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Tor zur Seele

Zorro x Sanji
von

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Die Insel der verlorenen Hoffnungen

„Häh? Sag das noch mal! Was soll es da geben, Nami?“

„Na einen Schatz...“, wiederholte diese geduldig für ihren Kapitän. Sie wusste nicht, wie oft sie es nun schon gesagt hatte, doch der Junge mit dem Strohhut schien ihr einfach nicht zuzuhören. Dieser saß, Hand auf besagtem Hut, gegenüber von Nami am Tisch.

Auch Lysop, Chopper und Zorro hatten sich in der Küche der Lamb, ihrem treuen Schiff eingefunden, um zu besprechen, wohin sie ihre nächste Reise führen sollte.

Doch momentan wirkte es ganz so, als hätte Nami bereits allein über ihr Ziel entschieden. Es war klar, dass sie jedem Schatz hinterher jagen musste, der es wert war in einem Buch erwähnt zu werden.

Auf diese Weise hatte Nami auch von dem legendären Reichtum erfahren, der über die Jahrtausende in die Vergessenheit geraten war und Robin suchte momentan unter Deck nach dem alten Buch, dass die Geschichte neu aufleben ließ und eigentlich zu ihrem privaten Besitz gehörte.

Natürlich war die ganze Sache mit dem Schatz nicht so einfach, denn es gab da einen gewissen Haken, warum es bisher kein Pirat geschafft hatte das Gold zu stehlen...

„Nicht das mit dem Schatz, sondern das mit dem Vogel!“, unterbrach Ruffy ihre Gedanken in dem Moment, der immer noch aufgeregt herum zappelte und schon längst verstanden hatte, dass es um einen Schatz ging.

Nami verdrehte so langsam doch leicht genervt die Augen.

„Okay, ein letztes Mal... Der Schatz wird von einem flammenden Vogel bewacht, so heißt es jedenfalls in dem Buch. Was genau damit gemeint ist weiß ich selber noch nicht, aber...“

Sie hielt inne, als sich die Tür öffnete und Robin mit einem dicken Buch unter dem Arm zu ihnen trat.

Die junge Frau schüttelte sich den Schnee aus ihrem Mantel, schloss die Küchentür hinter sich, aus der es kalt in den Raum zog und trat zu den anderen an den Tisch.

Es war inzwischen Winter auf der Grand Line geworden und es fiel beständig Schnee vom Himmel, der ihnen das Vorrankommen um einiges erschwerte und sogar an manchen Stellen eine leichte Eisschicht auf dem Meer bildete.

Vorsichtig legte Robin das alte Buch in die Mitte des Tisches und musste leicht schmunzeln, als sich alle neugierig darüber beugten.

Sie schlug den Bucheinband auf, blätterte ein paar weitere Seiten um, bis sie das passende Kapitel gefunden hatte.

„Hier steht es. Der Schatz des flammenden Vogels.“, las sie laut vor, überflog mit ihren Augen bereits die weiteren Zeilen.

„Ich glaube die Rede ist von einem Phönix.“, meinte sie schließlich nach kurzer Zeit.

Alle Augen richteten sich auf Robin. Diese zeigte jedoch stumm auf eine Abbildung in dem Buch.

Neugierig beugte sich Nami vor, musste allerdings bald feststellen, dass sie so gar nichts erkennen konnte.

Leicht wütend blickte sie auf.

„Mensch, Sanji, nun mach doch mal das Licht an!“
 

Der Koch stand die ganze Zeit über in der Küche, abseits von seinen Kameraden und schnitt im flackernden Licht einer spärlichen Kerze, die sicher bald erlöschen würde, das Gemüse für ihr Abendbrot.

Als er so plötzlich Namis forsche Stimme vernahm zuckte er erschrocken zusammen, verzog im nächsten Moment vor Schmerz das Gesicht.

Doch Sanji zwang sich zu einem Lächeln, wand sich energisch zu Nami um und versteckte seine linke Hand dabei möglichst unauffällig in der Tasche seines schwarzen Anzuges.

Er hatte sich schon wieder geschnitten...

„Aber Nami-Schatz!“, säuselte er. „Findest du es so nicht auch viel romantischer? Nur du und ich, im Kerzenschein?“

„Wir sind auch noch da, Quatschrübe!“, warf Zorro gelangweilt ein, der lange genug zugehört hatte und das ewige Geflirte des Smutjes satt war.

