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Im Schatten des Neumondes

Wie schnell kannst du rennen?
von

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WinterDämon

1. WinterDämon
 

Ich hatte das Gefühl als würde in meinem Kopf der Superbowl stattfinden. Andere Körperteile spürte ich nicht einmal Ansatzweise. ‚Dir ist schlecht!‘, meldete sich irgendwo etwas. Kopfweh, tauber Körper, Übelkeit? Ein Glück das mein Gedächtnis sich erst später einschaltete so konnte ich noch ohne Sorgen eine Runde über die Bettkante reihern.
 

Es dauerte eine Weil aber dann hörte ich ein Fluchen, das in meinen Kopf dröhnte. Scheint so als hätte ich jemanden getroffen. Hab ich eigentlich schon erwähnt das ich bei Betäubungsmitteln oder ähnlichem Schlafzeugs ordentlich danach kotze? Nein, okay, derjenige der sich jetzt eine neue Hose besorgen darf, der weiß es! Eigentlich hatte ich vor mich zu entschuldigen, aber meine Zunge hatte mehr Ähnlichkeit mit einem nassen Lappen als mit einem Sprechorgan. Wieso hab ich sie noch nicht verschluckt? Bei dem Glück was ich hab müsste sie schon im Magen verdaut werden!
 

Meine Nase juckte fürchterlich, es dauerte eine Weile bis ich kapierte das da zwei Schläuche drin steckte. Der Kopf lag nach der Magenentleerung schräg und so erdrosselte ich mich mit dem Schläuchen fast selbst.
 

Dann wurde ich traurig.
 

Ich weiß nicht warum, es war ein schreckliches Gefühl. Irgendwas fehlte, ja genau. Außer meinen heiß geliebten Sarkasmus, dem schwarzen Humor und Unglück, war eine Leere. Es war so anstrengend nach zu denken und so lies ich es bleiben, die Müdigkeit überfiel mich noch einmal und so schlummerte ich wieder weg.
 

Der Regen prasselte ans kalte Fenster.
 

Verloren saß ich auf dem Fensterbrett und lehnte mich an die Scheibe. Zitternd umschlang ich mich selbst ein wenig fester, der graue ausgewaschen Pullover half da auch nicht fiel. Auch die ausgefranste Schlaghose aus Jeans, zumindest sah es aus wie Jeans, wärmte nicht sonderlich gut. Die Heizung unter dem Fensterbrett funktionierte auch nicht, eigentlich war hier alles kaputt und das im Winter. Es ist zwar in Miami nicht so kalt wie in Deutschland, aber es genügte um an einer Lungenentzündung zu sterben. Gerade so das die Lampen gingen, aber auch nur wenn man Glück hatte, d. h. bei mir weigerten sie sich strickt an zu gehen.
 

Wie oft vermisste ich den Moment zwischen Schlaf und dem Wachen. Damals war es nur ein Gefühl, nichts festes und jetzt? Jetzt wusste ich es und es fraß mich auf. Ganz langsam jeden Tag nur ein Stück, bis am Ende nur noch eine Erinnerung von mir blieb. Es war doch nur ein Schatten der jeden Tag das tat was man ihm sagte. Nur eine Maschine.
 

Die Tage zogen an mir vorbei und ich war gefangen im Alltäglichen Rhythmus der Zeit.
 

Menschen kamen und gingen. Sie kamen voller Enthusiasmus und gingen voller Enttäuschung. Stellten fragen, aber die Antwort war immer das gleiche Schweigen.
 

„Guten Morgen Cornelia!“, begrüßte mich Elyon O’Conner oder wohl eher Angelika Kallwas. Meine ganz persönliche Seelenklemptnerin und für jedes dämliches grinsen in ihrem Gesicht würde ich am liebsten einen der alten zerfledderten Turnschuhe nehmen und nach ihr werfen.
 

„Ein gräßliches Wetter da draußen meinst du nicht auch?“, fragte sie wie immer fröhlich und beobachtete mich mit Argusaugen. Sie hatte zwei Monate gebraucht um mich zum sprechen zu bringen, aber das heißt nicht das ich nett zu ihr sein muss. Am tollsten fand ich es immer wenn jemand vom Jugendamt aus Deutschland kam und anfing zu streiten mit Elyon Kallwas. Die wollten mich schon längst wieder zurück haben, aber der CSI stellte sich quer und so werde ich wohl den Rest meines Lebens in diesem gottverdammten Waisenhaus verbringen.
 

Hier war es so dreckig, das selbst die Wände schon schimmelten, die Kloschüsseln standen zur noch zur Hälfte und von den Duschen will ich gar nicht reden. In der Woche haben wir mindestens drei Alkoholvergiftungen, obwohl das hier verboten ist. Naja, den Erziehern, falls man sie so überhaupt nennen kann, war es egal ob die Kinder hier verrotten oder nicht. Letztens hat sich erst einer mit Drogen so voll gepumpt das er geglaubt hat er wäre ein Kolibri er ist dann vom Dach gesprungen, man war das eine Sauerei.
 

