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Vom Selben Stern

Eine Southpark-Albumfic
von

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Junk

Kenny's POV
 


 

Kennen Sie Tod? Groß, recht dürr, gerade zu knockig und einem so trockenen Humor, dass man glatt nach einem Glas Wasser verlangen möchte. Ist eigentlich ein ganz angenehmer Zeitgenosse, nur dass ich ihn für meine Begriffe ETWAS zu oft über den Weg laufe...

Kurz: Ich war mal wieder tot.
 

geh eine andere richtung

steig auf einen anderen berg

steh auf einer kreuzung

such einen anderen weg

schwimm durch andere flüsse

tauch durch ein anderes meer

trink an anderen tischen und hör

die lieder nicht mehr
 

Ich weis, ich weis... Das klingt merkwürdig. Aber es war nun mal so: Ich starb ständig, mal häufiger, mal weniger. Und ich kehre immer wieder zurück... Es war schon seltsam: Man sollte sich doch an seine ersten Male erinnern. Das erste Date, der erste Kuss, das erste Mal Sex... viele Leute vergessen früher oder später das eine oder andere „erste Mal“. Den ersten Kuss, das erste Date oder das erste Mal Sex. Ich kann mich nicht mehr an meinen ersten Tod erinnern.

Komisch, nicht?

Aber ich kam immer wieder zurück. Nach jedem Tod, mag er noch so brutal und abscheulich gewesen sein, irgendwie kam ich zurück ins Leben. Das ist mein „Segen“.

Ja, mein Segen. Einmal, bei einem meiner unzähligen „Ausflügen“ in die Welt nach dem Leben habe ich die Frage gestellt, warum zum Henker ich zurück kam. Und mir wurde es erklärt.

Jeder Mensch wird mit einer Art „Fluch“ geboren, etwas, was ihn das Leben schwer machen wird. Um Ausgleich zu schaffen, wird ihn ein „Segen“ gegeben, um den Fluch auszugleichen. Dass ich in Southpark geboren wurde, war eigentlich schon Fluch genug. Außerdem in der Nähe von Eric Cartman leben zu müssen UND auch noch ärmer als jede verdammte Kirchenmaus zu sein, ließen meine Überlebenschancen schneller schrumpfen als einen Eisberg in der Sahara... Als Ausgleich für meine miesen Überlebenschancen wurde mir die Fähigkeit eingeräumt, immer wieder zurückzukehren.

Übrigens hatte jeder einen solchen Segen bekommen... Token zum Beispiel ist damit gestraft, der einzige farbige Junge in Southpark zu sein. Als Ausgleich sind seine Eltern steinreich.

Butters hatte schreckliche Eltern, hatte Cartman lange Zeit als Freund (und in diesem Falle brauchte man eigentlich keine Feinde mehr... er hatte trotzdem welche) und ist einfach nur schrecklich naiv und zu gutherzig für diese Welt, dafür hat der Junge so viel Glück, aus jeder noch so miesen Situation mehr oder weniger unbeschadet raus zukommen.

Bebe war... sprechen wir es aus: So intelligent wie eine Dose Erbsensuppe, dafür hatte sie das Aussehen einer Göttin bekommen. (die gute, heiße Sorte. Nicht die Art Göttin, die wie eine Mischung aus Monster und vergammelter Pizza aussieht.)

Wendy war damit gestraft sich immer in die zu verlieben, die total einen an der Waffel hatten, wie Stan (der sie regelmäßig vollkotzte), Token (der sie später hat fallen lassen wie eine heiße Kartoffel) und sogar Cartman (reden wir nicht drüber). Dafür wurde sie mit einem scharfen Verstand und einem unbeugbaren Willen gesegnet.

Cartman ist ein fettes, manipulierendes, gehässiges, grausames, widerliches, gewissenloses, überhebliches, arrogantes Arschloch und seine Mutter ist eine Hure, doch dafür liebt diese ihn wirklich und aufrichtig...

