Weighty Decision
Kapitel 18:
WEIGHTY DECISION
„Ich habe mich entschieden.“
****Rückblick****
Sollte das alles etwa vorbei sein? War das tatsächlich das Ende der wundervollsten und strahlendsten Liebe aller Zeiten?
Alle vier Schülerinnen befürchteten es, doch keiner wagte es, diesen schrecklichen Gedanken auszusprechen. Es war doch viel zu verfrüht, bereits zu diesem Zeitpunkt schon den Teufel an die Wand zu malen. Die beiden würden sich schon zusammenraufen; sie waren doch füreinander bestimmt. Aber nicht durch eine vorherbestimmte Zukunft, sondern rein aus freiem Willen.
Und genau das machte ihre wahre Liebe so einzigartig und stark.
Ihre Rose der Liebe würde schon bald sicher wieder in ihrer vollsten Pracht blühen.
Daran glaubten Rei, Ami, Makoto und Minako einfach ganz fest, trotz aller Zweifel, die sie versuchten vollständig zu verbannen. Doch es gelang ihnen einfach nicht …
****Rückblick****
http://www.youtube.com/watch?v=I2REZSj4XnE („Numb“ by Linkin Park)
I'm tired of being what you want me to be
Feeling so faithless, lost under the surface
I don't know what you're expecting of me
Put under the pressure of walking in your shoes
Laute Musik des Radios drang in sein Ohr.
Schon seit Stunden fuhr Seiya ziellos mit seinem Vehikel durch die Gegend. Er wollte sich ablenken, und das konnte er verständlicherweise schlecht, wenn er nur noch den ganzen Tag in seinem Bett lag und Löcher in die Luft starrte.
(Caught in the undertow just caught in the undertow)
Every step that I take is another mistake to you
(Caught in the undertow just caught in the undertow)
Aber ob orientierungslos durch die Stadt fahren da eine geeignete Alternative war?
Seine Gedanken kreisten selbst im Verkehr nur noch um dieses Thema ... um ihre gemeinsame Zukunft, die nie existieren durfte, weil es sonst das Leben eines unschuldigen Mädchens kosten würde ...
Und er wusste genau, was das für die beiden bedeuten würde ...
I've become so numb I can't feel you there
Become so tired so much more aware
I'm becoming this all I want to do
Is be more like me and be less like you
„Verdammt!“, schrie er mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck und gab unkontrolliert Gas.
Pfeifend fuhr Haruka durch die Innenstadt Tokyos. Michiru hatte sie dazu verdonnert, einkaufen zu gehen, während sie sich zu Hause dem Haushalt widmete. Na ja, wenn es weiter nichts war ... Einkaufen war zugegeben doch angenehmer als Wäschewaschen und Bügeln ...
Als ihr die Ampel grünes Licht gab, wollte sie gerade nach rechts abbiegen, als durch die Hauptstraße ein schwarzer Sportwagen vorbeiflitzte. Haruka trat sofort in die Bremse und konnte gerade noch eine Kollision verhindern.
„Was zum ...?“, keuchte Haruka und blickte dem Auto hinterher. Ein Lamborghini Gallardo Nera Cabrio. Ihre Augen verengten sich zu zwei Schlitzen. Sie war sich ganz sicher: Kein Zweiter in dieser Umgebung fuhr dieses nagelneue Gefährt.
Entschlossen nahm sie die Verfolgung auf.
Can't you see that you're smothering me?
Holding too tightly, afraid to lose control
Cause everything that you thought I would be
Has fallen apart right in front of you
„Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen?“, knurrte Seiya gereizt, nachdem er einen Blick auf den Rückspiegel geworfen und dort ein gelbes Cabriolet erkannt hatte. Er trat noch fester in die Pedale und flitzte los, doch Haruka blieb ihm nach wie vor auf den Fersen.
Und so ging die Verfolgungsjagd bis in den späten Nachmittag weiter. Die Stadt hatten sie schon längst hinter sich gelassen.
And I know I may end up failing too
But I know you were just like me
With someone disappointed in you
Inzwischen war Seiya direkt in einen Wald hineingefahren und machte vor dem Ufer eines strömenden, klaren Flusses Halt. Stumm schaltete er den Motor aus, blieb im Auto sitzen, lehnte sich zurück und sah nachdenklich zu dem fließenden Strom.