„Halt die Fresse, Kaktuskopf!“, giftete Sanji nicht minder genervt zurück, ignorierte dabei den Stich in seiner Brust, den er bei seinen und Zorros Worten spürte.

Dieser schien unbeeindruckt und schenkte seinem Kameraden einen giftigen Blick.

„Suchst du Streit? Dann komm her, Giftmischer!“

Seit der Koch damit angefangen hatte alle eh schon kleinen Fenster der Lamb zu verhängen und anstatt normal Licht an zu machen, wie jeder andere hier an Bord auch, Kerzen anzuzünden ging ihm diese neue Marotte auf die Nerven, mit der er doch sicher nur eine Frau rumkriegen wollte.

Und auch jetzt bewegte Sanji seinen Arsch trotz Aufforderung nicht zum Lichtschalter, starrte ihn stattdessen mit einem Gesichtsausdruck an, den der Schwertkämpfer nicht ganz deuten konnte und auch nicht wollte. Der wütende Ausdruck von vorhin war wie weg geblasen...
 

Sanji hatte es versucht. Keiner konnte ihm nachsagen, dass er es nicht zumindest probiert hätte und das mehrmals.

Er hatte versucht Frauen zu lieben, sie zu verführen und sogar mit ihnen zu schlafen, doch das war einfach nicht er.

Er konnte sich nichts vormachen, sein Herz schlug nur für einen. Und dieser Eine stand gerade auf, um das Licht halt selbst an zu machen, wo er sich schon nicht dazu bequemte.

Doch schnell kehrte Leben in Sanji zurück, als ihm bewusst wurde, was Zorro vor hatte.

Mit drei Schritten hatte er die Strecke zum Lichtschalter zurück gelegt, stellte sich entschlossen davor und hob deutlich sichtbar sein Bein, streckte es Zorro drohend entgegen. Er würde zutreten wenn der Schwertkämpfer noch einen Schritt weiter in seine Richtung machte.

Der Andere hatte bereits eine Hand auf den Knauf eines seiner Schwerter gelegt, funkelte den Smutje kampfbereit an.

„Nun komm schon her, wenn du dich traust!“, stichelte er die Situation nur noch weiter an, hoffte auf ein bisschen Action in ihrem sonst so langweiligen Alltag. Es war schon zu lange her, dass er einen Kampf mit seinem liebsten Freizeitfeind ausgefochten hatte, doch Sanji wirkte alles andere als angetan von den Umständen, machte keine Anstalten die Einladung anzunehmen.

In diesem Moment meldete sich eine schüchterne Stimme zu Wort.

„Vielleicht sollten wir einfach noch eine Kerze anzünden?“, fragte Chopper in den Raum hinein, erhielt allerdings nur von Ruffy eine Antwort.

„Ja, das finde ich auch! Ich will endlich wissen, was es mit dem Vogel auf sich hat!“, gab er deutlich lauter von sich, plusterte dabei seine Wangen auf, die ihr unglaubliches Fassungsvermögen bereits oft bewiesen hatten, wenn es ums Essen ging. Wer wusste schon, wie lange der Streit zwischen den Beiden gehen konnte.

Seufzend griff Nami mit einer Hand unter die Bank auf der sie saß, holte dort aus einer kleinen Kiste einen weiteren Stumpen heraus und entzündete den Docht an der bereits brennenden Kerze auf dem Tisch.

Vorsichtig, sodass kein Wachs auf das alte Buch tropfte, beugte sie sich anschließend wieder über die Seiten und musterte die Zeichnung.

Es handelte sich wirklich um einen Phönix, was auf dem Bild an den flammenden Federn zu erkennen war, die der Zeichner mit Liebe fürs Detail auf das Blatt gezaubert hatte.

Schnell überflog Nami ebenfalls die Zeilen, die auf der vergilbten Seite nur schwer zu entziffern waren.

„Also laut der Beschreibung liegt der Schatz in der Mitte der Insel der verlorenen Hoffnungen, wo der Phönix ihn auch bewacht.“, sprach Nami an Robins Stelle weiter.

Sanji zuckte kaum merklich zusammen, als er die Worte hörte.

/Wie ironisch.../, dachte er sich innerlich, ließ aber nichts davon nach außen dringen, sondern beobachtete Zorro dabei, wie er sich vom Lichtschalter entfernte und murrend an seinen alten Platz zurück kehrte. Hoffentlich hatte er nichts von seiner ersten Schreckreaktion mitbekommen, doch dieser benahm sich ganz normal.

