben. Die Temperaturen kühlten ab, und Weihnachten, das Fest der Liebe rückte immer näher. Für Sakura war dies eine traurige Zeit, denn ihr Job machte sie auf eine seltsame Art und Weise einsam, und Familie besaß sie nicht mehr.
 

Es war jedes Jahr das Selbe. Jedes gottverdammte Jahr saß die junge Frau alleine vor dem Kamin mit einem Glas Wein in der Hand und prostete sich selbst zu. Geschenke bekam sie von niemanden, und niemand bekam Geschenke von ihr. Es war immer so, und es würde auch dieses Jahr wieder so sein.
 

Dachte sie.
 

Innerlich wünschte sich die junge Frau nichts anderes als einmal umarmt zu werden und Weihnachten nicht alleine verbringen zu müssen. Natürlich, am heiligen Abend stiegen viele Partys, und sicherlich hätte sie eine von ihnen besuchen können, aber die Vorstellung mit wildfremden Menschen zusammen ein Fest zu feiern das man aufgrund von Liebe feierte, gefiel ihr nicht. Überhaupt nicht.
 

Einzig und allein das Wissen nicht die einzige zu sein die so fühlte, sorgte dafür das sie nicht völlig in einem Loch versank. Ihrer Internetbekanntschaft, für die sie mittlerweile eine tiefe Freundschaft empfand, erging es ähnlich. Er hatte zwar eine Familie, verabscheute es aber mit ihnen dieses Fest zu feiern, da er nach eigener Aussage niemals wahre Liebe von diesen erhalten habe. Es erfüllte Sakura mit einem seltsamen Stolz zu wissen, das sie etwas hatte was die Beiden miteinander verband.
 

Und doch erfüllte es sie mit Traurigkeit zu wissen das sie Beide den heiligen Abend alleine verbringen würden. Einsam und verlassen. Jeder für sich. Jeder auf sich allein gestellt. Doch an diesem einen, kalten Dezembertag entschied das Schicksal es sei an der Zeit einzugreifen.
 

Wie jeden Abend saß Sakura an ihrem PC und tauschte Nachrichten mit Sasuke aus. Er erzählte ihr von seinem stressigen Tag, davon das sein Vater schon wieder eine riesige Weihnachtsfeier plante, und davon das er nicht hingehen würde. Es überraschte sie nicht sonderlich, da er vorher bereits klipp und klar verneint hatte dort hin zu gehen, zu diesen arroganten und ignoranten Menschen, und das sagte sie ihm auch. Doch seine Antwort lies sie aufschreien und in bittere Tränen ausbrechen.
 

Es waren keine Tränen von Traurigkeit, sondern es waren Glückstränen. Das erste Mal seit Jahren das Sakura Haruno aus einem guten Grund weinte.
 

Von: Einsamer Rächer

An: Mademoiselle
 

Liebe Sakura,

Deine Worte haben mich zum Nachdenken angeregt, und dabei ist mir eine ganz fantastische Idee gekommen. Was hältst du davon das ich an Weihnachten zu dir nach Paris komme? Du hast mir einmal erzählt wie sehr du den klaren Sternenhimmel in Paris magst, und ich weiß das bei guten Sichtverhältnissen vor allem im Winter die Sterne hell leuchten.

Wie würdest du es finden wenn wir gemeinsam irgendwo schick Essen gehen und uns danach gemeinsam den Sternenhimmel ansehen?

Die besten und liebsten Grüße aus Tokio.
 

Nachdem Sakura sich einigermaßen gefasst hatte, schrieb sie ihm mit zitternder Hand zurück wie gerne sie ihn an Weihnachten in Paris begrüßen würde, und kurz darauf antwortete er ihr das er sie mit einem riesigen Strauß roter Rosen überraschen wolle und er nannte ihr einen Treffpunkt. Ein edles, feines Restaurante sollte der Ort sein an dem sie ihr eigenes, ganz persönliches Fest der Liebe feiern wollten.
 

....
 

Sasuke Uchiha konnte es noch immer nicht fassen. Er saß tatsächlich in einem Flugzeug das nach Paris fliegen sollte. Seine Familie hatte selbstverständlich einen riesigen Terz deswegen veranstaltet, ihm war vorgeworfen worden sich nicht um seine Familie zu scheren, null Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Unternehmen zu zeigen....und alles was er getan hatte war mit den Schultern zu zucken und tun was er für das Richtige hielt.
 

