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Koi Kizuato

- Lovescars -
von

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01 - Winterabend

„Ach, Himmel, Tamaki!“, zischte plötzlich die wutentbrannte Stimme scharf. Aus einem Selbstschutzreflex heraus zog ich die Beine ein.

Kyouya zeterte ungehalten, während er – mit allerdings nur mäßigem Erfolg - versuchte, mit Taschentüchern seinen von Tee durchtränkten Pullover zu trocknen.
 

Betreten betrachtete ich ihn, den Kopf auf die angezogenen Knie gelegt. Wie Ärgernisfalten seine Stirn kräuselten und seine hinter den Brillengläsern hervorblitzenden Augen sich verengten, bereitete mir ein bisher selten verspürtes Unbehagen.

„Zieh doch das nasse Zeug aus.“, wagte ich mich leise zu Wort zu melden.

Erst kurz darauf bekam ich den entscheidenden Einfall, dass ‚Tut mir Leid’ vermutlich eher besänftigend gewirkt hätte.

In mir machte sich ein langer imaginärer Seufzer breit. Erst denken, dann sprechen, Tamaki…
 

„Klar. Natürlich. Sicher doch!“, fauchte Kyouya - ohne auch nur einen Hauch der Fassung, die er sonst an den Tag legte - und tupfte verbissen weiter.

Diesmal entwich mir ein Schnauben.

„Der Koutatsu hält dich doch warm!“, warf ich ihm überzeugt entgegen und bekräftigte meine Aussage mit einem ernsten Nicken und demonstrativen Blick auf die dicke Daunendecke.
 

Mein Vater hatte erstaunlicherweise eingewilligt, einen Koutatsu für mein Zimmer zu besorgen, während Kyouya und ich uns für das Wochenende im Suou-Anwesen einquartierten. Natürlich hatte der kleidungstechnisch nicht besonders sorgsame Monsieur K nichts anderes mitgebracht außer dem, was er am Leib trug.

Im Geiste fragte ich mich, warum gerade solche Unachtsamkeiten einen solchen eigenen Charme besaßen, dass sie letztendlich doch nicht an jenem aufgeräumten, organisierten Eindruck kratzten konnten, den er der Außenwelt präsentierte.
 

„Komm schon!“, meckerte ich. „Ich will nicht umsonst fast eine Stunde lang um das Ding gebettelt haben. Bist du stolz genug zum Frieren?“ Ich erntete einen Blick voller Missbilligung.

„Neeein - nicht die Essigmiene!“, stöhnte ich auf und schälte mich schwerfällig aus meinem Nest. Ich krebste um den Tisch herum und schob Kyouya auf denselben zu. „Sooo, schön brav in die Decke kuscheln.“
 

Blitzschnell hatte er meine Hand weggeschlagen.

Meine Schultern erlagen augenblicklich der Schwerkraft und ich wühlte ich mich geschlagen wieder unter die Koutatsudecke auf meiner Seite.
 

„Pass dieses Mal auf, wo du Hand anlegst.“, bemerkte Kyouya trocken und zog sich mit einer einzigen, plötzlichen Bewegung den Pullover über den Kopf.

Genervt ausatmend warf er ihn in die Ecke und rückte seine Brille zurecht.

„Du kannst meinen haben, wenn du willst.“, nuschelte ich und hielt ihm den Becher hin, in der Hoffnung, seinen Ärger über den im wahrsten Sinne des Wortes verflossenen, nicht zu vergessen äußerst teuren Tee mindern zu können. „Danke, Tamaki, aber die Lust auf Tee lässt mich gerade im Stich.“, kam es gleichgültig zurück. Und schon war er wieder in sein Buch versunken. Japanische Mythologie. Nicht gerade Freizeitlektüre für einen Normalsterblichen.
 

Selbstvergessen starrte ich aus dem Fenster und beobachtete, wie tänzelnde Schneeflocken chaotische Muster auf die Kulisse des pechschwarzen Himmels malten. Ich fühlte mich ebenso unruhig wie der umherwirbelnde Schnee.

