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no.tomorrow

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no.tomorrow Ch. 1

Darkening-Eden presents: no.tomorrow
 


 

Alternatives Universum, Science Fiction, Darkfic, Drama, Angst, Shônen-ai, Death, Lemon…
 

Alle Rechte an Yu-Gi-Oh! liegen bei Kazuki Takahashi und ich verdiene mit dem Schreiben dieser Fanfiction kein Geld.
 


 

no.tomorrow Ch. 1: sturm.wind
 


 

A shadow in the shape of a house

Slides out of a house and loses its shape on the lawn
 

Trees seek each other

As the wind within them dies
 

Darkness starts inside of things

But keeps on going when the things are gone
 

Christian Wiman: Darkness Starts
 


 

Es war einer dieser Tage, an denen die Sonne selbst zur Mittagszeit nur als fernes Glühen jenseits pechschwarzer Wolken wahrnehmbar war. Der Wind, der sich in der Nacht gedreht hatte und jetzt vom Osten her wehte, roch nach Schwefel und kalter Asche. Er riss die vertrockneten Blätter von den Zweigen verkrüppelter Bäume, deren Wurzeln den Asphalt verlassener Straßen gesprengt hatten. Breite Risse verliefen entlang rußgeschwärzter Häuserfassaden. An manchen Stellen waren sie tief genug gewesen, um den Stein zerbersten und die Gebäude einstürzen zulassen. Der rote Schein der Sonne, der hier und da die Wolken durchbrach, spiegelte sich in den Scherben zerbrochener Fenster wider. Nur die heiseren Schreie der Krähen, die am Himmel kreisten, durchbrachen die Stille.
 

Es ist, als würde die Welt den Atem anhalten, solange, bis sie erstickt.
 

Ryou stand auf einer der wenigen Brücken, die trotz ihrer gebrochenen Pfeiler und der rostigen Autowracks auf ihr noch passierbar waren, und blickte auf den Fluss, der sechzig Fuß unter ihm träge nach Süden floss. Sein dunkles Wasser riss Abfall und Unrat mit sich. Gedankenverloren beobachtete Ryou, wie ein zersplitterter Fensterrahmen unter ihm dahin trieb und folgte ihm mit den Augen, bis er ihn im trüben Dämmerlicht nicht mehr erkennen konnte.
 

Hin und wieder warf er einen Blick auf seine Armbanduhr, um sich dann daran zu erinnern, dass sie ihre hellen Ziffern schon vor ein paar Tagen erloschen waren. Bisher hatte er immer darauf Acht gegeben, die Batterien rechtzeitig zu wechseln; schließlich würde er wohl kaum eine andere funktionierende Uhr finden, nach der er sie neu stellen konnte.
 

„Als ob Uhrzeiten jetzt noch eine Rolle spielen“, hatte Bakura verächtlich gesagt.
 

Nun, für Ryou taten sie das; sie waren ein Stück Normalität gewesen, etwas, was ihn mit einem Leben verband, das er vor Jahren schon hinter sich gelassen hatte.
 

Mit kalten Fingern fischte er eine zerdrückte Zigarettenschachtel aus der Hosentasche und zündete sich eine Zigarette an. Das Feuerzeug war beinahe leer und er warf es über das eiserne Geländer der Brücke hinunter in den Fluss.
 

Ein neuerlicher Windstoß ließ ihn frösteln; der kurze schwüle Sommer war endgültig vorüber und der Herbst brach an, als wolle er dieses tote Land noch ein wenig mehr sterben lassen.
 

Warum brauchte Bakura nur so lange?
 

Wieder ertappte Ryou sich dabei, nach der Uhrzeit sehen zu wollen. Verärgert öffnete er das Armband und steckte die Uhr in seine Jackentasche. Einfach wegwerfen konnte er sie nicht, weil es bedeutet hätte, ein weiteres – vielleicht das letzte? – Stück jenes vergangenen Lebens wegzuwerfen.
 

Gerade hatte er seine Zigarette zu Ende geraucht und den Stummel dem Feuerzeug hinterher in den Fluss geworfen, als einen Automotor hörte. Erleichtert wandte er sich um. Ein Geländewagen fuhr ein Stück die Brücke hinauf und blieb dann stehen, da die Wracks ihm den Weg versperrten. Der Motor lief weiter. Ryou ging um die Wracks herum zum Auto und stieg ein.
 

