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Breaking Marble

von

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disparu

Blinzelnd sah der am Bodenliegende auf, ließ das Messer fallen und verbarg sein Gesicht in seinen eigenen Händen. Wenn er getroffen hätte ... Tränen kullerten ungehalten bis zu seinem Kinn entlang, bis sie im Hemdkragen seines Pyjamas versickerten. Das wäre ein Blutbad geworden. Er sah es vor seinen verweinten Augen, wie der kleine Körper vor ihm immer bleicher wurde und ...
 

„Uruha? Hey ...“ Die mit den Jahren erraute Stimme sank zu ihm herunter und eine kleine Hand legte sich auf seine bebende Schulter, die vor der Berührung zurückzuckte. „Habe ich dich so sehr erschreckt? Es tut mir Leid, das war nicht meine Absicht. Ich hab nur mitbekommen, wie Aoi und Kai sich unterhalten haben ... und wollte nach dir schauen ...“
 

Der Ältere schluchzte weiter, wiegte sich wie ein vernachlässigtes Kind vor und zurück, zog die Knie wieder an und schlang die Arme um die Beine. Dass einer seiner besten Freunde neben ihm kniete und versuchte, beruhigend auf ihn einzureden, nahm er nicht wahr.
 

„Komm schon ... hey ... was ist denn?“ Ruki nahm all seinen Mut zusammen und zog den Größeren an sich, bis dessen Kopf an seiner Brust lehnte und sich die langen Arme um seinen Körper schlangen, sich an ihm festhielten, als gäbe es sonst keine Möglichkeit, nicht abzustürzen.
 

„Ruki ... ich ... ich weiß nicht mehr, was ich machen soll! Das Fenster steht offen und ich dachte, du wärst ...“ Ein erneutes Schluchzen erschütterte Uruha.
 

Der Sänger drückte ihn ein wenig näher an sich und streichelte seinen Rücken. „Beruhige dich erst mal ... ich bin ja da ... Ein- und Ausatmen ... komm ...“ Er machte Synchronatemübungen mit dem Gitarristen, damit dieser nicht anfing zu hyperventilieren. „Ein ... und Aus ...“
 

Uruha schämte sich dafür, dass plötzlich alle Gefühle aus ihm herausgebrochen waren. Die Angst war heute nach der Begegnung mit Todokumi immer weiter angestiegen. Und das Schlimmste für ihn war, dass er sich nicht seinen Freunden anvertrauen wollte. Wie könnte er ihnen je wieder in die Augen sehen, wenn sie wüssten, was er durchlebt hatte? Auch wenn ihm das vielleicht aus seinem momentanen Konflikt mit Aoi helfen könnte ... jedoch war das Einheimsen von Mitleid nicht gerade die feine Englische: Es war immer noch Weglaufen. „Es ... es geht schon ...“ Der Kupferblonde zwang sich zu ruhigen Atemzügen, obwohl sich sein Herzschlag noch lange nicht wieder verlangsamen würde.
 

„Bist du sicher?“ Der Kleinere beobachtete verwirrt, wie der Andere aufstand und zischte, als er mit dem linken Fuß auftrat. „Was ist denn?“
 

„Ich hab mir ... beim Fallen wahrscheinlich das Knie verdreht. Nicht weiter schlimm ...“ Er bemühte sich zu lächeln und tat so, als wäre nichts weiter gewesen. Als hätte sein mentaler Zusammenbruch noch vor wenigen Minuten nicht stattgefunden. Er humpelte in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein, um es in einem Zug zu leeren. „Du hast gesagt ... du hast Kai und ... Aoi gehört?“
 

„Hai ...“ Mit einer skeptisch hoch gezogenen Augenbraue folgte er dem Gitarristen. „Aoi meinte, dein Alkoholkonsum würde langsam Überhand nehmen ... dass du in eine Klinik müsstest.“
 

„Weißt du warum?“
 

„Nein.“
 

„Ich hab la larme überfahren. War nicht bei der Sache ...“
 

„Was hast du gemacht?! Das ist ein Scherz, oder? Du weißt doch, wie viel ihm und seinem Vater diese Gitarre be ...“ Geschockt und völlig überrascht erkannte Ruki, dass Uruha litt ... unheimlich litt, dass er es nicht in Worte fassen konnte – oder wollte. „Das weißt du.“
 

„Hai ... ich kann es eben nicht mehr rückgängig machen ...“ Er seufzte tief, lehnte sich mit dem Rücken an die Arbeitsfläche und ließ den Kopf in den Nacken fallen. „Gerade bereue ich es sehr, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe ...!“
 

„Hai, kann ich verstehen ... Magst du eine Kippe haben?“ Der kleine Sänger kramte aus seiner Lederjacke eine Schachtel Pianissimo hervor, schnippte sie auf und bot sie Uruha feil.
 