All die Jahre hatte es niemanden interessiert wie es ihm bei diesen tot langweiligen und dazu dämlichen Familienveranstaltungen ging, an denen eigentlich nur übers Geschäft geredet und gute Miene zum Bösen Spiel gemacht wurde. Und jetzt, wo er ein einziges Mal selbst etwas geplant hatte, auf das er sich wirklich und von ganzem Herzen freute, wurden ihm solche Dinge an den Kopf geworfen. Nun, Sasuke überraschte dies nicht sonderlich, denn diese Reaktion war ja zu erwarten gewesen.
 

Und das es ihm egal war was seine Familie jetzt gerade in diesem Augenblick dachte, zeigte nur zu gut das angespannte Verhältnis. Die Stewardess brachte ihm gerade seinen bestellten Kaffee, was seine Gedanken für einen Augeblick zum Stillstand brachte. Ihr Lächeln war undurchschaubar. Wie eine perfekte Maske, und unweigerlich musste Sasuke an seine Maske denken.
 

Seine Maske, so bezeichnete er manchmal seine schauspielerischen Glanzleistungen, etwa bei einem ach so wichtigen Treffen mit einem Kunden. Dann war er der knallhart kalkulierende und doch immer betont höfliche Geschäftsmann der er sein sollte. Doch das dies nichts weiter als eine gut gemachte Fassade war, konnte er beim Besten Willen nicht bestreiten. Es war so, und das er es wusste genügte.
 

Der Flug verging schnell, schneller als er es erwartet hatte, vielleicht weil er sich so unendlich auf das Treffen mit Sakura Haruno freute. Über ein Jahr lang hatten sie miteinander geschrieben, und ja, er kannte Fotos von ihr, aber sein Herz schlug schneller als er daran dachte ihr in die Augen zu blicken, wenn sie vor ihm stand. Nicht virtuell, sondern real. In Fleisch und Blut wie man so schön sagt.
 

Sein Puls beschleunigte mit einem Mal auf dreifache Geschwindigkeit, als er sich sicher war dass das Flugzeug auf der Landebahn aufgesetzt hatte. Es war nebenbei bemerkt das erste Mal das er Europa besuchte. Man möge meinen als Teilinhaber einer großen Softwarefirma müsse man Europa schon mal besucht haben, aber Sasukes Vater hielt nicht viel von Europa und Europäern. Er verabscheute ihre Lebensweise, ihren Handel, ihre Politik, kurz gesagt einfach alles was irgendwie Auswirkungen auf die Wirtschaft hatte.
 

Am Flughafen gab es einen wunderschönen, kleinen Blumenladen, in dem eine hübsche junge Verkäuferin arbeitete, die ihn freundlich anlächelte als er eintrat. »Comment est-ce que je peux les aider Monsieur?« fragte sie auf Französisch. Sasuke verstand kein Wort von dem was sie sagte, und das gab er ihr auch zu verstehen in dem er heftig den Kopf schüttelte und ihr auf Englisch erklärte das er einen großen Strauß roter Rosen zu kaufen wünschte.
 

Nachdem sie ihn verstanden hatte, machte sie auf der Stelle den Blumenstrauß fertig. Die junge Frau machte dies mit einem Blick der Sasuke eindeutig zeigte wie gerne sie das tat. Sie schien vollkommen in ihrem Element zu sein, und genau diese unbändige Leidenschaft veranlasste Sasuke dazu ihr den doppelten Preis zu zahlen. Die junge Französin schien extrem verwirrt, letztendlich jedoch bedankte sie sich und übergab ihm den Rosenstrauß.
 

....
 

Sakura Haruno stand vor ihrem großen Spiegel und betrachtete sich darin. Ihre jadegrünen Augen trafen auf ihr gläsernes Ebenbild, und für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Sie hatte ihr rotes Lieblingskleid an, welches mit schönen weißen Punkten verzieht war. Sie liebte gepunktete Sachen über alles. Und Sachen die rot waren und zu dem noch weiße Punkte hervorzuweißen hatten, musste sie einfach vergöttern.
 

Von Schminke hielt Sakura nicht sonderlich viel, und dementsprechend hatte sie lediglich ein wenig Make-up aufgetragen und ein wenig Wimperntusche auf ihre sonst so formlosen und überdies viel zu kurzen Wimpern geschmiert. Es sah gut aus. Nicht zu übertrieben, aber auch nicht völlig hinter blieben. Mit einem betörenden Lächeln schnappte sie sich ihren dicken, warmen Wollmantel, ihren Schlüssel und das fein säuberlich und liebevoll eingepackte Geschenk für Sasuke.
 

