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Gazetto Inn

Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?
von

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Verkleidet bei PSC

Der Zug kam genau pünktlich, um mich von meiner Stadt nach Tokio zu transportieren. Egal wie sehr ich versuchte, viel Platz um mich herum zu machen, wurde der Zug von einer Station zum anderen immer voller. Aber irgendwann schaffte ich es und hielt die kleine Reise ohne eine Panikattacke durch.

Jetzt stand ich vor der Wohnung des Gazetto Inn, Yuus Schlüssel in der Hand haltend. Vor meiner Abfahrt, als ich das Frühstück vorbereitete, hatte Yuu zu mir gesagt, sie wären bei einem Shooting mit anderen J-Rocker und somit auch nicht zu Hause.

Ich holte tief Luft und öffnete die Tür.

Niemand da.

„Irgendwie enttäuschend...“ ich holte mein kaputtes Handy raus und wählte Ukes Nummer.

Es dauerte sehr lange ehe jemand abnahm.

Gerade als ich Moshimoshi sagen wollte sprach er dazwischen: „Egal wer du bist, du hast mir das Leben – oder besser gesagt mein Handy – gerettet! Danke!“

Ich lächelte in den Hörer. „Uke-kun, ich bin es, Yasumi. Was ist denn los?“

Ein Lachen entfuhr ihm. „Ich habe mein Handy verlegt und war zweifelhaft am Suchen. Danke, dass du angerufen hast. Durch dich konnte ich es finden.“

Ich konnte sein Gesicht vor mir sehen, wie er mich dankend angrinste und eine Verbeugung machte.

„Du hättest auch jemanden bitten können, dich anzurufen.“

Kurze Stille am anderen Ende. „Verdammt! Wieso ist mir das nicht eingefallen?!“ Wieder Stille. „Ah! Yasumi, ist was passiert?“ Er klang besorgt.

Ich nickte, wusste aber zugleich, dass er mich nicht sehen konnte. „Ja. Ich sehe eure Abwesenheit. Das stimmt mich traurig.“

„Ohh! Wie süß. Ah! Yasumi komm doch zu uns!“ Er sagte mir eine Adresse und legte schnell auf.

„Hä? Was? Ich soll kommen? Hallo?“, fragte ich meinen Handy, das stumm blieb und nicht vorhatte meine Fragen zu beantworten. „Uke-kun, du weißt wirklich wie man jemanden ein schlechtes Gewissen einjagen kann...“

Mit einem Mal überkam mich eine fantastische Idee. Ich eilte ins Schlafzimmer von den Fünf und öffnete Takanoris Kleiderschrank, der ordentlich vollgestopft mit jeglichen Kleidungsstücken war.

Mit den Augen zusammenpassende Kleidungsstücke suchend, zog ich meine Schuluniform aus und legte die ordentlich beiseite und fischte mir ein tiefblaues Ruki-Hemd und ein zerrissenes, schwarzes Ruki-Jeans und probierte sie an. Resultat: Sie passten wie angegossen – nur ich brauchte für die Hose ein Gürtel. Beim Anziehen des Hemdes achtete ich darauf, dass meine A-Cup – die an B-Cup grenzten - Brüste nicht deutlich wurden und ich wie ein echter Junge wirkte.

„Jetzt die Accessoires!“, sagte ich mir selbst und suchte nach einer dunkelbraunen Sonnenbrille – ich wollte meine Augen unbedingt verstecken, da sie mich verraten könnten – und einer Kappe, die ich zuerst fand. Ich band mir die Haare zusammen und ließ ein Paar Strähnen ungebunden davonlaufen, der Pferdeschwanz kam unter die weiße Markenkappe. Durch einen Zufall fand ich beim ersten Versuch eine Sonnenbrillenkolonie in Takanoris Nachttisch. Zahlreiche Sonnenbrillen sahen mich an, ich sah zurück – und da war sie, die dunkelbraune! Als ich sie aufsetzte, verdunkelte sich meine Welt.

Brillenfinsternis!

Ich sah mich im Spiegel an: Keine weiblichen Rundungen, keine großen Augen, keine Frau, die mich zufrieden angrinste.

