Zum Inhalt der Seite

Liebe auf Messersschneide

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Tag an dem alles anfing war eigentlich ein ganz normaler, das dachte ich zumindest als ich morgens aufwachte. Denn wie jeden morgen war ich mal wieder zu spät dran und musste mich beeilen um noch rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. Natürlich gelang es mir wie immer nicht und so wurde ich mal wieder zum Nachsitzen verdonnert, doch auch das war nichts neues und so würde meine Mutter sich nicht wundern ,wenn ich später kommen würde. Selbst die Lautstärke meiner Mitschüler und die Laune des Lehrers waren die selben, nichts lies mich vermuten das mein Leben in ein paar Minuten einen unerwarteten Schlenker machen würde,... einen Schlenker der durchaus für mich mit dem Tod enden könnte.
 

Gerade war ich konzentriert damit beschäftigt den Kauz der, vor der Tafel, vor sich hin schwafelte zu ignorieren, um den Ferienplanungen von Meko zu lauschen, als die Tür aufging und ich ihn das erste mal sah. Während er zu unserem kauzigen Lehrer ging und ihm einen Zettel überreichte musterte ich ihn eingehend und ich war nicht die einzige. Er hieß Ail, hatte schulterlange blonde Haare deren vorderste Strähnen zu zwei Zöpfen geflochten waren und hatten die Statur eines regelmäßig trainierenden Läufers. Schlecht sah er wirklich nicht aus und das fanden auch die anderen Mädchen in der Klasse denn sofort fingen sie an miteinander zu tuscheln und immer wieder verstohlen zu ihm zu kucken.

Endlich hatte er sein Gespräch mit dem Lehrer beendet und dieser zeigte auf den einzigen freien Platz in der Klasse. Neben Naru, dem Schwarm jedes Jungen auf der Schule, doch entschieden hatte sie sich nie für einen von ihnen. Er ging ohne zu zögern auf den Platz zu der direkt vor mir war, nahm den Stuhl sah Naru kurz an, die ihn mit ihrem verführerischsten Lächeln beglückte und setzte sich dann so weit von ihr weg wie es der kleine Tisch erlaubte. Natürlich merkte nicht nur ich dieses Verhalten und während Ail gleichgültig an die Tafel schaute, an der, der Kauz sein Gebrabbel wieder aufgenommen hatte, versuchte Naru ihre Fassung nach dieser Schmach nicht zu verlieren. Die anderen Mädels aus der Klasse waren jetzt in Hochstimmung da sie sich nun auch Chancen erhofften und ich war damit beschäftigt mir ein Schadenfrohes Lachen zu verkneifen.

Der Rest der Stunde war ereignislos, Ail schien gelangweilt, Naru versuchte ihn zu ignorieren und der Rest schaute immer wieder zu ihm, entweder weil man ihn für das Privileg neben Naru sitzen zu dürfen beneidete oder was bei den weiblichen Wesen wahrscheinlicher war, weil er einfach so gut aussah. Kurz vor ende der Stunde drehte er sich auf einmal in meine Richtung legte mir einen Brief auf den Tisch und bevor ich aufblicken konnte um ihn anzusehen hatte er sich schon wieder der Tafel zugewandt. Immer noch erstaunt nahm ich den Zettel und faltete ihn auf. Drinnen stand nicht viel, nur:
 

Hy,

ich hoffe ich störe nicht.

Mein Name ist Ail Kirom. Wie heißt du ?
 

Ich war ziemlich überrascht das er gerade bei mir nach einem Gespräch suchte, denn schließlich wäre es für ihn leichter und auch wesentlich unauffälliger gewesen ,wenn er den Brief an Naru oder an Juki, die am Nachbartisch saß gegeben hätte. Aber es störte mich in keinster weise, nein, ich war sogar froh über die Abwechslung in dem sonst so langweiligen Unterricht, also schrieb ich zurück.
 

Nein du störst nicht,

im Gegenteil ich bin froh über jegliche Ablenkung ^^. Achja ich bin Haruna Taikan. Freut mich dich kennen zu lernen.
 