Man konnte Zorro deutlich ansehen, dass ihm widerstrebte keinen Streit mit dem Koch in Gang gebracht zu haben. Seit Tagen waren sie nun schon auf dem offenen Meer unterwegs und keine Menschenseele, weder Freund, noch Feind, hatte ihren Weg gekreuzt.

Langsam aber sicher juckte es den Schwertkämpfer in den Fingern, sein Können nicht nur an imaginären Gegenständen oder Feuerholz zu beweisen, sondern einen wirklichen Gegner vor sich zu haben.

Man könnte fast sagen, er hatte Appetit auf Fleisch und für gewöhnlich sorgte der Koch zuverlässig dafür, dass ihm nie zu langweilig wurde.

Doch in letzter Zeit stimmte etwas mit ihm definitiv nicht...
 

Und Chopper wusste auch was.

Sanji war bereits vor Wochen zu ihm gekommen, hatte ihm seine Sorgen anvertraut, die er natürlich, wie es sich für einen guten Arzt gehörte, sorgsam hütete.

Keiner sollte es erfahren und Chopper verstand auch warum.

Es sah gar nicht gut aus für Sanji, was ihm ziemlich Angst einflößte.

Er fürchtete um die Träume des Kochs, wusste nicht, wie es sein würde, falls es wirklich geschah.

Und es sah ganz so aus, als würde es Sanji trotz aller Vorsichtsmaßnahmen schnell schlechter gehen.

Ja, er hatte bemerkt, wie der Smutje sich geschnitten hatte. Früher war es Sanji nie passiert. Zwei Messer gleichzeitig zu schwingen war für ihn vor kurzer Zeit noch kein Problem gewesen, doch inzwischen zögerte er immer länger vor jedem Schnitt.

So wie die letzten Tage würde sich Chopper wohl auch heute Abend wieder um Sanjis zahlreiche Verletzungen kümmern müssen.

Es waren alles kleine Schnitte, die ohne Narben ausheilen würden, doch die unsichtbaren Schnitte in Sanjis Seele konnte keiner sehen.

Trotzdem hatte Chopper eine leise Ahnung, wie schlimm es wirklich um den Koch bestellt war.
 

Sanji waren Choppers Blicke derweil nicht entgangen, die ihn fest fixiert hatten und nicht mehr los ließen. So brach der Blonde den Blickkontakt von selbst ab. Er wusste, dass er Chopper vertrauen konnte und das dieser ihn nicht verraten würde, doch helfen konnte er ihm auch nicht.

Wahrscheinlich war es einfach zu viel verlangt. Nicht nur, dass er hoffnungslos in jemanden verliebt war, der keine Brüste, dafür aber etwas ganz anderes in seiner Hose hatte, sondern jetzt kam auch noch das dazu.

Resigniert dachte Sanji an den Abend, wo er zum ersten Mal mit Chopper darüber gesprochen hatte.
 

*~_~*

„Okay, dann setz dich mal hin.“, befahl der kleine Elch dem Koch.

Sanji hatte lange überlegt, ob er sich Chopper anvertrauen sollte oder nicht.

Jetzt stand er hier und konnte keinen Rückzieher mehr machen, darum gehorchte Sanji ohne ein Wort und nahm auf dem Stuhl Platz, der ihm angeboten wurde.

Sie befanden sich in der untersten Ebene der Lamb, wo Chopper seinen privaten Medizinraum neben Robins kleiner Bücherei hatte.

Hier waren sie ungestört, zudem war es bereits tiefste Nacht und der Rest der Crew schlief friedlich ein Stockwerk über ihnen in den Hängematten.

Sanji hatte lange wach gelegen, war schon die letzten Nächte kaum zu Schlaf gekommen und hatte sich schließlich dazu durch gerungen Chopper zu wecken.

Der kleine Kerl hatte sich erst müde die Augen gerieben, war aber schnell wach, als Sanji ihn mit ernster Miene um einen Gefallen bat, der irgendwo auch sehr froh darüber war ein offenes Ohr gefunden zu haben.

Der Smutje saß auf dem Stuhl, seine Hände im Schoß gefaltet und hatte Chopper so gut es ging ins Auge gefasst, der sich mit einem kleinen Block, den er auf einem Klemmbrett befestigt hatte, vor ihn hockte.

Besorgt sah Chopper zu dem großen Mann auf.

