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Orthogonalität am Beispel des virilen Objekts

Herr Branner und ich
von

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Der Ansatz des Lösens

Ich kann die Wärme, die ich am Morgen empfand, nicht in Worte fassen.

Es war diese metaphorische Wärme, die einen erblühen lässt. Wenn man aufwacht, und alles in der Welt ist gut. Man fühlt sich befreit, man spürt, dass die Last des ganzen Lebens zumindest für diesen Moment nicht auf den Schultern trohnt; es ist eine Geborgenheit, die einen umgibt, die einem für einen Moment die ganze Schönheit des Seins eröffnet.
 

Ich spürte Joes Burst, die sich gleichmäßig auf und ab hob, und hörte seinen Atem, und das war es, was mich so glücklich machte.

Wir lagen dicht beieinander, so nah, dass wir die Wärme des anderen spüren konnten, und er hatte sich an mich gekuschelt und ich hatte meinen Arm um ihn geschlungen.

Und wenn man so aufwachte, bei jemanden, den man so liebte, dann fühlte man dieses Gefühl, welches einen so hoch in den Himmel mit nahm.
 

„Gott“, nuschelte Joe. Ich dachte, er schliefe noch.

„Wie spät ist es?“ sagte er, ganz leise, etwas heiser, direkt gegen meine Brust.

„hm“, entgegnete ich. Ich wollte ihn näher an mich drücken, doch wagte ich nicht, mich irgend zu bewegen.

Die Worte der letzten Nacht schwirrten mir im Kopf und ich hatte Angst, dass Joe aus Angst, oder Überzeugung, oder Prinzipien oder sonst was, das alles, was wir gerade empfanden, kaputt machen würde.
 

Doch dann rückte er näher an mich heran, und das, obwohl er schon sah nah, dass es eigentlich gar nicht ging, dass er näher kam.

„Mir ist kalt“, nuschelte er. Er legte sein Gesicht neben meine Brust, er hörte mein Herz schlagen, und mein Herz schlug schnell.
 

Ich zog die Decke etwas höher und strich meine Hand einige Male leicht über seinen Rücken, ehe ich ihn an mich drückte.
 

Ich war mir ziemlich sicher, dass Joe das gleiche Gefühl hatte, wie ich an diesem Morgen, denn nur dadurch ließ sich erklären, was dann geschah.
 

Er hob den Blick, und obwohl seine Augen geschlossen blieben und sein Gesicht so friedlich aussah, als schliefe er, fand es problemlos mein Eigenes, seine weichen Lippen strichen vorsichtig sanft über meinen Hals und mein Kinn, ehe sie sich ganz zart auf meine legten. Etwas zögerlich drückten sie sich gegeneinander und ich spürte Joes Unsicherheit ob der ganzen Sache, und seine zweifelnden Gedanken in seinem Hinterkopf und die Fragen, die er sich stellte, ob es okay sei, ob er falsch handele, ob er übereifrig sei.

Doch das alles wurde überdeckt von diesem Gefühl.

Vom Herzen, von der Liebe, die so absurd und leichtsinnig war, und dennoch das war, was sie eben war.
 

Unsere Lippen lösten sich, er öffnete die Augen und sah mich verunsichert an.

Zweifel sprach noch immer in seinem Inneren, doch ich wollte ihn den Schutz geben, den er brauchte, und die Sicherheit, die den Zweifel beseitigen würde.
 

So kamen Joe und ich letztendlich doch zusammen, denn die Liebe ist, für jeden, das Irrationalste und Unvernünftigste, was passieren kann, und diese direkte Konfrontation, die macht einen Jungen von Achtzehn Jahren nicht nachdenken, sie macht ihn sich hingeben, genießen und fühlen.
 

Wir verhielten uns etwas schüchtern. Ich hatte das ganze zwar bis dahin gebracht, doch weiter war ich auch noch nie gegangen und ich kannte einfach den Weg nicht.

Joe war unsicher und ich hegte sogar den leisen Gedanken, dass er ein wenig zweifelte; einen Voreiligen Schluss gemacht zu haben.