„Warum warst du so lange weg?“, fragte er vorwurfsvoll.
 

Er hasste es allein zu sein, vor allem in den Städten, in denen die Stille noch tiefer und unnatürlicher erschien.
 

„Ich habe mich ein wenig umgesehen“, antwortete Bakura, als er den Wagen ein Stück zurücksetzte, um genug Platz zum Wenden zu haben.
 

„Bist du jemandem begegnet?“
 

Eine Frage, die Ryou kaum zu stellen wagte. Es war eine Zeit her, ein paar Wochen vielleicht, dass sie zum letzten Mal anderen begegnet waren. Anderen Verlorenen, Verirrten, Suchenden.
 

„Nur ein paar streunenden Hunden.“
 

Ryou biss sich auf die Unterlippe; er fror jetzt stärker. Er drehte sich auf seinem Sitz herum; seine Jacke hatte er ausgezogen und auf der Rückbank liegengelassen, als sie sich vor ein paar Stunden getrennt hatten, um sich später an der Brücke wieder zutreffen.
 

„Wohin willst du jetzt?“, fragte Ryou nach einer Weile.
 

Es war sein Wunsch gewesen, noch einmal in diese Stadt zurückzukehren, die sie jetzt auf einer Schnellstraße nach Nordosten verließen. Domino City, dort war er aufgewachsen. Nach all der vergangenen Zeit die bekannten Häuser und Straßen verlassen und zerstört wieder zu sehen, hatte ihm die Illusion genommen, auf irgendeine Weise nachhause zurückzukommen.
 

Kaum zu glauben, dass er noch immer überhaupt so etwas wie Illusionen besaß.
 

„Da du so fragst, nehme ich an, du hast eine Idee“, erwiderte Bakura.
 

Ryou musste lächeln. Man lernte sich schnell sehr gut kennen, wenn man sich inmitten einer urbanen Einöde begegnete, wie dieses Land sie war. „Ich würde gerne zum Meer fahren.“
 

Bakura warf ihm einen raschen fragenden Blick zu. „Zum Meer? Wieso das?“
 

„Ich war seit meiner frühsten Kindheit nicht am Meer. Damals hat es mir gut gefallen.“
 

„Welchem Kind gefällt das Meer nicht?“, entgegnete Bakura. „Aber warum nicht, fahren wir hin.“
 

Ryou schloss mit einem Lächeln für einen Moment die Augen. Das Meer würde von allem unberührt sein. Wenn er es sah, würde einen Moment lang die Zeit stillstehen. Etwas, worauf er sich freuen konnte.
 

Vor ihnen, im Osten, brachen die schwarzen Wolken ein Stück weit auf und für kurze Zeit fielen die roten Strahlen der Sonne auf die Erde.
 


 

In dem Herbst, in dem sich die Welt, wie die Menschen sie kannten – oder zu kennen glaubten –, sich für immer verändern sollte, war Ryou erst dreizehn Jahre alt. Er stand auf diesem kalten Bahnsteig, die Hand seiner kleinen Schwester fest in der seinen.
 

„Wo ist Mutter?“, fragte Amane.
 

„Ich weiß es nicht.“
 

Sie hatten einander verloren, vor Stunden, an einem anderen Bahnhof, an dem die Menschen sich in die ankommenden, bereits vollen Züge gedrängt hatten. Ryou hatte geglaubt, seine Mutter in einen der Wagons vor ihm steigen zu sehen, aber als er ihr mit Amane folgte, war sie nicht da. An der nächsten Station waren sie ausgestiegen und hatten sich durch die Menschenmassen gekämpft.
 

Und jetzt standen sie hier, in der Nacht, und hofften verzweifelt, ihre Mutter würde mit dem nächsten Zug kommen.
 

Aber es kam kein nächster Zug.
 


