Is Love Without Closeness Possible?
Kapitel 34:
IS LOVE WITHOUT CLOSENESS POSSIBLE?
Ist Liebe ohne Nähe möglich?
****Rückblick****
„Und jetzt sollten wir mal mit dem Unterricht anfangen.“, holte Taikis entschlossene Stimme sie aus ihren Gedanken zurück.
„J- Ja, natürlich.“, stimmte sie sofort nickend zu und hob vorsichtig ihre neue Geige hoch. Sie war wunderschön, aus glänzend edlem Holz. Sehr handlich und einfach nur perfekt. Wie für sie gemacht.
Und jetzt kam sie auch darauf, dass es wirklich vernünftiger war, wenn sie beide eine Geige besaßen, wenn er ihr wirklich das Instrument beibringen wollte. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet sie erst jetzt darauf kam. Wie konnte sie ein einzelner Mensch nur so aus dem Konzept bringen?
****Rückblick****
„Ist etwas passiert?“, mit besorgter Miene rannte Takeru auf seine Freundin zu und blieb schweratmend vor ihr stehen. „Du klangst so ernst am Telefon.“
„Ähm …“, Makoto senkte verunsichert ihren Blick. Wie sollte sie ihm das erklären? „Lass uns uns irgendwo hinsetzen … Da, auf die Bank dort drüben.“, entschied sie spontan.
„Langsam machst du mir wirklich Angst.“, sagte Takeru stirnrunzelnd, als er ihr folgte und sich schließlich neben sie setzte.
Doch Makoto ging darauf gar nicht erst ein. Sie holte tief Luft, und in ihren Augen war sofort eine tiefe Entschlossenheit zu erkennen. „Es … Es geht um dein Studium.“, begann sie mit fester Stimme.
„Schön und gut, dass mich die beiden alleine gelassen haben. Aber dass noch nichts Essbares griffbereit ist – wollen die etwa, dass ich verhungere?! Die wissen doch ganz genau, dass ich nicht kochen kann!“
Seit Yaten in der Küche gewesen war, beschwerte er sich murmelnd darüber, und inzwischen war er bereits in der Stadt angekommen.
Vor lauter Ärger passte er jedoch in der nächsten Abbiegung nicht auf, und so kam es, wie es kommen musste: Er rempelte einen anderen Passanten an und landete unsanft mit seinem Allerwertesten auf den harten Asphalt.
„Ah! Verdammt, kannst du nicht auf-“, wollte Yaten, so temperamentvoll wie er nun einmal war, den Unbekannten beschimpfen, doch sofort verstummte er mitten im Satz, als er erkannte, wer sein Kollisionspartner war.
„Minako?!“
„Du machst dir immer noch Gedanken darüber? Ach Makoto, du hast dich wirklich kein bisschen verändert in den letzten Jahren.“, warf Takeru lächelnd ein, und man sah ihm deutlich die Erleichterung an. Er hatte offensichtlich schon mit viel Schlimmerem gerechnet.
„Ich meine es ernst. Ich weiß doch, dass es schon als Kind immer dein Traum war, in Harvard zu studieren. Du darfst diesen Traum meinetwegen nicht einfach so aufgeben!“, sagte Makoto etwas lauter und sah ihm verzweifelt in die Augen.
Dieser stockte nur bei diesem alles andere als gewohnten Anblick. Ihr Blick zeigte so viel Stärke, Güte und Entschlossenheit, und dahinter verborgen doch die Unsicherheit und … ja, die Angst.
„A- Aber Makoto. Ich dachte, das hätten wir schon längst geklärt. Du bist mir wichtiger als alle meine anderen Träume zusammen! Mit dir zusammen zu sein … Das ist mein größter Traum und steht über allen.“, erklärte der Student ihr und klang nun auch sehr ernst.
Ihre starke Fassade begann langsam zu bröckeln. Nein, sie durfte nicht schwach werden. Nicht jetzt.