Es dauerte nicht lange, als er ein ungeduldiges Klopfen an seiner Seite vernahm.
„Mach sofort die Tür auf, sonst zerschmettere ich die gesamte Kiste!“, drohte die junge Frau mit den kurzen, sandblonden Haaren lautstark.
Tief Luft holend machte Seiya die Tür auf. „Was willst du?“, fragte er, und versuchte dabei, ganz ruhig und gelassen zu klingen.
Haruka stutzte. Seine Augen ... Sie waren genauso ausdruckslos wie damals, als sie auf Euphe gewesen waren, um ihn zurückzuholen. Genauso leblos und ohne Emotionen ...
„Das fragst du noch? Was ist los mit dir? Wieso fährst du wie ein Irrer durch die Gegend? Wir wären fast zusammengekracht durch deinen Leichtsinn!“, warf diese ihm gleich wütend vor, nachdem sie sich wieder gesammelt hatte.
„Oh. Sorry, das habe ich nicht bemerkt.“, entschuldigte der Schwarzhaarige sich lapidar. „Sonst noch was?“
„Ist das alles, was du zu deiner Verteidigung zu sagen hast?“, fragte die Stehende ihn verärgert. „Zwar bist du sonst auch ein lebensmüder Idiot, aber trotzdem muss es doch einen Grund geben für deine Aktion vorhin.
Du hättest uns fast umgebracht, ist dir das überhaupt klar?“, fragte sie ihn mit eindringlicher Stimme.
Seiya sah sein Gegenüber nur kurz an, bevor er schweigend ausstieg, die Fahrertür zuknallte und mit beiden Händen in den Hosentaschen vergraben zum Flussufer ging.
„Hallo? Ich habe dich etwas gefragt und verlange verdammt noch mal eine Antwort!“, erinnerte die junge Frau ihn aufbrausend und folgte ihm widerwillig.
Dieser schien sie jedoch gar nicht zu hören, ging vor dem Fluss in die Hocke und starrte wie hypnotisiert das strömende Wasser an. Es war so klar, dass man eindeutig die Steine und die schwimmenden Fische unter der Oberfläche erkennen konnte; selbst beim Licht der untergehenden Sonne, welches alles in ein trübes Orange tauchte.
Dann sah er zum Horizont. „Das Meer ... Ruhig und bodenständig. Es bleibt an seinem Ort, auch wenn er immer wieder kurzzeitig durch die Sonne verdunstet – es kommt immer wieder zurück, mit hundertprozentiger Sicherheit. Er ist genau wie das Meer ...
Aber ich ... Ich bin ganz anders. Ich bin wie dieser Fluss hier.“, er deutete mit einer kurzen Handbewegung auf ihn und senkte seinen Blick wieder auf das Gewässer. „Ständig strömend und nie an einem Platz bleibend.
Schon immer bin ich ziellos durch die Gegend geirrt; habe nie einen festen Ort gehabt, wo ich weiß, dass ich genau dort hingehöre. Und wenn ich einmal dieses wohlige Gefühl habe, macht mir das Schicksal ein Strich durch die Rechnung. Wahrscheinlich scheint es wirklich mein Schicksal zu sein, für immer ein Heimatloser zu bleiben.
Sieh dir mal die Fische an, Haruka. Selbst sie wissen, wo der Platz in ihrer Welt ist: Im Wasser. Beneidenswert, nicht wahr?“, ein bitteres Lächeln zierte dabei seine Lippen.
„Was faselst du da für wirres Zeug!? Bist du jetzt völlig übergeschnappt?!“, fragte Haruka ihn perplex, die inzwischen direkt hinter ihrem besten Freund stand. „Dein Ort ist stets an der Seite unserer Prinzessin; das haben wir doch alle bereits eingesehen! Und jetzt fängst ausgerechnet du an, daran zu zweifeln?!“
„Was bedeutet dir Usagi eigentlich wirklich?“, fragte der junge Mann und ging wieder nicht auf ihre Aussagen ein.
„Hä?“, kam es nur verständnislos von ihr und sie hob konfus eine Augenbraue in die Höhe. Wieso kam er ausgerechnet jetzt auf diese Frage?
„Antworte einfach.“, forderte Seiya sie schlicht auf, drehte sich kurz um und sah sie mit einem ernsthaften tiefen Blick an.