Sanji wirkte angespannt und er war neugierig, was er ihm gleich erzählen würde.

Nun lag es an ihm die richtigen Fragen zu stellen.

„Also, was ist denn dein Problem?“, wollte er als Erstes von Sanji wissen, denn sein Gegenüber wollte ganz offensichtlich nicht vor den anderen darüber reden und hatte bisher standhaft geschwiegen.

Dieser seufzte jetzt schwer, senkte den Blick ein bisschen.

„Es geht um meine Augen.“, fing er schließlich ohne große Umschweife an zu erzählen. Er wollte Choppers Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen als es nötig war.

„Irgendwas stimmt in letzter Zeit nicht. Ich hab das Gefühl ich sehe immer schlechter...“, sprach er weiter.

Chopper nickte und notierte sich etwas auf seinem Block.

Sanji löste nun langsam seine Hände wieder voneinander und hielt ihrem Schiffsarzt wie zum Beweis seine Finger hin.

Dessen Augen weiteten sich, als er die Verletzungen an den Händen des Kochs sah, die definitiv von einem Messer stammen mussten.

Schnell legte er seine Schreibutensilien beiseite und widmete sich den Händen, die ihm immer noch hingehalten wurden.

Vorsichtig drehte und wendete er sie mit seinen Hufen und ging schließlich ohne große Worte zu einem Schrank hinüber, wo er die nötigsten Salben, Medikamente und getrocknete Kräuter für ihre Wochen auf See aufbewahrte.

Von dort holte Chopper eine Creme heraus und kehrte zu Sanji zurück, fing an dessen Wunden zu versorgen.

Der Blonde ließ das alles mit sich machen, schaute Chopper zu, die Zähne fest zusammen gebissen. Es tat nicht weh, was der kleine Elch da machte und trotzdem war es ihm unangenehm überhaupt jemandem seine Hände so offensichtlich zu zeigen. Schließlich sollte sich ein Koch nicht an seinen eigenen Werkzeugen schneiden, doch inzwischen ließ es sich kaum noch vermeiden.

Sanji holte kurz Luft, beschloss dann weiter zu erzählen, während der Elch geschickt seine Hände versorgte. Er wusste eh, dass noch mehr Fragen kommen würden, also konnte er Chopper die Luft sparen.

„Bemerkt habe ich es zum ersten Mal vor einer Woche. Früher hatte ich nie Probleme das leichte Make Up von Nami zu erkennen, jetzt tue ich mich schwer ihr Gesicht überhaupt noch scharf zu sehen. Es sieht alles aus, als wäre ein Nebel um uns rum.“, gestand der Koch.
 

Er log.

Schon lange hatte er keine Augen mehr für Nami, spielte seinen Kameraden und Freunden nur etwas vor, um seine Maske aufrecht zu erhalten. Er wusste nicht, ob dies der richtige Weg war, doch er selbst konnte er leider auch nicht sein.

Zu groß war die Angst, dass ihm seine Gefährten den Rücken kehren könnten, angewidert von dem, wie er fühlte und was er war.

In Wirklichkeit war Sanji aufgefallen, dass er die edlen goldenen Schriftzeichen auf dem schwarzen von Zorros drei Schwertern nicht mehr lesen konnte.

Erst hatte er es auf eine schlechte Tagesform geschoben, immerhin war es neblig und geschlafen hatte er auch zu wenig.

Trotzdem versuchte Sanji immer wieder die Schrift zu erkennen, was ihm jedes Mal misslang.

Irgendwann hatte er sich beinahe beiläufig bei Lysop über den dichten Nebel beschwert, der nun schon seit fünf Tagen ihr ständiger Begleiter war und sogar bis in die Räume der Lamb vorgedrungen war.

Der Schütze hatte ihm einen verwirrten Blick zugeworfen, gelacht und mit einem Schulterklopfen behauptet dass er ein verdammter Spaßvogel sei. Schließlich brannte die Sonne in ihrer ganzen Pracht vom blauen Himmel.

Dies war der Moment, wo Sanji beschloss Chopper um Rat zu fragen.

Und nun saß er hier.
 

Besagter Arzt hörte immer noch angespannt zu, auch wenn Sanji inzwischen schwieg und recht abwesend wirkte.

Anscheinend war er in Gedanken versunken und Chopper wollte ihn nicht stören, versorgte lieber den letzten Schnitt mit einer leichten Schicht Heilsalbe, schraubte dann die Tube wieder zu und legte sie neben sich.

