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100 Themen Herausforderung

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#006 - Schnee

Als Pfarrer Heimel eines Tages vor die Tür ging, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überall um ihn herum blitzte und blinkte es, und das mitten um August! "Ich träume", murmelte er und rieb sich ungläubig über die Augen. "Es kann nicht sein! Entweder ich spinne oder der liebe Herrgott spielt uns einen gewaltigen Streich. Schnee im August... im August! Mitten im Sommer! Das gibt es nicht..."

Mit diesen Worten winkte er, abwesend lächelnd, dem Herrn Knorz zu, einem Akademiker mittleren Alters, der vor einigen Wochen zugezogen war, und ging zurück ins Haus, um sich eine wärmere Jacke anzuziehen.
 

Herr Knorz indes tat weiter nicht viel, als fassungslos aus dem Fenster zu starren. So etwas war ihm noch nie untergekommen. Sicher würden ihm nun einige Blumen erfrieren und daran war nur dieser verdammte Klimawandel schuld.

Fluchend und schimpfend ignorierte er den Gruß des Pfaffen von gegenüber, schlug das Fenster zu und ging zurück zu Bett. Vielleicht sähe die Situation am anderen Tag schon ganz anders aus.
 

Die kleine Lara, die Tochter der Nachbarn, war über diesen Umstand recht zufrieden.

Vergnügt hüpfte sie in Herr Knorz' Garten, sammelte den fluffigen, leichten Schnee und formte ihn zu einer Kugel, die sie über den nun weißen Rasen rollte, um so viel des gefrorenen Nass mit zurück in ihren eigenen Garten nehmen zu können wie nur möglich. Das würde einen wundervollen Schneemann geben!

Während sie überlegte, welcher Hut dem kalten Herrn denn am besten stünde, sah sie auf der anderen Seite der Straße einen Mann entlangtanzen. Er winkte ihr fröhlich zu, schnappte mit dem Mund nach den wirbelnden Flocken und lachte unentwegt.

Sie lachte auch und bedeutete ihm, zu ihr zu kommen. "Hilfst du mir?", fragte sie ihn schließlich. "Ich baue einen Schneemann!"
 

Johannes kam näher. Einen Schneemann wollte das Mädchen bauen - mit ihm! Er konnte sein Glück kaum fassen.

Zusammen rollten sie die Kugel, bis sie so groß war, dass sie ihm bis zur Hüfte ging, dann sammelten sie Schnee für die zweite, kleinere Kugel, die den Bauch bilden würde, und als sie feststellen mussten, dass der restliche Schnee bei bestem Willen nicht mehr für einen Kopf reichte, beschlossen sie, dass dieser eine kleine spezielle Schneemann nun einmal keine Beine hätte und setzten dem Bauch Johannes' Mütze auf. Lachend tanzten sie Ringelreihen um den Mann, so gut es eben zu zweit ging, und freuten sich. Johannes lachte heute viel. Es war ein schöner Tag, denn es hatte geschneit, so viel Schnee! Er war sehr, sehr glücklich darüber. So glücklich dass es bis zum Mond reichte und wieder zurück!

"Der Mann ist schön", sagte Johannes zu Lara. "Lass uns ihn Lara nennen."

"Aber Lara ist doch ein Name für ein Mädchen!", lachte Lara.

"Bei Schneemännern nicht", sagte Johannes. "Schneemänner haben keinen Pipimax, deswegen dürfen die auch Mädchennamen haben."
 

"Oh du liebe Güte", murmelte Frau Rhode, als sie das Treppenhaus verließ. Sie hatte die ganze Zeit gedacht, ihre Augen spielten ihr einen Streich, doch nun, da sie im Vorgarten stand, sah sie - und fühlte sie - dass ihre Augen für ihre achtundsiebzig Jahre noch absolut in Ordnung waren. Er lag überall der Schnee, im Hochsommer!

"Na, da hat uns der liebe Herrgott ja etwas eingebrockt", sagte sie mehr zu sich selbst als an jemand Bestimmten. "Das ist doch nicht normal, das geht nicht mit rechten Dingen zu!"

"Warum ist das nicht normal?", fragte der Verrückte sie, indem er aufhörte mit dem Kind zu spielen. "Wenn es kalt ist schneit es sehr oft", beteuerte er.