„T- Tut mir leid. Komm, ich helf dir auf.“, stotterte Yaten sofort etwas verlegen, erhob sich schnell, klopfte sich geschwind den Dreck von den Kleidern und bot ihr seine Hand an.
„D- Danke.“, zögernd nahm sie seine Hand an, und sofort spürten beide einen Stromschlag. Sofort ließ Minako irritiert seine Hand los und sah mit ratlosen Augen zu ihm hoch.
Auch er blickte überrascht, wenn nicht schon ein wenig geschockt und fassungslos, zu ihr hinab.
Beide fragten sich, ob der jeweils andere es auch gespürt hatte, doch sie trauten sich nicht, den anderen danach zu fragen. Zwar waren ihre Mienen mehr als eindeutig, und trotzdem war diese hundertprozentige Gewissheit nie da, besonders in solchen Situationen.
Stumm stand Minako schließlich aus eigener Kraft auf.
„Was machst du denn hier?“, fragte Yaten sie räuspernd.
„Na ja, irgendwie haben alle etwas zu tun. Usagi ist gerade mit Seiya zusammen unterwegs; Makoto trifft sich mit Takeru; Ami unternimmt etwas mit Taiki und Rei arbeitet mit Yuuichiro im Tempel.
Mir war so langweilig, da wollte ich einfach ein bisschen umherschlendern. Und was ist mit dir?“
Natürlich war es nicht unabsichtlich gewesen, dass sie alle Pärchen - unabhängig davon ob richtige oder potenzielle - genannt hatte, doch ob das Yaten aufgefallen war, war äußerst fraglich.
„Ich wollte Essen gehen. Zu Hause ist noch alles ungekocht, und ich bin nahe am Verhungern, weißt du …“, erklärte er ihr in seinem typischen genervten Tonfall.
„Oh. Also ich habe eigentlich auch nichts vor. Wenn du willst, können wir zu euch in die Villa und ich koche uns etwas Schönes. Oder wollen wir hier in irgendeinem Lokal essen?“, bot Minako ihm sofort an.
„Äh … Dann lass uns lieber nach Hause gehen. Ich mag Lokale nicht besonders; die Menschenmassen werden uns da sicher früher oder später wieder von allen Seiten belagern.“
Minako lächelte kurz, und unter anderem setzte bei diesem Anblick Yatens ihr Herzschlag aus. „Ist gut.“
http://www.youtube.com/watch?v=z8MB8zzj6oM („Yoongeun - Sad Love Story“ by Yiruma)
„Wie bitte?! Diesmal willst du unsere Liebe nur wegen meines Studiums aufgeben?!“, fragte Takeru sie entsetzt und glaubte wirklich, sich verhört zu haben.
„Nun rede doch nicht so betont abfällig von deinem Studium. Es ist eine der wichtigsten Dinge und Grundlagen deines Lebens. Deine Zukunft. Deine Existenz! Die darfst du nicht einfach so hinschmeißen!“, kam es aufgebracht von ihr. „Und außerdem müssen wir deswegen doch unsere Beziehung nicht auf’s Spiel setzen. Es gibt auch sehr erfolgreiche Fernbeziehungen.“, meinte sie etwas ruhiger und sah ihm tief in die Augen, bevor sie seine Hand nahm und sie fest drückte. „Ich bin viel zu egoistisch, um dich einfach so aufzugeben. Dich ein weiteres Mal zu verlieren ist das Schlimmste, was mir widerfahren kann.“
Takeru öffnete schon seinen Mund und wollte etwas dagegen einwerfen, doch Makoto legte bestimmt ihren Zeigefinger auf seine Lippen.
„Lass mich bitte ausreden.