Lange hatte sie nach etwas passendem gesucht. Sakura hatte an Parfum gedacht, und auch an eine schicke Armbanduhr, aber vermutlich besaß er genug Parfum, und eine Uhr hatte er vermutlich auch schon. Es war enorm schwierig ein Geschenk zu besorgen, und sie hätte auch beinahe aufgegeben, doch dann war sie an einem kleinen Antiquitätenladen vorbeigelaufen, und im Schaufenster hatte sie einen echten Klassiker gefunden.
 

Die Märchen der Brüder Grimm.
 

Drinnen hatte sie nachgefragt ob es dieses Buch auch in Englisch gab, denn sie war sich ziemlich sicher das Sasuke kein Französisch sprechen konnte. Und wie der Zufall es wollte, war ausgerechnet dieses eine Buch, welches im Schaufenster ausgestellt war in Englisch verfasst. Und damit hatte Sasuke ein Weihnachtsgeschenk. Ein echtes kleines Meisterwerk wie Sakura fand. Es kam von Herzen und war viel persönlicher als Parfum oder eine Uhr.
 

Sie selbst kannte die ganzen Märchen natürlich, aber Sasuke kannte sie sicherlich nicht. In Japan gab es andere Märchen als in Europa, und da er Bücher liebte, und Märchen ebenfalls beschloss Sakura das es das perfekte Geschenk für ihn war. Und die junge Frau war sich sicher, dass ihm dieses Schmuckstück gefallen würde.
 

Sakura Haruno besaß kein Auto. Sie hatte bisher nie eines benötigt, sie arbeitete zu Hause, den Einkaufsladen konnte sie gut zu Fuß erreichen, und auch das Kaufhaus lag nicht weit entfernt. Doch nun musste sie ins Herz von Paris, und dafür bestellte sie sich ein Taxi. Der Fahrer schien nicht allzu gut gelaunt zu sein, und Sakura konnte es verstehen. Es war Weihnachten, und sicherlich hatte er Familie mit denen er jetzt sehr viel lieber zusammen gewesen wäre.
 

Es dauerte lange bis sie vor dem Restaurante ankamen, denn die Straßen waren voll gestopft. Ein jeder wollte Heiligabend zu Hause verbringen, und dieses Massenautofahren verursachte einige Staus in der Innenstadt. Die junge Frau bezahlte den Taxifahrer, und spendierte ihm ein gutes Trinkgeld. Er bedankte sich zwar, aber die schlechte Laune war ihm dennoch anzusehen. Sakura zögerte ehe sie in das Restaurante hineinlief.
 

Von außen sah es bereits edel aus, sehr fein und ordentlich. Die makellos weiße Fassade sorgte dafür, das die Wand sich kaum von der Schneebedeckten Straße abhob. Ein starker Wind brauste Sakura ins Gesicht, und brannte auf ihrer Haut, was sie schließlich auch dazu veranlasste in das Restaurante einzutreten.
 

Drinnen war es schön warm, der Boden war mit einem weichen roten Teppich ausgelegt, über ihrem Kopf funkelte ein Kronleuchter. So einen hatte sie sich immer gewünscht, doch leider waren Kronleuchter verdammt teuer, und bisher hatte Sakuras Geldbeutel eine solche Investition nicht zugelassen. Traurig, aber wahr.
 

»Darf ich ihren Mantel nehmen, Mademoiselle?« Sakura wirbelte umher. Ein älterer Herr in einem schwarzen Anzug lächelte sie freundlich an und hielt ihr auffordernd einen Arm hin. »Oui. Merci!« Die junge Frau erwiderte das Lächeln des Mannes ebenso freundlich. Es überraschte sie einen solchen Service geboten zu bekommen. Sonst war sie das nicht gewohnt. Dies schien ein edles Restaurante zu sein. Sie kannte es nicht, sondern hatte sich einfach zu der Adresse fahren lassen, die sie von Sasuke übermittelt bekommen hatte.
 

»Bitte Madame, hier entlang.« Der Mann der ihr zuvor so freundlich den Mantel abgenommen hatte, hielt ihr nun die Tür zum Speisesaal auf. Erneut bedankte sie sich mit einem ehrlichen Lächeln. Sakura war gebannt von dem Ensemble das sich ihr nun bot. Niemals zuvor war sie in einem solch luxuriös ausgestatteten Restaurante gewesen. Die Tische waren aus dunklem Holz gefertigt, und strahlend weiße Tischdecken hatte man übergeworfen. Auf den Tischen wiederum standen Blumenvasen in königsblau, in denen sich wunderschöne Blumenarrangements befanden.
 

