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Sterben lassen

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Kapitel 1

Disclaimer: Der Hintergrund und die Charaktere dieser Geschichte sind nicht mein geistiges Eigentum. Ich muss gestehen, ich weiß nicht wer die Rechte an Full Metal Panic besitzt, ich bin es auf jeden Fall nicht und habe auch keinerlei kommerzielle Absichten.

Rating: PG 12
 

Sterben lassen
 

Melissa Mao tat einen Schritt in die Duschkabine und stellte das Wasser an. Es prasselte sofort heiß auf ihren Kopf und sie lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Wand.

Ein Atemzug, die Gedanken ordnen, ein zweiter sie zur Ruhe bringen, ein dritter und den Geist loslassen...sie schlug frustriert mit der Faust an die Wand. Es funktionierte nicht, die Bilder des letzten Einsatzes zuckten noch immer durch ihren Kopf.

Sie fuhr sich mit einer Hand fahrig durch das Haar und drehte dann die Temperatur des Wassers ein wenig herunter. Der letzte Einsatz war einer jener gewesen, die einen Soldaten zum Desertieren bringen konnten. Dabei hatte zuerst alles so einfach gewirkt. Sie hatten eine Waffenfabrik in Nigeria ausheben sollen. Womit keiner gerechnet hatte war die Tatsache, dass diese von Soldaten geschützt wurde – Kindersoldaten.

Kinder waren die grausamsten Gegner, die es geben konnte. Denn sie kannten nichts anderes, als den Krieg und sie verstanden das ganze Ausmaß des Sterbens noch nicht. Daher hatten sie keine Angst.

Die Kleinen waren nur mit Maschinengewehren, panzerbrechender Munition und zwei altersschwachen M4 Armslaves ausgerüstet gewesen. Gegen Mithrils moderne Armslaves hatten sie keinen Chance gehabt. Dennoch waren sie verbissene und dadurch gefährliche Gegner und sie hatten Geiseln genommen. Melissa hatte gezögert den Schießbefehl zu erteilen, aber ihre Vorgesetzten hatten ihr keine andere Wahl gelassen. Und sie hatten es getan - ein Massaker.

Die Offizierin schlug die Hände vor das Gesicht und sank unter dem Wasserstrahl in die Hocke. Sie schluckte, atmete ein und aus. Dann erhob sie sich wütend, stellte das Wasser ab und riss das Handtuch vom Haken. Während sie sich abtrocknete fragte sie sich wie es Sousuke und Kurz ging. Sousuke war gleich wieder nach Japan abkommandiert worden, er hatte am nächsten Tag Schule – wie lächerlich. Allerdings hatte er erstaunlich unberührt von der ganzen Sache gewirkt. Ob er nur nach außen hin so tat? Oder verkraftete er es wirklich besser als sie selbst?

Kurz hatte Melissa noch nie so ernst gesehen wie an diesem Tag. Er war weiß wie eine Wand aus seinem Mech gestiegen und hatte keinen Ton gesagt. Kein einziges Lächeln oder ein dummer Witz wie sonst. Erst als er den Hangar verlassen hatte kam etwas, dass wie: „Ich geh kotzen!“ geklungen hatte über seine Lippen. Melissa konnte ihm das nicht verdenken.

Als sie sich die Haare trocken rubbelte sah ihr Abbild im Spiegel, nur noch ein Geist ihrer selbst. Sie schüttelte den Kopf und hängte das Handtuch weg. Mit einem Blick auf einen Kleiderhaufen entschied sie für den heutigen Tag genug Soldat gewesen zu sein und wühlte in ihrem Schrank nach zivilen Kleidungsstücken. Letztendlich zog sie ein mitternachtsblaues Sommerkleid hervor, möglicherweise in wenig overdressed, aber sie hatte keine Lust weiter zu suchen. Also zog sie es an und schlüpfte in ein paar einfache Ballerinas.

Auf dem Bildschirm ihres Computeranschlusses blitzte eine Nachricht auf. Sie war von Dr. Leroux, dem psychologischen Betreuer der Danaan. Sie sollte sich ausruhen und am nächsten morgen zu einem Gespräch zu ihm kommen. Zur Hölle, das würde ihre Taten auch nicht ungeschehen machen! Melissa klickte die Nachricht einfach weg.

