Bad start
Heute gibt es keine großen Reden. Viel Spaß und danke für die Kommis!
4. Bad start
Während der Flucht durch den Tunnel hatte niemand mitbekommen, was passiert war, denn Sesshoumaru und Sayuri waren die letzten gewesen. Als sie endlich den Ausgang des Tunnels erreichten musste sich Sesshoumaru erst einmal kur orientieren, wo sie waren. Eine Lichtung mitten im Wald tat sich vor ihnen auf und angesichts der Art der Bäume waren sie wohl nicht mehr in den westlichen Ländern oder an deren Rändern, denn diese Art von Kirschblütenbäumen wuchs nur am nördlichen Rand und im Norden selbst. Dementsprechend kühler war es hier.
Mit dem synchronen Wink ihrer Hände entstanden innerhalb von Sekundenbruchteilen die Zelte und das Gepäck der Youkai verschwand wie von Zauberhand darin. Endlich wurden auch Sesshoumaru und die bewusstlose Sayuri entdeckt, worauf ein Aufschrei durch die Menge ging.
Sesshoumaru sah weder nach links, noch nach rechts, sondern ging gleich mit weiten Schritten zu seinem eigenen Zelt, woraufhin ihm sämtliche Heiler und Frauen, die etwas von Heilkunde verstanden, folgten.
Er legte Sayuri auf die Seite, da der Pfeil immernoch in ihrem Rücken steckte und strich ihr die verwirrten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sorge zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Kaum waren sie verheiratet, schon wurde sie lebensgefährlich verletzt. Und für ihn war dies gleich die erste Niederlage bezüglich seiner Pflichten als Beschützer.
Da er nichts mehr tun konnte, als zu warten und er sie nicht ohne ihre eigene Erlaubnis entblößt sehen wollte, verließ er das Zelt und gesellte sich zu seinem Vater und seinem Schwiegervater.
Beide waren im Zelt des Tenno und standen um einen Tisch, auf welchem eine Karte und einige Dokumente verstreut lagen. Die Gesichter der beiden waren von Sorge und Entsetzen gezeichnet.
Als Sesshoumaru das Zelt betrat sahen beide auf.
“Wie konnte das geschehen?”, fragte sogleich der Tenno.
Sesshoumaru sank herab auf ein Knie und berichtete kurz von dem Geschehenen, worauf der Tenno wieder seinen Kopf senkte. Sesshoumaru erwartete bereits seine Strafe, welche jedoch ausblieb, stattdessen sprach der Tenno ihn an.
“Steht auf. Angesichts dieser Tragödie waren wir doch alle von Entsetzen und Überraschung abgelenkt. Meine Tochter ist stark und wir haben die besten Heiler hier. Sie wird in wenigen Tagen oder vielleicht auch in einer Woche wieder auf den Beinen sein. Solange sie liegen muss, kann sie immerhin nichts anstellen.”
Sesshoumaru blickte auf. Nichts anstellen?
“Ich glaube es wurde vergessen euch zu berichten, dass meine Tochter auch eine Kampfausbildung erhalten hat, wie alle Frauen bei Hofe, aber meine Tochter hat sich als besonders talentiert erwiesen. Sie wäre durchaus in der Lage in einer Schlacht mitzukämpfen, doch als eure Frau und Kronprinzessin ziemt sich das nicht. Sie wird immer im Lager bleiben und höchstens bei der Versorgung von Verwundeten helfen, wohlgemerkt auch dies nur bei den Männern von höchstem Rang. Angesichts der Tatsache, dass unsere Armee allerdings vor dem Schloss niedergemacht wurde, gibt es nur noch Männer von Rang, die in den Kampf ziehen könnten. Sonst ist keiner mehr da.”
Sesshoumaru war erschüttert. Wie konnte denn das passieren? Jemand hatte sie verraten, das war klar und auch hier würden sie nicht ewig sicher sein, denn der Verräter war sicherlich noch immer unter ihnen. Jetzt galt es herauszufinden, wer es war und denjenigen unschädlich zu machen. Früher konnten sie keinen guten Schachtzug machen.