„Na wie geht es dir den so?“, fragte Elyon weiter. Seufzend drehte ich mich um. „Wenn ich mir ihr Gesicht so ansehe weiß ich nicht ob mir schlecht von dem Fraß hier ist oder es einfach nur an deinem dämlichen grinsen liegt!“, antwortete ich schroff und drehte mich wieder weg. „Ich nehme doch an das es am ersten von beiden liegt, deshalb habe ich dir etwas mitgebracht!“. Sie stellte eine McDonalds Tüte auf den Tisch. „Brauchen Sie es noch schriftlich oder ist ihr Hirn so minderbemittelt das einfach nicht verstehen das ich Fast Food hasse?“, „Doch, aber bevor du noch verhungerst!? Ich habe gehört du isst nichts mehr!“, „Ich stehe nun mal nicht auf Lebensmittelvergiftungen!“, „Sehr witzig!“, „Sehen Sie mich zufällig lachen?“, „Nein, aber ich kenne inzwischen deinen Sarkasmus!“
 

Ich musste eine Weile überlegen.
 

Ich spreche zwar Englisch aber nicht perfekt und manche Wörter fehlen mir einfach noch. Am Anfang habe ich so gut wie überhaupt nichts verstanden oder ich wollte einfach nicht. O’Conner sah mich fragend an, aber sie umschrieb dann das Wort. „Ja, tatsächlich ich mag Sarkasmus, aber nicht in ihrer Gegenwart, da bleibt es mir im Hals stecken!“, brummte ich sie an. „Wirklich keine Hunger?“, fragte sie mich und zur Antwort knurrte mein Magen. „Verräter!“, knurrte ich ihn an, aber Elyon hätte wieder dieses selbstgefällige grinsen im Gesicht.
 

Widerwillig sprang ich von dem Fensterbrett runter, ein Wunder das noch nicht herunter gekracht ist, und setzte mich auf den Stuhl gegenüber von Miss O’Conner. Mit einem letzten hasserfüllten Blick machte ich mich über den McDonald Tüte her. Die Psychologin wartete geduldig und ich aß so langsam wie möglich um ihr nicht noch nachdrücklich zu Beweisen das ich vor Hunger fast starb.
 

Als ich fertig war zerknüllte ich die Tüte und war sie in den Abfalleimer.
 

„Darf ich mal deine Arme sehen?“, fragte sie genüsslich. Ich warf ihr einen Hoffentlich-überfährt-dich-ein-Auto-Blick zu, schob aber die Ärmel hoch. Zu ihrer Enttäuschung waren dort nur alte Narben sichtbar. „Du besserst dich!“, lächelte sie verschmilzt. Ich drehte mich um, äffte sie stumm nach und setzte mich wieder auf mein Fensterbrett. „Weißt du eigentlich noch was damals in der Nacht passiert ist?“.
 

Ja, da war sie wieder, die eine Million Frage.
 

Die kam jedes Mal seit ihr angefangen habe mit ihr zu reden und jedes Mal bekam sie die gleiche Antwort.
 

„Ich weiß es nicht mehr!“, flüsterte ich mit gesenkter Stimme um meine eigene Lüge nicht hören zu müssen, aber sie verstand.
 

„Hast du vielleicht eine Ahnung warum das passiert ist?“, fragte sie weiter.
 

Ich hatte das Gefühl, das sie einfach nicht kapierte wie sehr dieses Fragen schmerzte. Jedes mal tauchten die Bilder auf, die Schreie und das Gefühl versagt zu haben. Wieso habe ich meinen kleinen Bruder nicht aufhalten können als er hinaus gerannt ist? WIESO? Die vielen Empfindungen und Erinnerungen betäubten mich jedes Mal aufs Neue und so musste Elyon immer einige Minuten warten bis ich antwortete.
 

„Ich habe keine Ahnung!“
 

Und da war es wieder. Die nächste Lüge. Ich wusste ganz genau warum und dafür hasste ich meinen Vater. Er war Schuld. ER. Vor Wut schlug ich mit dem Fuß gegen die Wandkante zwischen Fenster und der eigentlichen Wand. Anscheinend hab ich sie falsch getroffen, den ein Stück des Putzes brach am und fiel zu Boden. Seelenklemptnerin Kallwas betrachtete mich stumm, sah aber ein das sie aus dies Mal nichts weiter aus mir heraus bekommen würde.
 

„Wie hast du dich den hier eingelebt?“, wechselte sie das Thema. „Spitze, ich könnte zwar jeden zweiten hier ein Messer in den Rücken rammen, aber an sonsten ist es toll. Das Essen ist zum kotzen, die Erzieher haben wenn sie eine Mücke verschlucken mehr Hirn im Magen als im Kopf und die anderen Kinder sind so wie so immer zu gedröhnt!“. Elyon seufzte. „So wird das einfach nichts!“. Ich schnaubte aber nur.
 

„Schon so spät!?“, meinte sie spielerisch überrascht. „Ach, Nein wie schlimm!“, kam es von mir. „Ich muss gehen, aber wir sehen uns wieder in zwei Tagen!“, „Ich freu mich jetzt schon drauf!“, fauchte ich zum Abschluss noch einmal und ignorierte sie ab da nur noch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilla_Coffee
2010-09-30T08:08:24+00:00 30.09.2010 10:08
Oh man die Arme ._.
Wie konnte sie nur an so einen ort geraten >_<
Na hoffentlich holt sie da bald jemand raus^^

LG Amalia


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