Ich faltete den Zettel wieder zusammen, beugte mich etwas nach vorne und sobald ich mir sicher war das unser Lehrer sich auf sein geschreibse an der Tafel konzentrierte tippte ich Ail auf die Schulter. Dieser schaute mich sofort an, lächelte kurz, nahm mir den Zettel aus der Hand und drehte sich wieder um. Schnell lehnte ich mich wieder zurück bevor der Kauz in meine Richtung schaute und ließ mir meine Ellenbogen langen, gewellten, braunroten Haare über meine Schultern fallen, um mich vor den abschätzenden Blicken der restlichen Klasse zu schützen. Plötzlich ertönte das Signal zur Pause und ich zuckte erschrocken zusammen, Ail aber wirkte ganz gelassen und warf mir einen amüsierten Blick zu, denn er hatte sich umgedreht und blickte mich nun direkt an: „Hättest du etwas dagegen wenn ich mich dir in der Pause anschließen würde?“ Zuerst dachte ich, ich hätte mich verhört, denn warum sollte er ausgerechnet mich so etwas fragen wen doch Naru neben ihm saß?

Aber da er mich immer noch ansah hatte er wohl wirklich mich gemeint, also entgegnete ich „Von mir aus gerne, aber es ist nicht sonderlich spannend mit mir die Pause zu verbringen. Wenn du die Schule gezeigt bekommen oder den neusten Klatsch und Tratsch wissen willst bist du bei mir an der falschen Adresse.“

Ich schenkte ihm ein entschuldigendes lächeln und wollte schon an seinem Platz vorbei zur Tür, als er erleichtert sagte „Das ist wunderbar denn ich hab keinerlei Lust auf dergleichen, die Schule sehe ich auch so und Gerüchte sind nicht mein Ding.“

Etwas verwundert drehte ich mich zu ihm, zuckte mit den Schultern und entgegnete im weitergehen „Wie du willst ich habe dich gewarnt.“
 

An der Tür wartete ich bis er seine Tasche aufgenommen und bei mir angelangt war. Wir gingen schweigend über den Korridor, die Treppe hinunter, über den Hof und direkt auf die dahinterliegenden Wiesen. Dort setzte ich mich unter meinen Lieblingsbaum, ein alter Ahorn, sah zu wie sich Ail ebenfalls setzte und sich dabei umsah.

„Ein schöner Platz. Kann es sein das du gern allein bist? Die anderen Schüler scheinen ja lieber auf dem Schulhof zu bleiben.“

„Ja, schon.... so irgendwie. Ich habe zwar nichts gegen Leute oder so aber es ist manchmal einfach schön sich nicht in einem ständigen Wettkampf um Jungs und Aufmerksamkeit zu befinden. Das Problem ist nämlich das du dich leider immer in einem befindest auch wenn du eigentlich nicht möchtest.“

Er fing an zu lachen, legte sich auf den Rücken und meinte „Darüber sollte ich mal nachdenken, es hört sich sehr interessant an.“ „Ach ja findest du?“
 

Bis dahin hatte ich mir noch kein Urteil über ihn gebildet, weil ich finde das man damit nicht zu voreilig sein sollte, doch in dem Moment als er Anfing zu lachen und seine braunen Augen begannen sich von der Gleichgültigkeit die bis dahin in ihnen gesessen hatte zu lösen und vor Freude und Entspannung tanzten beschloss ich das ich ihn mochte.

Von da ab verbrachten wir jede Pause zusammen, und er schien sich mit jedem Tag mehr zu entspannen, mehr loszulassen und einfach er selbst zu sein. Wir redeten viel über die Schule, Sport und was sonst so passierte, doch ich vermied es peinlichst ihn nach seiner Vergangenheit, nach der Zeit bevor er an diese Schule kam zu fragen. Denn jedes mal wenn ich das tat schlich sich Trauer in seine Augen die gleich von der alten Gleichgültigkeit verschluckt wurde, und er wurde mit einem mal steif, förmlich und wortkarg. Es machte mir Angst ihn so zu sehen und ich dachte das er etwas schreckliches erlebt haben müsse das er versucht zu verdrängen. Doch was wirklich dahinter steckte sollte ich allzu bald erfahren. Denn wir hatten uns an einem Nachmittag verabredet.
 

Ich stand nun schon seit 10 Minuten vor dem Kino, während der Wind mit meinem schwarzen Faltenmini spielte und wartete auf Ail. Er war eindeutig zu spät dran und wenn er nicht in den nächsten 5 Minuten auftauchen würde, würde ich mir den Film eben allein ansehen.

