Prolog
Mein Name ist Lucie, ich bin 22. Meine Geschichte ist grausam und hat auch kein Happy End, doch ich werde sie euch trotzdem erzählen, weil sie mein Leben veränderte.
Alles begann in einer Vollmondnacht, die letzte als normaler Mensch.
Eine junge Frau lief hetzend durch den Wald. Ihr weißes Kleid war total zerfetzt und ihre Beine und Arme zerkratzt. Sie stolperte über eine heraus stehende Wurzel und fiel auf den Moos bedeckten Boden. Ihr Blick fiel zurück und Angst stieg in ihr auf. Ein riesiger grauer Wolf lauerte im Schatten der Bäume hinter ihr. Sie konnte seinen Atem sehen und sein blutverschmiertes Maul. Sie zitterte am ganzen Körper, sie würde sterben genau wie ihre Familie. Er würde sie in Stücke reisen. Sie konnte nicht mehr fliehen es war zu spät.
Ganz langsam kam der Wolf auf sie zu. Als er vor ihr stand knurrte er und sie konnte seine riesigen Fangzähne erkennen. Er schnappte nach ihrem Bein und zerrte daran, die junge Frau schrie vor Schmerz auf. Doch der graue Wolf ließ sie los und konnte gerade noch den Kopf wenden als sich ein schwarzer Schatten auf ihn stürzte. Das Mädchen robbte von den beiden kämpfenden Wölfen weg. Ihr Bein war eine klaffende Wunde und sie wusste was ihr blühte wenn sie nicht sterben würde.
Sie erschrak als ein Jaulen vor ihr zu hören war. Der graue Wolf humpelte davon. Der Schwarze drehte sich jetzt zu ihr um und blickte sie mit leuchtend gelben Augen an. Langsam kam er auf sie zu und dem Mädchen wurde es schwarz vor Augen. Sie hoffte nur noch das sie sterben würde, denn sie wollte nicht auch zu einem Werwolf werden.
Bilder der Vergangenheit
Seit jener Nacht waren bereits 14 Jahre vergangen. Lucie wurde zum Werwolf nach dem nächsten Vollmond und kam in das Rudel von Lucan, dem schwarzen Werwolf, der sie damals mehr oder auch weniger gerettet hatte.
Das Rudel bestand aus drei weiblichen und vier männlichen Werwölfen. Das zuhause des Rudels war eine riesige Höhle tief im Gebirge von Japan, die von einem großen Wald um geben war.
Es war Nacht und das Rudel war auf der Jagd. Vor ihnen war ein Dorf und Wachen bewachten es. Ihre Rüstungen glänzten im Mondlicht und ihre Silbergetränken Katana steckten in ihren Scheiden.
Silber bei dem Wort schüttelte es Lucie, Silber war das reinste Gift für Werwölfe.
„Lucie!“
Lucans Stimme riss Lucie aus ihren Gedanken. Der schwarze Wolf sah sie grimmig an.
„Du bist schon wieder nicht bei der Sache!“
„Ja tut mir leid, Lucan.“
„Gut nachdem jetzt alle auch geistig anwesend sind, wollen wir doch mal loslegen!“
Mit einem Heulen liefen die Werwölfe in einem rasenden Tempo auf das Dorf zu. Die Wachen reagierten zwar aber zu langsam.
„Wie immer!“, dachte Lucie.
Sie sprang auf die erste Wache zu und riss ihm mit einer einzigen Bewegung den Kopf runter.
Lucie wich einem auf sie abgezielten Pfeil aus und machte sich auf den Weg zum Herrenhaus, wo ihr Ziel war, doch bevor sie dieses erreichte stellte sich ein junger Krieger sich ihr in den Weg. Die beiden starrten sich an, irgendwoher kannte Lucie diesen Mann.
„Endlich habe ich dich gefunden weißer Wolf!“
Was hatte er gerade gesagt? Er hatte sie endlich gefunden? Was hatte das zu bedeuten?
Lange hatte sie keine Zeit darüber nach zudenken, weil der Krieger sein Katana zog und auf sie los ging.
