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Finera - New Adventures

von

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Herz aus Glas

Stille.

Faith atmete kaum ein und aus, sie war wie gelähmt, alles in ihr spannte sich an. Die Schmerzen, die ihr das Herz sprengten, rissen sie aus ihrer Lähmung. Mit einem halbgroßen Schritt stand sie vor Itsuki, holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige.

Klatsch.

Tränen liefen ihr die Wangen herunter und verschleierten ihre Sicht, doch Faith bemerkte es kaum. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken umher, sie konnte nicht glauben, dass ausgerechnet Itsuki in der schwarzen Kluft von Team Dark vor ihr stand. Ausgerechnet Itsuki… „Warum…?“

Er hatte sich keinen Millimeter bewegt, auch hielt er sich nicht die gerötete Wange. Seine eisblauen Augen waren fest auf Faith gerichtet, als könnte sein Blick alleine Felsen zum Bersten bringen. „Lass es mich erklären…“

„Nein…“ Erschrocken riss Faith die Augen auf, wich einen Schritt zurück und bekam auf einem Tisch hinter sich ein Messer zu fassen. Sie umfasste es, spürte nicht einmal den Schmerz, als sie sich mit der Schneide ins eigene Fleisch schnitt.

„Scheiße.“ Itsuki fuhr sich durch die weizenblonden Haare, trat hektisch zu ihr und zog ihre Hand nach vorne. Als er das Blut durch die zusammengepressten Finger rinnen sah, wurde er eine Spur blasser im Gesicht. „Gib mir das Messer, Faith.“

„Lass mich los!“, schrie sie, entwand sich seinem Griff und schleuderte das Messer auf den Boden, wo es unter eine Kiste rutschte. „Ich hasse dich! Hörst du? Ich hasse dich!“

Itsuki wich nach hinten zurück, bis gut zweieinhalb Meter zwischen ihnen waren. Beide schwiegen, starrten sich an und die Schuldvorwürfe hingen unausgesprochen wie Dunst in der Luft. Es war der kühle Blonde, der zuerst seine Sprache wiederfand, als er sah, wie Faith sich die blutende Hand hielt. Ruhig ging er an einen kleinen Metallkoffer und zog ein schwarzes Handtuch hervor. „Press das auf die Wunde.“ Er warf es ihr zu.

Faith rührte sich nicht und ließ das Handtuch vor sich auf den Boden fallen. Voller Abneigung starrte sie ihn an. „Wie habe ich dir nur vertrauen können! Du bist ein Pokémonmörder! Itsuki, wie kannst du das tun, nach allem, was wir in dem Bunker gesehen haben?“

„Du lässt es mich ja nicht erklären!“

„Da gibt es nichts zu erklären, Mistkerl!“, fauchte die Jungtrainerin aufgebracht, beugte sich vornüber und begann in lautes Schluchzen auszubrechen. Wieso ausgerechnet Itsuki? Sie waren gemeinsam gereist, hatten zusammen gelacht, waren zu Freunden geworden… Als sie seine vorsichtige Berührung am Rücken spürte, zuckte sie zusammen, richtete sich auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Fass mich nicht an! Du gehörst zu ihnen, du bist ein Mitglied von Team Dark.“

Es schmerzte ihn sie loszulassen, dann nickte er langsam und zückte einen Pokéball. „Faith, es tut mir so leid. Du hättest es nie erfahren sollen.“ Itsuki wirkte so ruhig wie immer, während er ein Frosdedje entließ. Sein Schneppke musste sich weiterentwickelt haben.

Faith riss die Augen erneut auf und von alleine befreite sich Bibor aus dem Pokéball. Es baute sich schützend vor seiner Trainerin auf und schlug drohend mit den Flügeln. Musste es soweit kommen, dass sie gegen Itsuki kämpfte? „Lass mich gehen, ich will mit alledem nichts zu tun haben.“

Itsuki schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann nicht. Videoüberwachung.“

Wütend zog sie die Luft durch die Zähne ein, wobei ihr ein kalter Schauer von den Zahnwurzeln bis ins Rückenmark schoss. Auch begann der Schmerz ihrer Hand allmählich zu ihrem Verstand durchzudringen, das Adrenalin hatte ganze Arbeit geleistet. „Ich will nicht gegen dich kämpfen, Itsuki. Wir waren mal Freunde.“

„Faith, bitte…“

Nein!