Wortlos drehte sie sich um und ging zurück in ihre Wohnung. Verrückte ließ man besser in Ruhe, Gott allein wusste, wozu sie fähig waren! Dass die Eltern der Kleinen gar nicht einschritten...

Noch immer kopfschüttelnd sagte sie für den Boule-Abend mit ihren Freundinnen ab und spähte durch das Fenster. Draußen waren die zwei dick eingepackten Gestalten dabei, einem recht großen, aber hässlichen Schneemann ein Gesicht zu verpassen. Wider ihren Willen musste Frau Rhode schmunzeln.

"Also so etwas auch", murmelte sie leise. "Es schneit oft wenn es kalt ist, ha!...", ging langsam zum Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-05-06T13:17:27+00:00 06.05.2011 15:17
Hallo!

Dass ich derzeit unbedingt kommentieren will, ist ja klar. Nur eines vorweg: wenn du mir erst nächstes Jahr auf folgende Kommentare antwortest, reicht das. ^^ Ich brauche keine Erklärung, schätze ich. XD

Der gute Pfarrer Heimel hat schon mal einen interessanten Namen. Irgendwie bleibe ich da immer hängen. ^^

>Mit diesen Worten winkte er, abwesend lächelnd, dem Herrn Knorz zu,...
Winkte er dem Herrn zu. *.* Ich mag diese Formulierungen gern. Keine Ahnung...

>Herr Knorz indes tat weiter nicht viel als fassungslos aus dem Fenster zu starren.
Da ich hier ein Komma setzen würde, wäre ich sehr interessiert daran zu erfahren, warum zwischen viel und als keines steht. ^^

>schlug das Fenster zu und ging zurück zu Bett.
Also es ist schon morgen, oder? Wie cool. ^^

Gerade habe ich überlegt, wie groß man einen Schneemann bauen kann... und was mit dem Mann los ist und dann kam ich nicht mehr von deinem Text los.

Das ist so schön! Ich wüsste nicht, was ich dem noch hinzufügen könnte.

Liebe Schreibziehergrüße,
Gaemon


Von:  Schreiberliene
2010-08-01T10:00:17+00:00 01.08.2010 12:00
Sodele,

dann kommt hier mal die nächste Fuhre. ;D Zuerst die Kleinigkeiten, die ich mir während des Lesens so notiert habe:

1. Ich träume",
Da fehlt das erste Anführungszeichen…
2. Formal könntest du über mehr Absätze nachdenken. :D

3. „bis sie so groß war, dasssie ihm bis zur Hüfte ging,“

Würde ich trennen.

4. „und alssie feststellen mussten, dass der restliche Schnee bei bestem Willen nicht mehr für einen Kopf reichte, beschlossen sie,dass“
Hier auch, außerdem ein Leerzeichen hinter das Komma.

5. Charakteralter? Sprich, wie alt ist der Verrückte? Wirkt sprachlich wie sechs, sieben; das mag zwar gewollt sein, aber irgendwie finde ich, dass der Sprachduktus nicht hundertprozentig passt. Es wirkt doch irgendwo wie ein künstliches Konstrukt… Aber das ist vllt. nur meine Meinung.

6. „Noch immer kopfschüttelnd sagte sie für den Boule-Abend mit ihren Freundinnen ab und späte durch das Fenster.“

Spähen, also spähte.


Die Idee ist niedlich; was mir nicht so gefällt ist die Tatsache, dass die Überleitungen nicht konstant sind. Mal spielen sich die Absätze Bälle zu, so, dass alles ineinander über fließt, und dann fängst du im neuen Absatz ganz anders an. Da hätte ich mir eine Prise mehr Planung gewünscht. Außerdem ist es zwar eine nette kleine Geschichte, aber eine richtige Aussage fehlt mir. Entweder hättest du nur beschreiben müssen, oder tatsächlich eine Aussage einbauen; auf mich wirkt es aber leider nur halb-halb, und deswegen unfertig oder zumindest vom Aufbau ungünstig geschrieben. Ein Wenig fehlen mir auch die Unterschiede; es reagieren zwar alle anders, aber trotzdem kann ich beim Lesen der Figuren die ganze Zeit dich als Autoren dahinter spüren…

Schwer zu erklären.

Insgesamt war es handwerklich solide, hat mich jetzt allerdings nicht vom Hocker gerissen.

Alles Liebe,

Anna



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