„Der Moment meiner Rache ist endlich gekommen!“
Er holte aus und Lucie spürte noch den Luftzug über ihrem Kopf als sie sich duckte.
„Der ist ja total durch geknallt! Was labbert der von Rache?“, ging es Lucie durch den Kopf.
Lucie sprang hinter den Krieger und lief weiter auf das Herrenhaus zu als plötzlich ein silberner Pfeil neben ihr im Boden stecken blieb. Sie drehte sich Zähne fletschend um.
„Na hab ich endlich deine Aufmerksamkeit, Wolf?“
Lucie knurrte als Antwort.
„Na komm her du Bastard! Ich werde mich dafür rächen, das du meine Familie ausgelöscht hast!“
Nun wurde Lucie stutzig.
Was redete dieser Typ nur für Zeug?
„Na kannst dich wohl nicht mehr daran erinnern was du vor 14 Jahren gemacht hast?“
Vor Lucies Augen flogen Bilder vorbei, die ein Haus zeigten und eine Familie, die aus einer alten Frau, den Eltern und der drei Kindern bestanden hatte. Das war ihre Einweihung gewesen. Damals war sie in dem Rudel aufgenommen worden. Eins der Kinder war ein kleiner Junge gewesen, er war etwa 12 gewesen. Er war ihr entwischt.
Nun ging ihr ein Licht auf. Aber das konnte doch gar nicht sein, woher wusste er dass sie der weiße Wolf von damals ist?
Ein weiterer Pfeil sauste auf sie zu und Lucie konnte im letzten Moment ausweichen.
„Verdammt! Du bist verflucht schnell!“
„Lucie was tust du da?“
Die Frage, die die Menschen nur als Heulen vernahmen, lies Lucie Aufsehen.
Netis stand auf einem der Dächer und sah zu ihr herunter.
„Sag nicht, dass dir dieser Krieger Probleme bereitet.“
Über Netis‘ Gesicht huschte ein Grinsen, dann landete er leicht füßig neben Lucie.
„Nein tut er nicht und ich brauche deine Hilfe auch nicht!“, giftete Lucie ihn an.
„Bist du dir sicher? Weil das nämlich nicht so aussieht.“
„Ja ich bin mir sicher! Und jetzt verpiss dich!“
In dem Moment tauchten noch mehr Krieger auf und zielten mit ihren Waffen auf Netis und Lucie.
„Verdammt!“
„Lucie, Netis wir verschwinden!“
Lucans Stimme kam bestimmend von einem der Dächer.
Die Beiden Werwölfe sprangen mit einem Satz zu Lucan und verschwanden mit ihm und den anderen des Rudels im dichten Wald.
„Mist jetzt ist er mir wieder entwischt!“
„Zane alles in Ordnung mit dir?“
„Nein, natürlich nicht!“
Zane blickte zum Wald.
„Ich kriege dich schon noch!“
Mit diesen Worten marschierte er zum Herrenhaus um Viktor zu berichten was vorgefallen war.
„Lucie du hattest einen Auftrag! Du bist doch echt zu nix fähig!“
„Ryo was regst du dich so auf?“
Netis hatte sich schützend vor Lucie gestellt, doch diese schob ihn zur Seite.
„Ich kann mich selbst verteidigen Netis ich brauch dich dazu nicht!“
Netis sah skeptisch zu der einen Kopf kleineren Lucie hinunter.
Ryo verschränkte die Arme vor der Brust.
„Und was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“
„Man der Krieger war stark, außerdem…“
Lucie sah zu Lucan, der an lässig mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte.
„Außerdem?“
Ryo hob eine Augenbraue.
Lucie blickte wieder zu Ryo.
„Nix, vergiss es.“
Lucie ging wortlos an ihm vorbei zum Eingang der Höhle und verschwand im Wald.
Ryo und die anderen sahen ihr verdutzt hinterher, nur über Lucans Gesicht kam keine Regung.
„Dieses Weib treibt mich noch in den Wahnsinn!“
Aus einer Ecke der Höhle kam ein belustigtes Lachen und Lex trat aus den Schatten. Er hatte kurze weiße Haare und trug einen langen schwarzen Mantel. Um den Hals baumelte eine Halsband mit einem Kreuz daran.