Dann checkte sie ihre Alkoholvorräte. Dies war der Tag für das Besäufnis des Jahrhunderts. Bier, gut für den Anfang, aber es würde sie nicht schnell genug in volltrunkenem Vergessen versinken lassen. Ihre Hand wanderte weiter, Wodka! Und zwar der gute mongolische, kein kratziger billiger Fusel aus dem Ostblock. Das war genau das richtige. Melissa packte die Flasche und zwei Sixpacks Bier in eine große Tasche und verließ ihr Quartier.
 

Niemand sprach sie an, als sie durch die Gänge des U-Bootes lief. Wahrscheinlich sprach ihr Blick Bände und niemand traute sich. Vor Kurz’s und Sousukes Raum blieb sie stehen. Gedämpfte Musik erklang durch die Tür, eine einzige Gitarre, auf der ein einfacher Blues Rhythmus gespielt wurde. Melissa öffnete die Tür ohne zu klopfen, ihr war nicht nach Höflichkeiten zu mute.

Im Zimmer saß Kurz auf seinem Bett und spielte mit geschlossenen Augen weiter auf seinem Instrument. Hatte er sie überhaupt bemerkt? Sie schloss die Tür leise wieder und stellte ihre Tasche auf den Tisch. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl gegenüber Kurz

„Du spielt wirklich gut.“ Sagte sie und hoffte, dass er sie endlich wahrnehmen würde.

„Die Gitarre hilft mir zu vergessen.“ Antwortete er, die Augen noch immer geschlossen.

Melissa packte wortlos Bier und Wodka aus .

„Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich nicht alleine trinken will.“ Sagte sie.

Kurz nickte nur und spielte weiter. Langsam wurde er Melissa wirklich unheimlich. Sie nahm einen Schluck Bier und spülte gleich mit Schnaps nach. Genau das Richtige! Zwischen zwei Schlucken beobachtete sie Kurz. Er saß noch immer mit geschlossenen Augen da und zupfte an den Saiten. Sein Gesicht war immer noch bleich, er hatte tiefe Ringe unter den Augen und sah um zehn Jahre gealtert aus.

„Kommst du damit klar?“ fragte sie schließlich.

„Hm.“ Machte er nur und der Rhythmus veränderte sich. „Ich hab ernsthaft daran gedacht den Befehl zu verweigern..“

Melissa nickte.

„Ich auch.“ Gab sie zurück.

Endlich öffnete Kurz die Augen. Sie waren stumpf und gebrochen.

„Die waren höchstens zehn, oder?“ fragte er. „Ich hätte nie gedacht, dass Mithril solche Methoden anwenden würde.“

„Es war das kleinere Opfer.“ Antwortete Melissa bitter. „So ist das im Krieg.“

Kurz griff nach der Wodkaflasche und nahm einen tiefen Schluck.

„Hast du deswegen geschossen?“ fragte er und reichte ihr die Flasche zurück.

„Es war ein Befehl und wir sind Soldaten.“

„Aber es war falsch!“ warf Kurz ein.

„Warum hast du dann geschossen?“ fragte seine Vorgesetzte zurück.

Darauf gab er keine Antwort. Erst stellte die Gitarre weg und nahm sich ein Bier.

„Was soll die Aufmachung? Ist da etwa eine Aufforderung?“ wechselte er das Thema.

Melissa überlegte einen Moment ihm wie sonst immer etwas an den Kopf zu werfen, entschied sich aber dagegen.

„Das war ganz schön lahm.“ Sagte sie. „Ich hab genug von der Uniform für heute.“

Kurz nickte und ging nicht auf ihr Streitangebot ein. Das war ein untrügliches Zeichen, dass es ihm nicht gut ging.

„Sieht hübsch aus.“ Gab er nach einer Weile zurück.

Melissa schluckte. Kurz machte ihr aufdringliche Avancen, seit er sie zum ersten mal gesehen hatte, doch heute klangen seine Worte wirklich ernst gemeint. Sie fühlte wie ihre Wangen sich röteten, sich ihr Puls ein wenig beschleunigte und ein Kloß sich in ihrer Kehle bildete. Manchmal konnte Kurz schon richtig süß sein...was war das, Adrenalin, posttraumatischer Stress?

„Danke.“ Sagte sie schließlich dümmlich.

Eine Weile schwiegen beide, nur ihr Schlucken war ab und an zu hören. Schließlich konnte Melissa die Stille nicht mehr ertragen.

„Ich fühle mich total eingesperrt in diesem Blechsarg. Wir sind Meilen unter dem Meer und ich wünschte ich könnte an Land!“ brach aus ihr hervor. „Ich wünschte, ich könnte mich mit jemandem prügeln.“

Kurz lächelte schief und öffnete die Arme.