»Verzeihung Madame, aber wünschen sie einen Einzeltisch, oder erwarten sie noch jemanden?« Diesmal wurde Sakura von einer Bedienung mit kunstvoll hochgesteckten Haaren, und passender Kleidung angesprochen. Ihr Herz schlug ziemlich schnell. Normalerweise gehörte sie nicht hierher. Doch ausnahmslos jeder hier schien sie für eine junge Frau aus gutem Hause zu halten. Die Tochter eines reichen Bankiers vielleicht, oder die junge Verlobte eines erfolgreichen Geschäftsmannes.
 

»Dankeschön, aber ich erwarte noch jemanden.« Die Bedienung nickte und führte Sakura dann in eine ruhige Ecke des Saales. Ein kleiner Tisch stand dort, gedeckt für zwei Personen. Sakura setzte sich langsam und bedächtig auf den ihr zugewiesenen Platz, und sogleich wurde ihr eine Karte gereicht. Sie war petrolfarben, und die Schrift war golden. Sakura schnappte hörbar nach Luft.
 

»Ich darf ihnen die Spezialität des Hauses empfehlen, als Vorspeise garnierter Ziegenkäse auf Wildkräutersalat, als Hauptspeise Ente á l'orange und als Dessert Mousse au Chocolat. Dazu reichen wir -« Sakura wollte nicht unhöflich sein, aber sie sah keinen anderen Ausweg als die Bedienung zu unterbrechen. »Verzeihung Miss, aber ich warte noch auf meine ... Begleitung.« Die junge Frau schien einen Augenblick mächtig durcheinander, fasste sich jedoch schnell wieder und nickte Sakura zu. Dann verschwand sie zwischen den anderen Tischen.
 

....
 

Sasuke hechtete unterdessen über den Flughafen. Er war verdammt spät dran, und er wollte Sakura auf keinen Fall warten lassen. Er hasste Hektik. Doch dieses mal war es wichtig pünktlich zu sein. Wichtiger als alles andere. Vor ihm lief eine ältere Dame, sie stützte sich auf einen Gehstock und schien auch nur beschwerlich laufen zu können. Während sein Herz noch mit seinem Gewissen kämpfte, mit der Überlegung der Dame zu helfen, nahm das Schicksal erneut die Zügel in die Hand, dieses mal jedoch auf groteske Art und Weise.
 

Ein junger Mann, vielleicht zwanzig Jahre jung überholte Sasuke, und zuerst dachte er sich auch nichts weiter dabei. Doch dann sah er wie der fremde Typ auf die alte Frau zu rannte, und im nächsten Augenblick wusste Sasuke was er tun würde. Der junge Mann entriss der Frau die Handtasche, und die ältere Dame ging zu Boden.
 

Sofort und ohne über die eventuellen Konsequenzen nachzudenken, beschleunigte Sasuke und rannte dem erbärmlichen Handtaschendieb hinterher. Wie konnte man nur so verflucht feige sein und einer hilflosen alten Frau die Handtasche stehlen? Den würde er nicht einfach so davonkommen lassen. Der junge Mann war schnell, aber auch Sasuke war kein schlechter Sportler, und schließlich holte er ihn auch ein.
 

Die beiden Männer zogen an der Handtasche umher, und offenbar bekam der junge Dieb plötzlich Panik, denn er lies los und rannte davon. Zuerst wollte Sasuke ihm nachlaufen, doch dann dachte er an seine Verabredung mit Sakura. Die Blumen hatte er in dem Gerangel auf den Boden geworfen, doch wie er erleichtert feststellte war ihnen nichts zugestoßen. Der Trageriemen der Handtasche allerdings war kaputt gegangen.
 

Als er zurück zu dem Ort kam, an dem der Dieb zugeschlagen hatte, sah er die alte Frau bittere Tränen weinend in dem Arm einer anderen Frau. Ein paar Leute hatten sich um die Beiden versammelt, manche redeten auf die Dame ein, andere schauten nur zu. Sasuke ging in die Knie, und hielt ihr die Tasche hin. »Bitteschön Madam, ihre Tasche. Es tut mir leid, aber ich fürchte sie ist kaputt gegangen.«
 

Mit großen Augen starrte die alte Frau in Sasukes tiefe, schwarze Augen. Dann fiel sie ihm um den Hals. Wenig später erfuhr Sasuke auch warum die alte Dame so glücklich darüber war das er ihr die Tasche zurück gebracht hatte. Es ging nicht um das darin befindliche Geld, jedenfalls nicht direkt. Das Geld, welches sich in der Handtasche befand war nämlich für ihre Tochter und deren Enkelsohn. Es sollte ein Weihnachtsgeschenk sein.
 