 

Ende
 


 

Schreibt mir, was ihr davon haltet; ich bin offen für Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge!

no.tomorrow Ch. 2

Darkening-Eden presents: no.tomorrow
 


 

Alternatives Universum, Science Fiction, Darkfic, Drama, Angst, Shônen-ai, Death, Lemon…
 

Alle Rechte an Yu-Gi-Oh! liegen bei Kazuki Takahashi und ich verdiene mit dem Schreiben dieser Fanfiction kein Geld.
 


 

no.tomorrow Ch. 2: mirror.mirror
 


 

It falls apart, from the very start

It falls apart
 

Seems like everything I touch

Falls apart
 

Everything around me falls apart

When I walk away from you
 

Thousand Foot Krutch: Falls Apart
 


 

Staub tanzte in den Strahlen der blassen Herbstsonne, die durch die hohen Fenster fielen. Jetzt, da kaum noch Möbel herumstanden, wirkte die Wohnung größer und heller, irgendwie kälter. Im Flur standen noch zwei Kartons aus grauer Pappe, voller Dinge, die Ryou eigentlich hatte wegwerfen wollen. Bücher, CDs, alte Fotos. Dinge, mit denen Erinnerungen verbunden waren; Erinnerungen, die später einmal vielleicht wehtun würden.
 

Oder es bereits taten.
 

Die Holzdielen knarrten unter seinen Füßen, als er ins Wohnzimmer ging. Früher war ihm das nie aufgefallen. Vor dem Fenster hingen keine Vorhänge mehr und er konnte hinaus auf den kleinen Hinterhof sehen. Stellenweise moosüberwuchertes Kopfsteinpflaster, zwei leere Mülltonnen, ein altes Auto mit einem platten Reifen. Die Fenster der Häuser gegenüber waren dunkel und leer.
 

Auf der Fensterbank stand ein Aschenbecher mit Zigarettenstummeln.
 

Ryou setzte sich daneben und lehnte sich an die kühle Fensterscheibe. Ihm schräg gegenüber hing ein schmaler Spiegel an der Wand. Staub hatte sich auf Rahmen aus dunklem Holz gelegt und ein haarfeiner Kratzer zog sich über die Oberfläche.
 

Sein Spiegelbild sah ihn aus dunklen ausdruckslosen Augen an. Ein paar Strähnen seines weißen Haares hingen ihm in die Stirn, die Ärmel seiner Jacke waren ein wenig zu lang, die Jeanshose ausgebleicht. Nebensächliche Details, denen er früher keine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Nun jedoch schien er solche Dinge stärker wahrzunehmen, ohne ihnen Bedeutung zuzumessen. Manchmal lenkten ihn ein wenig ab, von seinen Gedanken, die nicht mehr zu Ruhe kommen wollten.
 

Ich hätte draußen auf den Vermieter warten sollen, dachte er.
 

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, die Wohnung überhaupt noch einmal zu betreten; aber er musste heute seine Schlüssel abgeben.
 

Als Bakura gegangen war, knapp einen Monat, nachdem er seinen eigenen Körper erhalten hatte, hatte Ryou zunächst beschlossen, hier wohnen zu bleiben. Er hatte geglaubt, sein Leben weiterleben zu können, wie es gewesen war, bevor sein Vater ihm den Millenniumsring geschenkt hatte und der Geist darin erwacht war. Aber alles, was man erlebt, das Gute wie das Schlechte, hinterlässt seine Spuren, und schnell hatten die jähe Stille und Leere angefangen, ihn zu bedrücken

Bald schon hatte er sich gewünscht, sein Yami würde zu ihm zurückkommen, aber ihn darum zu bitten, wäre wohl vergebens gewesen. Bakura war in seine alte Heimat Ägypten zurückgekehrt; im Gegensatz zu Yami hatte er nichts, was ihn in Japan hielt, wie er sagte.
 

Der Tag seiner Abreise war im August gewesen. Schon am Morgen hatten schwere Wolken Regen angekündigt und gegen Mittag waren die Straßen von Domino City wie leergefegt gewesen, als das Gewitter schließlich über die Stadt hereingebrochen war. Ryou hatte Bakura zum Flughafen begleitet, aber obwohl er verzweifelt nach den richtigen Worten zum Abschied gesucht hatte, hatte es nichts gegeben, was er sagen konnte, als Lebewohl.
 