„Nur zu.“ Forderte er sie auf.

Melissa schüttelte den Kopf.

„Nein, mit dir schlage ich mich oft genug und heute hast du noch nichts angestellt. Das wäre nicht das Richtige.“

Kurz zuckte zusammen und ließ die Hände sinken.

„Ich habe nur sechzehn Kinder erschossen, deren einiger Fehler es war auf der falschen Seite der Erdhalbkugel geboren worden z sein.“ Flüsterte er erstickt.

Melissa biss sich auf die Lippen. Warum hatte sie ihre dumme Klappe nicht halten können.

„Du hast sie gezählt?“ fragte sie sanft.

„Ich kann mich an jedes einzelne Gesicht erinnern. Das ist das Unschöne am Scharfschützendasein. Du kannst deinen Opfern immer in die Augen sehen“

Darüber hatte Melissa noch nie nachgedacht. Es lastete jeden Tag eine schwere Bürde auf Kurz, kein Wunder, dass er seine seelischen Wunden mit dummen Witzen und einem ausgeprägten Hedonismus zu kaschieren versuchte. Sie kannte ihn nun wirklich schon eine Weile, aber dermaßen verletzt hatte sie ihn noch nie gesehen. Mit einem Mal hatte Melissa Angst, dass Kurz an seiner Last zerbrechen könnte.

„Hast du schon einen Termin mit dem Psychologen?“ fragte sie.

„Ja, morgen.“ antwortete Kurz einsilbig.

„Und wirst du hin gehen?“

Er zuckte nur mit den Schultern.

„Was soll das bringen?“ fragte er.

„Bitte geh hin, für mich.“

Er sah sie aus seinen blauen Augen waidwund an.

„Ich mache doch alles für dich.“ Sagte er.

Wieder durchfuhr ein Schauer Melissa. Verwirrt nahm sie noch einen Schluck Bier.

„Wann ist der Termin?“ fragte sie Kurz schließlich und beschloss ihn notfalls mit Gewalt zu Doktor Leroux zu schleifen.

„Um 10.00 Uhr.“

„Er wird dir helfen damit umzugehen.“ Erklärte Melissa ihm. „Mir hat er damals auch sehr geholfen, nachdem ich im Einsatz all meine Männer verloren hatte.“

Kurz sah sie erstaunt an.

„Du wirkst nicht wie jemand, den so etwas umhaut.“ Wunderte er sich.

Melissa lächelte.

„Das war bevor ich euch rekrutiert habe. Glaub mir, so etwas macht einem zu schaffen. Ich kann es vielleicht einfach nur gut verstecken. Um ehrlich zu sein, manchmal macht mir der Gedanke euch zu verlieren heute noch eine Heidenangst.“ Gestand sie.

„Wow, ich glaube du warst noch nie so offen zu mir. Ich erzähle es niemandem,“ versprach Kurz.

Melissa lächelte.

„Eigentlich wollte ich mich um dich kümmern und jetzt heule ich dir die Ohren mit alten Geschichten voll. Das muss an dem Zeug hier liegen.“ Sagte sie und schwenkte die Wodkaflasche.

„Ich bin sehr froh zu sehen, dass es sich bei meinem vorgesetzten Offizier um einen Menschen handelt, M’am.“ Entgegnete Kurz scherzhaft.

Melissa ließ sich in ihren Stuhl zurück sinken, legte den Kopf zurück und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. Diese war inzwischen schon fast gänzlich geleert.

„Manchmal wäre es einfach wenn ich das weniger wäre.“ Murmelte sie.

„Nein, ich bin froh, dass du es bist.“ Hörte sie Kurz sagen.

Sie fühlte sich beobachtet und als sie den Kopf wieder sinken ließ erhärtete sich ihr Verdacht.

„Sag mal, du Blödarsch, starrst du mir etwa in einer solchen Situation auf die Möpse?“ rief sie und warf eine leere Bierdose nach ihm.

Kurz zuckte zusammen, als das Geschoss ihn traf und schaute auf.

„Na ja, da es mir so schlecht geht dachte ich, ich könnte meine Laune etwas heben, wenn...“

Weiter kam er nicht, denn Melissa war wütend aufgesprungen und funkelte ihn zornerfüllt an.

„Wie hatte ich mich nur so in dir täuschen können?“ fragte sie. „Ich hatte gehofft, dass du nur ein mal ernst bleiben kannst.“

Sie drehte sich um und wollte zur Tür hinaus. Aber noch bevor sie zur Klinke greifen konnte fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter.