Bei ihrem aufgebrachten Schrei schnellte Bibor nach vorne und schoss eine Salve Giftstachel auf Frosdedje ab. Itsukis Starter steckte den Treffer locker weg, konterte jedoch nicht.

Faith musste nicht länger darüber nachdenken, sie nutzte den Moment und stieß Itsuki zur Seite. Ihre Schritte waren benommen und mehr als einmal taumelte sie, doch sie fand unbeschadet den Weg zurück zum Geheimgang – Bibor folgte ihr dicht auf den Fersen, hinter Bibor erklangen wiederum Itsukis Schritte.

„Faith, bleib stehen!“

„Lass mich in Ruhe!“ Faiths Stimme klang heiser und schrill, sie wurde kein bisschen langsamer. Aufgewühlt pfriemelte sie an ihrem Gürtel, bis sie Bibors Pokéball in den Händen hielt und ihren Partner zurück in den Ball ziehen konnte. In dem dunklen Geheimgang würde Bibor sich nur noch schlechter zurechtfinden als sie. Begleitet von Frosdedjes Unheilböen schloss sich der Geheimgang um sie. Keine einzige Sekunde gönnte sie sich eine Pause, sie rannte weiter und weiter auch wenn sie die eigene Hand vor Augen nicht sehen konnte.

Irgendwann wurden Itsukis Schritte leiser und langsamer, sie musste ihn abgehängt haben. Doch noch immer rannte Faith weiter. Sie wusste nicht einmal, wie lange sie schon lief, vermutlich hatte sie den Eingang mit der Ritterrüstung schon längst wieder hinter sich gelassen. Bis der Gang ein Ende hatte, würde sie weiterlaufen. Fort von Itsuki. Fort von dem Tagebuch, das sie gefunden und gelesen hatte. Einfach nur weg…
 

Es waren Sekunden vergangen, die zu Minuten wurden. Minuten zu Stunden.

Faith schleifte sich zitternd und verletzt durch den Gang, der sie schon vor langer Zeit eine Steintreppe hinunter in einen Erdgang geführt hatte, der wie ein alter Stollen von Balken gestützt wurde. Glumanda lief neben ihr und klammerte sich ängstlich am Hosenbein seiner Trainerin fest, aber immerhin spendete die Flamme an seiner Schwanzspitze ein wenig Licht in der Dunkelheit.

Erschöpft stoppte Faith, schaute nach oben, wo eine gute Armlänge über ihrem Kopf die Decke des Gangs war. Alles um sie herum begann sich zu drehen, als Faith auf die Knie sank und schließlich mit dem Oberkörper ebenfalls auf den Erdboden aufschlug.

„Gluma!“ Erschrocken schrie Glumanda auf, lief um Faiths Körper herum und hockte sich besorgt und weinerlich neben ihrem Gesicht auf den Boden. „Glu… Glumanda…“

Faith stöhnte, der Schwindel wurde nur noch stärker und die Schmerzen in ihrer Hand nahmen immer noch weiter zu. Sie hatte nicht gemerkt, wie tief der Schnitt gewesen war, aber ihr Blut hing nun getrocknet an ihrer Kleidung, während bei jeder Bewegung der Hand der Schorf aufriss und erneut die Flüssigkeit hellrot über die Innenseite ihrer Hand quoll. „Mach dir keine Sorgen, Glumanda. Ich muss mich nur einen Moment ausruhen…“

„Glu!“ Das kleine Feuerpokémon kniff Faith in die Wange, woraufhin diese erneut stöhnte und sich ein kleines Stück auf die Seite drehte. „Manda?“

„Komm her…“ Sie streckte die unverletzte Hand nach der Feuerechse aus, zog Glumanda in eine Umarmung und schloss anschließend die Augen. Ihre Gedanken kreisten die ganze Zeit um Itsuki, sie konnte es nicht verkraften, dass ausgerechnet er einer von den Bösen sein sollte. Wie hatte er ihr das nur antun können? Wie hatte ihr erst jetzt bewusst werden können, dass sie ein wenig in ihn verliebt war? Ihr Herz war zerbrechlich, ein Herz aus Glas. Doch Itsuki hatte es zertrümmert, die Scherben schnitten tief in ihre Seele.