Aufräumen konnte er sie immer noch später, denn Chopper ahnte bereits, dass er nach Sanjis Aussprache nicht einfach wieder schlafen gehen können würde.

Sein Gegenüber schien gerade aus seiner Trance zu erwachen, denn er konnte sehen, wie der Blonde den Kopf schüttelte und wieder Blickkontakt herstellte oder besser gesagt: Es versuchte.

Chopper hob leicht seinen Huf und winkte.

„Ich bin hier drüben, Sanji...“

Der Kopf des Kochs bewegte sich etwas weiter nach rechts, wo er Choppers Bewegung ausgemacht hatte.

„Siehst du mich wirklich so schlecht?“, hakte der Arzt der Lamb gleich nach und Sanji senkte den Blick erneut, betrachtete seine Hände, die voller Salbe waren.

Er hatte ja keine Ahnung, dass es so viele Wunden waren, die er sich schon zugezogen hatte, doch wo er jetzt die kühlende Salbe spürte kroch ein komisches Gefühl in ihm hoch, das er nicht ganz einordnen konnte.

Dafür war er sich umso mehr bewusst, warum er sich dem kleinen Arzt anvertraute, auch wenn es ihm schwer fiel darüber zu sprechen.

Dieser blickte immer noch besorgt zu Sanji auf, wartete auf eine Antwort, die er schließlich mit einem Seufzen bekam.

„Na ja, du bist braun und...“, es legt sich ein Lächeln auf Sanjis Gesicht, das nicht ganz zur Situation passte, „das Holz auch...“, beendete er mit einem Schulterzucken seinen Satz.

Chopper zog die Augenbrauen zusammen, sagte jedoch nichts. Automatisch stellte er sich innerlich die Frage, ob der Koch gerade versuchte ein ernstes Problem mit ein bisschen Witz zu überspielen, wollte aber wirklich nicht weiter nachhaken, da Sanji das Thema an sich unangenehm war.

Also nickte er nur, was der Smutje hoffentlich sehen konnte, griff dann in eine schwarze Tasche neben dem Stuhl und warf einen Blick hinein.

Bei dem flackernden Kerzenlicht war es fast unmöglich etwas zu erkennen, weswegen Chopper sich auch noch keine allzu großen Sorgen um Sanjis Zustand machte.

Dennoch fragte er sich, warum Sanji ihm beim Betreten des Zimmers verboten hatte das Licht an zu machen und stattdessen auf eine Kerze bestand.

Noch während er darüber nachdachte fand Chopper wonach er gesucht hatte und förderte eine kleine Taschenlampe zutage, wandte seinen Blick wieder zu Sanji, der nicht weniger nervös aussah als wo sie das Zimmer betreten hatten.

Chopper schenkte seinem Freund ein kurzes Lächeln, wobei er sich nicht sicher war ob sein Gegenüber es gesehen hatte.

„Keine Sorge, Sanji. Jetzt lass mich erstmal in deine Augen schauen, vielleicht kann ich was erkennen.“, erklärte er dem Koch ruhig, der verstehend nickte und sich zu ihm runter beugte.
 

Sanji setzte wirklich viel Glauben in den kleinen Arzt, der ihm hoffentlich bald sagen konnte was nun überhaupt los war.

Choppers unausgesprochener Anordnung folgend beugte er sich vor, damit der Elch besser an seinen Kopf heran kam, was auch immer er nun machen wollte.

Doch schon im nächsten Moment bereute Sanji seine Entscheidung, als Chopper die Taschenlampe an machte und ihm prüfend in ein Auge leuchtete.

Ein Schmerz zuckte durch sein Gehirn und Sanji riss seinen Kopf blitzschnell von seinem Nakama weg, der sichtlich geschockt von der Reaktion war.

Noch in der gleichen Bewegung schlug der Koch seine Hände vors Gesicht, verdeckte damit seine Augen.

„Gott, spinnst du, verdammt!? Du Idiot!“, schrie er den immer noch sprachlosen Chopper an, völlig vergessend dass das nicht Zorro vor ihm war, sich gar nicht bewusst was er dem armen Arzt an den Kopf warf.

Momentan spürte er nur den Schmerz, der zum Glück langsam nach ließ und einen verstörten Sanji zurück ließ. Was gerade mit ihm passiert war konnte er nicht richtig verstehen.