Auf einmal bemerkte ich eine Hand auf meiner Schulter und wollte mich schon umdrehen, als ich spürte wie mir etwas kaltes spitzes gegen den Rücken gedrückt wurde und sich dann begleitet von einem scharfen Schmerz in mich hinein fraß. Ich fühlte wie mir das Blut klebrig und so warm im Gegensatz zu der kalten Klinge den Rücken herunter rann, doch das war auch das letzte was ich spürte denn dann kippte ich vorn über und landete ungebremst mit dem Gesicht voran auf dem Pflaster der Straße.

Niemand hatte etwas mitbekommen, da sich das Kino in einer kleinen, kaum befahrenen Seitenstraße befand und die meisten Leute schon im Kinosaal saßen. Selbst die, die noch in der Lobby standen konnten mich nicht gesehen haben, da ich etwas abseits der Glastüren lag direkt hinter einer Hecke auf dem Grünstreifen der die Straße verschönern soll. Doch zum Glück war in diesem Moment ein Film fertig und eine ganze Schar von Menschen strömte in meine Richtung, man verständigte das Krankenhaus und die Polizei. Es wurde operiert, verhört und bemitleidet. Mir wurde gesagt der Täter sein ein Profi gewesen der keine Spuren hinterlassen habe und... ich wurde wieder gesund.
 

Ich war froh als ich endlich wieder nach hause durfte, zwar taten mir einige Bewegungen noch weh, doch wurde es immer besser und die Rote Narbe an meinem Rücken verblasste auch. Seit ich wieder in meinem eigenen Bett schlief erholte ich mich auch schneller, da ich nachts nicht von irgendwelchen Schwestern geweckt wurde.
 

Eines Nachts jedoch fuhr ich erschrocken aus dem Schlaf hoch, ich hatte etwas gehört ... ich wusste nicht was aber irgendetwas war da gewesen.

Ich setzte mich auf, wartete einen Augenblick um meine Augen and die Dunkelheit zu gewöhnen und schaute mich dann in meinem Zimmer um. Alles war so wie ich es gesehen hatte als ich zu Bett gegangen war, mein Schreibtisch neben dem Fenster, mein Haufen dreckiger Klamotten daneben, mein Kleiderschrank am Fußende des Bettes. Und doch stimmte irgendetwas nicht, schließlich blieb mein Blick an der einzigen richtig dunklen Ecke hängen, vor ihr hatte ich als Kind immer Angst gehabt, denn nachts war sie immer schwarz, selbst wenn der Mond durch das Fenster schien.

Für mich hatten sich in ihr immer die Monster versteckt gehalten, jetzt glaubte ich an solcherlei nicht mehr und doch hätte ich schwören können dort eben noch eine Bewegung wahrgenommen zu haben.

Gerade als ich alles auf meine noch verschlafenen Nerven schieben und mich wieder hinlegen wollte hörte ich eine Stimme die vor ungläubiger Verwunderung aber auch vor Dankbarkeit bebte und die mir nur allzu bekannt vorkam „Du lebst noch?!“

„Ail? Bist du das?“ fragte ich etwas verwirrt zurück, seit dem Angriff auf mich war er unauffindbar gewesen, er war weder in die Schule gegangen noch hatte er sich irgendwo abgemeldet.

Er trat aus dem Schatten, seine Haare waren zu einem Zopf nach hinten gebunden und er wirkte vollkommen Fassungslos „Shitt, was soll das? Was machst du in meinem Zimmer? Und das auch noch Nachts? Hättest du nicht bei Tage mal vorbeischauen können?“

Das alles schien er gar nicht zu hören er ging immer noch auf mich zu, es machte mir Angst wie er so näher kam am ganzen Körper zitternd mit einem Ausdruck in den Augen der sowohl Freude als auch Bestürzung ausdrückte.

Ich wich an die Wand zurück und wickelte mich in die Decke ein während er immer noch auf mein Bett zuging und vor sich hin murmelte wie es sein könne das ich noch lebe. Schließlich setzte er sich auf die Bettkante und streckte langsam, fast zögernd seine Hand nach der meinen aus die ich um meine Beine geschlungen hatte.

Als er mich dann berührte fing er Augenblicklich an sich zu entspannen , sogar ein Lächeln glitt über seine Lippen, das jedoch erstarb als er mich ansah. Als er die Angst in meinem Blick bemerkte lies er mich sofort los, stand auf und setzte sich mir gegenüber auf den Schreibtischstuhl „Bitte, verzeih, ich wollte dir keine Angst machen.“

Ich konnte nur nicken während ich versuchte mich wieder zu entspannen. Er wartete, schaute mich an und bewegte sich kein bisschen, es schien als habe er die Befürchtung mich dann wieder zu erschrecken.
 