Sasuke wollte gerade gehen, doch genau in diesem Augenblick tauschten zwei Polizisten auf, die von einem Passanten gerufen worden waren. Es dauerte seine Zeit bis die Formalitäten geklärt waren, und nachdem Sasuke erklärt hatte was geschehen war, verlangten die Beamten, dass er dies auf dem Revier noch einmal schriftlich versicherte. Für Sasuke brach in diesem Augenblick alles zusammen, denn er wusste das sich dies über Stunden hinweg ziehen konnte. Die Polizisten bestanden jedoch darauf, uns so blieb ihm letztendlich nichts anderes übrig als mitzukommen.
 

....
 

Seit geschlagenen zwei Stunden wartete Sakura nun schon, doch noch immer war weit und breit keine Sicht von Sasuke. Langsam fragte sie sich ob er sich vielleicht einen üblen Scherz mit ihr erlaubt hatte, aber dieser Gedanke war einfach so unerträglich schrecklich, dass sie ihn schnell wieder verdrängte. So etwas würde er nicht tun. Ganz sicher nicht.
 

Doch die Zeit verging weiterhin, und mittlerweile waren nur noch wenige Menschen in dem Restaurante. Sie alle waren weiter gezogen, vielleicht um den Rest des Abends gemütlich zu Hause verbringen zu können. Wieder einmal würde Sakura Haruno Weihnachten alleine verbringen. Es war eben doch wie jedes Jahr. Ihre Einsamkeit würde nie verfliegen. Sie würde für immer und ewig alleine sein, und eines Tages als alte Jungfer einsam sterben.
 

Tränen stiegen der hübschen Französin in die Augen. Wie konnte er sie nur so verletzen? Wieso musste er ihr das antun? Was hatte sie ihm angetan? Oder war der Grund ganz einfach der banale das er seinen Flug verpasst hatte? Doch in diesem Falle hätte er sich doch melden können...ein leiser Seufzer entwich der jungen Frau. Nie würde sich etwas ändern. Niemals.
 

Die junge Bedienung von vorhin betrachtete sie nun schon eine ganze Weile lang nachdenklich und mit einem mitleidigem Blick. Schließlich fasste sie sich jedoch ein Herz und ging auf Sakura zu. »Mademoiselle, ich möchte ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber sie warten nun seit fast drei Stunden! Ich glaube nicht das er noch kommen wird. Es tut mir aufrichtig Leid.«
 

Sakura blickte der Frau in die Augen. Sie schien sich tatsächlich ein wenig um sie zu sorgen. Doch hatte sie Recht. Er würde nicht mehr kommen. Er hatte sie versetzt. Einfach so. Grundlos. Langsam erhob Sakura sich. »Sie haben Recht. Ich danke Ihnen. Fröhliche Weihnachten.« Sakura sagte es nicht unhöflich, aber die Bitterkeit konnte sie beim besten Willen nicht aus ihrer Stimme verbannen. Das kam ihr in dieser unsäglichen Situation weder richtig noch angebracht vor.
 

Der Mann an der Garderobe reichte ihr ihren Mantel und wünschte ihr noch fröhliche Weihnachten und einen schönen Abend. Sakura antwortet nicht. Der kalte Wind stieß ihr entgegen. Sie wollte noch nicht nach Hause gehen. Also schritt sie schweren Herzens über den verschneiten Gehweg, mit dem Gesicht nach unten, während sich einzelne Schneeflocken in ihrem Haar verfingen.
 

....
 

Völlig atemlos stieg Sasuke aus dem Taxi. Es scherte ihn nicht was er für einen zerzausten Eindruck machte, alles was zählte war Sakura. Er rannte in das Restaurante herein und beachtete weder den alten Mann an der Garderobe, noch den empörten Aufschrei einer Bedienung. Sein Blick schweifte in dem großen, edel eingerichteten Saal umher, doch nirgends konnte er die Frau von den Fotos entdecken.
 

Irgendetwas in ihm zerbrach und schlitzte sein Herz förmlich auf. Doch was hatte er anderes erwartet? Welche Frau wartete schon drei Stunden lang auf eine andere Person?
 

Richtig. Keine.
 

