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Friends with Benefits

Freunde mit gewissen... Vorteilen
von

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Merito – verdientermaßen

„Du bist ein guter Lügner, Yura.“

Bryan wirft mir einen Stapel frischer Handtücher entgegen, den ich gerade noch so auffangen kann, ehe er den Boden berührt. Ich zucke auf seine Aussage hin mit den Schultern.

„Mir doch egal.“

Schließlich gebührt meine Loyalität nicht ihnen, sondern nur meinem Team. Und meinem besten Freund.

Ich klopfe an die Badezimmertür, dann trete ich ein.

„Du hättest auch gleich zu mir kommen können.“

Das Wasser plätschert, als Kai seine Position verändert. Der Schaum verdeckt seine intimen Stellen, obwohl das nicht nötig wäre. Ich weiß genau, wie er dort aussieht. Er reibt sich die Augen und schlägt sie dann auf, mustert mich. Ich lasse mich auf dem Wannenrand nieder.

„Ich musste mir erst über gewisse Dinge klar werden.“

„Du bist geflohen.“

„Mag sein.“

Kai kann so ein sturer Esel sein!

„Ich habe dir Handtücher mitgebracht.“

Wieder schlägt er kleine Wellen in der Wanne. Ich stehe auf, drehe ihm den Rücken zu.

„Du kannst so lange bleiben, wie du willst.“

Gerade will ich gehen, da spüre ich seine feuchte Hand, die mein Handgelenk umfasst, mich zurückhält.

„Spasiba, Yura.“

Ich schließe die Augen. Dann nicke ich langsam.

„Ich bring dir gleich die Tasche. Schon erstaunlich, wie das Leben so spielt, hm?“

„Vielleicht Vorsehung.“

„Als ob du daran glaubst, Durak.“

Aus den Augenwinkeln sehe ich im Spiegel, dass Kai müde lächelt. Er lässt mich wieder los und gleitet zurück in das warme Wasser.

Still seufze ich.

„Wenn du fertig bist, komm ins Wohnzimmer. Wir essen gemeinsam. Ich koche jetzt.“

„Oh… was gibt es denn?“

„Tomaten mit Kartoffeln in Pilzsoße.“

Er nickt und verspricht, sich zu beeilen.

„Musst du nicht, ich brauch noch etwa 40 Minuten.“
 

Während ich die Kartoffeln schäle, denke ich über das eben geführte Telefonat nach. Kais selbsternannte Freunde haben mich nun schon zum dritten Mal in dieser Woche angerufen. Und obwohl ich ihn gerade im Park aufgegabelt habe, habe ich seine Anwesendheit bei mir verleugnet. Aber ich fühle mich im Recht. Es war eine spontane Antwort, instinktiv habe ich Kai verteidigt.

Er sieht nämlich nicht so aus, als läge ihm etwas an der Gesellschaft seines Teams. Und auch nicht wirklich an meiner Gegenwart, aber ich habe ihn trotzdem mit zu mir geschleift. Ich muss zugeben, so schrecklich sah er noch nie aus. Sein widerlicher Dreitagebart schuppte, er war nicht gewaschen und er roch unangenehm nach Schweiß. Gar nicht so, wie man es sonst von ihm gewohnt ist. Sein gepflegtes Äußeres war ihm immer schon wichtig gewesen, darum hat es mich doch erschrocken, ihn in diesem abgewetzten Zustand zu sehen.

Und darum hab ich ihn auch sofort in die Badewanne verfrachtet. Er hat zwar kein Wort gesagt, aber er sah aus, als sei ihm das unangenehm. Und er war angefressen. Nach so einer langen und intensiven Freundschaft wie der unseren sehe ich das mit einem Blick.

Ich weiß bis jetzt noch nicht, was überhaupt vorgefallen ist. Aber ich bin mir sicher, dass er es mir noch erzählt.

„Yurij?“

Ich fahre herum. Da steht Kai, in Blue Jeans und einem Kapuzensweater mit schwarzen und petrolfarbenen Karomuster. Die Zehen in den weißen Tennissocken wippen auf und ab, als sei er nervös.

„Willst du mir etwa helfen?“

„Ich dachte, meine zwei linken Hände in der Küche kennst du?“

„Stimmt. Dann verzichte ich dankend.“

Er nickt, schiebt die Hände in die Hosentaschen und sieht sich um.