„Was machst du hier? Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Endlich hatte ich mich wieder gefasst.

„Ich war bei meinem Vater. Und ich bin hier weil ich eigentlich kucken wollte wie deine Eltern mit deinem Tod klar kommen und ... na ja ... das ist mir noch nie passiert weißt du? .... Aber .... ich wollte mich bei ihnen entschuldigen.“ Er sprach sehr zögernd als ob er nicht wisse ob es gut sei mir das zu erzählen, doch schien es ihn zu drängen mir irgendetwas begreiflich zu machen von dem ich nichts wusste.

„Mein Tod? Ach so du meinst die Messergeschichte ... hat dir niemand gesagt das es zwar ziemlich knapp war aber ich trotzdem noch lebe? Aber davon mal abgesehen wieso Entschuldigen?“

Diesmal antwortete er nicht sofort und er schaute mich auch nicht an, doch als er endlich eine Antwort geben wollte, klopfte es plötzlich an meiner Zimmertür.

Ich stieß einen Schreckenslaut aus während Ail käsebleich wurde und zu einer Salzsäule erstarrte.

„Haruna? Hattest du einen Alptraum? Ist alles okay?“ hörten wir es gedämpft durch die Tür rufen.

Es war meine Mutter.

„Nein, es ist alles in Ordnung, ich kann nur nicht einschlafen, leg dich wieder schlafen du musst doch morgen arbeiten“ panisch schaute ich von der Tür zu Ail, der sich noch immer nicht bewegte.
 

Was würde meine Mutter nur denken wenn sie ihn so da sitzen sah, in seinem schwarzen langärmlichen Hemd, das in einem wundervollen Kontrast zu seinen blonden Haaren stand.
 

Doch zum Glück hörte ich in diesem Moment die erlösenden Worte. „Ist gut. Versuch zu schlafen und wenn was ist du weist das du mich jederzeit wecken kannst?!“

„Ja Mum ist gut.“ Ich war schrecklich erleichtert doch hoffte das man es mir nicht anhörte und auch Ail bewegte sich wieder.

Als man die Tür zum Badezimmer zufallen hörte, sprach Ail auch wieder „Ich glaube es ist keine gute Idee unser Gespräch hier fortzusetzen. Wie wäre es mit einem nächtlichen Spaziergang?“ er fing schon wieder an zu lachen während mir der Schock noch in den Gliedern saß, war das denn zu fassen? Bei so etwas lachte er aber wenn ich ihn fragte wo er die letzte Zeit war kuckte er mich so besorgt an als könnte ich jeden Moment in Ohnmacht fallen.

„Jetzt? ... Ist das dein Ernst? Es ist mitten in der Nacht!“ ich kuckte ihn entsetzt an.

„Ja, natürlich jetzt,.. sonst wäre es ja kein nächtlicher Spaziergang oder?“ Er musste sich sichtlich zurückhalten um nicht laut loszulachen.

„Schon, aber .... können wir das nicht morgen Mittag machen, da ist Samstag?“ und schon wurde er wieder Ernst und schaute mich mit besorgtem Blick an.

„Tut mir leid, aber das wird wahrscheinlich nicht gehen. Morgen Mittag muss ich wieder zurück sein, ... normalerweise dürfte ich gar nicht hier sein.“ Resignierend seufzte ich, schob meine schöne warme Decke zur Seite und kroch Richtung Bettkante.

Mein Anblick muss wohl erheiternd gewesen sein denn mit einem lächeln sagte Ail „Ich warte vor dem Haus auf dich.“

Und schon war er durch das Fenster und kletterte die Rankhilfe daneben hinunter. Ich zog mich an, schnappte mir meinen Schlüssel und schlich auf Zehenspitzen aus dem Haus.
 

Er saß auf dem Torpfosten und sah nachdenklich zu meinem Zimmer hinauf, doch als er mich sah schien er erfreut das ich wirklich gekommen war.

„So da bin ich. Im Gegensatz zu dir halte ich Verabredungen ein.“

Das war gemein und das wusste ich, aber ich wollte ihm zeigen das ich es nicht vergessen hatte.