„Geh bitte nicht!“ bat Kurz sie.

Melissa gab nur ein ablehnendes Schnauben von sich.

„Ich will nicht alleine sein, hörst du.“

Seine Stimme klang verzweifelt. Und Melissa ging es eigentlich genau so. Sie hatte sich an ihre Nach-Schlachtbiere gewohnt und genoss das stundenlange sinnlose Quatschen mit Kurz. Sie wusste so viel über ihn, dass er keine Oliven mochte, welche seine Lieblingsfarbe war und noch jede Menge andere oberflächliche Dinge. Aber heute hatte er ihr einige wirklich persönliche Dinge anvertraut und was noch gravierender war, sie ihm auch. Konnte und wollte sie ihn jetzt allein lassen?

Ich wurde bewusst, dass seine Hand noch immer auf ihrer Schulter ruhte. Normalerweise hätte sie diese weggeschlagen und Kurz einen perversen Lustmolch geschimpft. Jetzt blieb sie einfach stehen und ließ ihn gewähren.

Melissa merkte, wie ihr langsam schwummrig wurde, der Alkohol entfaltete also endlich seine erhoffte Wirkung. Sie drehte sich um und stieß einen etwas verdutzten Kurz wieder ins Zimmer.

„Lass die dummen Witze heute, in Ordnung. Ich bin wirklich nicht in der Stimmung.“ Bat sie ihn.

Er nickte nur und sah Melissa dabei so eindringlich an, dass ihr letztendlich die Röte in die Wangen stieg. Um das zu vertuschen hob sie die Wodkaflasche in die Höhe.

„Wir haben ein Problem, Soldat.“ Erklärte sie.

Dann drehte sie die Flasche mit dem Hals nach unten.

„Was stimmt nicht an diesem Bild?“ fragte Melissa.

Kein Bisschen Flüssigkeit tropfte heraus. Kurz grinste verschmitzt und begann in einer Kiste zu wühlen. Schließlich zauberte er eine Flasche mit einem braunen hochprozentigen Inhalt hervor.

„Tequila.“ Rief er triumphierend.

Melissa stöhnte auf.

„Mit dem Zeug hatte ich meinen ersten Kater. Das ist genau das Getränk des Tages.“ Erzählte sie.

Kurz lächelte als erinnere er sich an ein ähnliches Erlebnis.

„Erzähl!“ forderte er sie auf.

Melissa setzte sich wieder auf ihren Stuhl.

„Ich muss so um die 14 gewesen sein.“ begann sie. „Alle Mädchen in meiner Klasse waren damals in der Tanzschule um Standart zu lernen, also ging ich auch. Nachdem der erste Kurs vorbei war und wir alle die Abschlussprüfung bestanden hatten, gab es so eine Art Ball. Unsere Eltern waren da, viele von uns trugen zum ersten mal ein Abendkleid und High Heels. Mann, was waren wir hysterisch wegen der Ganzen Sache. Jedenfalls auf der Feier nach dem offiziellen Teil durften wir ein bisschen Sekt trinken, den einige Eltern spendierten. Die Erwachsenen feierten oben im Saal, während wir Kids uns in so eine Art Diskokeller verkrochen hatten. Ich hatte ausgemacht, dass ich bei einer Freundin schlafe, als gingen meine Eltern irgendwann nach Hause. Ich hatte neben dem erlaubten Sekt noch heimlich Tequila mitgebracht, weil ich damals dachte solch ein Abend muss unbedingt in einem Vollrausch enden. Also begannen wir uns irgendwann damit die Kante zu geben. Das Ende vom Lied war, dass die Eltern meiner Freundin ihr verboten sich weiter mit mir zu treffen, weil sie ihrem Vater auf der Rückfahrt in die Lüftungsschlitze seines Autos gekübelt hat. Er hat den Geruch nie wieder aus seinem Auto bekommen und es letztendlich verkauft.“

Kurz lachte.

„Du warst je damals schon ganz schön ausgekocht.“ Sagte er danach.

„Ich hab den Ärger des Jahres bekommen und dachte am nächsten Morgen ich muss sterben.“ Erzählte Melissa weiter. „Aber was einen nicht umbringt macht einen nur stärker.“

Sie hob die Flasche und setzte sie an die Lippen. Wie eine neblige Wolke drängte sich der Alkohol weiter über ihren Geist, doch vor ihrem inneren Auge sah sie kleine schwarze Kinder mit Maschinenpistolen. Sie setzte ab und keuchte.