Dieser schaute ein paar Sekunden auf die in einen Handschuh eingepackte Hand und schüttelte dann den Kopf. „Nein, ich will konsequent bleiben ... Wenn ich jetzt wieder mit dem Rauchen anfange, dann wird Aoi sofort denken, dass ich schwach bin ... und das wird seine These noch verstärken, dass ich alkoholsüchtig bin ...“
 

Ruki steckte die Pappverpackung wieder ein. „These? Du bist also der Meinung, dass du nicht süchtig bist ...?“
 

Uruhas Blick flog in die Augen des Sängers, der ihn interessiert musterte. „Hai, ich weiß es... Ich hab kein Alkohol-Problem ... Sicher trinke ich gerne mal einen über den Durst ... aber ... Das macht mich doch lange nicht zu einem Abhängigen, oder?“
 

„Klar, aber du musst schon zugeben, dass dein Konsum ziemlich zugenommen hat ...“
 

„Ich bin nicht krank ... Ich hab die Gitarre überfahren, weil ich in Eile war ...“
 

„Aber was kann denn so wichtig gewesen sein, dass ...“ Ruki wendete kurz den Kopf fragend hin und zurück.
 

Schweigen. „Das kann ich dir nicht sagen ... Das ist mir zu unangenehm ...“
 

„Hm ...“, machte der Jüngere mit den neuerdings dunkelblonden Haaren. „Ich würde es an deiner Stelle aber zumindest Aoi sagen - meinst du nicht, er hätte ein Recht darauf? – Und ich möchte, dass du das mit ihm klärst, bevor wir in die Tour gehen ... Wir werden mit DIM Scene bis September unterwegs sein. Es bringt uns nichts, wenn ihr euch nicht mehr versteht. Und wenn du nicht willst, dass er dich in eine Entzugsklinik schickt – und ich habe gesehen, wie ernst es ihm war - dann musst du ihm sowieso die Wahrheit sagen ...“
 

Wieder Schweigen.
 

„Uruha, das kann doch nicht so schwer sein ... Sag es mir, ich sag es ihm ...“
 

„Nein!“
 

„Ich versuch doch nur, dir zu hel...“
 

„Nein ... Lass mich bitte damit in Ruhe ... Ich kann das jetzt nicht ... Ich hab zuviel Angst ...“ Uruha konnte sich nur wegdrehen. Er hielt dem festen Blick des anderen nicht mehr Stand.
 

„Aoi wird dir schon nicht den Kopf abreißen“, meinte dieser dann, aber das half dem Kupferblonden gerade herzlich wenig.
 

Er konnte es einfach nicht zugeben, dass ein Mann ihm einmal das Leben zur Hölle machte und er konnte schon gar nicht Aoi davon berichten. Und eine Entschuldigung wäre es auch nicht ... Nichts würde den Verlust des Instrumentes wieder wett machen. Er fühlte sich nicht als hätte er sie zerstört, sondern als hätte er sie getötet ...

Unglaublich, welche Ausstrahlung sie hatte, denn er glaubte, sie hätte eine Seele besessen. Zumindest kam es ihm so vor.
 

Und er wusste genau, dass ihr auch für Aoi diese Bedeutung inne wohnte.
 

Wie er es auch drehte und wendete – er saß in der Falle. Rukis Hilfeangebot war zwar lieb gemeint, aber es brachte ihn nicht weiter. Wenn er den anderen die Wahrheit sagte, mochten sie ihn vielleicht nicht mehr in der Band haben. Denn dieser Typ würde über kurz oder lang auch zu einer Gefahr für seine Freunde werden. Diese Erkenntnis brach ihm fast das Herz ...
 