Stan hat einfach nur saudämliche Eltern, manchmal einen Hang zur Dramatik und die Neigung vor Nervosität zu kotzen und Kyle ist als Jude, Rothaariger, Diabetiker UND mit seiner Mutter mehr als gestraft. Ihr beider Segen ist, dass sie sich gegenseitig haben.

Ich glaube, ohne einander hätte sich mindestens einer von beiden umgebracht und der andere wäre dann zum sich selbst-ritzenden Stereotyp-Emo geworden. Die beiden hielten sich schon immer gegenseitig am Leben. Aber vielleicht war das ein weiterer Fluch für die beiden. Denn die Nähe, die die beiden am Leben erhielt, wurde umso tödlicher, wenn man die beiden trennte.
 

junk junk

hände weg vom junk

junk

du hast genug klamotten im

schrank

junk junk

dein leben ist noch lang

junk

hör auf zu konsumieren

junk
 

Oh, das erinnert mich an das Drama vor einigen Jahren... Kyle wurde von seinen Eltern regelrecht zu einen „Urlaub“ in Israel verdonnert. Mutterseelenallein flog er weg, einfach so. Letztlich war es irgendeine religiöse Sache, ich hab es bis heute nicht verstanden... Jedenfalls war Kyle weg und das lange.

Die erste Woche war Stan nur ein wenig niedergeschlagen.

Die zweite Woche war er SEHR niedergeschlagen. Er hatte mir erklärt, dass es sich anfühlte, als wenn er ein Arm oder ein Bein verloren hätte.

Die nächste Woche verließ er sein Zimmer kaum noch.

Die vierte Woche verließ er es gar nicht mehr. Er schrieb zig Briefe, sowohl elektronisch als auch handschriftlich, doch bekam keine Antwort. Er versuchte Kyle per Telefon zu erreichen, doch er erreichte ihn nie. Er fragte Kyles Eltern aus, bekam aber auch hier keine Antworten, später ignorierten sie ihn komplett. Er hatte nichts, kein Lebenszeichen von Kyle.

Und richtig schlimm wurde es, als in der fünften Woche der „Nahost-Konfikt“ mal wieder eine Blüte in Form mehrere Anschläge im israelischen Gebiet trieb. Dann wurde Stan regelrecht panisch, versuchte alles, um nach Israel zu kommen und seinen Freund zu suchen (und scheiterte), machte sich schließlich Vorwürfe; es brach mir als Freund das Herz zu wissen, warum er so litt und nichts tun zu können.

In der sechsten Woche verbreitete jemand, und ich bin mir sicher, es war Cartman, das Gerücht, Kyle sei in Israel gestorben. Und Stan brach zusammen.

Echt, ich hab viel gesehen und damit meine ich wirklich VIEL. In einer Stadt wie Southpark erlebt man nun mal echt jede Scheiße dieser Welt. Roboter, Außerirdische, Hibbies und Obdachlose, Zombis und Pseudo-Vampire... Doch den völlig gebrochenen Stan zu sehen, wie er mit leeren Augen auf seinem Bett lag und vor lauter Schmerz nicht mehr wusste, ob er schreien, weinen oder sich selbst töten sollte... das ging mir echt nahe.

Ich blieb in dieser Zeit viel bei ihn, seine Eltern waren nett, das Haus warm und das Essen gut, doch auch die Sorge um Stan veranlasste mich dazu, ihn nicht mehr von der Seite zu weichen (und sämtliche scharfen Gegenstände aus Stans Reichweite zu halten; ich glaubte zwar nicht, dass er sich etwas antun wollte, aber nur für alle Fälle...)

Und dann kam Kyle zurück. Kreidebleich und dürr, ohne das Gepäck, mit dem er aufgebrochen war, völlig übernächtigt und mit einem Ausdruck in den Augen, als hätte er die Hölle erlebt.

Er verlor kein Wort darüber, was genau er erlebt hatte. Er hatte es nie erzählt, mit keinem Wort jemals erwähnt. Ich bin mir aber sicher, dass er es Stan anvertraut hatte, doch niemanden sonst. Und sein erster Weg vom Flughafen führte ihn zu Stan.