„Oh .. ich war an dem Tag am Kino ... aber können wir da wo anders drüber reden?“ Ich zuckte mir den Schultern, er erhob sich, sprang mit Leichtigkeit vom Pfosten und ging die Straße Richtung Park entlang.

Wir gingen schweigend nebeneinander her, bis Ail überraschend das Wort ergriff.

„Ich weis nicht ob es gut war heute Nacht zu kommen oder nicht, aber ich freue mich das du überlebt hast und ich habe beschlossen dir die Wahrheit zu sagen wenn du mich etwas fragst. Auch wenn es mir schwer fällt, denn danach wirst du nichts mehr mit mir zutun haben wollen.“

Ich war verwirrt, ich konnte nicht glauben das er mir etwas erzählen konnte, das mich dazu bringen könnte nichts mehr mit ihm zutun haben zu wollen. Völlig ausgeschlossen.

„Okay wir werden sehen. Also erste Frage: Warum bist du morgen Mittag nicht mehr hier?“

„Du meinst warum ich wahrscheinlich nicht mehr hier bin.“

Ich verdrehte die Augen und blickte die Straße entlang um nach einem Auto zu schauen „Ja von mir aus auch so. Also?“

Es kam keines und so gingen wir hinüber.

“Mein Vater weis nicht das ich hier bin und wenn er es wüsste würde er mir den Kopf abreißen. Aber nach diesem Gespräch werd ich wahrscheinlich auch nicht wieder zurück können ... Wir werden sehen.“

„Warum bist du nicht mehr zur Schule gekommen? Auch wenn du dachtest ich sei Tod hättest du da hingehen können.“

Diesmal schwieg er einen Augenblick und suchte nach Worten um meine Frage zu beantworten.

„Ich habe immer Privatunterricht bekommen, in Schulen war ich zusammengerechnet nicht mal drei Monate und jedes Mal nur ... wegen eines ... na ja Auftrages.“ Ich blieb stehen und sah ihn fragend an, es dauerte einen Augenblick bis er realisierte das ich nicht mehr an seiner Seite lief, doch dann drehte er sich zu mir um.

„Wie meinst du das ’wegen eines Auftrages?“

Er verzog das Gesicht zu einem ironischen Lächeln fuhr sich mit den Händen über die Haare, schloss kurz die Augen, atmete tief durch und fing dann an.

„Oh Gott .. du wirst mich hassen ...“ ich wollte wiedersprechen doch er ließ mich nicht zu Wort kommen „Mein Vater ist Orlando Kirom .. er ist ziemlich reich ... aber er wurde es nicht gerade durch ehrliche Arbeit wie du mittlerweile sicher weißt.“

Wieder wollte ich wiedersprechen, denn woher sollte ich denn wissen womit sein Vater sein Geld verdiente, ich kannte ihn doch gar nicht.

Doch sprach er einfach weiter und ich ließ ihn denn ich hatte den Eindruck dies alles fiel ihm so schon schwer genug. „Nun ja ... die Sache ist die, wenn du in seiner Familie bist, ist es normal das du ... sagen wir mal .. mit eingespannt wirst ... es ist eben im Prinzip ein Familienbetrieb“ er kuckte traurig, so als hätte er zum ersten mal gemerkt wie aussichtslos und verplant sein Leben eigentlich ist.

„Ich wurde schon von klein auf ausgebildet mit 15 erhielt ich meinen ersten Auftrag ... Man sagte mir wie der Mann hieß wo er wohnte und Arbeitete, der Auftrag an sich war ein ganz einfacher, er lautete töte ihn. Und das tat ich und nach ihm noch viele andere und bis vor ein paar Minuten dachte ich eigentlich das du mein neustes Opfer gewesen wärst.“

Ich stand da wie vom Blitzgetroffen, mein ganzer Körper zitterte und ich brachte kein Wort heraus, während Ail seinen Blick auf mich richtete.

In seinen Augen lag so viel Trauer ..., doch plötzlich änderte sich der Ausdruck in blankes Entsetzen. Ich wunderte mich was los war, merkte noch wie jemand von hinten meinen Kopf griff, an den Laternenpfahl neben mir schlug und Ail verzweifelt rief „Schitt, Enrico, hör auf lass den Scheiß Mann ...“

Dann war alles schwarz ... mal wieder.
 

Das erste was ich merkte war der stechende Scherz der durch meinen Kopf zuckte als ich mich auf die Seite drehen wollte. Dann bemerkte ich das mein Bett ungewöhnlich hart war und plötzlich fiel mir Ail wieder ein.