Doch am Ende wollten wir die Nähe, die wir uns gegenseitig schenkten, nicht missen und mehr und mehr gewöhnten wir uns an daran, und vielleicht waren das auch die Tage, die so zwei betrogene Jungen eben brauchten, um sich vollkommen und ganz auf diese Beziehung einzulassen, sich fallen lassen zu können und das Wolke-Sieben-Gefühl zu erreichen.

Nach einer Woche eher befangenen Berührungen und gehemmten Küssen wurden wir freier, fassten uns mehr und weniger verlegen an, lachten zusammen und schliefen entspannt und unverkrampft nebeneinander in einem Bett.

Bei ihm, selbstversätndlich.
 

Am Montag fuhren wir kurz zu mir nach Hause, meine Mutter war nicht da, ich holte frische Kleidung und meinen iPod und verzog mich dann bei Joe in seinem Riesenzimmer.

Seine Eltern sahen die ganze Geschichte weniger verkrampft, total normal eigentlich und behandelten mich wie einen normalen Gast.

Der sich eben eine Woche lang bei ihnen einquartiert hatte.
 

Am Donnerstagabend rief meine Mutter bei mir auf dem Handy an. Ich wies sie ab, kurz später rief mein Vater an.

„Was ist denn los?“ fragte ich genervt, denn man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass meine Mutter ihm befehligt hatte, anzurufen.

„Tim, wo bist du? Marion macht sich Sorgen“, sagte er, und bemühte sich, freundschaftlich und einträchtig zu klingen.

Ich antwortete mit einem genervten Schnauben und war nah dran, einfach aufzulegen, doch hinderte mich der besorgte Ton in seiner Stimme

„Was ist los“, fragte ich mit Unruhiger „stimmt was nicht?“

Er seufzte tief, und mir war klar, dass seine Sorgen nicht wegen mir allein waren; zumal diese ziemlich schnell beseitigt wurde, da ich ja ans Telefon ging und die Eltern somit wussten, dass es mir gut ging.

„Du.. du weißt nicht zufällig, wo dein Bruder ist?“ sagte er dann.

Ich zog die Augenbrauen zusammen, schüttelte vorsichtig den Kopf und ordnete konfus meine Gedanken.
 

„Er hat sich von der Schule abgemeldet und ist seit anderthalb Wochen weg.“

„Wo ist der denn?“

„Keine Ahnung. Sein Telefon liegt hier und... er hat nicht mal eine Nachricht hinterlassen.“ mein Vater klang ziemlich aufgelöst, ein Zustand, den ich Zeit meines Lebens nicht bei ihm mit angesehen hatte.

„Er hat sich von der Schule abgemeldet?“
 

Mein Vater seufzte. Er war verzweifelt. Er suchte seit einer Woche nach seinem Kind und fand es nicht.
 

„Ist schon gut Tim. Sei deiner Mutter nicht so böse, ja? Es tut ihr Leid.“

„Darum geht’s doch gar nicht“, antwortete ich, als ich von Joes gemütlicher Couch aufstand und in meine Schuhe schlüpfte „es geht nicht um ihren.. blöden Typen oder was weiß ich.“ sagte ich angesäuert und griff nach meiner Jacke. Joe sah mich verwirrt an und ich deutete ihm, sich auch anzuziehen.

„Was ist denn passiert?“ fragte mein Vater und ich nickte energisch: „Ja, das frage ich auch.“ Dann legte ich auf und hörte schon Joes Stimme: „Was ist los?“
 

„Josh ist verschwunden und ich denke, ich weiß wieso...“

„Hä, was?“ entgegnete Joe verwirrt, als er sich seine Jacke zu knöpfte.

„Na“, machte ich, als wir dann endlich zusammen runter zu seinem Auto gingen „das ganze Chaos um uns, der Mathelehrer, ich, du, Ray und Steve, das Outing. Wie konnte ich so egoistisch sein? Ich hätte wissen müssen, dass es ihm an die Nieren geht...“
 

„Und was willst du jetzt tun?“
 

Wir fuhren zu Ray. Zu Steve, um genauer zu sein.

Joe wartete im Auto, weil ich dachte, dass ich das allein handeln müsse.

Diese Aufgabe schob ich einfach schon zu lang vor mir her, ich musste reinen Tisch machen und Steve aufklären, damit er Josh verzeihen konnte und die beiden wieder zusammen kamen.
 