„Oh nein du treibst dich schon selber in den Wahnsinn.“
Ryo knurrte den jüngeren an und ging in Angriffsstellung und Lex hob entschuldigend die Hände, doch das Grinsen in seinem Gesicht sprach Bände.
Tisa, die am Boden saß, seufzte.
„Männer! Eindeutig zu viel Testosteron hier!“
„Halt die Klappe, Tisa!“, bellte Ryo sie an.
Tisa sprang auf die Beine und knurrte zurück.
„Du hast mir gar nix zu sagen, Hündchen!“
Ryo setzte gerade zum Sprung an, als Lucan die Stimme erhob.
„Hört endlich auf mit diesem Kindischen verhalten!“
Alle blickten eingeschüchtert du ihrem Anführer, der vor Wut schon kochte. Lucan sah jedem seiner Rudelmitglieder tief in die Augen um ihnen klar zu machen was Sache war. Dann verlies er, wie zuvor Lucie die Höhle und verschwand im Wald.
„Das habt ihr ja mal wieder super gemacht Leute! Jetzt ist Lucan wieder sauer!“
„Ach sei still Alka.“
„Tz, du hast mir gar nix zu sagen Ryo!“
Gedankenverloren
Lucie lief durch den Wald und spürte die kühle Nachtluft auf ihrer Haut und das weiche Gras unter ihren Füßen. Sie liebte solche Nächte einfach frei zu sein, einfach herum zu streunen und den Mond zu bewundern. Genau das brauchte sie jetzt um auf andere Gedanken zu kommen.
Sie trat auf eine Lichtung, wo genau in der Mitte ein kleinerer Fels lag. Lucie setzte sich auf ihn und blickte in den Sternenhimmel.
Es war Mitte des Monats und der Mond erst bei seiner halben Pracht angelangt, doch das störte Lucie nicht. Sie genoss es im Schein des Mondes zu sitzen und die Gerüche der Nacht einzuatmen.
Erst jetzt merkte sie wie sehr sie doch das eben gerade Geschehene aufgewühlt hatte. Doch bevor sie ihre volle Ruhe wieder gefunden hatte, knackte hinter ihr ein Ast.
Lucie brauchte sich jedoch gar nicht erst umdrehen um zu sehen wer da stand, sie hatte ihn schon längere Zeit gewittert.
„Darf ich mich zu dir setzten, Lucie?“
Lucie sah in leuchtend bernsteinfarbene Augen.
„Es würde doch nichts bringen, nein zu sagen, du würdest dich ja trotzdem her setzten.“
Über Lucans Gesicht huschte ein Grinsen.
„Da hast du wohl recht.“
Von Lucie kam nur ein Schnauben.
Lucan setzte sich neben sie und blickte auch zum Mond auf.
„Lucie was ist heute Nacht passiert?“
„Nichts!“, war die plumpe Antwort.
Lucan sah Lucie an und runzelte die Stirn.
„Ach und das soll ich dir glauben?“
Keine Antwort.
„Lucie?“
Lucie fluchte und blickte Lucan an.
„Dem Krieger dem ich heute begegnet bin, war der Junge den ich damals laufen gelassen hab.“
Lucan wand den Kopf zum Wald.
„Damals bei der Einweihung?“
„Ja genau der. Und jetzt will er Rache dafür, was ich seiner Familie angetan habe.“
„Verständlich. Er muss uns Werwölfe nur so hassen. Ich glaube nicht das er damals schon eingeweiht war, in das was seine Eltern getan haben.“
„Genau deshalb hab ich ihn am Leben gelassen.“
Es herrschte lange Zeit Stille zwischen den zweien.
„Sag Lucie, hast du Angst zu sterben?“
„Nein!“
Lucie sah Lucan nicht an als sie ihm antwortete.
In dem Dorf wurde gerade die Tür in der kleine Burg auf geschwungen und Zane stürmte herein. Er kam genau vor einem prachtvollen Stuhl, der in Gold gefasst war, zum stehen und ging auf die Knie.