Mit einem Ruck setzte ich mich auf und blickte mich um. Sofort protestierte mein Kopf, doch ich ignorierte es. Ich war im Park und saß auf einer Bank, auf der zusammengelegt das schwarze Hemd von Ail lag. Doch von ihm war keine Spur, ich suchte weiter denn ich wollte nicht das er weg war, auch wenn mir klar war das dieser Wunsch an Selbstmord grenzte.

Plötzlich sagte eine zögernde Stimme die darauf bedacht war mich nicht zu erschrecken „Wie geht es dir? Tut dein Kopf sehr weh?“ ich fuhr zu dem Baum neben mir herum, und dort saß er. Nicht mal einen Meter von mir entfernt in einer Astgabelung und kuckte mich besorgt an. Ich war so erleichtert ... und dumm noch dazu.

„Es geht schon. Was ist passiert?“

„Das willst du gar nicht wissen.“ Er wirkte zerknirscht.

„Warum? Schlimmer als dein letztes Geständnis kann es nicht sein.“

Resigniert ließ er die Schultern hängen „Wie du willst. Das vorhin war Enrico ... er ist mein bester Freund und wollte mir wohl einen Gefallen tun indem er meinen ’Fehler’ berichtigt und dich tötet.“

„Und warum hast du ihn nicht gelassen?“ er sah mich verständnislos und zugleich wütend an.

„Bitte? Beschwerst du dich jetzt bei mir das ich dich nicht habe sterben lassen?“

Auch ich wurde gereizt, auch wenn ich nicht wusste weshalb „Na immerhin wäre es doch dein Auftrag gewesen, oder?“

„Ja und wenn ich meinen Auftrag erfüllen wollte, hätte ich dich schon längst erstochen als du in deinem Bett lagst und geschlafen hast.“

Bei diesem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken hinunter „Schitt, glaubst du etwa ich hab mir das alles ausgesucht?“ dieser Satz war wohl eher an ihn selbst gerichtet gewesen als an mich denn er hatte ihn nur Geflüster. Jedoch hörte ich es trotzdem und fragte

„Was meinst du damit? Du wirst den Auftrag ja wohl angenommen haben oder? Du hättest ihn aber auch ablehnen können, also?“

Er funkelte mich zornig an „Nein eben nicht. Mir wurde der Auftrag erteilt, da wirst du nicht gefragt.“ Er sprang elegant vom Baum und kam mit langsamen aber bestimmten Schritten auf mich zu „Oder denkst du etwa auch das ich mir ausgesucht habe was ich bin? Denkst du ich bin zu meinem Vater gerannt und habe ihm mit leuchtenden Augen erzählt das ich unbedingt Killer werden will?... Nein so läuft das bei uns nicht. Du hast zu tun was man dir sagt sonst musst du die Konsequenzen tragen auch als Sohn des Chefs.“

Jetzt stand er ganz nah vor mir und blickte auf mich hinab.

Doch dann verrauchte seine Wut, sein Blick wurde weicher und er ging vor mir in die Hocke damit wir auf gleicher Höhe waren.

„Denkst du ich habe mir ausgesucht dich umbringen zu müssen? Glaubst du mir wäre es leicht gefallen zum Kino zu gehen? Glaubst du ich habe seit dem freiwillig jede Nacht wach gelegen und daran gedacht mit meinem verkorksten Leben Schluss zu machen? Wieso musstest du denn auch gerade an dem Tag am Pier sein und Orlando beobacht?“

Auch ich beruhigte mich, doch ich war verwirrt „Ich habe deinen Vater noch nie gesehen Ail und am Pier war ich schon seit Jahren nicht mehr, wie kommst du darauf das ich dort Orlando gesehen haben sollte?“

Nun schaute auch er verständnislos „Wie? Aber du musst da gewesen sein. Deswegen solltest du doch sterben, weil ein Mädchen in meinem Alter, mit rotbraunen längeren Haaren, das die Schuluniform deiner Schule trug, meinen Vater mit Rico gesehen hat.“

„Ich war aber nicht da.“ Als er mich ungläubig ansah streckte ich die Finger in die Höhe „Ich schwöre es dir.“

Er schien mir zu glauben denn nun stand er auf löste seinen Zopf, schüttelte seine Haare auseinander und ging vor mir auf und ab. „Aber wer war es dann?“

