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Finera - New Adventures

von

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Sektfrühstück

Faith hatte schon lange nicht mehr so tief und erholsam geschlafen wie in der vergangenen Nacht, das stellte sie morgens beim Aufwachen fest. Wobei es Vormittag wohl eher treffen würde, denn obwohl sie sonst eher eine Frühaufsteherin war, zeigte die Wanduhr bereits kurz nach zehn Uhr an. Faith starrte einen Moment auf die Uhr, dann bildete sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht und sie hüpfte mit ihrem Kulturbeutel und frischen Klamotten in das Badezimmer.

Nachdem sie eine lange Dusche genossen hatte und voller Neid kurz davor war eines der flauschigen Flanellhandtücher in ihren Rucksack zu stecken, band sie sich die Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen und trat hinaus auf den Flur. Sie hörte keine Stimmen, an denen sie sich hätte orientieren können, daher steuerte sie das einzige Zimmer an, das sie noch zusammenbekam: Miras. Doch Fehlanzeige, auf ihr Klopfen reagierte die Koordinatorin nicht und als Faith vorsichtig den Kopf durch einen Türspalt schob, fand sie das andere Gästezimmer verlassen vor.

„Kann ich Ihnen helfen, Miss Faith?“

Faith schreckte zusammen, stieß sich an der Türkante und schob die Tür schnell wieder zu. Dann drehte sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln um und musste erst einmal verdauen, dass sie eine grauhaarige Frau in schwarzer Dienstbotenkleidung vor sich stehen sah. „Eh…“

„Master Joel bat mich nach Ihnen zu sehen. Miss Mira und Miss Trixi frühstücken im Wintergarten, Sie würden ihnen sicherlich gerne Gesellschaft leisten?“

„Master… Joel? Was? Eh, ja, würde ich.“

Die Angestellte der Lights nickte und führte Faith die Treppe runter, durch einen breiten Flur, einen in Blau gestalteten Salon in den Wintergarten, wo Mira und Trixi wie zwei Fürstinnen an einem gläsernen Tisch saßen und aus Kristallgeschirr ein wahrlich königliches Mahl zu sich nahmen.

Als Faith eintrat, hoben beide Mädchen den Kopf, doch nur Trixi sagte etwas. „Vielen Dank, Gwen, Sie können gehen.“

„Sehr wohl, Miss Trixi. Lassen Sie es sich schmecken, Miss Faith.“ Mit einem Knicks verabschiedete die ältere Frau sich und verschwand durch eine andere Tür als die, durch die sie mit Faith gekommen war.

Diese begriff noch immer nicht den Luxus, in dem die Lights lebten, doch sie ließ sich auf einen gepolsterten Stuhl sinken und betrachtete das reichliche Büffet vor sich. „Was macht ihr mit den ganzen Lebensmitteln, die nicht beim Frühstück gegessen werden?“ Mit großen Augen betrachtete Faith eine Schale mit frischen Himbeeren, daneben waren gekochte Eier, Tee, Kaffee, frisch gepresster Orangensaft, Croissants, Brioche mit Mascarpone, Brötchen, Brot, Müsli… Wie Sektfrühstück nur ohne Sekt. Sie konnte gar nicht alles auf einmal erfassen.

Trixi genoss die Bewunderung von Faith, warf eine braune Haarsträhne nach hinten und lächelte. „Ich gebe zu, dass Gwen sich heute selbst übertroffen hat. Sie ist unsere Haushälterin und Köchin, ihr Brioche ist wirklich ausgezeichnet. Du musst davon probieren.“ Gut gelaunt legte Trixi eines der Teilchen mit Mascarpone auf Faiths Kristallteller, dann widmete sie sich wieder ihrem Joghurt mit frischen Himbeeren.

„Joel hat vorhin Evan und Itsuki Bescheid gesagt, dass wir hier bei ihm sind. Ich glaube, Evan war davon nicht begeistert, aber im Moment kann man es ihm wohl auch nicht recht machen. Bist du gerade erst aufgestanden?“ Mira grinste sie über ihr gehobenes Glas hinweg an.

