Runde 1
Langsam öffnete Haruka ihre Augen, musste aber noch öfters blinzeln, da die Sonne, welche in den Raum fiel, sie unglaublich blendete.
„Mann jeden Tag das Gleiche. Immer mitten in mein Gesicht. Was habe ich nur verbrochen?“, fluchte die Braunhaarige klagend über das grelle Licht, während sie sich den Schlaf aus den Augen rieb und dann anschließend ihre warme Bettdecke zurück warf.
Noch etwas verschlafen setzte sie sich anschließend auf die Bettkante. Schritt für Schritt versuchte sie schließlich endlich auf die Beine zu kommen. Als nächstes waren ihr Hausschuhe an der Reihe.
Schnell hineingeschlüpft, erhob sie sich nun endlich von ihrem weichen Bett und sah sich in ihrem Zimmer um. Sie war immer noch genauso beeindruckt, wie wunderschön dieser Raum anzusehen war und wie viel ihr hier geboten wurde.
Schließlich streckte sie sich noch das letzte bisschen Müdigkeit aus dem Körper und schlürfte anschließend auf das gekippte Fenster zu, durch welches sich viele Sonnenstrahlen bahnten und den Raum damit erhellten.
„Toller Tag! Toller Tag für das große Festival“, bemerkte Haruka fröhlich, als sie einen Blick auf die Aussicht der Innenstadt Château-Citys’ warf, die ihr von hier oben geboten wurde. Die Sonne ließ die vielen modernen Gebäude unglaublich glänzend erscheinen, als hätte man viele kleine Kristalle an ihnen angebracht. Und die Farben der Bäume, welche an der Stadt grenzten, präsentierten ein prächtiges Farbenspiel vieler verschiedener rot und orange Töne, ja es stimmte der Herbst hatte Haruka unweigerlich eingeholt.
Das braunhaarige Mädchen hätte noch Ewigkeiten an dem Fenster stehen und den Vogelpokémon zusehen können, wie sie dem unendlichen Horizont entgegen glitten.
Doch die Zeit rannte, sie rannte erbarmungslos weiter. Sie nahm keine Rücksicht auf Haruka, genauso wenig wie die Veranstalter des Großen Festivals.
„Verdammt! Wie spät ist es eigentlich?“, mit einem Schlucken ließ sie ihre saphir-blauen Augen zögernd zu ihrem Pokétch wandern.
„Waaahhh schon viertel nach elf? Oh mein Gott, das Große Festival wird in nicht einmal einer Stunde eröffnet!“, musste sie geschockt feststellen und rannte wie von tausend Bibor gestochen in das Badezimmer.
„Wie sehe ich denn aus?! Als hätte eine Bombe auf meinem Kopf eingeschlagen!“, rief sie schockiert auf das Mädchen in den Spiegel ein. Hastig strich sie sich ein paar mal mit der Bürste über ihr feines Haar, wusch sich ihr Gesicht, putzte sich ihre strahlend, weißen Zähne und schmiss sich anschließend in ein etwas eleganteres Outfit. Immerhin stand heute DAS Spektakel am Programm, auf welches sie schon Monatelang hingearbeitet hatte, da konnte sie nicht einfach in normalen Trainings-Klamotten auftauchen.
So hatte sie sich für ein orange-farbenes Minikleid entschieden, worüber sie eine kurzärmlige, weiße Weste trug, welche liebevoll mit goldenen Rosen an den Ärmeln verziert war. Ihre Haare trug sie offen, jedoch war auf ihrer rechten Seite eine goldene Rose angebracht, um zu verhindern, dass ihr ein paar Haarsträhnen in ihr hübsches Gesicht fallen könnten.
Ja sie war zufrieden mit sich. Sie sah gut aus. Und schnell war sie auch noch gewesen, denn sie hatte nur 15 Minuten dafür benötigt. So hätte sie noch ein wenig Zeit, sich ein kleines Brötchen zum „Frühstück“ zu gönnen, bevor sie beim Festival ihr Können unter Beweis stellen würde.