Ich lehnte mich nach hinten auf die Ellenbogen, winkelte mein Beine an und fing an zu überlegen „Hmmmm ...“ es verging einige Zeit, in der er immer noch auf und ablief, bis mir etwas einfiel „Ein paar Tage bevor du in meine Klasse gekommen bist, ist ein Mädchen aus unserer Nachbarschaft mit ihrer Familie weggezogen ... sie ging auch auf meine Schule ...und ein paar Wochen vorher hatte sie sich ihre blonden Haare färben lassen ... ungefähr in meine Haarfarbe nur noch ein wenig mehr rot ... Meinst du vielleicht sie, sie hieß Aoki.“

Er war stehen geblieben hatte sich zu mir gedreht und sah mich ungläubig an „Das ist nicht dein Ernst, ... sag mir, das dass nicht wahr ist.“ Er fing wieder an hin und her zu laufen, schüttelte ständig den Kopf und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und durch die Haare.

„Schitt, Schitt, Schitt das gibt es doch nicht, das darf nicht wahr sein.“ Zwar wusste ich nicht was ihn so zu quälen schien, doch gefiel es mir ganz und gar nicht. Also stand ich auf, trat ihm in den Weg, nahm seine Hände in die meinen, damit er sich nicht wieder über sein Gesicht fahren konnte und sah ihn direkt an „Was ist los?“

„Verstehst du denn nicht?“ Er sah mich verzweifelt an „Es warst nicht du die ich töten sollte .. sondern diese Aoki ... Keiner von uns wusste das sie weggezogen ist. Ich hätte dich ohne Grund getötet .. nicht das es mit Grund weniger schlimm für mich gewesen wäre, aber verstehst du denn nicht?“

Doch ich verstand „Und jetzt?“ meine Hände fingen an zu zittern „Gehst du jetzt? Wirst du sie suchen? Oder gehst du zu deinem Vater?“ Allein bei dem Gedanken an diese Möglichkeiten hätte ich schreien können, ich schluckte schwer, kuckte weg und wollte seine Hände loslassen.

Doch jetzt hielten seine Hände die meinen fest „Nein, das hatte ich eigentlich nicht vor, weder das eine noch das andere.“

Er ging wieder auf die Bank zu und zog mich mit sich, ich wagte immer noch nicht ihn anzusehen.

Ich setzte mich neben ihn, während er sich sein Hemd überzog doch die Knöpfe offen lies. Ich starrte auf den Boden.

„Was hast du dann vor?“

„Ich weis noch nicht, aber die Stadt gefällt mir eigentlich sehr gut ..“ ich hörte ein verschmitztes Lächeln aus seiner Stimme heraus „.. und ein gewisser Bewohner gefällt mir noch viel besser.“

Ich konnte nicht anders und schaute zu ihm, er lächelte mich an, rückte näher zu mir heran, lebte seinen Arm um mich und ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Ich spürte sein Gesicht auf meinem Haar und fragte ängstlich „Was wird dein Vater dazu sagen wenn du hier bleibst und wenn Enrico ihm von vorhin erzählt? Wird er dir ... jemanden hinterher schicken?“ ich spürte seinen warmen Atem über meine Kopfhaut streifen als er antwortete „Nein, ich denke nicht er weis das ich nicht zur Polizei gehen kann ohne meine Vergangenheit preis zu geben und die würde mir ziemlich lange Gefängnis einbringen. Und was dich angeht..“ er legte nun auch den anderen arm um mich „.. ich vertraue darauf das du das auch so halten wirst.. ... und vor den Angestellten meines Vaters beschütze ich dich. Die kennen mich alle. Mach dir keine Sorgen.“

Ich war so erleichtert das er bleiben würde, der Rest war mir egal. Ich nahm meinen Kopf von seiner Brust und rutschte ein Stück von ihm weg, aber nur gerade weit genug um ihm in die Augen zu schauen, die mich voller Zuversicht anstrahlten.

Sie waren Braun, .... das war mir vorher noch nie aufgefallen.
 


 

Braune Augen sind gefährlich, ...... aber in der Liebe ehrlich!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shereon
2010-09-28T14:23:53+00:00 28.09.2010 16:23
Ein gelungener Einteiler.^^b
Es gab zwar ein paar Fehler im Text, aber das beeinträchtigte den OneShot nicht. Schade, dass du noch keinen Kommentar darauf bekommen hast.
Na, vielleicht wird das ja noch. ^^


Zurück