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no.tomorrow

von

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no.tomorrow Ch. 2

Darkening-Eden presents: no.tomorrow
 


 

Alternatives Universum, Science Fiction, Darkfic, Drama, Angst, Shônen-ai, Death, Lemon…
 

Alle Rechte an Yu-Gi-Oh! liegen bei Kazuki Takahashi und ich verdiene mit dem Schreiben dieser Fanfiction kein Geld.
 


 

no.tomorrow Ch. 2: mirror.mirror
 


 

It falls apart, from the very start

It falls apart
 

Seems like everything I touch

Falls apart
 

Everything around me falls apart

When I walk away from you
 

Thousand Foot Krutch: Falls Apart
 


 

Staub tanzte in den Strahlen der blassen Herbstsonne, die durch die hohen Fenster fielen. Jetzt, da kaum noch Möbel herumstanden, wirkte die Wohnung größer und heller, irgendwie kälter. Im Flur standen noch zwei Kartons aus grauer Pappe, voller Dinge, die Ryou eigentlich hatte wegwerfen wollen. Bücher, CDs, alte Fotos. Dinge, mit denen Erinnerungen verbunden waren; Erinnerungen, die später einmal vielleicht wehtun würden.
 

Oder es bereits taten.
 

Die Holzdielen knarrten unter seinen Füßen, als er ins Wohnzimmer ging. Früher war ihm das nie aufgefallen. Vor dem Fenster hingen keine Vorhänge mehr und er konnte hinaus auf den kleinen Hinterhof sehen. Stellenweise moosüberwuchertes Kopfsteinpflaster, zwei leere Mülltonnen, ein altes Auto mit einem platten Reifen. Die Fenster der Häuser gegenüber waren dunkel und leer.
 

Auf der Fensterbank stand ein Aschenbecher mit Zigarettenstummeln.
 

Ryou setzte sich daneben und lehnte sich an die kühle Fensterscheibe. Ihm schräg gegenüber hing ein schmaler Spiegel an der Wand. Staub hatte sich auf Rahmen aus dunklem Holz gelegt und ein haarfeiner Kratzer zog sich über die Oberfläche.
 

Sein Spiegelbild sah ihn aus dunklen ausdruckslosen Augen an. Ein paar Strähnen seines weißen Haares hingen ihm in die Stirn, die Ärmel seiner Jacke waren ein wenig zu lang, die Jeanshose ausgebleicht. Nebensächliche Details, denen er früher keine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Nun jedoch schien er solche Dinge stärker wahrzunehmen, ohne ihnen Bedeutung zuzumessen. Manchmal lenkten ihn ein wenig ab, von seinen Gedanken, die nicht mehr zu Ruhe kommen wollten.
 

Ich hätte draußen auf den Vermieter warten sollen, dachte er.
 

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, die Wohnung überhaupt noch einmal zu betreten; aber er musste heute seine Schlüssel abgeben.
 

Als Bakura gegangen war, knapp einen Monat, nachdem er seinen eigenen Körper erhalten hatte, hatte Ryou zunächst beschlossen, hier wohnen zu bleiben. Er hatte geglaubt, sein Leben weiterleben zu können, wie es gewesen war, bevor sein Vater ihm den Millenniumsring geschenkt hatte und der Geist darin erwacht war. Aber alles, was man erlebt, das Gute wie das Schlechte, hinterlässt seine Spuren, und schnell hatten die jähe Stille und Leere angefangen, ihn zu bedrücken

Bald schon hatte er sich gewünscht, sein Yami würde zu ihm zurückkommen, aber ihn darum zu bitten, wäre wohl vergebens gewesen. Bakura war in seine alte Heimat Ägypten zurückgekehrt; im Gegensatz zu Yami hatte er nichts, was ihn in Japan hielt, wie er sagte.
 

Der Tag seiner Abreise war im August gewesen. Schon am Morgen hatten schwere Wolken Regen angekündigt und gegen Mittag waren die Straßen von Domino City wie leergefegt gewesen, als das Gewitter schließlich über die Stadt hereingebrochen war. Ryou hatte Bakura zum Flughafen begleitet, aber obwohl er verzweifelt nach den richtigen Worten zum Abschied gesucht hatte, hatte es nichts gegeben, was er sagen konnte, als Lebewohl.
 