Laut Erzählungen soll er regelrecht aus dem fahrenden Auto seiner Eltern gesprungen sein... hätte ich gerne gesehen. Und als er wieder bei Stan war, es war wie als wenn Stan von den Toten zurückkehrte, wie ich es normalerweise immer tat.

Ich selbst war nicht dabei. Ich öffnete Kyle nur die Tür, als er auf einmal davor stand und Sturm klingelte. Er sah mich nur an und fragte nach Stan. Ich konnte kein Wort sagen und habe einfach nach oben gedeutet, Richtung Stans Zimmer. Er verstand und rannte regelrecht die Treppen hinauf... Und ich ging.

Am nächsten Tag standen beide vor meiner Tür, Kyle bedankte sich dafür, dass ich auf Stan „aufgepasst“ hatte und Stan bedankte sich für meine reine Anwesenheit. „Ohne dich hätte ich mich nochmal so einsam gefühlt.“ hatte er gesagt, bevor er mich umarmte. Es war eine der absolut seltenen Gelegenheiten, in denen er seine Zuneigung jemand anderen gegenüber außer Kyle zeigte.

Später hatte mir Stan ein wenig erzählt, zum Beispiel warum Kyle ihn nicht antworten konnte: Kyle hatte während seiner Zeit in Israel kein Kontakt zur Außenwelt, weder elektronisch noch sonst wie und konnte deshalb sich nicht bei Stan melden. Warum dies so war, erfuhr ich nicht.
 

zieh ganz andere kreise

mal ein anderes schild

dann wirst du nicht mehr gedrillt
 

Etwa um diese Zeit hatten die beiden beschlossen, aus Southpark abzuhaun. Und ich habe ihnen geholfen. Er ehrte mich wirklich, dass die beiden mir etwas so großes anvertrauten. Und wenn es jemand verdient hatte glücklich zu werden, dann diese beiden.

Ich hatte ja selbst mit den Gedanken gespielt, hier weg zu gehen. Doch das war nicht wirklich möglich. Mein „Segen“ band mich an diesen Ort. Wann immer ich starb, ich kehrte immer irgendwo in Southpark zurück. Egal wo ich mich vorher befand. Ich hatte mal das Experiment gewagt, bin nach Vegas getrampt und hab mich dort von einem Hochhaus gestürzt (nachdem ich eine GEILE Nacht hatte, inklusive jede Menge Getränke, deren Zeche ich nicht zahlen konnte...) Und ÜBERRASCHUNG zwei Tage später wachte ich in Southpark hinter der Gesamtschule auf. Wenigstens hatte ich keinen Kater...

Tja und so musste ich wohl oder übel in dieser Stadt bleiben... denn normalerweise starb ich, egal was ich tat, binnen weniger Tage. Es erstaunte mich ernsthaft, dass ich fast anderthalb Jahre nicht gestorben bin, nachdem Stan und Kyle weggezogen sind. Naja, es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Todesarten, irgendwann wenn man alle doppelt und dreifach durch hat, neigt man dazu sie zu umgehen... In Southpark konnte ich irgendwann länger als ein paar Tage überleben. Aber ich war mir sicher: wenn ich ein paar Meilen weiter weg von Southpark war, potenzierten sich die Möglichkeiten mich in den Tod zu schicken und ich würde kaum ein paar Tage überleben.
 

steh auf einem anderen

standpunkt

spiel ein anderes spiel

zahl in einer anderen währung,

wähl ein anderes ziel
 

Und nachdem Stan und Kyle weg waren fühlte ich mich unglaublich einsam. Nach und nach verschwanden auch viele der anderen Typen. Mein Bruder ist abgehaun kaum dass seine Beine das Gaspedal eines Autos erreichte... Clyde, Token, Tweek und recht viele Mädels sind ebenfalls ziemlich schnell weg.

Doch nach einer Weile hab ich oft mit Butters, Bebe, Wendy und den Mädels von Raisins abgehangen...