So ließ sie endlich, mit leerem Magen, ihre Zimmertür hinter sich ins Schloss fallen und spazierte gelassen in Richtung Foyer des Pokemon-Centers.
Wie war sie eigentlich letzte Nacht in’s Pokemon Center gekommen? Schon wieder hatten sie ihre Gedanken überwältigt…
War sie selbst gegangen? Daran konnte sie sich jedoch beim besten Willen nicht mehr erinnern. Was war nur geschehen? Angestrengt ließ sie die letzten Ereignisse noch einmal Revue passieren.
„Mal nachdenken…ja klar...ich konnte nicht einschlafen und bin noch einmal hinaus gegangen, um frische Luft zu schnappen…und dann traf ich auf…“, sie stoppte kurz ihren Gedankenvorgang, denn sie musste unwillkürlich grinsen, „Shuu…“.
Genau so war es gewesen. Sie hatte sich so prächtig mit ihm unterhalten, ehrlich gesagt hatte sie keine Ahnung, dass er so ernsthaft und nett sein konnte. Sie hatte mit ihm über so viele belanglose Dinge geredet, wobei sie sich gedacht hatte, dass sie ihn vielleicht langweilen würde. Aber dem war nicht so gewesen, denn er hörte interessiert zu und gab auch seine Gedanken dazu preis. Auch wenn sie ein paar sarkastische Bemerkungen, wegen ihrem knall-pinken Pyjama, von ihm geerntet hatte, musste sie schon zugeben, dass sie sich wirklich wohl gefühlt hatte.
Hatte er sie vielleicht in’s Pokémon-Center gebracht?
Klar, so musste es gewesen sein. Immerhin war sie dann erst wieder aufgewacht, als sie in der Lobby auf der Couch saß. Plötzlich schlich sich eine verdächtige Röte auf ihre Wangen.
Das hieß ja dann, dass er sie den ganzen Weg dorthin getragen haben musste. Konnte das wirklich möglich sein?
Aber warum?
Warum war er letzte Nacht so liebevoll gewesen, wenn er im Restaurant doch so unerfreut schien, sie zu sehen? Warum?
„Ja wen haben wir den da? Haruka Schätzchen, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen!“, eine ihr leider nur all zu bekannte Stimme ließ sie aus ihren Gedanken hochfahren.
„W-was?“, stotterte sie, sie war noch nicht wirklich in die Realität eingetaucht.
„Was denn, hast du mich etwa schon vergessen?“, sprach eine übertrieben erfreute Stimme.
„Ohh, du bist es Harley…“, erwiderte sie monoton mit finsterer Miene.
„Aber, aber. Zeih doch nicht so ein Gesicht, immer noch so nachtragend?“, meinte Harley und warf sich seine lila Haarpracht, etwas zu feminin, zurück.
„Wer? Ich? NIIEE!“, rief sie etwas säuerlich und stemmte ihre Hände in die Hüften.
„Ach, Haruka-chan, ich habe mich wirklich geändert! Ich habe meine Fehler eingesehen, wenn du nur wüsstest, wie Leid mir alles tut, was ich dir angetan habe.“, sprudelte es nur so aus ihm heraus, als er das braunhaarige Mädchen umarmte und laut los heulte, „Bitte verzeih mir!“, jaulte und schniefte der Lila-Haarige in seinem grünen Noktuska-Anzug.
„Schon gut, schon gut!“, versuchte die überforderte Koordinatorin Harley zu beruhigen und streichelte ihm verängstigt und vorsichtig über den Rücken, „Alles wird gut!“, versuchte sie mit gequältem Lächeln zurückzugeben. Wer weiß vielleicht hatte er sich nach seinen linken Tricks und Versuchen Haruka zu schaden, nun doch noch geändert. Nach all den Jahren?
„Oh danke Haruka, du bist die Beste!“, freute er sich und tapste nervös auf der Stelle.
„Jaja, schon gut! Ich muss jetzt aber wirklich los. Es ist schon…“, sie blickte kurz auf den Display ihres Poketch, worauf ihre Miene regelrecht erstarrte, „Oh mein Gott, in zwei Minuten bin ich an der Reihe, „Verdammt!“, rief sie aufgebracht und rannte so schnell sie konnte aus dem Pokemon-Center, ihr Brötchen konnte sie sich jetzt abschminken.