War die Frage an sie gerichtet? „Oh, ja, gerade eben erst. Meine Güte, das hier ist ja der totale Wahnsinn! Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.“ Während Faith sich eine riesige Portion Himbeeren zu dem Brioche auf ihren Teller lud, inspizierte sie die Getränke und entschied sich für ein großes Glas Orangensaft und eine kleine Tasse Tee. „Joel hat niemals erwähnt, dass er wie ein Kaiser speisen kann.“

„Joel erwähnt solche Dinge für gewöhnlich nie, er hat kein Faible für diese Kleinigkeiten.“ In Trixis Stimme schwang ein Hauch von ehrlichem Bedauern mit, doch kurz darauf hatte sie wieder ihr undurchdringliches Pokerface und legte, als sie fertig mit Essen war, ihr Messer auf den Teller. „Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, mein Maniküretermin ist in einer halben Stunde. Lasst euch Zeit mit dem Frühstück, Gwen wird alles abräumen, sobald ihr fertig seid. Mira, ich hole dich danach für den Friseur ab.“

Die Angesprochene nickte und bedankte sich mit vollem Mund, dann spülte sie alles mit einem Schluck Tee runter und lächelte Faith verlegen an. „Trixi hat gemeint, dass meine Haarspitzen total splissig und kaputt sind. Sie hat einen Termin für mich beide bei ihrem Friseur gemacht, vielleicht lasse ich mir einen neuen Haarschnitt verpassen.“

„Na du scheinst dich mit deiner größten Rivalin ja prächtig zu verstehen.“

Mira wurde rot und wartete, bis Faith aufgegessen hatte. Danach bedankten die beiden Mädchen sich bei Gwen für das köstliche Frühstück und machten sich auf die Suche nach Joel, der laut Gwen irgendwo im Seitenflügel der Villa ein Gespräch mit seiner Mutter hatte. Gerade als Mira und Faith die Eingangshalle durchquerten, kamen ihnen Joel und seine Mutter entgegen.

Joels Mutter strahlte die beiden Mädchen mit einem offenen Lächeln an. Trixi war ihr wirklich aus dem Gesicht geschnitten, nur dass die Mutter der Light-Zwillinge schon ein paar Lachfalten um Augen und Mund hatte. „Ihr seid Mira und Faith, Joel hat mir schon von euch erzählt. Es freut mich wirklich sehr, dass ihr hier seid, Joel bringt nur selten Freunde mit nach Hause.“

„Weil ich selbst kaum Zuhause bin“, verbesserte er seine Mutter, schien aber bei ihr gegen eine offenherzige Wand zu reden.

„Du musst Mira sein“, plapperte seine Mutter sofort weiter und wandte sich an die junge Koordinatorin mit den lavendelfarbenen Haaren. „Ich hatte zu meiner Zeit ein Nachtara, aber sicherlich könnte ich dir und deinem Psiana ein paar Tipps geben? Na komm mal mit und erzähl mir von den Bändern, die du schon gewonnen hast.“ Mira konnte gar nicht protestieren, denn Joels Mutter hatte sich bereits wie eine alte Freundin bei ihr eingehakt und führte sie von Faith und Joel weg, die den beiden hinterher schauten.

„Deine Mutter scheint sehr nett zu sein.“

„Sie redet manchmal zu viel“, sprach der Trainer vollkommen unverblümt und zuckte mit den Schultern. „Also sehe ich das richtig, dass du jetzt ganz alleine durch die Villa streifst und nichts zu tun hast?“

„Ich denke, ich finde schon eine Beschäftigung, aber…“

Bevor Faith etwas dagegen sagen konnte, grinste Joel sie auch schon an und zog sie hinter sich her zur Treppe, von wo aus sie zu seinem Zimmer gingen. Im Inneren des Zimmers schien Sniebel auf seinen Trainer zu warten, doch beim Anblick von Faith huschte Sniebel von dem Sofa, auf dem es gerade gesessen hatte, und machte den beiden Platz.

„Dein Zimmer ist größer als unser ganzes Haus.“

„Du übertreibst“, lachte er kopfschüttelnd und setzte sich neben sie auf das Sofa.