Bebe ist zwar so helle wie verbrannter Toast, aber unglaublich nett, wenn sie will. Wendy ist zwar manchmal ziemlich mies und jähzornig, dafür aber sehr schlau. Beide zusammen ergaben zwei wirklich coole Mädels mit denen man getrost etwas abhängen konnte. Besonders Wendy. Eigentlich eine tolle Frau, wenn man nicht Angst haben müsste, von ihr umgebracht oder zur Sonne geschickt zu werden... Aber sonst... sehr intelligent und sehr ehrgeizig. Sie hätte eine tolle Journalistin abgegeben, die Sorte, die durch Dreck und Schlamm robbten und sich durch dunkle Gänge schlichen, nur bewaffnet mit einer Kamera und einem Diktiergerät...

Und die Mädels von Rainsins sind einfach die besten. Nicht nur, dass sie verdammt scharf aussahen und ich nach einiger Zeit kostenlos herein kam und die Reste des Abends kostenlos haben durfte, nein, sie haben mir sogar einen Job besorgt, mit dem ich mich eine ganze Weile über Wasser halten konnte: Ich wurde Musiker.

Ja, ich bin nicht die Leuchte in der Schule gewesen (versuch mal was zu lernen, wenn du ständig die nicht existierenden Radieschen von unten betrachtest.) sportlich war ich auch nie gewesen (Muskelaufbau kann problematisch werden, wenn man nur wenige Tage am Stück lebt) und auch sonst war mit mir nicht viel anzufangen. Aber irgendwann hatte eines der Mädchen mir ihre alte Gitarre geschenkt und es war eine Offenbarung!

Binnen Wochen brachte ich mir das Spielen selbst bei. Fing an, meine eigenen Songs zu schreiben. Und irgendwann hatte ich einfach mal etwas den Mädels vorgespielt. Und sie waren begeistert! Da sie sowieso ein Abendprogramm anbieten wollten, wurde ich als Musiker angestellt. Tja, und was soll ich noch sagen? Es lief wunderbar! Ich verdiente gutes Geld, nicht übermäßig viel, aber ich konnte davon leben und mir sogar die Mindestversorgung an medizinischer Hilfe leisten! Endlich starb ich nicht mehr an diversen Infektionskrankheiten. Vielleicht war das auch einer der Gründe, weshalb ich gut 20 Monate ohne zu sterben ausgekommen war...

Doch die Zeit mit Butters war etwas, das das alles noch toppte, das, was mich letztlich wirklich aus meiner Einsamkeit riss und mich erfolgreich von Stan und Kyle ablenkte. Ich meine, der Junge war wirklich schrecklich naiv, viel zu nett, viel zu gutherzig, viel zu unschuldig für diese verdammte, grausame und ziemlich beschissene Welt im allgemeinen... und für mich im speziellen. Doch trotzdem wollte er mit mir befreundet sein... Und wir wurden tatsächlich sowas wie beste Freunde.

Ich nahm ihn etwas unter meine Fittiche und versuchte ihn aus Schwierigkeiten (meist synonym zu Cartmans Gegenwart) heraus zu halten, während er mich aus der Einsamkeit holte. Die Mädchen waren zwar cool, aber ich brauchte einfach einen Mann in meiner Nähe, selbst wenn dieser eine recht große feminine Seite hatte. Einige Dinge waren nun mal Männersache.

Trotz dass Stan und Kyle weg waren, ging es mir gut. Nicht perfekt, nicht super, aber gut. Cartman war zwar ein Arsch und versuchte immer wieder krumme Dinger zu drehen, Butters in die dämlichsten Sachen herein zu ziehen oder er versuchte herauszufinden, wo Stan und Kyle hin waren, doch ich wusste, dass meine Freunde sich auf mich verließen und konnte ihn dank Butters (der überraschender Weise doch einige Schwachpunkte vom Fettarsch kannte) Wendy und Bebe oft genug in die Schranken weisen.

Konnte.