Er musste das mit Todokumi ganz alleine lösen. Es brachte nichts, die anderen da mit hinein zu ziehen. Und es musste schnell gehen, denn während der Tour würde dieser Mistkerl immer wissen, wo er sich aufhielt.

Aber was sollte er tun? - Zur Polizei gehen ... Ihm blieb gar nichts anderes übrig. Aber die anderen durften davon nichts mitbekommen ... Auf keinen Fall ... das würde alle nur aufscheuchen und die Tour gefährden und vor allem musste er unbedingt Aoi von diesem Klinik-Trip runterbringen. „Ruki ...? Fahr jetzt bitte Heim, hai ...?“
 

„Bist du sicher?“
 

„Hai, ich muss nachdenken ...“ Dabei hatte er das in den letzten Minuten bereits getan.
 

Ruki wusste aber, wann er verloren hatte. Uruha war oft lieb und ein bisschen schüchtern, aber er wusste sich auch durchzusetzen und vor allem war er in den entscheidenden Momenten schlicht stur. Da kam er jetzt nicht dran vorbei, auch wenn der Gitarrist noch so labil und schwach wirkte. „Ok“, sagte er kleinlaut. „Aber wenn irgendwas ist, dann rufst du mich sofort an, hai? Und versprich mir, dass du das ganze mit Aoi beredest ... Bis morgen ...“
 

Uruha nickte schwach - Ruki ahnte dass das kein Versprechen war. Er schüttelte nur den Kopf - was blieb ihm auch anderes übrig ... Und schließlich fiel die Tür hinter ihm einfach ins Schloss.
 

Uruha ahnte schon, dass der andere sich unheimliche Sorgen machte, alle würden das tun. Nur von Aoi konnte er sich das nicht vorstellen.
 

Der schien ihn zu hassen.
 

Wieder weinte Uruha ... es tat weh. Mehr als das.
 

Doch dann brachte er sich zur Raison - er ging zu seinem Handy. Fahrig drückte er die Nummer der Polizei.

Das Gespräch mit dem Beamten am anderen Ende, machte ihn nur noch trauriger. Nach und nach kam alles wieder hoch. Die Verhandlungen, die Angst ... was passierte...
 

Das alles wiederholen zu müssen, war schlimm für ihn, wahrhaft schlimm. Schließlich machte er mit dem Polizisten einen Termin für eine Aussage beziehungsweise Anzeige aus. Für den nächsten Tag, sehr früh. Er konnte sich vorstellen, dass das ganze etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, deshalb rief er Kai an und ließ sich freistellen. Kai hatte tausend Fragen, doch erst, als er log und sagte er wolle einen Arzttermin wahrnehmen, ließ er ihn in Frieden. Er wollte nach dem Termin auf der Wache, wirklich zum Arzt gehen und sich bescheinigen lassen, dass er nicht alkoholabhängig war, also war es nicht ganz gelogen. Die ersten Schritte waren getan ... nur für Aoi hatte er noch keine Lösung.
 