»Sie ist gegangen Monsieur.« Er wirbelte herum. Die Kellnerin die so empört aufgeschrieen hatte war seinem ratlosen Blick gefolgt und hatte ihn offensichtlich durchschaut. Fragend starrte er sie an. In ihren Augen spiegelte sich Verachtung. Jawohl, Verachtung. Mit zitternder Stimme fragte er schließlich: »Wohin?«
 

Die Frau blickte ihn mit einem ungläubigen Blick an, und verübeln konnte er es ihr beim Besten Willen nicht. »Bitte. Das war ein ... ein ganz blödes Missverständnis!« Es war kein normaler Satz, es war ein dahin gehauchtes Flehen. Die Bedienung schien Sasuke zu röntgen. Dann schaute sie ihm ganz ungeniert und direkt in die Augen. Offenbar konnte sie die maßlose Trauer in ihnen erkennen, denn sie seufzte leise auf. »Sie ist in Richtung Park gegangen. Gehen sie von hier aus nach links, und folgen sie einfach der Straße. Sie können es gar nicht verfehlen.«
 

....
 

Sakura hatte sich auf einer Parkbank niedergelassen. Der Schnee versperrte ihr die Sicht, und der scharfe Wind brannte ihr in den Augen. Doch das war ganz und gar nicht der Grund für ihre Tränen. Warm und salzig liefen sie ihr über ihr schönes, feines Gesicht. Die Bank war kalt, doch es interessierte sie nicht. Es war ihr völlig egal. Der Morgen würde so oder so kommen, und sie in ihr einsames Leben zurückreißen.
 

Denn es war immer so.
 

Unweigerlich musste Sakura Lachen. Wie naiv war sie doch gewesen? Eine Internetbekanntschaft....sie hatte Sasuke Uchiha nie persönlich gekannt, vielleicht war er ja in Wirklichkeit ein arroganter und eingebildeter Schnösel, der sich nicht im geringsten um die Gefühle anderer kümmerte. Es schien fast so.
 

Die Bäume besaßen keine Blätter mehr, und von Weitem hört sie die Glocken irgend einer Kirche läuten. Dann war es jetzt also soweit. Es war Heiligabend, und das Schicksal hatte dafür gesorgt, das sie Weihnachten heute in einem dunklen, zwielichtigen Park verbringen würde. Doch war das immer noch besser als zu Hause zu sitzen. Da fiel ihr das Geschenk ein, das sie für Sasuke dabei hatte.
 

Zögernd holte sie es aus ihrer Manteltasche hervor. Eisige Tränen tropften auf das Papier, und vermischten sich mit den Schneeflocken die ebenfalls darauf landeten. Für einen Augenblick verspürte sie große Lust das Packet auf den Boden zu werfen, und darauf herumzutrampeln, doch letztendlich brachte sie genau das nicht übers Herz. Welch ein Glück könnte man sagen.
 

»Ich denke eine so hübsche Frau sollte an Weihnachten keine Tränen vergießen.«
 

Sakura schreckte auf. Keine Schneeflocken flogen mehr auf ihr Haupt. Langsam hob sie den Blick. Ein großer, weißer Regenschirm schwebte über ihr. Dann blickte sie auf den Halter des Schirmes. Schwarze Haare, die einen herrlichen Kontrast zu seiner hellen Haut boten, tiefe, schwarze Augen, in denen sie versank und dieses entzückend charmante Lächeln. Ja, das war er. Ihr Traumprinz.
 

Offenbar konnte er die Trauer, die Enttäuschung in ihren Augen sehen, denn er senkte seine Augenlieder und fiel vor ihr auf die Knie. Der Boden war gefroren, eiskalt und von Schnee bedeckt, doch es war ihm scheinbar egal. »Bitte Sakura Haruno, verzeih mir das ich dich versetzt habe, aber du musst mir glauben, es gibt einen logischen Grund dafür!« Ein riesiger Strauß roter Rosen war nun in ihr Blickfeld getreten.
 