„Ja, du warst erst einmal hier, nicht wahr?“, frage ich ihn betont lässig und kümmere mich wieder um die Zubereitung unseres Mittagsessen. Ich merke, dass er sich wieder gefangen hat. Ich dagegen fühle mich unwohl. Diese Situation ist so… absurd! Für mich ist es im Moment nicht besonders einfach, normal mit ihm zu sprechen, aber ich tue mein Bestes. Kai dagegen spielt seine alte Rolle ziemlich gut. Er schweigt, bleibt wie angewurzelt in der Tür stehen. Sein starrender Blick brennt in meinem Nacken und ich frage mich, ob er bemerkt, dass mir mein Lieblingsshirt an den Seiten nicht mehr so richtig passt, weil ich in letzter Zeit so viel Eis gegessen habe. Warum muss ich auch gerade heute dieses Ding anziehen!? Mir wird heiß. Er soll aufhören, mich zu beobachten! Ich hasse das!

„Willst du gar nicht wissen, was-“

„Seltener Besuch in unserer bescheidenen Hütte! Hiwatari Junior, wie er leibt und lebt. Unglaublich!“, unterbricht Bryan Kais Versuch einer Erklärung, und ich bin ihm ehrlich gesagt dankbar dafür.

Kai mustert ihn abschätzig wie immer und antwortet bissig: „Ohne dich wäre ich bestimmt öfter hier.“

„Ach so? Und was würdest du dann hier wollen? Ohne mich ist es hier längst nicht so aufregend!“

„Einen Grashalm zu beobachten ist spannender als du.“

Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht zu lachen. Die beiden hören jetzt nicht auf, sich zu sticheln und zu streiten.

„Satknis!“, brummt Serge, der nun auch in die Küche kommt, um den Tisch zu decken.

„Ich hasse es, wenn es hier laut ist. Benehmt euch oder ihr esst im Keller.“

„Aber Sergei! Das ist ungerecht! Du kommst hier einfach rein und… und weißt gar nicht, wie der mich grade beleidigt hat!“, protestiert Bryan und piekt Kai mit dem Zeigefinger in die Schulter.

„Weißt du, wie egal mir das ist? Du setzt dich jetzt hier hin, weit weg von Kai!“, bestimmt Sergei und platzierte Kai neben meinem Stuhl. Dieser beobachtet das Geschehen etwas verwundert und blickt dann fragend zu mir. Ich zucke mit den Schultern und trage den Topf auf den Tisch.

„Frag nicht!“, grinse ich und fülle jedem die Teller auf.

„Хороший аппетит!“

Bryan nimmt einen Bissen und will sich dann bei Sergei beschweren.

„Mit vollem Mund spricht man nicht“, knurrt der Hüne. Und sogleich entsteht mal wieder eine hitzige Diskussion zwischen den beiden.

Ich schüttele den Kopf und setze mich seufzend zu ihnen an den Tisch. Als ich den Stuhl heranrücke, berühren sich meine und Kais Knie. Mein Blick gleitet sofort zu ihm und er erwidert ihn lächelnd. Was ist das in seinen Augen, dass ihn so… selbstsicher auf mich wirken lässt, trotz aller Schwierigkeiten, die er hat?

„Du kochst gut.“

„Ich weiß.“

Kai boxt mir gegen die Schulter und ich widme nur grinsend meinen Teller, denn ich bin mir sicher, dass es ihm auch schmeckt.
 

Seufzend lässt sich Kai neben mir aufs Sofa fallen, legt die Füße auf den Tisch und überkreuzt die Beine.

„Ey, was ist denn das für ein Benehmen?“, frage ich ihn gespielt schockiert und stoße seine Füße von dem Wohnzimmertisch.

„Hör mal, behandelt man so seinen Freund?“

Pikiert sieht er mich an und krabbelt ganz auf die Couch, legt einen Arm über die Lehne und lässt seinen Blick schließlich in meinen Augen ruhen. Ich tue es ihm einfach gleich und versuche dabei, nicht zu lachen. Eine Weile starren wir uns so stumm an. Bis ich meinen Arm hebe und meine Finger kurz und sanft seine Wange berühren.

„Du hast also diesen siffigen Dreitagebart wegrasiert. Was ein Glück.“

Für einen Augenblick hatte Kai die Augen geschlossen. Dann blickt er mir aber wieder frech entgegen.

