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Perfekt

Yuji (Ni~ya) x Sakito
von

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Perfekt

‚Ich bin nicht perfekt.‘ Das ist der Satz, den man von dir immer mal wieder zu hören bekommt, wenn du gelobt wirst, oder etwas total gut gemacht hast. Du sagst, du bist nicht perfekt, aber für mich bist du das. Meine Freunde schreckt dein Perfekt-sein ab. Sie sagen, du seist zu perfekt, aber das finde ich nicht.
 

Für mich bist du perfekt. Du bist der perfekteste Mensch, den ich je in meinem Leben gesehen habe und wahrscheinlich auch sehen werde. Allein schon, wie du dich bewegst. Kann ein Mensch sich perfekter bewegen? Ich glaube nicht.
 

Du verstehst dich mit allen Lehrern und Schülern. Du setzt dich für unsere Bedürfnisse ein und bald wirst du sicher auch noch zum Schülersprecher gewählt, denn du bist perfekt für den Job, so wie du perfekt für alles bist. Du bist super im Sportunterricht und musikalisch bist du auch. Du kommst bei Jungs und Mädchen gleichermaßen gut an.
 

Deine Kleidung sitzt immer perfekt, genauso, wie deine Haare immer perfekt gestylt sind. Manchmal glaube ich, dass sogar dein Leben perfekt ist. Ich weiß viel über dich, aber ich glaube, du hast mich noch nicht wahrgenommen, denn du bist zu perfekt, um dich mit jemandem, wie mir abzugeben, jemandem, dessen Leben alles andere als perfekt ist.
 

Meine Mutter ist im Knast, weil sie meinen Vater geschlagen hat und mein Vater kippt sich jeden Tag die Birne weg. Außerdem bin ich grottig in der Schule und meine Haare wollen auch nie so, wie ich es will. Obwohl ich schlank bin, bin ich in Sport eine Niete und unmusikalisch bin ich obendrein, außerdem ziemlich unbeliebt. Ich habe zwar Freunde, aber sonst kann mich hier eigentlich niemand leiden.
 

Also sind wir die kompletten Gegenteile voneinander. Kein Wunder, dass wir nichts miteinander zu tun haben. Zu gerne würde ich mich in dein Perfekt-sein stürzen. Ich stelle es mir toll vor, perfekt zu sein. Genauso, wie sich ein Durchschnittsmensch den Reichtum erhofft, oder so etwas. Noch ein Nicht-können von mir. Ich bin nicht philosophisch und mir fällt es schwer mich irgendwie auszudrücken.
 

„Hey, Yuji!“ Ich drehe meinen Kopf leicht und sehe Jun an, der gerade mit einem breiten Grinsen auf mich zukommt. Er ist der Optimist in Person. Und er ist niedlich. Er hat schon seine Stärken, manchmal komme ich mir vor, als würde ich gar nichts können. Oh, vielleicht bin ich ja der größte Pessimist an dieser Schule.
 

„Oh, bläst du schon wieder Trübsal? Davon bekommt man Falten. Wenn du so weitermachst, siehst du mit fünfundzwanzig aus, wie achtzig!“ Ich kann nur leicht darüber lächeln und Jun verschränkt seine Arme. „Ich mein es Ernst. Jeder hat irgendein Talent!“

„… ja…“ Ich schaue zu dir. Du stehst da, blätterst in einem Ordner und redest mit jemandem. Multitaskingfähig bist du auch noch…
 

„Er ist mir zu perfekt. Irgendeinen Makel muss er einfach haben!“ Hast du nicht.

„Wahrscheinlich spielt er das alles nur und hat zu Hause total große Probleme…“ Nein, du spielst es nicht.

„Hörst du mir überhaupt zu, Yuji?!“ Erschrocken drehe ich mich zu Jun und nicke hastig. „Natürlich hab ich zugehört!“
 

Ich kann ihn seufzen hören und weiß gleichzeitig ziemlich genau, was jetzt folgen wird und ich weiß auch nicht, warum er mir diese Frage immer wieder stellt.

„Musstest du dich unbedingt in Sakito verlieben?“ Ich nicke nur. Natürlich. Wie kann man sich nicht in diesen Jungen verlieben? „ Er ist perfekt.“

„Er ist zu perfekt.“
 

Ich sehe Jun an und kann mir ein Seufzen nicht verkneifen. Warum muss er das alles immer so negativ sehen? Ich stelle es mir toll vor, wenn man perfekt ist. Keine Probleme, alles läuft, wie man es haben will, man schafft absolut alles, was man sich vornimmt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht gewusst, wie dumm dieser Gedanke eigentlich ist.
 

Du bist so perfekt, allen ist es schon unheimlich, auch wenn sie trotzdem nett zu dir sind. Hinter deinem Rücken reden sie schlecht über dich und ich kann mir das nicht mehr mit ansehen. Sie dürfen nicht schlecht über dich reden. Sie sind doch nur neidisch, weil sie nicht so perfekt sind, so perfekt wie du. Gerade reden sie wieder über dich. Mein Gesicht verdunkelt sich und Jun sieht mich fragend an.