Vorsichtig nahm er nun die Hände von seinem Gesicht, bedeckte das Auge aber doch wieder, wo Chopper hinein geleuchtet hatte.

„Das tat weh...“, murmelte er, nun deutlich leiser und gefasster.

Doch Chopper hatte den Blick gesenkt, starrte den Boden vor Sanjis Füßen an.

„Tut mir Leid, ich wollte dir nicht weh tun.“, entschuldigte er sich aufrichtig und nahm sich fest vor von nun an jeden vor dem zu warnen, was er vor hatte.

Ein Seufzen kam über Sanjis Lippen. Da hatte er ja was angerichtet.

„Schon okay, mir tut es Leid... Ich... wollte dich nicht beschimpfen.“, gestand auch er und das war Sanjis Ernst, der traurig wurde den Elch so zu sehen. Das war sicher nicht seine Absicht.

Er konnte erahnen, dass Chopper inzwischen wieder aufgeschaut hatte, zwang sich zu einem Lächeln, was ihm diesmal nicht so gut gelang wie sonst.

„Wirklich nicht... Aber das hat weh getan... Mach das bitte nicht noch mal.“, erklärte Sanji dem Arzt, der diesmal deutlicher nickte.

„Ich glaube, dass muss ich auch gar nicht mehr.“, wagte Chopper seine erste Vermutung.

Sanji wirkte über diese Tatsache überrascht. Dass der Elch so schnell eine Ahnung hatte was mit ihm los war hatte er ihm nicht zugetraut.

Doch bevor er etwas sagen konnte erhob Chopper noch mal das Wort.

„Nimm bitte die Hand vor deinem Auge weg.“, bat er Sanji.

Dieser gehorchte ohne Widerworte, blinzelte in das Spiel aus Licht und Schatten, was die Kerze an die Wände warf.

„Und?“, wollte Chopper nun wissen.

„Na ja, ich seh kaum was... Wundert es dich?“, gab Sanji als Antwort, doch als kein Kommentar mehr dazu kam legte sich seine Stirn in Falten.

Anscheinend war der Elch wirklich überrascht und das beunruhigte Sanji doch sehr.

Ein kurzes Schweigen entstand, in der der Koch deutlich angespannt wartete, während Chopper eher bedrückt wirkte. Sein Verdacht hatte sich also bestätigt.

Schließlich hielt Sanji es nicht mehr aus.

„Und? Was ist denn nun?“, drängte er seinen Kameraden, der ein Seufzen von sich hören ließ.
 

„Grauer Star.“, kam schließlich Choppers Antwort, fast so leise, dass Sanji dachte sie sich eingebildet zu haben.

„Grauer was?“, fragte er vorsichtshalber nach, konnte mit dem Begriff an sich nichts anfangen, doch Chopper zögerte erneut.

„Verdammt, nun mach es nicht so spannend!“, drängte der Koch, der vor Aufregung nervös auf seinem Stuhl hin und her rutschte.

Chopper trieb ihn hier gerade in den Wahnsinn!

Dieser ließ sich erneut Zeit mit der Antwort, schien nach einem passenden Anfang zu suchen, bis er ihn gefunden hatte.

„Grauer Star oder auch Katarakt, wie wir ihn nennen, ist eine Augenerkrankung. Sie ist momentan noch nicht heilbar und führt früher oder später zur sicheren Erblindung.“, brachte er nun endlich mit ziemlich zittriger Stimme heraus, während ihm bei den Worten Tränen in die Augen stiegen.

Er hatte den gräulichen Hintergrund in Sanjis Pupillen deutlich gesehen. Ein Zweifel war ausgeschlossen.
 

Sanjis Augen hatten sich in der Zwischenzeit ungewöhnlich geweitet und ihren davor fixierten Punkt verloren.

Langsam sank der Koch nach hinten an die Stuhllehne, war gerade sehr froh, dass er saß, denn sein Blut war dabei in seine Füße zu rauschen.

Das Gefühl was von ihm Besitz ergriffen hatte war unbeschreiblich.

Plötzlich fühlte er sich, als würde ihn ein verdammt schwerer Stein in die Tiefe reißen und die Flying Lamb gleich mit sich, nur damit sie von der See verschluckt werden konnten.

Sanji spürte einen ziemlichen Kloß im Hals und erst ein paar Sekunden später wurde ihm bewusst, dass ihm Tränen über die Wange liefen.

