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100 Themen Herausforderung

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#092 - Mistwetter

Es war draußen so unglaublich dunkel, dass Keith Probleme hatte zu realisieren, dass es noch immer Sommer war. Laut heulte der Sturm dazu, ließ ihn um das Dach des alten Schuppens fürchten und warf den Regen mit einer Wucht gegen die Scheibe, die ihm die feinen Härchen im Nacken zu Berge stehen ließen. Er war noch nie so froh gewesen, ein Dach über dem Kopf zu haben wie heute.

Er schaute auf den vom Wasser aufgewühlten Boden, der bereits mehr einem flachen, aber starken Fluss glich denn dem Weg, den er vor noch nicht allzu langer Zeit entlanggewandert war. Dieser Strom, der schon stark genug schien um Äste mit sich zu ziehen und die Erde unter der Hütte langam aber sicher wegzuschwemmen, faszinierte und erschreckte ihn zugleich. Wann würde er wieder weiterwandern können, ohne sich in diesem Schlick die Beine zu brechen?

Ein kleines Blatt fesselte seine Aufmerksamkeit, als es vorbeischwamm. Obwohl dem sintflutartigen Regen ausgesetzt, schien es durch das kühle Nass zu gleiten, unbeeindruckt von den Geschehnissen um es herum. Keith bekam das Gefühl, als wäre es allein vom Niederschlag beschützt, als hielte jemand schützend seine Hand über es und leitete es stromabwärts, während sein Kapitän mit ruhigem Auge die aufgewühlte See betrachtete und sein Schiff gelassen zum Ziel steuerte. Nicht einmal blinzelte er, um die Gischt aus den Augen zu bekommen, nicht einmal fuhr seine Hand durch die Haare, um seine Sicht wieder frei zu machen. Wie eine Marmorstatue stand er da, unbeweglich, stolz, unantastbar. Kalt, unerreichbar und unzerstörbar trotzte er den Gefahren, die seinem Schiff drohten, als wären sie selbst nichts als Seemannsgarn.

Keith machte fasziniert einige Schritte auf ihn zu, während ihm seine nasse Kleidung vom Wind gegen den Körper geschlagen wurde. Seine Schuhe schienen dreimal so schwer zu sein wie normaler Weise, so nass waren sie. Doch als er nur noch einige wenige Meter vom Kapitän entfernt stand, wusste er, worauf dieser die ganze Zeit über so gebannt gestarrt hatte.

Vor ihnen riss in einiger Entfernung der Himmel auf und offenbarte ihm ein Spektakel, wie er es selten gesehen hatte. Die durch die Wolken brechenden Lichtstrahlen bildeten einen Strahlenkranz, der von keinem Heiligenschein in seiner Schönheit übertroffen werden konnte und das Meer durch den grauen Regenvorhang hindurch strahlen ließ. Und genau auf diese Stelle steuerte das Schiff zu.

Wie gebannt schlängelte Keith sich durch die vielbeschäftigten und fleißig durcheinanderwuselnden Matrosen durch zur Reling, um einen besseren Ausblick zu haben.

"Schön, nech?", hörte er eine knarrende Stimme rufen. Sie hörte sich an wie altes Holz, rau und aufgesprungen, aber mit einer durch jahrelangen Gebrauch angenehm polierten Oberfläche, die den Gesamteindruck glättete und zum Zuhören einlud. Keith brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass sie dem Kapitän gehörte.

Gefesselt von der beeindruckenden Schönheit um ihn herum nickte er ergriffen. Zu viel mehr war er momentan einfach nicht in der Lage.

"Nech mehr lang", schnarrte der Kapitän von hinten, "dann sin mer aus dem Deng draußen!"

Ja, das konnte Keith auch sehen. Sie rasten regelrecht über die aufgewühlten, glitzernden Wassermassen, während der Kranz aus Licht immer näher kam.

"Un da vorne, da sin mer auch am Ziel, ne?"

Aber den Hinweis hätte Keith gar nicht mehr gebraucht. Noch bevor der Kapitän den Satz zu Ende gesprochen hatte, war ihm der Strand aufgefallen, der ein gutes Stück hinter dem Ende des Regens lag. Palmen standen darauf und säumten den Inselrand, ein Anblick, wie er nicht klischeehafter hätte sein können. Und trotzdem stimmte er Keith froh, so froh...
 

Zuerst merkte er gar nicht, dass der Regen aufgehört hatte, bis ihn ein Sonnenstrahl erreichte und in der Nase kitzelte. Er war so in Gedanken vertieft, dass erst wieder zu sich kam, als er auf einem der Beiboote zur Insel gerudert wurde, vom Kapitän höchstpersönlich begleitet. Dennoch realisierte er die Situation lediglich in dem Moment richtig, als seine Füße den sandigen Boden berührten. Es war einfach zu traumhaft, zu perfekt um Wirklichkeit sein zu können.