Nichts brachte ihm seine Gitarre wieder ...
 

~~~~~
 

Müde taumelte Aoi durch die Gegend, den Kaffee in der Hand. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, die ganze Zeit das kaputte Instrument angestarrt und sich immer wieder gefragt, wieso ...?
 

Und vor allem, wie er das seinem Vater erklären sollte ... Das war das Schlimmste daran. Er würde wieder so entsetzlich an ihm zweifeln. Würde ihm vorwerfen, dass ihm dieses Geschenk nichts bedeutete und dass er immer noch unreif und verantwortungslos sei. Natürlich war es nicht seine Schuld, dass sie kaputt war, schließlich trug Uruha die alleinige Verantwortung dafür, aber es würde immer auf ihn zurückfallen und das würde sein Vater ihm auch nie verzeihen.
 

>Warum hast du sie diesem alkoholkranken Trottel gegeben ...?<

>Du hättest selber auf sie aufpassen müssen ...<

>Dir ist er ideelle Wert dieses Schatzes wohl überhaupt nicht bewusst ...<

>Ich vertraue dir nie wieder etwas an ...<
 

Er konnte sich lebhaft vorstellen, dass er so etwas zu hören bekommen würde, das oder Schlimmeres. Vielleicht würde sein Vater auch einfach nur Schweigen. Vielleicht würde er ihm einfach die Nase brechen.
 

Aber hassen würde er ihn ... auf jeden Fall.
 

Aoi seufzte ... Alles war auf einmal so kompliziert geworden, dass er den Überblick über seine eigenen Gedanken verlor.
 

Eine kleine Mitarbeiterin der PSC kam auf ihn zu. „Aoi-san ...? Ist Kai-san da?“
 

„Nein, noch nicht, wieso ...?“ Keiner war heute morgen so früh aufgestanden wie Aoi.
 

„Ich hab hier ein wichtiges Gespräch für ihn ...“
 

„Das kann ich doch auch entgegennehmen ...“ Und so tingelte er der gut parfümierten Dame hinterher ins Sprechzimmer der Labelverwaltung. Wie oft Kai hier wohl schon gesessen und Dinge für die Band ausgehandelt hatte? Das war also die geheime Telefonzentrale der PSCompany ... interessant ... „Moshi moshi“, nahm er schließlich das Gespräch entgegen.
 

„Ohayou~, Wachtmeister Hitô von der Zentrale Juuban 154 hier. Ich wollte fragen, ob ein gewisser Takashima Kouyou bei Ihnen zugegen ist ...?“
 

„Polizei ...?“, konnte Aoi nur verwundert fragen und drehte sich dann ertappt weg, als die kleine Sekretärin neugierig aufschaute. Sein Blick war mit einem mal hellwach und ernst.
 

„Hai ...“
 

„Anou, Takashima-san ist heute noch nicht hier gewesen, haben Sie es schon bei ihm zu Hause versucht ...?“
 

„Hai, fünf Mal, aber er scheint nicht da zu sein. Er hatte heute einen Termin bei uns, wegen einer Anzeige.“
 

„Anzeige? Weswegen...?“ Hatte er sich selbst angezeigt? Das war doch Schwachsinn!
 

„Es gab in der Vergangenheit mehrere Verhandlungen in seinem Fall und die müssen nun wieder aufgenommen werden. Er hatte schon heute um 5:30 einen Termin bei uns im Präsidium.“
 

Mehrere Verhandlungen? Was hatte das alles zu bedeuten? „Hat er was angestellt?“, fragte Aoi entschlossen.
 

„Iie, er hat die Anzeige erstattet, gegen einen anderen ... Näheres darf ich Ihnen nicht sagen ...“
 

Nani? Jetzt kam Aoi gar nicht mehr mit. Was war denn passiert? „Aber er hat nicht zufällig gegen mich eine Anzeige erstattet, oder? Mein Name ist Shiroyama Yuu.“
 

„Wieso, gab es Probleme?“ War ja klar, dass er nachhaken würde.
 

„Wir hatten nur Streit wegen einer Sachbeschädigung, aber das können wir auch untereinander klären ...“
 

„So so so, iie, Sie sind nicht derjenige. Es handelt sich um eine Angelegenheit seiner Vergangenheit, das sagte ich Ihnen doch schon ...“
 

Aoi atmete aus. Und gleichzeitig wieder tief ein. „Hai, ich verstehe ...“ War ja auch logisch, dass er es nicht sein konnte. „Ich weiß nicht, wo er sein könnte, ich habe ihn seit gestern Abend nicht gesehen ...“ Jetzt machte er sich doch Sorgen. „Aber ich kann Sie benachrichtigen sollte er hier auftauchen.“
 

„Hai, das wäre gut ...“
 

„Aber ich möchte, dass Sie mich auch benachrichtigen, wenn er bei Ihnen auftaucht ...“
 

„Hai, einverstanden. Ich verlasse mich auf Ihr Wort ...“ Damit legte er auf.
 

Aoi konnte nicht einmal mehr zustimmen. Was in Dreiteufelsnamen war da bloß los?
 

Gerade als Aoi dachte, alles wäre unheimlich kompliziert, wurde es noch hundert mal schlimmer.
 

Er schaute aus dem Fenster auf eine Rose, die gerade voll in Blühte stand.

Ein Tropfen fiel aus ihrem Kelch heraus ...
 

und ein ungutes Gefühl schlich sich in sein Herz ...
 