So schnell es mit dem Schwindelgefühl möglich war, dass von ihm Besitz ergriffen hatte, packte er Chopper am Arm.

Es musste einfach ein Irrtum sein.

„Chopper, das kann nicht dein Ernst sein!“, brachte Sanji mit ziemlich viel Mühe über die Lippen, hörte als Antwort jedoch nur ein leises Schluchzen von dem Elch, den er auch schnell wieder los ließ.

„Das kann einfach nicht wahr sein!“, murmelte Sanji noch mal, doch langsam sickerte die Erkenntnis zu ihm durch.

„Was meinst du mit blind?“

Seine Stimme hob sich.

Die Worte des Arztes ließen eigentlich keine Zweifel offen, doch Sanji wollte es nicht wahr haben, es konnte einfach nicht wahr sein.

„Und du kannst wirklich nichts machen? Chopper, sag doch was!“, forderte er den Elch mit zittriger Stimme auf, in der hörbar Panik mit schwang, die von Sanji Besitz ergriffen hatte und sich in ihm fest setzte.

Erst langsam wurde ihm bewusst, was das alles für Folgen für ihn haben könnte.
 

Chopper schluckte. Es war seine Aufgabe jetzt stark für sie beide zu sein, auch wenn er von der Nachricht genauso geschockt war wie Sanji, schließlich wusste auch er, was dies für den Koch bedeutete.

Sollte er sein Augenlicht verlieren konnte er einen Teil seines Lebens für immer an den Nagel hängen, würde Hilfe brauchen und müsste vielleicht sogar seinen Traum aufgeben, wo Chopper doch wusste, wie viel Sanji das bedeutete.

Auch die Schnittwunden an seinen Händen hießen nichts Gutes und würden sicher irgendwann dazu führen dass er das Kochen aufgeben musste.

Schnell blinzelte der kleine Elch seine Tränen weg, die auch ihm schon über die Wangen liefen und legte einen Huf auf Sanjis Oberschenkel.

„Beruhig dich erstmal, Sanji.“, versuchte er auf den verzweifelten Koch einzureden, der inzwischen zu schluchzen angefangen hatte und sein Gesicht hinter den Händen versteckte, diesmal jedoch aus Verzweiflung.

„Es gibt da ein paar Sachen, die du beachten kannst, damit du möglichst lange sehen kannst...“

*~_~*
 

Mit einem Seufzen schob Sanji die Erinnerungen an die Nacht beiseite.

Er wusste nicht mehr, wie er damals ins Bett gekommen war, vielleicht hatte Chopper ihn auch getragen, denn sicher war er sich nicht, ob er noch in der Lage war selber zu gehen.

Bereits am nächsten Morgen hatte Sanji die Ratschläge befolgt, wobei manche deutlich schwerer umzusetzen waren.

Vor den kleinen Fenstern der Lamb hingen provisorisch Vorhänge, die Sanji in einer Vorratskammer gefunden hatte und auch das Licht blieb aus, stattdessen zündete er Kerzen an, die ihn bei weitem nicht so blendeten wie das Sonnenlicht.

Das alles brachte allerdings ein anderes Problem mit sich.

Sanji war in der Dunkelheit kaum in der Lage etwas zu erkennen, zumal die Kerzen ihm oft ein paar Streiche spielten, doch war es immer noch besser als durch zu grelles Licht noch schneller zu erblinden.

Trotzdem hatte Sanji bemerkt, dass er jeden Tag schlechter sah, war inzwischen kaum noch in der Lage die Gesichtszüge seiner Nakama zu erkennen, was ihm eine Unterhaltung oft schwer machte.

Manchmal war er in der Lage die Stimmung seiner Freunde an ihrem Tonfall zu erkennen, doch gerade Ruffy war da schwer zu beurteilen und so vergriff er sich oft im Ton, was bisher aber anscheinend noch Niemandem aufgefallen war.

Mit einem leisen Seufzen griff Sanji in seine Tasche, holte dort seine halb volle Packung mit Zigaretten heraus, zögerte allerdings noch in der Bewegung.

Er konnte Choppers Blick zwar nicht sehen, dafür aber deutlich spüren.

Es gab da einen Ratschlag von dem kleinen Elch, den er einfach nicht befolgen konnte.

Es war unmöglich für ihn mit dem Rauchen aufzuhören!