„Mein Herrscher wir konnten die Wölfe nicht zur streckte bringen, es tut mir leid.“
Der angesprochene hatte Schulter langes silbernes Haar und blutrote Augen.
„Wie viel Verluste haben wir auf unserer Seite?“
Zane blickte auf.
„Vier mein Herr, weniger als beim letzten Mal. Unsere Krieger werden immer besser.“
Mit einem lauten Klirren, zersprang das Weinglas, das der Herrscher eben noch in der Hand hatte, an der Wand und hinterließ einen roten Fleck.
Der Herrscher verengte die Augen.
„Ganze vier Krieger sind wieder umgekommen? Seit ihr den unfähig, sogar mit den neuen Waffen wenigstens einen von diesen verfluchten Kläffern ins Jenseits zu befördern?“
„Mein Herr…“
„Sei still und geh mit aus den Augen!“
In diesem Moment kam eine blonde Kriegerin herein geschneit und fiel dem Herrscher um den Hals.
„Viktor mein Schatz, ärgert euch dieser unfähige Krieger wieder?“
„Catherine was willst du hier?“
„Tja Zane im Gegensatz zu dir bringe ich Viktor gute Nachrichten.“
Zane sah die Blondine mit zusammen gekniffenen Augen an.
„Ach sag bloß, dass du auch mal für was anderes nützlich warst als fürs Bett!“
Es gab einen lauten Knall und auf Zanes Wange erschien ein roter Handabdruck.
„Was fällt dir ein so etwas zu sagen besonders vor Viktor!“
Auf Zanes Gesicht, das fast vollständig von seinen Haaren bedeckt war, erschien ein fieses Grinsen.
„Ach Cathrine du bist so ein dummes Weib!“
Cathrine wollte Zane gerade noch eine knallen, doch dieser hielt ihren Arm fest.
„Lass mich sofort los, du Mistkerl!“
Cathrine blickte Zane, durch zusammen gekniffene Augen, böse an.
„Damit du mich wieder schlagen kannst? Ganz sicher nicht!“
„Ich dachte du stehst drauf?“
Ein freches Grinsen huschte über Cathrines Gesicht und Zane verzog darauf hin seins.
„Sag bloß nicht dass dir das letzte Mal nicht gefallen hat!“
Zane zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, war zu betrunken.“
Cathrine kniff die Augen zusammen und sah Zane böse an.
„Du…!“
Viktor hob die Hand und brachte damit Cathrine zum Schweigen.
„Springt euch draußen an die Gurgel, aber belästigt nicht mich damit!“
Die Beiden verbeugten sich vor Viktor.
„Ja mein Herr.“
Zane drehte sich um und ging zum Ausgang.
„Ach Zane.“
„Ja Meister?“
„Denk nicht nur an deine Rache! Ich will Wolfsköpfe rollen sehen!“
Zane nickte und verließ den Raum.
Kurze Zeit später trat Zane vor Wut mit dem Fuß gegen einen Schrank.
„Mist verdammter!“
Es klopfte an sein Büro und ein verängstigtes schwarzhaariges Mädchen steckte den Kopf herein.
„Herr der Tee ist fertig.“
„Oh Marie komm herein. Tut mir leid wenn ich dich erschreckt habe.“
Marie stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab und verbeugte sich dann während sie sich an ihrer Schürze festklammerte.
„Ich danke dir. Wie geht’s es deiner Mutter? Hilft das neue Medikament?“
Marie nickte schnell mit dem Kopf.
„Ja mein Herr, sie hat jetzt nicht mehr solche Schmerzen. Ich soll ihnen vielen Dank ausrichten ohne ihre Hilfe würde sie vielleicht nicht mehr leben.“
Zane lächelte sie an.
„Und jetzt geh bevor du in der Küche wieder Ärger bekommst!“
Daraufhin verschwand Marie und Zanes Lächeln erstarb wieder.
Er sah zum Kamin, auf dessen Sims ein Bild mit drei lachenden Gesichtern zu sehen waren.
„Ich werde euch rächen! Der weiße Wolf wird sterben, das verspreche ich euch!“