~~~~~
 

„Er war nicht bei der Sache. Den ganzen Tag schon nicht“, murmelte Reita und sah die Lippen vorschiebend zu seinem Gesprächspartner. „Ist ja klar, dass er verstört ist, aber ... so ist ja nicht weiterzuarbeiten.“
 

„Wirf ihm das nicht vor!“ Kai baute sich vor beiden auf und tippte mit dem Fuß ungeduldig auf den Boden. „Dir ging es auch nicht gut, als du deinen Bass zerbrochen hattest.“
 

„Ich konnte die Schuld niemand anderem zuschieben“, gab der Bassist die Augen verdrehend zurück.
 

„Hört auf damit, er kommt gleich wieder!“, warnte Ruki seine Kollegen und prompt kam Aoi durch die Tür. „Hat die Kippe nicht geholfen?“ Anscheinend musste der Sänger seinen Ruf als ‚Aoi-Ärgerer’ verteidigen.
 

„Mh.“ Die Hände in den Hosentaschen geschoben trabte Aoi zu seinem Platz und setzte sich erst mal äußerst legere auf seinen Hocker. „Sagt mal ... Könnt ihr bitte auf eure Handys schauen? Ob sich Uruha gemeldet hat ...“
 

„Er wird einfach schlafen und nichts mitbekommen“, meinte Reita wieder, doch der Älteste schüttelte den Kopf.
 

„Ich glaube nicht ... er hatte was vor, also ...“
 

„Ja, ja ...“ Er sah auf sein Handy und seufzte. „Nichts.“ Bei Kai und Ruki war kein anderes Ergebnis zu sehen, wobei Letzterer die Schultern sinken ließ. „Warum machst du dir denn solche Sorgen? Uruha ist auch schon groß ...“
 

„Aber er meldet sich sonst immer ab, bevor er nicht bei der Arbeit erscheint! Das wisst ihr, genauso gut wie ich!“, platzte Aoi aus sich heraus und schlug mit der Faust auf den neben ihm stehenden Tisch. „Das ist nicht seine Art!“
 

„Was ist denn los?“ Kai runzelte die Stirn. „Das ist doch nicht wegen der Gitarre, oder? Du willst ihm doch keine Abreibung verpassen, oder?“
 

„So’n Quatsch!“ Aoi atmete tief ein und aus. Er musste sich zurückhalten, denn von dieser Sache mit der Polizei musste er nicht jedem erzählen. Wenn Uruha ihm oder besser the GazettE nichts erzählt hatte, hatte er auch nicht das Recht, den anderen von dessen Problemen zu erzählen – zudem er noch nicht mal wusste, um was es sich im Entferntesten handeln könnte. „Ich mach mir nur so meine Gedanken, weil er nicht auftaucht – vielleicht sucht jemand anderes ihn auch.“
 

„Wer sollte ihn denn noch suchen? Die Polizei?“ Ruki hatte einen Witz reißen wollen, doch dem schwarzhaarigen Gitarristen ging kein Lächeln über die Lippen. „Wie jetzt? Echt? Die Polizei sucht ihn?“
 

„Du hast ihn angezeigt?“
 

„Nein, verdammt ...“ Er hatte noch nie lügen können. Und so etwas Wichtiges schon gar nicht verschweigen. „Ich ... die Polizei hat heute hier angerufen. Uruha hatte einen Termin und niemand weiß, wo er ist ... Er hat den Termin selbst ausgemacht, ist aber nicht erschienen. Ich weiß nicht, worum es geht. Man durfte mir natürlich nichts sagen ...“
 

Schweigen stand im Raum. Niemand traute sich, den anderen anzusehen. Bis das Klingeln eines Telefons die Stille entzwei brach.
 

Aoi ging an sein Handy. „Shiroyama desu.“
 

„Shiroyama-san, hier Hitô. Haben Sie ein Fernsehgerät in der Nähe?“
 

Aoi spähte hinüber zum Aufenthaltsraum, wo ein Fernseher stand. „Hai.“ Schon im Antworten stand er auf und ging hinüber, die anderen Gazettos folgten ihm neugierig und Stirn runzelnd.
 

„Schalten Sie es bitte an. Kanal vier, dort läuft gerade ein Bericht. Ich bin vor Ort.“ Anscheinend wartete er, dass er seinen Anweisungen Folge leistete.
 