„Was ist?“ fragte Kurz.

Melissa schüttelte den Kopf und reicht ihm die Flasche.

„Nichts.“ Log sie.

Dann sah sie zu, wie er trank. Kurz nahm drei tiefe Schlucke, dann setzte er wieder ab und schnappte nach Luft.

„Ich hasse das Zeug, weißt du.“ Begann er danach zu erzählen. „Meinen ersten Tequila habe ich getrunken, als beschlossen war, dass meine Familie Japan verlassen würde. Ich wollte nicht gehen und all meine Freunde verlassen. Am Nachmittag hatte ich einen riesigen Streit mit meinem Vater deswegen. Später habe ich ein paar Freunde getroffen und wir haben uns zur Feier des Tages vollaufen lassen. Mit billigem Tequila und Zitrone. Ich sag dir, nichts bricht sich besser. Seitdem gibt es das Zeug bei mir nur noch zu besonderen Anlässen – schlechten.“

„Ich fühle mich geehrt, dass du ihn mit mir teilst.“ Sagte Melissa sehr ernst.

Kurz zuckte mit dem Achseln.

„Mir erschien es heute angemessen.“ Antwortete er schlicht.

Eine Weile lang schwiegen sie wieder, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Als Melissa schließlich noch eine Dose Bier öffnete zerriss das Geräusch auf eine unangenehme Art die Stille, so dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. Kurz sah sie aus bleiernen Augen an.

„Ich bin so müde.“ Bemerkte er.

„Willst du, dass ich gehe?“ fragte Melissa.

„Nein, das meine ich nicht. Ich bin im Moment einfach nur das Kämpfen leid.“

„Du willst doch nicht etwa bei Mithril aussteigen?“ fragte Melissa besorgt.

Kurz holte tief Luft.

„Keine Ahnung. Ja, nein, ist noch alles offen.“ Antwortete er.

Melissa stellte die Bierdose weg, stand auf und ging auf Kurz zu. Bei ihm angekommen setzte sie sich neben ihn.

„Hör mal, deine Gedankengänge sind völlig verständlich, nach dem, was heute passiert ist. Glaub mir, ich lag auch schon Nächte lang wach und habe mir genau über den gleichen Mist den Kopf zerbrochen. Aber wir beide sind nun ein mal, was wir sind, Soldaten, ob wir wollen oder nicht. Selbst wenn wir Mithril verlassen könnten wir unserem Wesen nicht entkommen.“ Versuchte sie ihn aufzumuntern.

Innerlich war sie allerdings genau so betäubt wie ihr Gegenüber und schalt sich insgeheim wegen ihrer Phrasen. Kurz schien über ihre Worte nachzudenken.

„Möglicherweise hast du recht.“ Sagte er schließlich. „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es unglaublich schmerzt.“

Melissa lehnte unvermittelt ihren Kopf an seine Schulter.

„Der Schmerz wird vergehen, glaub mir. Das Wichtige ist nur, dass du den Grund dafür nicht vergisst.“ Murmelte sie und schloss die Augen.

Kurz saß wie erstarrt neben ihr und das war gut so, denn sie hatte nun endgültig den Zustand der schwindelerregenden Betrunkenheit erreicht. So gab es wenigstens einen Punkt, an den sie sich festhalten konnte. Dann bewegte sich Kurz und blickte sie lächelnd an.

„Du bist die beste Vorgesetzte, die man sich wünschen kann.“ Sagte er und legte einen Arm um ihre Schulterm.

Melissa wehrte sich nicht. Sie fühlte sich einfach nur betrunken, müde und leer. Die Berührung schenkte ihr wenigstens ein bisschen Sicherheit.

„Jetzt wirst du kitschig!“ flüsterte sie.

„Ist das denn schlimm?“ fragte Kurz.

„Nein. Das ist das Schlimme daran. Ich hasse Kitsch.“ Gab Melissa zurück.

Kurz lächelte wieder und drückte sie etwas fester an sich.
 

Langsam durchdrang ihr Geist den bleiernen Nebel des Schlafes. Noch bevor Melissa ihre Augen öffnete spürte sie, wie sich der Kater ihres Körpers bemächtigte. Es war wohl besser noch liegen zu bleiben, beschloss sie. Also ließ Melissa die Augen geschlossen und kuschelte ihren Kopf tiefer in das Kissen.