Haruka wurde ruhig. Er schien diese Frage wirklich ernst zu meinen. Die Rennfahrerin dachte kurz nach, bevor sie schließlich wahrheitsgemäß antwortete: „Sie ist meine Prinzessin und somit das Wertvollste, was ich habe. Und außerhalb dieser ganzen Geschichte ist sie ... so etwas wie eine kleine Schwester, die ich immer beschützen muss.“
Sie glaubte nicht, was sie dann sah: Seiya lächelte. Es war ein aufrichtiges Lächeln, und doch ... waren seine Augen nach wie vor traurig.
„Ich bin wirklich froh, das zu hören.“, begann er und stand auf. „Dann tu mir bitte diesen letzten Gefallen, okay? Pass gut auf sie auf ...“, sein Blick wurde flehend, doch seine Lippen zeigten immer noch das warme Lächeln.
Haruka blinzelte nur mehrere Male und realisierte gar nicht, um was Seiya sie gerade gebeten hatte. Doch dann …
Ein ohrenbetäubender Knall.
Die Vögel, die gerade noch friedlich auf ihren Bäumen hockten, flogen erschrocken davon mit einem flatternden Geräusch, die die grünen Blätter erzittern ließen.
„W- Was soll das heißen? Du bist ihr Freund, es ist unter anderem auch deine Hauptaufgabe, sie zu beschützen!“, schrie sie aufgebracht, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte.
Seiya rührte sich nicht und machte keine Anstalten, seine Hand auf die gerötete, brennende Wange zu legen. Es war, als ob er diesen Schlag gar nicht wahrgenommen hätte. Er hatte Harukas kommende Faust gesehen. Er hätte spielend ausweichen können, doch er hatte es einfach geschehen lassen, war ruhig in seiner Position verharrt geblieben.
Lächelnd ging Seiya dann auf Haruka zu und legte freundschaftlich eine Hand auf ihre Schulter, während er die andere in seine Hosentasche stecken ließ. „Ich war immer viel zu stolz gewesen, um es zuzugeben, aber ...
Es war wirklich eine schöne Zeit mit dir. Ich werde sie sicher niemals vergessen. Und unsere Streitereien werden mir auch sehr fehlen.“, gestand er fast schon munter, bevor er an ihr vorbeiging und zu seinem Wagen schritt.
Wie versteinert fiel Harukas Blick auf den Fluss.
Was hatte das alles zu bedeuten? Was war nur passiert? Sie verstand gar nichts mehr.
Immer noch geschockt drehte sie sich zu dem schwarzhaarigen jungen Mann um. „Seiya!“, rief sie und versuchte so, ihn zurückzuholen.
„Tut mir leid Haruka. Aber ...“, gesenkten Blickes machte er die schwarze Tür auf. „Ich habe mich bereits entschieden.“, somit stieg er ein, schaltete den Motor ein und ließ eine zutiefst schockierte Haruka zurück.
„Es tut mir leid Schätzchen, aber ... ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein. Es geht einfach nicht mehr. Ich liebe dich nicht mehr!“
Sofort schlug Usagi ihre Augen auf und saß schweißgebadet und kerzengerade in ihrem Bett. Es war dunkel in ihrem Zimmer, sodass sie nur Umrisse ihrer Möbel erkennen konnte. Dunkel ... genau wie in ihrem Herzen.
„Seiya ... Wann meldest du dich endlich? Du hast mir doch versprochen, dass du dich melden wirst ...“, flüsterte sie, und wieder spürte sie angesammelte Tränen in ihren Augenwinkeln. Sie wurde einfach nicht müde zu weinen.
Plötzlich hörte sie ein leises Klopfen an ihrem Fenster, welches sie aufschrecken ließ. Sofort sprang sie von ihrem Bett. Schon alleine die Hoffnung brachte ihr ihren gewohnten Glanz in den Augen zurück. Zumindest teilweise.
Sie zog den Vorhang beiseite und nun war der Glanz in ihren Augen vollständig zurückgekehrt.
„Seiya!“ Ohne zu zögern machte sie sofort das Fenster auf.
Die Freude währte jedoch nicht lange, als sie tief in seine Augen sah. Sie waren kälter und ausdrucksloser als je zuvor.
Langsam streckte er seine Hand aus und hielt sie ihr hin.
„Kommst du bitte mit Usagi? Ich ... muss mit dir reden.“