Manchmal gab es wohl keine richtigen Worte.
 

Zweieinhalb Monate waren seither vergangen und inzwischen hatte Ryou es aufgegeben, zu leugnen, dass er seinen Yami vermisste.
 

Mit seinen Freunden wollte er nicht darüber sprechen; er bezweifelte, dass sie ihn verstehen würden. Sie waren natürlich in erster Linie erleichtert gewesen, dass Konflikte zwischen Bakura und Yami in der nächsten Zeit voraussichtlich ausbleiben würden, und das Ärgerliche daran war, dass Ryou es ihnen nicht einmal verdenken konnte. Schließlich hatte er anfangs geglaubt, ähnlich empfinden zu können.
 

Aber da er das offensichtlich nicht konnte, hatte er diese Wohnung, die sein Vater unterhalten hatte, der die meiste Zeit über im Ausland auf Geschäftsreisen war, aufgegeben und viele seiner Möbel verkauft. Morgen schon ging sein Flug nach London, wo er für eine Weile bei entfernten Verwandten unterkommen und sich überlegen würde, was er jetzt tun sollte, da er seine Schulausbildung beendet hatte.
 

Er starrte in den Spiegel.
 

„Im Grunde spielt es keine Rolle, was du tust“, schien sein Spiegelbild zu sagen. „Solange du dich eine Zeit lang ablenken kannst.“
 

Im Grunde war es egal.
 

Nach über drei Jahren in Japan wieder nach Großbritannien zurückzukehren, wo er einen Großteil seiner Kindheit gelebt hatte, gab ihm ein seltsam befremdliches Gefühl, trotzdem würde es ihm vermutlich gut tun, Abstand von den Ereignissen der letzten Jahre zu gewinnen.
 

Was man nicht vergessen kann, kann man immerhin versuchen, zu verdrängen, wenigstens für eine Weile.
 

Er stand auf und warf einen unruhigen Blick auf seine Uhr; der Vermieter verspätete sich bereits um eine halbe Stunde. Langsam ging er zu dem Spiegel hinüber, den er die ganze Zeit über angesehen hatte, und strich über die glatte Oberfläche. Mit den Fingern fuhr er die Linie des Kratzers nach, während sein Spiegelbild unverwandt seinen Blick erwiderte.
 

„Was ist?“, fragte es, eine Spur verächtlich. „Du siehst so enttäuscht aus. Du hast bis heute gehofft, er würde noch einmal zurückkommen, nicht wahr?“
 

Ryou ließ die Hand sinken.
 

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht ärgern“, fuhr sein Spiegelbild fort. „Lass dich nicht davon abhalten, dich weiter selbst zu belügen.“
 

Ja, dachte Ryou mit einem kleinen freudlosen Lächeln. Das habe ich wohl immer schon am besten gekonnt.
 

„Du glaubst wohl wirklich, dein Fortgehen wird es besser machen, was?“, fragte sein Spiegelbild. „Aber weißt du was? Es wird gar nichts ändern; ihr werdet immer miteinander verbunden sein.“
 

Er seufzte. Es stimmte wahrscheinlich, aber er musste es trotzdem versuchen.
 

Mit einem neuerlichen Blick auf die Uhr wollte er das Zimmer schon verlassen, zögerte dann aber noch einmal und bedachte sein Spiegelbild mit einem letzten grimmigen Blick. Mit der Hand zog er die beiden Nägel aus der Wand, die den Spiegel hielten, und ließ ihn zu Boden fallen. Klirrend zerbrach das Glas.
 

Scheiß auf die sieben Jahre Unglück.
 

In der Küche warf er die Schlüssel auf die Anrichte der Einbauküche, die schon bei seinem Einzug hier gewesen war, dann verließ er die Wohnung; die Kartons im Flur ließ er einfach stehen.
 

Als er unten die Haustür hinter sich schloss, fuhr ihm der kalte Herbstwind durchs Haar. Mit schnellen Schritten lief er die Straße hinunter, auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle.
 

Im Weglaufen war er auch schon immer ziemlich gut gewesen.
 


 

Ende
 


 

Schreibt mir, was ihr davon haltet; ich bin offen für Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge!



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