Ein kleines Versprechen
Wütend schaute das vierjährige Mädchen hinauf auf den Baum, wo ihr Drachenflieger fest hing. Durch das Zerren riss die Schnur des Drachen und fiel direkt auf den Boden. Dennoch gab das Mädchen nicht auf. 'Ich werde meinen Drachen schon zurück kriegen', dachte sie trotzig.
Ihre kurzen rosa Haare spielten sanft im Wind und sie blickte mit ihren grünen Augen den Papierdrachen stur an. Sie berührte den Baumstamm mit ihrer kleinen Hand, bevor sie ihn umarmte und so versuchte hinauf zu klettern, aber ohne Erfolg. Jedes Mal rutschte sie herunter, aber sie war zu stur, um aufzugeben. Nach mehreren Versuchen machte sie eine kurze Pause und starrte wieder wütend ihren Drachen an. Dann dachte sie über eine andere Lösung nach.
Ein leises Lachen riss sie aus ihren Gedanken und das Mädchen schaute auf die Seite, von der das Lachen herkam. Ein Mann, sein Alter schätzte sie auf 17 Jahre, lehnte im Schatten an einem Baum und hielt sich mit seiner Hand den Mund zu. Er versuchte sein Lachen zu unterdrücken.
„Was gibt es da zu lachen?”, blaffte das Mädchen ihn an und verschränkte beleidigt ihre Arme. Der Mann hielt es nicht mehr aus und begann richtig laut zu lachen.
„Hey! Das ist nicht lustig!”, rief sie empört. Grinsend trat der Mann aus dem Schatten und meinte: „Entschuldige, ich wollte dich nicht auslachen.”
„Schon gut”, sagte sie murrend und blickte erneut auf den Drachen, der noch immer oben im Baum hing.
„Ich werde deinen Papierdrachen runterholen.” Ehe das Mädchen ihn aufhalten konnte, sprang er geschickt auf den Baum hinauf und holte ihren Drachen. Dann sprang er wieder herunter und landete sanft auf dem Boden. Staunend sah sie das Geschehen mit offenem Mund an. „W- w- wie hast du das gemacht?”, stammelte das Mädchen, als der Mann ihr ihren Papierdrachen entgegen hielt.
„Das sage ich dir nicht”, sagte er grinsend, ehe er den Drachen in ihre Hände drückte.
„Man sieht sich irgendwann wieder”, sagte er und drehte sich um.
„Warte!” Durch den Ruf des Mädchens hielt er an und schaute fragend über seine Schulter.
„Ich hasse es, wenn ich Schuldgefühle kriege, weil jemand mir hilft”, begann das Mädchen zu sprechen. “Da ich dir etwas schulde, darfst du dir etwas wünschen. Also, was willst du?”
Verblüfft sah er das Mädchen an und fing an leicht zu kichern.
„Was?!” Beleidigt starrte sie den leise lachenden Mann an.
„Nichts, es ist nur so, dass du die Erste bist, die mir so etwas vorschlägt”, erwiderte er, nachdem er sein Lachen wieder unter Kontrolle hatte. „Zurück zu deinem Angebot. Warum schlägst du einem Fremden so etwas vor?”
„Das kann dir doch egal sein!”, erwiderte das Kind und drehte sich beleidigt weg.
„Hey, sei doch nicht wieder beleidigt.” Der Mann kniete sich vor das Mädchen hin und bat sie: „Schau mich bitte an.” Das Mädchen drehte ihren Kopf zu ihm und blickte direkt in seine schwarzen Augen. „Okay, ... einen Wunsch. Wie wär's, wenn du mir erst einmal deinen Namen verrätst?”
Sie schüttelte schnell ihren Kopf. „Meinen Namen wirst du nicht erfahren.”
Der Mann seufzte. „Na gut, zurück zu meinem Wunsch.... mal überlegen...” Dann fiel ihm etwas ein, was er ihr anbieten könnte. „Willst du nicht meine Frau werden?”
„Wie bitte?“, das Mädchen sah ihn entsetzt an. „Ich bin viel zu klein für so etwas und außerdem werde ich nur aus Liebe heiraten.”
Wieder musste der Mann losprusten und fing an zu lachen. „Das ist nicht fair. Hör auf zu lachen!”, schrie das Mädchen ihn an und stampfte beleidigt mit dem Fuß auf.
„Schon gut. Eigentlich war es nur ein Scherz, aber wenn du meinst, machen wir einen Deal. Wenn du dich in mich verliebst, wirst du meine Frau. Wie wär's damit?” Sie starrte ihn nur an. „Bist du dann nicht zu alt?”, fragte sie bloß.
„Das werden wir sehen”, meinte der Mann amüsiert. „Und? Was hältst du von diesem Vorschlag?” Das Mädchen dachte nach, ehe sie nickte. „Einverstanden.”
„Gut, dann gehe ich zurück zu meinen Freunden. Bis irgendwann.” Er wollte wieder gehen, als ihn jemand an seinem Hosenbein fest hielt. „Ich will dir meinen Namen nicht sagen, aber du kannst mich erst einmal so nennen.” Sie hielt ihm ein kleines Tuch entgegen. Verwirrt nahm er das Taschentuch an, bevor das Mädchen mit ihrem Papierdrachen wegrannte. Als sie aus seiner Sicht verschwand, öffnete er das Tuch und sah, dass es mit vielen Kirschblüten verziert war. Darunter stand: “Cherry Blossom”.
Der Mann grinste und murmelte: "Dieser Name passt wirklich gut zu ihr."
„Teme!! Wo bist du?”, rief jemand nach ihm. Seufzend steckte er das kleine Stofftuch ein
und ging in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Ich komme schon, Dobe."
======================================================================================
Dieses Kapitel hat es von Winterrain korrigiert.
Danke, Winterrain und von Toya peachblossom