„Ich hab aber gehört, dass der sexy sein soll…“

„Ja… für Schnauzer… Sag mal, hast du dich überhaupt gewaschen?“

„Nhn… Auf ner öffentlichen Toilette.“

„Boah, du bist so bescheuert, echt.“

„Was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen? Ich hab auch keinen Bock gehabt, gleich wieder bei Tyson auf der Matte zu stehen. Und dir will ich auch nicht ständig auf den Sack gehen.“

Ich schüttele den Kopf und verdrehe die Augen. Plötzlich senkt sich sein Kopf auf meine Schultern. Er wirkt auf einmal so erschöpft.

„Willst du hier bleiben?“

Er überlegt eine Weile.

„Nur wenn ich bei dir schlafen kann.“

„Nope, das Sofa ist gerade gut für dich.“

Kai hebt mehr als überrascht seinen Kopf. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Aber dummerweise gelingt es mir nicht, ernst zu bleiben.

„Nein, Scherz. Mein Bett ist groß genug.“

„Ja, das weiß ich noch.“

Ich komme nicht umhin, kurz zu schmunzeln. Er war wirklich nur einmal hier, aber dieses eine Mal hatte es in sich.

„Ich habe heute aber noch eine Verabredung. Du schläfst allein.“

„Achso. Aha. Mit wem denn?”

Kommt es mir nur so vor, oder ist sein Ton gerade wirklich sehr schnippisch und beinahe beleidigt?

„Ich treff mich mit einer Bekannten. Einfach mal so rausgehen und etwas abspannen.“

„Aha… Mhm... Hast du was dagegen, wenn ich mitkomme?“

Verblüfft sehe ich ihn an.

„Nein. Kannst du.“

Er steht auf, sagt mir, dass er sich dann wohl besser fertig macht. Er will ja hübsch aussehen. Ich verkneife mir einen Kommentar. Dieser Abend verspricht spannend zu werden…
 

~+~**~+~

„Хороший аппетит!“ - Guten Appetit!

Satknis - Schnauze

Spasiba - Danke
 

Hinweis

für Leser meiner anderen geistigen Ergüsse und Interessierte:

Da diese FF u. a. "Lückenbüßer" für fehlende Kapitel bei Guilty entstanden ist, möchte ich an dieser Stelle verweisen, dass meine Kreativitätsblockade hinsichtlich dieser von mir wirklich sehr geliebten und lange bestehenden und schier endlos scheinenden FF etwas lockerer geworden ist und voraussichtlich in Kürze ein neues Kapitel erscheint mit dem grandiosen Titel "Backe, backe Kuchen!".

Danke fürs Kommentieren und Lesen. Liebe Grüße,

Mina



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sofo
2010-01-30T12:33:14+00:00 30.01.2010 13:33
Hach. Ich liebe deine Stories. Die ist auch toll <3 Und vor allem ist sie dann doch etwas mehr Tala & Kai als Guilty xD Und die Vorstellung von Kai mit siffigem Dreitagebart xDDDD yaaaay!
Von:  Asmodia
2010-01-06T21:09:51+00:00 06.01.2010 22:09
Ah, ich finde diese Story super : D
Ich kann es leider nicht genau definieren, aber ich finde dein Schreibstil hat total was xD.. es ist anschaulich und flüssig zu lesen.
Außerdem springst du nicht einfach 'aus den Charakteren' raus, was ihre Persönlichkeit angeht, was leider vielen doch recht oft passiert [ist ja auch schwer da drin zu bleiben oô] aber du machst das wirklich sehr gut <3
Und ja, damit hab ich mich ja schon verraten, ich finde es wahnsinnig toll wie du Kai und Yuriy darstellst xD<33
Ich liebe die zwei ohnehin, besonders so ôô
Also ich bin neugierig wie es weiter geht und werde dieser Ff ab jetzt aufmerksam folgen :)
LG
Von:  Fye-chan
2010-01-06T20:00:17+00:00 06.01.2010 21:00
Hach.... ich mag es^^ Ich mag es einfach <3
Die beiden sind einfach nur zu gut zusammen....
Freu mich auf die Fortsetzung - nicht nur Yu glaubt, dass der Abend interessant wird... xD
Liebe Grüße =)


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