„Yuji, hast du was?“
 

Doch ich antworte ihm nicht, sondern mache stramme Schritte auf dich zu. Bis vor ein paar Sekunden war ich mir sicher dich niemals anzusprechen.

„Sakito!“, rufe ich dich und du drehst dich um. Als du mich anschaust, werden meine Knie ganz weich und mein Herz beginnt um Einiges schneller zu schlagen, als gerade noch. Wie du mich ansiehst, ist es einfach perfekt.
 

„Yuji, oder?“, fragst du und ich nicke nur benommen. Noch nie hat jemand meinen Namen so perfekt ausgesprochen. Ich liebe einfach alles an dir. Du bist so perfekt. Bin ich denn der Einzige, der das nicht verabscheut? Aber ich darf nicht vergessen, weswegen ich zu dir gegangen bin.

„Sie reden schlecht über dich, wenn du nicht hinsiehst.“, meine ich ernst und du siehst mich erst überrascht an, ehe du so warm lächelst, dass ich mir mit Mühe ein Seufzen verkneifen muss.
 

„Ich weiß.“, ist alles was von dir kommt und ich sehe dich ungläubig an.

„…du weißt es?“ Wie kannst du dann so gelassen mit ihnen reden und ihnen noch Gefallen tun? Ich verstehe es nicht! „Aber, warum…?“

Du siehst mich an und man sieht dir an, dass du dir meine Frage durch den Kopf gehen lässt.
 

„Es ist erbärmlich, oder?“ Deine Worte sind so leise, dass ich Mühe habe deine perfekte Stimme richtig zu hören. Der Sinn der Worte lässt mich benommen mit dem Kopf schütteln. Ich verstehe dich nicht. Du bist so perfekt. Es gibt so viele Menschen, die dir nah sein wollen, da bin ich sicher und ich gehöre dazu. Aber ich bin lange nicht perfekt genug, um das Recht zu haben das auch auszusprechen.

„Nein! Du bist…“
 

„…perfekt?“ Ich nicke. Dein warmes Lächeln wird auf einmal so traurig, dass ich das Gefühl habe gleich losheulen zu müssen, nur weil du nicht mehr halb so glücklich zu sein scheinst, wie eben noch, dabei habe ich nicht mehr geweint, seit ich neun war, als unsere Katze überfahren worden war. Ich komme mir schrecklich dumm vor und senke meinen Kopf, sehe auf die dunkelblaue Hose unserer Schuluniform.
 

„Ich bin nicht perfekt.“, meinst du und ich hebe meine Kopf, gleichzeitig meine Hände und lege sie an deine Schultern.

„Doch, Sakito. Das bist du!“, erwidere ich fest überzeugt, aber das scheint nicht das zu sein, was du gerne hörst. Du senkst deinen Kopf und seufzt. Ich bereife es nicht. Du bist doch perfekt! Wie kannst du das nur selbst nicht glauben? Bist du etwa so bescheiden?
 

„Du sagtest doch gerade, dass die anderen über mich lästern, oder?“ Zögerlich stimme ich dir zu. Aber was hat das damit zu tun…? Bin ich so verblendet, oder denken wir einfach nur so unterschiedlich?

„…sie alle tun es.“, fährst du fort. Ich verstehe immer noch nicht. „… ich habe keine richtigen Freunde.“

Du betrachtest mich eindringlich, doch als ich immer noch nicht begreife, seufzt du erneut. Wahrscheinlich hältst du mich zu Recht für begriffsstutzig.
 

„Yuji…“ Mir läuft ein Schauer über den Rücken. „…ich bin nicht perfekt, weil mich niemand leiden kann. Ja, ich schreibe gute Noten und erfülle alle Erwartungen, aber das nur, weil es eben von mir erwartet wird. Alle wollen, dass ich so gut bin.“

Meine Stirn runzelt sich und du setzt dich mit einem leichten Nicken in Bewegung, das mir verdeutlich, dass ich dir zu folgen habe und ich laufe neben dir her.
 

„Weißt du… ich hatte noch nie richtige Freunde. Die Leute sind nett zu mir und ich tue ihnen Gefallen. Ich helfe ihnen beim Lernen, ich mache ihre Hausaufgaben und so weiter…“ Ich sehe dich aus den Augenwinkeln an, laufe dabei fast in einen unserer Mitschüler, der sich allerdings nicht beschwert, mir nur einen verärgerten Blick schenkt.

„Aber wenn ich mich umdrehe, reden sie mit ihren Freunden drüber, was ich für ein Streber bin. Sie nutzen mich nur aus. Ich weiß das ganz genau, aber trotzdem tue ich nichts dagegen.“
 

Meine Schritte werden langsamer und beinah unbewusst, wie mir scheinst, passt du dich meinem Tempo an.

„… das heißt du lässt dich bewusst ausnutzen und verletzen?“, frage ich dich und sehe in deine braunen Augen und zum ersten Mal fällt mir auf, dass dein Leben genauso wenig perfekt ist, wie meins. Du bist unglücklich. Warum bin ich so blind gewesen? Ich bin genauso oberflächlich, wie die anderen.