Denn es änderte sich etwas gewaltig. Es war ein Fehler Cartman unter die Nase zu reiben, dass ich, egal was er tat, immer wieder ins Leben zurück kehren würde, um ihn in den Arsch zu treten, wenn er Scheiße anstellen oder meine Freunde angreifen wollte...
 

junk junk

hände weg vom junk

junk

du hast genug klamotten im

schrank

junk junk

dein leben ist noch lang

junk

hör auf zu konsumieren

junk junk

tausend sms

junk

informationsexzess

junk junk

tausend mails sind stress

junk

hör auf zu konsumieren

junk
 

Das vertraute Ziehen erfasste meinen Geist, ich fühlte, wie mein Körper sich langsam zusammensetzte, noch in Stasis, bereit das Leben wieder aufzunehmen. Zuerst war alles schwarz, dann wurde es schwärzer und dann... anders schwarz. Das Schwarz der Ohnmacht wich dem Schwarz der geschlossenen Augen und anschließend dem Schwarz eines Ortes ohne Licht.

Verdammt, ich war immer noch in diesem Bunker gefangen!

Ich hab nach einigen Wochen und einem duzend mal Sterben das Zeitgefühl verloren, aber ich schätzte, dass ich drei oder vier Monate hier ausharrte. Tja, wer hätte das gedacht? Cartman versuchte tatsächlich zu forschen... wenn man es so nennen wollte... Er versuchte offensichtlich dahinter zu kommen, wie ich zurück kam und wie er das für sich selbst nutzen konnte. Ich hatten ihn tausend mal erklärt, dass er niemals wie ich zurück kehren könnte. Es war nun mal mein „Segen“. Hah, ein scheiß Segen, der mein verdammter Fluch wurde!

Ich hab keine Ahnung wie, aber irgendwie hatte der Fettarsch es hin bekommen, dass ich immer wieder in diesem Bunker „zurück kam“. Und seine Ach-so-tolle Forschungsmethode bestand offenbar daraus, mich möglichst oft auf unterschiedliche Art und Weise um die Ecke zu bringen und zu beobachten, wie ich wieder erschien.

Die ersten Monate waren es aktive Morde an mir... unangenehm. Viele denken, zu sterben tut nicht weh, hah, die haben doch keine Ahnung. Es tat verdammt scheiße weh! Dagegen wenn man einmal seinen Körper los ist, fühlt man nichts mehr. Ein paar Mal war ich in der Hölle gewesen und die sogenannten „Qualen“ wie Lavabad und so weiter waren nicht halb so erschreckend, wenn man keinen Körper hatte, mit dem man den Schmerz tatsächlich fühlen konnte... Der Himmel war meist ziemlich langweilig, nur Mormonen hingen da ab. Klar, waren alles nette Leute, aber gerade in meinen Teenager-Jahren hatten mich diverse Gesellschaftsspiele nicht wirklich vom Hocker gerissen...

Ich konnte nicht wirklich sagen, wie lange ich jeweils tot war, doch ich erschien immer wieder in der Dunkelheit des Bunkers. Manchmal hatte ich etwas Licht, manchmal sprach Cartman durch Lautsprecher zu mir, manchmal ließ er mich Tagelang völlig allein. Dreimal bin ich schon an Wassermangel oder vor Hunger gestorben. Hunderte von malen hab ich versucht hier raus zu kommen, doch bisher hatte sich das alles als unmöglich erwiesen.
 

geh eine andere richtung

steig auf einen anderen berg

steh auf einer kreuzung

such einen anderen weg

schwimm durch andere flüsse

tauch durch ein anderes meer

trink an anderen tischen und hör

die lieder nicht mehr
 

So saß ich nun hier im Dunkeln, das einzige hörbare Geräusch war das Summen der Heizung, mit nichts als meinen düsteren Gedanken. Ich machte mir Sorgen um Wendy, Bebe und die Mädchen, ich machte mir Gedanken um Stan und Kyle und ich hatte ehrlich Angst um Butters. Ich wusste, dass seine Eltern ihn wie den letzten Dreck behandelten und ich wusste, dass ein durchgedrehter Cartman da draußen war und niemand war da, der ihn in den Arsch treten konnte... Nicht Stan, nicht Kyle und ich auch nicht. Wendy konnte mir zwar Angst machen, doch Cartman war ein ganz anderes Kaliber... Und Butters allein... ich hatte Angst, dass Cartman ihn einfach brechen könnte, wie ein Streichholz. Eine kurze Flamme um etwas größeres zu entzünden, die viel zu schnell und brutal erlischt.