Langsam ließ er den Sand durch seine nackten Zehen fließen, rannte los, drehte sich, lachte, rannte wieder und ließ sich schließlich mit einem Freudenschrei fallen. Die Sonne fühlte sich auf seiner Haut an, als wollte sie ihn bei lebendigem Leibe verbrennen, doch das störte ihn nicht. Er freute sich über die Wärme, die schon fast unerträglich wurde, sog sie in sich auf wie ein Verdurstender Wasser. Mit geschlossenen Augen lag er ganz still da und horchte auf die ihn umgebenden Geräusche: Das Rauschen des Wassers, das Flüstern der Palmen, das Lachen und Scherzen der Mannschaft, die am Boot auf ihn wartete.

So wunderschön...
 

Erst, als ihn ein kleiner Wassertropfen die Augen öffnen ließ und er wieder auf die Holzdecke starrte, unter der er nun seit Stunden lag, setzte sein Bewusstsein wieder auf der Landebahn der Realität auf.

Und während durch einen Riss in der Decke unaufhörlich Regen hinabtropfte, lauschte er wieder den unbezähmbaren Wassermassen draußen und fluchte leise.

Was ein Mistwetter...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-07-24T12:45:09+00:00 24.07.2010 14:45
Hey ho,
Du, ich msus dir was gestehen. Das Komma, das Schreiberliene unschön fand, vermisse ich hier.
Er war noch nie so froh gewesen, ein Dach über dem Kopf zu haben wie heute.
"ein Dach über dem Kopf zu haben" ist ein Einschub, vorweg steht ein Komma - da fehlt also am Ende was, das den Einschub eingrenzt. Und ohne es sieht der Satz einfach unvollständig aus.

Ja, was für ein Mistwetter. Es ist immer wieder erstaunlich, wie groß die Macht wirklich ist, die Träume auf den menschlichen Verstand ausüben.
Ich finde mich da komplett wieder, nur zu gerne sitze ich am Fenster und schaue mir Stürme, die an unserem Haus vorbeipeitschen, an, und lasse dabei meine Gedanken wandern.
Auf einem Schiff bin ich dabei bisher noch nie gelandet, aber man weiß ja nie, oder?

Dadurch, dass du erst lediglich die Sturzbäche schilderst, die dein episches Ich durch die Scheiben erkennen kann, dann jedoch zur Seereise mitsamt Sandstrand umschwenkst, und die Erklärung, obschon sie doch klar war, erst am Ende lieferst, schaffst du eine träumerische Atmosphäre, die es einem gestattet, noch dichter an das Geschehen in der Geschichte heran zu treten.

Super!
Liebe Grüße, Polaris
Von:  Schreiberliene
2010-06-30T20:03:02+00:00 30.06.2010 22:03
So, jetzt bin ich bei der letzten durch; hier habe sich deutlich mehr Kleinigkeiten eingeschlichen...

Machen wir das mal als erstes:

"Es war draußen so unglaublich dunkel, dass Keith Probleme hatte, zu realisieren dass es noch immer Sommer war. Laut heulte der sturm dazu,"
Das Komma muss zwei Worte nach hinten gesetzt werden, nach realisieren, und der Sturm ist hoffentlich schon ausgewachsen.

"Er war noch nie so froh gewesen, ein Dach über dem Kopf zu haben, wie heute."
Das letzte Komma ist unschön.


"sintflutartigen Regen ausgesetzt, schidurch das kühle Nass zu gleiten, "
Meintest du "schien durch" ? So macht das keinen Sinn...


"Kalt, unerreichbar und unzerstörbar trotzde er "
trotzdem?

"Keitch machte fasziniert einige Schritte auf ihn zu, "
Keith?

"wusste er, worauf ideser die ganze Zeit über so gebannt gestarrt hatte."
dieser

"eith brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass sie dem Kapitän gehörte."
Keine Ahnung, was mir daran nicht gefallen hat... Naja, auch egal. :D

"Gefelsselt von der beeindruckenden Schönheit um ihn herum nickte er ergriffen. "
Gefesselt

"Sie rasten regelrecht über die aufgewühlten, glitzernden Wassermassen, während der Kraz aus Licht immer näher kam."
Kranz?

"Er war so vertieft in Gedanken, dass erst wieder zu sich kam, als er auf einem der Beiboote zur Insel gerudert wurde, vom Kapitän höchstpersönlich begleitet. Dennoch realisierte er die Situation erst in dem Moment richtig, als seine Füße den sandigen Boden berührten. "
Ein "erst" würde ich streichen/ersetzen.

"Langsam ließ er den Staub durch seine nackten Zehen fließen, rannte los, drehte sich, lachte, rannte wieder und ließ sich schlielich mit einem Freudenschrei fallen. Die Sonne fühlte sich auf seiner haut "
Schließlich und Haut. Und du meintest Staub, nicht Sand? Das fällt mir jetzt gerade noch auf.

"Und während durch einen Riss in Dder Decke unaufhörlich Regen hinabtropfte, lauschte er wieder den unbezähmbaren Wassermassen draußen und fluchte leise."
der Decke.

Sodele, was lange währt, wird endlich gut; mir hat es gefallen. Bei dem tollen Wetter momentan kann man sich das zwar schwer vorstellen, aber es war eine schön-verträumte Angelegenheit.

So hat auch Mistwetter was Schönes...

Alles Liebe,

Anna


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