Der Knopf wurde gedrückt, das Surren erklang, danach leuchtete der Bildschirm auf. Eine Dame in einem mittelteuren roten Designerkostüm und mit Regenschirm stand im rechten vorderen Bildrand, das Mikrofon in der Hand zum Mund gehoben. Hinter ihr war ein wahres Aufgebot an einem großen Einsatzkommando zu sehen, ein Abschleppkran, Taucher traten in dem dunklen See Wasser, um den Krankführer die nötigen Anweisungen zu geben. Mit betont monotoner Stimme und fast toten Augen berichtete die Reporterin den Hergang des Vorfalls.
 

„Vorbeikommende Autofahrer bemerkten die durchbrochenen Leitplanken und riefen sofort die Polizei. Taucher fanden heraus, dass tatsächlich ein Auto in den See gefahren war – anscheinend ohne zu bremsen, denn es konnten keine Bremsspuren festgestellt werden. Die Polizei geht davon aus, dass der Fahrer aus dem Wagen gespült wurde. Es wurde noch keine Leiche gefunden.“ Sie griff sich ans Ohr und nickte in die Kamera. „Wie ich gerade höre, wird in diesem Moment das Autowrack geborgen.“
 

Der Zoom näherte sich dem Kran, der wirklich etwas aus dem Wasser hievte. Nach einigen Sekunden, die Aoi wie Stunden vorkamen, konnte man das Auto erkennen, aus dessen Öffnungen das Wasser floss und an der schweren Stahlkette schwankte. Die Frontscheibe war zerborsten, als sei der Fahrer durch diese geschleudert worden und vermutlich hart auf dem Wasser aufgeschlagen.
 

Reita wandte sich ab und griff sich an die Augen. Kai biss sich auf die Unterlippe und verschränkte schützend die Arme vor der Brust, bevor er den Blick senkte. Ruki ging in die Knie und starrte weiter auf den Bildschirm. Jeder der Gazettos kannte diesen Wagen. Aoi lauschte den Worten des Wachtmeisters stumm und nahm nichts anderes mehr wahr, als die Bilder und Bruchstücke der Worte. ‚Keine anderen Anhaltspunkte’, hörte er. ‚Durchsuchung der Wohnung, kein Abschiedsbrief.’ Der Älteste hörte sich selbst mit den Zähnen knirschen, als er die Frage vernahm: ‚Hatte Takashima-san ein Alkoholproblem?’
 