Egal, wie viele Kilometer uns voneinander trennen. Meine Liebe zu dir wird von dieser Distanz unabhängig sein, sich kein bisschen verändern; durch die wachsende Sehnsucht höchstens nur noch stärker werden. Ich werde auf dich warten. Bis du dein Studium an der Harvard beendet hast und nach Japan zurückkehren wirst, um hier zu arbeiten.“
„Zwei bis drei Jahre, Makoto.“, kam es leise und zweifelnd von Takeru, der sie plötzlich flehend anblickte. „Das ist eine lange Zeit …“, fügte er leise hinzu. Sein anfänglicher Widerstand schwand mit jeder Sekunde.
„Wir werden diese Jahre schon durchstehen.“, kam es aufmunternd von Makoto, die ihn warm anlächelte.
„Ich komme dich jede Semesterferien besuchen!“, sagte der junge Mann mit einer tiefen Entschlossenheit in der Stimme.
„Das will ich doch meinen!“, sagte Makoto scherzhaft und versuchte so, ihre aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Sie durfte jetzt nicht weinen. Nicht vor ihm, denn dann würde er nicht fliegen. Auch, wenn sie sich noch so sehr danach sehnte, ihn jeden Tag sehen zu können; überall seine Wärme und Geborgenheit spüren zu können; jederzeit in seinen starken Armen liegen zu dürfen … Sie wollte seinen Traum nicht zerstören. Sie mussten Kompromisse eingehen. Nur so würde er es schaffen, all seine Träume festzuhalten.
„Ich liebe dich mein Schatz.“, flüsterte er sanft in ihr Ohr und schloss sie kurzerhand in seine Arme ein.
Sofort legte sie auch ihre Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. „Nicht weinen. Nicht weinen, Makoto! Du bist stark!“, redete sie sich in Gedanken immer ein, doch … sie schaffte es nicht. Keine Sekunde länger.
„Makoto? Was ist los?!“, fragte der Besorgte geschockt, als er merkte, wie sein T-Shirt an der Stelle, in der sie ihr Gesicht vergraben hatte, nass wurde.
Mit verweinten Augen sah sie zu ihm hoch, und bei diesem Anblick glaubte er, gerade einen Herzstillstand zu durchleiden. Doch selbst wenn dem wirklich so wäre … Es hätte ihn kein Stück gekümmert.
Ihr Gesicht sah genau verzweifelt und traurig aus wie damals, als er sich von ihr getrennt hatte. Daran dachte er nur sehr ungern zurück …
„Du … machst Schluss?“, fragte Makoto nach etlichen stillen Sekunden heiser nach.
„Ja.”, antwortete Takeru und versuchte, dabei so kalt und emotionslos wie möglich zu klingen. Es war das Beste für sie. „Es tut mir wirklich leid, aber das zwischen uns … Es geht einfach nicht mehr.“
„Verrate mir den Grund.“, flehte sie lautlos und sah ihn trotz aufsteigender Tränen und tiefer Bestürzung immer noch fest in die Augen.
Sein Herz verkrampfte sich merklich.
„Ich …”, nein, er durfte nicht nachgeben. Nicht jetzt. Er musste diese Sache durchziehen. Es wäre sonst sehr unfair Makoto gegenüber. Sie sollte glücklich werden und ihn ein für allemal vergessen. Sie durfte ihm nicht nachtrauern. Sie durfte nicht auf ihn warten und daran zerbrechen. Sie musste ihn hassen.
„Ich liebe dich nicht mehr. So einfach ist das.“
Makoto schüttelte heftig ihren Kopf. „Nein. Das glaube ich dir nicht!“, verkrampft hielt sie den hellbraunen Rockzipfel ihrer Schuluniform fest. Die heißen Tränen benetzten nun ihr gesamtes zartes Gesicht.
Takeru musste sich mächtig zusammenreißen, um nicht sofort zu ihr zu rennen und sie tröstend in seine Arme zu schließen. Ihr zärtlich zuflüstern, dass sie nicht weinen solle. Aber das durfte er nicht mehr. Nie wieder.