Ich wusste nicht, was in der Stadt vorging, doch sicher war es schlimm. Ich wusste nicht, wie es Bebe, Wendy, den Mädchen und Butters ging, doch ich bezweifelte, dass alles in bester Ordnung war. Ich wollte einfach nur noch hier raus...
 

die idylle lügt

das fernsehen täuscht

die quellen sind versiegt

hör auf zu funktionieren
 

Nach einer ganzen Weile flackerte das Licht. Aus meinen Gedanken gerissen kniff ich erst einmal die Augen zusammen. Licht war ich kaum noch gewohnt. Nach einigen Minuten schaute ich mich blinzelnd um. Natürlich war niemand zu sehen. Nur kahle Betonwände umgaben mich, zudem lagen einige Decken in der Nähe, ein paar hauptsächlich aus Metall bestehende Möbel waren im Raum verteilt. Und an der Wand mir gegenüber befand sich die schwere Stahltür in die Freiheit... eine Tür, die ich weder knacken, noch zerstören konnte.

Etwas knackte und ich wusste genau, dass jemand den Lautsprecher angeschaltet hatte.

„Cartman, du verfluchtes Stück Scheiße!“, schrie ich, „Lass mich endlich hier raus! Du wirst NIEMALS so zurück kommen können wie ich, das ist kein Zaubertrick, den man einfach so erlernen kann, und das weist du ganz genau!“

Eine Weile lang bekam ich weder eine Antwort noch zeigte sich sonst eine Reaktion. Schließlich knackte der Lautsprecher erneut.

„Weist du... das ist mir inzwischen egal.“, kam die schnarrende, seltsam metallisch klingende Stimme Cartmans aus dem Lautsprecher. „Ich wollte dir nur etwas mitteilen, da du ja hier unten festsitzt...“

Ich konnte regelrecht das selbstgefällige Grinsen dieses Arsches hören.

„Was meinst du?“, fragte ich. „Was zum Geier willst du eigentlich? Lass mich endlich hier raus, wenn du weist, dass das nichts bringt!“

„Ah, Kenny...“ Seine Stimme klang zuckersüß, wie ein Sahnebonbon mit tödlichem Gift in seinem Inneren. „Ich lass dich nicht hier raus... ich wollte dir nur etwas Sinnlosigkeit vor Augen halten...“

„WAS IST, FETTARSCH?“

Ich war unglaublich angepisst. Jesus, der Kerl regte mich auf! Ich wollte echt keines seiner Psycho-Spielchen spielen!

„Nun... die beiden Schwuchteln Stan und Kyle sind heute zurück gekommen.“
 

junk junk

junk

junk

junk junk

hände weg vom junk

junk

du hast genug klamotten im

schrank

junk junk

dein leben ist noch lang

junk

hör auf zu konsumieren
 

Oh Scheiße. Nein, nein, das durfte nicht wahr sein. Die beiden durften nicht hier sein. So gerne ich sie wieder gesehen hätte, aber mit Cartman hier... Scheiße, ich will zu ihnen, sie warnen.

„Du lügst!“, rief ich, obwohl ich wusste, dass er die Wahrheit sagte. Ich konnte genau sagen, wann er log und wann nicht.

„TU ICH NICHT!“, schrie er zurück. „Außerdem wollte ich dir noch etwas anderes nettes erzählen.“

„Was kommt jetzt?“, fragte ich entnervt, obwohl sich in meinen inneren alles verkrampfte, ich das schlimmste erwartete. Was das schlimmste war? Dass er einen von meinen Freuden gekillt hatte, dass er etwas getan hatte, was ich ihn nie verzeihen konnte, dass er meiner Familie etwas angetan hatte, dass er einen verdammten Krieg angezettelt hatte... die Liste ist ewig lang, doch die Kernaussage war, dass er Verderben über jene brachte, die mir etwas bedeuteten.