Davon hatte sie immer geträumt. Das ein Mann ihr unter den wachsamen Augen der Sterne rote Rosen überreicht. Das war schöner, wundervoller, märchenhafter als jedes verfluchte Restaurante, und möge dort auch noch so bezaubernde Musik gespielt werden. Und doch kam es ihr so vor als sei all dies nichts weiter als ein endloser Traum. Ein romantischer ja, aber ein Trugschluss. Mit einem Mal war die Kälte weggeblasen. Alles um Sakura herum schien zu glühen. Eine einzelne, leichte Schneeflocke landete auf ihrer Nasenspitze, und dieser kurze, kalte Augenblick erweckte etwas in ihr das sie nie zuvor gespürt hatte. Plötzlich wusste sie das es kein Traum war, sondern das all das echt war. »Ich verzeihe dir.«
 

In diesem Augenblick war ihr alles egal. Ohne weiter darüber nachzudenken, ja ohne es zu planen umarmte sie ihn, und drückte ihren Mund auf seinen. Seine Lippen fühlten sich weich an, und nach kurzem Zögern erwiderte er ihren Kuss. Tief in ihr explodierte etwas, und egal warum er erst jetzt gekommen war, es fühlte sich richtig an. Verdammt richtig. Während in ihr ein Feuerwerk tobte und wütete, dankte sie dem Schicksal. Und alles was zählte war der Augenblick. Sie küssten sich unter dem Sternenzelt, und mit diesem Kuss verknüpften sie ihre Schicksale miteinander.
 

Für immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (32)
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Von: abgemeldet
2020-10-03T12:19:20+00:00 03.10.2020 14:19
AHHHHHHHHHHH
SWEEEEEEEEEEET ALAAAAAAARMM
Würdest du die Geschichte vielleicht mit einem zweiten OS fortsetzen? 😍😍😍😍😍😍😍
LG Hayaku_chan
Von:  Sakura2100
2017-09-26T19:55:34+00:00 26.09.2017 21:55
Wow mega süße story *_*
Von:  _senorita_marie_
2017-07-31T18:23:25+00:00 31.07.2017 20:23
Woooooooooaaaahhhhh... hab ne totale Gänsehaut.
Dieser OS erfüllt alles was sr haben sollte.
Von den ersten Worten weg, konnte ich mich nicht mehr losreißen.
Hat mir sehr gut gefallen :)
Von:  Rawr_
2012-04-25T13:58:22+00:00 25.04.2012 15:58
Endlich, endlich, endlich!
Endlich bin ich mal dazu gekommen etwas von dir zu lesen! ;__;
Ich bin so glücklich!

Von Anfang an war ich gefangen, als ich angefangen hab zu lesen. (Toller Satz..lol XD) Ich weiß wirklich nicht wie du das machst, aber man ist sofort mitten in der Geschichte und ALLES passt perfekt zueinander. Wegklicken kann deine Geschichte keiner mehr, nachdem er angefangen hat zu lesen! :D Glaub mir <3

Wie du die Story gestalten hast finde ich wundervoll. Diese eigentlich so 'typischen' Internetbekanntschaften, und diese eine entwickelt sich so weiter. Diesen ganzen Verlauf fand ich spitze, wie ist dir das nur eingefallen? Ich meine dieses 'Paris' und 'Tokio', nie würde ich darauf kommen, dass die beiden sich so näher kommen können. (Du solltest eine 'Narutopairings-aus-verschiedenen-Städten' OS Sammlung anfangen..entschuldige aber ich finde diese OS so genial <3) Es ist nämlich überhaupt nicht typisch, wenn das Treffen so platzt, und die beiden dann doch noch aufeinander treffen.

Und dieser Kuss am Ende war wie ein Traum :D Ich fand es wunderschön! Ernsthaft <3 Irgendwie wie in einem Kitschfilm, aber doch so anders! Und haha, gut, dass Sakura nicht das Geschenk zerstört hat..XD

Ach ja wegen dem Geschenk, verdammt, was für eine großartige Idee von Sakura. Ich liebe die Märchen von den Brüdern Grimm! Wenn mir jemand so was schenken würde, einfach genial! ♥
Märchen mit Moral als Geschenk, so etwas ist heutzutage leider eine Seltenheit. Wie kamst du auf diese Idee? (:

So dazu wie du die 'Welten' der beiden beschrieben hast - grandios.
Keine Ahnung wie du das mit so einfachen Worten machst, aber du drückst dich so aus, dass man diesen eigentlich schon krassen Unterschied der beiden richtig mitbekommt. Auch wie du so mit den Farben umgehst.
Wie Sasukes Wohnung eingerichtet ist, wie seine Umgebung auf ihn wirkt, sein Job und dieses eine Wort - Hektik.
Bei Sakura hingegen ist alles so voller Farben, voller Leben und Freude, genauso von ihrem zu Hause bis zu ihrem Job - pure Liebe.
Ich finde das richtig schön, wie du mit einfach Worten so etwas Schönes schreiben kannst! Ich bewundere dich dafür ♥