Ich hatte mich in Ruki verwandelt.
 

Es war schon ein komisches Gefühl, zum ersten Mal überwiegend von Frauen angestarrt zu werden als von Männern.

Ich stand in einer belebten Straße vor einem riesigen Haus, als mich ein Mädchen, ungefähr siebzehn, ansprach und meine Handynummer wollte. Ich werde ihren Gesichtsausdruck nie vergessen, als sie merkte, dass ich eine Frau war. Sich entschuldigend und verbeugend lief sie weg.

Egal. Ich hatte ein anderes Problem: Wie sollte ich da unauffällig herein gehen?

„Vielleicht werde ich auffällig, wenn ich mich unauffällig benehme. Ich muss mich also dann so auffällig benehmen, dass ich unauffällig werde. … Hmm?“ Ich verwirrte mich selbst und trat herein.

Niemand war da.

Zweifel hatte ich nicht, dass sich GazettE hier befand, denn mit jedem Zentimeter, mit der ich mich vorwärts schob wurde das gewisse Gefühl in mir intensiver.

Ich stahl mich in ein Gang, lang und schmal, ging ihn bis zur ersten Kreuzung und schaute wie eine Spionin in alle Richtungen.

Niemand da.

Gazetto, wo seid ihr?, rief ich innerlich. Es gab sogar ein Echo.

Ich bog in einen anderen Gang und ging bis zur nächste Abbiegung.

Es waren Stimmen zu hören.

Ich hielt die Luft an, presste mich gegen die Wand hinter mir und lauschte.

Eine Tür fiel ins Schloss, die Stimmen verschwanden.

Noch bevor ich eins mit der Wand wurde, bewegte ich mich wieder und atmete. Ich ging zu der Tür. Egal wer dahinter war, er würde mich nicht erkennen. Ich drückte die Türklinke herunter und betrat den Raum.

Die Temperatur und die Schallfrequenz änderte sich schlagartig. Eine warme, nahezu erstickende Luft, gemischt mit vielen verschiedenen Parfümen, die den Männergeruch nicht gewachsen war, umhüllte mich. Geschminkte Männer redeten und lachten miteinander in einer Lautstärke, an die ich mich gewöhnen musste.

Niemand schien mich richtig wahrzunehmen, ich erforschte sie und versuchte verzweifelt sie zu benennen. Shou, Miyavi … und wie hieß der Rest?

Das Kommt davon, wenn man sich nur für eine Band interessiert!

Ich hätte doch besser aufpassen sollen, wenn mir Yumi wieder mit ihrer Quatschphase kam.

Mein Blick blieb bei einer kleinen Gestalt stehen. Er hatte mir den Rücken zugedreht und redete mit einem etwas größeren. Ich grinste und sprang die Gestalt an.

„Ruki!“, wollte ich sagen, doch noch in der Luft, bevor meine Füße hinter ihm ankamen, wurde mir durch mein Herz bewusst, dass es sich hierbei nicht um Takanori handelte.

BUMM!

Mein Gestampfe war nicht zu überhören gewesen, die Blicke richteten sich auf mich, die Stimmen verstummten. Der Mann drehte sich zu mir um und zeigte mir, dass er nicht die Person war, nach dem ich gesucht hatte.

„Bist du neu?“ Der Mann, mit dem mein gedachter Ruki gesprochen hatte, drängelte sich zu mir.

Automatisch ging ich ein Schritt zurück. Wenn ich etwas sagen würde, wäre ich aufgeflogen.

„Bist du stumm?“ Er beobachtete mich mit einer strengen Miene.

Ich schwieg.

„Also doch ein Fan. Noch dazu ein ganz hübscher.“ Er streckte die Hand nach mir aus und mein Herz schlug mit einem Mal schneller.

Ich drehte mich schnell um, bevor er mich packen konnte – und lief in jemanden rein. Die Brille rutschte mir runter, aber ich richtete sie schnell wieder auf. Ich lief an den Mann vor mir vorbei – und spürte seinen Körper an meinen Rücken. Mein Herz beruhigte sich.