Der silberne Kombi kam auf dem Abschleppwagen auf und wurde sofort weggefahren. Wachtmeister Hitô verabschiedete sich und kündigte sich für den nächsten Tag zur allgemeinen Vernehmung an der Arbeitsstelle an. Aoi legte auf und sah zu seinen Freunden und Bandkollegen. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen – doch kein Wort entkam ihm. Er erinnerte sich an den Wassertropfen, den er heute Morgen aus der Rosenblüte hatte perlen sehen – und gleichzeitig seilte sich eine Träne über seine Wange ab.
 

~~~
 

Danke schön fürs Lesen! <3

Wir hoffen, es gefiel ^^
 

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Himi_und_Nami
 

Viele, liebe Grüße!

Himitsu_und_Namida



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Kommentare zu diesem Kapitel (30)
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Von:  Len_Kagamine_
2012-12-06T21:12:42+00:00 06.12.2012 22:12
so da bin ich wider xD

kp 1

oh voll toll das sein Vater so ein tolles geschenk gemacht hat da er ihm damit wirklich gezeiht hat das er ihn auch lieb hat *__*

„Hai, mach ich, aber hey, wer sagt dir, dass ich nicht mit der Kleinen durchbrenne, hm?“

da musste ich lachen XD
Todokumi was hast du Uruha nur an getan das er soger vergist das die gitare an seinem auto gelehnt hat und sie jetzt aus angst kapput gemacht hat ich mag ihn jetzt schon nicht also Todokumi
q_______q
nein jetzt hast Aoi ihn aus den fachen grund q___q
Uruha muss es Aoi sagen denn wen er das wüste würde er es verstehen da bin ich mir ganz sicher und dan wüsste er auch das das keine absicht von Uruha war *schif*
OMG ch würde bei so eine situazion auch voll die angst bekommen auch wen ich nicht das durch gemaht habe wir Uruha zum glück ^^
bin mal gespant wer das war

kp 2

OMG es war Ruki zumglück hat er ihn nicht getrofen
das wäre nicht gut aus gegangen
ich hoffe Uruha vertraut sich wenigstens Ruki an jetzt wo er schon da ist
und ich finde es schln das Ruki ihn in den arm nimmt und ihn tröstet
ohn nein er hat sich auch nicht Ruki an vertraut q___q
aber wenigstens geht er jetzt zur Polizei wenigstens etwas gut aber es wäre trptzdem gut wen er sich seinen freunden wenigstens einen anvertrauen würde
die würden ihn bestimmt helfen ich kann mir nicht vorstellen das sie ihn dann links ligen lassen würden
omg was ist pasiert das die Polizei an ruft das hesit ja das er nicht da angekommen ist *geschock*
*am heulen bin *
das kann nicht sein das darf nicht sein
ich wiel das nicht glauben *heul*
Uruha muss noch am leben sein er kann nicht tot sein *schnif*
ich muss schnel weiter lessen
Von: abgemeldet
2009-08-16T19:33:32+00:00 16.08.2009 21:33
Das war mal wieder absolut genial!
Ehrlich, macht bitte weiter so.
*Daumen hoch*

Wann kommt denn das nächste Kapitel?
Ich kanns kaum erwarten, endlich weiterlesen zu dürfen X3
Von: abgemeldet
2009-08-12T20:04:43+00:00 12.08.2009 22:04
hach ja... tollige ff <3
ich liebe den schreibstil.
vor allem gefällt mir das immer wieder aufgegriffene bild mit der rose und dem regentropfen ...
bitte shcnell weiter~ ich bin tierisch neugierig wies weitergeht ><
(und ich WEIGERE mich zu glauben, dass uru tot ist bzw sterben wird, also enttäuscht mich nicht XDD)
Von:  Rikku_
2009-08-12T19:00:46+00:00 12.08.2009 21:00
gott heftig
aber geil
wie die anderen bitte ich ...lasst ihn nicht sterben ><
gottogott
schreibt schnell weiter

Von:  Anini
2009-08-10T22:49:33+00:00 11.08.2009 00:49
So , endlich geschaft es zu lesen.
Ich hab ein weiteres Detail fürs flaschen design.
Um die eindeutige stellung rum so aufgedruckte schwarze rose.
Na? *lach*
Uruha .__.
Wie könnt ihr mir sowas antun! Ich hab die letzten 2 Tage quasi
wegen Jasmine Yous Tod durchgeheult....
Und jetzt kommt ihr mir mit sowas. also ehrlich.
Ich sterb noch an dehydrirung!
Wieder mal...super ihr wisst wenn ich sage ich liebe eure
FFs untertreibe ich! *fanshirt anzieh*
*Namida&Himitsu-fahne schwenk*
YAY
Nun... bis bald beim nächsten Kapitel
Anini!
Von:  Chiruki
2009-08-10T13:11:22+00:00 10.08.2009 15:11
was zum henker tut ihhhr XD'''' omg er kann nicht tot sein...das...geht nicht...aber was ist passiert? himmel und hölle ihr müsst weiterschreiben! >_< *sterb*
Von:  Saga_the_Cheater_Kid
2009-08-10T09:54:11+00:00 10.08.2009 11:54
Eine wirklich geniale Fanfiction!
Ich muss echt sagen... geil o.o
Mir fehlen die worte ><
hoffentlich geht es bald weiter <3
ein favo von mir!

baba,

saga~
Von: abgemeldet
2009-08-10T09:22:49+00:00 10.08.2009 11:22
Awwwawww!
Und Oh mein gott!
*___*~
Ich liebe eueren schreibstil!
Und das ist so klasse spanend geschrieben ^^
ich freu mich schon auf die weiteren kapitel :3
Von:  -chAOsBoRn-
2009-08-10T00:43:04+00:00 10.08.2009 02:43
Das ist gerade einfach so verflucht unpassend...
Ich hätte sie früher, oder gar nicht lesen sollen
Sorry
Von:  Siamese_Almeida
2009-08-09T12:58:59+00:00 09.08.2009 14:58
T^T *schnüff*
1. wie ihr das beschrieben habt, wie uruha sich fühlt wegen der gitarre: einfach phänomenal!
mitreißend! spannend! dramatisch!
2. wie sie vor dem tv sitzen und die szene mitverfolgen ha~
die reaktionen darauf, aoi's träne....
wunderbar!
3. toll. so!
^~^v


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