Kyouya hingegen quittierte meine Art stets mit stoischen Bemerkungen, als ob er die gute Absicht, die (meist) hinter meinem Handeln steckte, nicht sehen wollte.

Ich war irgendwann leider zu der Überzeugung gelangt, dass er mich nicht für voll nehmen musste.
 

Dabei ist jeder Mensch ein Schneekristall. Keiner gleicht dem anderen und doch sind sie von derselben Art. Auch die Unförmigen gehört zum Geschlecht der Schönen. Allesamt vereinigen sich letztendlich zu einer weitläufigen Struktur, einer dichten Schneedecke. Einzeln ist ein Schneekristall nur von kurzweiliger Schönheit, erst der Verbund erhält ihn am Leben und gibt ihm Sicherheit. Bestimmt nicht folglich der übergeordnete Rahmen den Menschen?
 

Kyouya las. Der Tee im Becher war bereits erkaltet. Ähnliches galt für die Atmosphäre an diesem Abend. Wenn ich es mir recht überlegte, befand er sich bereits seit dem Abendessen auf einem kontinuierlichen Kurs Richtung Stimmungstiefpunkt. Vor meinem inneren Auge blitzte mein Vater auf. Sein Blick, ein komprimierter Strahl Häme. Kyouya wehrte sich einfach nicht gegen seine Sticheleien. Ich hörte mich selbst versehentlich lachen über einen taktlosen Witz. Ich hatte ein Streichholz in eine Öllache fallen lassen.
 

„Es tut mir Leid, Kyouya.“ Ein Wunder, er bedachte tatsächlich auch zur Abwechslung einmal mich statt seinem Buch mit einem Blick. Er hob die Augenbraue.

„Ich weiß, ich hätte schon vorher…Nicht nur wegen dem Tee, sondern auch, weil, …wegen… ich…“ sprudelte ich hastig hervor, bevor er die Gelegenheit dazu bekam, mich zu tadeln. Wie war das noch mal mit „zuerst denken“?
 

Kyouya ertrug den Wortschwall gütig und wirkte zugleich latent belustigt.

Ich atmete einmal tief durch.

„Ich meine, Entschuldigung, wenn ich dir auf die Nerven gehe.“

Und Danke fürs Aushalten, dachte ich im Stillen dazu. Er war der Einzige, der meinen Charakter nicht als harmoniestörend empfand, was meinem Seelenfrieden durchaus zu Gute kam. Von Eisblock-Kyouya prallte so gut wie alles ab. Ihn brachte meine Überschwänglichkeit selten aus der Fassung, jedoch konnte er nicht umhin, es deutlich zu kennzeichnen, wenn er sich genervt fühlte.
 

„Schon in Ordnung, spar’s dir.“, antwortete er gelassen und winkte ab.

Ich musste schmunzeln. Gemächlich verlagerte ich mein Gewicht auf die Arme, die ich hinter mir abgestützt hatte, und versank mit dem Blick wieder in der dunklen Nacht vor dem Fenster.

„Schön.“, bemerkte ich mit einem wohligen Seufzen.
 

„Hm?“ Kyouya war kurz aus seiner konzentrierten Haltung aufgeschreckt.

„Draußen.“

Argwöhnisch drehte er sich um und sah aus dem Fenster. Sein Buch sank langsam zu Boden.

Vor mir erstreckte sich die Aussicht auf einen freigelegten, dynamisch zur Seite gebogenen Rücken. Ich bemerkte, dass ich mich zum Wegsehen zwingen musste.
 

„Nett.“ Kyouya blieb wie so oft einsilbig und wollte sich wieder seiner Lektüre zuwenden. Jedoch war ich schneller und robbte neben ihn. Bestimmt legte ich die Hand auf das Buch und drückte es zurück nach unten. Den eisigen Blick ignorierte ich gekonnt. „Es hat doch was Kunstvolles, oder?“, drängte ich unbeirrt weiter.