„Was tust du hier, Yasumi?“

Ich drehte mich um und blickte in Takanoris Geschminktes Gesicht. Er war Ruki geworden.

Seine hellbraunen Haare hingen ihm lockig über die Schultern. Seine Augen waren blau, am rechten Ohr zählte ich fünf Ohrringe. Mein Blick ging an ihm runter. Er hatte ein Halstuch und einen graublauen Anzug an. Und die Absatzschuhe nicht zu vergessen. Er war drei Zentimeter größer als ich geworden.

„Na?“ Er lächelte mich sanft an und nahm mein Gesicht in seine Hand.

Wie hatte er mich erkannt?

„Oh, wie süß. Mir kommen gleich die Tränen.“

Ich sah, wie Takanoris Gesichtsausdruck von sanft zu verärgert wechselte, als er aufblickte. Ich hörte ihm nicht zu, sah stattdessen seine Lippenbewegungen an.

Was tue ich da?!

Ich sah wie Takanori seine Lippen aufeinander presste. Er war wütend. Ich drehte mich zu dem Mann um, der nach meiner Kappe schnappte und meinen Pferdeschwanz entblößte.

„Also doch ein Onabe“, sagte er zu mir und dann zu Takanori: „Deine Freundinnen werden ja immer jünger. Schämst du dich nicht, mit einem Kind zusammen zu sein? Bist du“, er grinste höhnisch, „pedophil, Ruki?“

Ich sah, dass die Männer, außer Miyavi, lächelten.

Wie dumm es doch von mir war, hierher zu kommen. Jetzt dachte jeder, dass Takanori … Ich bin so dumm!

Eine Hand legte sich auf meine Schulter.

„Yasumi, geh bitte nach Hause. Du musst dir seine Gegrunze nicht anhören.“ Egal wie Ruhig Takanori klang, ich wusste, dass der Kerl ihn mächtig verärgert hatte. Wegen mir …

„Gegrunze? Ich bin doch kein Schwein! Aber er hat Recht, Mädchen. Du willst doch sicherlich nicht, dass ich wegen Kindesmissbrauchs vors Gericht komme, oder?“

Takanori schob mich sanft Richtung Tür.

„Nein. Lass das. Ich glaube dein Freund hat da was mit mir zu reden.“ Ich ging zwischen die beiden.

„Ah! Du willst also reden. Hier und jetzt? Während alle zuschauen?“ Der Kerl grinste.

„Ich weiß nicht, was du dir gerade vorstellst aber“, ich nahm die Sonnenbrille ab und sah ihm zum ersten Mal richtig ins Gesicht. Er ähnelte Takanori. „Aber um eins klar zu stellen: Ruki ist nicht pedophil und du hast kein Recht dazu, ihn ...“

Takanoris Hand hielt mir den Mund zu. „Schon gut, Yasumi.“

Ich schüttelte ihn ab. „Ich verachte solche Typen wie dich“, sagte ich zu meinen Herausforderer.

Er schien nach Worten zu suchen. Wahrscheinlich war er verwirrt darüber, dass ich keine Japanerin war. „Weißt du, wer ich überhaupt bin?“, sagte er schließlich.

„Nein. Es interessiert mich nicht die Bohne, wer du bist und in welcher Band du spielst. Wenn du etwas an mir auszusetzen hast: Voilà hier bin ich. Aber lass Ruki in Ruhe.“ Ich war erstaunt über meine Stimme, sie klang sanft und bissig zugleich.

Aus seinen verwirrten Gesichtsausdruck wurde ein Grinsen. „Ich kenne solche Frauen wie dich. Große Klappe aber nichts dahinter. Und dass mein Name dich nicht interessiert, glaube ich nicht. Ich hatte viele Frauen, die das am Anfang gesagt hatten. Später konnte ich sie nur schwer loswerden.“

„Aha.“ Ich verstand alles.

