~ 28. Dezember 2007 ~
Ruki lief schweren Herzens die Treppen zu Kais Wohnung hoch. Am liebsten wollte er wieder umdrehen und nach Hause gehen, alles beim Alten belassen, doch wenn er jetzt wieder einen Rückzieher machte, würde er auf kurz oder lang an seinen Gefühlen kaputt gehen. Nicht, dass er sich besonders besser fühlen würde, wenn er dieses Gespräch hinter sich gebracht hatte, aber wenigstens konnte er dann neu anfangen.
Über Weihnachten hatte er sich viele Gedanken gemacht, hatte sich die letzten Jahre durch den Kopf gehen lassen und obwohl es so viele schöne Momente und Erinnerungen gab, hatte er beschlossen, dass es so nicht weiter gehen konnte.
Er wollte endlich etwas Beständigkeit in seinem Leben, er wollte jemanden, der ihn glücklich machte und bedingungslos liebte. Er wollte all das, was Kai ihm nicht geben konnte. Um nach vorne schauen zu können, wollte er einen klaren Schlussstrich ziehen. Er hatte all die Jahre gehofft, dass Kai irgendwann doch zu ihm stehen würde, doch auch jetzt war er immer noch nicht dazu bereit und in Ruki kam die Einsicht, dass er dies nie sein würde.
Ruki erschöpfte seine „Beziehung“ zu Kai. Manchmal war alles perfekt, er fühlte sich glücklich. An anderen Tagen wiederum war es das genaue Gegenteil, wenn Kai ihm unbewusst mehr als deutlich klar machte, dass sie ihr Leben nicht miteinander teilten. Vor ein paar Monaten war er übermütig geworden, als Kai von seinen Plänen erzählt hatte, endlich von zuhause auszuziehen. Ruki hatte ihn gefragt, ob er nicht zu ihm ziehen wollte, wo sie doch ohnehin schon viel Zeit miteinander verbrachten. Für ihn wäre es ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, denn für ihn stand es außer Frage, dass er sein Leben mit Kai verbringen wollte. Kai hatte sich sein Angebot nicht mal durch den Kopf gehen lassen, sondern sofort abgelehnt.
Ruki sah die Seifenblase, in der er schwebte, langsam platzen. Eine Zeitlang hatte er sich leicht einreden können, dass Kai irgendwann das gleiche für ihn fühlen würde, doch langsam realisierte er, dass das wohl nie passieren würde. Er brachte es kaum über’s Herz, Kai seinen Entschluss mitzuteilen, denn in ihm schrie alles danach, dass er bei ihm bleiben wollte, aber schließlich hatte er die Worte ausgesprochen und gab Kai die Zeit, darauf zu reagieren.
Sie saßen an Kais Küchentisch, hatten beide eine Tasse dampfenden Tee vor sich stehen. Ruki hatte gar keinen gewollt, da er sowieso gleich wieder gehen wollte, aber Kai hatte ihm trotzdem eine Tasse eingeschenkt, die er nun nicht anrührte.
„Okay“, sagte Kai schließlich. „Ich verstehe deine Entscheidung und akzeptiere das.“
Ruki stand auf und verließ leise und ohne weitere Worte die Wohnung. Mit genau dieser Reaktion hatte er gerechnet, wenngleich er sich insgeheim doch gewünscht hatte, Kai würde ihn bitten, seine Entscheidung noch mal zu überdenken, weil er ihn nicht verlieren wollte. Kai lag eben nicht so viel an ihm, wie Ruki an Kai lag. Er hatte das richtige getan. Ein neues Jahr stand bevor und sein Leben würde sich ändern. Irgendwann würde es nicht mehr so weh tun, dass Kai ihn so einfach gehen ließ.
---
An dieser Stelle vielen Dank für die Kommis vom letzten Mal. Ich bin die Woche über in Berlin gewesen und hatte keine Zeit alle zu beantworten.
Sorry für das kurze Kapitel ;) Aber mehr war hier einfach nicht zu sagen.