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Finera - New Adventures

von

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Der Schneepfad

Eisiger Wind fegte durch jede kleine Ritze, die sich zwischen den einzelnen Kleidungsstücken bildete. Sie alle fröstelten fürchterlich und die Sonne sank immer weiter auf die Bergspitzen der Umgebung zu. Faith war erschöpft, ihr Rücken und ihre Beine brannten vor Anstrengung wie Feuer und sie hatte schon vor Stunden ihr Tempo gedrosselt. Der Boden kam auf einmal mit einem Ruck näher an sie heran – sie war auf die Knie gesunken ohne es zu merken. Nur ihr stoßweiser Atem, der sofort in der Luft gefror, zeigte ihre Lebensfähigkeit.

Itsuki war sofort an ihrer Seite, half ihr wieder auf die Beine und stützte sie die nächsten paar Meter. „Komm, wir müssen weiter. Es ist nicht mehr weit.“

„Das sagtest du auch schon vor einer Stunde“, keuchte Faith und rieb sich mit dem Handschuh Schneeflocken aus dem Gesicht, obwohl man schon nach einigen Sekunden keinen Unterschied zu vorher mehr sah. „Eisbergen müssten wir doch schon längst erreicht haben.“

„Aber nicht den Tempel des Bergwächters. Komm, lauf weiter.“

Mira schleppte sich zu ihrer anderen Seite durch den Schnee. Sie sprach schon die letzten Stunden nichts mehr, setzte wie in Trance einen Fuß vor den anderen und kniff jammernd die Augen zusammen, wann immer sie eine kurze Pause einlegten.

Doch nach wenigen Minuten, in denen sie eine breite Felszunge umrundeten, erwiesen sich Itsukis Worte als wahr. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen die schwachen Umrisse eines Zauns in Sicht, die auf einen verschneiten Tempel direkt am Berg zuliefen. Hinter dem Tempel ragte die Bergspitze in die Höhe, sie waren ganz oben auf dem Mount Ni angekommen.

„Oh Gott, endlich. Ich sterbe.“ Faith wurde mit letzter Kraft schneller, Mira ebenfalls.

Itsuki führte die beiden die letzten Meter bis zu den ordentlich gefegten Steintreppen des Tempels, die auf eine schmale, überdachte Veranda führten. Er betätigte den massiven Türklopfer aus Eisen, wartete einen Moment und trat zurück, als die Tür nach innen aufschwang.

Vor ihnen stand eine alte Frau mit herrischem Gesichtsausdruck und langen, grauen Haaren, die sie zu einem strengen Dutt geformt hatte. „Itsuki.“ Keine Begrüßung, kein gar nichts, lediglich eine wenig begeisterte Feststellung. „Und Besuch?“

Er nickte und stand ganz straff, was man sogar durch die dicke Winterkleidung sehen konnte. „Großmutter, das sind Faith Loraire und Mireillia Dawnington, meine Reisebegleitungen. Wir würden gerne bis zum Ende der Finera-Liga und des Großen Festivals hier bleiben.“

Seine Großmutter rührte sich keinen Millimeter, bis sie wortlos auf dem Absatz drehte und die Tür hinter sich offen ließ.

Zufrieden bat Itsuki die beiden Mädchen rein, schloss die dicke Tür hinter ihnen und zog sofort Handschuhe und Mütze aus. Von der Kälte draußen waren seine Wangen gerötet, ebenso die von Mira und Faith. „Sie ist etwas schwierig“, entschuldigte er das Verhalten seiner Oma und senkte dabei den Blick.

„Sagen deine Eltern da nichts zu?“, erkundigte Faith sich, während sie ihren Mantel ablegte.

Etwas traurig schüttelte Itsuki den Kopf. „Meine Mutter hat uns schon vor Jahren verlassen und mein Vater ist kurz darauf fortgegangen, damit er sich ganz um seine Arbeit kümmern kann. Meine beiden älteren Schwestern haben immer auf mich aufgepasst, ihr werdet sie sicherlich noch kennen lernen.“

Keine zehn Sekunden, nachdem er dies gesagt hatte, erklang von weiter im Inneren des Tempels ein Freudenschrei, dem gehetztes Trappeln folgte. Eine dünne Papiertür wurde zur Seite geschoben und eine junge Frau mit langen, blonden Haare riss Itsuki in eine stürmische Umarmung. „Bruderherz, du bist wieder hier! Wie habe ich dich doch vermisst.“

Itsuki lachte und schob seine ältere Schwester zur Seite. „Minami, das sind Faith und Mira. Ich habe ihr schon von euch erzählt.“

Minami legte den Kopf schief. Auch wenn sie ihren Bruder stürmisch begrüßt hatte, besaß sie ebenso wie er eine distanzierte, eisige Aura. „Er hat euch ganz schön auf Trab gehalten mit der Sache bei Team Dark, hm?“

„Es hat sich ja alles aufgeklärt“, erwiderte Faith und begrüßte Minami freundlich.