„Oh, das wird dich sicher interessieren...“, fuhr Cartman fort. Nie im Leben wollte ich ihn mehr in die Eier treten als jetzt. „Ich habe Butters für morgen zu mir eingeladen... und er hat angenommen...“

In meinem inneren krampfte sich alles zusammen.

„Wir waren schließlich mal Freunde... Wir sollten unsere Differenzen ausarbeiten!“ machte Cartman die leicht naive Sprechweise Butters in einer extra hohen Stimmlage nach. Es stimmte, dass Butters seine recht hohe Stimme auch nach dem Simmbruch behalten hatte (und der Fettarsch hatte ihn öfters damit aufgezogen) aber das gab ihn noch lange nicht das Recht, sich darüber lustig zu machen. Zumal ich die hohe Stimme von Butters mochte.

Meine Fäuste ballten sich.

„Und wer weis? Vielleicht bekommst du demnächst Gesellschaft... oder auch nicht. Ich würde gerne wissen, ob du mit ihm reden kannst, wenn ihr beide tot seid...“

Und jetzt gefror alles in mir. Heißes Eis durchdrang mich, floss durch meine Venen.

„DAS WAGST DU NICHT!“, schrie ich, rastete völlig aus. „WENN DU IHM ETWAS TUST, DANN BRINGE ICH DICH UM, DU AUSGEKOTZTER HURENSOHN! ICH BRECHE JEDEN EINZELNEN BESCHISSENEN KNOCHEN, EGAL OB SCHWER ODER NICHT UND DANN LASS ICH DICH DURCH EINEN GARTENHÄKSLER JAGEN, DEINE ÜBERRESTE EINSTAMPFEN, PLATT WALZEN, DURCH EINEN FLEISCHWOLF DREHEN UND VERFÜTTERE DICH DANN AN DEN VERLAUSESTEN, MIESESTEN UND WIDERLICHSTEN HUND IN GANZ MEXIKO!“, tobte ich, meine Sicht rot vor Wut. Nie in meinem Leben war ich so wütend.

Irgendwo zwischen der Hurensohn-Sache und dem Gartenhäksler war ein Knacken zu hören, der verfluchte Fettarsch hatte einfach mittendrin abgeschaltet! Wie ausgelaugt ließ ich mich wieder nieder, legte meinen Kopf auf meine Knie. Meine Wut war verflogen, Verzweiflung nahm ihren Platz ein.

Er würde Butters wirklich umbringen, dem war ich mir sicher... und ich konnte nichts tun, ich konnte nichts tun. Er würde Butters umbringen, er würde Stan und Kyle sicher ebenso umbringen, er würde all das tun, er würde es wirklich.
 

junk junk

in deiner kleinen stadt

junk

wird dein hungriger geist nicht

satt

junk junk

spring aus deinem rad

junk

du hast nichts zu verlieren

junk

junk junk

junk

junk junk

junk
 

Ich war drauf und dran alles zu verlieren, was mir etwas bedeutete. Scheiße! Das Licht ging wieder aus. Zudem war das Summen der Heizung verklungen. Oh toll, diesmal wollte er mich wohl erfrieren lassen!

Da er mir meine geliebte orange Winterjacke abgenommen hatte, saß ich nur in Jeans und Pullover in der Kälte. Noch war es halbwegs erträglich, doch das hier war Southpark, zweistellige Minusgrade waren an der Tagesordnung... Wenn ich mehr als einen Tag durchhalte, wäre das ein Wunder...
 

JUNK!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RogueTitan
2009-08-12T09:52:31+00:00 12.08.2009 11:52
0.o
cartman ist ein krankes arsch, ab holla...
und kenny tut mir so leid~
ich wil gar nicht wissen was cartman ihm angetahn hat-.-
ich kann echt verstehen warum stan und kyle verschwunden sind....



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