Ich weiß
Was will ich? Genau dieser Frage stelle ich mir gerade, während ich wohl zum hundertsten Male in den Sternenhimmel blicke und nicht begreife, welche unendlich Weite da draußen herrscht. Der Mensch begreift nur das, was er mit eigenen Augen sieht, schießt es mir durch den Kopf und ich muss eingestehen, dass da mehr als nur ein Funken Wahrheit drin liegt.
Wie oft habe ich gewonnen, wie oft verloren, aber immer habe ich weiter gemacht. Ich hatte einen Traum, einen für das sich das kämpfen gelohnt hatte. Doch jetzt scheint alles anders. Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege und ich folge ihnen. Es ist an der Zeit etwas neues zu starten, doch zuerst muss ich mit dem Alten abschließen. Aber wie? Ja das fragte ich mich bereits zum wiederholten male.
Glücklich bin ich nicht mit dem alten, doch das Neue macht mir Angst und ich will es nicht versuchen. Irgendwie Paradox. Das ganze Leben ist irgendiwe paradox. Ich will mich nicht ändern und doch will ich nicht sein wer ich bin. Was also soll ich machen?
Eine Hand legt sich auf meinen Schulter und ich sehe hoch. Blaue Augen, rein und unschuldig. Meine Miene ist verschlossen, so wie immer. Dennoch setzt er sich neben mich, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ich liebe dich.“
Die einfachheit dieser Worte ist erstaunlich und doch ist es mehr. Vollkommen klar und gleichzeitig unglaublich. Ich sehe in seinen Augen das er die Wahrheit sagt, warum auch nicht? „Mein Leben ist ein Chaos.“ sage ich, was sollte ich denn sonst sagen? Ich will ihm keine Hoffnung machen.
„Ich weiß.“
Wieder dieses Lächeln. „Ich könnte dir das Herz brechen.“ sage ich. Nicht das ich es nicht will, aber ich will ihm von Anfang an die Hoffnung nehmen.
„Ich weiß.“
Ich beobachte ihn prüfend. Seinen Augen weichen meinem Blick nicht aus. ER lacht nicht übertrieben, er ist vollkommen ernst, seltsam. Warum will ich mich ihm ausreden? „Vielleicht bin ich Morgen nicht mehr da.“ sage ich, es ist das Letzte was ich hervorbringe. Er weiß es.
„Ja.“
Ich setze mich nun endlich auf. Schaue ihm in sein entschlossenes Gesicht. „Du musst mich nehmen wie ich bin.“ erkläre ich. Seit wann war ich denn so pingelig? Mein Gegenüber lacht. Ich frage mich ernsthaft ob er verrückt ist, oder ich. Ich wollte doch etwas Neues, hier sitzt es vor mir.
„Sonst hätte ich mich wohlkaum in dich verliebt, wenn du nicht der wärst, der du bist.“
Das ist das erste Mal das er mir keine lange Erklärung gibt. Gut ich mag keine langen Reden. „Vielleicht finde ich bald etwas neues und dann werde ich dich verlassen.“ Mein letzter Trumpf. Wenn er jetzt nicht geht, ist es zu spät.
„Ich weiß.“
ER beugt sich rüber zu mir und küsst sanft aber bestimmt meine Lippen.
„Ich weiß.“
Er wiederholt diese Worte, nur zum Zweck um mir klar zu machen, dass er mich wirklich will. „Also gut.“ höre ich mich sagen und lächelnd schlingt er die Arme um mich. Ich tue gar nichts, genieße seinen Umarmung. Es tut gut, nach all der Zeit, wieder zu fühlen. Ein wenig Glück scheint mir endlich beschert. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, bleibe ich doch.
„Tyson ich mag dich.“ hauche ich leise.
Tyson aber lacht nur.
„Ich weiß, Kai!“
Unglaublich. Da sucht man nach etwas ganz neuem, sucht verzweifelt einen Weg dem Schicksal zu entkommen und dann schickt einem das Glück genau das, nachdem man solange gesucht hat. Das Leben kann manchmal wirklich verwirrend und undurchschaubar sein, doch irgendwo findet man sicher immer Halt. Und oft ist es das Unerwartete, das man erwartet...