Würde sie es schaffen? Sie war sich nicht sicher. Jedoch rannte sie immer weiter quer durch die Stadt, wobei sie somit nur wenig Rücksicht auf Passanten nahm und einige vor Eile fast zu Boden rannte.
Im letzten Augenblick hatte sie es nun doch noch geschafft.
„Haruka, du wurdest schon zwei Mal aufgerufen, beeil dich!“, rief ihr eine Stimme zu, welche sie nur Shuu zuordnen konnte. Jedoch bekam sie jene Information nur beiläufig mit, denn sie musste schleunigst auf die Bühne.
Als sie schon zum dritten Mal aufgerufen wurde, präsentierte sich das Mädchen endlich in den grellen Scheinwerfern auf der Bühne.
„Los Glaziola, auf die Bühne mit dir!“, rief sie lautstark und warf einen Pokeball auf das Feld, worauf sich sofort, in einem hellen Strahl, ein wunderschönes Eis-Pokemon materialisierte und graziös auf dem Boden landete.
„Los Glaziola, Aquawelle!“, befahl Haruka.
Die kleine Eiskatze formte eine gewaltige Wasserwelle, auf welcher sie wenige Momente surfte, doch voller Schwung schließlich in die Luft katapultiert wurde.
„Und jetzt Blizzard!“
Sofort wurde der Befehl der Koordinatorin ausgeführt und ein eisiger Sturm wurde durch mächtige Kräfte entfacht, worauf die Aquawelle zu Eis gefror und einer wunderschöne Skulptur glich. Doch wie die Schwerkraft es natürlich verlangte, fiel Glaziola auf die Eiswelle und rutschte erneut elegant in die Lüfte.
„Bring es mit Hyperstrahl zu Ende!“, rief Haruka ihrem treuen Pokemon schlussendlich zu. Dies führte den Befehl sofort aus und feuerte mit aller Kraft einen gewaltigen, hell-strahlenden Energiestrahl auf das mächtige Gebilde, worauf dieses sogleich in viele Millionen von kleinen Eisstücken zerfiel.
Wie wunderschön es doch aussah, als der feine Eispuder die Veranstaltungs-Halle erstrahlen ließ und Glaziola’s wahre Schönheit präsentierte.
Das Publikum war begeistert, jeder Verspätung von vorhin vergessen. Mit so viel klatschenden Beifall und einer so hohen Punkteanzahl, nämlich 98,2 Punkte, wurde Haruka nur selten verabschiedet.
So schlenderte sie mit einem glücklichen und zufriedenen Lächeln auf den Lippen, auf den Aufenthaltsraum der Koordinatoren zu.
Als sie jedoch schließlich die Türe öffnete und den Raum betrat, verschwand ihr Lächeln von einer Sekunde auf die Andere wieder.
Wie erstarrt blieb sie mitten in dem großen Zimmer stehen und betrachtete das Schauspiel, welches sich hier abspielte. Ihr Herz schlug plötzlich um einiges schneller und ihr wurde so unglaublich kalt, es hatte sich schon über ihren ganzen Körper Gänsehaut ausgebreitet. Das war zu viel für sie, doch warum?
Warum machte es sie so fertig mit anzusehen, wie sich Shuu und Melina leidenschaftlich küssten?
Doch das war ihr jetzt egal, mit zitternden Knien ging sie ein paar Schritte zurück, warf laut die Türe hinter sich zu und rannte einfach weg.
Sie musste hier raus.
Unbedingt.
Egal wohin!
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So das war's wieder mit meinem kapitel, ich hoffe es ist ein kommi wert ;)
Ach ja, falls es jemande interessieren sollte, welches Outfit Haruka beim Festival trägt, hier eine Zeichnung von mir, wie ich sie mir vorstelle =)
http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/478459/1602948/
lg haru
PS: Ich möcht mich nochmal ganz herzlich bei allen bedanken, die meine geschichte lesen, kommentiern und unter ihre favos geben *knuddel*
freut mich wirklich sehr !