„Glaub was du willst, aber mit uns ist es vorbei.“, sofort drehte Takeru sich um und entfernte sich schnellen Schrittes von ihr. Keine weitere Sekunde hätte er es noch in ihrer Nähe ausgehalten, ohne sie in seine Arme zu schließen. Nicht bei dieser Art von Nähe, die ihn noch viel weiter von ihr distanzierte.
Zuvor hatte er sie nie beim Weinen gesehen. Sie war doch so ein starkes Mädchen. Selbst während ihrer Liebesbeziehung hatte sie ihm nie ihre verletzliche Seite gezeigt. Selbst, als sie ihm von ihren verunglückten Eltern erzählt hatte.
Doch nun hatte er ihre Tränen gesehen und wünschte sich, diese verletzliche Seite nie zu Gesicht bekommen zu haben. Denn das Gesicht dieses so sensibel wirkenden Mädchens, welches vollständig von Tränen durchnässt war… Dieses Bild hatte sich nun fest in sein Herz eingebrannt, und diesen Anblick würde er nie vergessen. Niemals.
„Makoto! Du musst nur ein Wort sagen, und ich bleibe immer bei dir! Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich auch an jeder Universität hier in Japan studieren kann!“, redete er verzweifelt auf sie ein und war selbst den Tränen nahe.
„Nein!“, sagte diese schnell und blickte in seine Augen, auch wenn sie ihn durch die Tränen hindurch nur eher verschwommen wahrnahm. „Ich habe schon vier Jahre lang unbewusst auf dich gewartet. Da werde ich es doch locker schaffen, weitere paar Jahre bewusst auf dich zu warten, oder?“, ein tapferes Lächeln umspielte ihre zarten Lippen.
Takeru sah sie nur lange ausdruckslos an, doch anstatt zu antworten näherte er sich immer mehr ihrem Gesicht, bis sich ihre Lippen schließlich trafen und zu einem zärtlichen Kuss verschmolzen.
„Und, schmeckt es dir?“, fragte Minako schmunzelnd, als ihr Gegenüber scheinbar genüsslich das Essen in sich hineinschaufelte.
„Wenn man Hunger hat, schmeckt einem alles.“, antwortete dieser flüchtig, nachdem er heruntergeschluckt hatte und widmete sich sogleich weiter seiner momentanen Hauptbeschäftigung.
Minako sah etwas enttäuscht zu ihrem Teller hinunter. Das war Yaten. Nur selten konnte er sich dazu durchringen, jemandem ein richtig schönes Kompliment zu machen. Aber eines stand sicher fest: Wenn er ein Kompliment machte, dann meinte er es ehrlich und ernst. Und genau das war einer der wunderbaren Züge an ihm, den sie so sehr an den jungen Mann mit den langen silbernen Haaren schätzte.
„Willst du noch mit hoch in mein Zimmer gehen?“, fragte er sie, nachdem beide gemeinsam den Tisch abgeräumt und das Geschirr in die Spülmaschine gestellt hatten.
Sofort wurde Minako verlegen. Sie beide in seinem Zimmer …?
„J- Ja. Gern.“, antwortete sie dann sofort, um sich durch ihr langes Schweigen nicht selbst zu verraten.
Was war nur los mit ihr? Sie war doch sonst nicht so … unsicher und zaghaft. Es lag wohl wirklich daran, dass die Gefühle, die sie für Yaten hegte, weit mehr als nur eine harmlose Schwärmerei waren. Sie war schwer verliebt.
Sollte sie es ihm vielleicht sogar sagen? Doch zugleich wollte sie ihre Freundschaft zu ihm nicht gefährden; sie verstanden sich doch gerade so gut. Nach einem Liebesgeständnis würde nichts mehr so sein, wie es einmal war. Zumindest das stand sicher fest.
„Dann geh schon mal hoch; ich muss noch kurz ins Bad. Einfach Treppe rauf und zweite Tür rechts.“, nach dieser kurzen Wegweisung machte er sich auch gleich auf den Weg zum Badezimmer.
Minako sah ihm kurz unauffällig hinterher, bevor sie seufzend die Treppen emporstieg.