Chopper hatte versucht ihm an einem anderen Abend zu erklären, was mit seinem Körper passierte, wenn er rauchte, doch Sanji hatte die Ohren verschlossen, konnte und wollte wenigstens das nicht aufgeben!

Er hatte schon immer geraucht, seit er zurück denken konnte.

Wann er es sich angewöhnt hatte wusste er nicht, doch er brauchte einfach das Gefühl von einer Zigarette zwischen seinen Lippen.

Mit diesem Gedanken öffnete Sanji die Packung, holte eines der Stäbchen heraus und nahm den Filter in den Mund, förderte mit einer kurzen Bewegung sein Feuerzeug zu Tage, schloss allerdings die Augen bevor er die Flamme vor seinen Augen aufleuchten ließ.

Teilweise war ihm der Schutzmechanismus schon in Fleisch und Blut übergegangen.

Mit einem tiefen Atemzug öffnete Sanji seine Augen wieder, blies den Rauch genüsslich und lautlos wieder aus, beantwortete Choppers immer noch strengen Blick mit einem kurzen Schulterzucken und einem anschließenden Kopfschütteln.

Der Elch konnte so viel reden wie er wollte.

Sanji konnte nicht aufhören zu rauchen, mal ganz abgesehen davon, dass seine Kameraden ihn dann sicher innerhalb von Stunden für wahnsinnig oder schwer krank erklärt hätten.
 

Erst jetzt gesellte sich Sanji langsam zu seinen Freunden, wirkte dabei etwas unsicher, was aber niemand zu bemerken schien. Auch Chopper hatte seinen Blick wieder von ihm abgewandt und lauschte der Unterhaltung.

Beinahe beiläufig stellte sich Sanji zu den Anderen an den Tisch und versuchte dem Gespräch zu folgen, was nicht so schwer war, da Nami ganz offensichtlich nicht mehr umzustimmen war.

„Also, dann ist es ja beschlossen!“, tat sie gerade Kund, wobei ein Grummeln von ein paar der Jungs kam, die offensichtlich nicht ganz der Meinung waren, aber auch keinen Widerspruch wagten.

„Unser nächstes Ziel ist die Insel der verlorenen Hoffnungen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Zoushi
2009-10-02T07:46:01+00:00 02.10.2009 09:46
Ich mag zwar One Piece (eigentlich) nicht, aber das erste Kapitel von deiner Story hat mich echt gefesselt. Auch wenn ich die Charaktere an sich nicht so gut kenne, tut es mir doch für Sanji ziemlich leid... .__. Dem Armen hast du wirklich ein ganz schönes Schicksal aufgebrummt.
Das Kapitel an sich finde ich gut aufgebaut, der Rückblick geht gut in die Story über und ist nicht störend, die Beschreibungen sind ausführlich ^^ Alles in allem, super geschrieben.

Von:  Lalla
2009-09-29T13:01:27+00:00 29.09.2009 15:01
Insel der verlorenen Hoffnungen? Klingt spannend, vielleicht findet der arme Sanji da ja Heilung...
Aber in Hinsicht auf das Bild zu dem die FF entstanden ist...da kommt bestimmt noch einiges auf uns zu :)
Also ich bin ja mal gespannt was das alles sein wird ;)
Eine sehr schöne FF und wenn es vorraussetzung des Wettbewerbes ist, dass es ein Happy End gibt, dann bin ich guter Hoffnungen^^

Freue mich auf die Fortsetzung^^
Liebe Grüße
Von:  Zero_Kiryu
2009-09-28T20:57:17+00:00 28.09.2009 22:57
Wow!! Einfach nur wow! Ich finde gar keine Worte, um zu beschreiben, was gerade in mir vorgeht! Oh man, da hat den lieben Sanji ja ein sehr schwerer Schicksalsschlag ereilt... Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht, also lass uns nicht so lange warten! ^^
Ich mag deinen Schreibstil :) Manchmal wünschte ich mir, ich würde mir auch mehr Zeit mit Beschreibungen lassen. ^^
Und wie du die Spannung langsam aufgebaut hast, hat mir auch extrem gut gefallen! ^^ Ich saß wie gebannt vor dem Bildschirm und war beinahe schon traurig, dass es noch nicht weiter geht. ^^'
Also: Schreib schnell weiter! <3

Liebe Grüße
Zero
Von:  Mestia
2009-09-28T19:33:47+00:00 28.09.2009 21:33
Tolles Kapitel. Sanji tut mir echt leid. Hoffe es geht bald weiter^^


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