„Manda, manda!“

„Lass mich schlafen…“

„Glu“, sprach Glumanda gedehnt und zerrte an Faiths türkisfarbenen Haaren.

Die Trainerin murrte und öffnete die Augen. Ihre Sicht war verschwommen, sie konnte kaum etwas erkennen, so übel war ihr. „Heiliger Waldwächter, wenn es dich wirklich gibt, lass mich das hier überstehen…“ Dass Glumanda weiter an ihr zog, um sie zum Aufstehen zu bewegen, war ihr kaum mehr bewusst. Faiths Blick fiel auf einen grünen Schatten, der schemenhaft auf sie zukam und sich über sie beugte. Dann verlor Faith das Bewusstsein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  yazumi-chan
2014-11-02T14:28:43+00:00 02.11.2014 15:28
Oha.
Ich gebe zu, mit der Wendung hatte ich nicht gerechnet, aber umso besser :D Ich muss mich jetzt allerdings sehr davon abhalten, die früheren Szenen mit Itsuki nochmal nachzulesen, um sein Verhalten zu analysieren xD
Ich bin sehr gespannt, was ihn dazu veranlasst hat.
Antwort von:  Kalliope
03.11.2014 19:43
Ich hoffe, dass die Auflösung später verständlich ist. Leider ist es schon so lange her und ich kann mich nicht mehr so richtig an die ganzen Details aus Finera erinnern :/
Antwort von:  yazumi-chan
03.11.2014 19:50
xDD Das kann passieren :´D
Von: abgemeldet
2011-04-05T18:26:10+00:00 05.04.2011 20:26
WOW!
Ich glaub das Kapitel fand ich sogar besser als das letzte. Mich würden Itsukis Beweggründe echt interessieren, jedoch verstehe ich Faith echt. Man konnte wiedermal super mitfühlen.
Zudem fand ich stelle toll, wie Bibor sich selbst befreit hat.. das Bienchen ist mir echt sympatisch :D
Wer wohl jetzt kommt? Ich bin echt gespannt >__< *rumhampel*
Freu mich schon aufs nächste Kapitel und Glückwunsch zu den 300 Kommentare! Die Arbeit zahlt sich aus :D
Von:  sweetkiss12
2011-04-05T16:18:10+00:00 05.04.2011 18:18
wow wcht super kapitel

ich kann faith echt gut verstehen ihr herz ist gebrochen
ich hoffe ihr passiert nichts naja freu mich aufs nächste kapitel
heute hast du meinen tag gerettet
Von:  mudblood
2011-04-05T16:07:18+00:00 05.04.2011 18:07
uuuuuund wieder ein Cliffhanger
Du scheinst das zu lieben, was (;

Also wieder mal ein schönes Kapitel und ich hoffe, dass jemand ganz bestimmtes sie findet, obwohl das sicher abwegig und ne spur zu schnulzig wäre x)

Schreib flott weiter.

glg
Von:  Yurippe
2011-04-05T15:40:20+00:00 05.04.2011 17:40
Oh, schicker Kapiteltitel.
Und es ist wirklich Itsuki!!! >____<

Faith' Reaktion kann ich verstehen. :(

Oh, ich hab zum ersten Mal einen Fehler gefunden!
"Schmerzlich ließ er sie los" --> Das geht ja wohl nicht, ne? ;)

Und noch einer. O.o
hockte sich besorgt und weinerlich --> Nicht eher "weinend"? Weinerlich ist doch eine Charaktereigenschaft. ^^;

Argh, schon wieder ein CLiffhanger!!! >_____________________<

Aber dass Itsuki wirklich... ;____;


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