Während ihre Sinne wacher wurden, realisierte sie einen Arm, der um ihre Tallie geschlungen war und sie fest hielt. Da war auch noch ein Körper, der zu diesem Arm gehören musste und sich hinter ihrem Rücken befand. Dieser war schön warm und das Gefühl gehalten zu werden gefiel Melissa. Es war schon recht lange her, dass sie in irgendjemandes Armen aufgewacht war. Daher drängte sie sich noch etwas dichter an den Unbekannten in ihrem Bett heran.

Schleichend begann ihr Verstand doch zu arbeiten und Melissa versuchte zu rekonstruieren, was am Abend davor geschehen war. Schließlich zwang sie sich doch die Augen zu öffnen und drehte sich voller banger Ahnung um.

Ihr Verdacht bestätigte sich, als sie in Kurz schlafendes Gesicht starrte. Melissa bezwang die aufsteigende Panik und begann die Situation zu analysieren.

Zuerst, sie war angezogen. Gut. Sie trug ein T-Shirt und eine Trainingshose, die ihr nicht gehörten. Wie sie dazu gekommen war wusste sie nicht mehr. Schlecht. Augenscheinlich befand sie sich nicht in ihrem Quartier, sondern in Kurz’ und Sousukes. Nun ja. Sie hatte sich mit Kurz in der vorherigen Nacht einiges hinter die Binde gekippt. Das war nicht das erste mal gewesen. Sie hatten recht offen miteinander geredet. Nun gut, das konnte sie auch verkraften. Eins war zum anderen gekommen und schließlich hatte sie sich in den Armen ihres Sergeants wieder gefunden. Aber was war dann gewesen?

Ein Kuss, Sex? Melissa konnte sich zumindest an nichts dergleichen erinnern. Sie dachte angestrengt darüber nach und erinnerte sich daran etwas in die Richtung bemerkt zu haben, dass sie nicht alleine sein wollte. Unter normalen Umständen hätte Kurz die Situation sicher ausgenutzt, aber eine kleine Stimme in Melissas Hinterkopf sagte ihr, dass das in diesem Fall nicht zutraf. Sie hatten wirklich nur aneinandergekuschelt in einem Bett geschlafen um nicht alleine zu sein.

Plötzlich schreckte sie auf und blickte auf die Uhr. Ihr Termin! Sie hätte ihn fast verschlafen! Melissa begann sich aus Kurz Umarmung zu lösen, auch wenn sie es insgeheim ein wenig bedauerte. Dadurch wurde er natürlich wach und schaute sie aus verschlafenen Augen an.

„Wass’n los?“ fragte er und begann sich ebenfalls aufzusetzen.

Melissa sammelte derweil ihre Kleider ein.

„Wir reden nachher, ich muss weg.“ Antwortete sie hektisch und war schon aus der Tür.

Draußen lehnte sie sich an das Metall der Wand und atmete durch. Sie betet inständig, dass sie niemand in diesem Aufzug und zu dieser Zeit aus Kurz Zimmer hatte kommen sehen. Bei einer Besatzung von 250 Mann verbreiteten sich solche Geschichten in den schillerndsten Variationen in Windeseile.

Danach stieß sie sich von der Wand ab und machte sich auf den Weg in Ihr Quartier um sich passabel für Doktor Leroux herzurichten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Einzelfall
2011-11-21T21:53:35+00:00 21.11.2011 22:53
Muss echt hart sein kinder zu töten :(
naja...echt hammer FF....suber geschrieben
lg. iduna
Von:  Purpleness
2009-12-04T20:42:59+00:00 04.12.2009 21:42
Ich danke euch für die Blumen. Mir schwebt schon etwas für eine Fortsetzung vor, aber da ich grade lustige 13 stündige Arbeitstage habe, muss die leider noch ein bisschen warten.
Von:  Tsukasa_Kozuki
2009-11-25T17:17:27+00:00 25.11.2009 18:17
Ich find die FF super. Willste nicht doch noch ein Kapitel ranhängen? *ganzliebguck*
Würd mich freuen bald wieder was von dir zu lesen. ^^
Von:  Rave_ShadowHeart
2009-10-17T18:19:48+00:00 17.10.2009 20:19
Also ich muß sagen... du erzählst die beiden Charaktere ziemlich gut. Schade das sie schon abgeschlossen ist. Ich wäre ja zu gespannt was die zwei etwas dann zu bereden hätten... ^-^
Jedenfalls, Super FF! Gratuliere! Du hast ihre Situation Super rübergebracht und dargestellt.
Ich hoffe wieder so etwas von dir zu lesen?
Lg, Rave


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