Ach ja, deine Nebencharaktere waren auch cool :D Klar, schade wegen diesem Diebstahl und der Oma, aber diese Französin die für ihn den Strauß vorbereitet hat! Ich respektiere diesen Nebencharakter, sie antwortet ihm auf englisch! DAS HABEN DiE BEi MiR NiCHT! XDD
Ähm..tut mir leid..ich schweife etwas vom Thema ab. Also wahrscheinlich hat sie ihm geantwortet, weil sie am Flughafen arbeitet und sie war mir sehr sympathisch! :D

Dass ich deinen Schreibstil sehr mag, weißt du hoffentlich schon! Du schreibst so, dass man gar nicht viel drüber nachdenken muss, was die Worte bedeuten. Man kann sich richtig in die Charaktere hineindenken, die Geschichte vermittelt ein wunderschönes Gefühl von Wärme <3, und die Umgebung beschreibst du sowieso so, dass ich dachte ich habe mal kurz Tokio und Paris besucht. :)

Was ich noch erwähnen wollte war, dass mit Sakuras Tee. Ich beobachte das auch immer! XD Ich liebe es wie sich die Aromastoffe verteilen..Ähm ja zu viel über mich, also ich fand das echt passend, da sich das auch einfach zu diesem 'farbenfrohen' von Sakura bezieht. Genauso hat auch gut gepasst, dass sie ihren Tee lieber süß mag, ich finde das trifft ihren Geschmack ganz gut, irgendwie eben :)
Ich hoffe du weißt was ich meine, und ja ich weiß, ich schreibe hier ganz schön verwirrendes Feedback XD.

Und wegen dem Titel! Er hatte mich auch schon total neugierig gemacht *__* Da musste ich es lesen! Und er klingt super. Wie kommst du nur immer auf solche Titel? Verdammt jeder kriegt das so toll hin, aber ich muss da so lange nachdenken XD Wie inspirierst du diiiich? Verrat mir dein Geheimnis ;__;

So, das wars dann auch von mir. :) Insgesamt hat mir alles sehr gefallen, die ganze Geschichte hat einfach etwas, was das Herz berührt <3 Mach weiter so und fühl dich unendlich geknuddelt!
Und ja ich weiß, ich hab das Adjektiv jetzt schon oft genug hier benutzt aber
- Es ist wunderschön.
Ich hoffe, ich komme dazu, mehr von dir zu lesen ♥

Hab dich gaaaaaaanz doll lieb ♥
Rawr_
Von:  Meeryem
2012-04-06T20:52:30+00:00 06.04.2012 22:52
weihnachten wie man so schön sagt ist der tag der liebe
ach soo schön
aus nur einer internetbekanntschaft liebe einfach treumhaft
ich liebe es *-*
Von:  santos-w
2011-11-18T21:52:13+00:00 18.11.2011 22:52
das ist mal wieder eine klasse ff von dir^^
dein schreibstil ist richtig spitze!!
mach weiter so!

lg santos-w
Von:  Kaori2103
2011-09-16T11:57:51+00:00 16.09.2011 13:57
einfach klasse, gefällt mir sehr gut und ich liebe deine charakterbeschreibungen! wies ja so schön heißt - der erste eindruck zählt!

glg kaori
Von:  annie19_93
2010-10-14T19:21:48+00:00 14.10.2010 21:21
*riesig freu* Das.War.So.Schön.
am Anfang hab ich überlegt, wie die beiden im zusammenhang stehen, das mit dem Internet war eine Super Idee
Das war ehrlich zum dahinschmelzen...

LG
annie
Von:  zeitvorhang
2010-02-17T11:35:51+00:00 17.02.2010 12:35
Wundervoll. Romantisch. Einfach bezaubernd.
Ich stand in meinen Gedanken neben jeder gespielten 'Szene',weil alles so real rüberkam.
Weiter so.


Von: abgemeldet
2010-01-24T07:57:23+00:00 24.01.2010 08:57
huhu=)

Ich find deinen OS echt toll..eine ziemlich bewegende Geschichte..zwei einsame Menschen die tausende Kilometer voneinander entfernt wohnen und auf den ersten Blick so verschieden sind verlieben sich an einem romantischen Weihnachtsabend ineinander *-*
Ich glaub davon hat jedes Mädchen schonmal geträumt..
Du hast das alles wirklich schön beschrieben, deine Wortwahl unterstreicht die Romantik in dem OS nur noch.

*kekz geb*
meine besten Komplimente :)


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