Gezwungenermaßen sah mein Gegenüber erneut nach draußen.

„Du bist leicht zu begeistern.“, lautete sein Urteil.

„Und du bist halsstarrig.“ Ich sah ihn herausfordernd aus den Augenwinkeln an.

„Kleinkind.“

„Steifling.“, konterte ich mit einem Zwinkern.

„…Alberne Ulknudel.“

„Prinz Hartherz.“ Die Versuchung war zu groß, also streckte ich ihm die Zunge raus.
 

Kyouya stutzte. Für nur eine Sekunde gefror die Luft und unsere Blicke hingen fest. Sein Mund war ein wenig geöffnet, über seine Augen flackerte kurz etwas, das nicht ganz fassbar, aber irgendwo zwischen Entsetzen und Trauer anzusiedeln war, doch er presste die Lippen schlagartig wieder zusammen und wendete den Blick von mir ab. Die Stimmung zersplitterte wie Eis. „Im Grunde…“, er legte einen Arm übers Knie und lehnte sich ein wenig zurück, nun die Decke betrachtend, „…kann es mir auch egal sein, was du von mir denkst.“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ich hab einen wunden Punkt getroffen.“

Das Grinsen wurde breiter.

„Dir ist es eben nicht egal! Dir ist mal etwas nicht egal!“, startete ich einen neckischen Singsang.

„Klappe, König Schwammhirn.“

Sofort verstummte ich.

„Zuerst denken, dann sprechen“, murmelte ich schließlich zwischen den Zähnen hervor.
 

Kyouya lächelte beinahe. „War das ein Entschuldigungsversuch?“

„Sieht so aus.“ Ich spürte die Röte mein Gesicht hinaufkriechen.

Inzwischen milderte sich seine Mimik.

„Themawechsel.“, brummte ich finster.

„Schlag was vor.“
 

Nach einigen Momenten Denkpause schnappte ich sein Handgelenk und zog ihn hoch. Mit der anderen Hand klaubte ich eine Wolldecke von meinem Bett und warf sie Kyouya über die Schultern. Dann zerrte ich ihn hinaus auf meinen zimmereigenen Balkon.
 

„Herrliche Nachtluft.“ Zufrieden sah ich zu, wie die Schneeflocken langsam einen bedröppelten Kyouya berieselten, der mich ansah, als sei mehr als der übliche Wahnsinn in mir ausgebrochen. „Ist was? Du schaust ja aus der Wäsche, als würdest du in der Eiseskälte im Schnee stehen.“ Nach einer Weile, in der er mir beim Lachen zugesehen hatte, konnte ich Kyouya sogar ein belustigtes Grinsen entlocken.

„Du erstaunst mich immer wieder, Tamaki. Wie kann man so ernsthaft und gleichzeitig so einfach gestrickt sein? Du begeisterst dich mit Feuereifer für Banalitäten.“

„Du bist letzten Endes doch nur neidisch, weil ich nicht so kompliziert bin wie du.“

Mit einem Zwinkern wandte ich mich dann wieder dem Himmel zu.

Ich machte ein paar Drehungen und versuchte mit dem Mund Schneeflocken zu fangen, bevor ich mich glucksend und schwindelig auf den Boden fallen ließ. Kyouya setzte sich schmunzelnd zu mir. „Du machst dir echt über gar nichts Sorgen, oder?“, fragte er nachdenklich.

„Doch.“, meinte ich bitterernst, „Darüber, dass es aufhört zu schneien.“

Kyouya lachte. Der altbekannte bittere Unterton war unüberhörbar.
 

Wir gaben uns – jeder auf seine Weise - der schönen Winternacht hin. Die Luft war klar und so frisch, dass es mir vorkam, als könnte keine andere Luft meine Lungen komplett ausfüllen. Die kalten Flocken, die auf meinem Gesicht zu winzigen Eiswasserpfützen zerschmolzen, störten mich nicht. Im Moment war nur wichtig, mit meinem besten Freund hier draußen zu sitzen. Man konnte am Himmel die Sterne nicht mehr von den Schneeflocken unterscheiden.
 