Denn es war doch alles meine Schuld gewesen.
 

Rays Mutter freute sich, mich mal wieder zu sehen, sagte mir, Ray sei oben, ich könne zu ihm gehen.

Das ganze Haus erschien so warm und familiär, jeder, der hier rein kam, fühlte sich gleich wohl und ich dachte mir, wie gut die Schuster-Brüder es hatten.
 

Ich klopfte leise an, dann ging ich in Rays Zimmer.

„Tim?“, sagte er verwirrt und kam auf mich zu, musterte mich konfus und fragte: „Was willst du?“

„Ich muss zu Steve, ist er da?“

„Äh, ja?“
 

Ich lächelte dankend, dann machte ich kehrt und ging zurück auf den Flur. Ray folgte mir, sein Kopf voller Fragen, und ich klopfte an die weiße Tür, hinter der sich Steves Zimmer verbarg.

Geduldig und aufgeregt wartete ich das „Ja?“ ab, dann ging ich etwas scheu zu ihm in den Raum. Ray folgte mir.
 

„äh“, machte Steve ersichtlich verwirrt, mich in Schuhen und Jacke zu sehen, und seinen kleinen Bruder, der ebenso ahnungslos drein schaute, wie er selbst „ist... was?“
 

Steve richtete sich auf, hatte er bisher auf seinem Bett gelegen und etwas melancholisch in den Fernseher gestarrt.

Ich schluckte hart und nickte: „Ich muss mit dir reden!“
 

„Du?“ entgegnete er konfus „mit mir?“
 

Ich nickte wieder.
 

„Okay“, sagte er „worüber?“
 

Ich räusperte mich, drehte mich halb zu Ray um und bat ihn, bloß mit dem Blick, mich und seinen Bruder allein zu lassen.

Ray gehorchte, er drehte sich um, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
 

„Ich wollte mit dir über Josh reden“, sagte ich dann und Steve verdrehte genervt seine Augen „warte, bevor du mich unterbrichst, Steve. Er... er hat nichts unrechtes getan, okay?“ nuschelte ich und mied den Blickkontakt, sah nervös an mir runter, spielte mit den Bändern meiner Jacke und lief ungeduldig hin und her „ich war's nämlich. Der was mit dem Mathelehrer hatte.. Und Josh wollte nur... ich weiß nicht, was er wollte und wieso er behauptet hat, er wäre es gewesen. Total absurd. Aufjedenfall wollte ich dir das sagen, damit zu weißt, dass Josh kein mieses... was auch immer ist, dass er dich wirklich liebt und dir treu war und du ihn zurück nehmen musst...“
 

Meine Wangen fühlten sich unangenehm heiß an und meine Finger zitterten.
 

Steve gluckste leise, er seufzte schwer und als ich endlich aufschaute, sah ich ihn lächeln. Er lächelte, und das verstand ich irgendwie nicht: müsste er nicht verwirrt und durcheinander sein?

Nein, stattdessen lächelte er, lehnte sich auf dem Bett zurück und schüttelte langsam den Kopf: „Ach Gottchen, du bemitleidenswerter, kleiner Junge.“
 

Und nun wusste ich nicht, ob ich das als Beleidigung auffassen sollte, oder ob er es klar so meinte, wie er es sagte?
 

„Das weiß ich doch.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Angie_Cortez
2009-12-02T16:56:47+00:00 02.12.2009 17:56
So so es wird also noch mal spannend ^^
Von: abgemeldet
2009-12-01T22:20:23+00:00 01.12.2009 23:20
Hä?
Also...hä? Wie jetzt, er wusste das doch? Das heisst, Josh hat es ihm gesagt? Und was für ein Problem haben die Beiden dann????
Na, da hast du es echt geschafft mich verwirrt zurückzulassen... und ich bin stolz auf Tim, endlich hat er es geschafft zu Steve zu gehen. Hätte er das mal vorher gemacht, dann hätte ich keinen Grund gehabt mich andauernd über ihn aufzuregen^^
Bin echt gespannt was das nun mit Josh und Steve auf sich hat.
LG Rhiska


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