Zwar musste Faith schmunzeln, doch sie bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck. „Nein, ich meine das wirklich ernst. Zumindest ist es größer als mein Zimmer und unser Gästezimmer zusammen. Es muss doch unglaublich cool sein so zu wohnen.“

„Es ist zwar angenehm, aber ich würde mich auch mit normalen Wohnverhältnissen zufrieden geben. Ich bin kein typisches Mitglied der Familie Light, für mich steht Geld nicht auf Platz Eins der Rangliste der Lebensziele.“

„So hätte ich dich auch nicht eingeschätzt“, erklärte Faith ihm und kam sich irgendwie deplatziert vor. Joel lebte in so einem riesigen Haus, hatte eigene Hausangestellte, bekam das köstlichste Essen jeden Tag nach dem Schnabel gekocht… Er hatte alles, im Gegensatz zu ihm war sie ein nichts, ein Aschenputtel.

„Hey, alles klar?“ Besorgt legte er einen Arm um ihre Schulter und zog sie leicht zu sich, bis Faith dem sanften Druck nachgab und sich an seine Seite lehnte. „Tut mir leid, wenn ich was Falsches gesagt habe…“

„Nein. Nein, das hast du wirklich nicht. Es ist nur so, dass ich gerade etwas überfordert bin. Klar, das Frühstück war großartig, aber ganz ehrlich… Brioche und Mascarpone?“

Nachdenklich legte Joel die Stirn in Falten. „Zu viel des Guten?“

„Nicht nur zu viel, du hättest eine halbe Fußballmannschaft mit dem ganzen Essen versorgen können. Das ist doch… Verliert ihr da nicht die wesentlichen Dinge aus den Augen?“

„Die da wären?“

„Ich weiß nicht“, murmelte Faith und kuschelte sich seufzend an ihn. Joel schwieg zwar, aber sie spürte trotzdem, dass er den sanften Druck um sie nicht verringert hatte. „Es ist nett hier, aber ich wäre auch im Pokémoncenter glücklich.“

„Du kannst jederzeit gehen, Faith. Ich werde dich nicht wie eine Gefangene behandeln. Ich kann dem Chauffeur sagen, dass er deine Sachen nach dem Mittagessen zurückbringen soll. Wenn das dein Wunsch ist, meine ich. Du musst es mir nur sagen.“

„Hm“, machte sie leise und schloss die Augen. Ein unbekanntes Gefühl kam in ihr auf, breitete sich aus und ließ ein warmes Kribbeln in ihrer Magengegend zurück. Darmgrippe? „Nein, ich bleibe hier. Aber ich möchte mein Ziel nicht aus den Augen verlieren und so schnell es geht um den nächsten Orden kämpfen.“

„Geht mir auch so.“ Schmunzelnd lehnte Joel seinen Kopf zur Seite, bis er Faiths Haare an seiner Wange spüren konnte. „Lass uns gleich morgen zur Arena gehen. Ich mag mein Zuhause, aber wenn mein Vater von seiner Arbeitsreise zurückkommt, möchte ich wieder weg sein. Der Orden hier ist schon unser siebter Orden, nicht mehr lange und wir können an der Liga teilnehmen.“

„Da stimme ich dir voll und ganz zu.“

„Dann müssen wir uns aber beeilen. Die nächste Ligakonferenz beginnt wie jedes Jahr traditionell an Neujahr.“

Faith nickte mit geschlossenen Augen. „Noch eineinhalb Monate, aber das kriege ich hin… Wir kriegen das hin.“

Die beiden saßen noch eine ganze Weile schweigend beisammen, hingen ihren Gedanken nach und träumten jeder für sich von der Liga in Eisbergen, die in diesem Moment zum Greifen nah erschien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-07-11T15:33:00+00:00 11.07.2011 17:33
Solche Wohnverhältnisse will ich auch haben ._.
*die Lights anneid*
Na ich hoffe, das Joel seinem Vater nicht über den Weg laufen muss~
._.
zu der Mutter sag ich mal nix....
Von:  Yurippe
2011-07-02T06:46:16+00:00 02.07.2011 08:46
Trixi ist genial. <3 (Und isst anscheinend Yoghurt mit einem Nesser. xD)

Joels Mutter ist ja auch ne Marke für sich. xD

Wunderschönes Ende für dieses Kapitel. <3 Hoffentlich schaffen es auch wirklich beide in die Liga und zerstreiten sich nicht darüber.
Von:  sweetkiss12
2011-07-02T05:43:18+00:00 02.07.2011 07:43
das kapitel war echt super besonders da sich faith und joel nah
gekommen sind mach weiter so


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