„Meinst du, es gibt ein Sternzeichen ‚Riesenkristall‘? Oder ‚Eisprinzessin‘?“, fragte ich.

„Sicher. In einem anderen Universum. Sprich, in deinem Kopf.“

Kyouya antwortete wie immer so ernst und platt, dass es mir ein unwillkürliches Lachen hervorkitzelte. Vor mir wirbelte mein Atem zu weißem Rauch auf. Ich kauerte mich enger zusammen, damit meine Körperwärme nicht entwich. „Kalt.“

„Lass mal nachdenken, wieso nur? Nicht eventuell, weil wir gerade tiefsten Winter haben? Zuerst denken, dann handeln, Tamaki.“, mahnte Kyouya ganz in lehrerhafter Manier und konnte sich den Seitenhieb wohl nicht verkneifen.
 

Ich sah ihn strafend an. Kyouya rollte die Augen und breitete ein Stück der Decke über mir aus. Verwirrt über diese Geste starrte ich ihn erst einmal an. Sein mondbeschienenes Gesicht war ernst, wenn auch nicht hart, und seine Züge schimmerten im Licht, das seiner blassen Haut schmeichelte.

Wie in Trance hob ich die Hand an musste ihm unerklärlicherweise die Brille abnehmen, nur um diesen seltsam kostbaren und vollendeten Moment auf mich wirken zu lassen. In seinen dunklen Augen glänzten bislang unentdeckte Facetten.
 

„Was machst du da?“, fragte Kyouya verwundert und wollte mir die Brille entreißen, die ich aber bestimmt in meiner Hand verwahrt ließ. Seine Stimme zerrte mich allerdings aus meiner Versonnenheit und ich schüttelte den Kopf, als wollte ich ein lästiges Insekt abschütteln. Was genau hatte ich mir noch gleich dabei gedacht? Vermutlich nichts. Impulskontrolle sechs, setzen.

Der Zauber der Winternacht war erschreckend benebelnd.

Kyouya ließ nur ein Seufzen verlauten. „Was für eine Laune ist das jetzt wieder?“

„Ich…Ich weiß nicht.“, erwiderte ich ehrlich. Anstatt einer weiteren Erklärung rückte ich näher an ihn heran, da meine Körpertemperatur rasch abzusinken drohte. Er nahm mich in Gewahrsam, indem er die Decke fester um mich schlang, wobei sein warmer Oberkörper mich berührte. Ich schauderte. „Ah. Du bist echt total unterkühlt.“, murmelte Kyouya, der sich ein wenig unbehaglich fühlen musste. „Tut…mir leid.“, flüsterte ich und hauchte mir in die Hände.
 

Im nächsten Moment spürte ich Haut, die Begegnung mit meiner eigenen machte. Er hatte meine Hände genommen und hielt sie in den eigenen. Fragend ließ ich einen Blick zu ihm schweifen.

Er sah nur teilnahmslos in die Ferne.

„Ich will mich nachher nicht damit rumplagen, dich gesund zu pflegen, wenn du mit einer Erkältung im Bett liegst.“ Bildete ich mir das nur ein, oder lag da ein rötlicher Schleier über seinen Wangen? „Ja…Okay.“ Mehr brachte ich nicht zustande.
 

Schüchtern schmiegte ich mich an seine Schulter. Die ungewohnte Nähe jagte mir eine Gänsehautwelle über den Rücken. Ich wollte allerdings weder erfrieren noch unsere spontane Exkursion verfrüht beenden. Ein bisschen Zittern gehört immer dazu.

Tief atmend saßen wir aneinander gepresst unter dem Sternendach und beobachteten die Flocken, die sich zu einem beträchtlichen weißen Schleier sammelten.
 