„Genau.“
 

„… warum tust du dir das an?“ Es muss doch total scheiße sein. Wenn ich mir vorstelle, dass Jun jetzt schlecht über mich reden könnte, wird mir richtig schlecht.

„Weil ich nicht allein sein will.“, antwortest du und ich bleibe stehen. Du willst nur nicht allein sein. Natürlich. Niemand will das wirklich, egal was er auch sagen mag. Sogar ich stehe dazu, dass ich nicht gerne allein bin, auch wenn ich mal meine Ruhe brauche.
 

„Es macht dich kaputt, wenn du nicht die Kurve kriegst.“, meine ich zu dir und du lächelst mich leicht an.

„Weißt du Yuji… irgendwann interessiert dich das nicht mehr, wenn dich eh niemand vermissen wird.“, gibst du leichthin zurück und ich frage mich, was du schon durchmachen musstest, dass du tatsächlich so denken kannst.

„Das stimmt nicht, Sakito. Und das weißt du.“
 

„Weiß ich das, ja?“ Ich sehe dir an, dass du mir nicht glaubst. Ich hebe meine zitternde Hand und lege sie auf deine schmale Schulter. Auf einmal kommst du mir so zerbrechlich vor.

„…ich würde dich vermissen.“ Du glaubst mir nicht, ich sehe es dir an.

„Wir kennen uns doch gar nicht, Yuji.“, erwiderst du und schüttelst leicht den Kopf. „Du wirst auch irgendwann mit dem Reden anfangen.“

Du hast dein Vertrauen verloren. Ich lächle leicht und küsse dich auf die Wange, einfach so. Deine Haut fühlt sich unter meinen Lippen total toll an.
 

„Das stimmt nicht. Ich hab dich verdammt gern, Sakito. Und ich weiß jetzt, dass du nicht perfekt bist. Du machst dich kaputt. Vergiss deine angeblichen Freunde. Mit mir musst du nicht mehr einsam sein. Lass mich dein Notausgang sein. Verlass das Gebäude vom ‚Perfekt sein’ und komm mit mir mit. In die Welt, die niemals perfekt ist…“, sage ich zu dir. Wenn du sagst, du bist nicht perfekt, meinst du es. Doch niemand hört dir wirklich zu. Ich will es ab sofort versuchen…

Ich sehe, dass meine Worte dich sprachlos machen. Dein Mund steht auf und du starrst mich an. Dann fängst du an so schön zu lachen, dass mir ein Schauer über den Rücken geht.
 

„In dir steckt ja ein richtiger Poet, Yuji.“ Deine Augen funkeln mich glücklich an und diesmal seufze ich wirklich auf. Du siehst mich verdutzt an. Dann lächelst du.

„Danke. Du bist Rettung in letzter Not. Ich wünschte nur, du wärst schon vorher gekommen und hättest das zu mir gesagt…“ Deine Augen glitzern verdächtig, sodass ich dich umarme. Mir egal, ob die anderen reden. Sollen sie denken, was sie wollen.
 

„Tut mir leid. Es hat lange gedauert, bis ich erkannt habe, dass ich mit dir reden muss. Die Nottür hat geklemmt…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ChiChii
2012-05-09T17:46:09+00:00 09.05.2012 19:46
Echt eine süße Geschichte!
Der Satz mit der klemmenden Nottür hat mich ein wenig zum Lachen gebracht, weil er irgendwie total aus dem Text fällt
Aber ich mag die Geschichte ehrlich - ist einmal eine andere Ansicht der Perfektion
Von:  life_is_melody
2009-10-31T17:14:18+00:00 31.10.2009 18:14
Soo...
Endlich, nicht? ^^
*hände reib*
Ich weiß noch, dass wir darüber gesprochen haben, dass du glaubst, dass der OS nicht passt, aber letzendlich hat er sich doch recht gut durchgesetzt ^.^ Ich war einfach begeistert. Natürlich mag die Geschichte am anfang wie eine typische 08-15 Geschichte wirken, aber wenn man das alles auf den Notausgang überträgt finde ich sie einfach nur genial. Außerdem war es hier auch einer der ausgefalleren notausgänge ^-^
jedenfalls gefllt mir die vorstellung von Sakito, der die Notausgangstür von innen sogar noch zudrückt, und es einfach geschehn lassen, hat niemanden an sich ran gelassen.
yuji hat so lange dagegendrückt, bis sie sich einen spalt geöffnet hat und er den richtigen sakito gefunden hat und zieht ihn durch den notausgang nach draußen~
mir gefällt die geschichte und deshalb finde ich auchdass sie den platz verdient hat:
und jetzt kann ich es schreiben: herzlichen glückwunsch zum ersten platz ^^

<3
Von:  Kanoe
2009-10-16T10:09:42+00:00 16.10.2009 12:09
eine unglaublich schöne geschichte
ich finde es vor allem schön weil es wahr ist
weil es auch wirklich so läuft leider
aber manchmal ist es besser nicht perfekt zu sein selbst wenn es erwartet wird
Von:  MikaChan88
2009-10-04T16:29:27+00:00 04.10.2009 18:29
total super ^-^


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