Der Tenno unterbrach mit einem Vorschlag seine Gedanken.
“Ich bin mir sicher, dass weder ihr, InuTaishou, noch ihr, Sesshoumaru, mit dieser Sache etwas zu tun habt. Es gibt nur eine Möglichkeit den Verräter handfest zu machen und der ist - handeln. Wir werden jeden der hohen Männer mit einer anderen Aufgabe betreuen bzw. wir werden jedem eine andere Marschrichtung berichten und wir werden uns gleichmäßig aufteilen. Per Magie werden wir miteinander in Kontakt bleiben und die Gruppe, die angegriffen wird, ist der Beweis für denjenigen, der uns verraten hat, da jeder für eine Richtung verantwortlich ist. Niemand soll wissen wo der andere hingeht. Nicht einmal innerhalb der Familie! Außer uns dreien wird niemand davon erfahren wer wo hin geht. Den Abmarsch werden wir so koordinieren, dass wir alle unsere Spuren unterdrücken und die anderen unter Bannkreise legen, bis die nächste Gruppe abreisen kann. Irgendwelche Fragen?”
“Wer geht mit wem?”, fragte InuTaishou.
“Ihr geht mit euren Eltern, eurem Bruder und seiner Frau, sowie der Frau und dem Kind eures Neffen. Ich gehe mit meinen Frauen und meinen Schwiegersöhnen, samt meinem Enkel. Und Sesshoumaru, ihr geht mit meiner Tochter, und euren beiden Cousins. Die anderen verteile ich ebenso. Es werden immer genügend kampffähige Männer bei den Frauen sein und wer auch immer der Verräter ist, InuTaishou. Ich will seinen Kopf! Selbst wenn es euer Bruder, euer Vater oder sonst wer aus eurer Familie ist. Das gleiche gilt natürlich auch für meine Familie. Sollte einer meiner Schwiegersöhne etwas damit zu tun haben, wird auch sein Kopf rollen.”
“Verstanden”
Zwei Stunden lang berieten sich die drei Männer über das weitere vorgehen und wie man am Besten die Frauen schützen konnte. Als dann der Tenno nach den noch vorhandenen Befehlshabern schickte, ging Sesshoumaru mit der Erlaubnis des Tenno hinaus, um wieder nach seiner Frau zu sehen.
Als er den Stoff beiseite schlug musste er kurz innehalten, angesichts des Bildes, das sich ihm bot.
Seine Frau, die er ohnehin schon für zierlich gehalten hatte, lag zart und zerbrechlich wie ein Kind unter den Laken des Futon’s, während ihr wallendes Haar um ihren Kopf verstreut lag. Gerade waren einige Frauen dabei die blutigen Reste der Behandlung in Form von blutdurchtränkten Tüchern und Wasserschüsseln wegzuräumen und sich in gebückter Haltung aus dem Zelt zurückzuziehen. Der oberste Heiler stand gerade von dem Futon auf und deutete Sesshoumaru näher zu kommen.
“Eure Gemahlin hat viel Blut verloren, aber es sind glücklicherweise keine wichtigen Organe verletzt worden. Die vielen Schichten ihres Kimonos werden das schlimmste verhindert haben, denn der Schütze wusste offenbar genau, wohin er zielen musste.”
“Ein Schütze?”
“Darf ich offen sprechen?”
Sesshoumarus Schweigen war dem Heiler Antwort genug.
“Dieser Treffer war mit Sicherheit kein einfacher Zufallstreffer, sondern es ist wohl gezielt worden. Jemand hatte es direkt auf die Prinzessin abgesehen gehabt, nicht auf euch, sonst wäret ihr sicherlich getroffen worden”
Das gab dem Anschlag gleich noch viel mehr Gewicht. Jemand hatte da offenbar einen mörderischen Groll auf Sayuri. Aber wer und vor allem, warum?