„Ist doch schön, oder?“, fragte ich wieder einmal. Vielleicht nur, um das Schweigen zu brechen, vielleicht auch nur, um meine Aufmerksamkeit wieder auf die Szene zu richten und zu verhindern, dass ich mich zu sehr auf die eigenartige körperliche Situation fixierte. Mit einem mulmigen Gefühl riss ich den Blick von seiner Halspartie los. Meine Schwäche für alles Schöne hatte in diesem Bezug keinen Platz. Sie durfte mich jetzt nicht übermannen.

„Hm…“

„Sag schon!“ Ich stieß ihm in die Rippen.

Kyouya seufzte. „Ja, es stimmt schon… Es hat seine ganz eigene Magie.“

Ein freudiges Lächeln kam über meine Lippen.

„Oh. Süß. Hab ich dich glücklich gemacht?“, meine Kyouya in seinem ach so boshaften Ton.

Mein Herz flatterte, ohne dass ich es darum gebeten hatte. Auf meine reflexartigen Gefühlsregungen war immer Verlass, schon immer hatten sie alles restlos offenbart, ganz ohne Rücksicht auf etwaige rational geprägte Anwesende (ergo, Kyouya).

Wenn Gegensätze sich anziehen, konnte das zumindest erklären, warum ich mich allmählich immer behaglicher fühlte.

Rasch musste ich den Gedanken verscheuchen, bevor er sich vertiefen konnte.
 

Es freute mich, zu sehen, dass Herr Eisprinz ein wenig aufgetaut war. Ich wertete es als gutes Zeichen, dass er so lange mit mir in der Kälte ausgeharrt hatte, ohne sich zu beschweren.

Ich musste ihm wohl doch ein klein wenig wichtig sein, wenn er sich mir gegenüber öffnete und mich sogar in seine unmittelbare körperliche Privatsphäre eindringen ließ. Zufrieden kuschelte ich mich in die Decke und pustete ein paar Schneeflocken weg.

Den Moment der vollkommenen Harmonie zu genießen, der eine dickflüssige, melancholische Atmosphäre innewohnte, war im Augenblick alles, was ich brauchte.
 

„Tamaki?“

Ich erwachte aus meiner verschwommenen Gedankenwelt.

„Hm?“ Ich wandte mich seinem Gesicht zu, das gen Himmel gerichtet war. Seine Augen sahen in keine bestimmte Richtung.

„Wir sollten reingehen. Wir erkälten uns noch.“

Ehrlich gesagt störte es mich, dass er die Faszination des Moments durchbrach, jedoch hatte er nicht ganz Unrecht. Wie in Zeitlupe erhob ich mich und die Decke glitt langsam von meinen Schultern.
 

Kyouya schwang sich so abrupt auf die Beine, dass es einem Sprung gleichkam, und taxierte mich dann kurz mit einem schwer zu deutenden Blick. Zögernd legte er mir wieder ein Stück der Decke über den Rücken, just in dem Moment, als ich nach ihr greifen wollte. Wir erstarrten eine Weile unsicher in dieser Position.

„Mh. Entschul-“, fing Kyouya gerade an, als ich ihm mit erhobener Hand Schweigen gebot.
 

„Weißt du, was gerade wichtiger ist?“, fragte ich ruhig.

„Nein.“

„Willst du‘s wissen?“ Ich war erstaunlich ernst, wie es eigentlich nur im kompletten Ausnahmezustand vorkommt. Hier, umfangen vom Mondlicht, umgeben von tausenden weißen, einen Tanz darbietenden Punkten, eingehüllt und geschützt vom Schwarz der Nacht, hatte ich nur einen einzigen Wunsch, der sich ungehindert Raum verschaffte.

Kyouya zögerte. „Kommt ganz drauf an.“

„Auf was denn?“

„Darauf, ob es mich betrifft.“ Er verschränkte die Arme, als ob er etwas Ungutes ahnte.