Hinter Minami betrat nun Itsukis älteste Schwester den Flur. Sie war groß, hatte sehr helle Haut und weißblonde Haare, sodass sie wie eine zerbrechliche Puppe wirkte. Lächelnd hieß sie die beiden Gäste im Nebeltempel willkommen. „Itsuki, es ist schön, dass du hier bist. Ich werde euch gleich einen heißen Jasmintee aufsetzen. Kommt doch mit in die Küche.“

„Minako wird von unserer Großmutter zur nächsten Tempelwächterin ausgebildet. Wir hoffen alle, dass sie niemals so eine Schreckschraube wird wie Großmutter“, flüsterte Minami Mira und Faith zu.

Itsuki stieß ihr leicht in die Rippen, drehte sich dann allerdings zu seinen beiden Mitreisenden um. „Wenn Großmutter euch zu forsch gegenübertritt oder ihr Probleme mit ihr bekommt, sagt mir bitte sofort Bescheid.“ Nur zu deutlich wurde er hier Zuhause jeden Tag daran erinnert, dass seine Mutter einst in dem schrecklichen Schneesturm das Haus verließ, weil ihre Schwiegermutter sie nicht ausstehen konnte und Itsukis Vater sich nicht zwischen seiner großen Liebe und seiner eigenen Mutter entscheiden wollte.

Minami stimmte Itsuki sofort zu. „Sollte das der Fall sein, dann könnt ihr jederzeit zu mir nach Eisbergen kommen. Meine Wohnung ist zwar klein, aber euch drei bekomme ich schon noch irgendwo unter. Ich bin bei der erstbesten Gelegenheit hier ausgezogen und so wie ich ihn einschätze, wird Itsuki auch nicht mehr lange bleiben. Selbst Vater ist gegangen.“

Mira warf Faith einen verwirrten und entkräfteten Blick zu, den sie sofort verstand. „Danke für das Angebot, Minami. Ich denke, wir können da nach einem Abendessen und dem Tee in Ruhe drüber reden?“

„Sicher“, meinte diese sofort gedehnt. „Ihr werdet bestimmt noch auf mein Angebot zurückkommen.“
 

Bereits am späten Abend wussten Faith, Mira und Itsuki, dass Minami Recht behalten würde. Itsukis Großmutter brachte den beiden unangemeldeten Gästen jegliche Ignoranz entgegen, die sie aufbieten konnte. Ihren Enkel hingegen tadelte sie ständig und hielt ihm vor, dass ihr geliebter Sohn, sein Vater, in seinem Alter schön stärkere Pokémon gehabt hatte. Sie war überhaupt nicht damit einverstanden, dass Itsuki nach seinem zweiten Orden die Arenakämpfe sein gelassen hatte und ließ ihn dies bei jeder noch so winzigen Gelegenheit deutlich spüren.

Minako bemühte sich ständig die Wogen zu glätten. Sie unterhielt sich mit Mira und Faith und wechselte sofort das Thema, wenn ihre Großmutter einen bissigen Kommentar über die Unfähigkeit der heutigen Jugend zum Besten gab.

„Wir sehen uns dann morgen Vormittag in Eisbergen.“ Minami drückte ihren kleinen Bruder und nickte den beiden anderen zu. Um ihre Mundwinkel spiegelte sich für einen kurzen Moment der Schalk. „Ich habe doch gewusst, dass ihr euch hier nicht wohl fühlen werdet. Kommt einfach nach dem Frühstück vorbei. Ich bin mir sicher, dass die alte Schabracke euch nur zu gerne wieder vor die Tür setzt.“

„Bis morgen, Minami.“ Itsuki winkte ihr anschließend noch einen Moment aus dem Fenster hinterher, drehte sich zu Faith und Mira um und gähnte. „Es tut mir leid, dass meine Oma sich mal wieder von ihrer Bitterschokoladenseite präsentiert. Manchmal ist sie auch ganz okay.“

„Ach, das ist schon in Ordnung“, erwiderte Mira müde und kuschelte sich in ihren Schlafsack. „Sie ist doch auch nur ein Mensch.“

„Und du bist zu nett“, murrte Faith ebenfalls vollkommen erschöpft. Miras Antwort bekam sie schon gar nicht mehr mit, denn sie befand sich bereits im Traumland bei der Finera-Liga.

In drei Tagen würde die Liga endlich beginnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-07-26T08:51:49+00:00 26.07.2011 10:51
....
Die Alte gefällt mir nicht o.o
*zitter*
Aber seine Schwestern sind ganz okay~ ._.
Ml sehen, wie weit sie in der Liga kommen wird! :D
also schreib schnell weiter :)
Von:  fahnm
2011-07-25T21:51:05+00:00 25.07.2011 23:51
KLasse Kapi^^
Von:  Yurippe
2011-07-25T21:27:05+00:00 25.07.2011 23:27
Armer Itsuki. Seine Schwestern sind mir sympathisch, aber die Oma... O.o

Ich freue mich schon auf den Beginn der Liga, vor allem weil Joel dann wieder auftauchen wird - hoffentlich klärt sich alles zwischen ihm und Faith!




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