Manchmal gab es wohl keine richtigen Worte.
 

Zweieinhalb Monate waren seither vergangen und inzwischen hatte Ryou es aufgegeben, zu leugnen, dass er seinen Yami vermisste.
 

Mit seinen Freunden wollte er nicht darüber sprechen; er bezweifelte, dass sie ihn verstehen würden. Sie waren natürlich in erster Linie erleichtert gewesen, dass Konflikte zwischen Bakura und Yami in der nächsten Zeit voraussichtlich ausbleiben würden, und das Ärgerliche daran war, dass Ryou es ihnen nicht einmal verdenken konnte. Schließlich hatte er anfangs geglaubt, ähnlich empfinden zu können.
 

Aber da er das offensichtlich nicht konnte, hatte er diese Wohnung, die sein Vater unterhalten hatte, der die meiste Zeit über im Ausland auf Geschäftsreisen war, aufgegeben und viele seiner Möbel verkauft. Morgen schon ging sein Flug nach London, wo er für eine Weile bei entfernten Verwandten unterkommen und sich überlegen würde, was er jetzt tun sollte, da er seine Schulausbildung beendet hatte.
 

Er starrte in den Spiegel.
 

„Im Grunde spielt es keine Rolle, was du tust“, schien sein Spiegelbild zu sagen. „Solange du dich eine Zeit lang ablenken kannst.“
 

Im Grunde war es egal.
 

Nach über drei Jahren in Japan wieder nach Großbritannien zurückzukehren, wo er einen Großteil seiner Kindheit gelebt hatte, gab ihm ein seltsam befremdliches Gefühl, trotzdem würde es ihm vermutlich gut tun, Abstand von den Ereignissen der letzten Jahre zu gewinnen.
 

Was man nicht vergessen kann, kann man immerhin versuchen, zu verdrängen, wenigstens für eine Weile.
 

Er stand auf und warf einen unruhigen Blick auf seine Uhr; der Vermieter verspätete sich bereits um eine halbe Stunde. Langsam ging er zu dem Spiegel hinüber, den er die ganze Zeit über angesehen hatte, und strich über die glatte Oberfläche. Mit den Fingern fuhr er die Linie des Kratzers nach, während sein Spiegelbild unverwandt seinen Blick erwiderte.
 

„Was ist?“, fragte es, eine Spur verächtlich. „Du siehst so enttäuscht aus. Du hast bis heute gehofft, er würde noch einmal zurückkommen, nicht wahr?“
 

Ryou ließ die Hand sinken.
 

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht ärgern“, fuhr sein Spiegelbild fort. „Lass dich nicht davon abhalten, dich weiter selbst zu belügen.“
 

Ja, dachte Ryou mit einem kleinen freudlosen Lächeln. Das habe ich wohl immer schon am besten gekonnt.
 

„Du glaubst wohl wirklich, dein Fortgehen wird es besser machen, was?“, fragte sein Spiegelbild. „Aber weißt du was? Es wird gar nichts ändern; ihr werdet immer miteinander verbunden sein.“
 

Er seufzte. Es stimmte wahrscheinlich, aber er musste es trotzdem versuchen.
 

Mit einem neuerlichen Blick auf die Uhr wollte er das Zimmer schon verlassen, zögerte dann aber noch einmal und bedachte sein Spiegelbild mit einem letzten grimmigen Blick. Mit der Hand zog er die beiden Nägel aus der Wand, die den Spiegel hielten, und ließ ihn zu Boden fallen. Klirrend zerbrach das Glas.
 

Scheiß auf die sieben Jahre Unglück.
 

In der Küche warf er die Schlüssel auf die Anrichte der Einbauküche, die schon bei seinem Einzug hier gewesen war, dann verließ er die Wohnung; die Kartons im Flur ließ er einfach stehen.
 

Als er unten die Haustür hinter sich schloss, fuhr ihm der kalte Herbstwind durchs Haar. Mit schnellen Schritten lief er die Straße hinunter, auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle.
 

Im Weglaufen war er auch schon immer ziemlich gut gewesen.
 


 

Ende
 


 

Schreibt mir, was ihr davon haltet; ich bin offen für Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge!

no.tomorrow Ch. 3

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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