„Tut es.“

„Was denkst du, wie würde ich reagieren?“

„Ich hoffe doch gut.“
 

Wir spielten miteinander wie so oft. Wir lenkten uns gegenseitig mit Aussagen ab, die alles und nichts bedeuten konnten. Meine Lippen formten sich wieder zu einem Lächeln. Vorsichtig griff ich nach seinen Händen und löste sie aus der Verschränkung, um sie dann dazu zu missbrauchen, ihn an mich zu ziehen. Das Gefühl seines aufgeheizten Körpers an meinem versetzte mir einen angenehmen Schauer.
 

Ich sah zu seinem weich umleuchteten Gesicht auf. Ohne die Brille hatte ich klare Sicht auf die Augen, die misstrauisch und erschreckt zugleich dreinblickten.

Ich achtete nicht weiter darauf.
 

Seine Lippen lagen geschmeidig auf meinen, als ich die einen mit den anderen vereinte.

Gierig sog ich seinen Duft ein. Der Kuss verschleppte mich endgültig in eine kummerfreie Traumwelt. Ich verlor mich gänzlich in der sanften Verschmelzung und schlang meine Arme um seinen Oberkörper. Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich eine zaghafte Erwiderung von seiner Seite. Der Druck steigerte sich mit einem Mal. Wir wollten mehr voneinander, nahmen große Stücke voneinander, atmeten eine tiefe Lunge voll vom anderen ein. So durfte ein harmonischer Abend gern ausklingen.

Als er sich löste, flüsterte er mir tadelnd zu: „Zuerst denken, dann handeln.“

Aber er lächelte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-10-21T21:44:10+00:00 21.10.2009 23:44
Jaaaa, auf so eine FF hab ich lange gewartet. Hab gerade das erste Kapi gelesen und ich bin voll auf begeistert.


So erstenmal muss ich betonen, dass ich deinen Schreibstiel wirklich mag. Du umschreibst die Situationen und Empfindungen extremst gut und spiegelst so die Lage der beiden nachvollziehbar wieder. Was mir besonders an dem ersten Kapi gefallen hat, war, die Tatsache, dass du dich an die Charaktere der beiden gehalten, aber dennoch das Verhältnis der zwei und somit die damit einhergehenden Veränderung bei dem Verhalten der beiden zueinander beachtet hast. Längst ist Kyoya nicht so eisig und kühl gegenüber Tamaki wie zu anderen diversen Menschen, trotzdem ist er immer noch der berechnende undurchschaubare Kyoya. Nun zu Tama, den du wirklich perfekt aus meiner Sicht hinbekommen hast (Kyo ist auch erfekt geworden).
Hinzu kommt, dass ich deine Umschreibungen der Vorgänge, was die Umgebung anbelangt, sehr treffend finde. Du witmest dich diesen Abschnitten nicht zu sehr und auch nicht zu wenig. Es sind genau in der richtigen Menge Detailles geboten, damit man es sich selbst vorstellen kann und die Handlung nicht langatmig wirkt.


okay ich würd jetzt ja voll gern weiterlesen aber *gääääähhhnnn* es ist schon viel zu spät. so müde. auf alle fälle les ich morgen weiter.
hab ich dann schon mal was, worauf ich mich freuen kann :D
Von:  Dorobbong
2009-10-12T22:58:36+00:00 13.10.2009 00:58
Darf ich dich küssen? .//.
Gott. Deine Art Dinge zu beschreiben... aus emotionaler Sicht.
Das ist wundervoll.
Die Story ist wunderschön und die Atmosphäre hat mich fast fertig gemacht.
Sowas schönes hab ich schon lange nicht mehr gelesen.
Tamakis wie auch Kyouyas Charakter hast du wirklich eindrucksvoll eingefangen und wieder gegeben.
Ich bin beeindruckt.

LG
Psy~
Von:  PeachBunBun
2009-09-28T13:16:13+00:00 28.09.2009 15:16
*_* die FF ist mega süß!!!
die beiden passen soo toll zusammen und die story ist einfach toll!!!
*ff in meine Favos mach*^^


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