„Was aha? Habe ich ins Schwarze getroffen?“ Er grinste breit.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aha im Sinne von: Du tust mir leid. Du hattest also mit viele Frauen nichts Ernstes angefangen und wolltest deine Begierde befriedigen. Du hast sie verletzt, oder?“

Sein Grinsen starb, ich fuhr weiter. „Lass mich raten: Du hattest viele Frauen, weil du nicht die eine haben konntest.“ In seinen Augen trat ein träumerischer Ausdruck ein. „Diese Person hat dich verletzt. Und du wolltest alle anderen verletzten, nicht wahr?“ Er schien die Frage für sich zu beantworten. „Du hast verletzt, um nicht verletzt zu werden. Wie armselig.“ Ich drehte mich zu Takanori um und sprach zu ihm über die Schulter. „Im Grunde hast du aber nur dir selbst wehgetan, glaube mir.“

Ich hatte nichts mehr zu sagen, setzte die Brille auf und machte vor Takanori eine Verbeugung. Als ich wieder aufstand, nahm er mir die Brille weg und meine Welt erhellte sich augenblicklich.

„Woher hast du gelernt, so zu reden?“ Er sah mich sanft an. „Die Brille habe ich gerade gebraucht. Danke.“ Er machte die Knöpfe von seinem Hemd auf, das ich anhatte. „Mal wieder hast du die Aufmerksamkeit der Leute erregt.“

„Ehm...“, ich spürte die Röte im Gesicht, „woher wusstest du, dass ich es bin?“

„Du hast meine Kleider an.“

„Bist du sauer?“, fragte ich und hoffte auf ein Nein.

„Wenn es jemand anderes wäre ja. Auf dich kann ich nicht wütend sein.“

Ich machte einen Schritt zurück, um mein Herz zu beruhigen.

„Warum bist du eigentlich hier?“

„Ehm... Uke-kun -“

„Okay. Das erklärt alles“, unterbrach er mich und zog die Brille auf.

Ich musste lächeln. „Du siehst gut aus.“

Er grinste.

Mit klopfenden Herzen drehte ich mich zu dem Mann um. Er stand genauso wie ich ihn zurückgelassen hatte, erschrocken und ertappt.

„Tut mir leid.“

Er schien mich wahrzunehmen. „Dafür, dass du mich bloßgestellt hast oder dafür, dass es mir zum Heulen ist?“

„Anders hättest du das wahrscheinlich nicht verstanden.“ Ich musste grinsen.

„Da hast du Recht.“ Er ebenfalls.

Ich verabschiedete mich und ging mit einem guten Gewissen zu Gazetto Inn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RitsukiKahn
2010-08-18T16:08:27+00:00 18.08.2010 18:08
Sprich weiter Yasumi! Du sagst es!
Es wird irgendwie immer besser
Von:  Yoko-loves-Saga
2010-08-03T15:30:59+00:00 03.08.2010 17:30
Wer war denn der Typ? ò___ó
*wissen muss* >_<

Yasumi hats drauf ^^ Wie süß sie Ruki verteidigt hat ♥
und ich will wissen wer das war TT__TT
Rück raus damit xDD

*_*
Von:  JuneValentine
2010-07-31T13:35:10+00:00 31.07.2010 15:35
Oke... o.o;
Auch wenns mir ein Rätsel is, wie man mit nen Hemd die Busen verschwinden lassen soll ... aber nun gut! °_°

Ich frag mich echt gerade, wer vielleicht der Typ war der gesgat hat, dass Ruki pädophil wär!! Ò___ó Dem sollte man mal eine deftig runterhauen und den Mund zustopfen! @_@;;
Aber ich fands süß, wie sich Yasumi gegen dem gewehrt hatte.. xD
Vielleicht war's Gackt...? o.o Könnt ich mir irgendwie vorstellen, keine Ahnung warum xD Der Typ war mir schon immer unheimlich XD

LG
das cabü~
Von:  Ziina-chan
2010-07-12T20:44:50+00:00 12.07.2010 22:44
Haha, Yasumi hats drauf *________*

Das Kapi ist cool~

Ich bin ja mal gespannt wer es ist mit dem sie da geredet hat °___________°
Und WIE gespannt ich bin ey xDD
Los, ich wills wissen! òo
husch huch schreib weiter! *O*


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