Der Heiler verabschiedete sich höflich und ließ Sesshoumaru mit dessen Frau alleine. Sesshoumaru besah sich erneut Sayuri. Sie schlief offenbar um ihre Wunden heilen zu lassen. Die Decke reichte ihr nur bis zum Bauchnabel, der Rest lag frei und obwohl die meisten Frauen unter den vielen Schichten von Kimonos furchtbar aussahen, sah sie selbst in ihren beiden Unterkimonos wundervoll aus. Es schimmerte nichts durch und war ein durchaus sehr ziemliches Schlafgewand und trotzdem war Sesshoumaru beeindruckt.
Er nahm eine ihrer kleinen Hände in seine und besah sie sich. Ihre Hände waren fein, zart und zierlich und dennoch konnte Sesshoumaru spüren, dass sie auch Kraft besaß. Wenn sie eine Kampfausbildung erhalten hatte, dann konnte sie sicherlich auch Schwerter führen und die wenigsten waren leicht. Sesshoumaru hoffte nur, dass der Verräter nicht in ihrer Gruppe war, denn dann würde das bedeuten, dass einer der beiden Männer, denen er am meisten vertraute, ihn verraten hatte. Und nicht nur ihn - sondern alle.
Es dauerte keine zwanzig Minuten ehe alle von den offiziellen Plänen wussten. Ihnen wurde gesagt sie würden sich trennen, damit sie nicht eine große Masse von Leuten und dadurch weniger leicht aufspürbar wären. Aber jeder wusste, dass da mehr dahinter steckte, nur würde der Tenno das natürlich niemals an die große Glocke hängen.
Kaum drei Stunden nach ihrem Eintreffen erwachte auch Sayuri. Noch schwach und müde blinzelte sie vorsichtig und schaute sich dann um. Als sie ihren Kopf nach rechts drehte, erblickte sie Sesshoumaru, der mit geschlossenen Augen an einem Pfosten lehnte und die Arme ineinander verschränkt hatte. Schlief er oder nicht?
Ihre unausgesprochene Frage beantwortete sich von selbst, als Sesshoumaru ruckartig seinen Kopf hob und die Augen öffnete. Seine goldenen Augen funkten ihr entgegen und Sayuri meinte neben Wut und Sorge auch ein wenig Bewunderung darin sehen zu können. Was würde er jetzt sagen? ‘Warum hab ich dieses schwache Weib nicht einfach zurückgelassen?’ oder ‘Kann man sie noch umtauschen gegen eine andere Prinzessin?’
“Ihr seid schnell wieder erwacht, Sayuri. Und das, obwohl ihr wirklich viel Blut verloren habt”
Sayuri blickte überrascht auf. Keine Kritik und keine Verachtung? Sollte sie doch richtig in seinen Augen gelesen haben?
“Danke, dass ihr mich getragen habt, Sesshoumaru-sama. Ich verdanke euch wohl bereits am ersten Tag mein Leben”
“Ihr seid meine Frau, Sayuri. Was für ein Mann wäre ich, wenn ich nicht versuchen würde meine Frau zu beschützen”
“Ich danke euch.”
Beide schwiegen wieder eine Weile. Sayuri spürte die Müdigkeit zurückkehren, traute sich aber nicht, ihn zu bitten sie schlafen zu lassen. Aber das musste sie auch gar nicht, denn Sesshoumaru bemerkte ihren Wunsch, ohne, dass sie ihn aussprechen musste und erhob sich.
“Ihr solltet noch etwas schlafen. Wenn etwas ist, könnt ihr die Wachen vor der Tür zu mir schicken. Ich werde dann unverzüglich kommen. Solange ihr schlaft, werde ich bei eurem Vater sein und nachsehen, ob jeder unverletzt davon gekommen ist.”
“Darf ich eine Bitte äußern?”
“Nur zu”
“Darf ich bitte meine Schwester und ihr Baby sehen? Die beiden wären mir sicherlich eine gute Gesellschaft”
Sesshoumaru nickte.
“Ich werde nach ihr schicken lassen”
So verließ er das Zelt und seine Frau für den Moment. Beide dachten in dem Moment dasselbe: Vielleicht ist es ja doch kein so schlechter Anfang.
Nicht so lang wie früher, aber naja - früher hatte ich auch mehr Zeit.
lg
nivana